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Dienstag. 23 20 Mar) 1860 Erscheint , Dienstag- und Freitag«. An beziehen durch alle Post anstalten. Weißeritz-Zeitung. Prei« pro Quartal >a Rgr. Inserate die spalten« Zeile 8 Pfg. Amts- md Anzngt-Dlatt der KSWichk» Mmchts-Amtkr md A«dkith» zu Dippoldinmlde, /rmtustki« md M«dtk>. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Taqesgeschichte. Dippoldiswalde. Der diesige Gcwerbe-Ver« ein hat bei der, am 16. d. Mts. stattgehabten Feier seines Stiftungsfestes, deS zweiten seit seinem Bestehen, wieder das Glück gehabt, dasselbe in allen seinen Thcilen zur vollen Befriedigung der Mitglieder verlaufen zu sehen. Wir berichten daher mit Freuden darüber und sprechen auch hier den Wunsch aus: daß der alte gute Geist, der Geist des besonnenen und be scheidenen Weiterstrebens, des gemüthlichen Einverneh mens und ZnsaminenstehenS, in Aller Kopf und Herzen foctbestehen, fortwachscn und fortgedeihcn möge! — Die am Nachmittage dcö Festtags nach 4 Uhr abge- baltene Festsitzung eröffnete der Vorsitzende, Buchdrucker Jehne, mit einer Ansprache an die ziemlich zahlreich Versammelten. Hierauf hielt Herr Dr. mess. Poppe die eigentliche Festrede. Er sprach über die bevor stehenden unvermeidlichen Reformen im Gewerbwesen und wie diese Veränderungen daü Pflichtbewusstsein der Gewerbtreibenden gegen sich selbst, insbesondere aber gegen die ihrer Unterweisung Anvertrauten, ihre Lehr linge re., wach rufen müßten, um die erste Bedingung — die Tüchtigkeit im Fache — welche alle und jede Bedenken in Beziehung auf das fernere Fortkommen abmindere, zu erfüllen; wie ferner die Arbeitskraft deö fleißigen und tüchtigen GewcrbsmanneS das einträglichste und edelste Capital bleiben werde und müsse. Dies mit vielem Fleiß bearbeitete Thema hat in seiner Aus einandersetzung gewiß auf alle Zuhörer den günstigsten Eindruck gemacht; möge er ein bleibender und dem Vereine wie jedem Einzelnen nutzbringender sein! Herr Advocat Niebel, Secretär deS Vereins, gab hierauf einen Bericht über das im verflossenen Vereinsjahre Geschehene, an welchen sich die Ablegung der für die Casscnvcrhältnisse sehr günstigen Jahresrechnung durch Hrn.CassirerTheu erka u f schloß. UeberBeides wird in einer der nächsten Nrn. dieses Bl. eine ausführlichere Mitheilung folgen. Der Festsitzung folgte Abends 7 Uhr ein einfaches Mahl, an welchem 120 Personen Tbeil nahmen. Vor erst müssen wir der aufopfernden Thätigkeit des Vereins mitgliedes, Herrn Scilermstr. Lotze gedenken, welcher in Ermangelung von grünem Waldschmuck den Saal mit Guirlanben ans buntem Papier einfach, aber ge schmackvoll decorirt hatte. Sodann verdient auch der Wirth, Herr Thiele, für die gut und billig dargcrcichtcn Speisen unsere volle Anerkennung. Der Verlauf des Mahles war ein höchst befriedigender: es kam manches ernste und heitere Wort zum Vorschein, und wir bedauern, nicht Alles, was gesprochen worden ist, hier wiedergeben zu können. Bürgermeister Rüger brachte das erste Hoch aus, auf Se. Maj. den König; sodann Vorsteher Jehne auf die Gewerbevereine, als Träger und Förderer der gewerblichen Interessen, und namentlich auf den hiesigen Verein; Adv. Riedel auf unsere städtischen Kollegien, welche die VereinSzwccke unterstützen; Lehrer Engelmann brachte ein Pereat allen Weiberfeinden. Der Vorstand des Vereins ließ die anwesenden Gäste leben, wofür I)r. T h e i l e aus Lungwitz mit einem Hoch auf die Stadt Dippoldiswalde und ihre gemüthlichen Bewohner dankte. Conditor Liebmann gedachte des Directorii und Adv. Riedel deS Vergnügungsin- spcctorS Lotze, während dieser Weisel und Drohne des Vereinöbicnenstvckes leben ließ. Amtmann Leh- m a n n wünschte Glück und Wohlfahrt für die gewerb liche» Räume der Stadt Dippoldiswalde; Adv. Kanzler nahm von Arnbt'S Tode Veranlassung, dem deutschen Geiste und dem deutschen Vaterlande ein Glas zu weihen; l)r. Tbei le trank auf die Segnungen des Friedens, Bürgermeister Rüger auf das Gedeihen des Bergbaues im Bödcken, Scilermstr. Lotze auf das baldige Finden von Kohlen in Golbcroda. Rector Nadler ließ den Schnectcmpcl auf dem Markte, als ein Zeichen des in unser» Mauern sich regenden SpeculationSgeisteS, und die Actionärc sammt der zu hoffenden reichen Dividende leben; Bürgermeister Rüger die Stenographen; Lehrer Engelmann das Schooßkind deö Vereins, die Sonn- tagSschule; Scilermstr Lotze die Seiler, weil sie das Böse mit Gutem überspinnen re. re. Außerdem ver fehlten auch zwei Tafellieder voll Witz und Geist ihre Wirkung auf die Tischgenossen nicht, weshalb auch der Dichter derselben durch ein Hoch gefeiert wurde. Unter dem höchst günstigen Eindrücke des Fest, inahles spann sich nun der Faden gemüthlicher Heiter keit durch ein von der jungen, wie von der alten Garde wacker ausgcführtes Tanzvergnügen bis zu den frühen Morgenstunden fort, und Alle trennten sich gewiß mit dem Bewußtsein, im Schooße des Vereins' abermals ein schönes Fest gefeiert zu habe», ein Fest, welches nicht seinen geringsten Reiz aus der wohlthucnden Verschmel zung der verschiedenartigsten Berufsarten und Stände erhielt. Mögen dem Vereine noch viele solcher Feste beschieden sein und sic werden es sein, wenn der Verein fortfährt, viribus unitis, d. h. einträchtig und mit ver einter Kraft, seine bedeutungsvolle Ausgabe zu verfolgen. Dippoldiswalde, den 18. März. Am 15. d. Mts. wurde hier der erste Viehmarkt in diesem Jahre, der dritte seit seinem Bestehen, abgehalren. Derselbe war außerordentlich zahlreich besucht, und besonders die Zahl der anwesenden Fuhrwerke so groß, daß alle Ställe der Stadt und selbst der naheliegenden Rathsmühle mit vierfüßiger Einquartirnng versehen waren und außer-