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Dieses Blatt erscheint Dienstag- ».Freitags und kostet stierteljShr- lichfO Ngr., svofürcs dürch'alle Postbnstal^ en und Buchhatiblün- gen zu bezfeljcn ist. . Inserate aller Art WMkkiH-AtllNW.jsWZ Ein unterhaltendes Wochenblatt für dcis Bürger und Landman«. Nedactiou, Druck und Verlag vou Carl Jehne in Dippoldiswalde. - .... .. Aus dem Vaterlande. Dresden, 24. Oct. Die gegenwärtig bei dem Land gerichte zu Lö,beiu obschwebende Untersuchung wider eine Anzahl Knaben.wegen einer Menge in de'n letztverstossenen Jahirezr in der Öberigusitz und den angrenzenden Landösi- thetlen vorgekomincner Brandstiftungen hat, auch in Metzen Kreisen, ja selbst im AuSlande so großeck Jnleresff erregt, Paß eS am Orte erscheint, hierüber vorläufig, soweit es msl Rücksicht aus die Noch jm Gange befindliche Unter» suchung selbst thunllch ist, einige aus actcnmäßige Angaben gegründete Mittheilungen zu machen. Die Zahl sämmtlicher bis jetzt in Frage gekommenen Brandstiftungen beträgt näm lich überhaupt 89, welche einschließlich von siebÄl Brandftif- tungSversuchen an 61 Orten verübt worden sind. Die bei weitem größte Zahl dieser Fälle gehört der Oberlausitz an; jedoch sind auch einzelne derselben in angrenzenden Meiß nischen, Böhmischen und Preußischen Ortschaften vorgekom- men; ja man glaubt, daß die verbrecherische Thätigkeil der jugendlichen Brandstiftcrbande bis in die Gegend von Dres den und Leipzig sich erstreckt hat. Die Zeil anlangend, wo die Verbrechen verübt worden sind, so fallen dieselben aus schließlich in die Jahre 1846, 1847 und 1848; die meisten Fälle, über die Hälfte, gehören dem Jahre 1848 und zwar der Zeit vom März bis October v. I. an. Die letzte ein gestandene Brandstiftung hat am 24. Oct 1848 in Kamnitz bei Bernstadt stattgefunden. Ter bei diesen Verbrechen be- theiligten Knaben sind im Ganzen 10, von Venen der älteste I8'/2 Jahr, der jüngste 11'/, Jahr, der Haupt-Anstifter, welcher bei nicht weniger als 86 Brandstiftungen und Ver suchen seine thätige Mitwirkung eingeräumt hat, 17'/, Jahr alt ist. Zur Zeit ist es nur gelungen, acht dieser Knaben habhaft zu werben, welche sich sämmilich bei dem Landge richte zu Löbau in Haft befinden. Tie Local-Erörterungen sind noch in vollem Gange; sie finden in der Regel unter Beizichung der betreffenden Verbrecher stall. Daß sie stets öffentlich und in den meisten Fällen vor sehr zahlreichen Versammlungen der Orts-Bewohner vorgenommeu werben, hat sich in vielfacher Beziehung höchst zweckmäßig erwiesen-. Gelang es dabei, manchen Unichuldtgen von bisher stillge- hegtem, zuweilen wohl sogar öffentlich ausgesprochenem Ver, dachte zu reinigen, so war andererseits auch der moralische Eindruck ein entschieden günstiger. Der Umstand, daß die jener vielen Verbrechen angeklagien Knaben durchgängig der Bettelei nachgingen und zu diesem Behufe ein unstetes, va- gabondirendeS und leichtfertiges Leben führten, ohne Wissen ihrer Angehörigen oft 2, 3, sogar bis über 6 Monate auS ihrer Heimalh sich entfernten, Hai in schlagender Weise die traurigen Folgen vor Augen geführt, welche Vernachlässigung der Jugenderziehung Seiten gewissenloser Aeliern nach sich ziehen muß. Die Lehren, welche sich auS diesen beklagens- wenden Erscheinungen für alle Diejenigen, denen die Für, sorge für Erziehung der Jugend, für die öffentliche Wohl fahrt und Sicherheit obliegt, ergeben, werden hoffentlich nicht ungenutzt und unbeachtet vorübergehen. Die Sitten- verderbniß, welche sich jener jugendlichen Verbrecher bemäch tigt hat, überschreitet in der That jede Erwartung. Die Selbstständigkeit, Gewandtheit und Frechheit, womit sie ihre Verbrechen verübt haben, setzt oft wahrhaft in Erstaunen; die raffinirte Ueberlegung, womit manche jener Unthaten vvllführi ivnrdsn , würde man selbst bei manchem, "in der Schule des Verbrechens ergrauten/ abgefeimten Bösewichte vergebens suchen'. Indem sich jede Frechheid'unb Gewandt heit auch auf das Benehmen der Verbrecher während der .Untersuchung überträgt, wird dieselbe zu einer der schwierig-- sten, welche je staltgesunben haben. Mehrere der Znhaf- taten leugnen z. B. noch gegenwärtig fortwährend in. der Hauptsache WeS; ja einer derselben widerrief plötzlich mit einer Keckheit sonder Gleichen alle einräumenden Aussagen, welche er gelhan, und eö bedurfte der angestrengtesten Be mühungen des Inquirenten, ihn durch den Nachweis der Widersprüche, in welche er sich verwickelt, seines Leugnens zu überführen. (Dr. I.) — 87. Oct. Nachdem in neuester Zeil zu drei ver ¬ schiedenen Malek einzelne Nummern der in Franks«« a. M. erscheinenden „Neuen Deutschen Zeitung" wegen darin be findlicher, im aufreizendsten Tone geschriebener, die Ehre Ve sächsischen Justiz und anderer Behörden aus daS Gröblichst verletzender und sogar die unwürdigsten Angriffe auf daS Staats-Oberhaupt enthaltender Artikel mit Beschlag zu be legen gewesen sind; so har sich die königl. KreiSdirection zu Dresden nunmehr bewogen gefunden, mittelst heute publt- cirter General-Verordnung den ferneren Vertrieb der Neuen Deutschen Zeitung innerhalb ihres Verwaltungsbezirks gänz lich zü Untersagen. — Gestern ist auch die hiet angekommene Nuinmer der ebenfalls in'Frankfurt erscheinenden „Deut schen Zeitung", dem Vernehmen nach auS gleichem Grunde, mit Beschlag belegt worden. ' (Dr. I.)' — DaS Kriegs-Ministerium veröffentlicht unterm 21, Oktober folgende Bekanntmachung: Den Offizieren außer Dienst, welche die ErlaubNiß zum Tragen der ArniceuniforiN erhalten haben und welche die für die BundeSarmre im Jahre 1848 festgestellte Cocarde artgclestt haben sollten, wird zur Machachtung bekannt gemacht, daß die in dcnCotarden aufgenvmmemn deutschen Farben für jetzt wieder Wegfällen und nur die Landes« färben in den Cocärden getragen werden sollen, indem etstere Farben als ein allgemeines Erkennungszeichen für den Fall des AuSrückenS eines BündeSheercS angeordnet worden waren, welcher IZall jetzt aber nicht vorlicgt. ' ' ' ..... — vr. Herz, der frühere ständische Archivar, ist wegen seiner Betheiligung an den Maiereignissen zu lebensläng licher Zuchthausstrafe verurtheilt und diese Strafe im Gna denwege auf zehnjähriges Landesgefängniß herabgesetzt, auch Ur. Herz bereits am 28. Sept, nach HubertuSburg abge führt worben. -'s . - .. i Leipzig, 25. Oct. Au den mehrfachen Entdeckungen von gefälschtem Papiergeld ist in diesen Tagen eitle Neue gekommen: eS sind gefälschte Ddssauer Landesbanknoten zum