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Vesper in der Sopliienlnritit. Dresden, Sonnabend, den 17. Septbr. 1898, nachm. 2 Uhr. 1. Dankpsatm, Charakterstück für Orgel <op. 93, Nr. 5) von Osk. W ermann. 2. Motette für Chor nnd Solostimmen (op. 30, zn I. M.j von Carl Piutti. Das ist mir lieb, daß der Herr meine Stimme und mein flehen höret, daß er sein Ohr zu mir neiget. Darum will ich mein Leben lang ihn anrusen. Stricke des Todes hatten mich umfangen und Angst der Hölle hatte mich getroffen: ich kam in Jammer und Noch. Aber ich rief an den Namen des Herrn: o Herr, errette meine Seele. Der Herr ist gnädig und gerecht, und unser Gott ist barmherzig, denn du hast meine Seele aus dem Tode ge rissen, mein Auge von den Thränen, meinen Fuß vom Gleiten. Dir will ich Dank opfern und des Herrn Namen predigen. Halleluja! 3. Geistliches Lied von P. Cornelius, gesungen von Herrn Ed. Mann. Concert- nnd Oratoriensänger, hier. Die Sterne tönen ewig hohe Weisen im Wunderklang, und Wunderklang und Hellen Psalmensang gabst du auch meiner Seele, dich zu preisen. Wenn deinen Blumen gleich die Seele blüht nur einen Tag, den einen Tag mit lichtem Flügelschlag schwebte sie auf im Strahle deiner Güte. Doch mag der Leib im Staube auch verwehen, die Seele lebt; vie Seele lebt, weil sie dein Geist umschwebt, weil sie dich ahnte, kann sie nie vergehen. Sie wird von Stern zu Stern empor sich schwingen in Ewigkeit; in Ewigkeit darf deiner Herrlich keit, darf deiner Güte Preis und Lob sie singen. 4. Gemeinde: Gesangbuch dir. 403, 6. Himmelan! ach himmelan! Das soll meine Losung bleiben. Ich will allen eitlen Wahn durch die Himmelslust vertreiben. Himmelan steht nur mein Sinn, bis ich in dem Himmel bin. Vorlesung. 5. Geistliches Lied von Ed. Lassen, gesungen von HerrnMann. Will die Seele dir verzagen in der Leiden Uebermaß, wehre deinem Mund die Klagen und bewahre dich vor Haß. Lies des Kummers tiefes Zeichen auf so manchem Angesicht, deinem Leid wird manches gleichen und das Einz'ge ist es nicht. - Nein, der Menschen Thränen quillen rings, so weit die Sonne scheint, und nur der kann Thränen stillen, welcher bitter selbst geweint. Trage drum mit stiller Stärke all' das Leiden, das dich kränkt; zu der Liebe heil'gem Werke ward es dir von Gott geschenkt. 6. Geistliches Aöendlicd für Tenor-Solo (gesungen von Herrn Ed. Mann), Chor und Orgel von Carl Reinecke. Es ist so still geworden, verrauscht des Abends Weh'n, nun hört man aller Orten der Engel Füße geh'n. Rings in die Thale senket sich Finsterniß mit Macht. Wirf ab, Herz, was dich kränket und was dir bange macht! Und hast du heut' gefehlet, o schaue nicht zurück; empfinde dich beseelet von freier Gnade Glück. Auch des Verirrten denket der Hirt auf hoher Wacht — wirf ab, Herz rc. Nun steh'n im Himmelskreise die Stern' in Majestät; in gleichem festem Gleise der goldne Wagen geht. Und gleich den Sternen lenket er deinen Weg zur Nacht — wirf ab, Herz rc.