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MsdmfferTageblatt Amts für die Königliche Amiöhauptmannschast Meißen, für das sowie für das Königliche Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. j 77. Jahrg Nr. 103. Sonnabend den 4. Mai 1918 r>«ö »MMdwfter Tageblatt' erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn, und Festtage, abends 6 Uhr für den folgenden Tag. / Bezugspreis bei Selbstabhoiung von der Druckerei wöchentlich A> pfg., monatlich 70 pfg., vierteljährlich r,ra Ml.; durch unsere Austräger zugetragen monatlich 80 Pfg., vierteljährlich 2,40 Ml.; bei den deutschen Postanstalten vierteljährlich r,4O Ml. ohne Zusteliungsgebühr. Aste Postanstalten, Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. / 2m Faste höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten oder der Beförderungseinrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. 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Königliche Amtsgericht und den Giadtrat zu Wilsdruff Korstrentamt zu Tharandt. postscheck.Kon<°: Leipzig Nr. rssis. Der amtliche Teil befindet sich aus der 4. Seite. Sturz der Radu and der disdmW Weems >» der Ukraine. Ungemütliche Zustände. In der Ukraine geht nicht alles io, wie es gebe» sollte. Der rasche und für das Land autzerordentlick günstige Friedensschluß hat dem neugebildeten Staats wesen nicht die Beruhigung gebracht, die man sich von ibn versprach; ebenso wenig Hut die Niederwerfung des milt tärischen Widerstandes der Bolschewisten durch deutsche unt österreichisch-ungarische Truppenverbände, um die wir durch ! die rechtmäßige Regierung des Landes gebeten worder j waren, den ruhigen und gesetzliebenden Teilen der B» völkerung die Oberherrschaft gesichert. Das tonnte vielleicht auch nicht so ohne weiteres gv lingen, weil namentlich die Bauern bis in ihr? tiefste» Empfindungen hinein durch gewissenlose Agitatoren? auf gewühlt waren. Wie in ganz Rußland hatte man ihne» auch hier Land und abermals Land versprochen. Del größere Besitz sollte ohne jede Entschädigung enteignet un- unter die Allgemeinheit aufgeteilt werden. Dadurch wäre» auf der einen Seite Begehrlichkeiten geweckt worden, di» sich vielfach in Gewalttätigkeiten austobten; auf dies, Weise sind in wenigen Wochen Güter und Werte, du sich auf Hunderte von Millionen belaufen, oöllif finnlos zerstört worden. Auf der anderen Seib -ntstand natürlich zugleich mit der Fragwürdigteil des Eigenbesitzes eine Unsicherheit aller Verhältnisse, uni kein Landwirt, ob »Herr* oder Bauer, verspürte mehr Lus dazu, seinen Acker zu bestellen, weil er nicht wissen konnte wer die Früchte des Bodens ernten würde, um die er fick bemühen sollte. Die Winterbestellung war gerade noa ziemlich ungeschmälert besorgt worden. Aber bei de» Sommerbestellung, auf die es bei der Getreideproduktiol des Landes hauptsächlich ankommt, haperte es ganz go wattig. Sie wollte nicht in Fluß kommen, obwohl du Zeit dazu immer mehr drängte und schließlich bald kein» Stunde mehr zu verlieren war. Diese Lage der Dinge nötigt» den deutschen Oberbefehlshaber in Kiew vor jetzt etw» vier Wochen dazu, einen allgemeinen militärischen Be« fehl zur Felderbesttzllung zu erlassen. Das geschah im Einvernehmen mit der ukrainischen Regierung, lediglich aus dem Grunde, um ihr die Erfüllung der uns ia FriedenSvertrage zugesicherten Getreidelieferungen zu ev möglichen. Diese Lieferungen aber bilden einen seh» wesentlichen Bestandteil unseres „Brotfriedens*, denn beid» Mittelmächte sind für die ausreichende Ernährung ihre» Völker auf sie angewiesen. Gegen das Eingreifen des Feldmarschalls o. Eichhorn find zunächst mancherlei Bedenken laut geworden, auch im Deutschen Reichstag sie find aber alsbald wieder verstummt, nachdem Sin, und Zweck feines Vorgehens genügend bekanntgeworde^ waren. ; In Kiew indessen ist sein Erlaß zunächst in entstelltes Form veröffentlicht worden, was Aufregung im Lande uni in der Rada einen Protest hervorrief. Seither macht sich dort eine scharfe Agitation bemerkbar, die sich anscheinend auch gegen den deutschen Einfluß in der Ukraine richtet, Unsere Bemühungen, Ordnung zu schaffen, erfuhren von der Regierung eine völlig ungenügende Unterstützung, jo man mußte sich sogar davon überzeugen, daß Mitglieder der Regierung selbst sich an den Treibereien gegen uns beteiligten. Dieser Verdacht wurde zur Gewißheit, als plötzlich ein ukrainischer Finanzsachverständiger, der Direktor der Russischen Bank für auswärtigen Handel, Dobry mit Namen, in seiner Wohnung überfallen und weg- geschleppt wurde. Er hatte das Verbrechen begangen, zu den deutschen WirtschastSbeamten in Kiew in enge Fühlung zu treten und sich bei den sachlichen Verhandlungen um di» Megelung der Warenbeziehungen mit den Mittelmächten nützlich zu machen. Zugleich erfuhr man, baß weiters Verhaftungen dieser Art vorbereitet würden — unzweifel haft auf Veranlassung bestimmter Regierungsmitglieder« Das deutsche Oberkommando dürfte aber diesem Wirdes beginn der Anarchie nicht untätig zusehen, sollten nicht alle Früchte unserer bisherigen militärischen und organi satorischen Arbeit in der Ukraine wieder verloren gehen. Deshalb mußte sich der Feldmarschall zur Sicherung der Stadt Kiew zu besonderen Maßnahmen entschließen. Militärgerichte wurden eingesetzt, um all» hemeine Verbrechen strenger Bestrafung zuzuführen, und auch sonstige Vorkehrungen gegen jede Störung der Ordnung getroffen. Und im Zusammenhang mit der Angelegenheit Dobry mußte zu Verhaftungen geschritten werden, die auch die obersten Regierungsstellen nicht ver« Konten. So wurde vor allem der Kriegsminister Schukowski festgenommen, dann der Kommandant der Stadtmiliz, ein Abteilungschef im Ministerium des Innern «md ein solcher im Ministerium des Äußern und — damit auch das weibliche Element dabei nicht leer ausging —. Hie Frau des Ministers deS Innern Tkatschenko. . . Das sind nun wahrscheinlich alles nicht etwa Würden träger in unserem Sinne, sondern mehr oder weniger junge Leute, die be; dem Umsturz allerdings in Rußland unerwartet rasch zu ihren hohen Stellungen gekommen sind. Der Rausch dieser plötzlichen Aufwärtsbewegung AiG wehr als dienlich zu Kopfe gestiegen sein; Vielleicht kommen sie hinter Schloß und Riegeln rasch wieder zur Besinnung. Wir aber können, so unerwünscht Die Vorgänge uns auch sein müssen, nicht darauf ver» sichten, für Ruhe und Ordnung in der Ukraine zu sorgen, vlange unsere Besatzungstrupven im Lande stehen. Darin mrsen wir uns nicht durch den jetzt zu erwartenden Lärm wer die „deutsche Gewaltherrschaft" in Kiew im mindesten seinen laßen. öiückzugsgevanten in England. Die englischen Besprechungen der großen Schlacht in Westen lassen immer deutlicher erkennen, daß die Über zeugung, die Entente könne den Krieg militärisch nicht wehr gewinnen, immer tiefer Wurzel saßt. Schon jetzt wird die Möglichkeit angedeutet, daß Großbritannien durch die Ereignisse veranlaßt werden könnte, den Krieg ibzubauen und seine Feldarmee vor der Aufreibung da durch su bewahren, daß die rechtzeitig zurückgenommenen Staatsumwälzung in der Mrame. Berlin, 2. Mai. Den neuesten Nachrichten aus Kiew zufolge hat sich jn der Ukraine eine Staatsumwälzung vollzogen. Die alte Rada und ihre Negierung, die im Lande keine«! starken Anhang besaßen, sind von Banerndeputirrten ge/ stürzt worden. In Kiew kam eS zu Straßcnkämpsen, in die die deutschen militärische» Organe nicht cingcgriffe« haben. Die in Kiew von der deutschen Militärbehörde ver hafteten Regierungsmitglieder sind wieder aus der Haft entlassen worden. Diese Vorgänge standen mit der StaatS» Umwälzung in keinem Zusammenhänge. Es ist anzu- Nehmen, daß die neue Regierung in Erkenntnis der Inter essen des Landes sich völlig auf den Boden des Brester Friedens stellen wird. De utsch - französischer Gefangenenaustausch. Heimkehr von etwa 120 000 Mann. Die seit mehreren Wochen zwischen Vertretern der oeutschen und französischen Regierung in Bern gepflogenen VerhandlungenüberdenGefangenenaustausch habenzu einent hocherfreulichen Ergebnis geführt. Es wurde vereinbart» Bei einer Mindestdauer der Gefangenschaft v»:^ »8 Monaten sollen kriegsgefangene Offizier« in der Schweiz interniert, Unteroffiziere unik Mannschaften unmittelbar in die Heimat ent« lassen werden, und zwar ist für die Reihenfolge der Tag der Gefangennahme entscheidend. An deutschen Kriegs gefangenen, die sich 18 Monate in französischer Gefangen chaft befinden, kommen zurzeit etwa LOO» Offiziere nul jSVVV« Manu in Betracht. Selbstverständlich wird del Abtransport so großer Zahlen von Kriegsgefangenen viel« Monate in Anspruch nehmen, zumal bei ihrer Loslösung auS dem Wirtschaftsleben beider Völker auf ihren recht- zeitigen Ersatz Bedacht genommen werden mutz. Austausch und Internierung sollen sich grundsätzlich stopf um Kopf vollziehen; nur für die an Zahl verhält» iL- näßig geringen Klaffen der mehr als 45 Jahre alten Kriegsgefangenen und der mehr als 40 Jahre allen Familienväter mit mindestens drei Kindern konnte aus Gründen der Menschlichkeit von dem Austausch Kopf um Kopf abgesehen werden. Die Behandlung der Zivilgefangene«. Bezüglich der Zioilgefangenen wurde beschlossen, all» diejenigen, die zurzeit in einem der beiden Länder inter- giert find oder jemals während des Krieges interniert waren, auf ihren Wunsch ohne Rücksicht auf Alter uni Geschlecht in die Heimat zu entlassen. Nach den im Ver« trage getroffenen Bestimmungen dürfen die ausgetauschten Kriegsgefangenen und Zivilpersonen im Heeresdienst weder an der Front, noch in der Etappe, sondern nur int gnlande verwendet werden. ' ES ist das erste Mal in der Kriegsgeschichte, daß ein« so grobe Anzahl von Kriegsgefangenen ausgetauscht wird, während die Kriegshandlung noch andauert. Besonder« Verdienste um das Zustandekommen der Vereinbarung, di« ^ch auch auf Behandlung und Ernährung der weiter in Gefangenschaft Bleibenden bezieht, darf die Schweizer Re iterung für sich in Anspruch nehmen, unter deren Leitung »ie Verhandlungen stattfanden. Divisionen nach England oder Südfrankreich eingcfL^I werden. Die Auslassungen der „Daily Mail", die für die Beschränkung des Kampfes auf den Seekrieg eintrelcu, bilden den schlagendsten Beweis dafür, daß in England sich ein Stimmungsumschwung vollzieht, der — den Ver hältnissen Rechnung tragend — geeignet ist, den Austrag des Kampfes zwischen Deutschland und England aut eine wesentlich veränderte Grundlage zu stellen. Ein englisches Kanonenboot torpediert. Noch einer amtlichen Rcutcrmcldung ist daS englische ^ononeuboot „Cowslip" durch Torpedoschutz versenkt --wrdc». Fünf Offiziere und ein Mann werden vermitzt. Das englische Torpedoboot 90 ist bei stürmischem -Wetter gesunken. Ein Offizier und 12 Mann kamen dabei um. Tic Beschlagnahme der holländischen Schiffe. Die englische Antwort an Holland wegen der Be schlagnahme holländischen Schiffsraums betont, daß die von Holland an die Annahme des Vorschlages der Alliierten, Schiffsraum gegen Lebensmittel abzutreten, geknüpften Bedingungen einer Ablehnung gleichgekommen seien. In folgedessen sei die Beschlagnahme der in Häfen der alliierten Regierungen liegenden Schiffe unvermeidlich geworden. Die Antwort wiederholt dann die Zusage betreffend Schadenersatz an die holländischen Reeder. Kieme Kl-isiispofl 2 M?'' Der Bahnhof HazebrouS lag m» K. Avnl unter zusammcngelaktem deutschen Feuer. Einwand ne, wurde starke Wirkung festgestellt. Mehrere Brände sint beobachtet. -.Stockholm. 2. Mai. Wie „Aftonbladet" aus Wo erfährt ist der Chef der Noten Gardisten, Kullervo Manner, bä der Einnahme von Wiborg in Gefangenichaft geraten. Amsterdam, 2. Mai. Londoner Blätter melden au» BAM, Clnna habe sich unter dem Druck Englands grund- Müch bereit erklärt,, die in China ansässigen Deutschen nach Australien deportieren zu lassen. Von deutscher Seist sind durch holländische Vermittelung Schritte unternommei worden, um die Ausführung der Absicht unserer Feinde z» verhindern. Boni Tage. Ein paar „Damen* des englischen Roten Kreuzes sahen bei einer Fahrt durch Frankreich vom Zuge aus deutsche Kriegsgefangene auf dem Felde arbeiten, und die menschen freundlichen Samariterinnen bedauerten, daß sie kemeck Revolver Kei sich hätten, um die Gefangenen niederzuknallen Als ein englischer Arzt, der im gleichen Abteil saß, gegen diese Gefühlsroheit protestierte, brachten ihn die Walküren zur An zeige, worauf der Doktor zu einer hohen Geldstrafe verurteilt und aus Frankreich ausgewiesen wurde. Die grobbesaiteten Ladies verdienten, ausgehauen zu werden selbstverständ lich nicht in Marmor. In der Kultur, für die sie ja in den Krieg gezogen sint-. machen die Amerikaner staunenswerte Fortschritte. Jetzt sind sie bereits so weit, oaß sie Leute, die sich deutschfreundlicher Äußerungen schuldig machen, nach beliebter Wild-West-Manier teeren und federn. Zum Lynchen und zum Lassowerfen werden sie auch noch kommen, und Vater Wilson wird in salbungsvollen Predigten an neutrale und andere naive Zu hörer auch diese Art der Kriegführung zu vertreten misten. In Australien ist die Papiernot so gewachsen, daß, wie die „Times" befürchtet, die australischen Blätter demnächst ihr Erscheinen werden einstellen müssen. Diese drohende Katastrophe sollten die Engländer unter allen Umständen ab« zuwenden suchen. Wer soll denn, wenn es keine Zeitungen mehr gibt, den Australnegern und den Kängoruhs die großen englischen Siege vorlügen? Zufuhren aus der Ukraine. Berlin, 2. Mat. Amtlich wird berichtet: Wie bereits bekannt, haben diej -Rittetmächte in den letzten Tagen mit der Regierung der Ukraine Verträge über die Lieferung von Getreide, Nülsenstüchten, Futtermitteln und Saaten, ferner von Eieriß und Schlachtvieh abgeschlossen. Die von der ukrainischem Negierung und den Mittelmächten in der Ukraine für dick Ausbringung und den Abtransport geschaffene Organisation^ beginnt bereits zu arbeiten, ' ach telegraphischen MeldungeH sius Kiew sind in den letzten Tagen des April air ukrainischen Versandplätzen etwa zwei Millionen Zentner Getreide und Futtermittel zur Verfügung