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»1. Jahrgang. Ar 201. Dienstag, 24. IM 1VI7. Dtr l««n im den uns »wir cdlc, ich». )Sr eiel. chsgvünSet L8S« Lrahtanschrlst: Nachrichten Dresden. Femsprecher-Sammelnuinmer: 28241. Rur für NachtgksprLche: 20011. /c§^ >77s//V-E/S/-/ /«KU Schrifilektung und HauptgeschLstspel»: Marirnstraft« 3K40. Druck u. Verlag von Llepsch L Rclchardi in Dresden. Bezugs-Gebühr LAW, Anzeigen-Preise. ^dru« EmNd-uUtcher Ou-ll«n-n,ab, <„Dr»dn» Nachr.»> zuILfflg. — U »verlang«- Schrigstacke werden nicht »ustewahrt. Wetterer Rückzug der Russen am Sereth. Normarsch der Berbiindeten beiderseits der Inseftr.—Vergebliche rusftsche Angriffe zwischen Krewo und Sours»«. — kl« erl»ls< reicher »«stob am Materber,: 2» Sranzosen gelangen. - Sin Fliegerangriff aas Harwich. - Renerding» LI Sb« To. versealt. Her amKche dentsche Kriegsbericht. lAmtlich.) Grobes Hauptquartier. 23. Juli. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht In Flandern ist die Artillerieschlacht wieder zu voller Kraft entbrannt. Sie dauerte die ganze Nacht hin durch au. Unsere für die Führung des Feucrkampses unentbehr lichen Fesselballone waren längs der ganzen Front das Ziel erfolglose« feindlichen Spcrrscncrs; östlich von Bpern wurden sie einheitlich auch dnrch zahlreiche Flnggeschwader angegriffen. Unsere Kampfflieger und Abwehrgcschütie brachten diese Luftangriffe zum Scheitern. Die Fesselballone blieben unversehrt; 8 feindliche Flugzeuge wurden abge schossen. ErkunduugsvorftSbc englischer Bataillone scheiterten. Heftige nächtliche Angriffe erfolgten zwischen Avion und Mericourt; Anfangserfolge des Gegners wurbeu ausgeglichen. Heeresgruppe deutscher Kronprinz Bei guter Sicht lebte durchweg -ie Feuertätigkeit aus. A« Rorbhnng des Winter-VergcS bei «raonue gelang es i« kraftvollem, dnrch Feuer gut vorbereitetem Angriff, die eigene Stellung in 1 Kilometer Breite vor, znoerlcge«. Brandenburgische nud Garbe-Truppe» warfen die Franzosen aus mehreren Grabeulinicn zurück und brachten über 28ll Gefangene ein. Am Cornillet-Bcrg südlich von Nauru« waren Unternehme« hessisch-nassauischer Stobtrupps erfolgreich. » Eins nuferer Fliegergeschwader warf gestern Bormit tag mit beobachteter guter Wirkung Bomben aus Har wich an der englischen Ostrüste. Die Flugzeuge kehrten vollzählig zurück. vestlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe de« Seneralfeldmarschakl» Prinzen Leopold von Bayern Heeresgruppe de» Generaloberst v. Eichhorn Längs der Düna, insbesondere bei Dünaburg, und beiderseits des Narocz-Sees nahm die Artillerie- tätigkeit erheblich zu. Südwestlich oo« Dünaburg ist ein russischer Vorstob gescheitert. Südlich von Smorgon bis einschlieblich Krewo griffen «ach den verlustreich gescheiterten Angrissen des Borabeods die Russen am Morgen erneut an. Trommel feuer ging dem Sturm voraus, der zu wcchselvollen Kämp fe» in «userer vorderen Stellung führte, in die an ein zelnen Stellen die Russen eingedrnngen waren. Am Abend war die Stellung dank frisch burchgesührter Gegenstöbc bis ans zwei Einbruchstcllen wieder in unserer Hand. Heute früh blieben neue breite Angriffe der Russen südlich von Smorgon in unserem Sperrfeuer liegen. Heeresgruppe des Generaloberst v. Boehm-ErmoM Unser Gegenangriff südlich des Sereth ist eine Opcra- tto» gcworden; der Russe weicht bis in die Kar, pathe« hinein! Hervorragende Führung und ungestümer Drang der Truppen nach vorwärts haben das erhoiste Ergebnis ver wirklicht. Wir stehe» auf den Höhen hart wcstlich von Tar- uopol, haben die Bahn N o h a t« „ — O st r o w östlich uuserer alte» Stellung überschritten und die Vorwärts bewegung z« beiden Seiten des Dnicstr begonnen. Der Feind leistete südlich der genannten Bah» starken Wider stand. Hseresfront des Generalobersten Erzherzog« Joseph Längs des Karpathen-KammeS bis zur Putna »ah« die russische Gesechtstätigkeit merklich besonders iw Südteil zu. Mehrere Vorstöße des Feindes wurdcu ab geschlagen. Heeresgruppe des Generalfeldmarschall« v. Mackensen A« unteren Sereth deutete lebhaftes Fcuer ans bc« vorstehende Kämpfe. Mazedonische Front Nichts Neues. Der Erste Generalqnartiermeifter: s«. T. 0.1 Lnbendprss. Der deutsche Abeudberlcht. Berlin. 23. Juli, abends. sAmtlich. W. T. B.) Artillerieschlacht in Flandern unvermindert. Starke russische Angriffe südwestlich von Dünaburg sind gescheitert. In Ost-Galizien reiht sich in «äschern Fort schritt Erfolg a« Erfolg. D Amtlicher deutscher Admiralstabsbericht. Berlin, 22. Juli. sAmtlich.) Dnrch eins unserer Unterseeboote wurden im Atlantischen Ozean wiederum 2 3 S » 0 B r.- R g st r. - T o. vernichtet. Unter den versenkten Schissen befanden sich drei bewaffnete graste Dampfer, von denen einer in Zerstörersichcrung fuhr. Zwei Dampfer wurde« ans ei« und demselben Gelcitzng herausgeschossen. iW.T.B.) Der Chef des AdmiralftabS der Marine. Sefferreichisch-miMckscher striez,dericht: , llö. Juki. Amtlich wird verlautbart: Vestlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe de« Generalfeldmarschall» v. Mackensen Stellenweise starker Geschützkampf. Heeressront des Generalobersten Erzherzogs Joseph Zwischen dem Susita-Tale nnd der Drciländcr- Ecke lebte die Gesechtstätigkeit erheblich ans. Der Feind unternahm an mehreren Stellen Angriffe. Er wurde überall znrUckgcschlagcu. Heeresfront des SeneralfeldmarschaNa Prinzen Leopold von Bayern Die verbündeten Truppen erreichten in siegreichem Vordringen bei Tarnopol den Sereth nnd überschritten die Bahn Kozow —Ostrom beiderseits der Strnpa in breiter Form. Die Russen brechen auch an der Nara- jowka ab. Die Rückwirkung des Sieges greift auf das Süduser des Dnjestr bis zu den Karpathen hin über. Ueberall räumt der Feind seine Stellungen. Italienischer und Südöstlicher Kriegsschauplatz. Nichts Neues. sW.T.B.) Der Chef des GencrakftabS. FkaozSMeBerrohuugunÜBerhetzun» Die grenzenlose und unbedingte Hochachtung vor allem Fremdländischen gehört zu den Eigenschasten des deutschen Volkes, die sich weder entschuldigen noch beschönigen lalse». So streng der Deutsche gewöhnlich in seiner Selbstkritik ist, ebenso urteilslos und bcivundci ungsfreudig steht er allem gegenüber, was aus dein Auslände kommt. Mit welch rührender Bescheidenheit schaute das Volk Goethes und Schillers. Luthers und Bismarcks zu den fremden Göttern auf, denen Leute vom Schlage eines Zola, Maupaffant usw. Altäre errichteten. In seinem bcgeistcrungsfähigen Idea lismus sah eS nur das schillernde Gewand, in das sich die Gäste vom Seincstrande mit großartiger Gebärde hüllten, es sah aber nicht die dürftige Blöße, die sich unter diesem prunkenden Mantel verbarg. Ganz ähnlich verhielt eS sich mit -er Bewunderung, die dem italienischen Geiste und seinen Vertretern vom Schlage eines d'Annunziv entgegeii- gcbracht wurde. Der Krieg hat mit alten Vorurteilen ge waltig aufgeräumt, und mit rauher Hand hat er Sen Schleier von manchen Erscheinungen weggezoge». die von deutscher Nachsicht bisher schounugSvoll verhüllt wurden. Freilich bedeutet das für viele unter uns eine bittere Ent täuschung. doch ist eS unerläßlich, daß mir auch aus diesen Erfahrungen lernen. Niemand wird die Größe wahrer Kunst verkennen, inag sic komme», woher sie will, nirgends hat auch während Scs Krieges die Kunst des Feindes eine so bleibende Stätte gefunden wie bei uns, niemals Ist in Deutschland etwas von häßlichen Kundgebungen gegen aus ländische Kunstwerke von wahrem Werte bekannt ge. worden. Damit vergleiche man das Verhalten unserer Feinde! Widerwillig hatten sie vor dem Kriege die Größe unserer Kunst und unserer Künstler anerkannt, der Krieg gab ihnen willkommene Gelegenheit, der deutschen Kunst unter ärgsten Beschimpfungen die Tür zu weisen, ja. sie gingen in ihrem Hatz sogar so weit, daß sie auch in Len neutralen Ländern den Krcuzzug gegen die deutschen Kunst werke predigten. Die Verbote der Nikisch--Konzerte in Ehristiania und die Kundgebungen gegen die Weingartner- Konzerte in der Schweiz sind in dieser Hinsicht lehrreiche Beispiele. In Norwegen englischer Einfluß, in der Schweiz französischer Fanatismus, brüderlich reichten sich beide Äulturnationcn die Hände im Haß gegen die „Barbaren" und „Hunnen". Wir gehen nicht so weit, zu verlangen. Saß Gleiches mit Gleichem vergolten werden solle. Kunst und Gelehrsamkeit sollen uns allezeit willkommen sei«, gleich viel welchen Ursprungs, nur darf cs sich um leine After kunst, um keine Schminke handeln, sondern Ser Kern muß gut und gesund sein. Nicht gut und nicht gesund ist aber die sogenannte Kultur, die der Deutsche vvr dem Kriege namentlich an den Franzosen bewundert hat. Was ist vvr 1814 die französische Eleganz, die französische LiebcnSwürdigkcir, der französische Geschmack von uns bewundert worden! Blindlings wurde alles für schön und gut befunden, was aus öem Lande unseres gallischen Erbfeindes kam. Viel trugen zu den falschen Urteilen über Frankreich und das sranzüsische Volk diy Reisenden bei, die von Frankreich gewöhnlich nnr die „Lichtstadt" Paris kannten und obendrein fast lediglich mit einer gebildeten Oberschicht zusammcukame». Die meisten hatten keine Ahnung oder molsicii leine davon haben, daß Paris mir ein „Blender" war, und daß sich unter dem KultiirfirniS eine sehr große Geistesarmut verbarg. Es ist hierbei nicht nur von der Kunst, souöeru von allen Er scheinungen dcS öffentlichen Lebens die Rede. Dis gesund heitlichen und sozialen Mißständc wetteiferten mit der Ver derbtheit in der Politik und mit der Verlotterung in der Verwaltung. Tie Bildung der breiten Schichten mar äußerst mangelhaft, und die Zustände in der französischen Provinz hätten uns empört, wenn wir sie io genau ge launt hätte», wie wir sic jetzt kcmicn. Unsere Soldaten haben bei ihrem Einmarsch in die französischen Kleinstädte und Dörfer sanitäre Zustände vvrgcsunden, die bei uns zu den Unmöglichkeiten gehören. Trotzdem rühmte sich Frankreich, au der Spitze der Zivilisation und der Kultur zu marschieren. Der Weihrauch, den sich das französische Volk selbst auf Kosten der anderen Nationen r.ngezündet hatte, umnebelte unsere Sinne, und l lindlings' glaubten wir de» französischen Großsprechereien, Wie säli war aber das Erwachen für »ns, als der Krieg mit harter Faust den Vorhang zerriß, hinter dem sich bis dal,in Frankreichs Unkultur verborgen halte. Nicht allein die schon erwähn ten Mißstände waren cs, die uns erschreckten, sondern nor allem die Niedrigkeit deS französtichen Bolkschai alters, für die der blindwütige Haß gegen Deutschland nnr eine un zureichende Entschuldigung ist. Wer denkr da nicht an die entsetzlichen Beschimpsuugen und O.näiereien, denen unsere Zivil- und Kriegsgefangenen ausgci'etzt waren, wer teilt nicht die Entrüstung über die Justizmorde in Marokko und die schimpslichc Behandlung der Kolonmldeulichen, wer er innert sich nicht der Ermordung wehrloser Gcsangcncr in eroberten Schützengräben, wer vergäße wohl jemals die Angriffe französischer Flieger auf offene Städte, wem steigt nicht das Blut in die Wangen bei der Erinnerung an die Beschimpfungen und Verleumdungen, mit denen die Fran zosen in edlem Bunde mit den Engländern das deutsche Heer und das deutsche Volk vor der ganzen Welt an den Pranger zu stellen suchten? Ein ganz besonders dcutlichcs Zeichen sür die Vcr- rohuiig des slaiizösi'che» Volkscharaktcrs war die Tatsache, daß sich nicht einmal die führenden Geister von dieser blinde» Wut srcizuhaltcn vermochten, sondern daß sie viel mehr alles taten, um die Leidenschaften des Volkes noch mehr auszupcitschcu. Leider liegen hierfür noch aus der letzten Zeit sehr kräftige Beweise vor. So hat Henri Lgvcöan. den man in Fricdcnszcitcn wegen seines Buches „Aber die Jugend" in Deutschland als einen der „gemütvollsten" französischen Schriftsteller ansah. in der Zeitschrist „L'Jllustration" einen Artikel veröffentlicht, der nngesähr das Roheste darstcllt, was sich ein deutsches Gemüt vorstellcn kann. In seinem Artikel „Die bedeutungsvollen Stunden" macht er selbst vor den gefallenen Feinden nicht halt, sondern beschimpft ihr Andenken und ihre Gräber in der wüstesten Weise. Zunächst leugnet er. der natürlich von der Diese des deutschen Gemütes keine Ahnung hat, unsere guten Absichten bei der Errichtung von chel-enjlie-, ?! . 8 ',! ,I-g