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Dor Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" oierteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei freier Zusendung durch Boten im Laus I Mk. 20 Pf., durch die Post iMk. exkl. Bestellgeld. Zeitung für die Ortschaften: Bretnig, Kauswalöe, Großröhrsöorf, ManKenthal unö Umgegenö. Expedition: Bretnig Nr. 13!». Inserate, die 4gespalten Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition in Bretnig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für oie Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag h»11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Neüsktion, Druck unö Verlag von N. Schurig, Bretnig. Nr. 54. Sonnabend, den 8. Juli 1893. 3. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Bretnig, d . 8. Jul' 1 93. Häuschens zertrümmert und die Folge davon war, daß gegen Morgen eine große Zahl der Kanarienvögel durch die entstandene Oeffnung hinaus ins Freie flog. Glücklicherweise wur den die Aufsehen erregenden Flüchtlinge vom Elbe ertrunken und einige von anderen Vö geln umgebracht worden. — Eine blutige Szene beeinträchtigte am Sonntag abends den ungetrübten Ver lauf des Schützenfestes zu Rochlitz. Ein etwa 25jähriger Mühlknappe aus Zöllnitz war mit dem Kutscher Thomas aus Rochlitz eines Mädchens wegen in Streit geraten. Beide hatten sich wieder getrennt und der Klitscher dachte, ruhig über den Platz gehend, schon nicht mehr an den Zank, als er plötz lich durch einen tiefen Messerstich in den Oberschenkel schwer verwundet, zusammen brach. Man mußte ihn ins Krankenhaus aus Trachenberge, die Maurer Leberecht Philipp aus Schellenberg, Wilhelm Schind ler aus Burkersdorf bei Freiberg und Wächt ler (letzterer hat erst kürzlich die Arbeit an getreten, sodaß keine Personalien zu ermitteln waren). Die Schwerverletzten sind der Maurer Ernst Bruno Bransk aus Weißtropp, der einen Beckenbruch und der Maurer Ernst Gärtner aus Dresden, Rosenstraße 29, der einen Rückgratsbruch erlitt. Die Leichen boten einen schrecklichen Anblick. Mit Ge stein untermischt, bildeten sie einen Knäuel, mehrfach an den Köpfen tiefe Löcher tragend. Die Leichen wurden nach staatsanwaltschaft- licher Rekognoszierung durch Wohlfahrtsbe amte nach dem Tolkewitzer Friedhöfe beför dert. Zu Tausenden umstand das Publikum teilnahmsvoll die Unglücksstätte, sodaß der Wagenverkehr nur schwerlich stattfinden konnte. — In Meißen wurde am 3. Juli die Jubelfeier des 350jährigen Jubiläums der Fürstenschule zu Sanct Afra mit einem Fest gottesdienst eröffnet, wobei Oberkonsistorialrat Ackermann die Predigt hielt. Anwesend war Herr Kultusminister von Seidewitz. Sodann empfing der Rektor Peter in der Aula die Deputationen; für Schulpforta sprach der Rektor Volkmann. Nachmittags 5 Uhr fand die Aufführung der „Antigone" in der Ur sprache statt. — Am 4. vormittags S Uhr 40 Minuten traf Se. Majestät der König mit I. Maj. der Königin und der Königl. Fami lie mittelst Sonderzuges ein und fanden ent husiastische Begrüßungen sowohl durch die Behörden rc. als die Bürgerschaft und die zahlreichen Festteilnehmer statt. Um 10 Uhr nahm der König am Festaktus in der Aula der Fürstenschule Teil und nach vielfachen Beteiligungen an den Festveranstaltungen fuhren die Allerhöchsten Herrschaften nach der Residenz zurück. — Ein nichtswürdiger Schurkenstreich wurde in der Nacht vom Montag zum Diens tag dem Besitzer der Geipeburg zu Meißen gespielt. Derselbe hat in einen massiv ge bauten Gartenhäuschen, welches an allen vier Seiten mit großen Fenstern mit Glas- thüren versehen ist, eine große Zahl, über 100 Stück, Kanarienvögel untergebracht, welche durch ihren Gesang sowohl, als auch durch ihr ganzes Leben zur Unterhalt ung der Gäste beitragen. In der genannten Nacht wurde nun eine große Scheibe dieses — Ein schwerer Unglücksfall ereignete Donnerstag nachmittag gegen halb 6 in Dresden Pragerstr. 20, Ecke Struvestr. daselbst befindliche Hausgrundstück des Sünderhauf, woselbst sich früher die zahlte Bäckerei von Hammer befand, wird ersten Etage abgetragen, um einem suchen Neubau unter Leitung des Besitzers s^^Pchen. Zur angegebenen Stunde lösten Ader 4. Etage die vom Schwamm Ww » )fi"en Balkenköpfe und schlugen bis bei». llergewölbe, woselbst sechs Mann ar- durch. Vier Arbeiter blieben auf ms zwei wurden schwer verletzt Toten krankenhaus gebracht. Die vier ünd der Polier Hermann Leonhardt — Ueber das Aufkleben von F>.eimar- A auf Postpaketadressen hat das Reichs- ' Postamt eine für die Geschäftswelt wichtige Affügung erlassen. Bei Paketadrefsen sind! hernach fortan die zur Frankierung zu ver endenden Freimarken thunlichst auf der Vorderseite dieser Adresse aufzukleben. Der den Bemerkungen bedruckte Teil der ückseite der Begleitung ist zur Aufklebung von Wertzeichen nur insoweit zu benutzen, " ach die Freimarken nicht auf der Vor- ^te bringen lassen. der M 3uli-Kinder. Juli-Knaben sind in flegel, Im Wickelbettchei! schon kleine 6 gel, Ate ärgern die Amme und die nnia, Zud treiben viel Allotria. Sie sind ei teder Teufelei, Und reißen schrecklich viel entzwei, Ihrem lustigen Uebermute, Moniert nur Papa mit der Haselrute. obald sie m die Schule gehn, Sind ihnen um liebsten die Ferien. Sie werden aber on Eltern zur Freude, Gewöhnlich später M brave Leute. Fürs höchste Glück gilt ^ven auf Erden, Ein Leutnant oder ein A'tor zu werden. — Wird im Juli ein Mägdlein jung, Die zeigt schon zeitig poet- Schwung. Sie füttert die Puppe mit Achen und Thee, Und ladet len Hauswirt M'Soiree. Kommt sie in des Backfisches ^uhre, Schwärmt sie für Leutnants und Astrendare. Auch das Theater liebt sie sehr, Ao Mimen und Sänger noch viel mehr. Awöhnlich ist ihr aber hienieden, Ein Ge- khrter oder Kaufmann beschieden. — Am 2. d. M. waren fünfzig Jahre A dem Tode Samuel Hahnemanns verflossen, ko Erfinders der Homöopathie, welcher 1755 A Sohn eines Porzellanmalers zu Meißen Aboren, dortselbst auch em Denkmal besitzt. Ar Begründer der Homöopathie starb am 2. ^tr 1843 in Paris. — Als am Mittwoch vormittags der Atsbesitzer Hentschel aus Arnsdorf damit AAftigt war, Langholz nach Kleinröhrsdorf ? .fahren, scheuten plötzlich auf der Arns- ^Ar Brücke dessen Pferde vor dem Eisen- ^Nzug. H. hatte hierbei das Unglück, vom zu fallen und mit beiden Beinen Mer die im Gange befindlichen Räder zu Aaten. Der Bedauernswerte hat dabei Ax Beine gebrochen, außerdem auch noch "khrere Verletzungen am Kopfe erhalten, ^halb seine Ueberführung in das ^nkenhaus nach Dresden nötig machte. — In Bautzen wurde am Montag der !vr>t Asuehr auf Lebenszeit gewählte Bürger-! Strommeister Siegemund bemerkt und dieser Dr. Johannes Kaeubler feierlich ver- > veranlaßte sofort, daß die Oeffnung geschlossen -wurde. Einige von den entwichenen Vögeln sind wieder gefangen und an den Besitzer abgeliefert worden, einige sind aber in der schaffen, wo er ärztlich verbunden wurde. Der Thäter war der erwähnte Mühlknappe, Michaelis mit Namen. Er wurde verhaftet und hat nach langem Leugnern seine Schuld eingestanden. Jetzt sitzt er mit Aussicht auf schwere Strafe im Amtsgenchtsgesängnis. -— Die gegen den Fleischergesellen Ernst Gehlert aus Obercolmnitz von dem Schwur gericht zu Freiberg wegen Vatermordes er kannte Todesstrafe ist durch die Guave des Königs in lebenslängliche Zuchthausstrafe verwandelt worden. — Wie inar aus Dahlen berichtet, ist der kürzlich flüchtig gewordene Pastor Meiß ner aus Bucha jetzt bei der Staatsanwalt schaft Leipzig inhaftiert. — Am Montag wurde in Jonsdorf bei Zittau ein Sommerfrischler, Namens Pfeiffer, durch die Gendarmerie verhaftet. Derselbe ist bereits seit einigen Wochen dort aufhält lich gewesen. Er soll ein sehr gefährlicher Hochstapler sein, der verschiedene Strasthaten auf dem Gewissen hat. Pfeiffer wurde nach Zittau eingeliefert. — Aus Tautenhain wird den „Nachrich- richten für Grimma" geschrieben: Ein merk würdiger Vorfall trug sich vor einigen Tagen auf einem dortigen Gute zu. Als man am Morgen den Kuhstall öffnete, zeigten die fünf stattlichen Kühe ein solch eigentümliches Be nehmen, daß man auf einen hohen Grad von Betrunkenheit schließen konnte. Auf das höchste erschrocken, ließ der Besitzer sofort den Tierarzt herbeiholen, der bald des Rätsels Lösung fand. Unter dem Kleefutter war ein beträchtlicher Teil Mohnblumen enthalten, de ren bekanntlich berauschender Saft seine Wirk ung auch auf dem starken Rinderschädel aus geübt hatte. Nachdem der Rausch verflogen, befand sich der Rinderbestand wieder wohlauf. — Zehn Jahre waren am 4. Juli seit jenem Unglückstage in Mylau ver gangen, an welchem direkt an der Seite Sr. Majestät des Königs einer seiner treuesten Diener, Herr Kreishauptmann Dr. Hübelaus Zwickau, durch ein herabstürzendes Fahrstuhl- Gewicht getötet worden ist. Herr Amts hauptmann von Welck setzte vie Bewohner schaft des Voigtlandes an jenem Tage durch folgende Bekanntmachung von dem Unglück in Kenntnis: „Die in so schöner Weise be gonnene Reise Sr. Majestät hat ein trau riges Ende gefunden. Als heute gegen 3 Uhr in der Wollkämmerei von Georgi und Co. zu Mylau Se. Majestät der König, Kreishauptmann Dr. (.übel, Geheimrat Bär, Oberstallmeister von Ehrenstein, Flügeladju tant Jacob, Direktor Clad und ich auf. dem Fahrstuhl Stellung genommen hatten, bewegte sich der Stuhl wieder Erwarten nach dem Erdgeschosse und stieß mit mäßiger Gewalt auf dem Erdboden auf. Unmittelbar darauf erfolgte ein schwerer .Schlag. Ein großes Gewicht hatte' sich oben abgelöst und tötete Herrn Kreishauptmann Dr. Hübel, während Direktor Clad einen Armbruch erlitt. Alle übrigen Teilnehmer der Fahrt, insbesondere auch der König, blieben unversehrt. Se. Ma jestät haben tieferschüttert Ihre Reise sofort abgebrochen und sind mittels Extrazuges nach der Residenz zurückzekehrt." Möge Gottes gnädige Hand, die damals so sichtbar unseren König in Lebengefahr beschützt hat, auch fer ner das teure Leben des Monarchen zum Heile unseres Sachsenlandes beschirmen! — Professor Hofmann, der Direktor der Königl. Gewerbeschule zu Plauen i. V., ist voe kurzer Zeit von der Chicagoer Weltaus stellung nacb Plauen zi mckgekehrt. Er spricht sich seh- ^..kennend er die sächsische Tex tilindustrie und insbeso' ere über die Gruppe Plauen aus. Diese umfaßt Spctzensiickereien, Gardinen, Etamines u. s. w. und ist die größte Abteilung innerhalb der sächsischen Gesamtgruppe, welche ungeteilte Anerkennung findet. Besonders wichtig ist es, daß die ausgestellten Muster der vogtländischen In dustriezweige auf der Weltausstellung von kei nem anderen Lande erreicht worden sind, ab gesehen von kirchlichen Stickereien, in denen Lyon bisher Unerreichtes geboten hat. Die englische Gardinenfabrikation ist kläglich ver treten, in handgestickten und echten Gardinen hat Frankreich vorzügliches geboten. Die von Plauen ausgestellten farbigen Gardinen sind von ausgezeichneter Wirkung und finden rück haltlose Anerkennung. Die Gruppe Plauen war die erste, die als fertig längere Zeit al lein blieb. Der Reichskommissar Geh. Rat Wermutjempfand diesen Anfang als endlichen Lichtblick in dem endlosen Ausstellungs-Chaos und bemerkte, daß die Plauensche Ausstellung eine Perle der deutschen Ausstellung bilde, die namentlich das Vorurteil beseitige, daß die Deutschen ihre Erzeugnisse nicht künstle risch anzuordnen und zur Geltung zu bringen vermöchten. — Ein entsetzlicher Unglücksfall ereig nete sich am Sonntag nachmittags auf der Eisenbahnstrecke Leipziz-Zeitz-Probstzella. Der den nachmittags von Knauthain in Leipzig einlaufenden Personenzug bedienende Hilfs bremser Ernst Moch aus Gohlis wollte in der Nähe von Plagwitz die Signalleine wie der zurecht legen. Hierbei mag er die nahe Brücke nicht beachtet haben, denn er prallte mit dem Kopfe gegen die Kante und sank sofort mit zerschmettertem Schädel auf dem Verdeck des Wagens nieder. Ein Bahnwär ter hatte den Vorfall bemerkt und gab das Signal „Halt". Der Unglückliche wurde nun vom Wagen herabtransportiert und gab als bald seinen Geist auf. Die Witwe und zwei Kinder beweinen den Tod des Gatten und Vaters. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburts-Register- An Geburten wurden eingetragen: Paul Hermann, S. des Fa brikarbeiters Friedrich Aug. Alwin Schuster. — Frida Marie, T. des Henkelschlägers Gustav Robert Heinrich. — Marie Elsa, T. des Fabrikarbeiters Friedrich Ewald Boden. .— Außerdem eine unehel. Tochter. Die Anordnung des Aufgebots haben beantragt: Paul Adelbert Weidnitzer, Ge schäftsgehilfe, mit Olga Ida Schnauder. Heirats-Register. Die Ehe schloffen: Alfred Alexander Schurig, Kaufmann, mit Olga Bertha Schöne. Sterbe-Register. Als gestorben wurden eingetragen: Johanne Christiane Hennig geb. Käppler, Handarbeiterin, Witwe des Band webers Karl Friedrich Hennig, 75 I. 10 M. 4 Tage alt. — Karl Paul, S. des Schuh machers Friedrich Gustav Nitzsche, 1 I. 9 M. 12 T. alt. — Fritz Karl, S. des Fär bergehilfen Friedrich Moritz Emil Kunath, 1 I. 6 M. 27 T. alt. — Friedrich Ludwig Ziegenbalg, Fabrikarbeiter, Ehemann, 52 I. 7 M. 8 T. alt.