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Dresdner Journal : 28.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188408285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840828
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840828
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-08
- Tag 1884-08-28
-
Monat
1884-08
-
Jahr
1884
- Titel
- Dresdner Journal : 28.08.1884
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W201. Ad«iu»«Moottpr«t» r lw L«tLk»: )LtlrIiobr.... 18 51»rk. zjjLkrliob: 4 SO kk. t!ü»»«lu« Huounsn»; 10 kL 4a„«rd»Id äs« äeuttekso Ksiebo» tritt?o»t- uuä 8towp«ttu«ol»I»^ luLiu. küi «iso tikum siuor ^espicltsocu ?stitt«ii« 88 kt. vutsr „LiL^sssnät" äio 2«il« 58 kl. Sm ludsUsu- uuä ÄLKruiutt 58 Aut»vU»b. Donnerstag, den 28. August. DrrMtrIournal. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Lrmrdvill»»» Ht^UvU mit Ao«n»l>wo äsr 8«nu>- uuä k'siortMA» Abvuä» kür äso lolgvuävu 1's^. 1884 1it»«ro1sui»»i»itii>uv uu»»vitrt»r l^tpM,: /<>. OolowiüsiouLr äs, ttrsoäovr äouru»I«; SmodorU V>«o r.«tp«tU 8»»»I «r«,!»» rr»o»vrr ». N.: //ac»«»5tmn <s l'vAier, 8«rU»-Vi»ll «»»kur^ kr»,-1.«ip»tr rr»»ktiirt «. «. »üoed«»: Lk<E, 8«rlio: Z-wakäenäant, Lr«w«» /!. Lcii/ott«. Nr»»I»i«: L LtunA^n » Lurrao <Lm«i Laixit5),' kr»ollturr » « : ^««Aer'solis öucUU^oäiuv^; 88rU»: 1- ^/Äk«r; L»»»or«r: 6. >8ci»ü«äer, k»rt» 8«rUo - Lroolllort « II - Daud« <2 Lmod^: Aä. Lts»»«er K»r»u«xed»rr ^vuigt. klrpsäitioo äs» l>re«ävsr lonrvLl», Orssäsv, 2villgsr»tr»»»s kio. SO. Nachbestellung«« auf das „Dresdner Journal" für den Monat September werden zum Preise von 1 M. 50 Pf. angenommen für Dresden bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für auswärts bei den betreffenden Postanstalten, üomgl. Ekpedltiou des Dresdner Journals. Amtlicher Lütil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Hofphotograph Emil Römmler zu Dresden die von Sr. Hoheit dem Her zoge zu Sachsen-Coburg und Gotha ihm verliehene Verdienst - Medaille für Kunst und Wissenschaft an nehme und trage. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Berlin, Mittwoch, 27. August. (Tel. d. Schief. Ztg.) Zn gutunterrichteteu Kreisen werden in Bälde weitere Nachrichten über den Fortschritt der colonialpolitischea Actio» in Westafrika er wartet; auch glaubt man ziemlich fest an bevor stehende Schritte in der Südsee. Potsdam, Mittwoch, 27. August, NaLmit- tagS. (Tei. d Dresdn. Journ.) Nach dem heute Mittags auSgegebenrn Bulletin hatte Ihre königl. Hoheit die Prinzessin Wilhelm keine bessere Nacht. Noch ist keine Abnahme der KrankheitSerschrinung eingetrrten. Hamburg, Mittwoch, 27. August, Nachmit tags. (Tei. d. Dresdn. Journ.) Dem „Hamburg!- schenCorrespondente»"wirb auS Madeira gemel det» baß sich auch die Küstrnstrrcke südlich deS CamerungebirtlS bis Batanga in deutschen Hän den befände. Der kaisrrl. Commiffar vr. Nach- tigal hißte die deutsche Flagge in Malimba, Kleindatanga und Großbatanga auf. Wien, Dienstag, 26. August, AbeudS. (Tel. d. Boh.) Nachdem Deutschland gegenüber Frank reich d»e erforderliche» prophylaktischen Maßregeln durchgeführt Hal, so hat die östrrre«chlsche Negie- rung die ärztliche Visitation an der Grenze von Simbach (Niederbayern) bis Bodenbach ausgelassen. Paris, Dienstag, 26. August, AbendS. (W. T B) Ein Telegramm der „Agence HavaS" auS Shangha, von heute AbendS sagt, durch brief liche Mittheilungen auS Kutscheu, die bis zum Sonntag Mittags reichte«, werde bestätigt, daß die gcsamlnte chinesische Flotte zerstört und daß die französische Flotte unversehrt sei. Die Verluste der Franzosen betrügen nur 4oder5 Mann; unter denselben befinde sich »in amerikanischer Lootse, der am Bord des Aviso „Volta" an der Seite des Admiral» Courbet grtöbtet worden sei. Die chinesischer Quelle entstammenden Meldungen, in denen von einer Erkrankung deS Admirals Cour bet und von dem Verluste von 2 französischen AvisoS die Nebe sei, hätten sich nicht bestätigt. Da» Journal „Pari»" schreibt, in Regierung»- kreisen sei die Annahme verbreitet, daß der Re gierung morgen die Kriegserklärung Chinas no- tificirt werde. Der „National" hält eine solche Notifikation nicht für wahrscheinlich. Sollte die ¬ selbe aber erfolgen, so werde die französische Re gierung nicht darauf antworten, um die gegen- wärtige Situation den Neutralen gegenüber auf- recht zu erhalte«. Dir „LibertS" hält daß Ein- treten einer Waffenruhe und die Eröffnung neuer Verhandlungen für wahrscheinlich. Paris, Mittwoch 27. August, Mittag». (Tel. d. Dresdn. Journ.) Ein soeben eingegangenr» Tele gramm de» Admiral» Conrbet au» Futschen vom 24. d. Mt». meldet: Wir eröffneten da» Feuer am 23. d. Nachmittag» 2 Uhr; um 6 Uhr waren S chinesische Kriegsschiffe und 12 KrirgSschonken in den Grund gebohrt; da» Feuer der oberhalb deS Arsenals befindlichen Krupp'schen Batterie war zum Schweigen gebracht. 2 übrig gebliebene feindliche Schiffe retteten sich stromaufwärt», wo hin unsere Kanonenboote nicht folgen konnten. Wir hatten 6 Tobte und 27 Verwundete. Die Fahrzeuge erlitten nur Schäden, welche wir selbst auSdrffern können. Der Kessel de» Torpedoboote» Nr. 46 wurde durch eine rinschlagrnde Kanonen kugel gesprengt. Der Verlust der Chinesen ist sehr bedeutend. In der Nacht vom 23. d. zum 24. d. wurden wir durch Brander und Torpedo boote belästigt. Ich werde heute diese Fahr zeuge beseitigen und alSdann da» Arsenal bom- barbireu. Kopenhagen, Dien»tag, 26. August, AbendS. (W.T B.) Der „BerlingSke Tidende" zufolge hat der Minister de» Innern, v. Skeel, au» Gesund- heitSrückfichten sein EntlassungSgesuch eingerricht. Dresden, 27. August. Je mehr Nachrichten über Deutschlands Erwer bungen in Westafrika eingehen, desto deutlicher tritt zu Tage, daß an jenen Stellen, wo heute die deutsche Flagge weht, der deutsche Unternehmungssinn bereits einen Boden gesucht und gefunden hatte und nicht ermüdeu wird, diesen Boden auszubreiten unter dem Schutze einer Flagge, mit der Niemand Streit sucht und die noch weniger Jemanden geringschätzig unbeachtet läßt. Das ist das Große, und darum sind wir Deutschen jetzt eine colonisirende Macht. Ein wichtiger Beitrag zur Geschichte des deutschen Handels im Camerun- gebiete wird dem neuesten „Hamburgischen Cor- respondenten" von den Firmen C. Wörmann und Jantzen u. Thormählen m Hamburg mitgetheilt. Nach dem die Firma C. Wörmann in Hamburg bereits seit dem Jahre 1852 in Liberia und seit dem Jahre 1862 in der französischen Colonie Gabun, sowie in dem be nachbarten Eloby und Batanga Handelsniederlassungen errichtet hatte, wurde im Jahre 1868 von Seiten dieser Firma eine Handelsstation im Camerungebiete dauernd geschaffen, und zwar unter Leitung des Hrn. Johannes Thormählen, des jetzigen Mitinhabers der Firma Jantzen u. Thormählen in Hamburg. Zur damaligen Zeit befand sich der gesammte Handel mit den Came- runleuten lediglich in den Händen englischer Kaufleute; doch gelang es trotz der 8fachen englischen Concurrenz, durch Ausdauer daselbst festen Fuß zu fassen und sich mit den Jahren eine Achtung gebietende Stellung und einen nicht unbedeutenden Einfluß bei den Eingebore nen zu erringen. Hr. Thormählen leitete für die Firma C. Wörmann diefes Unternehmen in Camerun dis zum Sommer 1874. Im April desselben Jahres richtete er infolge des gänzlichen Fehlens irgend wel chen Schutzes der deutschen Interessen ein eingehend motivirtes Gesuch an das auswärtige Amt zu Berlin, dessen Wortlaut das genannte Blatt mit- theilt und welches mit der Bitte schloß: „es möge die Ernennung eines deutschen Consuls in Camerun für den Küstendistrict zwischen Bonny und Camerun, einschließlich Fernando Po, baldthunlichst zur Ausführung gebracht werden." DaS war im Jahre 1874, und seitdem sind die Verhältnisse unver ändert geblieben, nur waren die Deutschen mehr, als ein Mal genöthigt, um den Schutz des englischen Con- suls zu bitten; das deutsche Interesse in Camerun da- aegen hat sich durch die Ansiedelung der Firma Jantzen u. Thormählen daselbst im Jahre 1875 um ein Bedeutendes vermehrt, und wenn früher die Firma ,C. Wörmann mit einem Viertel an dem Gefammtexport theilnahm, so haben nunmehr die beiden Firmen zu sammen die größere Hälfte für sich erobert. Der Ex pott an afrikanischen Produkten aber aus Camerun hat sich seit den 70er Jahren, was Palmöl anlangt, Mindestens verdoppelt und an Palmkernen den 30- bis 40 fachen Umfang angenommen. Nachdem vor einigen Jahren von der Firma C. Wörmann eine regelmäßige Dampferverbindung mit diesem Platze ein gerichtet worden ist, hat der Handel abermals an Aus dehnung gewonnen und verspricht eine fernere Ent wickelung. AuS den obigen Anführungen geht zur Genüge hervor, eine wie segensreiche Wirkung der nun mehr eingetretene deutsche Schutz für den gesammten Handel im Camerungebiet haben wird. Dieser Schutz kommt nicht allein den Deutschen, sondern auch den Engländern, Franzosen, oder wer sonst daselbst Ge schäfte betteiben mag, zu Gute. Wenn Ordnung und Gesetz, sowie Schutz für Leben und Eigenthum ein geführt ist, können die zahlreichen Wasserarme und der obere Lauf der Flüsse dem Handel erschlossen wer den. Die Anlegung von Plantagen, für welche sich, namentlich was Anpflanzungen von Cacao anlangt, das Bimbiagebiet ganz vorzüglich eignen dürfte, kann mit eingeborenen Arbeitern unternommen werden. Auf das Eindringlichste warnen dagegen die oben ge nannten Firmen vor jedem Gedanken daran, daß dieses Gebiet etwa für Auswanderungslustige geeignet sei. Der ganz Deutschland zukommende Vortheil be steht vor allen Dingen in der Erschließung des be völkerten Hinterlandes, welches für die Erzeugnisse deutscher Industrie neue Lonsumenten liefern wird. Was die beiden Hamburgischen Firmen so lange ge wünscht und gehofft haben, ist nunmehr eingetteten. Der Fürst Reichskanzler ist es gewesen, der, in rich tiger Erkenntniß der Lage der deutschen Interessen im Camerungebiet, es für nothwendig gehalten, den deut schen Ansiedelungen den mächtigen Schutz des deutschen Reiches auch in diesen entfernten Gegenden zu Theil werden zu lassen, wofür ihm den größten Dank dar zubringen gewiß jeder Deutsche gern bereit sein wird. Ueber die Vorgänge in Camerun vor Aufhissung der deutschen Flagge veröffentlicht gleichzeitig die „Frankfurter Zeitung" interessante Auszüge aus Privatbriefen, denen wir Folgendes entnehmen: Seit Jahren herrschte zwischen den Negerstämmen an der Küste von Camerun und den weiter landeinwärts hau senden eine stets wachsende Spannung, die schon mehr, als ein Mal in ernste Streitigkeiten ausartete und jeden Augenblick zu offenen Feindseligkeiten ausarten kann. Die Stämme an der Küste haben sich dadurch ein factisches Monopol für den Zwischenhandel ver schafft, daß sie den an der Küste etablirten Kaufleuten den Durchzug durch ihr Gebiet verweigerten und sie so hinderten, in directe Handelsbeziehungen mit den Stämmen am obern Flusse zu treten. Der ganze Handelsverkehr mußte deshalb durch ihre Hände gehen, mit dem Resultate, daß die Binnenstämme die euro päische Waare viel theurer bezahlen mußten und für ihre in Tausch gegebenen Prodncte viel weniger er hielten, als dies bei directem Verkehre der Fall gewesen wäre. Natürlich war dies sowohl den europäischen Kaufleuten, wie den benachtheillgten Negerstämmen gleich unangenehm, und wenn die wenigen Kaufleute sich die- gefallen lassen mußten, so waren die Binnen stämme dazu immer weniger geneigt, und deren Hal tung war allmählich so drohend geworden, daß die Küstenstämme anfingen, besorgt zu werden. Letztere hatten deshalb zu Anfang vorigen Jahres die Pro tection Englands nachgesucht, waren aber ohne Ant wort geblieben. Dies hatte den deutschen Kauf leuten, welche hier geschäftlich, wenn auch nicht an Zahl überwiegen, Veranlassung gegeben, den „Kö nigen" der Küstenstämme den Vorschlag zu machen, den Schutz Deutschlands nachzusuchen, dessen Kriegs- ruhm auch bis hierher gedrungen war. Nach und nach war eS gelungen, die Neger zu überzeugen, daß sie unter Deutschlands Schutz besser fahren wür de«, als unter demjenigen Englands, das sie offenbar gar nicht als Schützling haben wolle, und es wurde verabredet, daß die Küstenstämme die Oberherrschaft des deutschen Reiches nachsuchen sollten. Eine bezüg liche Eingabe wurde aufgesetzt und von fast sämmt- lichen „Königen", namentlich den wegen der Lage ihrer Dörfer wichtigsten, wie „König" Bell, „König" Aqua und „ König "Joß unterschrieben. Natürlich darob große Aufregung unter den hiesigen Engländern, denen die Sache nicht verborgen bleiben könnte. Sie agitirten aufs Lebhafteste dagegen, und einen Augenblick schien eS, als wenn Alles, was die Deutschen erreicht hatten, wieder verloren gehen sollte, da die Engländer den Eingeborenen eingeredet hatten, sie würden, wen» sie unter Deutschland kämen, sammt und sonders Soldat werden, um in den Krieg gegen Frankreich geschickt zu werden, da in Deutschland Jedermann Soldgj werden müsse. Unterstützt durch liberale Spenden von Rum war das niedere Volk dadurch so in Wuth gesetzt, daß eS sich gegen seine „Könige" auflehnte und alle Deut schen umzubringen droht.'. Einige Tage lang war es für uns Deutsche nicht räthlich, uns öffentlich sehen zu lassen; doch ist die Sache jetzt wieder ausgeglichen, da eS den Bemühungen der hiesigen Vertreter deut scher Firmen gelang, die Neger davon zu überzeugen, daß gar kein Krieg mit Frankreich bestehe, und daß sie für deutschen Schutz nichts zu bezahlen haben würden. Ins Gewicht fiel bei den Negern auch, daß ihnen ge sagt wurde, Deutschland werde keine Abgaben oder Zölle von ihrem Handel erheben, während die Engländer erdrückende Zölle fordern. Um die Sache noch plau sibler zu machen, wurde ein Vertrag ausgesetzt, nach welchem die „Könige" sich bereit erklären, ihr Gebiet nicht an Deutschland, sondern an die hiesigen deutschen Kaufleute, die Firmen Carl Wörmann und Jantzen u. Thormählen, beide in Hamburg, abzutreten und diesen die Souveränetät zu übertragen, wogegen diese den Schutz Deutschlands versprachen, wozu sie aulori- sirt zu sein erklärten. Es scheint denn auch in der That, daß die Reichsregierung um die Sache wußte und ihre Einwilligung zu diesem Vorgehen im Voraus ertheilt hat. Am 17. Juli lief ein englisches Kriegs schiff, von Cape Coast Castle kommend, in Camerun ein. Der Commandant ist sofort an Land gekommen und hat die „Könige" einzeln besucht, das ganze Ab kommen mit den Deutschen für Schwindel erklärt und hinzugesügt, daß er von dem englischen Gouverneur der Goldküste beauftragt sei, den „Königen" den Schutz Englands zu versprechen. In 8 Tagen werde der Gouverneur (nach einer andern Lesart der englische Consul von Sierra Leone) selbst nach Camerun kom men und die Sache in Ordnung bringen. Jedenfalls sollten die „Könige" nichts unterschreiben; sonst werde es ihnen schlecht gehen und England sie sammt und son ders absetzen. Da „König" Bell aber bereits unter schrieben hatte, so wurde ihm Angst, und die Wirkung des Auftretens des englischen Lapitäns hatte genau die entgegengesetzte Wirkung, wie beabsichtigt war. Bell, Aqua und einige andere Häuptlinge kamen zu dem Vorsteher der Wörmann'schen Factorei und ver langten Schutz gegen die angedrohte Rache Englands. Alle in Camerun anwesenden Deutschen hatten noch Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Ei« Problem der Gesellschaft. Novelle von A. Marby. (Fortsetzung.) ' „Nach dieser Stunde wurde es mit jedem Tage unerquicklicher im Schulzenhause. Die hübsche Anne zeigte sich finster, wortkarg. Ihre zunehmende Blässe und ihre verweinten Augen schnitten dem Niklas ins Herz, zumal ihre feindseligen Blicke ihn als die Ur sache ihrer Leiden anzuklagen schienen. Der frische, heitere Bursche verlor darüber seinen ganzen Frohsinn. Nimmermehr durfte um seinetwillen das arme Mäd chen unglücklich werden, eher wollte er die guten Pflegeältern und die theure Heimath heimlich ver lassen. Freilich wurde dieser Entschluß ihm bitter schwer I Er war sich ja vollkommen bewußt, was Alles er damit aufgab und daß die erzürnten Aeltern seinen Schritt nicht segnen, viel eher ihr Fluch dem Undankbaren, der ihre Wohlthaten durch heimliche Flucht vergalt, folgen würde. Trotzdem mußte eS seial Anne durste keine Lüge vor dem Altäre auS- sprechen, gleichwie er kein Weib, das ihn haßte, durch Zwang gewinnen wollte. Seinem letzten Schwanken wurde ein Ende gemacht, als ihm eine in das Ge- helmniß eingeweihte alte Magd vom Hofe verrieth, daß die Verliebte« allabendlich insgeheim zusammen- trafen und als letzte» AuSkunftSmtttel ebenfalls eine Flucht verabredet hatte«. Der mußte Niklas zu ¬ vorkommen, aber ehe er ging,' mußte er Anne noch ein Mal sprechen — die „Schwester" sollte ihm ein freundliches Abschiedswort mit in die Fremde geben, sollte seiner in Zukunft ohne Groll gedenken. Doch seine Absicht falsch deutend, entzog sie sich seinen An näherungsversuchen mit finsterm Trotze; als er sie ein Mal im Milchkeller aufsuchte, schlüpfte sie an ihm vorbei mit einem kurzen: „Wir haben mit einander nichts zu reden." So war der Klrmessonntag heran» gekommen. Am nächsten Sonntage sollte das Auf gebot verkündet werden, mithin war's für Niklas Zeit, sein Vorhaben auszusühren. Er hatte den heutigen Tag dazu bestimmt. Während des Vormittags schrieb er in seiner Kammer einen herzlichen, dankerfüllten Scheidebries an feine guten Pflegeältern, bat in be weglichen Worten um ihre Verzeihung und fernere Liebe, schnürte dann einige unentbehrliche Wäsche und Kleidungsstücke in einen Bündel, verbarg'- einstweilen in seinem Bett, um es in der Dämmerstunde, wenn Herrschaft und Gesinde des Schulzenhofes in der Schenke weilten, zu holen und unverzüglich in die weite Welt hinaus zu wandern. Sicher war er dann schon stundenweit, ehe man in der allgemeinen Lust ihn vermißte und seine Flucht entdeckte. „Nachmittags in der Schenke suchte sein immer unruhiger umherspähender Blick die Pflegeschwester lange vergeblich, und er hatte doch so fest darauf ge- hofft, sie im Tanzsaale zu treffen. Da — es fing schon an zu dunkeln, sah er sie endlich mit einer Freundin, gefolgt von dem Verwalter, eintreten. Un geachtet des älterlichen Verbotes wirbelten die Lieben den im rasenden Galopp durch den Saal, nahmen darauf in einer Ecke Platz und plauderten und kosten mit einander in einer Weise, als gedächten sie den Trotz der ganzen Welt herauszufordern. „Die übrigen Burschen und Mädchen beobachteten voll Verwunderung und Unwillen bald das Paar, bald den Niklas, den das unschickliche Benehmen sei ner Braut völlig gleichgiltig zu lassen schien, und er gingen sich in lauten spöttischen Bemerkungen, um seine Eifersucht zu reizen. Als sie ihn dann, während die Musikanten ihre Instrumente zu neuem Tanze stimmten, auf das Paar zuschreiten sahen, wie sie wähnten, infolge ihrer Stichelreden, schlichen sie in Erwartung eines Skandals neugierig näher. „Ich bitte Dich, Anne, mir den nächsten Tanz zu schenken", sagte Niklas ruhig. Das Mädchen that, als hätte eS nicht gehört und plauderte weiter. Niklas berührte leicht ihre Schulter und wiederholte mit freundlichem Ernst: ,„Anne, ich bitte Dich um den nächsten Tanz.' Sie entzog sich ihm mit einem heftigen Ruck, streifte ihn mit einem hochmüthigen Blick und wandte sich schweigend ab. „»Warum antwortest Du nicht? Soll ich dies als ein Ja nehmen?' fragte NiklaS wieder, sich noch ge waltsam zur Ruhe zwingend. „»Der Tanz gehört mir,' mischte sich jetzt der Ver walter ein. „»Dann den folgenden oder den zweitnächsten, Annel' beharrte NiklaS, noch immer an sich haltend. .„Auch diese Tänze gehören mir. Nun wissen Sie wohl genug und belästigen un« nicht länger,' sagte der Verwalter in halb herablassendem, halb höhnisch drohendem Tone. „Jetzt stieg dem Niklas das Blut zu Kopfe. ,„Von Ihnen will ich nichts —,' sagte er kurz — .bekümmern auch Sie sich nicht uin Das, was ich mit meiner Schwester zu sprechen habe. Liebe Anne', wandte er sich an das Mädchen — sich muß Dir eine wichtige Mittheilung machen, komm mit mir nur auf ein paar Minuten, Du wirst's nicht bereuen; denn —' er hatte sich vorgebeugt, um ein bestimmen des Wort Annen ins Ohr zu flüstern, — da fühlte er sich mit roher Gewalt unter einem beleidigenden Schimpfworte zurückgcrissen, daß er haltlos gegen den mächtigen Kachelofen taumelte. „.Ich bin nicht Deine Schwester, Du Bettelbubel' rief gleichzeitig, höhnisch auflachend, die Schnlzentochter. „.Anne — ich bitt' Dich — überleg's Dir, was Du da sprichst,' keuchte Niklas. ,„O, ich sag' noch mehr!' höhnte die schnippische Dirne, .ein Heuchler und Erbschleicher bist Du, dem's nicht darauf ankommt, durch welche Finessen er sich festsetzt im Schulzenhofe.' „.Noch ist nicht aller Tage Abend. Mein Wort darauf, Anne, der elende Hungerleider soll den fetten Bissen nicht schlucken,' rief der Verwalter. »Und jetzt hinaus mit dem zudringlichen Lasten und dann auf gespielt, Musikanten.' (Fortsetzung solgt.) Hermannstadt iu Siebenbürgen. In dem äußersten Osten der österreichisch-ungarischen Monarchie, auf dem Sachsenboden schloß soeben eine Reihe glänzender Festlichkeiten mit einem Festzuge ab, welcher die Veranlassung der großen historischen Feier veranschaulichte, die Einwanderung der Deutschen in
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