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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.06.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080616024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908061602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908061602
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-06
- Tag 1908-06-16
-
Monat
1908-06
-
Jahr
1908
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Vezug«-Prei» Abend-Ausgabe 8 Lnzeigeu-Prew M «d -uorsri» dnrch «cher, «ü S»«dtt»»>, t»1 Han« r-brach l: Lu»,«»« ä^n« ^«rt^MrUch »utand« U (m»rg«n« uä> ab«nd«) »tutti. tLhrlich <20 M., monatlich 1.20 Sl. Durch dt, D»k M dr,ikhe»: (2 mal täglich) innrrhaib Druilchlando und der drutichen «oiontea vierteljährlich 2,22 M.. monatlich 1,72 M. auslchl. Pov. bestell,e», >tr Oesterreich v U 8« I», Ungarn 8 L vierteljährlich. Jrrvar in vel« gien, Dänemark, den Donauftaaten, Italien, Laznmdirr,, »Nederlands »lormegen. Nu 2- land. Schweden. Schwei» und Spanten. Ja allen tdria«n Staaten nur direkt durch dt» Lrped. d. Vl. erhältlich. tldonnement-Aunabme: B.»,ustu«t>iatz 8, dm unjerrn Drägern, ihiltaien, Spediteure» »ad S»nah»wst«L«n, jowte Postämtern u»d Briefträgern. Pt» «tn»eln« Stummer kostet Ist VfG. ledakttoa u»d «rpedttioa: Johaauiägalse 8. Delephoa Nr. 14SSL Nr. I48S8. Nr lettSa. KiWgcrTllsMaü Handelszeitung. Nmlsblatt des Rates und des Nolizeiamles der Stadt Leipzig. ist» Jnjerm« aue ^«igjlg ano Umgeb»», »t» Saespaltea, PrtttM« L Pt., staa^iell« Pa»ei^» SO «Ma»»» 1 Pt.; »o» an »wärt« SV Pf., Nevamen t.» Pt.; d»»P»»Ia»d20«., ft-an». »n»ei,ea72P1.. Neklamen Uv M. Inserate v. vehdrve» n amtlichenDeU«DPI veil-ge,edüdr SM.,. Daujrnd extl. Post, aedbhr. ideschLsttanzei^n an bevorzugtet Stelle >m Preije erhäht. Rabatt nach Dar» Festen eilt« «nsträae können nicht zurück, gezogen werden Für da« ltrjchnne» an bestimmten Tagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen Pu»«,»», «naahme: Auguftutzplatz », bet jtmUichen Kiltalen u. allen tinnoncrn- Elpeditiouen de« In» und istu»lande». Hnupt-Ktliale VrrN»> S»rl Duncker, herzogt. Baar. H»sb»ch> Handlung, Lützmvstrasie IL kTelephon VI. Nr. 4MS). Paupt.-iliale Dresden: Seellrase 4.1 lTelephon 462D). Nr 165 Dienstag 16. Juni 1908. 102. Jahrgang. Das wichtigste. * Der Kongreß für gewerblichen Rechtsschutz wurde heute vormittag im Großen Festsaale des Leipziger Zentraltheaters feierlich eröffnet. sS. d. des. Art.) * Reichstagsabgeordneter und Alterspräsident des Reichstags v. W i nterfeldt-Menkin ist heute morgen gestorben. sS. Dtschs. R.j * Prinz Rupprecht von Bayern hat dem bayrischen Flotten- verein die Wiederübernahme des seinerzeit niedergelegten Protektorats angezeigt. * Der Schah von Persien ließ vor seinem Garten außerhalb Teherans, wo er sich gegenwärtig aufhält, eine Batterie Geschütze in der Richtung nach Teheran auffahren. Rongvetz für gewerblichen Rechtsschutz, Leipzig 1908. H. Im Großen Fcstsaal des Z e n t r a I t h e a t e r s, wo sich die Mit glieder des Deutschen Vereins für den Schutz des gewerblichen Eigen tums und mit ihnen die Mitglieder des Ehrenausschusses, die Vertreter der Behörden, ferner die der Handelskammern zu Berlin, Elberfeld, Hamburg, Leipzig, Liegnitz, Magdeburg, Offenbach, Plauen, der Han delskammer für die Preußische Oberlausitz zu Görlitz, der Handels- und Gcwerbekammer für Mittelfranken zu Nürnberg, der Korporationen der Kaufmannschaft von Berlin und Stettin und der Gewerbekammer zu Hamburg, ferner des Bayrischen Vereins für gewerblichen Rechtsschutz und des Bayrischen Gcwerbcmuscums in Nürnberg, des Bundes der Industriellen in Berlin, der Berufsgemeinschaft der Biskuit- sCakes-s Fabrikanten Deutschlands, in Berlin, des Zentralverbandes Deutscher Industrieller zur Förderung und Wahrung nationaler Arbeit in Berlin, des Deutschen Patcntanwaltbundes in Berlin und des Deutschen Tabaksvereins in Frankfurt a. M. versammelt hatten, ging heute die feierliche Eröffnung des Kongresses vor sich. Sie geschah durch den Präsidenten Direktor Julius vo n Schütz- Berlin mtt folgender Rede: Zum fünften Male vereinigt uns das gleiche Interesse und das gleiche Streben, das Interesse für die Gesetze des gewerblichen Rechls- jchutzes und das Streben, zur Vervollkommnung derselben auch unser Teil beizutragcn, und ich heiße Sie zu dieser gemeinsamen Arbeit im Namen unseres Vereins herzlich willkommen. — Tic Grundlage für unsere Arbeiten schufen wir auf den Kongressen in Frankfurt, Köln und Hamburg. Nach der zweiten Lesung begannen wir, nachdem die Industrie zu unseren Vorschlägen Stellung genommen hatte, im vorigen Jahre in Düsseldorf und zur Fortsetzung dieser Arbeit haben wir uns nunmehr hier zusammcngefunden. Tie Tagesordnung, die wir Ihnen diesmal vorlegen, ist eine sehr inhaltsreiche. Unsere Vorschläge enthalten den Versuch, auf dem Gebiete des Warenzeichenrechtes die viel erörterte Frage der Waren- klassen auf einem anderen Wege zu lösen, sie enthalten ferner Vor schläge für die Einführung von Firmenzeichen, Kollekttvmarken und anderes mehr. Im Vordergründe des Interesses aber steht bei un seren diesmaligen Arbeiten die Frage, ob zur Rechtsprechung in Sachen des gewerblichen Rechtsschutzes Techniker hinzuzuziehen sind, oder ob diese Rechtsprechung nach wie vor ausschließlich den Juristen verbleiben soll. Unsere Kongresse sind keine Agitationsversammlungen, sondern ihr einziger Zweck »st, durch Erörterung von Gründen und Gegen gründen die Sache selbst für sich sprechen zu lassen und die Klarheit über die einschlägigen Fragen in die weiteste» Kreise der Industrie und der Rechtsgelehrten hineinzutragen. Als der deutsche Verein vor acht Jahren an die Frage hcrantrat, ob das Prüfungsverfahren in Patentsachen einer durchgreifenden Äenderung bedürfe, da wählten wir als Beratungsort Frankfurt a. M., eine der Zentren der heimi- scheu Industrie, von der wir genau wußten, daß sie unseren damaligen Bestrebungen als Gegnerin gegenüderstanb. In gleicher Weife sind wir auch dieses Mal vorgegangen. Wir haben unsere Vorarbeiten Hand in Hand mit Juristen durchgeführt und wir haben schon im Laufe dieser Vorarbeiten erkannt, m welchem Grade der Ideenaustausch zwilchen Juristen und Technikern auch auf diesem Gebiete schöpferisch wirkt. Tas Ergebnis dieser Vorarbeiten liegt Ihnen in unserem Be richte vor. Derselbe wird Ihnen zeigen, daß wir uns keineswegs ein seitig auf die Hamburger Beschlüsse gesteift haben, sondern daß wir im Gegenteil ernstlich bemüht gewesen sind, den unzweideutigen Wünschen der Industrie einerseits und den uns in Düsseldorf seitens des preußischen Regierungsvertrelers in dankenswerter Weise gegebe nen Winken anderseits zu folgen, und das, was die Industrie für nötig hält, zu erringen nach dem, was die Regierungen für möglich erachten dürften. Ob und wieweit uns dies gelungen ist, werden ja die Verhand lungen ergeben. Der ernste Charakter unserer Bestrebungen kennzeichnet sich klar und deutlich durch die Zusammensetzung des Ebrenaussckusses, den ich an die Spitze unseres Kongresses zu berufen die Ehre habe, näm lich Se. Exz. Herrn Staatsministcr Dr. Graf v. Hohenthal und Bergen, Se. Exz. Herrn Staatsminister Dr. von Otto, Leider sind die beiden Herren Minister verhindert, der Eröffnung des Kongresses persönlich beizuwohnen, und ich begrüße an ihrer Stelle Herrn Geh. Oberregierungsrat Dr. Lantek und Herrn Geh. Ober- Justizrat Dr. Mayer. Ich begrüße ferner als Mitglieder unseres Ehrenausschusses Je. Exz. den Präsidenten des Reichsgerichts Wirk!. Geh. Rat Herrn Dr. Frhrn. v. Seckendorfs, Herrn Bürgermeister Dr. Dittrich, Se. Magnifizenz den Rektor der Universität Herrn Geh. Hosrat Prof. Dr. C h u n, Herrn Krcishanptmann Dr. Freiherrn v. W e l ck und den Vorsitzenden der Leipziger Handelskammer Herrn Geh. Kommerzienrat Zwei niger: der zuletzt genannte Name des Herrn Vorsitzenden der Leipziger Handelskammer hat für unseren Kongreß eine ganz besondere Bedeutung: die Leipziger Handelskam mer war es, die uns nach Düsseldorf die Einladung sandte, den nächsten Kongreß in Leipzig abzuhalten, sie hat dann weiter die Initiative zu allen Veranstaltungen getroffen und den Ortsausschuß gebildet, dessen Vorsitzender der zweite Vorsitzende der Handelskammer, Herr Kommerzienrat Habenicht, und dessen werbende Kraft der Syn dikus der Handelskammer Herr Dr. WendlandI sind. Von ganzem Herzen danke ich der Leipziger Handelskammer und dem Ortsaus schuß für alles, was sie für unsere guie Sache getan haben, und ich hoffe, daß sie in dem Verlaufe und Erfolg unserer Verhandlungen reichen Lohn für ihre aufopfernden Bemühungen finden werden." Der weitere Dank des Herrn Redners galt dem Finanzausschuß, dem Damenausschuß, dem Presseausschuß, dem Rat der Stadt Leipzig, der Universität und der Kreishauptmannschaft. Es folgten Worte der Begrüßung an die Herren Vertreter des Reichsamts des Innern, des König!. Preußischen Justizministeriums, des Kaiserlichen Patentamts, der Stadt Hamburg, ferner an die ausländischen Herren und die zahl reichen Vertreter der Handels- und Gewerbekammern. Nach dem herz lichen Willkommen erklärte der Herr Vorsitzende den Kongreß für eröffnet mit dem Zuruf: „Glück auf zu fröhlicher Arbeit!" Im Auftrag des durch anderweite Staatsgeschäfte verhinderten Staatsministers des Innern Dr. Graf v. Hohenthal und Bergen ent bot Oberregierungsrat Dr. La n tz s ch - Dresden der Versammlung seinen Gruß. Wenn der Deutsche Verein für den Schutz des gewerb lichen Eigentums den Wunsch gehabt, diesmal nach einem Lande zu kommen, dessen Volk sich durch eine rege und vielseitige Tätigkeit aus- zeichne, tatkräftig im Gewerbe mitwirke, schöpferischen und erfinde- rischen Ideenreichtum besitze, erkenne und nutzbar mache, so werde er wackere Vorkämpfer und Streiter in seiner Arbeit finden. So dürfe der Verein, der sich als ein Berater, Pfadfinder und Wegweiser erweise, versichert sein, daß seinen Bestrebungen weite Kreise unseres Landes volles Verständnis und Interesse entgegenhringen, daß die Regierung mit Wohl wollen seine Beratungen verfolge und aus ihren Ergebnissen neue Momente für die gewerbliche Wohlfahrt erhoffe. In diesem Sinne heiße er den Kongreß für gewerblichen Rechtsschutz willkommen. Namens der sächsischen Justizverwaltung begrüßte Ge- Heimer Justizrat Dr. M a y e r-Tresden die Versammlung auf dem Boden Leipzigs, einer Stadt, die er als eine Hochburg der Rechtswissen schaft im Deutschen Reiche rühmte. Hier habe das Reichs-Oberlandcs- gericht seine befreiende Rechtsprechung geübt, hier walte das Reichs gericht, hier sei der Sitz einer mit bedeutenden juristischen Lehrern be setzten Universität, an der einst ein Wächter, ein Windscheid gewirkt. Redner versicherte, daß die Justizverwaltung das wärmste und auf richtigste Interesse an den Verhandlungen nehme, und gern dahin wirken werde, dem juristischen Nachwuchs ein größeres Maß juristischen Wissens, auch auf technischem Gebiete, zuzuführen. Möchten, so schloß Geheimer Justizrat Dr. Mayer seine Ansprache, die Beratungen dem Wohle des Vaterlandes dienen, was wir alle wollen. Ein herzliches Willkommen rief sodann Geh. Kommerzienrat Zweiniger dem Verein im Namen der Leipziger Handelskammer als deren Vorsitzender zu. Er gab besonderer Freude darüber Ausdruck, daß der Verein die Einladung der Handelskammer angenommen und für seine Tagung Leipzig, die alte Meß- und Handelsstadt, mit ihrer be deutenden und vielgestaltigen Industrie, gewählt habe. Immer sei die Leipziger Handelskammer dafür eingetreten, daß der gewerbliche Rechts schutz den Erfordernissen der Zeit und der Entwickelung der wirtschaft lichen Verhältnisse entsprechend ausgestaltet werde. Sie wünsche den Be ratungen des Kongresses von Herzen besten Erfolg und knüpfe daran den weiteren Wunsch, daß die Vorlagen des Kongresses auch höheren Orts die ihnen gebührende Beachtung finden, damit die Leipziger Tagung ein Markstein werde für die weitere Entwickeluna des gewerb lichen Rechtsschutzes. An Stelle des am Erscheinen verhinderten Präsidenten des Reichs gerichts ergriff nunmehr Senatspräsident Dr. Planck das Wort. Seine Ausführungen brachten Lob den Männern der Theorie und Praxis, die gekommen seien, selbstlos und uneigennützig schwierige Aus gaben lösen zu helfen, um dem allgemeinen Besten zu dienen und das allgemeine Wohl zu fördern. Diese Arbeit werde niemals verloren gehen. Er wünsche, daß die Arbeit, die geleistet werde, zu einem, jeden Teilnehmer befriedigenden Ergebnis führe. Auch Bürgermeister Dr. Dittrich trat der Versammlung mit dem Wunsche gegenüber, daß die Beratungen von Erfolg gekrönt, der Industrie, dem Gewerbe und Handel zum Segen gereichen und sich förderlich für die gedeihliche Entwickelung des wirtschaftlichen Lebens erweisen und unser Volk im Kampfe des wirtschaftlichen Lebens festigen möchten. „Deutschland, allezeit voran!", dem Geleitspruch diene auch der Kongreß. Wie Geheimer Negierungsrat R 0b 01 ski- Berlin bemerkte, legt das Reichsamt des Innern Wert darauf, an Ort und Stelle von den Aeußerungen und Beschlüssen des Kongresses Kenntnis nehmen zu lassen. Es habe die Vorarbeiten zu den Gesetzentwürfen so weit gefördert, daß bereits im kommenden Winter die Vernehmung der Sachverständigen erfolgen könne. Redner, wie auch die weiteren Sprecher, der Vorsitzende der Gcwerbekammer zu Feuilleton. Je mehr sich unsere Bekanntschaft mit guten Büchern vergrößert, desto geringer wird der Kreis von Menschen, an deren Umgang wir Geschmack haben. A. Feuerbach. Münchener Bil-er-oninrer. II. Die Sezession. Bon Dr. Georg Biermann. Vor der Massenschau des Glaspalastcs hat die Sezession in erster Linie die Beschränkung auf wenige, dafür aber ausgewählte Werke voraus. Man hat sich im Laufe der Jahre daran gewöhnt, diese Aus stellung mit einem Gefühl höherer Erwartungen zu betreten, und man darf eS München zum Ruhme nachsaaen, daß seine Sezession bis jetzt nie enttäuscht hat. Gerade das fortschrittlich gesinnte Künstlertum der bayrischen Residenz — und als lolchcs darf man den Kreis der Mün chener Sezessionisten wohl ansprechen — hat sich vor Experimentieren gefährlicher Art, vor erfolglosen Uebertreibungen nach dieser oder jener Leite hin, wie sie in Berlin leider viel zu sehr an der Tagesordnung sind, von jeher gehütet. Hier, ist es in erster Linie die Solidität der Arbeit, welche jedes Lob verdient. Es scheint, als wirke in München eine geheime Tradition nach, deren Ursprung wir sehr leicht aus vre gewissenhafte Schulung, die Wilhelm von Diez seinen Schülern als den Anfang jeder großen Kunst gepredigt hat, zurücksühren können. Unter den bekannten Führern der Münchener Sezession macht sich allerdings ein Stillstand bemerkbar. Stuck, dessen nach Velasquez komponiertes Bildnis seiner Tochter Mary immerhin erfreulicher ist, als der nach Ausführung unv Idee brutale „Kampf um das Weib", ist seit Jahren nicht mehr vorwärts gekommen, ebensowenig Leo Samberger, dessen Technik nach und nach in Manier ausarret und der schon seit langem verlernt hat, wie es Lenbach aus seinen besten Werken so glän zend verstand, die Leuchtkraft seiner Farben zur Individualisierung und Betonung des Charakteristischen im Porträt abzustimmen. Auch über Albert von Keller läßt sich Wesentliches dieses Mal nicht sagen, doch erkennen wir gern an, daß der Meister mit seinen beiden In terieurs und der „Impression eines Theaters" in gewisser Hinsicht wenigstens neue Bahnen zu beschreiten versucht bat. Fritz von Uhde, der Sechzigjährige, macht den Eindruck ernüchternder Müdig keit. Tein großes Stück „Im Atelier" ist malerisch sehr kühl. Höchstens die „Abendmusik" verrät die ganze Stärke seiner impressionistisch-kolo ristischen Begabung. Richard Riemerschmid zeigt ein ähnliches Werk wie im letzten Jahre in seiner bekannten Technik, deren Wert vor allem nach der Seite des rein Zeichnerischen hin liegt. Endlich fehlt auch Habermann in diesem Kreis der Führer nicht, doch dürften sein „Weiblicher Kopf" ebenso wie das „Modell" Schöpfungen früherer Jahre sein. Enttäuschen so die alten, anerkannten Meister dieses Mal ein wenig, um so hoffnungsvoller stimmt dafür die jüngere Generation Münchener Künstler. Schramm-Zittau entpuppt sich als ein gänzlich Neuer. Man weiß, daß dieser Meister einer der begabtesten Schüler des alten Zügel gewesen ist. Um so erstaunlicher wirkt die Wandlung, die seine Kunst im Laufe eines einzigen Jahres durchgemacht hat. Vom Tiermaler ist er zur reinen Landschaft übergegangen, und zwar liebt er jetzt die Wiedergabe Münchener Straßenprospokte und Plätze, bei denen alles auf Tonigkeit abaestimmt ist. Seine Bilder er innern in ihrer Feinheit an die besten Leistungen des Pariser Rafaelli. Schramm-Zittau hat sich da ein neues Genre erkoren, auf dem er zweifel los Bedeutendes leisten wird, denn man sieht es diesen Werken an, wie in ihnen das Gefühl für die Seele und Schönheit einer modernen Kulturstätte lebendig ist. Auch der begabte Landschafter Benno Becker hat gerade nach der malerischen Seite hin bedeutende Fort schritte gegen früher zu verzeichnen. Seine beiden Stücke, vor allem das italienische Dorfbild, sind von einem starken lebenswarmen Im pressionismus erfüllt. In ähnlichem Sinne darf man Paul Croüel notieren, dessen „Gebirgsdorf im Winter" wundervoll in hell leuchtenden Tönen die kalte Stimmung festzuhalten weiß. Hermann Gröber, von dem man im vorigen Jähre das exquisite Porträt eines preußischen Kürassieroffiziers sah, hat eine dort noch bemerkbare Glätte der male rischen Behandlung abgelegt und, wie es scheint, einen viel sichereren Strich und dieselbe Schmissigkeit, wie sie für einen Hals charakteristisch ist, zu erreichen versucht. Karl Piepho, ebenso wie Richaro Pietz sch und Richard Kaiser, behaupten die bekannte Höhe, während Karl Winternitz mit seinem Freilichtbilde der „Badenden Jungen" zeichnerisch bedeutend stärker anspricht als in früheren Jahren. Gerade auf diesem Bilde wird der Zauber plastischer Form ungemein lebendig, und man darf als besonderes Lob hinzufügen, daß die Malerei, vor allem in der Behandlung der Lichtreflexe, mit der zeichne- rischen Größe durchaus im Einklang steht. Hermann Nißl, der rilhcr als Spezialität gern Stilleben mit alten gotischen Figuren owie Kircheninterieurs pflegte, erweist sich Heuer als Landschafter tärkster Qualität. Auch Hengler hat endlich, wie es scheint, der Puttenmalerei Valet gesagt. Nachdem er dieses Genre viel zu sehr und viel zu ost ausgekostet hat, versucht er sich neuerdings im Interieur und beweist damit, daß man ihn vielleicht doch früher sehr stark in seiner Spezialität unterschätzte. Wilhelm Ludwig Lehmann, der übrigens zu den Führern der Sezession gehört, in seinen Fortschritten aber ganz wie ein Junger anmutet, scheint ein viel engeres Verhältnis zur deutschen Landschaft bekommen zu haben, als man es sonst konsta tieren konnte. In seinen drei Bildern webt echte Naturstimmung, und es gibt da — wie die Behandlung des Himmels auf dem „Herbst abend" — malerische Feinheiten, vor denen man gern an die Kunst oer großen Holländer des 17. Jahrhunderts denkt. Als zwei vielver sprechende junge Talente notierte ich den Putz-Schüler Gustav Buchner, dem nur noch eine gewisse Erdeni'chwere anhastet, und den begabteren Riche-Butler, der ganz wie ein junger Leibs anmutet und ihm im Technischen zum Verwechseln ähnlich sieht. Enttäuschungen bereiten eigentlich nur Karl Reiser, der in seiner getupften, aber farblosen Technik aus den Neo-JmpressioniSmus hinzustcuern scheint, und Julius Seiler, der wohl Ziigel nach- strebt, aber den großen Schmiß des Meisters nicht besitzt. Da gegen verdient der Stuttgarter Hermann Pleucr, den man in seiner Entwicklungslinie unbedenklich zum jungen München rechnen kann, besondere Erwähnung. Man weiß, daß er seine Motive mit Vor- liebe in den Bahnhofshallen sucht und daß er, wie kaum ein anderer, die suggestive Gewalt eines heranbrausenden ZugeS wiederzngcben ver steht. Diesen seinen Lieblingsmotiven ist er auch dieses Mal treu ge blieben, aber sein letztes Werk macht den Eindruck, als wenn zwsichen ihm und den vorjährigen zehn Jahre malerischen Ringens lägen. Alles ist auf die große momentane Impression zugespitzt. Pleucrs Pinsel ar beitet mit einer Wucht und einer Sicherheit, die geradezu erstaunlich wirken. Jedes Nebensächliche verschwindet unter dem gewaltigen Ein druck einer einzigen malerischen Erscheinung. Einen ähnlichen Eindruck erhalten wir von dem Werk von Albert Lamm, der von jeher eine besondere Note in seinen Bildern gehabt hat, die zwischen einer stark malerischen Suggestion und einem ausge sprochenen Hang zum Dekorativen schwankt, lieber seinem diesjährigen Bilde der Burg Ravenstein liegt ein Schleier der Jahrhunderte, etwas unausgesprochen Geheimnisvolles, das immens künstlerisch und echt wirkt. Von TheodorHummel muß das Stilleben besonders hervor gehoben werden. Es ist qualitativ reicher als sein Porträtstück, das zu eintönig erscheint. Tie Berliner Gäste der Münchener Sezession beweisen auch dieses Mal wieder ibre starke malerische Begabung. Corinths „Fleischerladen", ein Werk, vor dem man unwillkürlich an Rembrandt erinnert wird, zeigt wieder einmal schlagend, wie echte Kunst gar nicht von dem Sujet bedingt ist. Auch das Alltäglichste vermag, in eine so künstlerische Form gebracht, wie auf dem erwähnten Bilde, zu ergreifen. Robert Breyer und Konrad von Kardorsf repräsentieren auch ohne Liebermannsche Assistenz sehr glücklich das Porträistuck. Ein meisterliches Werk ist vor allem das Bildnis des Herrn von Heymel von dem letztgenannten Künstler. Walter Bondi und Eugen Spiro haben zwar seit langem die deutsche Hauptstadt mit Paris ver tauscht, innerlich gehören sie aber noch immer dem Kresse der Berliner Sezession an. Spiros Aktbild der Kurtisane, das man voriges Jahr in Berlin sah, ist direkt unter dem Eindruck von Manets „Olympia" entstanden. Bondi dagegen ist pariserisch in der Form, klar und einfach in der Farbe geworden. Seine beiden Ansichten der Seincstadt gehören zu dem Besten, was die Ausstellung überhaupt zu vergeben lmt. Ich habe es schon früher ausgesprochen, daß ich die Hinzuziehung ausländischer Gäste in den Kreis dieser Ausstellung nicht für einen be sonderen Vorteil halten kann. Speziell die Franzosen, wie Aman- Jean und Besnard, erscheinen viel zu schwächlich, um in diesem Milieu deutscher Künstler Eindruck zu machen. Als eine neue Er scheinung von starker Qualität notierte ich dagegen den Pariser Ivan Tbiöle, der entfernt an Velasquez denken laßt. JoknLavery und der Däne Bernard-Oe st ermann sehen sich, was Süßlich keit des Tones und der Behandlung anlangt, sehr äbnlich. Wirklich erfreulich sprechen unter diesen Ausländern nur Anders Zorn und sein Landsmann Otto Hessel boom an Vor allem der Letztere hat durch seine Technik und die seltsam ins Dekorative angedeutete Be- handlungSwcise einen neuen Zug in die Malerei der Gegenwart hinein gebracht. Ganz besonders aber muß Heuer die Plastik hcrvorgeboden werden, und mit Vergnügen kann man dabei konstatieren, daß die Schule Adolf Hildebrandts gänzlich ins Hintertreffen geraten ist. Leute wie Hott-
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