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UWlitz -MW Inserate, welche vel d« bed-ntenden Auflage de» «latteS ein» sehr wirk sam« Verbreitung sinder^ werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeil« oder verew Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Die „Wei-erih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Amtsblatt für di- Könialiche Amlshaupimannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Ktadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhaltungsblatt." Mit land- und hauswirthschastlich-r Monatsbeilage. » e nehmen an: in Dippoldiswalde: die Expedition, — in Altenberg: Bnchbindermstr. Schützt, - in Frauenstein: Nadlermstr Hardt. Mskklllt skk ult „Wtlßtkltz-LkUliuA mann, — in Glashütte: Buchbindermstr Schubert,- in Kreischa: Buchbinder Berger, - in Potschappel: Kaufmann Theuerkauf 115. Dienstag, den 30. September 1890. 56. Jahrgang. Unsere geehrten Most-Abonnenten werden gebeten, nunmehr ungesäumt, soweit dies nicht bereits geschehen ist, das Abonnement auf die „Weißeritz-Zeitung" für das 4. Quartal zu erneuern, damit in der Zusendung der einzelnen Nummern keine Unterbrechung eintritt. Hochachtungsvoll die Expedition der „Weißeritz-Zeitung". Vor dem 1. Oktober. Nur noch wenige Stunden trennen uns von dem Termin, an dem das Sozialistengesetz nach fast zwölfjähriger Dauer zu bestehen aufgehört haben wird. In begreiflicher Freude rüsten sich die Anhänger der Sozialdemokratie allerorten, diesen Tag festlich zu be gehen und zugleich den neuen Verhältnissen gegenüber zu neuer unermüdlicher Arbeit gerüstet dazustehen. Wenn auch kein Tag des Sieges — denn nicht dem Ansturm der sozialistischen Partei selbst ist das Aus nahmegesetz zum Opfer gefallen, sondern ganz anderen Verhältnissen — so doch ein Tag der Befreiung, ein Tag der Hoffnung auf die Zukunft ist der 1. Oktober dieses Jahres für die Anhänger der sozialen Neuord nung. Hoffen sie doch, daß ihre Agitation, der lästigen Fesseln ledig, die gesammte Arbeiterschaft Deutschlands unter ihr Banner vereinigen werde. Wir werden also am I. Oktober die dritte große sozialistische Demonstration dieses Jahres zu erwarten haben. Die erste, am 20. Februar, brachte der So zialdemokratie unerwartete Erfolge. Die Zahl der Stimmen, die sich auf ihre Kandidaten zum Reichstage vereinigten, ließ jede Erwartung hinter sich und er füllte die Sozialisten mit großer Zuversicht und einem so hoch gespannten Selbstvertrauen, daß ein Rückschlag unausbleiblich war. Dieser Rückschlag ist denn auch sehr bald gefolgt: die zweite Musterung der Sozial demokratie, welche die erste an Glanz und Wucht bei Weitem übertreffen sollte, die Feier des 1. Mai, hat den Beweis geliefert, wie arg sich die Sozialdemokratie in der eigentlichen Bedeutung der Abstimmung vom 20. Februar getäuscht; die Lohnbewegung, die folgte und die fast durchweg mit der völligen Niederlage der Arbeiter endigte, hat dann diese herbe Enttäuschung noch vermehren müssen. Nun steht die Sozialdemo kratie vor der dritten Heeresschau, vor der Feier des I. Oktober. Wird sie auch da eine Enttäuschung zu erleben haben? Aeußerlich betrachtet wohl kaum. An vielen Orten Deutschlands, vor Allem in Berlin, wird das Abläufen des Sozialistengesetzes sicherlich durch imposante De monstrationen gekennzeichnet werden. Aber mit Volks versammlungen, mehr oder minder schönen Reden, mit Illumination und Denkmünzen gewinnt man noch keinen Feldzug. Und wenn wir uns die Echaaren betrachten, welche am 30. September und am 1. Oktober zur festlichen Feier zusammentreten, so werden wir in all' den« Taumel der allgemeinen Siegesfreude doch die Anzeichen der schweren Krisis erkennen, welche der Sozialdemokratie droht. AuS dem Schatten einer erzwungenen Zurückhaltung drängen die Elemente, welche nicht die Besserung der sozialen Lage der Ar beiter, sondern den Umsturz, die Revolution als das Ziel ihres Strebens betrachten, in das Helle Licht der Oeffentlichkeit. Bester als alle Belehrungen, alle Warnungen, wird das Wollen und Treiben dieser Elemente den Arbeitern zeigen, wohin die Sozialdemo kratie steuert. Und daß die alten, erprobten Führer der Partei diese Gefahr klar und deutlich erkennen, das beweist der verzweiflungsvolle Eifer, mit dem sie diesen Elementen Zügel anzulegen suchen. Der Kampf der „Alten" mit den „Jungen", der in den letzten Monaten so heftig entbrannte und der nur vertagt. nicht abgeschlossen ist, hat in dieser Richtung lehrreiche Fingerzeige gegeben. Und wenn heute die besonnenen Sozialisten mit aller Energie dem Drängen der „Jun gen" nach einem „Kampf gegen die Religion" eut- gegentreten, so wissen sie sehr genau, was sie thun. Ueber die kritische Lage, in welcher sich die So zialdemokratie gerade durch Aufhebung des Sozialisten gesetzes befindet, kann also auch eine noch so gelungene Feier des I. Oktober nicht Hinwegtäuschen. Es mag ja auch gelingen, auf dem Parteitage zu Halle eine leidliche äußere (Anigung zu Stande zu bringen; es mag gelingen, durch eine fieberhafte Agitation in der Presse, in den Versammlungen, durch eine Ausdeh nung und Centralisirung der Gewerks-Organisation nach dem I. Oktober momentane äußere Erfolge zu erzielen — die innere Festigkeit der Partei wird da durch nicht gewinnen. Die centrifugalen Elemente werden von ihrer zersetzenden Thätigkeit nicht ablassen, und je übertriebener die Agitation für die „Ideale" des Sozialismus ins Werk gesetzt wird, um so rascher und gründlicher wirk die Partei abhausen. Die grelle Beleuchtung der Oeffentlichkeit verträgt jenes ver schwommene Phrasenthum, mit dem die Vertreter der sozialistischen Staatsweisheit ihre Anhänger zu ge winnen wußten, nicht mehr. Es gilt zu zeigen, was jene Männer wollen und was sie können — und dieser Probe kann die „altersschwache" Gesellschafts ordnung der Gegenwart mit Ruhe entgegensetzen. Die Sozialdemokratie von heute trägt also die Keime der Zersetzung in sich selbst. Die Aufgabe der bürgerlichen Parteien aber besteht darin, diesen Zer- setzungsprozeß so viel wie möglich zu begünstigen durch eine energische, zielbewußte und den gegebenen Ver hältnissen entsprechende Sozialpolitik. Auch die jetzige Gesellschaft freilich muß zeigen, was sie will und kann, sie muß aus eigener Kraft eintreten in die Ausgleichung der sozialen Gegensätze, sie muß die Härten des Kampfes ums Dasein mildern, sie muß versöhnen. Wenn sie dieser Aufgabe vollbewußt ist und danach handelt, dann wird der Sieg über die sozialistischen Irrlehren auch ohne Ausnahmegesetze und Gewaltmaßregeln ein leichter und vollständiger sein. Gegen die Elemente des Umsturzes, der Gewaltthat, freilich wird sie sich wieder mit Gewalt wehren müssen — aber der moderne Staat besitzt die Machtmittel dazu auch im vollen Maße und weiß sie zu gebrauchen. Zur ernstlichen Befürchtung bietet also der Ablauf des Sozialistengesetzes am l. Oktober sicherlich keinen Anlaß. Es ist anzunehmen, daß die sozialistischen Führer Alles aufbieten werden, um die Gesetzmäßig keit und Ruhe allerorten aufrechtzuerhalten. Es wird ihnen vielfach gelingen; wo dies aber nicht der Fall ist, wo Ausschreitungen und Verhetzungen grober Art eintreten sollten, da bieten unsere Gesetze und die Macht des Staates Mittel zum erfolgreichen Ein schreiten in Hülle und Fülle. Die Angstmeierei, welche in einzelnen Blättern vor den Folgen des I. Oktober spukt, ist nicht nur überflüssig, sondern auch thöricht. Mit vollem Rechte sagt die nationalliberale „Magdeb. Ztg." darüber: „Diese Angstmeierei ist schon um des willen verwerflich, weil sie nur zu sehr geeignet ist, die Ueberhebung und den Größenwahnsinn der So zialdemokraten zu stärken und zu erhöhen; müssen nicht die Anhänger dieser Partei zu dem Glauben kommen, daß es nur von ihnen abhängt, dem Staate und der Gesellschaft ein Ende zu machen, wenn sie solche Auslassungen lesen; muß ihnen nicht der Groh- machtsdünkel immer mehr in den Kopf steigen und sie mit der Ueberzeugung erfüllen, daß die alters schwach und widerstandsunfähig gewordene bürgerliche Gesellschaft ihnen auf Gnade und Ungnade überliefert sei? Wahrlich, wir kennen keine schlechtere Taktik, als dieses ganz unbegründete AuSmalen der Gefahren und Schrecken der sozialistengesetzlosen Zeit." Wir glauben, daß die Regierung, als sie sich entschloß, auf das So zialistengesetz zu verzichten, nicht nur klug und zweck mäßig gehandelt hat, sondern daß sie gerade damit einen imponirenden Beweis ihres berechtigten Macht- bewußtseinS und zugleich ihres ernsten, aufrichtigen Strebens gegeben hat, die soziale Versöhnung, nicht den sozialen Kampf zu suchen. «Lokaks und Sächsisches. Dippoldiswalde, 29. September. Gestern, am 17. Sonnt, n. Tr., hielt Herr Superintendent Opitz vor gefülltem Gotteshause seine Abschiedspredigt über den Text Ephes. 3,14—21, indem er sich bei seinem Scheiden aus dem Amte dem Bekenntnitz, der Fürbitte und der Zuversicht des Apostels aus vollem Herzen anschloß. In gegenseitiger Fürbitte solle das Band zwischen ihm, dem Scheidenden, und der Gemeinde fort bestehen; seine Zuversicht sei es, daß der, der über schwänglich thun könne über Alles, das wir bitten und verstehen, die Gemeinde in seinen Schutz nehmen und sie unter die Obhut eines treuen Hirten stellen werde. Nach der Predigt sang der Chor eine von Herrn 0. Hellriegel komponirte, für diesen Zweck sehr paffende Motette. — Ueber die Wtederbesetzung der mit dem 1. Oktober erledigten Pfarrstelle, sowie über die bis zu diesem Zeitpunkte nöthige interimistische Verwaltung des Ephoralamts sind bis jetzt an den Kirchenvorstand seitens der geistlichen Oberbehörde Mittheilungen nicht ergangen; Wünsche seitens des hiesigen und anderer Kirchenvorstände der Ephorie sind allerdings dem Landeskonsistorium ausgesprochen worden, aber eine Kundgebung desselben ist eben noch nicht erfolgt. Wollen wir hoffen, daß die für das hiesige kirchliche Leben, sowie das der gejammten Ephorie, so überaus wichtige Besetzung bald und in einer dem kirchlichen Bedürfnis, sowie den mehrfach geäußerten Wünschen gleich er sprießlichen Weise erfolgen möge. — In der 8. Abend stunde brachte übrigens der Kirchenchor, begleitet von Lampionträgern, dem scheidenden Ephorus einen Ab schiedsgesang dar. — Am Sonnabend hielt vor einer recht gut — auch von Gästen, besonders Damen — besuchten Ver sammlung des Gewerbevereins Herr vr. Kirbach den freundlichst übernommenen Vortrag über „das Wasser in seiner erd- und menschengeschichtlichen Be deutung". Da man von der Erledigung lausender Geschäfte absah, blieb dem Vortragenden längere Zeit zur Verfügung, die derselbe denn auch, ohne indeß die Zuhörerschaft nur im Geringsten zu ermüden, vortreff lich auszunutzen wußte. Die chemischen Eigenschaften des Wassers, insbesondere seine Zusammensetzung aus Sauer- und Wasserstoff („dem Heizungsstoffe der Zu- kunst'), sowie die Formen, in denen unS dasselbe er scheint (Dunstform, flüssige und feste Form) nur kurz berührend, verweilte der Vortragende längere Zeit bei der Vertheilung der Niederschläge über die Erdober fläche, dabei eine von dem Müllerschüler Herrn Zelenka sehr nett gezeichnete Erdkarte benutzend. An einer besonderen kleineren Karte des uns nahegelegenen Böhmen wurde die Vertheilung der Niederschläge uoch besonders anschaulich nachgewiesen. Hierauf kam der Vortragende auf die Wirkungen der durch die Nieder-