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1« Mai I8«s Weißenh-Ieitung Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die M Spalten-Zeile 8 Psg- Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Amts- und Au.mgk-Natt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stndträthe zu Aippoldisvalde. /ranevstein nnd Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde Das Dux — Klingenberger Eisenbahn- Project. Aus Dresden. Vor Kurzem erlangten wir Kennt- niß von einer durch Herrn Bergmeister Köttig in Teplitz verfaßten Denkschrift zur Hebung des Braunkohlen bergbaues im Dux-Biliner Bergreviere mittelst Anlage einer Gebirgs-Eisenbahn von Dux über das böhm.-sächs. Erzgebirge bei Niklasberg, über Frauenstein nach Klingenberg, zum Anschluß an die Dresden-Tharandt-Freiberger Bahn. Das Pro jekt ist nach seiner Ausführbarkeit und Rentabilität unsers Erachtens sehr ansprechend und objektiv behan delt und macht den Eindruck, daß der Herr Verfasser nach soliden Grundlagen gearbeitet hat und namentlich seine Angaben über die präsumtive Güterbewegung auf der gedachten Bahnlinie nicht zu hoch gegriffen sind. Denn daß, mit Ausnahme der besonders berech neten Kohlen-, Kalk- und Stückgüterfracht, der Ansatz von 200,000 Centner Holz, Getreide, Flachs und son stige Produkte äußerst niedrig ist, wird Niemand be zweifeln. Die Bahnstrecke ist zu 8 Meilen Länge, das Anlagscapital zu 2,350,000 Fl. berechnet. Man hofft, auf den steilsten Punkten mit einer Steigung von 1:50, also noch mäßiger als im Serenbachthale, aus zukommen. Die Bahn soll sich ziehen von Ossegg ober halb Deutzendorf, Krinsdorf, Klostergrab, über das Rosenkranzer Joch in den Niklasberger Grund, am östlichen Gehänge des Stürmers, durch die, zu einem Tunnel zu erweiternde, mit 120 Klafter Länge durch den Gebirgskamm getriebene Bergwerkswasserrösche oberhalb Niklasberg, an die Abdachung bei Neustadt und Kalkofen und von hier auf dem Plateau zwischen den Weißeritz- und Bobritzschthälern über Hermsdorf und Frauenstein nach dem Bahnhofe Klingenberg. Indem wir wegen des Weiteren auf die sehr inter essante Denkschrift selbst verweisen, bezweifeln wir keinen Augenblick, daß das relativ nicht bedeutende Actien- Capital bald gezeichnet werden wird. — Wenn es uns einerseits, mit Rücksicht auf die früher in dies. Bl. von uns bevorwortete Idee einer Bahn Hainsberg soder Niedersedlitz-Kreischa) DippoldiSwalde- Altenberg-Teplitz, Vergnügen gemacht hat, die Ausführbarkeit einer Ueberschreitung des Gebirgs kammes durch eine Eisenbahn, wenn auch in anderer Richtung, nachgewieseu zu sehen, so haben wir uns doch des betrübenden Eindruck« nicht erwehren können, daß mit diesem Bahnprojecte, Falls es zur Aus führung kommt, das rothe Weißeritzthal mit Dip poldiswalde und Altenberg abermals umgangen wird. Zwar erfuhren wir mit Freude, daß Oberberg- hauhtmann von Beust sich lebhaft für eine Berücksich tigung der Stadt Dippoldiswalde bei diesem Projekte verwendet hat; indeß zweifeln wir an dem Erfolge deshalb, weil dem Dux-Biliner Kohlenronsortium vor zugsweise an einem Absatzwege in die industriellen Striche Sachsens, Freiberg, Oederan, Frankenberg, Hainichen, Chemnitz gelegen ist. Andrerseits dürfte jedoch zur Zeit noch nicht alle Hoffnung aufzugeben sein, eine Fusion mit jenem Projekte in der Maaße anzustreben, daß von der Landesgrenze aus der Bahn eine Richtung über Schellerhau nach dem rothen Wei- ßeritzthale gegeben würde. Sollte dies aber auch nicht zu erreichen sein, so bietet jenes Bahnproject immerhin den Vortheil, daß eine durch das Weißeritzthal geführte selbständige Bahn in der Nähe der Landesgrenze an die Dux-Klingenberger Bahn sich anschließen kann, was jedenfalls einer von Hainsberg etwa nur bis Schmiedeberg fortzusetzenden Sackbahn vorzuziehen wäre. Es scheint uns geboten, daß diese für die Gegend von Dippoldiswalde höchst bedeutende Angelegen heit zunächst eine mehrfache Beleuchtung in der Presse, namentlich durch orts- und sachkundige Männer, erfahre, und hierzu anzuregen, ist der nächste Zweck dieser Zei len. Jedenfalls scheint raschesHandeln hier geboten zu sein. Nachschrift der Redaktion. In voriger Woche verweilte Hr. l)r. Fritzsch, Betriebs-Ingenieur der Freiberger Eisenbahn, in unserer Stadt, um hier und namentlich nach Schmiedeberg zu Besichtigungen de« Terrains rc. vorzunehmen behufs des Baues einer Eisenbahn, die uns ungleich wichtiger sein muß, da sie unfern Ort nicht umgeht: einer Eisenbahn, die von Hainsberg aus durch das Weißeritzthal über Dippoldis walde, Schmiedeberg rc. einen Anschluß an die in obi gem Artikel besprochene Eisenbahn von Dux bieten wird. Die Meinungen dieses Herrn über die Ausführbarkeit der Bahn sind außerordentlich günstig ; es gilt jetzt, daß Mittel geschafft werden, um die Vorarbeiten be ginne», besonders den Nachweis über die Rentabilität liefern zu können. Möchte dieser Lebensfrage für Dip poldiswalde überall die gebührende Würdigung zu Theil werden! Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Der in heutiger Nr. unser« Blatte« enthaltene Auszug au« den Verhandlungen unserer Stadtverordneten in der Sitzung vom 5. Mai wird gewiß bei Vielen, und mit Recht, Vernum- derung erregen, denn man ersteht au« demselben (suk4),