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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.04.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110411014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911041101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911041101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-04
- Tag 1911-04-11
-
Monat
1911-04
-
Jahr
1911
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ezuftS-Prelb ur L«»p» »»» Berorr« durch »»M» Lr»a« »v» Spediieu« 2»«l täelich '»«H»u4 -edr-chl; vv ch -.7-^» vieMljtdrt. »et uni«, gümle» ». »>, nahmefteüe» 7» ch »»«L. »I» »immlithel. L»rch Sie D»it: n»«r«ld r«utchlund< und d« deuKche» t «Ionien uieneljihrt. US* ^U, «imatl. !.«» auttchl. Poftdrücllocld. ferner m Belgien, DL» »mark, den Donaullaatrn. Zlaliea, Luremdurz, Niederlande, Ber» r>«„, Leslerre,!-^ Ungarn, Stukland, Schweden, Schwei» u. Spanien. I» alle» adrig»» Staaten »ur direkt durch di« Sejchtillllell« de» Blatte« rrtzätUich. La« Leipziger Lagedlatt «<chch»t 2 »al :«glich, S»»»- a. Feicriagt »nr morgen«. «»oone^ear-Snnadme: Bugull»«platz 8, vei unleren lrigern, AUialen, Spediteuren und Dwahmevellen. iowie PoslLmter» und BrieitrLgern. Linzelderkanstpeei« der Mora»», rusgab« 1U^> der Lbend^utgab« ll ch. Morgen-Ausgabe. KipMerTagMM Handelszeitung. NmtsSkatt des Nates «nd des Nolizeiamtes der Stadt Leipzig. Anzeigen-Preis ch» Jnlerat« au« Lew», uno U«,edu,'i die ggelvalten« Sü »m drei« Kenr^ii- 2Sch, di« 74nm» d«i« Neklamagetl« i^g »a« «tlwtrt« ilO NeNai»«» 1.L) A«i«r«t» »»» Behörde» 'm amtliche» Lei die 74 »u» breit» BetichBI« 40 gleschllkttanzeigen mit Plagnorlchriste» un-> i» der Nbendautaad« im Breil« erhdd' «abar« nach rar,«. Beilaaegedilbr s ^g p. ranjeno exkl. Poftgedühr. zefttttellt« tlattrLge llunen mchr »nrgll- ,e»ogr» «erden, gür da« ikrlcheine» ,n bestimmt«n^rag«»^uad PlLden wird kein« «ln»ei^n. «»»ahme: Bngnll»<pl»tz 8, de> limllichen Ailial« u. allen Banoncen- »»peditionen de« In- und «.Utlande«. NedakN«, n»d «eschäfttitelle. ^«vjprecherr 146V^ 14694 Haupt-Stlial« vrr«de« Leestras- 4, i (Leleptzon 46-'i,. Nr. 101 Dienstag, ae« ll. llprU lSll 10S. Jahrgang. Die heutige Nummer umfaßt 18 Seiten. vss Wichtigste. * Das Kronprinzenpaar trifft nach fünf monatiger Abwesenheit am heutigen Diens. t a g wieder in Potsdam ein. sS. d. des. Art.) * Bei der gestrigen Reichstagsersatzwahl in BerlinIV siegte der sozialdemokra. tische Kandidat Büchner mit großer Mehrheit. (S. Letzte Dep.) * Am Montag sand in Berlin die Verneh mung der vier Geistlichen statt, die in einer Versammlung für Jot ho eingetreten waren. sS. Dtschs. R.) * Das Luftschiff „E r s atz De u t s ch l a n d" wurde durch ein Gewitter gezwungen, seine Fahrt nach Düsseldorf zu unterbrechen. sS. Letzte Dep.) Der liberale Lleindlock. Für die nichtliberalen Zeitungen bildete seit mehreren Wochen das Bestreben der libe ralen Parteien, in möglichst vielen Teilen des Reiches, besser noch im ganzen Reiche, zu einer wahltaktischen Verständigung für die nächsten Reichstagswahlen zu gelangen, ein besonders beliebtes und darum oft behandeltes Thema. Ie nach Tendenz und Meinung der betreffenden Organe wurden hier die National liberalen, dort die Fortschrittliche Volkspartei mir einem geradezu verdächtigem Eifer vor der planmäßigen Durchführung von Ver ständigungsaktionen gewarnt. Namentlich den Nationalliberalen setzten die konservativen Blätter und auch gewisse Regierungsorgane recht lebhaft zu. sich nicht von der Linken um garnen zu lassen. Verschiedentlich wurden auch Töne des Spottes und Hohnes angeschlagen, wenn an die Oeffentlichkeit die verfrühte und verfehlte Kunde von einem angeblichen Scheitern der Einigungsverhandlungen gedrungen war. Seitdem nun aber die von den Zentral instanzen beider liberaler Parteien ge billigten Abmachungen in verschiedenen Provinzen und Landesteilen offiziell bekannt gegeben worden sind, klingt aus den Spalten jener Organe Enttäuschung oder auch Ver ärgerung heraus. Die alldeutsche „Rhein.-West. Ztg.", deren starke Neigung nach rechts von keinem Kundigen ernstlich bestritten werden kann, zeigt sich sogar sehr ergrimmt darüber, wie „die vom Rausche der großliberalen Eemeinbürgschaft zukunfts trunkenen größeren und kleineren Parteigötter am grünen Fraktionstisch die Beute verteilt haben". Die zielbewußte Ausschaltung aller rechtsstehenden Parteien und die konsequente Vereinigung der beiden liberalen Gruppen sind derartigen Blättern doch recht peinlich, denn sie sehen mit Besorgnis und Bangigkeit, daß die Drohung von dem Widersehen bei Philippi, die einst Fürst Bülow ausgestoßen hatte, doch viel ernstere Folgen für die Rechtsparteien haben kann, als die offenen und geheimen publizistischen Sachwalter der Rechten in stolzer Selbstüber schätzung und wohl auch in einer gewissen Geringschätzung der liberalen Einigungsversuche bisher angenommen hatten. Nachdem schon vor längerer Zeit die gemein samen Abmachungen der liberalen Parteien für Ostpreußen, Brandenburg, Pommern, Bayern, Württemberg und Baden oer- öffentlicht worden waren, wurde jüngst diese wichtige Liste durch die Bekannt gabe gleichgearteter Wahlabkommen für Schlesien, Hannover, Mecklenburg und Thüringen ergänzt und erweitert. In nicht weniger als zehn Bundesstaaten und Provinzen Preußens ist der liberale Ring für die kommenden Reichstagswahlen bis auf ganz geringfügige Ausnahmen geschloffen wor den. Dieses hocherfreuliche Zeichen eines starken Willens zur liberalen Einigung zwingt natür lich auch die Gegner des Liberalismus zu einer Anerkennung des Geleisteten, die vielleicht da durch noch an Wert gewinnt, daß sie wider willig, nur durch die Macht der Tatsachen her« oorgerufen, gespendet wird. Wir könnten es zwar verstehen, daß auf der gegnerischen Sette nunmehr alles getan wird, den liberalen Der« ständigungsplan durch ein Aurspielen der Wähler gegen die Zentralinstanzen der beiden liberalen Parteien zu diskreditieren. Wer aber nur einigermaßen über die Stimmung «eiter nationaler Schichten des Volke» unter« richtet ist, wer von den langwierigen und sorgfältigen Vorverhandlungen zwischen Lokal« und Zentralinstanzen der Parteien auch nur eine blaffe Ahnung hat, wird gleich uns von der völligen Aussichtslosigkeit solcher Versuche überzeugt sein. Der Wert und die Bedeutung des zuletzt veröffentlichten Abkommens werden indes erst recht offenkundig, wenn man den gegenwärtigen Besitzstand mit dem Angriffsplan der geeinigten liberalen Parteien in Beziehung setzt. In Schlesien stellen die Nationallibe ralen mit Unterstützung des Freisinns Kandi daten in vier konservativ, zwei reichsparteilich, 1 ultramontan und 1 polnisch vertretenen Kreise auf: darunter befinden sich die Wahlkreise der Abgeordneten von Heydebrand und von Hatz- feldt. Die Fortschrittler, die hier ihre Domäne haben, unternehmen Vorstöße in 6 konservativen und 1 ultramontanen Kreis: sie haben 7 Kreise als eigenen Besitzstand zu verteidigen und wollen auch den früher freikonseroativ, gegen wärtig noch durch den Abgeordneten Baffer- mann vertretenen Kreis mit Hilfe der Nationalliberalen zu erobern suchen. In Hannover saßen von alters her die National liberalen fest. Dort fällt ihnen daher die Ver teidigung von acht Wahlkreisen zu, während sie den Konservativen zwei, dem Zentrum, den Welfen, der Reichspartei und der Wirtschaft lichen Vereinigung je einen Kreis abzunehmen hoffen. Die Fortschrittler haben hier einen Kreis zu behaupten und stellen in einem weiteren Kreise einen Kandidaten gegen ven sozialdemo kratischen Mandatsinhaber auf. In Mecklen burg wollen die Nationalliberalen je einen Kreis von den Konservativen und der Reichs partei gewinnen, während der Fortschritt in zwei Fällen gegen die Konservativen ficht: zwei andere Kreis« hat er als eigene» Besitz zu be haupten, ein weiterer ist ihm von den National liberalen abgetreten worden. In Thüringen endlich haben die Nationalliberalen in zwei Fällen ihren Besitzstand zu wahren, je einen Kreis müssen sie von der Reichspartei und der Sozialdemokratie erobern; der Fortschritt hat sich in zwei Fällen zu behaupten, in je einem ist er Angreifer auf konservativen und reichsparteilichen Besitzstand. In diesen Gebieten wollen also die liberalen Parteien 16 Wahl kreise den Konservativen, 6 der Reichspartei, 3 dem Zentrum, 2 der Sozialdemokratie und je einen der Wirtschaftlichen Vereinigung, den Polen, und den Welfen abnehmen. Der Feldzugsplan ist fertig. Nun mag rüstig an die Arbeit gegangen werden, damit er auch verwirklicht wird. Wenn auch die Tatsache, daß in so vielen Gebieten des Deutschen Reiches die liberale Einigung gelungen ist, die Akti ons- fähigkeit und die Kampfesfreudigkeit der Liberalen ganz wesentlich stärken wird, so darf doch nicht außer acht gelassen werden, daß erst zähe, systematische Aufklärungs- und Aufrüttelungsarbeit wirklichen Erfolg ver sprechen. Zugleich hoffen wir aber auch zu versichtlich, daß das gute Beispiel der für den Liberalismus bereits geeinigten Gebiete för dernd auf die Verhandlungen in den Gegenden wirken möge, wo der Abschluß gleicher Ver einbarungen nahe bevorsteht. Vor allen Dingen wünschen wir, daß in unserem engeren Vater lande, in Sachsen, den redlichen Bemühungen um die wahltaktische Einigung endlich der Sieg erblühe. Die besten Aussichten dazu sind vorhanden; sind sie erst verwirklicht, dann kann das sächsische Volk getrosten Mutes in den Wahlkampf ziehen. Der liberale Kleinblock wird sich gegen rechts wie gegen links durchzu setzen wissen zum Heile des ganzen Reiches. vss Lronprinzeupsar s«k -er Selmkahrt. Willkommen dahei»! Die „Nordd. Alla. Ztg." schreibt: Das deutsche Kronprinzenpaar trifft morgen wieder nach fünf monatiger Abwesenheit in Potsdam «in. Der Kronprinz bringt Erfahrungen und Ein drücke heim, die von dauerndem Wert für ihn sein werden. Reben dem eingehenden Studium wichtiger Kultur-und Wirtschaftsgebiet« hatte der Thronfolger des Reiches Gelegeicheit, mit Lands- leuten in der Fremde und Vertretern anderer Rationen in vielfache Beziehungen zu treten. Leider mußt« er darauf verzichten, die Reise nach Siam, Ehina und Japan auszudehnen. Dafür könnt« er «in« um so genauere Kenntnis Indiens gewinnen, wo er dank der entgegenkommenden Aufnahm« durch englische Behörden und Privat« «rinnerungsretche Monat« verlebte. Di« gleiche herzliche Gastfreund, schäft g«noß das kronprinzlich« Paar in Legyvten bei dem Khedioen und den anglo- ägyptischen Behörden. Der glücklich verlaufenen hohen Mission, mit der der Kaiser den Kronprinzen »nd sein« Gemahlin beim italienischen König,paar betraute, folgte der Besuch am Wiener Hofe, der erneut bekundete, in wie innigen Beziehungen die beiden Kaiserhäuser verbunden sind. Mit besonderer Freude hat es Deutschland verfolgt, mit wie warmen Sympathien der Kronprinz überall ausgenommen wurde, und wie einmütig anerkennend das Urteil des Auslandes über seine Person und sein Auftreten gelautet hat. So ist di« Reise ein voller Erfolg für den Kronprinzen und ein Gewinn für Deutschland. Zur Rückkehr in die Heimat heißen wir das Kronprinzenpaar von Herzen willkommen." Das deutsche Aronprinze«paar in Wien. Das Kronprinzenpaar begab sich Montag vor mittag in Wien zur Kapuzinergruft, wo es an den Särgen der Kaiserin Elisabeth und des Kronprinzen Rudolph Kränze niederlegte und längere Zeit im Geber verweilte. Hieraus lehrten die hohen Herrschaften nach der Hofburg zurück. Von. dort begaben sie sich in die spanische Hofrcitschule, um Vorführungen berzuwohnen. Der Kronprinz besich tigte außerdem noch das Reitlehrinstitut. Das Paar besuchte hierauf die Mitglieder des Kaiserhauses und nahm beim Erzherzog Franz Ferdinand em Dejeuner. Darauf machte das kronprinzliche Paar bei der Erzherzogin Maria Annunciata eine Visite und begab sich dann in die deutsche Bot schaft zum Besuch oes deutschen Botschafters von Tschirschky und dessen Gemahun. Hier hatten sich bereits die Herren der Botschaft mit ihren Damen, die diplomatischen Vertreter von Bayern und Sachsen und die deutschen Generalkonsuln in Wien und Pest eingefunden. Ferner hatte der Botschafter noch die Vorstände des Vereins Niederwald, des Bayern vereins, des Offiziervereins und des Hilfsoereins vom Erzieherinnenheim geladen. Das Kronprinzen paar, das in Begleitung des Generaladjutanten Frhrn. v. Schenck und der Hofdame Gräfin v. Wedel eintraf, weilte etwa eine Stunde in der Botschaft und unterhielt sich mit Herrn und Frau v. Tschirschky, deren Tochter sowie den Gästen des Hauses auf das liebenswürdigste. Sodann fuhr es in >>ie Hosburg zurück. Kaiser Franz Josef verlieh der Kronprin zessin das Großkreuz des Elisabeth- ordens, der Oberhofmeisterin der Kronprinzessin Frau v. Alvensleben und der Hofdame Gräfin o. We^Vl den Sltfabrthorden l. Kl., dem General adjutanten v. Schenck und dem Oberhokmarschall de» Kronprinzen Grafen o. Bismarck-Bohlen sein Bild in kostbarem Rahmen und mit eigenhändiger Unter schrift^ dem Kammerherrn o. Behr und dem Hof- staatsiekretär Sommer den Orden der Eisernen Krone II. Kl. sowie dem Leutnant v. Zabeltitz das Ritter kreuz des Kaisers-Franz-Iosef-Ordens. Das „Wiener Fremdenblatt" schreibt: Kurze Zeit nach dem Besuche des deutschen Kaiserpaares ist auch Kronprinz Friedrich Wilhelm mit seiner Gemahlin in Wien eingetroffen. Zum ersten Male besucht die deutsche Kronprinzessin die österreichische Hauptstadt. Der Hauch von Herzlichkeit und Liebe, der dem jungen Paar entgegenweht, wird nicht verfehlen, ein neues Band zwischen den Herrscherhäusern und Völkern, die einander innig nahestehen, zu knüpfen. Der Kaiser und sämtliche in Wien anwesenden Mitglieder des Hofes waren zum Empfang des kronprinzliche» Paares erschienen. Die Bevölkerung Wiens hatte den Sonntag benutzt, um abermals, wie bei jedem sich bietenden Anlaß, seiner begeisterte» Sympathie für den Bundesgenossen des Kaisers und dessen Haus Ausdruck zu geben. Doppelt freudig war der Emp fang, da es aalt, die tugendschöne Frau willkommen zu heißen. Wien und Oesterreich hoffen, daß dem kronprinzliche» Paar die ersten Tage, die es seit seiner Eheschließung in Wien verbracht hat, in bester Er innerung bleiben werden. NsHklsnge aus Rom. Ebenso wie die deutsch-offiziösen Preßäußerungen berechtigen auch die Stimmen, die aus Italien zu uns dringen, zu der Auffassung, daß der Besuch des deutschen Kronprinzenpaares am italienischen Königshofe seinen Zweck, die deutsch-italienischen Beziehungen zu pflegen und zu festigen, voll er füllt Hat. Ein Brief unseres römischen 8.-Mitarbeiters legt davon beredtes Zeugnis ab. Es heißt da: Rom, 7. April. Den Römern ist endlich ein Alp von der Brust genommen. Noch am Tage vor der Ankunft des deut schen Kronprinzenpaares glaubten, oder besser gesagt, fürchteten sie, der hohe Besuch gelte nicht allein der Stadt und dem jubilierenden Königreich, sondern auch dem Vatikan. Keine Zeitung hatte es bis zum Bekanntwerden des offiziellen Besuchsprogramms der kronprinzliche» Herrschasten unterlassen, beim Vatikan herumzuhorchen, ob diese schließlich doch nicht noch im letzten Augenblick beim Heiligen Vater anklopfen würden. Nun kann man in Rom wieder aufatmen. Ein merkwürdiges Volk, diese Römer! Sie sind uns wirklich Freunde, ja ich glaube, sie lieben uns Deutsch«, schon deshalb, weil sie uns zu bewundern jeden Augenblick Ursache baden. Nur rn einem Punkt stehen sie uns mißtrauisch gegenüber. Sie sagen uns: „Ihr Deutsche betont so ost: Wir fürchten Gott sonst niemanden in der Welt! Aber wie steht'» mit dem Vatikan?" So und ähnlich hat man uns Tag für Tag apostrophiert, bis sie sich schließlich durch den Augenschein überzeugen konnten, daß di« uns angedichtete Furcht denn doch nicht zu» trifft. Um fo herzlicher war dann auch der Emp fang he» Kronprinzenpaares. Die Brust brauchte sich den Römern nicht mehr zinuschnüren bet dem Ge- danken, der Vatikan hätte Anteil an den hohen Gasten. Man konnte di« „Hoch il Kronprinz" und „Hoch la Prineipeffa Tecilia!" lauter und freier er schallen lassen. Und wie schreit der Römer seinen Gruß heraus! Er ist unzweifelhaft der stimmge waltigste Großstädter. Ein schön«» Erbteil seiner gütigen Mutter Natur, die ihm nicht nur eine schön«, sondern auch ein« urkräftige Stimme gegeben bat. Ich sah wenige Wochen vorher den König von Ser bien in die ewige Stadt seinen feierlichen Einzug halten. Der Römer kam, aus angcoorener Höflichkeit und mchr noch aus Neugierde, das Serbenoberhaupt bei Lichte zu besehen. Die stimme — das zuver lässigste Thermometer für seine Begeisterung — hat der Römer aber wirklich nicht angestrengt. Anders beim Einzug der höchsten Vertreter Deutschlands! Ihre Bilder hatte nun schon tagelang vorher jedes Blatt mit Ausnahme des sozialdemokratischen Or gans, dem sich die Republikaner nicht anschließen mochten, in den mannigfachsten Variationen gebrach«. Und der beigegebene Text ließ an Ausführlichkeit wirklich nichts zu wünschen übrig. Ich bin überzeugt, die römischen Leser sind jetzt mit den «siepjlogenheilen der kronprinzlichen Familie besser vertraut als die deutschen Leser. Versteht sich, das; sie sich auch die Herzen der Römer im Sturme gewonnen haben. Ge wiß schwärmt man auch für den Kaiser Wilhelm. Aber daran, daß er damals vor acht Fahren in gar so festlichem Aufzug zum Vatikan fuhr, mag der Römer nicht gern erinnert werden. Ihm krampfte sich das Herz bei dem Anblick des seltiamen Schau spiels zusammen. Auch der Schah von Persien war mal hier gewesen und Herr Roosevelt aus Amerika. Beide umkreisten ostentativ den Vatikan, und dos römische Volk jubelte ihnen zu, wie weiland ihre Vorfahren den siegreich heimkehrenden Feldherren. Nicht weil die Römer antiklerikal, sondern weil sic eifersüchtig sind, so eifersüchtig wie ein richtiger Verlievter. und zwar über alle Maßen eifer süchtig, sehen sie Fürstenbesuchc im Vatikan mit icheelen Augen an. Daß der Kronprinz schnurstracks zwei Stunden nach seiner Ankunst ins Pantheon eilte, um den Manen des Ztalieneinigcrs und seines Sohns König Humbert zu huldigen, hat den denkbar besten Eindruck hervoraerufen. Der Römer ist sonst kein allzu großer Freund vom Flaggen. Nur selten ho!» er feine Fahne hervor. Er bringt seine Begeisterung lieber mit seiner Stimme Grundgewalt auf den Straßen und in den öffentlichen Lokalen zum hör baren Ausdruck. Das Flaggenaufziehen überläßt er mit Vorliebe den Hotels und Geschäften, die da wissen, was sich schickt. Aber auf die bloß« Kunde, daß der Kronprinz das Pantheon betreten hotte, wurde das Versäumnis gut gemacht. Rom bemühte sich nach besten Kräften, gut Deutsch den Gästen zu kommen. Die Sprache der Teutonen freilich fällt den Römern schwer. Aber die wenigen eroberten Brocken wenden sie überall an, wenn auch oft an unrechter Stelle. Ansichtskarten mit den Bildnissen des Kronprinzenpaares tragen deutsche Unterschriften. Als die Gäste des Königs nach Frascati zur Villa des kaiserlichen Vaters hin ausfuhren, riefen ihnen die begeisterten Römer be reits ein „Hoch unser Kronprinz!" nach. Tags zuvor war's erst: „Hoch il Kronprinz!" Man sieht, die Be geisterung macht Fortschritte. Die Römer betrachten den deutschen Kaffersohn bereits als den Ihrigen, An der Kronprinzessin bewundern sie den Schick und die Eleganz der Toilette. Die Römer )alten nämlich viel auf äußere Eleganz. Nicht so ehr bei ihnen selbst, als vielmehr bei Personen, die ie als ihre Gäste oder als etwas Höheres anzusehcn pflegen. Der Römer hat einen scharfen Blick für alles, was zum Wesen desSignorile, des Herrschaftlichen, gehört. Wer zum nachmit täglichen Korso auf den Pincio fährt, muß sich ge fallen lassen, kritischen Auges gemustert zu werden. Die Königin Mutter Margherita ist in dieser Hinsicht eine Dame nach dem Herzen der Römer. Königin Elena, ihre Schwiegertochter, ist ihnen zu sparsam veranlagt. Man bewundert sie, als Landesmutter wie als Erzieherin ihrer Kinder. Aber ihre Schwiegermutter liebt man. Für die Königin Margherita begeistert man sich. Für die Kronprin zessin Cecilie eoensosehr, weil man schnell hcrausge- funden hat, daß sie sich wahrhaft königlich, nein, wahrhaft kaiserlich zu kleiden und zu geben versteht. Wenn ich die heutigen Abendblätter durchfliege, sehe ich, daß die in Modedingen so kritischen Römer der deutschen Kronprinzessin ohne weiteres das Prädikat einer Königin der Mode zuerkennen. Und damit hat die deutsche Frau Kronprinzessin in Rom den Gipfel der Popularität erklommen. Bedarf es noch eines weiteren Beweises, daß der jetzige deutsche Fürsten besuch in Rom den allerbesten Eindruck hinterlassen wird? vss Enüe -er Rlllhllle. I>. Paris, 8. April Die vollständige U m w a n d l u n g der bunten und unzeitgemäßen französischen Uniform ist jetzt beschlossene Sache. Insbesondere die Land bevölkerung wirt den knallroten Hosen und den blinkenden Eolüknöpfen, mit denen die Bauernsöhne zuweilen in den Dörfern paradierten, manch bittere Träne nachweinen. Bei der Neuausrüstung wird den Dreibund-Staaten ein Kompliment gemacht: die Elc ganz des Schnittes wird teils den Oesterreichcrn, teils den Italienern, die praktisch« Farbe den Deutschen entlehnt. Das englische Khaki hat sich in unseren nördlichen Gebieten als nicht zweckmäßig erwiesen. Graugrün wird die Farbe für alle Waffen- gattungen sein. Die im Oktober 1910 vom Kriegs minister Brun eingesetzte Kommission hat unter dem Vorsitz des Generals Dubai! die neuen Modelle fertigstellen lassen und darüber folgende Verordnung bekanntgegeben. Die neue Ausrüstung wird hinfort bestehen aus: 1) Für Truppen zu Fuß: ein Helm, ein Mantel mit Kapuze, ein Waffenrock, eine Hose, ein Paar Wadenbinden. Der Helm besteht aus Kork- karton, überzogen mit arüngrauem Tuch: in Friedens- zeit erhält er «inen entfernbaren Schmuck aus Kupfer: in Kriegszeit wird der Schmuck durch eine Kokarde in den Rationalfarben ersetzt. Das Gewicht de» Helm» für den Feldzug beträgt 210 Gramm. Der Helm ,st für alle Offiziere und Mannschaften derselbe. Der Mantel hat eine einzige Reih« Knopfe und ist im übrigen dem Lisherigen gleich. Der Umschlagkragen wird links mit einer Klappe zu zwei Knöpfen ge schlossen, um beliebige« Oeffnen zu ermöglichen. Vorn
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