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Der SäHWeLrzähser Drschofsweröcrer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Vies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Mannschaft, der Schulinspektton und des Hauptzollamts zu Bautzen, »es Amtsgerichts, des Finanzamtes und de» Stadtrats zu Bischofswerda! Mcige.6ccl.tt-r, Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung in allen Volksschichten Beilagen . Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilagl Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag de? Buchdruckerei Friedrich May G. m.b.H. in Bischofswerda. Fernspr. Nr.2) Lrscheinuugowets« Jeden Werktag abends für den folgend. Tag. Bezugspreis Mr die Zeit vom 2. Febr. bi« 15. Febr: Frei ins Haus vierz-hntSgig Mk. 1.10, beim Abholen in der Geschäftsstelle vöchentlich S0 Pfg. Einzelnummer 15 Pfg. — All« Postanstalten, iowte unsere Zeitungsausträger und die Geschäftsstelle nehmen sederzelt Bestellungen entgegen. 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Staatssekretär Trendelenburg hat sich nach Paris zurückbegeben. * Die Rede des Reichskanzlers Dr. Luther, in der er zu den Anschuldigungen Herrlots Stellung nahm, findet im Auslande eine günstige Beurteilung. * In München ist eine kommunistische Geheimorgani sation entdeckt worden. Bisher sind 33 Personen verhaftet. Der wiedergewählte preußische Ministerpräsident Braun hat sich bis jetzt vergeblich bemüht, ein Kabinett auf der Grundlage der großen Koalition zu bilden. * Im Haushaltausschutz des Reichstages wurden die leichtfertigen Kreditgeschäfte der Dohnstätten-G. m. b. H. besprochen. * Die Sätze der Erwerbslosensürsorge sind init Wir kung vom 9. Februar nicht unwesentlich erhöht worden. Durch die Ausweisung des griechischen Patriarchen aus Konstantinopel ist ein türkisch-griechischer Konflikt ent standen. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leier aus führliches an anderer Stelle. Das Aerrtrrrm und die Regierungskrise in Preußen. Es gibt zwei große Parteien im Reich, die eine ähnliche Struktur aufweisen. Diese Parteien sind das Zentrum und die Deutschnationalen. Gerade diese beiden Parteien um fassen Kreise aller Berufsklassen in ausgesprochen starkem Maße. Der Unterschied ist der, daß sich das Zentrum auf katholische, die Deutschnationalen aus protestantische und katholische Wählermassen stützen. Es ist unverständlich, warum sich die beiden großen Parteien nicht zu gemeinsamer nutzbringender Arbeit in in nerer und äußerer Politik finden sollen. In den grund legenden Fragen von Religion und Schule ist eine Einigung zu erzielen und muß eine Einigung erzielt werden. Das, was die Deutschnationalen von den Sozialdemokraten trennt, das, was für sie den Gedanken der Marxschen Volks gemeinschaft unerträglich macht, ist außer oben berührter Frage, vornehmlich noch die internationale Ein stellung der Sozialdemokratie. Würden die Sozial demokraten nur so weit national empfinden, wie ihre eng lischen und französischen Genossen, wäre schon viel für Deutschland, seinen inneren und äußeren Aufbau gewonnen. Die Deutsche Bolkspartei ist mit den Sozialdemokraten nur in eine Regierungskoalition gegangen, um vermeidbare Schäden abzuwehren. Als das Bündnis mit den Deutsch nationalen greifbare Wirklichkeit zu werden versprach, trat die Deutsche Volkspartei aus. Das Zentrum hat in Preu ßen zu entscheiden, ob es eine nationale oder eine internatio nale Politik zu machen wünscht. Es hat sich nun bei der Neuwahl des preußischen Mini sterpräsidenten für den internationalen Marxismus ent schieden und die „Germania", das Hauptorgan des Zen trums, betont, daß die Abstimmung einstimmig erfolgte. Das Zentrum hat seine Politik der Mitte in einem recht grotesken Sinne umgelegt. Im Reiche geht es nach rechts und in Preußen nach links. Wenn die Linke in Preußen wirklich regieren könnte, so dürfte man wenigstens noch sagen, das Zentrum wolle durch die preußische Bremse den Rechtskurs im Reiche hemmen. Aber in Preußen ist ja der wiedererstandene Herr Braun gar nicht aktionssähig. Auch das Zentrum muß wissen, daß es nichts anderes als eine Verlängerung der großen agitatorischen Krise erreicht hat. Will es für einen künftigen Umfall in Preußen nur Zeit ge winnen, dann wäre dieser taktische Versuch zur parteipoliti schen Prestigerettung mit der .weiteren Selbstzerfleischung der Nation wirklich zu teuer erkauft. Inzwischen macht man sich in Rechtskreisen mit dem Ge danken der Auflösung des preußischen Landtag» vertraut und ein Leitartikel der „Germania" läßt durchblicken, daß man auch im Zentrum möglicherweise mit Neuwahlen rech net. Ist sich das Zentrum wirklich der Tatsache sicher, daß sich seine Wähler auf ein Programnr einstellen werden, das eine für jeden Daterlandsfreund unverständliche Linkspoli tik bezweckt, die nach dem Versagen der Sozialdemokraten in außenpolitischer Hinsicht und «Wh den Borkommnisten im Innern völlig unverständlich ist. Eine ernste Warnung ist dem Zentrum vor einigen Wochen zuteil geworden durch den Mahnruf eines deutschen Katholiken, der natürlich nicht in der Zentrumspresse, sondern in der Deutschen Zeitung Aufnahme fand und auch als Flugblatt verbreitet wurde. Der General Konstantin Frhr. v. Gebsattel ist es, der mit Fern Rufe „Los vom Zentrum" sich an die deutschem Katholiken wendet. Dem Aufruf entnehmen wir folgende bemerkenswerte Stellen: „Es ist allgemein bekannt und braucht deshalb weder bewiesen noch des Näheren ausgeführt zu werden, daß der Teil der deutschen Katholiken, der es verstanden hat, treu zu seiner Kirche zu stehen und dabei dem deutschen Volke und dem Vatcrlande mit voller Hingebung zugetan zu sein, die Entwicklung des Zentrums mit immer wach senden Sorgen verfolgt hat. War diese Partei ursprüng lich im Kern konservativ geartet, so hat sie schon unter Windthorsts Führung starke Aenderung erfahren und ist nach seinem Tode je länger je mehr den demokratischen, ja demagogischen Einflüssen erlegen. Wenn ein am Ende eines langen Lebens stehender nationaler Katholik an Windthorsts Zeiten zurückdenkt, so will es ihm auch heute noch unfaßbar erscheinen, daß die ser zweifellos hochbegabte und im Grunde auch konser vative Mann zu einem ständigen Bündnis mit der So zialdemokratie und oein Freisinn gekommen war, eine Tatsache, die im krassen Widerspruch mit der Behauptung des Zentrums stand, dem Schutze des katholischen Glau bens und der katholischen Kirche zu dienen. Denn der atheistische, materialistische Marxismus war und ist der Todfeind jeder Form des lUristentums, was aufs innig ste mit seiner jüdischen Abkunft und Führung zusammen hängt. Das berühmte Wort „Kulturkainpf" aber wurde von Virchow geprägt, der bekanntlich einer der geistigen und politischen Führer des Fortschritts und später des Freisinns war. Heute ist bekannt, wie jene konservativen Kreise der Kurie zu Zeit Leo XIII. Windthorst und sein Zentrum beurteilt haben: Man hat dort, nachdem der Kulturkampf durch Bismarck liquidiert war, eingesehen, daß ein starkes Deutsches Reich auch unter den protestan tischen Hohenzollern ein Hort jener Weltanschauung sei, die der katholischen Kirche auf deutschem Boden eine ihrem Wesen entsprechende Entwicklung gewährleistete Man kann heute sagen, daß zwei Männer von der ge schichtlichen Größe des Papstes Leo XIII. und des Fürsten Bismarck in der Beurteilung des Zentrums einig gewe sen sind. Diese Tatsache ist leider der Masse der deutschen Katholiken nicht bekannt geworden; sie blieben dem poli tischen Einfluß des Zentrums unterworfen, dem be dauerlicherweise, aber aus der Struktur des katholischen Clerus unserer Zeit erklärlich, ein großer Teil dieses Clerus seine Hilfe geleistet hat und noch heute leistet." Der Verfasser erinnert dann an den unheilvollen Ein fluß Erzbergers, jenes Erzbergers, den schwere Schuld an der deutschen Niederlage treffe und der trotzdem vom Zen trum als Führer gehalten wurde, auch als sich erwiesen hatte, wie tief er in die Korruption verwickelt war. „Crzberger ist tot, aber er geht noch im Zentrum um und die Erben feines politischen Wesens, die Verwandten seiner menschlichen Eigenart sind noch heute in der Lage, die Maste der deutschen Katholiken zu ihren politischen Zwecken zu mißbrauchen. Die ganze Entwicklung seit dem Zusammenbruch, das heute unslösbar erscheinende Bünd nis zwischen dem Zentrum, den Marxisten und der bür gerlich-jüdischen Demokratie beweist, daß diese Partei, das Zentrum, das die katholische Kirche und den katholischen Glauben zu beschirmen oorgibt, in^ Wahrheit mit diesen seinen angeblichen Grundaufgaben gar nichts gemein hat, sondern zu einer Partei entartet ist, deren Führer fast durchweg dem Boden einer volksschädlichen und staats feindlichen Demokratie entwachsen sind, die seit Erzber ger und Wirth ungescheut zur D«naaoaie geworden ist." Der Aufruf schließt mit folgenden Sätzen: „Zu all diesem, für einen gläubigen Katholiken, der zägleich ein guter Deutscher ist, Entsetzlichem kommt, daß offenbar Crzbergers Bloßstellungen wegen seiner Teil nahme an der Korruptton im Zentrum nicht abschreckend gewirkt haben; heute ist die Welt voll von den Nachrich ten, die führende Zentrumsleute im engsten Zusammen hang mit der inzwischen verschlimmerten Korruption bringen. Darf der katholische Volksteil Deutsch lands weiter mit dem Borwurf belastet -leiben, daß er der unzertrennliche Bun ¬ desgenosse des Marxismus sei und des» halb an dessen Sünden von Gegenwart und Zukunft teilhabe? Dürfen die Katholiken die ein Gefühl für ihr angestammtes Volk, für die Not wendigkeit eines starken Staates haben, dieser Par tei weiter Gefolgschaft leisten, die mii so ungeheuerer Schuld beladen ist — mt einer Schuld, die letzten Endes nicht nur den deutschen Staat und das deutsche Volk verderben muß, sondern auch zum Unheil fürdie katholischeKirche auf deutschem Boden ausschlagen wird? Angesichts der Vorgänge der letzten Zeit wäre Schwei gen oder Verdunkeln ein Verbrechen an unserem Volk und Vaterland, aber auch an unserer Kirche. Deshalb rufe ich allen deutschen katholischen Glau bensgenossen, die wie ich ein Herz für ihr Vaterland und sür ihr Volk haben und alles dafür einsetzen wollen, dahj wir aus dem Elend dieser Tage herauskommen und wie« der mit Ehren r»r anderen Völkern und Staaten bestcheu können, zu: Heraus aus dem Zentrum! Wi- der das Zentrum! Schließt Euch jene« an, die wieJhr denken,findet Euchzusam» men mit den Volksgenossen des andere« Bekenntnisses, die gleichen Sinnes sind wie Ihr und helft den demagogisch-marxistisch-jiidischcn Bann bre chen, der über unserem Volke lastet — zum Besten des Vaterlandes, aber auch unserer Kirche!" Der WohnstöÜe» G. m. b. H.-Schwkrrdel. 3,5 Millionen Mark der Trianon-Film-A.-G. verliehen. Berlin, 31. Januar. Im Haushaltausschuß des Reichs tages teilte in fortgesetzter Beratung des Etats des Reichs- arbeitsministeriums Arbeitsminister Dr. Brauns über die Angelegenheit der Wohnstätten-G. m. b. H. folgendes mit: Die im Herbst 1921 unter Beteiligung der Reichsbank ge gründete Gesellschaft bezweckte den Bau von Siedlunaswoh nungen für Beamte. Die Gesellschaft, für deren Geschäfts führung das Reichsarbeitsministerium ebenso wie bei vie len anderen Bauvereinen verantwortlich ist, hat bis jetzt etwa 12 000 Wohnungen so gut wie fertig gebaut. Ende 1923 verfügte die Gesellschaft über flüssige Mittel in Höhe von etlichen Hunderttausend Goldmark. Diese Gelder konn ten damals nach den Angaben der beiden Geschäftsführer Regierungsrat Bretschneider und Regierungsrat Wenzel, wegen ungünstiger Witterung und Vauarbeiterstreik für Bauzwecke nicht in Anspruch genommen werden. Um sie möglichst nutzbringend für eine kurze Uebergangszeit bis zum Wiederbeginn der Bauperiode anzulegen, liehen die beiden Geschäftsführer im Februar 1924 die Gelder gegen einen Monatszins von 4 Prozent der Trianon-Film-A.-G. Als die Wohnstättengesellschaft bei Wiederbeginn der Bau periode ihr Darlehen, das Ende April 1924 etwa eine Mil lion Goldmark betrug, zurückhaben wollte, war die Film gesellschaft zur Rückzahlung nicht in der Lage. Um das hergegebene Geld zu retten, schoß die Woynställengesellschasl immer weiteres Geld zu. Zur Sicherung wurden auf das Grundeigentum der Tria- non-Film-A.-G. Sicherungshypotheken eingetragen, außer dem wurde der gesamte Besitz der Filmgesellschaft verpfän det. Ende Mai 1924 legte der Geschäftsführer Wenzel seine Stellung nieder. Anfang September 1924 machte der Ge schäftsführer Bretschneider nach seiner Angabe dem Vor sitzenden des Aufsichtsrats, Geheimrat Dr. Glas, von dem Kreditgeschäft die erste Mitteilung. Auch Geheimrat Glas wurde vorr der Filmgesellschaft vor die Alternative gestellt, entweder weiteres Geld bis zur endgültigen Fertigstellung aller begonnenen Filme und Organisationsarbeiten zu leihen oder einen großen Teil des bisher geliehenen Geldes zu verlieren. Er hielt es kaufmännisch für richtig, weitere Gelder herzugeben. Mitte Dezember 1924 betrug die Darlehnshöhe rund 3,8 Millionen Mark, und erst im Januar 1928 bekam das Ministerium die erste Kenntnis von der gaaM Ange legenheit. Ts wurde sofort gegen die drei beteiligten Beamten ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Bisher ergab die Vor untersuchung keine Anhaltspunkte dafür, daß einer der drei beteiligten Beamten aus Anlaß der Darlehnsgeschäste mit telbar oder unmittelbar finanzielle oder sonstige Vorteile gezogen habe. Dennoch bleibt die. Tatsache bestehen, daß die drei Beamten ihre Deamtenpflicht gröblich dadurch verletzt haben, daß sie öffentliche, für den Wohnungsbau bestimmte Mittel in ein Filmnnternehmin gesteckt haben. Das Er gebnis des Disziplinarverfahrens inuß abgewartet werden.