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L. Blechschmidt. WWWWMWff-^ Mittwoch, den 4. Oktober Bestellungen werden bei allen Postanstallen des deutschen Reiche-, für Bischofswerda und Umgegend in der Expedition dieses Blatte- angenommen. Inserate, welche in diesem Blatte die weiteste Verbreitung finden, werden bis Dienstag und Freitag früh S Uhr angenommen und kostet die dreigespalteneEorpuszeile 10 Pf., unter„Eingesandt"20Ps. GeringsterJnseratenbetrag25Pf. Unter Bezugnahme aus den öffentlichen Anschlag am schwarzen Brett in der Rathhausflur wird hierdurch noch besonders darauf aufmerksam gemacht, daß die Schöffen- und Geschworenen-Urliste vom 8. bis mit 12. Oktober v. in der hiesigen Rathskanzlei, Zimmer Nr. 3, zu Jedermanns Einsicht ausliegt und daß innerhalb dieser Frist gegen die Richtigkeit und Vollständigkeit dieser Liste schriftlich oder zu Protokoll Einsprüche erhoben werden können. Stadtrath Bischofswerda, am 30. September 1893. - In Vertretung: Kind, 1. Stadtrath. , Auf Folium 98 des Handelsregisters für den hiesigen Gerichtsbezirk, die Firma 8. Jordan L Tohn in Taschendorf betreffend, ist heute das Erlöschen dieser Firma verlautbart worden. Bischofswerda, am 29. September 1893. Königliches Amtsgericht. Assessor Reumann. Mittwoch, den 4. Oktober 1893, Vormittags 11-Mhr, sollen in Bischofswerda (Versammlungsort: Königl. Amtsgericht) 1 Rennschlitten mit Plüschausschlag, 1 Coulissentisch, 2 große Pfeiler- und 1 großer Salonspiegcl gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Bischofswerda, den 29. September 1893. Der Gerichts-Vollzieher des Königlichen Amtsgerichts daselbst. Saupe Politische Weltschau. Kaiser Wilhelm hat noch während seiner Rückreise von Ungarn nach Berlin resp. Potsdam dem Kaiser Franz Josef eine Depesche zugehen lassen. In derselben dankt der deutsche Monarch wärmsten» für die ihm seitens seines erlauchten kaiserlichen Freundes und Verbündeten wiederum entgegengebrachte Güte und Liebenswürdigkeit. Zugleich verleiht Kaiser Wilhelm seiner Bewun derung der Leistungen der österreichisch-ungarischen Armee unverhohlen Ausdruck; er schließt seine Kundgebung mit den herzlichsten Wünschen für den Kaiser Franz Josef, für seine Familie, sowie für sein Land und seine Armee. Das neue Militärgesetz ist mit dem 1. Oktober in Kraft getreten, nachdem es in der öffentlichen Meinung Deutschlands und im Reichstage so heftige Kämpfe hervvrgerusen hatte. Auch jetzt noch hält das wichtige Gesetz durch die Frage, in welcher geeignetsten Weise die Kosten der nun zur praktischen Verwirklichung gelangenden HeereS- reform zu beschaffen seien, unser öffentliches Leben in starker Erregung, und cS ist nur ganz erklärlich, wenn die neuen Lasten, welche diese abermalige Heeresverstärkung der Nation aus bürdet, jetzt mehr und mehr in den Vordergrund treten. Aber die neue Heeresresorm bringt auch bedeutende Erleichterungen und Vortheile für den einzelnen Wehrpflichtigen, wie für die Gesammt- heit unseres Volkes mit sich, die ebenfalls ent schieden hervorgehoben werden müssen. Allerdings bezweckt ja das nunmehr in Kraft getretene Militärgesetz in erster Linie eine bedeutende Ver mehrung der deutschen Streitkräfte, wie eine solche durch die starken Vorsprünge unserer Nachbarn zur Sicherstellung des Vaterlandes gebieterisch erforder lich war, und die damit verbundenen finanziellen Lasten muß das deutsche Volk tragen, um für die Abwehr verhängnißvoller Wendungen mög lichst gerüstet zu sein. Die Reform stellt jedoch nicht nur eine Vermehrung und bessere Organi sation unserer Streitkräfte dar, sondern sie bietet auch erhebliche Erleichterungen: Eine Entlastung des Einzelnen durch Abkürzung der Dienstzeit, eine gerechtere Vertheilung und Ausgleichung der Wehrpflicht, eine Schonung der älteren Mann schaften. Dies sind in sozialer und wirthschast- licher Beziehung offenbare Vortheile, welche neue Steuerlasten mindestens auswicgen. Trotz des jetzt vielfach noch herrschenden Widerspruchs gegen die Militärresorm wird, nachdem ihre Wohlthaten sich fühlbarer gemacht haben werden, Niemand mehr an den neuen Grundlagen unserer Heeres- Verfassung, rütteln wollen. Durch dieselbe ist das Möglichste gethan worden, unser Vaterland gegen alle Wechselfälle zu schützen und können wir daher mit dem Bewußtsein patriotischer und thatkräftiger Pflichterfüllung der Zukunft entgegen gehen. Diese Zettschnst erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabends, und kostet einschließlich der Sonnabend» erscheinenden „belletristische«» Beilage" vierteljährlich 1 Mark 50 Ps. Einzelne Nummer 10 Ps. Die neuen Verhandlungen zwischen Dculfch- land und Rußland behufs Abschlusses eines Handelsvertrages haben zur Stunde in Berlin begonnen. Weite Kreise in beiden Reichen be grüßen die Wiederaufnahme der zollpolilischen Unterhandlungen mit entschiedener Genugthuung, eröffnen sie doch die Aussicht aus endliche Bei legung des nun schon Monate währenden er bitterten wirthschastlichen Kampfes zwischen den beiden großen, so vielfach auf einander ange wiesenen Nachbarstaaten. Noch läßt sich nicht gewiß Voraussagen, welchen Verlaus die lMliner deutsch-russischen Zollkonferenzen nehmen werden, es ist jedoch anzunehmen, daß sowohl die deutschen als auch die russischen Delegirtcu von ihren Negierungen mit entgegenkommenden Anweisungen und ausgedehnten Vollmachten versehen worden sind, so daß die Erwartung doch berechtigt erscheint, es werden die neubegonnenen Verhandlungen nunmehr zu dem gewünschten Ziele führen. Die Landtagüwahlbewegung in Preußen tritt in daS Zeichen der Wahlaufrufe ein. Den Anfang mit diesen Kundgebungen hat die national liberale Partei gemacht, die mit einem ungewöhn lich langen Appell vor die Wählerschaft getreten ist. Der nationalliberale Wahlaufruf wendet sich in seiner Spitze scharf gegen das Centrnm, doch macht er auch gegen die extremen Parteien, speziell gegen die Sozialdemokraten und die Anti semiten, Front. Die braunschweigische Thronsolgefrage ist plötzlich wieder „angeschnitten" wotden. Dies durch eine in Braunschweig erschienene Broschüre, welche den gegenwärtigen Zustand in Braun schweig für unhaltbar erklärt, sie behauptet, ein Regent könne sich der Regierung eines Landes nie so annehmen, wie ein Souverain. Die Broschüre weist darauf hin, daß in 5 Jahren der Sohn des Herzogs von Cumberland voll jährig werde, und versucht sie dann den Nach weis zu führen, daß zu diesem Zeitpunkte die Thronsolgefrage unbedingt erledigt sein müsse. ES wird unter Anlehnung an eine Aeußerung des Fürsten Bismarck gefordert, daß an Kaiser und BundeSrath das Ersuchen zu stellen sei, an den Herzog von Cumberland die Aufforderung zu richten, er solle eine Erklärung über die Aus übung der Landeshoheit in Braunschweig durch seinen Sohn abgcben. Falle diese Erklärung „be friedigend"«»-,so müssedieweitere Bedingung gestellt werden, daß Prinz Georg Wilhelm sich behufs Vollendung seiner Ausbildung sofort nach Braun schweig begebe. Andernfalls müsse die staatS- rechtliche Stellung Braunschweigs eine gesetzliche endgiltige Regelung erfahren, dergestalt, daß die Stände des HerzogthumS ein Mitglied eines deutschen Fürstenhauses zum Herzog wählen oder aber, daß das Land nach dem Muster von Elsaß-Lothringen für reichSunmittclbar erklärt werde. —Ob indessen die Erledigung der braun schweigischen Thronsolgefrage wirklich so sehr drängt, wie man nach der erwähnten Broschüre annehmen möchte, ist doch noch einigermaßen zweifelhaft, wenigstens scheint man sich in Braun schweig unter der Regentschaft des Prinzen Albrecht ganz passabel wohl zu fühlen. Bewundernswerth ist daS Verhalten Rußlands gegenüber dem inbrünstigen Liebeswerbcn des jchwergeprüsten Frankreich, welches den Kummer, den ihm die von Panamas Stegreisrittern ge- schlaaenen Wunden im Verein mit dem bitteren NeiDWbcr die fortdauernde Innigkeit deS Ver hältnisses zwischen den Dreibundstaaten verur sachen, so gerne an deS Freundes mitfühlender, pelzbedeckter Brust auSweinen möchte. Keine Kunst der Koketterie reicht an dieses abwechselnd anziehende und abstoßende Benehmen der russi schen Diplomatie heran, welche heute verspricht und morgen zurücknimmt und das kalte Wasser ruhiger Ueberlegung über die hochschlagenden Flammen der Begeisterung gießt. Es ist ein erbauliches Schauspiel, die Söhne der freien Republik, deren Jeder das Anrecht auf den Präsidentensessel in der Tasche trägt, wie der Soldat den Marschallsstab im Tornister, sich in Verzückung am Boden wälzen zu sehen, vor deS Czaren Majestät, dem Prototyp absolutistischen MachthaberthumS. Natürlich sind in Bezug auf die Opferwilligkeit kür den Empfang in Toulon auch diesmal wieder die Augen der guten Fran zosen bedeutend größer gewesen, als der Magen, wie daS Ergebniß der Sammlungen für die Fest lichkeiten bezeugt, welches den gehegten Erwar tungen in keiner Weise entspricht. Trotzdem wird genug zusammenkommen, um den nordischen Gästen eine genußvolle, wenn auch angreisende Reihe von Festtagen zu bereiten; viele Hochs werden gebracht, viele Brüderschaften getrunken und viele Räusche erzeugt werden. Und dann werden die russischen Brüder wieder absegeln, gesteigerte Weinpreise und zahlreichen Katzen jammer hinterlassend; und Alles wird beim Alten bleiben — bis auf Weiteres. Wenigstens pro phezeit das Letztere cinmüthig unsere freisinnige Presse. Aber es ist doch am Ende besser, sich auf deren Prophezeiungen nicht allzu sest zu verlassen; dieselben leiden bekanntlich von Alters her etwas an mangelnder Untrüglichkeit. Wie hieß es doch zur Zeit der letzten Wahl, als es ich darum handelte, die Militärvorlage für einen nvolen Scherz seitens einiger avancementsdurstigen SekondelieutenantS binzustellen? „Den besten Beweis für die absolut friedfertigen Gesinnungen Rußlands sehen wir darin, wie allen Borher sagungen zum Trotz das russische Geschwader Frankreichs gastliche Küsten links liegen ließ, um auch jeden Schein einer Provokation deS Drei bundes zu vermeiden" — so verkündete damals einer der Fraktionsbonzen des Freisinns in orgeln dem Tone. Und auch auf Herrn Baumvach, Ker Wische LrMler, Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt der Kgl. Amtshauptmannschast, der Kgl. Schulinspection u. des Kgl. Hauptsteueramtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrathes zu Bischosswerda.