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Amts- M AiWiM für den SM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung 18»L Graupner. i»i Graupner. Tagesgeschichte Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die klcinsp. Zeile 10 Pf. Abonnement Viertels. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. — Deutschland. Ein von der „Westminster Gazette" verzeichnete« Gerücht besagt, daß Ende April Königin Biktoria mit dem Kaiser Wilhelm, der Kaiserin Friedrich, dem russischen Kaiscrpaar und dem herzoglichen Paar von Koburg in Darm- stadt Zusammenkommen und dazu auch den Herzog und die Herzogin von Cumberland einladen werde. wahrnehmbar sind, cs verhindern. Welche Folgen aber der An heimfall Frankreichs a» den Sozialismus für Deutschland und für Europa haben würde, braucht nicht erst auSgemalt zu werden. Die Errichtung einer Militärdiktatur oder eine monarchische Restauration würde dem gegenüber als das kleinere Nebel selbst dann erscheinen, wenn davurch die KricgSfrage in den Bordergrund gebracht oder die Gruppirung der Mächte i» Europa zu Gunsten Frankreich« verändert würde. Denn dann bliebe immer noch abzuwartcn, ob die Gründe, welche Frankreich zur Zeit abhaltcn, den Frieden zu brechen, eine Verminderung crsühren, welche den Krieg wirklich zum Aus bruch brächte. Zieht man alle diese Möglichkeiten in Betracht, welche al« Ausgang einer Krisis in Frankreich in Betracht kommen, so wird man das vorläufige Ergeb» iß der jetzigen, die Wahl des bisherigen Marineministers Faure, al« relativ günstig zu bezeichnen haben. 'Rach den Antecedentien des neuen Präsidenten und nach dem, was sonst über ihn bekannt ge worden ist, läßt sich nicht annehmen, daß er die Hand zu abenteuerlichen Unternehmungen bieten wird. Aber anderer seits ist der Einfluß des Präsidenten der französischen Repu blik nur beschränkt, eS gehörte eine ungewöhnlich thatkräftige und von dem Vertrauen der Nation getragene Persönlichkeit dazu, um hierin etwa« zu ändern. Al« eine solche Persön lichkeit wird Herr Faure bis auf Weiteres nicht angesehen werden können; seine ersten Worte als Präsident lassen viel mehr das Maaß von Energie durchaus vermissen, das in Frankreich nöthig wäre, um das Land vor neuen schweren Krisen zu bewahren. Man muß sich vorläufig aus die Hoff nung beschränken, daß seine persönlichen Eigenschaften aus reichen werden, wenigstens für die nächste Zukunft die Ruhe des Landes zu sichern. Seiner Erhaltung im Amte wird vor Allem der Umstand förderlich sein, daß kaum eine andere Persönlichkeit vorhanden ist, welche Aussicht hätte, die zur Wahl erforderliche Majorität von Stimmen auf sich zu ver einigen. Man wird von Herrn Faure einstweilen auuehmen dürfen, daß er sei» Anit im Sinne GrcviS auffaßt und ver sieht. Seine politische Ehrenhaftigkeit mag ihn in Verbindung mit dem Umstande, daß er kein prononcirter Parteimaun ist, vor dem Geschicke bewahren, allzu schnell ein Opfer der fort dauernden Parteiumtriebe zu werden. An Bemühungen zu seinem Sturze wird aber es weder von sozialistischer »och von radikaler Seite fehlen und wir werden sehen, welches Maaß von Takt, Einsicht und Tapferkeit er ihnen gegenüber zu bekunden im Stande ist. Wir sehen in dem jetzigen Abschlüsse der französischen Krisis kein Definitiv»«» und sind auf weitere Uebcrraschungen jeder Zeit vorbereitet. Kühle, beobachtende Reserve aus Grund steter Bereitschaft, den militärischen Kampf mit Frankreich auszunehmen, wenn er uns aufgedrungen werden sollte, wird auch in Zukunst das beste Mittel der deutschen Politik bleiben, unsere 'Nachbarn jenseits der Vogesen von dem Versuche ab zuhalten, ihrer inneren Schwierigkeit durch Vorstöße gegen uns Herr zu werden. Bekauntmachun g. Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers soll Sonntag, den 27. Januar 189», Nachmittags 1 Wr Rathhaussaale ein Festessen stattfinden. Es wird zur Betheiligung hieran mit den« Bemerken ergebenst eingeladen, daß der Preis eines Gedeckes 3 Mark beträgt, und dah Anmeldungen hierzu bi» zum 2K. Januar dss. Js. an Rathsexpcdilionsstelle oder bei den« Rathskcllerpäclster Herrn Busch zu bewirken sind. Besondere Einladungen werden nicht erlassen. Eibenstock, am 19. Januar 1895. Der Rath der Stadt. I»i-. Körner. Bekanntmachung. Der Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm II. wird in diesem Jahre wie bisher nach folgendem Programm gefeiert: Sonnabend, den 26. ds. Mts., Abends 7 Uhr Zapfenstreich, Sonntag, den 27. ds. Mts., früh 6 Uhr Weckruf durch das hiesige Stadt- Musikchor und Montag, den 28. ds.Mts., Vormittags 10 Uhr Festaetus in der Turnhalle. Außerdem iverden die städtischen und öffentlichen Gebäude Flaggenschmuck erhalten. Deutschland und die französische Krisis. Unter dieser Ucbcrschrift bringen die dem Alt Reichskanzler Fürsten Bismarck nahestehenden „Hamb. Nachr." folgende Darlegung: Die französische Präsidentschaftskrisis hat aufs Neue zum Bewußtsein gebracht, daß Deutschland jeden Augenblick auf den Eintritt unvorhergesehener Ereignisse in Frankreich vor bereitet sein muß, deren Folgen unberechenbar sind. ES ist mög lich, daß fernere innere Krisen des Nachbarstaates auf ihn selbst beschränkt bleiben, ebenso gut aber kann der Fall eintrctcn, daß die derzeitigen Machthaber, wenn sie sich nicht anders zu helfen wissen, oder wenn cs ihnen im Interesse Frankreich« zu liegen scheint, den Versuch machen, nach napoleonischem Rezepte durch eine Diversion nach außen hin ein Ventil für den überflüssigen Dampf zu öffnen, welcher die Staatsmaschine zuin Explodiren zu bringen droht. Zur Zeit werden sich die französischen Politiker allerdings nicht in der Lage sühlcn, diesen Versuch zu wagen. In der Haltung Rußlands finden sie dazu kann, eine Aufmunterung und ein militärisch-technische« Ucbergewicht über Deutschland wird auch auf französischer Seite schwerlich in einem Maße angenommen iverden, daß dort ein militärische« Duell mit dem Deutschen Reiche von vornherein als aussichtsvoll betrachtet würde. Andererseits aber ist die Rcvanchesucht in Frankreich keineswegs erloschen, sondern glimnit unter der Asche intensiv fort; das haben die Kundgebungen in Paris gelegentlich der Affairc Drehfu« und die Versuche zur Wiederherstellung der Patriotenliga bewiesen. Selbst wenn man annimmt, daß das Revanchcfieber auf Pariser Kreise beschränkt ist, daß der Franzose in der Provinz lieber seinen Geschäften nachgehcn und seinen Kohl bauen, al« in den Krieg gegen Deutschland ziehen will, so bleibt doch zu bedenken, daß Paris jetzt so gut wie früher Frankreich vollkommen beherrscht und daß die Entschließungen Frankreich« in kritischen Momenten immer durch energische Minoritäten, niemals durch die große Mehrheit der Bevölkerung bewirkt worden sind. Man «nutz bei jeder Krisis in Frankreich mit der Möglichkeit rechnen, daß eine Regierung an« Ruder kommt, die den Versuch macht, die Revanche-Politik aufs Neue in Angriff zu nehmen, uni die verloren gegangene Ruhe und Stabilität im Innern wieder herznstellen. Aber nicht nur diese Möglichkeit begründet das besondere Interesse Deutschland« an den französischen Krisen; diese involviren noch andere Gefahren, die unter Umständen über die Grenze Frankreichs hinauSreichcn können. Wir haben dabei zunächst den Sozialismus im Auge. Charakteristisch für die Situation in dieser Beziehung ist, daß dem KriegSministcr Mercier zugeschrieben wird, er habe auf die angebliche Frage Casimir-PerierS, ob die Armee zuverlässig sei, geantwortet: „An die Grenze zu marschiren, ja; sonst nicht!" Diese« „sonst nicht" erhält durch die Sprache der französischen Sozialisten eine grelle Illustration und ruft die seiner Zeit vom Fürsten Bismarck im Reichstage berührte Frage in« Gedächtniß zurück, wa« geschehen werde, wenn in Frankreich die soziale Revolution triumphire und die rothe Fahne der französischen Trikolore vorangetragcn würde? Die französische Republik befindet sich in Folge ihrer demokratischen RegierungS- sorm und in Folge de« Mangel« an Entschlossenheit ihrer Gewalthaber, den Kampf gegen die sozialrevolutionäre Ström ung energisch aufzunehmen, auf einer schiefen Ebene. Da« Hinabgleiten de« Staat« in die Arme der sozialen Revolution droht unmittelbar, wenn nicht besondere Ereignisse und da« Ein greifen außergewöhnlicher Persönlichkeiten, die zur Zeit aber nicht Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 42. Jahrgang. Donnerstag, den 24. Januar — Au« Berlin wird berichtet: Der bevorstehende Be such des König« von Württemberg am hiesigen Hofe anläßlich de« kaiserlichen Geburtstages ist ein weiteres er freuliches Anzeige» dafür, baß die Beziehungen der beiden Bundessürstcn vortrefflich sind. Hat vor Kurzem wirklich eine Spannung zwischen den Monarchen bestanden, so war sic keineswegs so tiefgehend und ernst, wie die allzeit preußen feindlichen schwäbischen Demokraten glauben machen wollten. Jedenfalls ist es schon mit Rücksicht auf gewisse ausländische Spekulationen zu begrüßen, daß der nationalgesinnte württem- bcrgischc König auch diese Gelegenheit benützen will, um allem müßigen Gerede durch eine unzweideutige That ein Ende zu bereiten. — Frankreich. Ucber eine Unterredung, welche der neue Präsident der französischen Republik, Felix Faure, einem Berichterstatter des „N. W. Tagbl." gewährt hak, wird der „Boss. Ztg." gemeldet: Faure sagte: „Was mir das angenehmste war, ist, daß Niemand in Frankreich den Sinn meiner Wahl mißverstanden hat. Der Kongreß wollte unter den gegenwärtigen Umständen einen Sohn aus dem Volke, einen arbeitssamen Mann, der stets ein Mann von gutem Willen und Pflichtgefühl war, zur höchsten Würde erheben und so wie ich bisher war, werde ich auch in Zukunft bleiben." „Die auswärtige Presse hat Ihre Wahl gleichfalls sehr günstig ausgenommen", sagte der Besucher. „Jawohl, aber das ist viel mehr, erwiderte Faure, eine Huldigung für das Land, als für mich selbst. Man war im Auslände von der außerordentlichen Leichtigkeit und von der tiefen Ruhe frappirt, mit der in einem Zwischenraum von sechs Monaten und unter so plötzlichen Umständen sich zwei Mal die Ueber- tragung der Gewalten vollzogen hat. Man weiß ferner, daß die auswärtige Politik Frankreichs dieselbe bleibt, wie auch immer die Ichattirungeu der republikanischen Parteien, die zur Macht gelangen, sein mögen. Frankreich will einen kräftigen würdigen Frieden und ist über seine rasche Wieder aufrichtung mir deshalb so stolz, weil sie ihm gestattet, mit seiner Kraft und Autorität, die ihm geziemen, an diesem großen Werke des Bölkerfricdcns und der Völkereintracht mit zuarbeiten. Ich bin übrigen« immer ein großer Reisender vor dein Herrn gewesen und habe oft Gelegenheit gehabt, in Ländern, die ich besuchte, meine Eindrücke darüber mit politi schen Männern, mit denen ich in Verbindung kam, auSzu- tanschen und vielleicht sind meine Ideen, die man bezüglich dieses Punkte« kennt, nicht ohne Einfluß auf die so schmeichel haften Beurthcilungen geblieben, deren Gegenstand meine Wahl war." Ueber die Berufung eines Konzentrations- Ministerium« mit Bourgeois au der Spitze bcincrktc Faure: „Die Einberusung de« Kongresses beseitigte nicht die Ereig nisse, die ihm vorauSgegangcn waren und ihn sogar herbei geführt haben. Beim Sturze des KabinetS Dupuy, dem ich selbst angehörte, bildete sich in der Kammer eine Strömung zu Gunsten eines KonzcntrationskabinetS. Meine Pflicht gebot mir, dieser Strömung Rechnung zu tragen. Ich berief den Mann, der am besten diese Politik verwirklichen konnte." Faure betonte noch, es sei höchste Zeit, daß sich Frankreich entschlossen an die Arbeit mache. — Pari«. Bourgeois begab sich Montag Abend in» Elysee und lehnte den Auftrag zur Kabinetsbildung ab. Peytral, Barthou, Poincaree und Cavaignac hatten Bourgeois ersucht, sie von der ihm gegenüber übernommenen Verpflichtung zn entbinden, da sie der Meinung seien, daß Bourgeois ein Kabinet leichter au« Persönlichkeiten bilden könne welche weniger direkt al« sic in den Finanzfragcn en- An die gesammtc Einwohnerschaft ergeht zugleich das Ersuchen, auch ihrerseits durch Beflaggen der Häuser oder aus sonstige Weise zu einer würdigen Feier des Kaiserlichen Geburtstages nach Kräften beizutragen. Eibenstock, am 23. Januar 1895. Der Rntsi der Stadt. >»»-. Körner Da bei Thauwctter durch das Herabrutschen von Schnccmassen von den Dächern leicht Gefährdungen des öffentlichen Verkehrs auf den Straßen herbeigeführt werden, so erhalten die Besitzer der an fiskalische Straßen grenzenden Häuser Anweisung, 1) bei drohenden Schneeabrutschungen vom Dache ihre Häuser durch schräg angelegte Stangen zu kennzeichnen und 2) den auf die Straße herabgefallenen Schnee alsbald zu beseitigen oder nach Anleitung der Straßenbaubeaintcn einzuebnen. Zuwiderhandlungen werden mit'Geldstrafe bis zu 150 Mk. oder Haft bestraft. Schwarzenberg, am 19. Januar 1895. Königliche Amtshauptmannschaft. Frhr. v. Wirsing. St