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Nr. 36. 6. Mai 184» Sonnabend MM Deutsche Allgemeine Zeitung. HM Auslands «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Ue-erblick. Deutschland. fÄus Süddeutschland. Vorbereitende Schritte zur Annäherung Oesterreichs an den Zollverein. Dresden. Erklärung de Finanzministers, den Bau der Bundesfestungen und den Ankauf der Goethe'schen Sammlungen betreffend. * Dresden. D" ständischen Ver handlungen über de» landwirthschaftlichen Creditvercm. Hannover. Berechnungen über die finanziellen Folgen, die der Anschluß an den Zollverein gehabt haben würde. *Äassei. Der Kurprmz-Mctrcgent. Proccß der Witwe des Landgrafen von Hessen-Rotenburg gegen den Staat. Gemeindeverbände lösen sich aus Mangel an Mitgliedern auf. Polizeiliche Nachsuchungcn nach einer Schrift. Landständlsche Bttvu- ligung für einen Hofbau. *Aus öchteswlg-Holstern. Die Tön ninger Sache, -f Frankfurt a. M. Feuersbrunst. Defterreich. Jcsuitenconvict in Innsbruck. 'tDicn. Armee-Avance ment. Der Herzog von Braunschweig. Pcrcussionsgcwebre. Unglück beim Reiten. Schreckliche Mordthat. ' Von der ungarischen Grenre. Bewegungen. Deputirtenwahlen. Untersuchungen gegen den pesther Magistrat. Grvtzdritannien. Unterhaus. Gcmeindewesen. Die Repealagitation. Der Herzog von Sussex. Der Shakspeareverein. ' London. Die Un terhandlungen mit Brasilien. f London. Der jüngere Brunncl in Le bensgefahr. Frankreich. Schreiben eines protestantischen Deputirten an das Jour nal des Dcbats. Eindruck des Adreßentwurfs des spanischen Senats, st Paris. Die Kammer Don Carlos. Brand des Theaters in Havre. Die Lhevcnin. "Lyon. Bestrebungen der d'cäre» ignoranlin». Schweiz. »Kern. Wallis. Luzern. Danksagung Lessins an den König von Sardinien. *Von der nördlichen Schweifergrenze. Das Klo ster Rheinau. Ein Sängerfcst. DriHolW. Unruhen. Handel und Industrie. Lotterie. Berlin. Ankündigungen. Deutschland. 's Aus Siiddeutschland, 28. April. Zuverlässigem Verneh men nach beabsichtigt die österreichisch-ungarische Regierung, eine Zoll ermäßigung bei der betreffenden Zwischenlinie einzuleitcn. Der gänzliche Fall derselben ist, so lange die finanziellen Erträgnisse der beiden Ländergruppcn so auffallend differiren, wie gegenwärtig, und die österreichische Regierung aus leicht einzuschenden Gründen einen so bequemen Regulator der Industrie und Naturproduction nicht aus den Händen zu geben entschlossen scheint, in keiner Beziehung wahr scheinlich. Was sich aber jetzt nicht im Augenblick und in seinem vol len Umfange verwirklichen läßt, daS mag von der Regierung recht füglich als Ziel aufgestellt und angcstrebt werden. Natürlich setzt die ses Entgegenkommen auch ein gleiches Verfahren der ungarischen Reichs stände voraus. Soll der österreichisch-ungarische Zolltarif ermäßigt wer den, so ist cs nicht mehr als billig, daß daS Land der Regierung die finanzielle Einbuße ersehe und sich zu diesem Zwecke selbst einer direc- ten oder indirecten Steuer unterwerfe. Wäre nun der Betrag der Steuer so hoch gestellt, daß die dadurch bewirkte Vertheuerung der Urproducte ein drückend hohes und auf den Absatz unvortheilhaft zu- rückwirkendes Maß erreichte, so wäre wol für das Land nichts gewon nen. Ja, eS könnte sogar ein Verlust statifinden, wenn man von der Voraussetzung auSgehen will, daß sich im Lande eine selbständige, von den westlichen Provinzen unabhängige Industrie bilden könnte, welcher die Wohlfeilheit der Rohstoffe und der Lebensmittel trefflich zu statten käme. Aber ein so hoher Satz liegt weder im Wunsche noch in den Bedürfnissen der Regierung. Das letztere besteht blos in jener Summe, welche daS Aerar durch die Milderung der Zollsätze einbüßt, und da der Bruttoertrag der Zwischenlinie im Ganzen kaum drittehalb Millio nen erreicht, so würde natürlich die Steuerziffer nicht bedeutend auS- fallen. Andererseits ist gewiß, daß die österreichische Regierung zu besonnen und umsichtig ist, um grade in einer so delicatcn Angelegen heit sich von der Aussicht auf finanzielle Vortheile bestimmen zu las sen. Was jedoch ihren Wunsch, ihren eigentlich leitenden Gedanken betrifft, so wurzelt er viel tiefer und bezieht sich auf die dereinstige Vereinigung der österreichischen Staaten mit dem deutschen Zollver ein«. Zuvörderst will sie die Industrie der deutschen Erbstaaten kräf tige« und in den Stand setzen, wohlfeilere Erzeugnisse zu liefern, wäh rend sie die Producenten des Landes in einen lebhaften, gesteigerten Wechselverkehr mit den deutschen Industriellen zu versehen wünscht. Sie will, daß, ein friedlich beglückendes Band beide Theile umschlun gen halte; denn nur so sei cs möglich, cs allmälig zu einem unauf löslichen zu machen. Sie hat ferner durchaus nichts cinzuwendcn, wenn die ungarische Industrie sich jemals zu einer gewissen Selbstän digkeit cmporarbeiten sollte, denn sie hofft in diesem Fall eben durch die Verwohlfeilerung der Rohstoffe und Naturalien ihre deutschen Fa briken in so concurrenzfähigcn Stand zu setzen, daß sie ohne zu be fürchtenden Nachthcil sich einem großen Handelssysteme mit sehr aus gebildeter Industrie im Ganzen anschlicßcn mag. Im Augenblicke wäre die Milderung des österreichisch-ungarischen Zolltarifs unstreitig für beide Parteien vortheilhaft. Besonders Ungarn würde, ohne den Druck der neuen Steuer sonderlich zu merken, bei weitem mehr aus führen, bei weitem wohlfeiler cinführen, und, was die Hauptsache ist, der jetzt ziemlich träge Umsatz würde beschleunigt von statten gehen. Dresden, 28. April. Bei der Position des Budgets, die Beiträge zu den Ausgaben des deutschen Bundes betreffend, bemerkte der Staatsminister v. Zcschau, daß außer den hier bezeichneten, für Bundcszwcckc bestimmten Ausgaben allerdings noch eine andere, sehr beträchtliche bevorstche, nämlich zum Bau zweier Bundcsfestungen zu Ulm und Rastatt; denn wenn auch zu diesem Zweck eine nicht un bedeutende Summe Geldes schon vorhanden sei, so werde doch eine beträchtliche Leistung von den Bundesstaaten zu übernehmen sein, diese sich aber allerdings auf eine Reihe von Jahren vertheilcn. Da hier über ein Bundeöbcschluß noch nicht vorliege, so sei das Ministerium behindert gewesen, ein bestimmtes Postulat zu stellen, und müsse sich allerdings auf diese Andeutung mit dem Bemerken beschränken, daß es eintretendcn Falls der Zahlungsleistung sich nicht werde entbrechen können. Dieser Mittheilung fügte er noch hinzu, daß ein den Bun- deözwecken allerdings fremder Gegenstand eine kleine Zahlung in An spruch nehmen werde. Die hiesige Regierung habe sich nämlich nicht wohl davon ausschließen können, zu einer von mehren Seiten in Vor schlag gebrachten Erwerbung der Goethe'schen Sammlungen für Rech nung der sämmtlichen Bundesregierungen ihre Bcistimmung zu erklä ren. Der Gegenstand sei aber so unerheblich, daß man sich nicht ver anlaßt gesehen habe, deshalb, wie anderwärts geschehen, ein besonderes, ohnehin im Betrage noch nicht zu übersehendes Postulat zu stellen, son dern man werde den Betrag seiner Zeit aus den zu Gebote stehenden Fonds entnehmen, habe aber doch nicht versäumen wollen, die Kam mer davon in Kenntniß zu setzen, wenn sie in einem künftigen Rechen schaftsberichte eine solche Ausgabe vorfinde. * Dresden, 3Ü. April. (Fortsetzung der Verhandlungen der I. und II. Kammer über die Errichtung eines landwirthschaftlichen -Creditsystems.) Der Bericht der II. Kammer hatte sich den Be schlüssen der ersten angeschloffen und das Gutachten dahin abgegeben, daß die Einführung des Creditsystems in Sachsen für den bäuerlichen Grundbesitz im Allgemeinen ebenfalls wünschenswcrth erscheine, und daß daher die in drei Petitionen ausgedrückten Wünsche nach Errich tung bäuerlicher Creditvercine der hohen Staatsregierung zur weitern Erwägung zu empfehlen seien. Der Abg. Oberländer bemerkte gleich beim Beginn dieses Theils der Berathung, er habe zwar noch vor kurzer Zeit der Ansicht nicht beitreten wollen, als haben sich hinter der Errichtung ritterschaftlicher Creditvercine gewisse aristokratische Bestre bungen versteckt, wicwol bemerkt werden könne, daß das Vaterland der ritterschaftlichcn Creditvercine auch die berüchtigten Adelsreunio- nen erzeugt habe; allein in der I. Kammer und sonst seien Acußerungen laut geworden, welche die Meinung Derjenigen rechtfertigten, die eine versteckte Tendenz in einem ritterschaftlichcn Creditvercine zu fin den geglaubt, und in diesem und ähnlichen Instituten das letzte Asyl einer wohlorganisirten Aristokratie erblickten. (Der Sprecher führte hier namentlich folgende Worte des Grafen Hohenthal-Püchau an, welche derselbe bei "der Berathung über die Dismembrationsangele genheit in der 1. Kammer gesprochen: „Ich gestehe es offen, ich bin ein abgesagter Feind aller Dismembrationen, weil ich Aristokrat bin, und nach dem Grundsätze, daß ein Staat ohne eine wohlorga- nisirtc Aristokratie auf die Länge nicht bestehen kann, werde ich ge gen AllcS stimmen, was darauf hinausgeht, die schon an sich sehr