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ThmM, Uchen, Ätbenlehn Md die Umgegenden. ImlsblnU für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No. 88. . Donnerstag, den 2S. Juli 1897. Herr Rittergutspachter OuvalO in Limbach hat am heutigen Tage die Geschäfte des Kgl. Friedensrichters wieder übernommen. Königliches Amtsgericht Wilsdruff, am 24 Juli 1897 Mr. Für Vie Monate August und September werden Bestellungen auf das „Woolwnblstt für Msäruff" mit „landwirthschaftl. und illustrirter Sonntags-Beilage", sowie Ziehungslisten der kgl. sächs. Lotterie für die Stadt Wilsdruff bei unterzeichneter Geschäftsstelle zu 70 Pfg., für auswärts bei allen kaiserl. Postämtern zu 87 Pfg. angenommen. 6e8eliäfl88lell6 lies Kmt8- unel Woeliendlatte8 für iVil8^ruff eie. Staatswirthschast und Staatseinnahme. Seit ungefähr zwanzig Jahren sind die deutschen Bundesstaaten durch Uebcrnahme der Eisenbahnen in staatliche Verwaltung in ein neues großes Gebiet der Staatswirthschast eingetreten, und, wie man sowohl durch die Entwickelung des Eisenbahnwesens als auch durch die Vermehrung der Eisenbahneinnahmen ersehen kann, zeigt der neue große Zweig der Staatswirthschast einen glän zenden Erfolg. Die sämmtlichen deutschen Staatseisen bahnen hatten vom Bctriebsjahre 1891/92 bis zum Be- triebsjahre 1896/97 eine Vermehrung der Ueberschüsse der Einnahmen gegenüber den Ausgaben von 471 Millionen auf 646 Millionen jährlich, wodurch das gesanuute An lagekapital der Eisenbahnen eine Verzinsung von 5^4 Prozent erreicht. Dabel haben die deutschen Eisenbahn verwaltungen von jeder Erhöhung des Fahrpreises und der Frachtpreise abgesehen. Der Erfolg ist also ein ge radezu großartiger und es wächst dabei die Hoffnung durch diese Art zielbewußter Staatswirthschast die Ein nahmen des Staates derartig zu erleichtern, daß m ab sehbarer Zeit vielleicht die direkte Staatssteuer ermäßigt werden kann. Was diese großen Ueberschüsse der Staatv- bahuen finanziell und wirthschaftlich zu bedeuten haben, zeigt uns ganz besonders die Entwickelung der Staalv- eisenbahneinnahmen und deren Verwendung in Preußen. Bereits seit dem Jahre 1895/96 haben in Preußen die Einnahmen der Staatsbahnen jährlich die Riesensumme von einer Milliarde, also von tausend Millionen Mark überschritten, und auf Gruud der statistischen Ermittel- ungen nimmt man an, daß dieses oder nächstes Jahr die Einnahmen der preußischen Staatseisenbahnen den Betrag bvn 1/4 Milliarde erreichen werden. Die gesammte Ein- "abme des preußischen Staates beträgt jährlich zwei Milliarden Mark in Bausch und Bogen, mithin tragen die Staatseisenbahnen über die Hälfte der ganzen Einnahmen bei. Im laufenden Finanzjahre ist der Ueberschuß der preußischen Staatsbahnen auf 436 Millionen Mark ver anschlagt. Davon würden allerdings 191 Millionen zur Verzinsung und 26 Millionen zur Tilgung der Eisenbahn schuld abgehen, es bliebe somit aber in der preußischen Staatskasse von den Staatseisenbahnen dann doch noch ein thatsächlicher Reingewinn von 219 Millionen Mark übrig, welche hohe Summe zur Deckung der übrigen Ressortausgaben zur Verfügung steht. Staatswirthschast und Staatseinnahmen in Preußen haben also an den Staatsbahnen eine ihre wichtigsten Stützen, und nach Verhältniß ähnlich liegt es auch offenbar in den übrigen deutschen Bundesstaaten Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden u. s. w. Lhvsnik der Stadt Wilsdruff. iRcichLruck vttbvUn.) (Fortsetzung.) Im Dezember d. I. befanden sich in Wilsdruff folgende selbstständige Gewerbebetriebe: 3 Möbelfabriken mit Dampfbetrieb und 29 Möbeltischlereien ohne Dampf betrieb, 1 Drechslerei mit Dampfbetrieb und 4 Drechs- betrieb, 1 Treibriemenfabrik mit Dampfbetrieb, 2 Bier brauereien, 2 Ziegeleien, 3 Gärtnereien, 1 Stocksabrik mit Dampfbetrieb, 1 Mahl- und Schneidemühle, 1 Mühle mit Hechselschneidebetrieb, 1 Schirmfabrik, 2 Ziinmer- und 1 Maurermeister, 5 Holznadelmacher, 3 Dachdeckermeister, 20 Schumachermeister, 12 Schneidermeister, 5 Wagner- meister, 5 Schmiedemeister, 9 Bäckereien, darunter 2 Kon ditoreien mit Weinschank, 5 Schlossermeister, 2 Beutler- meister, 3 Korbmachermeister, 2 Glasermeister, 2 Töpfereien, 4 Sattlermeifter, darunter 1 Wagenbauer, 7 Fleischereien, 2 Böttchereien, 2 Kürschnermeister, 3 Gerbereien, darunter die - erwähnte Treibriemenfabrik, 4 Klempnermeister, 4 Seilermeister, 4 Barbierstuben, 2 Dekorationsmaler, 3 Niemermeifter, 2 Tapezierer, 3 Uhrmacher, 1 Büchsen macher, 1 Gürtler, 1 Hutmacher, 1 Brunnenbauer, 1 Stein metz und Bildhauer, 1 Photograph, 1 Färber, 1 Stein setzmeister, 1 Nagelschmiedemeister, 1 Strumpfwirker, 8 selbstständige Maurer, außerdem waren in Wilsdruff selbstständig 18 Schankwirthe, darunter 2 Hotelbesitzer, 1 Apothekenbesitzer, 10 Materialwaarenhandlungen, darunter mehrere Destillationsgeschäfte, 8 Schnitt- nnd Weißwaaren- handlungen, 6 Kurz- und Spielwaarenhandlungeu, 2 Ge treidehändler, 2 Mehl- und Produktenhändler, 2 Kleider händler, 3 Fuhrwerker, 16 größere und 21 kleinere land- wirthschastliche Betriebe, 2 Aerzte, 2 Hebammen, sowie 1 Volksküche zur Versteifung von Roßfleisch, verbunden mit Kaffeeschank. In diesem Jahre war die Stadtverwaltung in der günstigen Lage, wieder einen Termin Gemeindeanlagen ausfallen lassen zu können. Nachdem dieselben schon früher einen dergleichen Termin hatten ausfallen lassen können, wurden nunmehr anstatt der früheren 4 dergleichen Termine nur noch 2 eingehoben, sodaß nunmehr Wilsdruff zu denjenigen des Königreichs Sachsen gehörte, welche die wenigsten Gemeindeabgaben einzuheben brauchten, und zwar betrugen nunmehr: die Gemeindeabgaben nur noch 37 Proz. der direkten Staatssteuern. 18M. „ Am 23. Juli wurde die Erbauung der neuen Turn- halle mit eingebauten Gerätheschuppen für 3 Spritzen ""d Feuerwehrutensilien nebst Steigerhaus für den Preis von 27 300,— dem Baumeister Partzsch in Neuostra ver geben und am 22. September fand bereits Hebefeier statt. 1892. Bei Beginn des nenen Schuljahres wurde ein neuer ständiger Lehrer an der städtischen Schule angestellt, so baß das Lehrerkollegium nunmehr aus 10 Lehrern ein schließlich des Direktors bestand. Diese Vermehrung hatte sich dadurch nöthig gemacht, daß die seither als Privat unternehmen des Schuldirektors Gerhardt bestandene höhere Fortbildungsschule, welche dem Zwecke diente, junge Leute für den Post- und Eisenbahndienst, für den kaufmännischen Beruf und für die Landwirtschaft vorzubereiten, mit den städtischen Schulen verbunden wurde. Im Frühjahre wurde auf dem Marktplatze eine Säule mit metereologischer Uhr zur Aufnahme von Ge schäftsanzeigen von einem Privatunternehmer aufgestellt. Nm dieselbe Zeit begann man auf Seiten der Stadt verwaltung den Park am unteren Bache anzulegen. Vom 10.-17. Juli wurde hier auf der Schießwiese und in den beiden zum Schießhause gehörigen Gebäuden die zweite Gewerbeausstellung abgehalten. Am 14. Juli war mit derselben auch eine Rindviehschau Seitens des Landwirthschaftlichen Vereins zu Wilsdruff für die Mit glieder desselben veranstaltet worden. Die Garantie für ein durch die Kosten der Ausstellung entstehendes etwaiges Defizit hatte zur Hälfte ein Komitee von 26 Mitgliedern, zur Hälfte der Gewerbeverein übernommen. Mit dieser Ausstellung war eine Verloosung von angekausten Aus stellungsgegenständen verbunden, zu welcher 5000 Loose ausgegeben worden waren. Die Ausstellung ergab einen beträchtlichen Ueberschuß, wovon der Landwirthschaftliche Verein einen großen Theil erhielt. Am 22. August fand die Einweihung der neu erbauten Turnhalle statt. Der veranstaltete Festzug, welchem das kindern mit dem Lehrerkollegium, dem Stadtgemeinderathe, dem Schulvorstande, dem Turnverein und der Feuerwehr. Nach Uebergabe des Schlüssels durch den Erbauer Bau meister Partzsch in Neuostra und einer der Uebcrnahme des Gebäudes dienenden Rede des Bürgermeisters Ficker zog man in die neue Turnhalle ein, worauf der Schul direktor Gerhardt die Weihrede hielt. Hierauf fand Turnen der größeren Schulkinder und nach diesen auch der aktiven Turnerschaft an den vom Fabrikant Klemm in Dippoldiswalde für 3300 Mark gelieferten Turn- geräthen statt. Bei der am 11. September anberaumten Kirchen vorstands-Ergänzungswahl wurde die Zahl der seither nur 5 weltlichen Mitgliedern, von denen 4 aus Wilsdruff und 1 aus dem eingepfarrten Theile von Grumbach zu wählen waren, auf 9 erhöht, und zwar 7 aus Wilsdruff und 2 aus dem Grumbacher Antheile. In diesem Jahre war auch auf der von der Dres dener Straße aus links gesehenen Seite der Rosengasse Trottoir gelegt, sowie die städtische Wasserleitung von dem an der Rosengasse ausgestellten steinernen Wasserbehälter nach einem vor dem Hause des Bäckermeisters Gustav Schirmer erbauten unterirdischen Bassin weiter nach der Schulgasse geführt. (Fortsetzung folgt.) Lagesgeschichte. Nach Beendigung der diesjährigen Nordlandsreise, die mit dein Schluffe dieses Monats zusammenfallen wird, schifft sich der Kaiser nur für wenige Tage von Bord der Hofyacht „Hohenzollern" aus, um bereits am 5. August auf der „Hohenzollern" in Begleitung der im Dienste ge haltenen Panzerdivisionen die Reise nach der Reede von Kronstadt anzutreten. Auf dieser Reise hat die „Hohen zollern", einschließlich der Rückreise, von neuem eine Strecke von ungefähr 3000 km znrückzulegen. Die Tage, welche die Dacht zu Anfang nächsten Monats auf der Marine» station der Ostsee liegen wird, sollen dazu benutzt werden, das Fahrzeug für die Besuchsreise an den Hof des russischen Kaiserhauses in stand zu setzen. Auf der Reede von Kronstadt wird das deutsche Geschwader von der ver einigten russischen „Baltischen Meerflotte" empfangen werden, soweit diese für diesen Zweck zusammengezogen werden kann. Das deutsche Geschwader wird gegen 4500 Mann Besatzung an Bord haben. Der Kaiser wird mtt dem Prinzen Heinrich gleichzeitig den russischen Boden betreten, da letzterer zur Zeit die zweite Division des Panzergeschwaders führt und seine Flagge an Bord des Kreuzers 1. Klasse „König Wilhelm" gesetzt hat. Unser Brandenburggeschwader, das bisher nur sehr vorüber» gehend in einigen Auslandshäfen gelegen hat, wird zum ersten Male in einem russischen Kriegshafen vor Anker gehen. Ueber den Aufenthalt unserer Kaiserin in München wird von dort unter dem 26. d. M. noch be richtet: „Die Kaiserin verblieb mit dem Prinzregenten TZ Stunden in der Kunstausstellung im Glaspalaste; darauf fuhren Ihre Majestät nnd der Prinzregent nach der Schack-Galerie und zur Glyptothek. Um 2 Uhr fand in der Residenz große Hoftafel statt, bei welcher die Kaiserin zwischen den: Prinzregenten und dem Prinzen Ludwig saß; au oer Tafel nahmen fernem alle zur Zeit in München weilenden Mitglieder des königlichen Hauses, Prinz und Prinzessin Friedrich von Hohenzollen, der preußische Gesandte Graf Monts, der Minister des könig lichen Hanses und des Aeußeren Freiherr v. Crailsheim und die obersten Hofchargen theil. Im Verlaufe der Tafel brachte der Prinzregent einen Trinkspruch auf Ihre Majestät die Kaiserin aus. Um 4'/2 Uhr verließ die Kaiserin die Residenz und unternahm mit der Prinzessin Ludwig eine Fahrt durch die Stadt, bei welcher auch die Krankenpflegerinnen- und die Heilanstalt des bayerischen Frauenvereins vom Rothen Kreuz besucht wurde. Im Laufe des Nachmittags stattete die Kaiserin den zur Zeit in München weilenden Mitgliedern des königlichen Hauses, sowie dem Prinzen und der Prinzessin Friedrich von Hohenzollern Besuche ab. Vor der Abreise Ihrer Maje stät nach Tegernsee, welche um 6V2 Uhr mittels Sonder»