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87. leißeritz-Zeitung Verantwortlicher Nedacteur: Carl Jehne in Dippoldiswald«. Dienstag. Erscheint Dienstags und W Freitags, q Zu beziehen durch alle Post anstalten. , 11. November 1862. Preis pro Quartal ' 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- und Meige-Matt der Königlichen Gerichts-Jemter und Stadträthe Dippoldislvaldt, /ranenstkin und Altenberg. Tagesgefchiehle. Ans Geising. (Sraßennothruf.) Was zu arg ist, ist zu arg, und das ist jedenfalls die Geising, grundstraße. Wie viele tausend Scheffel Kohlen und Kalk, wie viele Hölzer, wie viele Tausend Säcke Korn und Mehl werden jährlich auf derselben bin und her befördert, wie bedeutend ist sonst noch der Verkehr. Deuivhngeachlct ist es die am schlechtesten unterhaltene Straße wohl im ganzen Lande, bemohn- geachtet geschieht zu ihrer Verbesserung nichts. Schon vor vier Jahren, als Se. Majestät uns mit Seinem hohen Besuch beglückte, war diese Straße, wie der geliebte Landesvater Selbst ausznsprechen geruhte, in einem schlechten Zustande. Man besehe sie aber jetzt! Sie ist bodenlos geworden, voll Löcher, Jahr auS Jahr ein mit Wasser gefüllt, vä sie von dichter Wal dung, welche keinen trocknenden Sonnenstrahl durchläßt, umwuchert wird, bei Tage und besonders zur Nachtzeit gefährlich zu Yassiren für Menschen und Thiere, eine personificirte Straßcnpolizeiwidrigkeit in bester Form. Ist denn nun Niemand da, kein Friedensrichter, keine AmtShauptmanschaft, kein Straßeninspector, der uns hilft? Will sich denn das hohe Finanzministerium nicht endlich unserer in Gnaden erbarmen? Wir müssen ja zu allen Eisenbahnen, welche Millionen kosten, steuern, und kommen wohl selbst im Leben auf keine. Warum sollen denn wir gerade, die wir in unfern unwirthlichen Bergen, namentlich zur Winters zeit, ohnedies genug mit Widerwärtigkeiten zu kämpfen haben, und gar Vieles entbehren müssen, was dem Niederländer auf dem Präsentirteller gereicht wird, einer höchst dringenden Straßenverbesscrung oder lieber noch eines längst für nöthlg befundenen und in Aus sicht gestellten Straßenbaues werth geachtet werden? Die allerhö chste Z eit ist es!! Und die Behörde sollte sich nur durch ein geeignetes Organ (nicht etwa blos durch den Straßenmeister) über de» gemeingefähr lichen Zustand, Bericht, erstatten lassen, es würde daun nicht heißen: „Nun, so schlimm ist es nicht;" wohl aber würde es bald anders werden. Möchte dieser Hilferuf nicht, wie andere frühere, umsonst erschallen und vethälttnl — , , München. König Ludwig ist, von der Reise nach Rom znrückkehrend, im besten Wohlsein hier eingetroffen. Der hockbejabrte König erfreut sich sicht bar deS besten Wohlseins. DaS Wiedersehen' der königl. - gir/echischon Majestäten konnte nicht verfehlen, aus i den königlichen Vater, der so viel für Griechenland ge- than hat, den schmerzlichsten Eindruck zu machen. Un ter den sehr zahlreichen Personen, welche noch aus Athen hier eingetroffen, befinden sich der Hofcaplan des Königs Otto, und der Hofsecretär Sr. Magestät. Unsre Residenz beherbergt zur Zeit nicht weniger als 50 Personen aus dem Gefolge der königlich griechi schen Majestäten und noch 30 bis 60 andere wohnen einstweilen in hiesigen Gasthöfen. Der Unterhalt aller dieser, größtentheils völlig vermögenslosen Leute wird für die Dauer bedeutende Summen beanspruchen; dem Könige Otto steht aber nur die Apanage von jährlich 80,000 Fl. zu Gebot, die er als bayrischer Prinz be zieht, und auch während der ganzen 30jährigen Dauer seiner Regierung in Griechenland bezogen hat. König Otto hat diese und noch viel bedeutendere aus Bayem bezogene Summen in Griechenland für griechische Zwecke verwendet, er besitzt kein Privatvermögen — gewiß das schönste Zeugniß seiner Uneigennützigkeit. Griechenland. Die zwischen den drei Schutz mächten schwebenden Verhandlungen zielen auf eirw gleichzeitige gemeinschaftliche Anerkennung der provi sorischen Regierung in Athen ab, da man einsehe, daß diese nür, wenn sie auf biese'Weise geistig ge» kräftigt werde, im Stande sein dürfte, ihr schweres Werk zu einem guten Ende zu führen. Und nur wenn man in Griechenland ruhig und besonnen bleibt, wird -die Dynastieveränderung ohne europäische Erschütterun gen vollbracht werden. — Von einer befreundeten Person, in Athen werden dem „Wiener Fremdenblatt" folgende Thatsachen aus der griechischen Revolution mitgetheilt: „General Hahn konnte während des Auf standes nur eine sehr unbedeutende Rolle, spielen; es hielt mit den treugebliebenen Gensdarmen das König liche Schloß besetzt, was aber weder die Zerstörung des Gartens, noch die Zertrümmerung der Schloßfenster hinderte, nach welchen Flintenschüsse abgefeuert wurden. Nach Uebergabe des Palastes konnte sich General Hahn nur mit genauer Noch in seine Wohnung retten. Obgleich an die königlichen Zimmer die Staatsstegel angelegt wurden, kam doch ein großer Theil deS königlichen Eigenthums, z. B. Silberzeug, Wäsche, Kleider und Anderes, abhanden. Das Häuschen, welches der evangelische Pfarrer der Königin bewohnte, wurde der Erde gleich gemacht. Ein Hauptagitations mittel zur Aufregung der Gemüther war das in letzter Zeit unter den Mqssen verbreitete Gerücht, der König habe 100 Mill? Drachmen aus der Bank genommen und in London angelegt. Wer die>-finanziellen'Ver hältnisse Griechenlands nur im geringsten kennt, mußte wissen, daß. an diesem Gerüchte kein wahre-Wort sei. Von persönlicher Sicherheit ist in diesem Augenblick,' obwohl sich die-'Volkswuth feit der Abreise der „Kö niglichen" einigermaßen gelegt hat, noch immer keine