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WM» w MH Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar Dienst tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis Viertels, ( Nk. 30 j)f., durch die Post bezogen j Nk. 55 Pf. Einzelne Nummern (0 Pf. , WarM W«, Menlehn lind die Umsegenden. Imtsblstt )nserate werden Nlontags, Mittwochs Freitags bis spätestens Mittags z2 Uhr angenommen. Insertionspreis s O pf. pro dreige- spaltens Lorpuszeile. für die Rgl. Amtshauptmannschast Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Druck und Berlag von Martin Berger in Fmn« H. A. Berber in WUsdrust. — Brrnntwertlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. Sonnabend, den 23. Februar No. 24. 18SS der Berliner Buchdruckereibesitz>r in eingehender Verhandlung und unter Zustimmung des Vertreters der mindestbietenden Firma feflgestellt wurde, daß das Gebot im Haupttheile der Ansätze für den Satz mit dem deutschen Buchdruckerlohntarif nicht im Einklang stand und das Ehrengericht der Ansicht war, daß unanständige Konkurrenz vorliege, beschlossen Rath und Stadtverordnete doch die Annahme des von allen wirklichen Sachverständigen als unanständig bezeichneten Mindestgebots. Stadtverwaltung auf anderen Arbeitsgebieten befolgten Praxis in Widerspruch stehende Erwägung, daß man in diesem Falle Die finanz- und wirUchaftspolitischen Wirren in Nordamerika. Noch immer leidet die nordamerikanische Union mehr oder weniger unter den bedenklichen Fragen einer verkehrten Finanz- und Wirthschastspolitik, und eifriger denn je suchen jetzt die maßgebenden Kreise des großen transatlantischen Staatswesens nach einem Auswege aus den dasselbe drückenden mancherlei Fatalitäten. Die unsinnige extreme Schutzzollpolitik der Ver einigten Staaten, welche in der berüchtigten Mac Kinley-Bill ihren krassesten Ausdruck fand, die hiermit eng zusammenhän gende kurzsichtige Sübergesctzgebung, das Unwesen der „Trusts" oder wirthschaftlichen Riege, welche auf Ausbeutung des con- sumirenden Publikums zu Gunsten gewisser Jnteressentengruppen berechnet waren, die schwankenden Währungsverhältnisse — alle diese Erscheinungen zusammen haben in Verbindung mit der Korruption im Beamtenlhum der Unwn und mit schmutzigen Durchstechereien selbst an höheren Stellen einen Zustand in der Union geschaffen, der die gisammte gedelMe Weiterent wickelung dieses bislang so blühenden mächtigen Staatswesens erheblich zu beeinträchtigen droht. Wohl ist inzwischen durch die Beseitigung der Shermanbill ein Wandel in der unge sunden Silberpolitik der Unionsregierung geschaffen worden, wie anderseits die Mac Kinley-Bill ja durch den in maßvolleren Grenzen gehaltenen neuen Zolltarif, die sogenannte Wilson-Bill ersetzt worden ist, aber diese verspäteten Reformen haben doch den Hereinbruch einer großen Industrie- und Handclökrisis über die nordamerikamsche Republik nicht zu Verbindern vermocht, und nach wie vor ist die gesammte finanr- uns wirthschafts- politische Lage daselbst eine ziemlich prekäre und verworrene. Präsident Cleveland hat denn auch das Mißliche undUn- balrbare der bestehenden Lage sehr wohl erkannt, und in seiner letzten Botschaft an den Washingtoner Kongreß die Nothwen- digkeit einer durchgreifenden Reformaction behufs Wiederher stellung gesunderer Verhältnisse eindringlich dargelegt. Zugleich ließ der Präsident dem Kongresse verschiedene praktische Vor schläge zur Lösung der auf dem wirthschaftspolirischen Gebiete bestehenden Wirren zugehen, welche Anregungen sich namentlich auf die Beseitigung der gegenwärtigen Wähcungszerfahrenheit der Vereinigten Staaten bezogen. Aber die wohlgemeinten Vor schläge des weitblickenden Staatsoberhauptes haben in beiden Häusern des amerikanischen Bundesparlamentes bislang über wiegend so unfreundliche Aufnahme und Beurtheilung gefunden, daß Präsident Cleveland, tief verletzt, erklärt haben soll, er würde von nun an dem Kongreß mit seinen Rathschlägen nicht mehr zu nahe treten und es demselben überlassen, eine geeignete Lösung der vorhandenen Schwierigkeiten aufzufinden. Eine solche ver änderte Haltung des Präsidenten gegenüber dem Congreffe würde Tagesgeschichte. Berlin, 20. Februar. Das „Armee-Verordnungsblatt" veröffentlicht folgenden Armeebefebl: Mein Heer hat mit Mir einen neuen schweren Verlust zu beklagen. Aus der Zahl seiner Generalfeldmarschälle schied durch den Tod zu Meinem großen Schmerze Mein treuer Freund, der Erzherzog Albrecht von Oesterreich, Kaiserliche und Königliche Hoheit, Chef des Gre nadierregiments König Friedrich Wilhelm I., des 2. ostpreußischen Nr. 3. Mit ihm ist ein ruhmreicher, auf vielen Schlachtfeldern erprobter Führer und Held, ein leuchtendes Vorbild aller sol datischen Tugenden, ein treuer Pfleger der Waffenbrüderschaft zwischen der österreichisch-ungarischen und Meiner Armee dahin- gegangen, den wir mit Stolz zu den unserigen zählen durften. Um das Andenken des Verewigten zn ehren, bestimme Ich hier durch, daß sämmtliche Offiziere der Armee drei Tage, die Of fiziere des vorgenannten Regiments, dessen Chef der General feldmarschall fast 36 Jahre gewesen, acht Tage Trauer (Flor am linken Unterarm) anlegen. Außerdem hat eine Abordnung des Regiments, bestehend aus dem Kommandeur, einem Stabs offizier, einem Hauptmann und einem Lieutenant, an den Bei setzungsfeierlichkeiten Theil zu nehmen. Ich beauftrage Sie, Vorstehendes der Armee bekannt zu machen. Berlin, den 18. Februar 1895. Wilhelm. — An den Kriegsminister. Dem Giftbaum der Submission ist in Berlin kürzlich eitle duftige Blüthe entsprossen, und da die Begleit umstände des Falles für die Gewerbtreibenden von sehr nieder- schlagender Natur sind, wird dieses Submissionsstück alle Ge werbtreibenden und alle, die es mit diesen wohlmeinen, inter- essiren. Der Magistrat der Stadt Berlin schrieb für den Druck des Gemeindeblattes und der zugehörigen, meist tabellarischen Druckarbeiteu, für welchen Auftrag bisher 56 446 Mark jährlich gczablt worden find, eine beschränkte Submission aus, an der sich 6 größere Firmen betheiligten. Das Ergebniß derselben war, wie in einem von dem Vorstand des Deutschen Buch druckerverein ausgehenden Rundschreiben mitgetheilt wird, em Abweichen des niedrigsten vom höchsten Gebot um volle 26 000 M., von dem bisherigen Preise um 16000 M. und von dem Gebote des bisherigen Druckers um 14000 M. Obwohl nun das niedrigste Gebot, unbeschadet der anerkannten Leistungs fähigkeit der betreffenden Firma, schon von dem einzigen sach verständigen Mitglied? der Schreibmaterialiendeputation des Magistrats als unreell bezeichnet worden war, obwohl von dem vom bisherigen Drucker angerufenen Ehrengericht deS Bundes einem ganzen Gewerbe Schaden bringt und was nicht, liegt das am meisten zu beurtheilende Moment der in Rede stehen den Submission. Werden Arbeiten zu allzuniedrigen Preisen vergeben, so liegt die größte Wahrscheinlichkeit vor, daßschließ- sich der unvermeidliche Verlust am nachgiebigsten Theile der i Produktionskosten, am Arbeitslöhne, wett zu machen versucht wird, und wird der geschäftlich durchaus verwerfliche Grundsatz allerdings um so erklärlicher sein, als letzterer auch Vorschläge aus seiner eigenen Mitte speziell zur Beseitigung der Währungs kalamität, wie z. B die bekannte „Bill Springer", abgelehnt hat. Außerdem ist der Kongreß in sich selber so gespalten und ! , „ uneinig, daß bis jetzt kaum erst die Vorlage über die Auf-! Ausschlaggebend für diesen Beschluß war die mit der von der bebung des Differentialzolles auf Zucker mit „Ach und Krach" z Stadtverwaltung auf anderen Arbeitsgebieten befolgten Praxis Erledigung gefunden hat. Dabei erscheint eS noch keineswegs in Widerspruch stehende Erwägung, daß man in diesem Falle als sicher, daß auch der Senat dieser Vorlage, welche doch nur, ungeachtet aller Einwände die Arbeit an den Mindestsordernden ein gerechteres Entgegenkommen der Union gegenüber den Zucker- ? vergeben müsse, und die Ansicht, daß, weil bei der mindest- exportstaatcn Europas bedeutet, zustimmen wird, wenigstens fordernden Firma angeblich Maschinen, Licht, Löhne u. s. w. machen die Schutzzöllner im Senat allerhand Einwände gegen! durch eine andere große (nichtstädtische) Arbeit bezahlt würden die geplante Aufhebung des Zuckerdifferentialzolles. ^die Stadt sich nicht geniren dürfe, im Interesse ihres Säckels Vorläufig hat die Unionsregierung kein besseres Mittel, um in diesem Falle denangebotenen, unglaublich niederen Preis aus den schwebenden Schwierigkeiten herauszukommen, ausfindig anzunehmen. Dem Ehrengericht der Berliner Buchdrucker und zu machen gewußt, als die Cdntrahirung einer Riesenanleihe im den übrigen wirklichen Sachverständigen wurde keine Beachtung Betrage von angeblich 2 Milliarden Mark (500 Millionen geschenkt. In dieser Nichtachtung eines Gewerbes und seiner Dollars), welche nächstens an den Hauptbankplätzen der Neuen Organe, die doch wohl am besten zu beurtbeilen vermögen, was Welt und Europas zur Zeichnung öffentlich aufgelegt werden " " ...... soll. Aber dieses Experiment kann doch nur ein Nothbehelf sein, auf die Dauer lassen sich gesetzgeberische Maßnahmen zur Herbeiführung gesunderer finanzieller und wirthschaftlicher Zu stände für Nordamerika schwerlich umgehen. Und je eher solche Reformen in Angriff genommen und zielbewußt durchgeführt werden, um so besser wird dies auch für Europa sein, dessen , ... , , „ Exporthandel sich ja noch immer zum großen Theil auf Nord- aufgestellt, daß ein Geschäftsmann die eine Arbeit außergewöhn- amerika als sein wichtigstes Absatzgebiet angewiesen sieht, es lieh tief unter dem gewerbsüblichen Preise liefern könne, weil bedarf aber wohl nicht erst einer besonderen Darlegung, wie angeblich ihre Produktionskosten schon von einer andern Arbeit ungünstig eine etwaige längere Fortdauer der gegenwärtigen getragen würden, so beißt das der Schmutz- und Schleuder finanz und wirthschaftspolitischen Wirren in Nordamerika auf! konkurrenz Thür und Thor öffnen. Das können in der ganzen die Handelsbeziehungen Europas zu diesem größten Reiche der' Tragweite nur Sachverständige beurthellen, und deshalb mußte westlichen Hemisphäre einwirken muß. das Ehrengericht der Buchdrucker beachtet werden. Anstatt dessen wundert man sich noch im Stadtverordnetensaale darüber, daß das Ehrengericht sich mit dieser Sache befaßt habe, Nichtsach oerständige finden ihre vor Fachleuten unhaltbaren technischen Ausführungen anerkannt und kundgegebcnes warmes Interesse für die Gewerbe begegnet der Heiterkeit der Stadtverordneten versammlung! Und all dies geschieht in der Hauptstadt des Staates, dessen Regierung in anerkennenswerther Weise bemüht ist, Handwerk und Gewerbe zu heben und Unlauterkeit in Handel und Wandel zu bekämpfen. Da ist doch wohl das Mindeste, was geschehen kann, ein öffentlicher Protest gegen die unwürdige Behandlung eines Gewerbes seitens einer Stadtverwaltung, die die Fühlung mit den gewerblichen Bestrebungen des eigenen Staates, der eigenen Regierung verloren zu haben scheint. Ein Artikel der deutschen Wochenschrift „Nation" sucht den Nachweis zu führen, daß die Einberufung einer neuen Silberkonferenz erzebnißlos verlaufen werde. Es heißt darin: „Fürst Bismarck, der nie lebhaft für die Goldwährung eintrat, aber den Ernst dieser Dinge nicht verkennen mochte, hat sich nie Lazu bereden lassen, auch nur einen Finger zu rühren für die Berufung einer Konferenz, und da« einzige Mal, daß er einer fremden Einladung folgte, 1881, hat er seinen Vertretern wiederholt aufs strengste eingeschärft, die Haupt aktion den anderen Nationen zu überlasten und nur ganz un bedeutende Zugeständnisse als möglich in Aussicht zu stellen. Er wollte nicht der Narr sein, die Schmerzen Amerika«, Frank reichs, selbst Anglo-Jndiens zu heilen. Und das geschah alle« vor vierzehn Jahren, als unsere Goldwährung kaum über die ersten Schwierigkeiten hinaus war, als die Goldproduktion der Welt anfing, bedrohliche Zeichen des Rückganges aufzuweisen. Damals, als Fürst Bismarck der Pariser Konferenz kaum einige kleine Konzessionen machen wollte, weil wie mit unserer Gold währung über den Berg seien, damals lagen in der Reichs bank wenige hundert Millionen in Gold, manchmal weniger als Silber. Und heute lagern deren 800 Millionen darin, eine Deckung, auf die das goldreichste Land, Frankreich, vor etlichen Jahren noch stolz darauf war, und die noch heute die Bank von England, obgleich sie über Goldfülle klagt, nicht in ihren Kellern hat. Rechnet man die 80 Millionen der Lan desbanken und die 120 des Juliusthurmes hinzu, s, haben wir 1 Milliarde in Gold im Verwahr, und daneben von dem was reichlich im ganzen Lande umherläuft, wenigstens noch anderthalbmal so viel. ... In solcher Lage soll nun ver kündet werden: Deutschlands Währungszustände liegen im Argen, d. h. sein Geschäftsgang verdient das äußerste Miß trauen un Jnlande und Auslande. Dies ist die Proklamation, die durch Annahme des neuesten Währungsantrages zunächst erlassen wird. Eine weitergehende Wirkung ist davon vorerst nicht zu erwarten. Aber der wahre Grund für die Nothwendig keit der ganzen Umwälzung soll ja nicht mehr im Mangel an Gold und an Geld, sondern in den niedrigen Getreidepretsen liegen. Wenn irgend etwa« in der Silberenquete nicht be wiesen worden ist, so ist es gerade dies. Auch außerhalb der Kommission z. B. der angesehenste aller Bimetallisten, der ehe malige holländische Minister Pierson, noch jüngst in ein« scharfsinnigen und gründlichen Abhandlung die Lehre von dem Zusammenhänge der niedrigen Preise mit der Silberentwerthung zurückgewiesen. Und die Klagen wegen der Konkurrenz richten sich ja jetzt vornehmlich gegen ein Land, das überhaupt nicht mit entwerthetem Silber, sondern mit noch viel stärker ent- werthetem Papier rechnet. Konsequenter Weise müßte der An trag Friedberg und Genossen dahin amendirt werden: die ver bündeten Regierungen aufzusordern, eine Konferenz zwecks Hebung aller Papierwährungen einzuberufen. Die letzte internationale Währungskonfercnz fand im Herbst 1892 in Brüssel statt. Sie vertagte sich am 17. Dezember desselben Jahres auf den 30. Mai 1893. Aber seitdem hat man nichts mehr von ihr ge hört noch gesehen. Sie war auf Ansuchen der Vereinigten Staaten zusammengetreten. Bei der Eröffnung fragte man dir amerikanischen Delegirten nach ihren Vorschlägen. Vorschläge hätten sie nicht mitgebracht, war die Antwort; aber sic bäten jetzt um einige Tage Aufschub, um sich darauf zu besinnen. Und sie besinnen sich noch immer." Die Influenza breitet sich seit etwa vierzehn Tagen wieder in Berlin aus. Weder Aerzte noch Publikum finden aber jetzt in dieser Krankheit, die dortselbst ein ständiger Gast zu werden scheint, etwas so ungewöhnliches wie vor fünf Jahren. Von einer Epidemie ist nirgends die Rede, weil man sich nach gerade gewöhnt hat, die Influenza unter die winterlichen Er kältungskrankheiten zu rechnen. Nur ein sehr kleiner Theil der