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Ullbemuer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Nbonnementsprets einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Ml. Zeitung fir Wenn-, Mees-urs, Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Ps., für auswärtige Inserenten 15 Ps. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Klein- nnd Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Eotzmannsvorf, Liiban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikativuskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 82. Fernsprecher: Amt Deuben 114. Dienstag, den 14. Juli 1908. Fernsprecher: Amt Deuben 114. 21. Jahrgang. Nur Nab una frru. Rabenau, den 13. Juli. — Es gibt leider immer noch Fortbildungs schüler, die den Segen der F o r t b i l d u n gs- schule nicht einsehe», Einzelne glauben sogar etwas Heldenhaftes zu tun, wenn sie durch allerhand Allotria den Unterricht stören. In mmn Vororte von Chemnitz mußte einer dieser Böswilligen wegen Unterrichtsslörnngen mit mier Karzer strafe belegt werden. Statt am Ende des Untenichls seine schon seit Wochen wohlverdiente Karzerstrafe willig anzutreten, zeigte er sich noch ungehorsam und widersetzte sich. Das Königliche Schöffengericht zu Chem nitz hat nun den unpernünftigen Menschen wegen Widerstandes und Beleidigung zu einer Gefängnisstrafe voir fünf Wochen verurteilt- Mchten stchs die a uf s äs s i geu E l e mente Nuferer Heranwachsenden Jugend zur Warnung dienen lassen. ---- Am Sonnlag nachmittag wurde eine Frau im Garten der Nabenauer Mühle vom Hitzschlqg getroffen, Die S>au, welche sich auf dem Wege der Besserung befindet, soll aus Thüringen stammen und bei Herrn Langer in Deuben in Behandlung sein. — Heute Montag vormittag sind sämt liche Arbeiter der Sächsischen Holz-Industrie- Gesellschaft in Rabenau in Ausstand ge treten. Wie wir hören, ist der Grund in einer IO prvzenligen Lohnkürzung zu suchen, die infolge flauen Geschäftsganges bei für das Lager bestimmten Stühlen gemacht werden sollte. — In das Handelsregister ist auf Blatt l88 die Firma Louis Bachmann, Möbelfabrik in Rabenau und als deren Inhaber der Fabrikant Louis Adolph Vachmanu eingetragen tdprden, — 3035 Brandfälle gibt die Statistik iw Jahre 1907 für das Königreich Sachsen NN. Von diesen Bränden sind 288 (9,5 Proz.) durch Kinder verursacht worden. DaS ist eine Prozentziffer, die die Eltern mehr denn je zur Sorgfalt in der veberwachung der Kinder "'ahnen sollte. — Eine Dienstmagd in Hainsberg hat heimlich geboren und das Kind in den Koffer gepackt. Sie ist dann zu ihren Eltern nach Ziepra gegangen, wo ihr Zustand sie verriet. DieL.iche desKindes wurde gerichtlich aufgehoben. — Im Gemeinderat zu Coßmanns- dors beschloß man zwecks Erlangung der Losten für den Ausbau eines Teiles der Dorf- slraße eine Anleihe von 5000 Mk. aufzunehmen. Die über die rote Wrißeritz führende Straßen brücke soll unter den vom Finanzministerinm ^'gestandenen Bedingungen in Unterhaltung der Gemrinde übernommen werden. Auf eine Eingabe der Tiefbaubecufsgenoffenschaft wegen Beitritts der Gemeinde wurde beschlossen, mit der Genossenschaft wegen Abschlusses eurer Pauschalversicherung in Verbindung zu treten. Die Ausführung zweier abgepflasterlec Ueber- gänge über die sogenannte Fabrikstraße wurde Stemfitzmeistec Möbius übertragen. — Nachdem von der König!. Amtshanpt- mannschafl der Antrag der Gemeindevertretung von Deuben auf Erhebung der Landge meinde Deuben zur Stadtgemeinde zwar als berechtigt anerkannt, aber wegen zu befürchtender Reibereien mit Nachbargemeinden nicht ge- "ehmigt worden war, hat der Deubener Ge- Meinderat jetzt an die Königl. KreiShaupt- mannschast ein Gesuch in demselben Sinne kingereicht. — Sonnabend vormittag wurde von einem Nagen der elektrischen Straßenbahn in Pot- Icbappel der vierjährige Knabe Eckardt an- gesahren. Das Kind ist direkt au den Wagen gelaufen und soll dem Wagenführer, der sofort bremste, durchaus keine Schuld treffen. Zum Glück kam derKnabe mit geringer Verletzungweg. — Der bisherige Besitzer des Hotels und Restaurants „Viktveiahöhe" in Loschwitz, Karl Boi kert, Hal Inventar und Möbel arisgeräumt und das Grundstück beim Amtsgerichte als „berrenlo s" angemeldet. Einsam und ver lassen liegen die sonst so schönen und gastlichen Räume da. — Freitag früh konnte man im P l a u e n- schen Grunde eine der neuesten Erschei nungen auf militär-technischem Gebiete be obachten: ein Aulomobil-Proviantzug der Ver suchsabteilung der Verkehrstruppe. Die Spitze bildete ein Militäraulomobil eines Gre- nadierosfiziers auS Dresden, der die Führung bis Chemnitz übernommen hatte, und dann folgten in langem Zuge 15 deutsche Heeres- aulomvbile, teils mit teils ohne Anhänger, darauf 16 Personenautos. In Löbtau erlitt ein Anhänger Paddekekt, doch konnte derselbe in einer Fabrik bald behoben werden, sodaß der Zug nicht allzusehr ins Stocken kam. Lei ter des Prqnsportes, dem 90 Soldaten und 20 Zivilchauffeure angehörten, war Herr Haupt mann Juhrisch von der HerkehrstruPPe aus Schönbtzrg bei Perls». Die Nuiform der neuesten Kruppe der deutschen Armee ist Aulomobilisten kleidung (Leder); Mütze mit Ledcrdach und Schutzbrille, j.doch ist die Zugehörigkeit der Mannschaft zum Heere durch Achselklappen mit dem Abzeichen der Verkehrstruppen — Flügel rad — und als Sonderabzeichen an der Kra genpalte ein Automobil vorgesehen. Sämtliche Fahrzeuge enthielten Sandballast, entsprechend der Belastung mit Bseh( Brot und sonstigem Proviant. Selbstredend fand das Schauspiel überall Jnterreffe, doch orakelte man alles andere als was es war; Eine Versuchsfahrt von Berlin nach Dresden und von hier über Frei- bera nach Annabera und siger Unter- Wiesenthal-Aue nach Plauen und Gera. — Gegen 10 Uhr abends kam ein Automobil nebst Anhänger, von Militärs besitzt, als Nach- rüglkt durch den Grund und wurde von dem den Transport zugeteilten preußischen Militär ärzte eskortiert. Das Auto selbst war an der linken Seite stark beschmutzt und dürste unter wegs havariert sein. — Die 8 Jahre alte Tochter des Fabrik arbeiters Enderlein in Ober-Loschwitz erkrankte Plötzlich nach dem Genuß von Kirschen und verstarb nach einigen Stunden an Darm krämpfen. Das Kind Helte auf die Kirschen Wasser getrunken. — Der seit nunmehr eiaunddreiviertel Jahr in Kreischa währende Kampf um die Sitze der Unanfässigen im Gemrinderate ist endgültig durch Urteil des Königl. Oberverwaltungsgc- richtes zu Dresden entschieden worden. Die von dem Konsumvereins-Geschäftsführer Robert Schäfer erhobene Anfechtungsklage wurde kosten pflichtig abgewiesen, sodaß die Unansässigen in den nächsten sechs Jahren durch Angehörige der Ordnungspartei vertreten sein werden. — An der Nickern-Kauschaucr Straße ist der Kirschenpflücker Maune aus Gompitz von der Leiter gestürzt und an dem er littenen Schättlbruch kurzeZeit darauf verstorben. — Der Gemeindevorsteher Volke in Hirsch feld wurde wegen Unterdrückung einer Straf anzeige zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. — Die Sächsisch-Böhmische Dampfschiff fahrts-Gesellschaft gibt bekannt, daß sie infolge des durch die große Hitze verursachten tiefen Wafserstandes, sowohl im oberen Lauf der Elbe in Böhmen, als auch zwischen Meißen und Merschwitz die Fahrten einstellen müsse. — In Moritzburg tölete ein Blitz strahl den auf dem Felde befindlichen Dienst knecht Konrad Weser, sowie ein Pferd des Gasthossbesitzers B. Richler, während ein an derer Knecht und der Bruder Richters, sowie ein zweites Pferd betäubt wurden. — In Gohlis bei Wilsdruff brannte die Scheune des Gutsbesitzers Schulz nieder. Als Brandstifterin wurde das Dienstmädchen des Besitzers verhaftet. — Nicht »ach dem Essen baden! Ein höchst bedauerlicher Unglücksfall, der ein junges Men schenleben kostete, hat sich in Witzschdorf bei Zschopau ereignet. Ein junger Mann aus Waldkirchen beging die Unvorsichtigkeit unmittelbar nach dem Mittagessen in der Zscho pau zu baden; kaum war er ins Wasser ge langt, erlag er einem Herzschlage. — In der Strafanstalt zu Gom m e r n fand die Trauung eines Gefangene» statt. Die Braut war dazu in großer Toilette aus Magdeburg gekommen. Nach der standesamt liche» Eheschließung wurde der kirchliche Trau akt i» der Gesängniskapelle vorgeuommen. Hierauf mußte der Bräutigam in seine Zelle zurückkehren, »m noch zwei Jahre hinter schwedischen Gardinen zuzubringen, während die junge Frau einfach Heimsuhr. — Nach Berliner Blätter» ist die Mör- deri» Grete Beier aus Braud zu lebensläng lichem Zuchthause begnadigt worden, — InMügeln brach in der Glasfabrik von Deckmann u. Weise auf noch unaufgeklärte Weise Feuer aus. Es entstand im Packcaum und verbreitete sich, genährt von dem vielen vorhandenen Zündstoff, schnell auf den Lager- und Maschinenraum, sodaß der angrenzende Bahnhof in Gefahr kam. Den erschienenen Feuerwehren ist es zu danken, daß das Feuer auf seinen Herd beschränkt wurde. Der Firma, die schon längere Zeit auf Vorrat arbeiten ließ und jetzt ihre Leute auf 3 Wochen aussetze» lassen Wollte, dürste ein großer Schaden ent standen sein, denn hie hochgetürmten kostbaren Glassache» waren in einen Trümmerhaufen zusammengeschmolzcn. — Zum Amtshauptmaml von Freiberg ist OberregiernngZcat Dr. Böhme von der Kress- hünpimannschaft Dresden ernannt wmden. — Eine Wiche iu Freiberg hat der Stadtgemeinde schenkungsweise die Summe von 4500 Mk. mit der Bestimmung überwiesen, daß die Zinsen zu Weihnächte« an bedürfiige Blinde und Waisenkinder verteilt werden sollen. — InLimbach ist über das Vermögen des minderjährigen sechs Jahre alten Karl Franz Thuma, des Inhabers eines Sattler- u. Tapezier-Geschäfts iu Limbach das Konkurs verfahren eröffnet worden. Hoffentlich trifft hier das Sprichwort nicht zu: „Was ein Häck- che» werden will, krümmt sich beizeiten." — Auf dem oberen Gasthofe in Gelen au bei Chemnitz streiken seit zwei Tanzfonntagen die Tänzer und Tänzerinnen! Der Grund soll darin liegen, daß ei» Mitglied des Gelenauer Musikkorps dem Textilarbeiter-Ver band Kin Interesse entgegenzubringen ver mochte. Man will nun jedenfalls durch diese» Gewaltakt gefügig machen. — Im Trockenapparate der Lehmannsche» Bcikettwerke zu Seitendorf erfolgte eine Kohlenstaub-Explosion. Dabei erlitten der Pceß- meister Schenke aus Hirschfelde und der Zimmer mann Queißer schwere Brandwunde». — Der „Hauptmann von Köpenik" ist jetzt auch in A u e ausgetreten. Von der Polizei wurde ein Mann in Uniform angehalte», der Helm und Säbel aus — Pappe trug. Er gab an, Schutzmann eines benachbarten Dorfes zu sein. Nachdem er mit Gewalt nach der Wache gebracht worden war, stellte sich heraus, daß der Fremde ein Schlossergeselle aus Bcelthaus bei Lauter war, der sich einen „blauen Mon- tags-Ult" geleistet hatte. — Meine Notizen. — In Mitt weida geriet ei» 24jähriger verheirateter Handarbeiter in angetrunkenem Zustande unter ein Lastgeschirr, wurde überfahren und schwer verletzt. — In Kirchberg-Stadt erblin- dte plötzlich nachts der Schachtmeister M. Helmrich. Der Grund der Erblindung soll in starken seelischen Erregungen zu suche» sein. -- Ein Unbekannter ließ sich auf der Berlin- Leipziger Bah» zwischen Döbernitz und Sorauer Bahnhof von einem nach Leipzig ge henden GUterzuge überfahren und Ivar sofort tot. Der Lebensmüde scheint ein Leipziger Fleischergesclle zu sein. — Auf sonderbare Weise ums Leben gekommen ist in Anna berg ein 13 Jahre alter Schulknabe. Beim Versuche, die Uhr aufzuziehen, rutschte der Knabe von einem Koffer, auf dem er stand, ab und verstrickte sich im Fallen derart in die im Zimmer gezogenen Schnuren und Schlinge», daß er sich nicht wieder zu befreien vermochte und erwürgt wurde. — Ein wandernder Flei schergeselle in Plauen i. V. mißhandelte einen Hund des Rechtsanwalts Stadtverord neten Dr. Petzold. Als Dr. Petzold den Gesellen verhaften lassen wollte, schlug ihn der Fleischer mit seinem Stocke mehrere Male auf den Kopf und verletzte ihn. Der Geselle wurde darauf festgeiwmmen. — Bei dem Gewitter am Don nerstag schlug der Blitz in die Scheune des Gutsbesitzers Fröhnert iu Hohndorf. Bein: Netten von Ackergeräten ist der 23jährige Sohn des Besitzers milverbrannt. — ImNossauer Waide wurde ein unbekannter, anscheinend de» bessere» Stände» »»gehörender Mann erhängt ausgefunden. — In der Nähe des Bahnhofes Miltitz-Roitzschen hat sich ein junger Mann durch den um 9 Uhr von Dresden nach Leis nig verkehrenden Personenzug überfahren las sen. Der Tod trat sofort ein. — Ueberfahren wurde inDresden auf der Prager Straße ein etwa 36 Jahre alter Arbeiter. Nach der Schilderung von Augen zeugen geriet der Man» beim Ueberschreiten der Straße unter einen Omnibus und wurde überfahren. Anscheinend schwer verletzt wurde der Mann mittels Unfallwagens nach dem Fricdrichstädter Krankenhaus ttbergeftthrt- — Ein reizendes Geschichtchcn macht jetzt im Barackenlager des Truppenübungsplatzes Zeithain die Runde. Eine Batterie eines sächsischen Feldartillerie-Negimenls hatte im Schulscharfschießen bei»: Einschüßen vielleicht infolge ungünstiger Ncbenumstände einen schlechten Erfolg beim Kampfe gegen eilt Schützenziel. Es stellte sich heraus, daß, pro zentual berechnet, nur ein Schütze getroffen worden war. Als der Abteilmigslommandeur hiervon erfuhr, fragte er den Batteriechef, was sein Geschütz bei jenem Schießen getroffen hätte, worauf der Hauptmann pflichtschuldigst und wahrheitsgetreu anworüte: „Einen Schützen, Herr Major." Antwort' „Getroffen? Das glauben Sie doch selbst nicht. Vor Lachen ist der Schütze umgefallen." Bei dem nächsten Schießen schnitt die Batterie sehr gut ab. — Letzter Tage hat die Kriminalpolizei wiederum eine Haussuchung in der Wohnung der Lohmannschen Eheleute in Leipzig vor- genommen. Man hat diesmal einen Fund ge- macht, dem große Bedeutung beigclegt wird- Es wurde ein Rock der Lohmann gefunden und beschlagnahmt, dec nach Ansicht der Be amten Bluiflrcke» trägt. Die Lohmann soll, auf diesen Fund aufmerksam gemacht, die Sache folgendermaßen zu erklären gesucht haben: Sie hätte vor einiger Zeit zwei Röcke gewaschen, von denen der eine, ein brauner, die Farbe beim Waschen gelassen habe. Dadurch seien die Flecke in dem anderen Kleiduiigsstücke ent standen. Die Polizei hat diese Erklärung für unwahr gehalten und den verdächtigen Nock auf Binispuren untersuchen lassen. DaS Re sultat ist »och nicht bekannt. Der ganzen Sach lage nach erscheint die Lohmann immer drin gender an der grausigen Tat bezw. an der Beihilfe verdächtig. Der Kopf der Emma Heine konnte »och immer nicht gefunden wer den; es ist noch nicht abzusehen, wie lange sich die Sache noch hinziehen wird, bis es zur Verhandlung kommt. — In Chemnitz fuhr auf dec Dresdner Straße ein lautlos und in schärfster Gangart herangekvmmcndcs Automobil, das einein Chem nitzer Kaufmann gehörte, in eine Ulanen- abteilung. Die Pferde der 60 Mann starken Abteilung kamen teilweise zum Stürze», nicht weniger als sieben Pferde wurden verletzt, einige Pferde gingen durch und konnten nur mit Mühe wieder beruhigt werden. Die Reiter kamen zum Glück ohne besondere Verletzungen davon. — Die in Holzminden verhaftete Wäscherin Rauls ist geständig, von sieben unehelichen Kinder» drei ermordet zu habe».