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Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißerrh-Zeitung. Preis pro Quartal 1V Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- und Anzeige Platt der Königlichen Gerichts-Jemter und Stadträthe ZN Dippoldiswalde, /ranenstein «ad Altenberg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne !n Dippoldiswalde. Tagesg-fchichte. Dippoldiswalde, 13. Juni. Am Sonnabend in den Nachmittagsstunden, von 4—^6 Uhr, suchte uns und unsere weitere Umgegend ein von Morgen kom mendes Gewitter heim, wie wir es lange nicht erlebt haben. Das gerade vor einem Jahre hier austreffende Gewitter, das dem Vorwerke St. Nicolai verhängnißvoll war, dürfte an Stärke und Ausdehnung ihm ähnlich sein. Gegen ^5 Uhr erschreckte ein greller Blitz, begleitet von einem prasselnden Schlage, die besorgten Gemüther. In dem ehemaligen Wachtgebäude hatte es eingeschlagen; der Blitz war von dem Giebel des mit Holz und Reißig angefüllten Dachbodens durch die erste, von dem Herrn Rathsregistrator Kunzmann bewohnte Etage gedrungen, in fast allen Räumen zwar keinen wesentlichen Schaden, aber doch sonderbare Zerstörungen, deren Zusammen hang unter einander kaum zu erklären ist, anrichtend. Im Parterrlocale, von Herrn Schneidermeister Hencke bewohnt, waren dieselben Erscheinungen wahrzunehmeu; auch wurde dessen 14jähriges Mädchen, das in der Stube neben dem Vater stand, jedenfalls vom Luft drucke, eine Strecke weit fortgeschleudert und betäubt, kam jedoch nach einiger Zeit wieder zu sich. Der Blitz strahl hatte sich jedenfalls beim Niedergehen, von einer Pappel, die vor der Wache steht, angezogen, getheilt, denn dieselbe ist ebenfalls wesentlich beschädigt. — Die auf der Gewitterwache anwesenden Mannschaften er klären auch, sie hätten den Blitz zweimal in den Blitz ableiter des Kirchthurms fahren sehen. — In der Scheune des Vorwerks St. Nicolai, wo man des Un wetters wegen einiges gerade gebrauchte Zugvieh ein gestellt hatte, wurden ein Paar Ochsen niedergeworfen, wovon sich der eine sofort wieder erholte, der andere aber getödtet werden mußte. — In dem Gasthofe zu Wendischcarsdorf fuhr der Blitz durch den Giebel und die oberen Räume in die Gaststube, ohne Jemand zu verletzen. — In Elend zündete der Blitz und legte das kleine Besitzthum eines jungen Anfängers, des Wirthschaftsbesitzers Merbt, in Asche. Außer Haus und Scheune, verbrannten auch noch die vorhandenen Vorräthe, Ackergeräth, Wagen rc. Da durchaus Nichts versichert.ist, wird der Betreffende ohne fremde Unter stützung kaum im Stande sein, den Verlust zu ver winden. — In Johns bach brannte das einem gewissen Baumgart gehörige Gut ab. — In Naundorf zündete der Blitz Haus und Scheune des Wirthschafts besitzers Gottlieb Hähnel, und tödtete eine Kalbe und ein Schwein. Man hat Nichts gerettet. — In Reich- städt wurden der WiUwe Zönnchen zwei Kalben ge tödtet; in Reinholdshain schlug der Blitz in eine Päppel. Zerstörungen an Bäumen sieht man außerdem hier und da. — Der hiesige Gewerbeverein erlitt in diesen Tagen durch den Wegzug eines Mitgliedes, das mit an seiner Wiege gestanden, einen ihm nicht gleichgiltigen Verlust. Herr Advokat Riedel, seit der Gründung des Vereins meist im Vorstande desselben thätig, die Versammlungen durch mannichfache, sehr fleißig zu sammengestellte, namentlich statistische Mittheilungen erfreuend, dürfte kn manchen Versammlungen vermißt werden, und ist dem Altenberger Brudervereine zu Gewinnung dieser regen Kraft nur Glück zu wünschen! Möge es auch dem von uns Geschiedenen in seinem neuen Wirkungskreise stets recht wohl gehen. Frauenstein. Im Dorfe Mulda ereignete sich vor ungefähr 8 Tagen ein Unglücksfall. In der Stube eines dortigen Begüterten stand ein Fäßchen mit Buttermilch; die Kinder, darunter ein 1 jähriger Knabe, spielten in der Stube, während sich die Mutter wegen Unwohlseins auf kurze Zeit zu Bett gelegt hatte. Da verlassen die älteren Kinder die Stube und lassen den kleinen Knaben allein; als sie aber wieder zurück kehren, ist derselbe in der Buttermilch ertrunken. — In der sog. Bienmühle hatten die Besitzer derselben ein einziges Kind von 2 Jahren, das unglücklicher Weise in den Mühlgraben fiel und dadurch um das Leben kam. — In Schandau wurde am 5. und 6. Juni ein Gaufest der Turnvereine des Meißner Hoch landes gefeiert. Die Stadt hatte sich festlich geschmückt und die Gäste freundlichst empfangen. Der Festzug zählte an 1200 Mann. An beiden Abenden war die Stadt illuminirt. — In Werdau wurde am 7. Juni der Grund stein zu einer Turnhalle gelegt. — In Apolda ist am 1. Juni ein Hunde markt, der zweite daselbst stattsindende, abgehalten worden, zu dem 495 Hpnde zugeführt waren. Diese lheilten sich in 141 Jagdhunde, 32 Pinscher, 98 Haus hunde, 164 Luxushunde, 30 Pudel, 23 Wafferhunde und 7 Schäferhunde. Die Geschäfte gingen bei herr lichem Wetter brillant und die Zahl der Käufer, unter denen sich auch der Großherzog von Weimar eingefunden batte, war bedeutend. Berlin. Am 9. Juni ist das russische Kaiser paar, mit ihren Kindern der Großfürstin Marie Alexandrowna, dem Großfürsten SergiuS und dem Großfürsten Paul, hiex angekommen und vom König und den Prinzen empfangen worden, die in russischer