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Dresdner Journal : 30.11.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187711301
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18771130
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18771130
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-11
- Tag 1877-11-30
-
Monat
1877-11
-
Jahr
1877
- Titel
- Dresdner Journal : 30.11.1877
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ZN 277 I» o ' .. " tnttL«^ ^^LKrUcl»: 4 tt»rk L0 ?t. du»»u. L.u»»->lU! n uwwüro: rv Lr. Lo»er»t«»pr«l»«: Ueo Kituiu einer 8V»p»^teL«u ketitneit« X) kt. Unter „Lin^viülät- die 2«Is bO kt. 'IL^tieU init Xllluichw« der 8onn- nnä keiertLK« XVvock« tür Uso tot^eoäeo 187? »u,A»rt»r » »LetpME! -V Lr-Nitrrettrr, 6on»mi»«ionltr 6« vr»,c>ner ^oor«»l»; t . Sn»dV>->«rI^-,^t«» I^nnUnrt» M.; 7/aGee«t«»»» L logier, S»rUn -Vwü-HnwdarU- A^^ÄeiM^LAnt^rr ». ». Ln«t, M>«e, a. 1k»e^»»eltz 7«va/ictk»»«»n^, Lr«m»ni L Sc/Uotte, Sr»«I»u L. Lt<t»s-n'« Lürvnu; - eLenrnt»» : />7Vo»Ft, kn^tarl . L ^a,Ae^üet>e u. / 0. Lerwan-'-otrv öuokt»., Sürllt»:/nv-I-., Liuiorer o Lk^ür-/««,' 'O»rt» - Lerlio rr»nttvrl » u 4l«n^»rt: 7-«t^e t Oo., S»wd»r,! ^-«tic/en. Vt«»: Ai. »«r»U8»sderr LSoibl. Lipeäition äes VreeUner Sourllitl», vreeaen, ^vin^orstrM»«« Ao. SO. DreÄner 1 rU i! f » - I' i . ' q. « t V» L ' '.< l Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. Freitag, den 30 ... - —- >.— LmUichn LKrN Dresden, 27. November. Se. Majestät der König hat dem Professor Julius Schanz zu Rom die goldene Medaille Virtuti et inxenio zu verleihen geruht. »liltttamtlicher Tlieit. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tage-geschichte. (Berlin. München. Karlsruhe. Schwerin. Wien. Paris. Rom.) Zur orientalischen Krage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. vretdner Nachrichten. Provinzial-Rachrichtea. (Leipzig.) Vermischtes. Statistik and Lolkswivthschaft. Eingesandtes Stand der sächsischen Sparkassen Ende Monat Octoder d. I. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Beilage. Börsenuachrichten. Telegraphische Wittrrungsderichte. Inserate Telegraphische Nachrichten. Paris, Mittwoch, 28. November, Abends. (W. T. B) Der „TempS" veröffentlicht eine Adresse, welche die Delegirtrn der Syndikatskammer von Pari- an den Marschall Mac Mahon gerichtet haben. Die Adresse schildert die gegenwärtig« ungünstige Lage der Industrie und des Handels und hebt beson ders hervor, daß dieselbe vor Allem durch die Unge wißheit, die Besorgniß und die Unsicherheit, in welcher sich das Land seit mehreren Monaten befinde, hervor gerufen worden sei. Zn der Adresse heißt es weiter: »Ihre Sache ist es, dieser peinlichen Lage ein Ende zu machen und die fürchterliche Drohung mit dem Cou- flicte zwischen den öffentlichen Gewalten des Staates verschwinden zu lassen, indem Cie dem aufrichtigen Wunsche, welcher Ihnen durch die letzten Wahlen kund gethan worden ist, vollkommen Genüge leisten. Sie können am Borabend der Weltausstellung von 1878 Frankreich gestatten, seinen Gästen eine würdige Gast freundschaft anzubieten. Sie können dies, und wenn Sie sich von Ihrem Patriotismus leiten lassen, werden wir die Hoffnung bewahren, daß Sie es auch wollen werden.* Die Ldressr wurde vou den Delegirteu nach dem ElysSe überbracht. Dieselben wurden von dem Sekretär der Präsidentschaft empfangen, wel cher daS Bedauern drS Marschallpräsidevten, sie nicht empfangen zu können, aussprach. R o«^Mittwoch, 28. November, Abends. (W. T. BZ Die Deputirtenkammer nahm heute bei der Berathung des Strafgesetzbuches mit großer Majorität den Artikel an, in welchem unter den frstgestellten Strafen die Todesstrafe nicht einbe ¬ griffen ist Einige Deputirte empfahlen der Re gierung, bei den künftig mit den auswärtigen Mach ten abzuschließeuden Verträgen eine Clausel aufzu nehmen, nach welcher zur Todesstrafe verurthellte Personen vrn der Auslieferung ausgeschlossen wer den sollen. London, Mittwoch, 28. November, AbrudS- (W. T. B.) Bei dem Empfange einer Deputation, welche eine Denkschrift zu Gunsten einer Inter vention Englands in der orientalischen Frage überreichte, erklärte derStaatSsecretür deSAeußern, Earl Derby, daß die Regierung keine Veran lassung sehe, um von der, zu Anfang der letzten Session des Parlaments von ihr erklärten Neu tralität abzuweicben. Sie glaube nicht, daß Kon stantinopel in imminenter Gefahr sei, noch daß der Suezcanal bedroht werde. Die englische Flotte könne nicht ohne Zustimmung der Pforte nach Konstantinopel gehen; die Pforte würde aber Be dingungen stellen, denen England nicht entsprechen könne. Falls eine günstige Gelegenheit eintrete, würde die Regierung ihr Möglichstes thun, um den Frieden herbeizuführen. Schließlich gab der Minister die Zusage, die Denkschrift dem Cabinet vorzulegen. London, Donnerstag, 29. November. (Tel. d. Dresdn. Iourn.) Die türkenfreundlichen Journale find sehr enttäuscht über die Erklärungen des Earl Derby. Die „Morning Post" fürchtet, die Re gierung begreife nicht die kritische Lage Englands seit den russischen Erfolgen in Armenien. Die „Times" und die „Daily NewS" dagegen glauben, die Rede Derby'S werde die Mehrheit der Nation völlig befriedigen und die Alarmgerüchte zer streuen. B uka r est, Mittwoch, 28. November, Abends. (W. T. B) Die Deputirtenkammer hat heute ihre Bureaur constituirt und Rosetti mit 60 von 61 Stimmen zu ihrem Präsidenten wiedergewählt. Herr v. Nelidow, der Chef der dipiomatischen Kanzlei deS Großfürsten Nikolaus, ist heute hier eingrtroffen und wird einige Tage hier ver weilen. Der Fürst Karl hat feinen Tagesbefehl deS Kaisers Alexander erhalten, in welchem dieser die rumänische Armee wegen ihrer Tapferkeit beglück wünscht. 1 Ein Telegramm deS Journals ,,Romann!" meldet einen neuen, von den Russen bei RaSgrad erfochtenen Sieg. NikopoliS und Rahova sollen durch rumänische Truppen besetzt werden. Zu Commandanten die ser Orte find der General Lupo und der Oberst Maoriche ernannt worden. Die Ernennungen von Civilbeamten für diese beiden Orte sollen demnächst erfolgen. Konstantinopel, Donnerstag, 29. Novem ber. (Tel. d. Dresdn. Iourn.) Die heutigen Jour nale veröffentlichen eine von der Pforte an die Bulgaren erlassene Proclamation, worin dieselben an die ihnen früher schon gewährte Amnestie er innert und aufgefordert werden, in ihre Heimath zurückzukehren. Tagesgerichte. Dresden, 29. November. Die Zweite Kammer beschäftigte sich in ihrer heute Vormittag abgehaltenen Sitzung mit mehreren Petitionen, wobei der königl. Rc- gierungscommissar geh. Justizrath Hedrich die Gründe entwickelte, von denen die Staatsregicrung bei Aufhebung der kleinern Gerichte geleitet werde. Hieran knüpfte sich eine längere Debatte, welche sich u. A. auch um die Frage über die Mitwirkung der Stände bei Bestim mung der Sitze für die Amtsgerichte bewegte. * Berlin, 28. November. Der Vnndcsrath hielt gestern eine Plenarsitzung unter Vorsitz des Präsidenten des Reichskanzler mts, Staatsmii istcrs Hofmann. Nach Feststellung des Protokolls der letzten Satzung wurde zunächst eine Vorlage, betreffend den Abschluß eines Auslieferungsvertrages mit Brasilien, dem betreffenden Ausschuß überwiesen. Hierauf machte der Vorsitzende die Mittheilung, daß die Vertheilung eines weiteren Betrages aus der französischen Kriegs kostenentschädigung an die Staaten des vormaligen Norddeutschen Bundes stattfinden könne. Auf Antrag deS Vorsitzenden beschloß die Versammlung die Vcrthei- lung von 10 Millionen Mark zu genehmigen und die Beschlußfassung über eine weitere Vertheilung zunächst vorzubehalten. Sodann wurde über die formelle Be handlung von Vorlagen, betreffend die Rechnung über den Landeshaushalt von Elsaß - Lothringen für 1873 und die Uebersicht der Ausgaben und Einnahmen der Landesverwaltung von Elsaß-Lothringen für 1876, Be stimmung getroffen. Es folgte eine Mittheilung, betr. die Lage der Verhandlungen über die Erneuerung des Zoll- und Handelsvertrages mit Oesterreich-Ungarn. Ein Antrag, betr. das Pensionsverhältniß eines Försters in Glsaß-Lothringen, wurde genehmigt. Auf mündlichen Bericht der Ausschüsse für Elsaß - Lothringen und für Rechnungswesen wurden die Gesetzentwürfe wegen Ver legung des EtatsjahreS für das öffentliche Rechnungs wesen in Elsaß - Lothringen und wegen Feststellung des Landeshaushaltsetats von Elsaß-Lothringen für das erste Vierteljahr 1879, sowie der Landeshaushaltsetat selbst mit einigen Aenderungen genehmigt. Schließlich wurde eine Petition der nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustricller, die Feststellung eines autonomen Zolltarifs und die Unterlassung von Rctorsionsmaßregeln gegen Oesterreich betreffend, dem Reichskanzler überwiesen. — Der Ausschuß des Bun- desrathes für Handel und Verkehr trar heute zu einer Sitzung zusammen. — Ucber die Grundzüge der vem Abgcorducten- hausc zugcgangenen Novelle der Städteordnung theilt die „Post" Folgendes mit: Dieselbe soll in allen Gemeinden, in denen die Städte ordnung vom »0. Mai 1853 gilt, und außerdem in allen Städren von Ncuvorpommern »ud Rügen zur Anwendung kommen Die Grundlagen der städtischen Verfassung werden dahin festgestellt, daß der Regierungspräsident die Vereinigung von Grundstücken, die zu keinem Gemeinde- oder Gutsbezirke gehören, mit einem Stadtbezirke anorduen kann, falls der Bc- zi^srath damit eiuverstanden ist DaS Gleiche gilt für die Nvtreunu.'rz und Bereinigung von Grundstücken mit anderen Stadt- oder Gemeindebezirken Landgemeinden und Gutsbe- zirke, die von Stadtbezirken umschlossen sind, können im öffent lichen In ereffe auch ohne Zustimmung der Betheiligten durch königl. Verordnung mit dem Stadtbezirke vereinigt werden. Mit diesen Abänderungen gilt der 8 2 der Slädteordnung vom SO Mai >853 auch in Neuvorpommern und Rügen. Streitig keiten über die Grenzen von Stadtbezirken entscheidet das Be- zirksverwaltungsgerichl; desgleichen Streitigkeiten über die Verpflichtung zum Erwerb des Bürgerrechts und ähnliche An- ,elegenheiten. Statutarische Anordnungen, welche die Bel assung der Stadlgemeinden betreffen, Hal der RegierungSprä- ident zu bestätigen; versagt er die Bestätigung, so muß der öezirksrath zustimmeu Was die Wahl der Gemeinde vertretung anbetrifft, so gehen die Befugnisse, die bisher der Bezirksregierung als solcher zustanden, aus den Regierungs präsidenten über, wahrend die Wahi deS Magistrats fortan durch den Oberpräsidenten bestätigt werden muß, der zugleich die commiffarische Verwaltung gewisser Stellen im Gemeinde vorstand, so weit das Gesetz sie vorschreibt, anzuordnen hat. lieber die Geschäfte der Gemeindevertretung bestimmt der Entwurf, daß, wenn die Collegicn sich über eine An gelegenheit nicht einigen können, auf Berufung des einen von ihnen, der Bezirksrath zu entscheiden hat, soweit aber die gegenseitigen Befugnisse selbst den Gegenstand des Streites bilden, das Bezirksverwaltungsgericht. Die Beschlüsse der Gemeindebehörden hat fortan nicht die Bezirksregierung sondern deren Präsident zu genehmigen. Versag» derselbe die Genehmigung indessen t) zur Veränderung von Grundstücken und Jmmobäiarrechlen, 2s zur Aufnahme von Anleihen, 3) zu Veränderungen in dem Genüsse von Gemeindenutzungen. 4) zu Anordnungen über die Einrichtung von Bürgerrechts geld (Bürgergeld) und von Einkaussgcld, so muß der Bezirks- rath zustimmen, oder die Versagung ist ungiftig Grundstücke kann eine Sladtgemeinde in Zukunft ohne Genehmigung er werben. Unter den Geschäften des Magistrats wird erwähnt, —- > > daß der Bürgermeister Beschlüsse deS Magistrats, die über dessen Befugnisse hinausgehen, nicht ausführen darf. I« streitigen Fällen entscheidet daS Bezirksverwaltuu-Sgericht Gehalte uns Pensionen städtischer Gemeindebeamten muß in dem Umfange, wie bisher die Bezirksregicrung, künftig der Regierungspräsident bestätigen, kann sie aber nur unter Zn- - stimmuug des BezirkSrathS versagen. Weitere Bestimmungen regeln den Gewemdedoushalt. die Verwaltung von Städten ohne collegialischen Gemeindevorstand, die Verpflichtung zur Annahme von Stellen und das Ausscheiden auö denselben und endlich die Aussicht des Staats über die Stadtverwaltung. Diese letztere soll künftig vom Verwaltung-Präsidenten, in höherer Instanz vom Oberpräsidenten und dem zuständigen Minister geübt werden. 11. Berlin, 28. November. Im Abgeordnetrn- hause wurde heute die Berathung deS Etats des Cul- tusministeriums fortgesetzt. Bei dem Capitel über den Zuschuß für die Universität Bonn bedauert der Abfl. Windthorst (Meppen), daß man der flerechten Forde- runfl nach Errichtung einer katholischen Universität nicht entspreche. Der Regierungscommissar Geh. Rath Göp pert, erklärte hierauf, dem Gedanken einer katholischen Universität werde der preußische Staat niemals seine Zustimmung geben können, ohne die wesentliche Grund lagen seiner Existenz aufzugeben (Oho! im Centrum), und der Kultusminister Or. Falk fügte diesem bestätigend hinzu, daß gewiß kein preußischer Unterrichtsministrr jemals die Gründung einer solchen Universität zugebrn würde. Im Uebrigen wurde heute sodann Capitel 123 (Universitäten) des Cultusbudgets ohne Abstriche ge nehmigt und dein» nächsten Capitel (Gymnasien und Realschulen) in der allgemeinen Debatte infolge eine- Schlußantrags die Fortsetzung der Berathung auf mor gen vertagt. — Die heutige „Pr.-Corr." bemerkt nach einem Rückblick auf die Verhandlungen des Abgeord netenhauses in der letzten Woche, das Haus wolle zu nächst die Budgetberathung möglichst fördern, und werde derselben auch die nächsten Sitzungen widmen, um den Cultusetat zum Abschluß zu bringen Hiernächst werde voraussichtlich die erste Berathung des Communalftener- gesetzes und des soeben vorgrlegten Gesetzentwurfs zur Ergänzung der Städteordnung stattfinden. München, 28. November. Der neuernannte Staats minister der Finanzen, Hr. v. Riedel, wird die Lei tung des Finanzministeriums am 1. December überneh men. In der Stellung desselben als Mitglied des Bundesrathcs wird, der „AUg. Ztg." zufolge, eine Acnderung nicht eintreten. — In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurde ter Gesetz entwurf, betreffend den Credit für die außerordentlichen Bedürfnisse des Heeres, an den Finanzausschuß ver wiesen. Eine längere Debatte entspann sich über die Petitionen gegen die Wandcrlagcr. Der Ausschuß be antragt: I) die Ncuregulirnng ter Besteuerung des Ge werbebetriebes im Umhcrziehen. insbesondere der Wan- derlager und Wanderauctionen im engsten Anschluß au die Gesetzgebung der Nachbarstaaten; 2) die Regierung zu bitten, im Bundesrathc auf die Erschwerung und Beschränkung der Haltung von Wanderlagern und Wan derauctioneu hinzuwirken. Nur der zweite Antrag wurde von einigen Rednern bekämpft; der erste Antrag wurde einstimmig und der zweite mit großer Mehrheit an genommen. Karlsruhe, 28. November. Laut einem Telegramm der „Wes.-Ztg." hat heute die Zweite Kammer nach bstündiger Debatte die Adresse auf die Thronrede gegen die Stimmen der Ultramontanen angenommen. Schwerin, 26. November. Ein hiesiger Eorrespon- dent der „Hamb. Nachr." signalistrt die wahrscheinlich in kurzer Frist bevorstehende Berufung eines neuen außerordentlichen Landtags nach Schwerin, an welchen man die Hoffnung knüpfe, daß durch denselben die Verfassungsangelegenheil eine befriedigende Lösung finden werde. 1 * Wien, 27. November. Heute nahm unser A b - geordneten Haus nach 2tägiger Pause die Special- berathuna des Baukprivilcgs wieder auf und er ledigte (wie bereits in voriger Nummer mitgetheilt wurde) einen der wenigen noch streitigen Punkte, näm- FeuMttolr Redi-irt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Ain 28. Novbr.: »Zriny", Trauerspiel in 5 Acten von Theodor Körner. (Vorstellung zu ermäßigten Preisen.) Der Besuch dieser Vorstellung stand keineswegs in» Verhältniß zu der im Allgemeinen nicht geringen Be liebtheit dieser Leistung eines so entschiedenen wie völlig ungeklärten Talentes. Auch haben sich stets, wo und wann dieses Stück gespielt wurde, die Schauspielrr mit besonderem Eifer dem Gegenstände hingegeben. Das hat seinen Grund in den zu Tage liegenden Bühnen- rffecten des Stückes, die leichter als andere zur Dar stellung die Hand bieten. Kehlt es auch an innerlicher Charattrristik und psychologischer Wahrheit, so mangelt es doch nicht an den Hauptfreuden des Mimen; es find die dramatischen Forcirungen der Scenen, die schroffen Gegensätze, die zum Theil angeschillerten Schlag wörter und porttsirenden Phrasen, die Leidenschaftlich keiten des Temperaments und nicht minder die äußer lich prächtigen, zum Theil für den Massengrschmack sehr markirten Bühnengestalten. Dieses Gemisch von Rüh rung, Heldenmuth, Edelsinn und militärischen Säbel- arrassrlS, das noch durch einen historischen Nimbus ge hoben wird, reizt die Menge und die Schauspieler, da die Neigungen beider Facioren stets sehr jugendlich bleiben. Die Aufführung zieht Vortheil davon und mit ihr der Besucher, von der nebensächlichen Annehmlich keit gar nicht zu reden, welche dir Preisermäßigung diesmal bot. ES zeichnete sich die Vorstellung durch lebhafte Dar- , stellung aus, innerhalb welcher sehr tüchtige, wirkliche künstlerische Momente in den Vordergrund traten. Da zu gehören unter andern die letzte Scene der Episoden rolle des unerschrockenen Vilacky, eine Partie, die Hr. Dettmer mit vielem Feuer vortrug. Auch die Enscm- blcscencn beim Schwur der Treue und Tapferkeit ge langen überraschend gut, und Hr. Porth gab seinem Zriny in diesem patriotischen Momente eine wirklich heldenhafte Färbung, wie er denn nicht minder bei der herannahen den Gefahr der Belagerung die innere Sorge des Gatten und Vaters mit der ruhigen Begeisterung des tapferen, besonnenen Kriegers sehr geschickt zu einem lebenswahren Seelengemälde zu verschmelzen verstand Einfach und verschlossen, wie diese ehrliche Gestalt gehalten ist, um gab sie auch der Künstler mit einem gewissen wirksamen Halbdunkel. Frau Bayer, die stets in würdiger, echt künstleri scher Gediegenheit sowohl für das Ensemble, wie für die Einzelleistung eine Zierde unserer Bühne ist, giebt auch in der Rolle von Zriny's Gattin wieder das Bei spiel und Maß, in welchem Grade sich eine gehobene Sprache mit der Natürlichkeit des Accents, mit dem ge sunden, rein menschlichen Empfinden vereinigen läßt. Auch Frl. H «verland, Helene, war oft sehr natür- - lich und warm im Ausdruck des Dialogs. Hr JaffL spielt den Soliman mit Passion, seine lebensvolle Auffassung wird unterstützt von der Technik eines routinirten, fleißigen Künstlerthums. Seine Schat- tirungen sind wirkungsvoll und markirt. Doch bei so viel Aufwand von Mitteln ist es um so mehr Pflicht, auf einen oft zu lauten, zu stark ans der Tiefe hrrauf- gestoßenen hohlen Redeten des kranken Soliman hinzu- weisen. O. B. K. Hoftheater. — Neustadt. — Im Neustädter Theater findet am 5. December rin Benefiz zum Besten der Pensionskasse der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger Statt. Es wird zu diesem edlen Zweck, den alle Theaterfreunde gewiß aus warmcu Herzen fördern und sich zahlreich bei dieser Aufführung bethciligcn werden, das beliebte Stück „Lumpaci Vagabundus" gegeben. Mai» darf die Wahl gewiß insofern eine glückliche nennen, als sich nicht jede andere Piöce so elastisch dazu eignet, sie durch Einlagen zu schmücken und interessanter zu machen. Während Hr. Engelhardt uns in der Rolle des Schuh machers seinen guten Humor zum Besten geben wird, werden auch Mitglieder des Opernpcrsonales .von be liebtem Namen (Frl. Malten und die Herren Riese, Erl, Köhler, Decarli) durch Quartett- und Liedervor trag diesen Abend anziehend und heiter zu machen suchen. O. B. Ullman - Concert am 27. November im Gewerbe- haussaal. Herr Ullman hat diesmal nur ausgezeichnete künstlerisch virtuose Kräfte zu seinen Concerten vereinigt. Daß das Programm dieser Concertc, die doch nur für Jmpressario und Ausführcndc eine zeitgemäß gcschäfl- lichc Ausnutzung virtuosen Könnens sind, nicht vorwie gend auf musikalisch gehaltvollere und geistig tiefere Genüsse Bedacht nimmt, ist natürlich; es muß viel, dem großen Publicum, auf welches solche Unternehmungen angewiesen sind, in bunter Folge eine allgemein inte- resstrende, fesselnde und esfectuirende musikalische Unter haltung bieten. Die Ausführungen sind in diesem Falle sämmtlich der Art, daß sie auch die Befriedigung und Bewunderung der Kenner erregen. Eine specicll eingehende Besprechung verbietet das reiche Repertoire. Frau Dösir^e Artüt und Herr Padilla sind uns durch ihre Leistungen in den früheren Gastspielen der italienischen Pollini'schen Operngesellschaft genugsam bekannt. Sie bewähren sich noch immer als muster- giftige Repräsentanten erstere als grifft eiche Virtuosin — italienischer wahrhafter Gesangskunst. Nur hat die Abnahme der Stimmmittel bei Beiden einiges Forciren im Vorträge, in manierirt scharfen Gegensätzen des Pianissimo und Forte bewirkt. In der zum Theil ganz wunderschön gesungenen Händcl'schcn Arie traten bei Frau Artot sehr unschöne Töne der Tiefe hervor, auch manche theatralische, dieser Arie fremde Accente, und die deutsche Zugabe (Schumann's „Frühlingsnacht"), zwar effektvoll aber nur in virtuoser Art aufgefaßt, stand zu rück gegen den vollendet fein charakteristischen Vortrag der französischen Gesänge von Gounod und Chopin (Mazurka von Frau Viardot-Garcia arrangirt). Herr Padilla spendete als Zugabe Rosstni's Figaro-Arie, und cs war erfreulich, dies geniale Stück einmal wieder im echt italienischen Geiste der Composition zu hören. Henri Wieniawski, Schüler des belgischen Geiger- Massart (Lehrer am Conservatorium in PaAs), spielte seit seiner Jugcndz it nicht in Dresden. Er hat sich seitdem zu einem Virtuosen ersten Ranges entwickelt, nicht blos in der Vollendung der Technik, seine Rich tung, sein Spiel haben sich veredelt, sein Ton ist kei neswegs groß und breit, aber höchst geklärt, intensiv und warm, graziös und beseelt auch in dem zartesten Pianissimo. Zur vollen Entwickelung seiner Eigenschaf ten als Violinvirtuos bot das Eoncert keine Gelegen heit. Aber an geistreich interessantem, poetisch empfun denem und zugleich mit fernster Eleganz behandeltem Vortrag übertrifft Wieniawski mehrere der ihm in Vir tuosität jetzt gleich oder im Einzelnen auch vielleicht voranstehenden Geiger. Die- zeigte namentlich der Vor- trag der Ballade eigener Composition und mancher Par tien der eben so schwierigen, als für die Violine dayk»
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