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Der „Nordh. „Weißerih Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Sb Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All- Postau- «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen B«< Verantwortlicher Redacteür: Carl Ahm in Dippoldiswalde Amtsblatt für die Königliche Umlshauplmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blatte« eine sehr wirk same Verbreitungfinden, werben mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, un redaktionellen Theil«, die Spaltenzeile «o Pfg- Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde, 18. Juli. Daß die Hoffnungen und Entwürfe der Menschen oft nur Luftschlösser sind und zu Wasser werden, das haben wir an den beiden letzten Festtagen leider wieder einmal zu unserer großen Betrübniß erfahren müssen. Unmittelbar vor den Hundstagen eine Temperatur von 12° U., dazu ein wolkiger, grauer Himmel, der über sich selbst Thränen vergießt, weil ihm jeder Anlauf zur Klärung immer und immer wieder mißglückt: das ist ein Hintergrund, auf dem sich Feststimmung und Appetit zu einem recht schaffenen Festschoppen nicht Herstellen lassen wollen, und so ist es uns an diesen 2 Tagen leider gegangen. Der „blaue Montag" erwies sich recht „Grau in Grau", und wenn diese trübselige Kouleur einmal auf Augen blicke in Blau changiren wollte, so kam zur Abkühlung überschwenglicher Hoffnungen schnell so ein kleines Sprühkätzchen, daß die Zeltdächer nur mit Hilfe der Regenschirme sich widerstandsfähig zeigten. Zwar der hübsch arrangirte Schnitterzug am Montage, der freilich bei blauem Himmel und Ernte sonnenschein noch „natürlicher" ausgesehen haben würde, war eine angenehme und mit allgemeinem Beifall auf genommene Produktion, die nach den in früheren Jahren gern aufgeführten Kriegs- und Gefechtsszenen doppelt erheiternd und anmuthig wirkte. Ritter Karl von Kunertsdorf mit seinem biedern Pächter, der bei seinem Pachte recht wohl gediehen war, gingen hoch zu Roß dem mit Ochsen bespannten, blumengeschmückten Erntewagen voraus, umgeben von dem bärtigen Mirth- schaftsvogt, dem schlanken Schafmeister und einer Schaar schmucker Knechte, während die bildsaubern Mägde und «ine Anzahl Schnitter den Zug beschlossen. Die bunte, ideal-bäuerliche Tracht, die umwundenen Rechen, Sen sen, Gabeln rc. gaben in der That, besonders auf der grünen Aue, wo sich die Paare im lustigen Neigen drehten, ein farbenheiteres Bild. Begrüßung des Zuges durch Herrn Schützenvorsteher Heinrich son. und Ant wort des gestrengen Gutsherrn fehlte nicht. Leider konnte sich das lebensfrische Treiben nur kurze Zeit im Freien entfalten; Regenschauer trieben in den Saal, wo der fröhliche Erntetanz nach längerer Zeit fort gesetzt wurde. Freilich der erwartete massenhafte Zu fluß von Fremden fehlte ganz, die Aue war — leer. Die Illumination am Abend mußte wegbleiben. — Die Würde des Vogelkönigs fiel im Laufe des Nachmittags auf Herrn Blechwaarenfabrikant Teicher, während Hr. Stadtmusikdir. Hoppe „Marschall" wurde. Unter etwas günstigeren Wetter-Aussichten, wenn auch die Temperatur immer noch ziemlich kühl blieb, begann der Dienstag, aber auch er erfüllte nicht die Hoffnungen, die man auf ihn gesetzt hatte. Das all gemeine Stammfrühstück der Schützen verlief zwar bei ungeheuerer, ungetrübter Heiterkeit, aber der Zu sammenfluß von ein paar Tausend Gästen, wie er zur Feier solcher Feste unerläßlich ist, unterblieb, und man mußte sich nach Kräften „unter sich" amüsiren. Die „Schnitter von gestern" hätten eS auch gewiß nicht daran fehlen kaffen, dieser Aufgabe voll zu genügen, wenn nicht nach einer Anzahl glücklicher Schüsse der von ihnen in Angriff genommene Vogel sammt Stange eine Beute des ungemüthlich blasenden Windes ge worden wäre. Zwar wurde der Schaden bald möglichst reparirt, aber bei solchem Mißgeschick wird endlich der beste Mensch desperat und eine allgemeine befriedigende Feststimmung kann nicht aufkommen. So mußten denn die mit viel Lust und Liebe und reger Betheiligung seitens kinderfreundücher Schützen arrangirten Be lustigungen unserer hoffnungsvollen Jugend über die Kalamität hinweghelfen, und wer es mit ansah das Sackhüpfen, Wettrennen, Haschen, Klettern rc., wer die freudestrahlenden Gesichter der Kinder beim Gewinn einer der zahlreich gespendeten Prämien be obachtete, der mochte wohl die Wahrheit des Wortes begreifen lernen: „O selig, o selig, ein Kind noch zu entnehmen wir folgenden, von einem alten Praktikus gegebenen Rath, welcher bei der jetzigen Jahreszeit von Werth ist: Eßt Grünes! Eßt tüchtig Salat! Eßt Gemüse! Eßt Rettig rc., alle, die ihr nicht nach Marienbad, Kissingen, Ems rc. fahren, eine Badekur durchmachen könnt! Junges Gemüse, be sonders Salat, Kopf- und Feldsalat, sind nicht nur sehr nahrhaft, geben Fleischansatz und Kraft, sondern sie reinigen das Blut, ihr Genuß ersetzt eine Art Badekur. Die Landwirthe wissen dies längst; sie sehe«, wie bei Grünfütterung des Viehes dieses sich reinigt, darnach aber schön glatt und rund wird und nach allen Seiten hin produzirt. Wie dort im Thierkörper, so bei uns in unserm Körper. Und ihr Hausfrauen, die ihr das erfrischende Grün, den saftigen Salat, zurecht macht und auftischt, erhaltet in demselben die stärkenden Kräfte und Säfte! Zerrupft ihr die Salatköpfe, schneidet ihr die Blätter vom Kopfe ab, werft ihr dann die Blätter und Herzstückchen in den Eimer, in die Schüssel zum Waschen und Reinigen, so ist das Beste des Sa lates dahin, schwimmt im Wasser und kommt auf den Dung statt in den Leib. Die Salatköpfe müssen ganz, ungerupft, gewaschen und kurz vor dem Essen zerlegt und angemacht werden, damit alle Kräfte in der Eß schüssel bleiben. Und dann für den Mann nicht 5 bis 6 Blättchen, sondern 2 Köpfchen auf den Tisch, Mittags und Abends, und ihr sollt einmal sehen, wie rosig und blühend die Wangen werden! Versuchts nur einmal! Laßt Euch Abends eine Schüssel Salat und dazu Spiegeleier machen, ihr werdet bald sehen, wie gut es euch bekommt; aber 6 bis 8 Wochen lang. Ein Bad nützt nichts, mehrere aber hinter einander schaffens. Im Fleischsaft giebt v. Liebig 2,s« Prozent lösliches Albumin an; der Feldsalat hat 2,os Prozent Stickstoffgehalt, Kopfsalat 1,n Prozent. — Stuben hocker, Kinder, Kaufleute, Jsegrimme rc. — eßt Salat! Dresden. Der Haushalt Dresdens auf das Jahr 1882 stellt sich nach der jetzt veröffentlichten Uebersicht wie folgt: Einnahme 5,891,638 Mk. gegen den Voran schlag 321,212 Mk. mehr, wovon allerdings 16,445 Mark Mindererträge einzelner Einnahmepositionen kommen. Der Ueberschuß beträgt aber immer noch 304,766 Mk. Die Ausgabe beträgt 5,586,871 Mk., dieselbe ist mit 147,607 Mk. hinter dem Voranschläge zurückgeblieben und stellt sich der Gesammtüberschuß des städtischen Nechnungswerkes auf 452,373 Mark. T Freiberg, den 17. Juli. In der Düngemittel fabrik von Schippan, Galle und Co. löste sich heute früh auf noch unermittelte Weise der Zapfen am Trieb rade, welcher der Kolbenstange einer 30 pferdekräftigen Dampfmaschine zum Angriffspunkte dient, ab. Mit ungeheurer Gewalt ward infolgedessen der Kolben vom Dampfe an die Cylinderwand geschleudert, sodaß die letztere in Trümmer flog. Glücklicher Weise war zu dieser Zeit gerade kein Mensch im Kesselhause an wesend, sodaß außer dem Schaden an der Maschine ein Unglück nicht zu beklagen ist. — Die reichlichen Niederschläge auf vorhergegangene Dürre bereiten all gemach auch hiesiger Gegend einigen Schaden. Abge sehen davon, daß ver Schnitt des Wintergetreides, welcher unmittelbar bevorzustehen schien, nun doch nicht sobald stattsinden wird, hat der niederströmende Regen gestern die Hoffnung manches Besuchers des hiesigen Jahrmarktes zu Wasser werden lassen. Der Besuch war sowohl gestern wie Henle ein sehr spärlicher, und mancher Geschäftsmann wird wohl kaum so viel ein genommen haben, als seine Auslagen betrugen. Chemnitz. Die hiesigen Stadtverordneten be willigten in ihrer Sitzung am 12. Juli Gelder für die freiwilligen Feuerwehr-Kompagnien, um Mitgliedern derselben den Besuch des deutschen Feuerwehrtages, der im September in Salzburg abgehalten wird, zn er möglichen. Leipzig. Die Juristenprüfungen in Leipzig haben am Freitag nach 12tägiger Dauer ihr Ende erreicht. sein!" — Während dieser Spiele knallten lustig die Büchsen; es galt, um die Ehre des „Scheiben königs" zu ringen. Nach den genauesten geometrischen Ausmessungen der geschossenen Nägel wurde dieselbe endlich Herrn Lohgerbermeister Arnold 8«n., die des Marschalls aber Herrn Hutmacher Baumann zuerkannt. Der Einzug war auch diesmal durch theilweise Illu mination der Häuser und zahlreiche bengalische Flam men ausgezeichnet, und betheiligten sich an demselben wiederum die Feuerwehr, Gesang- und Turnverein. Das Feuerwerk, vom Regen verschont, diesmal aber nicht von dem bekannten „Pyrotechniker zum Ver gnügen", sondern auf Bestellung hergestellt, zeigte auch, wie hoch eine Kraft zu schätzen ist, die ohne Gründer gewinn nur für das allgemeine Beste uneigennützig wirkt. — Wenn nun das heurige Schützenfest als eines der erfreulichsten nicht bezeichnet werden kann, so liegt das nicht an den getroffenen Veranstaltungen und an der Lust und Liebe der Schützengilde, sondern an Ein flüssen, deren Beseitigung leider nicht in unseren Händen liegt. Aber darum nicht scheel sehen; haben wir gute und schöne, voll befriedigende Feste gehabt, warum sollte» wir die bösen nicht auch hinnehmen ? — Auf Wiedersehen über's Jahr, wo's hoffentlich besser ist! — Bei niedriger Temperatur zog am 18. Juli Vormittag ein von heftigen Schlägen begleitetes Ge witter über unsere Stadt. — Um 11 Uhr wurde die Landspritzenabtheilung der hiesigen freiwilligen Feuerwehr allarmirt und rückte nach Paulsdorf ab, wo der Blitz in die Scheune des gerade abwesenden Wirthsch.-Bes. Jul. Voigt geschlagen und gezündet hatte, und dieselbe, sowie das Wohn- und Seitengebäude in Asche gelegt wurden. 2 Kühe und I Schwein wurden vom Blitz erschlagen, 1 Kalb« betäubt und fand dieselbe in den Flammen ihren Tod. Inventar und Heuvorräthe verbrannten vollständig, Geld und Schmuckgegenstände fand man unversehrt im Schutt; versichert hatte Kala- mitose nicht. Außer der Ortsspritze und der hiesigen waren die von Malter, Berreuth, Seifersdorf anwesend. — Dem 63 Jahre alten, seit dem 1. Mai 1845 in der Bretmühle des Holzhändlers nnd Gutsbesitzers Herrn Kröhnert in Ammelsdorf beschäftigten Bret- schneider Fürchtegott Leberecht Müller in Reichenau ist aus Anlaß langjähriger treuer Arbeit in ein und demselben Gewerbsetablissement als Auszeichnung die große silberne Medaille „Für Treue in der Arbeit" verliehen worden und ist dieselbe am 12. Juli dem Genannten durch Herrn Amtshauptmann v. Keßinger in der Kröhnert'schen Bretmühle in Gegenwart des Arbeitsgebers Müller's, sowie des Herrn Gemeinde vorstandes Richter von Ammelsdorf, in entsprechender Weise ausgehändigt worden. — Vom 16. d. M. ab werden, vom königl. me teorologischen Institute zu Chemnitz ausgehend, zunächst durch die dortige Stations-Verwaltung die aus fünf Ziffern bestehenden Wetterprognosen mittels der Eisen bahnbetriebs-Telegraphen täglich in den Nachmittags stunden den nachstehenden Eisenbahnstationen gebühren frei übermittelt und von diesen weiter befördert, an den nachstehenden Stationen, soweit solche gesperrt gedruckt sind, aber in auszuhängenden Nummerkästen dem Publikum sichtbar gemacht werden, und zwar: Station Flöha, Freiberg, Dresden-Altstadt, Döbeln, Riesa, Annaberg, Zwickau, Reichenbach i. V., St. Egi- dien, Limbach, Narsdorf, Hainsberg, Pirna, Schan dau, Dresden-Neustadt schlesischer Bahnhof, Bautzen, Löbau, Schmiedeberg, Berggießhübel, Dürr- röhrsdorf, Herrnhut,Ziltau,Ebersbach, Groß schönau, Wilthen, Neustadt, Bischofswerda, Arnsdorf, Kamenz, Bienenmühle, Zöblitz, Großenhain, Dahlen, Gröditz, Lommatzsch, Grimma, Cranzahl, Herlasgrün, Reuth, Weisch litz, Adorf, Brambach, Treuen, Falkenstein, Schöneck, Nautenkranz, Schneeberg, Schwarzen berg, Johanngeorgenstadt, Stöllberg, Kie ritzsch, Leipzig bair. Bahnhof und Groitzsch.