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Frankenberger Tageblatt Bezirks- Anzeiger IIIII Amtsblattsür die König!. Amtshmchtmamlschast Mha, das König!. Amtsgericht und den Stadttat zn Frankenberg Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg sen. in Frankenberg i Sa. — Druck und Verlag von C. L. Roßberg in Frankenberg i. S«- 131 77. Jahrgang Souttavend om 8. Juni 1S18 Bestellungen auf -ns Tageblatt (für das Vierteljahr 2 M. 70 Pf., für den Monat 90 Pf.,) nehmen alle Ausgabestellen und Austräger in Stadt und Land, ebenso alle Postanstalten des Deutschen Reiches jederzeit entgegen. " ' ' ' ' " ' Verkauf von Quark Sonnabend, den 8. d. M., von vormittags V,7 Uhr ab auf alle noch nicht belieferten 1. Abschnitte für Mai der L«ndessper, karte bei Jahn, Holler und Schaarschmidt; ferner: an die Bewohner des 3. BrotkaneNbezirkes Nr. 1 bis 400 bei Fiedler und Leiteritz gegen 1. Abschnitt für Juni der Landessperrkarte. Die Answeiskarte ist vorzulegen. Stadtrat Frankenberg, den 7. Juni 1918. ruriHWii >» «sssirrr^ Verkauf von Marmelade , bei sämtlichen Händlern: Montag, den 10. d. M., auf Lebensmittelmarke Nr. 121 je 300 Gramm zum Preise von 92 Psg. da» Pfund. StadtratFrankenberg, den 7. Juni 1918. Nichtbaukwürdtged Rindfleisch gelangt Sonnabend, den 8. d. M., von vormittags V,10 Ahr ab an Minderbemittelte de» 1: Brotkartenbezirke» Nr. 381 bis 580 in der hiesigen Freibank zum Verkauf. — Die Hälfte der an sich erforderlichen Fleischmarken sind abzugeben. — Die Ausweiskarte ist vorzulegen. Stadttal Frankenberg, den 7. Juni 1918. VMlcbe.Mene" Die Melbourne! Zeitung „Age" hat das Verdienst, die wahren Ursachen über das Eingreifen der Bereinigten "Staaten von' Nordamerika in den Weltkrieg „enthüllt" zu yiTöen. Es stellt nämlich fest, das; es Deutschland durch Tücke und Intrigen gelungen fei, Amerika in den Krieg zu ziehen. Es habe lange darauf hingearbeitet, weil es wusste, das; die Beförderung des amerikanischen Heeres so viel Schiffs raum festlegen würde, daß die Krisis der Nahrungsmittel versorgung akut werden mutzt«. Die Diplomaten der Entente seien jetzt aber auch hinter dieses deutsche Geheimnis ge kommen; sehr sorgfältig sei es allerdings nicht bewahrt wor den. Denn als der Kriegseintritt Amerikas zu erwarten stand und auch nach "der amerikanischen Kriegserklärung chat ten deutsche Zeitungen offen darauf hingewiesen, datz die Erwartungen, die man in den Kreisen der Entente An den Kriegseintritt Amerikas knüpft, sich aus den angegebenen Gründen nicht erfüllen können, weil die Beförderung des amerikanischen Heeres naturgemätz die für die Nahrungs mittelversorgung verfügbare Tonnage beeinträchtigen werde. Wer aber konnte damals ahnen, datz es sich bei diesen Aus führungen in der deutschen Presse nur um "ein Manöver handelte, um den diplomatischen Scharfsinn der Entente auf das falsche Gleis zu locken und datz die Deutschen die Entente nur deshalb vor dem Kriegseintritt Amerikas warnten, weil sie ihn dringend wünschten! Aber die Lags ist für die Entente nicht verloren, wenn die weiteren Informationen des „Age" ebenso sicher sind wie die vorstehende. Nach seinen Informationen werden gegenwärtig etwa 3 Millionen Tonnen Schiffsraum benutzt, um amerikanische Truppen an die. Front zu bringen, und deshalb werde die Lage für Australien, was den Schiffs raum betrifft, in den nächsten drei bis vier Monaten sehr ernst sein; von da ab aber werde die englische Negierung über reichlichen Schiffsraum verfügen, weil die amerikanische Truppenbeförderung dann beendet ist und der riesenhafte Schiffsbau Englands und Amerikas dann viele neue Schiffe geliefert haben wird. Von August an wird Australien, wie dem ""Gewährsmann der „Age" von „unanfechtbarer Seite" versichert wird, so viel Schiffsraum erhalten, wie L» braucht — wohlgemerkt, sofern der deutsche U-Bootkrieg und die deutsche Offensive 'im Westen diese Pläne nicht auch noch über den Haufen werfen. Das wäre für Australien sehr, bedauernswert, wo man schon tatsächlich alle Vorbereitungen getroffen hat, um vom August bis Dezember die 3 Mil lionen Tonnen Weizen zu verschiffen, die dort schon seit langem lagern und zu verderben drohen —, zumal die Preis« dafür jetzt recht hoch sind und der englische Abnehmer zufrieden sein mutz, überhaupt etwas zu erhalten und sicher lich die Ware nicht erst sorgfältig auf ihre Beschaffen-, heil hin prüfen wird. Doch mit des Geschickes Mächten — und ebenso mit Hindenburgs Plänen — ist kein ewiger "Bund zu flechten, und das Schicksal schreitet schnell. Wir fürchten, die Hoff nungen Australiens werden sich auch "diesmal nicht eilfüllen, es fei denn, datz man sich in der Entente die diplomatische Entdeckung des „Age" zu Herzen nimmt und zunächst Amerika, das so plump auf die deutsche Tücke hcreingefallen ist, ver- anlatzt, mit den zentralen Mächten Frieden zu schließen. Wenn ihm dann England, das bei seiner natürlichen poli tischen Harmlosigkeit jedenfalls auch nur einer deutschen Arglist zum Opf«r gefallen ist, als es.sich am Kriege "beteilig ic, statt das bequemere Brot der Neutralität zu essen und Riesen gewinne «inzuheimfen, nachgefolgt sein wird, werden der Ver schiffung der 3 Millionen Tonnen australischen Weizens, wenn auch zu etwas billigeren Preisen, keine ernsthaften Hindernisse mehr «ntgegenstehen. Lbaor im englischen OeiwabungMelen Man war bisher geneigt, das englische Verwaltungs wesen .als Mustergültig anzusehen. Wer sich dieser Täuschung hingab, wird seinen Irrtum nach dem Untersuchungsbefund der OberrechnuNgskammer in London vom 12.. April 1918 be richtigen müssen. Aus demselben geht hervor, datz das eng lische Verwaltungswesen sich in einem wahrhaft cha^lischen Zustande befindet, und datz die Regierungsbeamten sich durch ihre Unfähigkeit und Fahrlässigkeit in ihrer Amtsausübung zu willenlosen Werkzeugen des Betruges und der grenzenlosen Verschwendung der Staatsgelder gemacht haben. „Pari Mall Gazette" vom 13. April schreibt hierüber: „Die in englischen Regierungskreisen übliche erschreckende Verschwendung ist wie der einmal durch den Bericht der Oberrechnungskammer ans Licht des Tages gezogen worden. Als solche öffentliche Ab rechnungen mit der geschäftlichen Unerfahrenheit vieler unserer M«unkn und der abscheulichen Habgier der mit Regierung». aufträgen Handeltreibenden zuerst aufgeoeckt wurden, da nah men wir an, datz man unsere Warnungen beachten und unser Haus in Ordnung setzen würde. Jetzt aber zeigt uns die Oberrechnungslammer, datz die Dinge sogar noch viel schlimmer geworden sind. Ein Fall nach dem andern wird angeführt, in dem Staatsgelder tatsächlich weggeworfen worden sind, und nichts deutet darauf hin, datz irgend jemand deshalb zur Rechenschaft gezogen wird. Der unfähige englische Staats beamte und der skrupellose private Wucherer fühlen sich an scheinend vor den gesetzlichen Folgen sicher: mehrere Millionen Schutz Achtzehn-Pfünder-Granaten mutzten als unbrauchbar zurückgewiesen werden, ohne datz jemand verantwortlich dafür gemacht werden kann. Skandalöse Mehrforderungen.bleiben ungehindert bestehen, obgleich man denselben Artikel anders wo für dasselbe Geld kaufen kann! Haben die englischen Be hörden die geringste Ahnung von den Lasten englischer Steuer zahler, datz sie so leichtsinnig eine so ungeheuere Verschwen dung dulden? Es ist wirklich Zeit, datz sich das Unterhaus der Sache annimmt und darauf besteht, datz die Schuldigen öffentlich gebrandmarkt und bestraft werden!" Auch die „Ti mes" beschäftigt sich mit dem Bericht über die Wirtschafts führung des Munitionsministeriums und schreibt darüber: „Besonders gerügt wird die fehlerhafte Buchführung, durch welche bedeutende Summen entweder gar nicht oder doppelt verbucht werden. So wurde "ein Vorschutz von einer Viertel million Pfund Sterling überhaupt nicht verbucht, dagegen ein Betrag von dreiviertel Millionen Pfund Sterling dop pelt belastet! In einem Falk war eine Zahlung von 1 400 000 Pfund gebucht, während in Wirklichkeit 4 700 000 Pfund ausbezahlt wurden! Ueberzahlungen sind in erheblichem Matze vorgekommen! Kostenanschläge sind wesentlich überschritten worden. In einem Falle betrug der Voranschlag 264 000 Pfund, aber die wirkliche Ausgabe betrug 1 153 000 Pfund. In einem anderen Falle lautete der Voranschlag 632 800 Pfund, die wirtlichen Kosten betrugen aber 2 200 000 Pfd." Nette Zustände, wirklich! Aus obigen Ausführungen geht klar hervor, datz eine grotze "Klasse von Leuten in England den Staat durch Betrug und Kriegswucher in einem nie dagewesenen Umfange beraubt, und datz für diese Leute die Fortdauer des Krieges Line Lebensfrage bildet! veMcber Wcbrlag - 168. Sitzung am 6. Juni 1918. Präsidentenwahl ausgesetzt. Vizepräsident Paasche teilt zu Beginn der Sitzung mit, datz ein Antrag der Mehrheitsparteien vorbereitet werde, der die ganze Frage des Neichstagspräsidiums neu regle. Er schlägt deshalb vor, zunächst die Präsidentenwahl auszu setzen. Das Haus stimmt zu. Die Debatte über Belagerungszustand und Pressezensur wird fortgesetzt. Kapitän zur See von Boy-Ed antwortet auf die gestrigen Ausführungen des Abgeordneten Gothein, soweit sie sich gegen den Admiralstab der Marine richteten. Abg. Herzfeld (U. Soz.): Unter dem Belagerungs zustand hat besonders die unabhängige Sozialdemokratie zu 'ewen. Unserer 'Partei wurden allein 99 Versammlungen untersagt. - Abg. Albrecht (U. Soz.) ruft: Die ganze Statistik des Generals von Wrisberg ist Schwindel. (Vize präsident Dove rufr den Abg. Albrecht zur Ordnung. Abg. Albrecht: „Und wahr wird sie dadurch nicht." Vizepräsident Dove: „Derartige Aeutzerungen haben aber zu unterbleiben gegenüber einem Mitglied der Regierung.") AbZ. Herzfeld fortfahrend: Unsere Parteigenossen werden rücksichtslos ein gezogen, bei den „abhängigen'^ Negiernngssozialdemokraten aber herrscht völlige Freiheit. Das Generalkommando in Münster hat eine sogenannte Aufklärungsbroschüre von ab hängigen Arbeitersekretären schreiben lassen. Das sind 'Ver räter an ihren Klassengenossen. (Lebh. Unruhe bei den Soz. und Rufe: „Hanswurst! Petroleumschiebcr!" Abg. Noske (Soz.): „Wir lassen uns von dem Kerl nicht beschimpfen!" Lärmende Rufe der U. Soz.). Die Ausgabe einer täglichen Zeitung für Berlin wird uns trotz aller Anträge nicht ge- 'stattet. Redner wendet sich gegen den Abg. Noske. Abg, Noske (Soz.): „Fangen Sie nicht mit mir an, sonst können Sie was erleben!" Heiterkeit.) Das Wort vom 4. August mutz jetzt umgeändert werden, es heitzt: „Ich kenne nur noch Alldeutsche/' und man kennt eine Partei, die außerhalb des Gesetzes gestellt ist. Das sind wir unabhängigen Sozial demokraten. . Abg. Werner, Eietzen (D. Fr.) klagt über die Post- zensur in Lodz. Abg. Pospiech (Pole): Die General kommandos verstehen mit ihrer Macht nicht Matz zu halten, und «s ist schwer, die Bevölkerung zu beruhigen. Abg. Meerseid (Soz.): Durch die matzlosen An griffe der „Unabhängigen" wird die Würde des Reichstages nicht gehoben. An der Konferenz in Münster haben auch Unabhängige teilgenomme«. Während wir Abänderungen der Broschüre durchsetzten, haben die Unabhängigen in sieben Sprachen geschwiegen. Die Beschimpfungen hochverdienter Ar beiterführer durch einen Mann wie Herzfeld richten sich von selbst. (Beifall b. d. Soz.). Die Matznahmen der Zensur beweisen wenig staatsmännischen Geist. Dir Regelung der Präsidentenfrage r Es steht nunmehr fest, datz die Präsidentenwahl im Reichstage nicht vor Montag stattfinden wird. D«r Antrag zur Abänderung der Geschäftsordnung, den Herr Paasche heute mittag «»gekündigt hatte, ist heute im Reichstage eingebracht und sofort der Geschästsordnungskommission über wiesen worden. Man nimmt an, datz die im Laufe des mor gigen Vormittags ihre Arbeiten beendet hat und datz dann auch das Plenum sich gleich mit dem Anträge wird beschäf tigen können. Dann steht der Neuwahl und der Ergänzung des Präsidiums nur noch der Sonnabend entgegen, der be kanntlich in den Parlamenten als halber dies acaoemicus gefeiert wird und sich deshalb zu grötzeren Aktionen, bei denen man ein volles Haus braucht, nicht eignet. Grundsätzlich darf man die Streitfrage schon jetzt als ! entschieden ansehen: Man wird Hinfort die Zahl der Präsi- ! deuten nicht beschränken. Nur darum handelt es sich noch, ! wie die Stellvertretung des Präsidenten geregelt werden soll, s Ob dabei die Anciennität, sozusagen das prädiale Dienst- ! alter, ob die Zahl der Jahre den Ausschlag zu geben hat,. ! ob die Vizepräsidenten in freier Vereinbarung von "Fall zu ! Fall darüber befinden sollen, wer von ihnen den Präsidenten ! zu vertreten hat und dergleichen mehr. Ueber all "das soll dann eben der Geschäftsordnungsausschutz eine Einigung her beiführen. Der Wahlakt selber wird sich nach solcher Vorbereitung wohl schmerzlos vollziehen. Auch über die Zusammensetzung des Präsidiums ist kaum mehr ein Zweifel. Präsident wird Herr Fehrenbach sein, Vizepräsidenten die Herren Dove,. Paasche und Scheidemann. Setraedtungen rum sMärukck IM Im Sommer 1917, als die Versorgung der Bevölkerung mit Mehl und Brot ohne Stockung und ohne weitere Ein- s schränkung durchgestthrt werden konnte, begegnete die Ver- s anstaltung des Frühdruschs und die Zahlung der Früh- ! druschprämie in weitesten Kreisen mangelndem Verständnis und zum Teil scharfer Kritik. Sachverständige, denen der Ueberblick über die Gesamtverhältnisse fehlte, machten daraus ' ausmekksam, datz sich das Korn im 'Stroh besser halt« als l in gedroschenem Zustande, datz das Korn, wenn es sicher ! haltbar sein solle, erst im Stroh ausschwitzen müsse, datz s die Zusammendrängung der Verladung großer Massen von Getreide und "die Aufspeicherung der durch den Frühdrusch gewonnenen erheblichen Mengen frischgcdroschener Frucht mit starken Gefahren verbunden sei usw. Es wurden dann noch all« möglichen alarmierenden Nachrichten verbreitet, wonach grotze Mengen frühgedroschenenrn Getreides veroorben seien. Diese Gerüchte, deren Ursachen mit Eiser nachgegangen wurde, erwiesen sich teils als Erfindungen, teils als masstose Ueber- treibung. In diesem Jahre mutz gegen Schlutz des Erntejühres wegen der Knappheit der Bestände die Brotration herab gesetzt werden. Diese Tatsache dürfte manchem 'Kritiker des Vorjahres zu denken geben. Der Frühdrusch hat uns im vorigen Jahre vor der Notwendigkeit bewahrt, in der Ueber- gangszeit die Brotration zu kürzen. Schon diesem Vorteil gegenüber konnten die Nachteile des Frühdrusches nicht schwer wiegen. "Dabei ist aber der Frühdrusch auch von äusschlag- gebender Bedeutung für die Sicherung der Ernährung der Bevölkerung in den letzten Monaten des Kalenderjahres. Nach Beginn der Hackfruchternte wird bekanntlich unter nor malen Verhältnissen kaum mehr gedroschen und keine nennens werte Menge von Brotgetreide abgeliesert. Wird nicht dafür gesorgt, datz vorher reichliche Vorräte aufgespeickfert sind, so klopft in diesen Monaten die Not in Gestalt stark ver minderter Brotration an die Tür des Verbrauchers. "Infolge der knappen Ernte des Jahres 1917 sind die Verhältnisse in diesem Jahre weit ungünstiger als im vorigen Jahre. Es hat sich nicht vermeiden lassen, für die letzte Zeit vor'der neuen Ernte die den Verbrauchern zustehende Mehl- und Vrotmenge herabzusehen. Diese Herabsetzung hätte noch stärker werden müssen, wenn nicht damit gerechnet werden dürfte, datz durch schnellen Ausdrusch grotzcr Mengen der Brotgetreideernte des Jahses 1918 die Bestünde der Neichsgctrcioestelle und der Kommunakverbände wieder ausge',üllt werden. "Die Vorräte sind geringer als um dieselbe Zeit des Vorjahres, vifolge-