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Fbn Sauds Vormarsch gegen Transjordanien. Die Bemühungen des Bölkerbundsrates um Spanien und Brasilien. Der Phöbus-Derichk wahrscheinlich am Dienstag. Beschleunigte Zusammenziehungen englischer Truppen. London, 8. März. Rach Meldungen a«S Basra haben die Führer der drei wichtigsten arabischen Stämme nach einer Kimseren» mit Jbn Saud mit ihren Truppen den Vor marsch in der Richtung ans Koweit und Transiordanien an- getreteu. — Die Streitmacht Fbn SaudS wird ans «NllOW Mann berechnet, ist also von durchaus nicht z« nnterschätzcnder Stärke. Die Folge davon sind ganz energische Berteidigungsmatznahmen der Engländer. Nach Berichten aus Ba 8 ra hat die Regierung von Palästina sofort Beschlüsse gefaßt gegen feindliche Bewegungen -cs Wahhabitenkönigs Jbn Saud gegen Transsordanicn. An der transjordanischcn Grenze wurde der Kriegszustand ver hängt. Alle aus Urlaub befindlichen Offiziere und Mann schaften sind gestern zurückgeruscn worden. Die in Namle in Palästina stationierte zweite Panzerwagenkom- pagnie der britischen Luststrcitkräfte ging gestern abend »ach Amman ab. AnsAegypten sind Truppen und Flug zeuge. von denen jedes 2» Mann fassen kann, nach Amman abgcsandt worden. Feindliche militärische Bewegungen der Anhänger Jbn Gands find bisher noch nicht sestgcstellt worden. Man hat daher di« Hoffnung «och nicht ausgegebe«, »aß eS sich nicht als notwendig erweisen wird, die verfüg baren Vcrteidigungsstreitkrästc zu verstärken. Das englische Weih-Buch über Aegypien London. 8. März. Die englischen Blätter bringen aus führliche Auszüge auS dein Weißbuch über dtc englisch- äg optischen Verhandlungen. Daraus ergibt sich, -aß die letzte britische Note erst ausgearbeitet wurde, als das Scheitern der seit dem vorigen Fahre im Gange befind lichen Verhandlungen fcststand. In ihrem Kommentar stellt die „Times" fest, das Weißbuch verstärke nur den Eindruck, daß die Wafd-Partei sehr gute britische Vorschläge abgelehnt habe. Die Korrespondenten hoben die Erklärung Chamber- latns hervor, daß Großbritannien einen aufrichtigen und großzügigen Versuch gemacht habe, die nationalen Nspira- Ein Anlrag -es Aalspräsi-enken. Ei« Brief des Bölkerbundsrates an die zum Austritt Entschlossene«. Gens, 8. März. Zu Beginn der heutigen Bormittags- sitznng des Bölkerbundsrates verlas der Ratspräsident Urntia eine Erklärung, in der zu den Anötrittserklärungen Bra siliens und Spaniens, die Mitte Juni bzw. Anfang Dezember wirksam werden, Stellung nahm und der Meinung Ausdruck gab, daß der Völkerbund zu dieser Möglichkeit nicht schweigen dürfe. ES müsse geprüft werden, ob die im Jahre IM vorhandenen Gründe noch bestehen und ob sie auch heute »och so stark seien, daß der Entschluß Brasiliens und Spaniens endgültig und Irreparabel werde. Urutia schlug deshalb eine Demarche des Bölkerbundsrates vor, durch die den beiden Staaten ein neuer Beweis der außerordentlich großen Be deutung gegeben würde, die er der Mitarbeit dieser beiden Staaten im Völkerbunde und an der Sache des Friedens bei mißt. In dieser Hinsicht erklärte er sich bereit, im Namen des Bölkerbundsrates zwei Briefe an Brasilien »nd Spanien zu richten und für eine der nächsten Sitzungen den Wortlaut und eine entsprechende Entschließung im Völkcrbundörat vorzulegen. Diese Initiative des Ratspräsidenten fand sofort die Unterstützung C h a m b e r l a i n s, der sich jedoch zu der Sache selbst erst nach Vorlegung der Briefe und des Entschließnngs- nntragcs äußern wollte. Auch die übrigen NatSinitglicdcr gaben ihrer Zustimmung lebhaften Ausdruck, wobei das chilenische Ratsmitglied VIlle gas das große Interesse be tonte. das insbesondere die südamerikantschcn Staaten an der Wiederaufnahme der Zusammenarbeit mit Brasilien und Spanien im Völkerbund haben. Rcichsministcr Dr. Strcsemann erklärte, er habe es stets als ein besonders schmerzliches Zu sammentreffen der Ereignisse empfunden, daß in dem Augen blick, als Deutschland in den Völkerbund eintrat, zwei große Nationen ihre Mitarbeit etnstclltcn, wodurch eine empfindliche Lücke entstaikden sei. Dieser Meinung habe er verschiedent lich und auch bereits in seiner ersten Rede vor der Völkcr- buiidSvcrsammlnng im Herbst IM Ausdruck gegeben, baß Spanien und Brasilien zwei Länder seien, mit denen Deutsch land in nahe» und freundschaftliche» Beziehungen stehe. Der Wert ihrer aktiven Mitarbeit im Völkerbund brauche daher von ihm nicht besonders hervorgehoben zu werden. Beide Länder seien zweifellos berufen, in Zukunft im Interesse des Völkerbundes erneut sehr wertvolle Dienste zu leisten. Er tionen Acgnptens mit den Lebensnotwendigkciten des briti schen Weltreiches in Einklang zu bringen. Während das Weißbuch einen klaren Uebcrblick über die Verhandlungen der letzte» sieben Monate gebe, sage es nichts über die Gründe für die Ablehnung des britischen Angebotes durch die Wafd- Partet. Nachdem nun die Verhandlungen ohne britische Schuld gescheitert seien, mußte die britische Negierung not wendigerweise zu der durch die Deklaration vom Jahre 10 22 festgelegten Lage zurückkehren. Damals habe Großbritannien die ausländischen Mächte gewarnt, daß sie jeden Angriff auf Aegnptcn oder eine bewaffnete Inter vention auf ägyptischen Boden alS einen unfreundlichen Akt betrachten würde. Gleichzeitig habe sich England zum Schutz ausländischen Lebens und Eigentums in Aegypten ver pflichtet. Ta nun dieser Schutz einer der vier Vorbehalte der Deklaration vom Jahre 1822 sei, habe die britische Regierung nach dem Scheitern der Verhandlungen die Pflicht gehabt, ihren Einspruch gegen alle Gesctzcsändcrungen geltend zu machen, die die Durchführung dieser Verpflichtung verhindern könnten. Der diplomatische Korrespondent des „Daily Tele graph" betont, daß Namsay Macdonald im Jahre 1024 in der Frage der Beibehaltung der britischen Truppen in Aegypten zum Schutze der durch Aegypten lausenden Ncichs- verbtndnngslinien eine ebenso feste Haltung eingenommen habe, wie jetzt Chamberlaiu. Wie ««S Kaie« gemeldet wird, beschäftigte sich das ägyp tische Parlament gestern mit der letzten britischen Note. Ob wohl Sarwart Pascha den britischen Oberkommlssar ver ständigt hatte, daß das Kabinett nach Annahme des Nücktritts- gcsuchcs durch den König nicht mehr in der Lage sei. sich mit der Angelegenheit zu beschäftigen, wurde die Note eingehend erörtert, so daß das nachfolgende Kabinett sie als Tatsache htiuiehmcn muß. Nikaragua gib! nach. Das Wahlgesetz vom Senat angenommen. Nenqork, 8. März. Der Senat von Nikaragua hat die Wahlvorlage in der von Amerika verlangten Form an genommen. Die Vorlage ist nunmehr dem Parlament zn- gcgangcn, wo für die Annahme große Schwierigkeiten er wartet werden. könne daher nur aufrichtig die Initiative des Ratspräsidenten begrüßen, die dahin gehe, beide Länder zur Wieder aufnahme ihrer Arbeit im Völkerbund zurückzugewinnen. Den nächsten Punkt der Tagesordnung bildete sodann -er migarifch-rumSntfche Opkankenkonflikk. Gras Apponyi erinnerte in einer längeren Darstellung zunächst daran, daß die im NatSbericht enthaltenen drei Grundprinzipien nur als Empfehlungen angenommen morden seien. Die rumänische Regierung habe jedoch der ungarischen Regierung erst vor 14 Tage,, eine amtliche Antwort auf ihre im Dezember gemachten Transaktionsvvrschlägc zukommen lassen. Diese Antwort wurde vom Grafen Npponni deswegen kritisiert, weil die rumänische Negierung von Ungarn vor Aufnahme der dicrekten Verhandlungen den Verzicht auf ihren eigenen Nechtsstandpuukt verlange und ferner, weil die Antwort den Eliarakter eines Ultimatums trage, was absolut unannehmbar sei. Der rumänische Vorschlag bedente de» Verzicht aus un gefähr 10 bis 1t Millionen Franken, denen der Wert von IkM Millionen Hektar Land gcgenübcrstehe. Das sei kein Ver hältnis, das für eine ernstgemeinte Transaktion in Frage kommen könne. Bet dieser Sachlage könne die ungarische Re gierung nur ihren Antrag wiederholen, daß der Rat auf Grund des Artikels Lllll des Vertrages von Trianon einen neutralen Ersatzschicdsrlchtcr in das gemischte ungarisch- rumänische Schiedsgericht ernenne. Die Türkei bei -en Abrüstungsverhandlungen Pole« schließt sich dem russischen Antra« an. Genf, 8. März. Wie verlautet, wtrd die polnische Delegation im Völkerbnndsrat den Antrag cinbringcn, die türkische Regierung zur Teilnahme an den Verhand lungen der vorbereitenden N b rü st » n g s ko m m t s st o n einzuladen. Bekanntlich bat schon die Sowictrcgiernng vor einige» Tagen in einer Depesche an den Generalsekretär des Bölkerbnndes gefordert, die Türkei zu den AbrüstiingS- verlwndlnngen einzulade». Die Einladung kan» jedoch nur vom Völkerbnndsrat vvrgenvinmen werde». Nunmehr bat sich die polnische Regierung die Forderung Sowictrnßlands z» eigen gemacht »nd wtrd von sich a»S als Mitglied des Völkerbundes die Teilnahme der Türkei beantragen. In politischen Kreisen verlautet, daß ein neuer Aus schuß des Kabinetts gebildet werden soll, der: als Kvntrolliiistanz nicht nur über das Reichsivehrministerium, sonder» über alle Ressorts der Neichsregierung wachen soll. Nach den Partciführcrbcsprechnngen fand noch eine M i n i st e r b e s p r e ch u n g statt. Neichsanßenminister Dr. Stresciiiann wird wahrscheinlich erst am Montag von Genf nach Berlin zurückkehren. Die Debatte über den Pböbns- Vericht im Hauptansschuf; wird darum aller Voraussicht nach erst am Dienstag stattfinden, und zwar wird vermutlich der Reichskanzler selbst den Bericht erläutern. * Berlin, 8. März. Ein Berliner Mittagsblatt hatte heute die Behauptung aufgestellt, das, der R e i ch s w e h r m i n i st e r in der Phöbus-Angelegenheit offenbar nicht genügend unter richtet sei. Wie hierzu von zuständiger Stelle erklärt wird, ist der Minister über alle Einzelheiten der Angelegenheit in formiert, so daß die Behauptung des Blattes nicht zutrifft. Zu den in der Presse verbreiteten Nachrichten über ein staats- anwaltliches Vermittlungsverfahren in der Phvb»s-An- gclegcilhcit wird von zuständiger Stelle erklärt, daß i„ Ser Reichskanzlei von einem derartigen Vermittlungsverfahren nichts bekannt sei. Keine PhöbuS-Bilauz. Die Direktion der PHSbuS-».°G. erklärte am Mittwoch aus der Gcucralversammlung, daß sie wegen Ucberlastnng weder die Bilanz für 192V noch für 192> hätte sertigstellcii lönnen. Der Schiedsspruch in -er Mekallin-uslrie. Annahme durch die Arbeitgeber. — Voranssichtlich Ablehnung durch die Arbeitnehmer. Berlin. 8. März. Wie wir erfahren, hat -er Verband Berliner Metallin du st ricllcr den gestern gefällten Schiedsspruch der Schlichtungskammcr angenommen. Wie eine Berliner Korrespondenz hierzu erfährt, haben sich auch die Arbcituchmcrorganisationen zum Teil bereits heute vor mittag mit dem Schiedsspruch beschäftigt. Ein Beschluß des Deutsche,, Metallarbeitcrvcrbandes liegt zwar noch nicht vor, doch rechnet man damit, daß die Arbeitnehmer zu einer Ab lehnung kommen werden. (W. T. B.) Sin Aufruf -es Stahlhelms. Berlin, 8. März. Der Stahlhelm fordert in einem Ausruf zur Bildung eines Notfonds auf, um den durch die Stillegungen in der Berliner Metallindustrie betroffenen, den nationalen Verbänden angehörenüen Arbeitern zu Helsen. Nochmals zur Köchslpenslon. Aus Beamtenkreisen schreibt man uns: Der kurze Artikel „über Höchst Pension und P c n s i o n s k ü r z u n g " in Nr. 107 dieser Zeitung hat vielen Beamten erst znm Bewußtsein gebracht, welch bedenklichen Schritt der Reichstag durch das Verlangen getan hat. daß eine Hüchstpensivn festgesetzt werden soll, wonach also alle Pensionen, die den Höchstsatz überschreiten, zu kürzen sind. Denn durch eine solche Neuerung würde der in Art. 129 der Reichsverfassung festgelegte Grundsatz, daß wohlerworbene Rechte der Beamten unverletzlich sind, kn flagranter Weise durchbrochen, und damit für unabsehbare Folgerungen Tor und Tür geöffnet. Die Beamtenschaft hat sich anscheinend gegenüber dem im Reichstag angenommenen Antrag dabei beruhigt, daß hier nur wenige, ganz ungewöhnlich hohe Pensionen in Frage kämen, das, aber größere Kreise der Beamten völlig unberührt bleiben. Zunächst mag das viel leicht zntrcfscn. Ist aber einmal in den Grundsatz der Un verletzlichkeit ivohlerwvrbcner Rechte Bresche gelegt, so ist cS nach Lage der Verhältnisse iinverincidlich, daß über kurz oder lang der immer radikaler vorgehende Reichstag auch die Pcnsionc» geringer bezahlter Beamter, sofern sic das Ein kommen anderer ähnlich gestellter Vevölkcrnngskrcise über schreiten, ans das Dnrchschnitiseiilkvmmen dieser Kreise hcrab- sctzen wird. Noch weiter geht in seinen Besorgnissen der Artikel der „Dresdner Nachrichten", indem er sehr mit Recht ein dem gestellte» Antrag entsprechendes Gesetz als eine Ent. etgnung und als einen Angriff auf das Privat eigentum bezeichnet. Damit würde der Vorgang höchst bedenkliche Aussichten für di« gesamte, an Erhaltung ihres Privatbesitzcs interessierte Bevölkerung eröffnen. BesvnderS unsympathisch berührt der Antraa übrigens um deswillen, weil er offenbar vornehmlich ans Kürzung der Pensionen der hochverdienten Heerführer der alten Armee gerichtet ist. Aber auch für die Berufssoldaten ist die Un verletzlichkeit der wohlerworbenen Rechte in Abs. 4 von Art. 120 der RcichSversassung ganz ausdrücklich gewährleistet. Ein Gesetzentwurf ist ja seitens der Reichsregicrnng ans den Antrag noch nicht vorgctegt worden. Gerade dcsha>>> aber empfiehlt eS sich dringend, schon jetzt mit aller Energi.- acgc» den Antrag Stcllnng z» nehme» »nd ans seine große» Gefahre» »och rechtzeitig hinznivciscn. Genf sucht Brasilien und Spanien zu kalten.