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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.05.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191005226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19100522
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19100522
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-05
- Tag 1910-05-22
-
Monat
1910-05
-
Jahr
1910
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)10. Anzeigen-Press Bezugs-Preis Amlsvlatt Lss Nates und des Nokizciamtes Ser ZtaSt Leinssg 104. Jahrgang Nr. 139 Sonnlag, »en 22. Mal ISIS l. li SI.10L. dLdSt in Illinois 16.AL r. r. !l 2! 5 ) 1! L?! so« so« 1 ) > l. I. l. die Wer von sein > h L. L. «. L L. ll. S. 8. * Auf der Insel Rhodos hat griechischer Waren begonnen. 2 i >! ) W 00« 0 lt 0 e i. i. i.so ' >30 !so der Boykott (S. Ausl.) o » li o * Der Aviatiker deLesseps hat den K a n a l über flogen. (S. Letzte Dep.) m ptor. * 75 006 Kohlenbergleute erklärten den Streik. dv.SLL. 80.60 L 8t.-L 20.48« 2Ü.Z0L * In Arbeitgeberkreisen erwartet man, wie uns aus Berlin gemeldet wird, den Beginn der Einigungsverhandlungen im Bau- ge werbe im Reichsamt des Innern nicht vor Ende nächster Woche, keineswegs aber schon am Montag. i4Z4st U.jü ItgLO iKA großen Juristen. Auch die deutsche Rechtslehre verliert in ihm ihren Nestor. Von 1889 bis jetzt hat Planck als ordentlicher Honorar professor an der Juristenfakultät Köttingens ge lehrt, und die Ruhezeit des Pfingstfestes erschien ihm noch vor wenigen Tagen als eine kurze erfrischende Rast, nicht als das Ende seines Wirkens. Das Schicksal hat es anders gewollt. Trauernd stehen wir am Ziele eines Lebens, das reich wie selten eines an geistigem Inhalt und an allem Glanze war, mit dem der Dank des Staates und die Verehrung der Zeitgenossen einen Großen umgeben kann. Wer ihm persön lich begegnen durfte, dem wird er durch das Beispiel edlen Menschentums unvergeßlich sein. Mehr als 40 Jahre seines Lebens hat Planck das Leid einer schweren Augenkrankheit ge tragen, das ihm 1874 vollständig die Sehkraft nahm. Alle Schicksalsschläge vermochten nichts gegen den sieghaften Lebensmut und sonnige Heiterkeit seines Kinderherzens, ihm näher trat, wird nicht müde, diesem Manne zu erzählen, dem Christentum, hatte. Und dieser Zeilen, Denkers trat, Güte mit der Zauberkraft des Bildes des blinden Homer. krok. I)r. iur. kartsek-üöttillZvu. 14625 Eso Abo Gottlieb Planck -s-. (1824—1910.) Eine Trauerkunde bewegt schmerzlich die gesamte deutsche Juristenwelt und findet Wider hall bei dem deutschen Volke: Gottlieb Planck ist nicht mehr — das deutsche Volk trauert um einen Gesetzgeber. Als Planck zum ersten Male im politischen Leben Deutschlands genannt wurde, war er „der tapfere Obergerichtsassessor", der die libe ralen Reformgedanken von 1848 mannhaft gegen die hannöversche Regierung verteidigte. Im Kampf gegen die reaktionäre Haltung König Georgs V. ward er Mitglied der Zweiten hannöverschen Kammer. Als die Verordnung vom 1. August 1855 die hannöversche Verfassung durch einseitigen Willkürakt in wichtigen Punkten abänderte, be stritt Planck in einer Schrift die verbindliche Kraft dieses königlichen Dekretes. Er hatte seinen Freimut mit einer Disziplinar-Verurtei- lung und später damit zu büßen, daß er bei der reaktionären Aenderung der Gerichtsverfassung Hannovers auf Wartegeld gesetzt wurde. Auch Planck gehört zu den Begründern des National vereins, wie er stets einer der besten Männer der nationalliberalen Partei geblieben ist. Sein Name ist verknüpft mit dem konstituieren den Reichstag von 1867, mit den Verhandlungen des preußischen Abgeordnetenhauses nach 1866 und mit den Beratungen des deutschen Reichs tages in den ersten Jahren nach der Gründung des neuen Reiches. So gehört schon der Anteil, den Planck an den politischen Kämpfen der 50er und 60er Jahre hatte, der Geschichte an. Aber zu weittragender und in ferne Zukunft nach wirkender Schöpferarbeit berief ihn das Streben des deutschen Volkes nach der Rechtseinheit. Planck hatte schon als Mitglied der ersten Kommission für die Ausarbeitung eines Ent wurfs zum Bürgerlichen Gesetzbuch das Familien recht bearbeitet, hatte als Generalreferent in der Kommission für die zweite Lesung des Ent wurfes gewirkt und vertrat dann den Entwurf im Reichstage. So hat er das große Werk der privatrechtlichen Kodifikation als einer der tätigsten Mitarbeiter zur Reife ge führt und ost entscheidenden Einfluß auf die Gestaltung der Rechtssätze geübt. Und als es galt, die Praxis und die Wissenschaft heimisch zu machen in dem neuen Bau, war er einer der Führer in der wissenschaftlichen Durch- denkung des Gesetzbuches. Er unternahm die Herausgabe des ersten großen wissenschaftlichen Kommentars, der für die Praxis und für die Rechtswissenschaft in den zehn Jahren nach dem Inkrafttreten des neuen Bürgerlichen Gesetz buches die wichtigste Grundlage zur Beherrschung des Gesetzesstoffes gab und stets den dauernden Wert behalten wird, den die Werke haben, welche die Rechtsmeinung eine« Gesetzesredaktors der Nachwelt überliefern. Die Gesetzgebung, die Rechtsprechung, die Wissenschaft trauern um einen von Deutschland« * Der russische Kriegsminister hat in der Duma eine Eeheimvorlage betr. wehr eingebracht. die Reichs.- Das Wichtigste. * Der Deutsche Flottenverein tritt am Sonntag in Berlin zu seiner diesjährigen Tagung zusammen. wird nicht zu erzählen, die Lebensstimmung gegeben wer, wie der Schreiber in die schlichte Heimstatt dieses den ergriff seine warmherzige Nso NÄ 85.10 L 216.40«. Nebenwg»- z-d-eöeti. >c»i» 1^1. l./L ./6^ 1VS.«. IS) ^IbLZOL l. . 85.-8. - 84.104. s-r.-s. b 'Ui.keniäl^ c, INiaa. «r Leipzig ux» «orort, dun- mei«r« Träger und Spediteure 2m«I täglich n>t hau« gebrach»: VS H monatl-, merteliäbrl. Bel untern Filialen u. An» nahmeltellen abgebolt: IS H monatl., >.TS ^tz viertrljLhrl. Durch dir «oft: innerbald Deuitchiand» nnb der denvchn »nlonien »ierteliäbrl. !t.4v monatl. l.lst auttchl. Postdeftellacld. ferner m Belgien, Lünemark, den Donauslaaten, Italien, Luxemburg, Niederlande, Nor wegen, Oesterreich-Ungarn, tzintzland, Schweden, Schweiz u. Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch di» Äcichitttlielle oe« Blatte» erhältlich. La« Leipziger Tageblatt ertchein, 2 mal iLglich, Sonn» u. Feiertag» nur morgen«. Yvonne.. rnt-Ännaiime i Augustuüplatz 8, bei unteren Trägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briefträgern. »inzeld-ckaufeprei« der Morgen« latgabe 10 der 2ldendgu»gabr i» Redaktion und Geschäftsstelle: Johannisgaste 8. Srrntvrecher: I«SSL 14898. 14894. Das Scklutzvotum des Serrentzsules Der dritten Abstimmung über die preußische Wahlrechtsvorlage am 29. April hat nun das Herren haus nach der verfassungsmäßigen Pause von drei Wochen am 21. Mai die eigentliche Schlußabstimmung folgen lassen. Da nach der Verfassung die Edlen und Erlauchten in diesem Stadium des gesetzgeberischen Aktes nur noch zu votieren haben, aber, im Gegensatz zum Abgeordnetenhaus, nicht mehr zum Thema sprechen dürfen, vollzog sich die Schlußhandlung rasch und schmerzlos. Ihr Ergebnis, das wir bereits in der gestrigen Abendausgabe mitteilten, ist das gleiche wie vor drei Wochen: die Wahlrechtsvorlage ist rn der Formung, die ihr durch die Herrenhauskommission zuteil wurde, endgültig akzeptiert worden und geht nun ans Abgeordnetenhaus zurück, wo sie hoffentlich — abgelehnt wird. Daß einem liberalen Manne tue Zustimmung zu diesem sonderbaren Produkt konser vativer Vejorgnis um Machtminderung nickt zu gemutet werden darf, haben wir wiederholt be gründet, daß die Nationaliberalen, wenn anders sie sich an ihre ebenfalls schon oft zitierten Magde burger Beschlüsse gebunden erachten, dieses Werk nicht guthcißen können, ist selbstverständlich. Hedes weitere Wort über Zukunftsmöglichkeiten wäre im Augenblick nur eine Wiederholung des schon ost' Ge sagten. > Was an der letzten Abstimmung des Herren hauses vielleicht noch interessiert, ist die Verschiebung der Abstimmungsziffcrn und besonders noch der Pcr- sonalwechsel im Sitzungssaale selbst. Am 29. April stimmten 140 Herrcnhausmitglieder mit Ja und 90 mit Nein, am 21. Mai standen 127 auf der Iaseite, 52 auf der Ncinssite. Das Haus war also bei der Wiederholung der Abstimmung schwächer beseht, und auch die Stimmendifferenz ist geringer geworden. Es waren manche zugegen, die bei der näheren Ab stimmung gejchlt hatten. Auf der Iaseite lind u. a hinzugekommcn der Bruder Kaiserin, Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein, die Oberbürgermeister Adickes (Frankfurt ä. M.), Schmieding (Dortmund) und Tramm (Hannover); aus den Kreisen der In dustrie und der Dankwelt Herr v. Siemens und der Direktor der Deutschen Bank v. Gwinner. Verloren hatte dagegen die Iaseite durch die Abwesenheit des nationalliberalen Reichstagsabgeordneten Prinzen zu Schönaich-Tarolath, das den Nationalliberalcn im Abgeordnetenhanse sehr zu denken geben sollte, und des Fürsten Lichnowski. Auf die Neinseite traten neu die Fürsten zu Dohna-Schlobitten, zu Salm-Salm und zu Salm-Rcisfcrscheidt, ferner Fürst Psenburg und der polnische Fürst Radziwill, endlich Dr. Wachler Nun hat das Abgeordnetenhaus das Wart. Ueber seine Willensmeinuna gehen die Vermutungen noch weit auseinander. Das eine aber ist heute schon gewiß: Mag die Abstimmung zugunsten der Herren- hausocschlüsse oder zu deren Ungünsten ausfallen, der Kampf um die Neugestaltung des preußischen Wahl rechts wird das politische Leben der nächsten Jahre beherrschen, und wenn noch so viele Grafen Roon in der „Kreuzztg." als Lodrcdner der sog. „alten, guten", aber heute doch eben überwundenen Zett auftreten würden. I deoUgec Slie» ite. Wt Leullchlsnü als Erzieher. Eine Brüsseler Ausstellungsstudie. (Don unserem -o-Korrespondenten.) Brüssel, 21. Mai. Ich wollte heute schon mit meinen Detailschildc- rungcn aus der deutschen Abteilung beginnen. Da haben mich aber die Erfahrungen der Pfingstjeiertage und zwei Zeitungsartikel zu Gedanken angeregt, die für meine deutschen Landsleute auch nicht ohne In teresse jein werden. Am Pfingstsonntag abends 8 Uhr schellte es an meiner Wohnung. Zwei deutsche Herren aus dem Rheinland, davon der eine ein persönlicher Bekannter von mir, baten mich um Unterkunft. Seit mittags halb 2 Uhr waren sie fruchtlos von Hotel zu Hotel gelaufen, hatten vergeblich im offiziellen Wohnungs bureau Nachfrage gehalten und nebst einer Zahl weiterer Bekannter endlich todmüde für einen horren den Preis in einem Restaurant sich hungrig ge gessen. Ich will hier gleich einfließen lassen, daß die Hotelpreise mangels jeder behördlichen oder innungs aufsichtlichen Maßnahme ins Ungeheuerliche gestiegen sind, daß kein Droschkenkutscher mehr unter 7 Franken eine einfache Fahrt macht und daß der Fremde ge schröpft wird, wo überhaupt an ihm zu schröpfen ist. Ich bin freilich gewohnt, an derartige Ausbeutungen unseren deutschen Maßstab zu legen. Ich denke daran, daß bei uns in Deutschland in solchen Fällen die Polizei die Tarife der Fiaker, Omnibusse, Führer usw. genau festseht, dafür sorgt, daß die Eetränkepreise in jedem Restaurant an sichtbarer Stelle angeschlagen sind und daß die Vereinigung der Gasthausbesitzer und Hoteliers stets vorher die Höchstpreise festsetzt, um eben Mißbräuche zu verhüten. Aber daß ein derartiges Treiben auch auf belgischer Seite entschiedene Verur teilung findet, das beweist ein Artikel in der heutigen „Gazette", in dem den so profitwütigen Herren vor gehalten wird, daß sie durch ihre lleberforderungen nicht nur das Renommee der Stadt, sondern schließ lich auch ihren eigenen Geldbeutel schädigen würden. Solche Zustände wurden gar bald im Ausland bekannt werden und viele Besucher veranlassen, in Nachbar städten zu kampieren. Es gelang mir, innerhalb einer Stunde die sämt lichen deutschen Herren unterzubringen, denn an Pri- oatzimmern ist in einer Stadt wie Brüssel, wo das Einfamilienhaus vorherrscht, niemals Mangel. Nur Kat es eben auch hier die AussteNungsleituna unter lassen, durch Rundfragen oder wiederholte öffentliche Aufforderungen die Wohnungsinhaber zur Anmel dung ihrer freistehenden Zimmer zu veranlassen. Ein anderes Bild: Die Aussteller für Beleuchtung und elektrische Einrichtungen haben Ende voriger Woche gegen die Ausstellungsleitung einen Entschädi gungsprozeß auf Grund des nachfolgenden geradezu unglaublichen Tatbestandes eingeleitet. Wegen der Feuergefährlichkeit hat man diese Abteilung nicht in den allgemeinen Industriehallen untergebracht, son dern ihnen einen Flügel des Palais du Gänie civil angewiesen. Es bueb bei der Anweisung. Bis heute ist der Flügel nicht allein nicht fertiggestellt, sondern „bis auf weiteres" unbenutzbar. Gerade so wie die Eröffnung der französischen Sektion angeblich wegen des Todes König Eduards — „dieser Mortimer starb sehr gelegen!" — bis auf weiteres vertagt wurde. Dio beteiligten Industriellen hatten ihren Stolz darein gesetzt, die Elektrizitätsausstellung zur Er öffnung der Ausstellung fertig zu haben. Nun können sie ihre Ausstellung im — Eüterdepot der Staats bahn eröffnen, denn dort lagern ihre Waren „bis auf weiteres", nämlich bis das Palais du Eönie civil fertig ist. Nun haben die Industriellen die Ausstel- lunasleitung verklagt, weil diese mit ihnen den Kon trakt geschlossen hat. An wem eigentlich die Schuld liegt, das wird erst der Prozeß ergeben. Nr. 3. Ich weiß nicht, ob Sie den deutschen Aus stellungskatalog kennen. Es ist das nur dem Namen nach ein Katalog, in Wirklichkeit ein Lehrbuch für Ausstellungswesen und eine Einführung in die ge samte deutsche Industrie. Gründlichkeit, Wissenschaft lichkeit und profunde Sachkenntnis haben sich da ver einigt, dem Vaterland zum Stolz, unserer Industrie zur glänzendsten Empfehlung, unserer Kunst zu hoher Ehre. Ein hervorragender Anteil sällt einem Leip ziger zu, dem Professor Walter Tiemann, der die künstlerische Leitung des Druckes besorgte. „Lesen Sic seine Abhandlungen und Sie werden finden, daß sie von Männern geschrieben sind, die die Materie souverän beherrschen. Sie finden dort nicht nur, was für jeden gebildeten Mann von allgemeinem Interesse ist, sondern auch alles, was vom Standpunkt des Aus stellers aus nützlich und mitteilenswert ist", so schreibt ein französisches Blatt, und fügt dann weiter bei: „Der leitende Gedanke bei seiner Abfassung war eben nicht der, Geld aus den Inscrierungen heraus zuschlagen, und trotzdem kommen Ausstellungsleitung und Aussteller dabei auf ihre Rechnung. Dergleichen Sie damit das belgische System — der belgische Kata log besteht in einer alphabetisch aneinandergereihten Ausführung der Aussteller, die dafür hohe progressive Insertionskosten zahlen mußten — und Sie werden frappiert sein. Dasistwiedcrumeinefener Lehren, die uns die deutsche Abteilung gibt.« Damit bin ich bei dem Thema, das in der Ueber- sckrift steht. Deutschland hat durch seine Abteilung nicht nur eine Ruhmestat geschaffen, sondern den anderen Nationen auch ein Muster gegeben, wie man Ausstellungen errichtet und e wntrario auch was man für Fehler dabei vermeiden soll. Der erste Eindruck auf die fremden Nationen war der der Verblüffung, dann kam die Bewunderung und zuletzt die — Selbst erkenntnis. Im ersten Augenblick schrieb noch das „Petit Journal" von Paris teils neidvoll, teils weh mütig und resigniert: „Deutschland hat seinen Er folg seiner auch in kommerziellen Dingen herrschenden Disziplin und Methodik zu verdanken, die nun ein mal im Wesen dieses Volkes liegen und die eben für andere Nationen unerreichbar bleiben." Aber nun mehr regen sich schon allenthalben Stimmen, die nicht auf eine untätige Resignation, sondern auf den heißen Wunsch nach Nacheiferung gestimmt sind. Man muß vor allem den Belgiern die Gerechtigkeit lassen, dag sie sich nicht mit Schlagworten begnügen, sondern planmäßig die Gründe herauszufinden suchen, warum xo?o». , Sick 21 Li W 428g L 224ÜL . Slöatltt. UNS Deutschen eigentlich das Werk so gut gelungen ist. Und daß sie bei dieser Erforschung auf dem rich tigen Wege sind, das beweist ein glänzend geschriebe ner Artikel einer hiesigen angesehenen Zertuim, die als Grund des deutschen Triumphes vier Haupt eigenschaften des deutschen Wesens angibt: „Metho dik, Zähigkeit, Konsequenz und Vereinigung von idealem und geschäftlichem Geist." Nur Hütte sie noch hinzufügen sollen: Einheitliche Organisation, selbst gewollte Unterordnung der Einzelinteressen zum Heile des gemeinschaftlichen Ganzen und ein weit schauender Blick, der stets den momentanen kleinen Vorteil dem bleibenden Gewinn hintanzusetzcn weiß. So hat Deutschland die anderen Nationen gelehrt, daß nicht das amerikanische Prinzip das allein zum Ziele führende ist. Freilich kann man auch mit Geld und Reklame allein große Geschäfte machen. Das ist der Weg, den leider die belgische Ausstellungslcitung gegangen ist. Seit Monaten wird mit Tamtam offiziell verkündet, die Ausstellung würde zum Er öffnungstermine fertig kein, seit Monaten hören wir die Gute des „demnächst" erscheinenden offiziellen Ausstellungskataloge? in allen Tonarten preisen. Der Tag der Eröffnung naht, die Publikation des Kata loge-, (Kostenpreis 8 Franken) erfolgt, und die Aus stellung ist eben so fertig, wie der Katalog muster gültig ist. Sollte man es für möglich halten, daß man die Redaktion und Publikation des als „amt lich" edierten Kataloge? einer privaten Reklamefirma übertragen hat, die — von ihrem Standpunkt au? ganz berechtigt — natürlich so viel zu verdienen sucht wie möglich und de?halb die Aussteller pro Zeile laut progressiver Taxe Insertionsgebühren zahlen läßt! Freilich war es für die Ausstellungsleitung auch ein glattes „Geschäft , sie hat ohne jede Arbeit die sicher große Pachtsumme für das Ausgaberecht vereinnahmt, ebenso wie sie Hunderttausende durch die Anpreisung, die Ausstellung werde fertig sein, an Eintrittsgeldern vereinnahmt hat. Wenn so die Leitung selbst die Ausstellung als melkende Kuh betrachtet, darf sie sich da wundern, daß die einzelnen Aussteller auch nur ihren Privatoorteil verfolgen und, um die jetzt sehr teuren Arbeitskräfte zu sparen, ruhig mit der Er richtung ihrer Stände „bis auf weiteres" warten? Jetzt freilich, durch den erzieherischen Einfluß des deutschen Werkes, beginnt sich in immer weiteren Kreisen die Ueberzeugung Bahn zu brechen, daß der deutsche Weg ebenso zum Ziele führt wie der ameri kanische und bleibenderen Wert hat. Ohne großes Trara etwas Vollendetes schaffen durch einmütiges Zusammenwirken aller Beteiligten, durch Hintan setzung der persönlichen Vorteile und dann das muster hafte Ganze einwirken und rllckwirken lassen auf die einzelnen Bausteine, zu zeigen, daß man auch ge schäftliche und ideale Zwecke zum Vorteil der ersteren miteinander verbinden kann — das ist die Lehre, die Deutschland den anderen Völkern erteilt hat. Und sie .fühlen es recht gut heraus, daß auch dieser Weg ein rentabler ist, daß zwar nicht jede Ausgabe unmittel bar, dafür aber dauernd sich bezahlt macht und daß nur so allein ein Gefühl innerlicher Befriedigung bei den Schaffenden erzeugt wird — eines jener ideellen Imponderabilien, ohne die dauernd keine Arbeit ge deihen kann. Es ist wie ein Traum, dasselbe Deutschland, das noch vor annähernd 4 Jahrzehnten auf der Pariser Weltausstellung eine klägliche Nolle spielte, dasselbe Deutschland erteilt jetzt der ganzen Welt Instruktion und — findet aufmerksame Schüler. Und noch merk würdiger ist es, daß all dies im Grunde doch nur die deutsche Volksseele zuwege gebracht hat, dieses einst so verachtete und verspottete Ding. Der deutsche Michel hat seine Schlafmütze mit dem Strahlenhelin vertauscht, aber der Schädelinhalt ist Gottlob! der gleiche geblieben. Auch heute noch schaut er immer noch etwas nach den Sternen, selbst wenn er Maschi nen baut und Weltausstellungen beschickt. Oeutlckes Reick. Leipzig, 22. Mai. * An der Erörterung der französischen Zolltarif novelle, die, wie berichtet, am 20. Mai im Ncicksarit des Innern stattfand, haben als Vertreter des König reichs Sachsen die stellvertretenden Bundcsraisbevoll- mächtigten Geh. Regierungsräte v. Sichart und Dr. Hallbauer teilgenommen. * Der nationalliberale Verein für Frankenberg und Umgebung hielt kürzlich seine gutbesuchte ordent liche Hauptversammlung unter Leitung des ersten Vorsitzenden, Fabrikant Otto Nendel, ab. Nach Erledigung des geschäftlichen Teiles der Tagesord nung folgten zwei Referate. Parteisekretär Ereupncr aus Chemnitz sprach, wie uns berichtet wird, über die politische Lage in Deutschland. Landtagsabgeordnctsr Schiehler gab in großen Zügen einen Bericht über die abgelaufene Tagung des sächsischen Landtags. Beide Redner fanden lebhaften ungeteilten Beifall. Die freie Aussprache beschäftigte sich in der Haupt fache mit inneren Parteiangelegenheiten. * Von Herrn Landtagsadgeordnetem Langhammcr erhalten wir folgende Erklärung der Tapeten- Jndustrie - Aktien - Gesellschaft (Tiag) mit der Bitte um Veröffentlichung zugesandt: „Wir haben Kenntnis von den Vorwürfen, die seit Januar 1909 unausgesetzt gegen Herrn Lang Hammer, anläßlich des Verkaufes seiner Fabrik an die Tapeten-Jndustrie-Aktien-Gescllschaft, von ver schiedenen Seiten erhoben worden sind. Auf Grund unserer genauen Sachkenntnis uno nochmaliger Prüfung des Sachstandes erklären wir, daß die gegen Herrn Langhammer erhobenen Vor würfe, u. a. daß er von uns „gekauft" worden wäre, unrichtig sind. Der Verkauf seiner Fabrik vollzog sich vielmehr nach streng soliden, kaufmännischen Grundsätzen, insbesondere auf Grund vorliegender Taxen. Wir sind auch der Ueberzeugung, daß er sich weder vor noch während, noch nach den Verkaufsverhand lungen einer Handlung schuldig gemacht hat, die vom kaufmännischen oder moralischen Standpunkte aus anfechtbar gewesen wäre. Im Gegenteil, nach dem Verkauf hat er erfolg reich mitaewirkt, zwischen der Tapeten-Industrie- Aknen-Eesellschast und den Mitgliedern des „Vereins tipMcrTagMM Handelszeitttng. Der Bericht über die Sitzung des Herrenhauses hat folgenden Wortlaut: Berlin, 21. Mai. (Tel.) Haus und Tribünen waren gut besetzt. Am Ministertisch: Minister v. Moltke, Beseler und v. Arnim Der Präsident teilte mit, daß der Kron prinz für die Glückwünsche des Hauses zu seinem Geburtstage gedankt habe, ebenso der Kaiser für die die treue Teilnahme an der tiefen Trauer über den Heimgang seines Oheims. Darauf wurde die Wabl- rechtsvorlage in zweiter Abstimmung mit 127 gegen 82 Stimmen angenommen. Dr Iick«ral« «r» und Umgehn, »i» S^ivaktene SO «m breit, Petit,eil« di« 74 m» dreit« »eklamezeile l »« «»»wärt» Uv diev-imen 1.20 Iosrrat« »»« veddrdn ,» «mtNchen ?eU di, 74 wm brrit, Petitzeil« 40 ez, »«tchafttinzeiaen mit P atzvorlchriften on» i» der Aixnbautaab« im Preis« erhöht. Nabatt nach laril. veilagegebLbr L ». Lauirnd exkl. Postgebühr, gesterteilt« «ustrlg» können mcht zurück- o,»»gen werden. Für da« Srscheinen »n beNimmten Lage» und Plätzen wird kein, Saranti« übernommen. «»zeigen, «nnahme, Uugustu»pl«tz 8, d«i sämtlichen Fillal« u. allen Annoncen- itlpedUionen de« I» und «Utlande«. P«nvr-«iliülr vrrlln: <«rl Du ucker, Herz^I. Dayr. Hofloch- h«ndlung, Lützmostratze IL (Telephon VI, Nr. 4E). Pautzt-gilialr Dre-trin ««estratze «, I (Telephon 4Ü21).
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