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MsdnOrAgeblaii National TagesZeitung für (andwirtschast und Da^ »MlsLruffer Tagrbllltt" eUchcim «n ollen Werktagen nachmittag» 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. froi Haus, bei PostdesteUung l.80 AM. zuzüglich Bestellgeld Einzelnummern lo Apig. Alle Postanstalten und st n- boten, unsere Austräger u. „ .. Geschäftsstelle, nehmen zu i-B-rz-it Bestellungen ent- Wochenblatt fUk WllsdrUff U. UMgegeNV geg-n. Im Falle huherer Sdroalt, Krieg ob. sonstiger t — 2-2 Betriebsstörungen besteht Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Nücksenvung eingesandter Schrn N e alle anderen Stande des Wilsdruffer Bezirk! Anzeigenpreise laut aufliegendem Tarif Nr. — Nachweisungs-Gebührr W Npfg. DorgeschriebriW Erscheinungstage und Platzvorschristen werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen« Anna bis vormittags 10 Uhr. Für di» «IchtigkeiL dEW durch Fernruf übermit- FerNjpvechLr * Wll§drU^s 6 »eiten Anzeigen üdecnryM men wir keine (Kewähr. - ' -- ——— --- — - — Jever Radattanfpnn^U erlischt wenn der Betrag durch Klage erngezogen werden muff oder der Auftraggeber in Konk«» Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen Ser Amtshauptmannschast Meißen, des StadL- rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 289 — 93. Jahrgang Telcgr.-Adr.: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden WWWWWLELWW» Sonnabend, den 1. Dezember 1934 Postscheck: Dresden 2640 „Wir kapitulieren nicht!" Ler „dunkle" Erdteil Deutschland — Lloyd George plaudert aus der Schule — Notstand. Moderne Flugzeuge mit 400 Kilometer Stunden geschwindigkeit können von Berlin nach London in einem Zeitraum hinüberfliegen, den man vor Hunderi Jahren zu einer Fahrt von Berlin bis Potsdam be nötigte. über eine Fahri rings um die Erde in 80 Tagen ä la Jules Verne hat man heutzutage nur ein mit leidiges Lächeln. Die Technik hat es verstanden, der Raum zu einem „relativen Begriff" zu machen. Aber sie Hai es nicht erreicht, auch die Völker einander näherzubringen. Noch immer wird — heute wenig stens! — das Schicksal dieses runden Weltkörpers, aus dem die Menschen herumstolpern, bestimmt durch die Entschlüsse der Länder der weißen Rasse. Und diese Länder stehen in schwer gewaffneter Rüstung gegen einander. „Krieg" raunt es in den Massen derer, die noch nicht vergessen haben, was vor sechzehn Jahren ein moderner Weltkrieg bedeutete. Hat es überhaupl wie der englische Vizekanzler Baldwin es tat, heute irgendwelchen Zweck, den Frieden Europas, der überall in den englischen, französischen, deutschen, italienischen südosteuropäischen usw. Massen zum mindesten bedroh: erscheint, dadurch erhalten zu wollen, daß nun eine Mach: in Europa viel mehr rüstet als zum militärischen Schutz, alc die selbstverständliche Forderung nach eigener Sicherhei: es erfordert! Wenn wirklich die zur Zeit in England parlamentarisch allmächtige Konservative Partei es fü: notwendig hält, die englische Heeresrüstung besonders Zur Luft zu verstärken, dann mag sie das tun. Abe: es erfüllt jeden Deutschen mit unsagbarer Bitterkeit wenn der englische Vizekanzler sein Wort von der „Grenze Englands am Rhein" wieder aus- nimmi und nun die wilde Aufrüstung überall in de: Welt durch die deutsche Erklärung veranlaßt sehen will daß Deutschland die siebenjährige Abrüstungskomödic nicht mehr mitmachte, sondern einfach die Frage stellte: Wollt ibr abrüsten, wie ihr es 1010 versprochen habt oder wollt ihr das nicht tun? Man frage doch nur einer einzigen Deutschen zwischen Tilsit und Saarbrücken, ot er auch nur am Stammtisch die geringsten kriegerischer Absichten gegen England produziert. Baldwin würde er r'abren, daß dies vom Führer herab bis zum jüngster Mitglied der Hitler-Jugend nicht, aber auch gar nich: der Fall ist. Und vor allem — nun wollen wir einmal den „rauhen, aber herzlichen Kriegerton' anschlagen — hat doch wohl ein jeder kampffähige: Deutsche, der an der Front gestanden hat, „die Sch nauzc voll"! Das hat der Führer, seitdem er die Geschick: des deutschen Volkes lenkt, mit unzweideutigen Wörter jedem gesagt, der drüben auf der anderen Seite gestan den hat. Daß ein Franzose, der seinen Landsleuten diese Einstellung des deutschen Führers mitteiüe, von einem Mann der alten Generation zum Duell gefordert wurde hat bloß den Nachteil, daß vor dem französischen From soldaten, der für die Verständigung mit Deutschland kämpft, der Gegner ausgerissen ist. Der hat kapituliert Aber die deutsche Front bat nicht kapituliert und wird nicht kapitulieren, wenn es darum geht, für Deutsch lands Sicherheit die Kräfte der Nation einzusetzen. * Dieser französische Frontsoldat hat bezüglich seine: Landsleute gesagt, daß „sie den Frieden lieben, weil sie stark sind". Ähnliches hat für Deutschland ausgerechne: Mister David Lloyd George gesagt, als er gegenüber den wilden Nachrichten über die phantastischen deutschen Auf- cüstungsmaßnahmen sehr nüchtern äußerte, die deutsche Armee sei wohl fähig, einer „Invasion" doch wohl einen sehr kräftigen Widerstand entgegenzusetzen, aber daß man sie nicht verdächtigen könne, zu einem Angriff zu schreiten Lloyd George hat dann das Kind beim richtigen Ramen genannt, während die Konservativen Winston Churchill Und Baldwin um den heißen Brei — um mit Wippchen zu sprechen — herumgingen wie die Köche, die den Brei verderben würden. Lloyd George sagte nämlich, daß es wie eine Provokation aussehen würde, wenn Deutschland Mitteilungen über seine Aufrüstung machen wollte, aber „es gebe in Frankreich gewisse Kreise, die d e n Krieg lgegen Deutschland) für unvermeidlich halten und der Ansicht seien, es sei notwendig, diesen Krieg vorwegzunehmen („aoeopter"), ehe Deutschland ge rüstet sei". Wenn ein Deutscher das behaupten würde, dann hätte die ganze Welt zwischen dem Nordkap und Kapstadt den Mund aufgerissen über diese Verleumdung, über diese Verdächtigung des unbedingten französischen Friedenswillens. Aber das sagt immerhin Lloyd George, unser tatkräftigster Gegner im Weltkrieg und einer der „großen Vier", die das Versailler Diktat schufen. Und wenn der englische Vizekanzler Sir Baldwin Deutschlands „Aufrüstung" als das friedenstörende Element bezeichnet, dann mag — im Zusammenhang mit den Andeutungen Lloyd Georges, also eines Mannes, der „im Bilde" ist — daran erinnert werden, daß der frühere belgische Ministerpräsident Gras de Brocaueville. Lag Her nationalen ZoNarität. Am 8. Dezember Sammelaktion für das Winterhilfswerk. Am Sonnabend, dem 8. Dezember 1934, findet im ganzen Reich eine Sammlung für das Winter- Hilss werk statt, die unter Leitung des Reichs- propagandalcitcrs der NSDAP., Dr. Goebbels, steht. Die verantwortliche Leitung der Sammlung in den Gauen liegt bei den Gaupropagandaleitern bzw. bet den Landes- stellenlcitcrn, in den Kreisen bei den Kreispropaganda leitern und in den Ortsgruppen bei den Ortsgruppen propagandaleitcrn. An der Sammelaktion beteiligen sich sämtliche höhere Beamte und Angestellte des Rcichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda und der Landesstcllen, sowie der dem Rcichsministerium und den Landesstcllen unterstehenden Behörden und öffentlichen Einrichtungen der Rcichskulturkammer, Ncichsruudfunkgesellschaft, Werbcrat der Deutschen Wirtschaft, Hochschule für Politik, Philharmonisches Orchester, Theater, Filmprüfstcllc. Reichsausschuß für Fremdenverkehr. Ebenso beteiligen sich alle Gaupropagandaleitcr mit ihren Mitarbeitern, sowie in den Kreisen und Ortsgruppen der NSDAP, die Propagandaleiter und sämtliche in den Gauen befind lichen Redner. Außerdem werden sich d i e führenden Persönlichkeiten der Partei und ihrer Unter gliederungcn für die Sammelaktion einsetzcn. Der Chef des Stabes der SA., der Neichsführer SS. und der Reichsjugendführer haben einen entsprechenden Befehl an die ihnen unterstellten Gliederungcn erlassen. Gesammelt wird von 16 bis 19.3» Uhr ans den Straßen und anschließend in den Gaststätten, Theatern, Kinos usw. Jeder Sammler erhält eine Sammelbüchse der NSV. mit der Aufschrift: „Tag d er n a t i o n a l e n Solidaritä t". Minister sammeln für das Volk. Ehrt euch selbst, indem ihr gebt! Das muß selbst der verbohrteste Miesmacher dem Nationalsozialismus lassen: trivial und langweilig ist er nicht. Er ist vielmehr die Kunst des Unerwarteten, er staunlichster Leistung: Was ehedem als unmöglich galt, macht er möglich. Was als unschicklich und im englischen Sinne als „shocking" angesehen wurde, das tut er einfach Alteingewurzelte gesellschaftliche Vorurteile rennt er über den Haufen, um gerade das zu tun, was die „Korrekten", die Neunmalklugen für ausgeschlossen, für staats- und autoritätsgefährlich erklärten. Das gilt auch besonders für die vom Reichspropagandaministerium unter der Parole „Tag der nationalen Solidarität" geplante Sammelaktion für das Winterhilfswerk. Ja, ist denn das möglich? Ein Minister mit der Sammelbüchse auf der Straße? Geht dabei nicht die ganze Staalsamorität zum Teufel? Ach, ihr ewig Gestrigen, laßt das nicht eure Sorge sein! Wir können uns woh! oorstellen, wenn ein Herr Marx, Scheidemann, Wirth und wie alle diese „besseren älteren Herren" hießen, auf deren Namen man sich aus grauer Vorzeit nur noch mühsam entsinnt — wenn sie mit einer Büchse auf den schon etwas gichtischen Armen sammelten, das hätte das gegeben, was in einer aufsehenerregenden Rede sich gegen den Gedanken eines Präventivkrieges wandte, der dem für seine Sicher heit rüstenden Deutschland gelten sollte. Und wer wollte diesen Präventivsteg gegen das ungerüstete Deutschland? * Die Beschuldigungen, Deutschland rüste aus allen Kräften, um über Frankreich her zu fallen, sind zwar durch den Führer des deutschen Volkes in Wort und Tat Lügen gestraft worden. Aber sie haben ein zähes Leben und — wir wissen aus der Kriegszeit, wie gefährlich sie sind. Trotzdem darf man, um wieder mit Lloyd George zu sprechen, auch den französischen Ministerpräsidenten nicht bloß um die Situation beneiden, in die er versetzt würde, wenn Deutschland ihm Mitteilungen machen wollte über seine Sicherheitsmaßnahmen, sondern auch dann, wenn Frankreich zu der gleichen Offenheit aufgefordert werden würde. Denn dann würde sich herausstellen, daß Deutsch land seine Kräfte nur dafür einsetzt und anspannt, um „nicht kapitulieren" zu müssen. Dr. Vr. der Münchener mit einem unübersetzbaren Ausdruck „a Gaudi" nennt, und die lächerlichen Reste ihrer etwa vorhandenen Autorität wären dabei rettungslos vor die Hunde gegangen. Im nationalsozialistischen Reiche ist das aber eine andere Sache. Wenn am 8. Dezember alleBeamten der Ministerien und der Behörden ihre Sammelbüchsen jedem Volksgenossen Hinhalten, damit er in seine Tasche greife und nach seinen Kräften für die Ärmsten der Armen opfere — dann tun Minister und Beamte im Grunde nichts anderes als das, was sie im Staate Adolf Hitlers ohnehin tun: sie arbeiten für den deutschen Menschen, sie ringen um sein Leben, sein Dasein, und sie rufen dabei die Hilfe, die selbstverständliche Opfer bereitschaft jedes Deutschen, jedes Volksgenossen auf, der wert ist, diesen Namen zu tragen. Nein, ihr Herren, die ihr die Würde gepachtet und die Weisheit als Erbgut in Besitz genommen habt: unsere Minister sind sich nicht zu schade, um mit der Büchse in der Hand für unsere hungernden und frierenden Brüder zu sammeln. Wir sind ein Volk in Rot, aber wir sind ein stolzes Volk! Wir wollen vom Ausland nur eins: Respekt! Für alles andere sorgen wir selbst. Wir spenden nicht nur, wir machen nicht in jener öden Wohltätigkeit früherer Tage, die sich bei dem Knallen der Sektpfropfen auch ein wenig der Armen entsann. Wir halten zusammen und teilen miteinander wie Kameraden im Schützengraben das letzte Stück Kommißbrot, den letzten Schluck aus der Feldflasche. So wird denn dieser Tag, der in Berlin unter der Parole „Vom Aleranderplatz bis zum Kurfürstendamm" gestartet wird, im Zeichen einer wahren und tiefen Ver bundenheit der deutschdenkenden und deutschfühlenden Menschen stehen, die alle ein einigendes Band umschlingt, sei es Mann oder Weib, Greis oder Kind, Minister. Künstler oder Kohlentrimmer. Mehr als 3 0 0 0 Sammler, angefangen vom Minister bis zum jüngsten Negierungsrat, die Vertreter der Partei und ihrer Untergliederungen vom Gauleiter bis zum Ortsgruppen-Propagandaleiter, die Führer der SA. und SS. vom Obergruppenführer bis zum Standartenführer, die Führer der HI., die Prominenz von Bühne, Film, Konzertsaal, Presse und Rundfunk . . . sie alle werden ge meinsam einem Ziel dienen unter der Devise: Einer für alle — alle für einen. Am „Tag der nationalen Soli darität" werden sieindenHauptverkehrszeiten von 16 Uhr bis 19,30 Uhr auf den Straßen und Plätzen stehen, um von jedem ein Schcrflein entgegen zunehmen. Später setzt sich dann die Sammelaktion in den. Gaststätten, Kinos und Theatern fort. Prominente Vertreter von Film und Bühne werden vor Beginn des Hauptfilms bzw. in den Theaterpausen kurze Ansprackan an die Besucher halten. Künstler, Journalisten, Beamte, Minister sammeln! Sie bitten nichi für sich, nein für alle anderen Brüder, deren Leben noch Sorge überschattet und Not verdunkelt. Ehrt euch se! vst, . u < gebt! Ausgleich -es Warenverkehrs mLi Frankreich Die deutsch-französischen Wirtschaftsveo Handlungen, die vor zwei Wochen in Paris begönne« haben, sind nun zum Abschluß gekommen. Das wesent liche ist, daß die Verträge, die im Juli zur Regelung des deutsch-französischen Waren- und Zahlungsverkehrs und des Anleihedienstes in Berlin abgeschlossen wurden, nm um drei Monate verlängert werden, d. h. vom 1. Jan, bis 31. März 1935. Die Berliner Abmachungen sind in einer Reihe von Punkten verbessert und erweitert worden, Die beiden Abordnungen waren besonders bemüht, die Unzuträglichkeiten abzustellen, die sich bei der Durch führung der Bestimmungen über den Verrechnungsver kehr ergeben haben. In dieser Beziehung sind wertvoll« Verbesserungen und Erleichterungen im Verrechnungs verfahren vereinbart worden. Alle Vereinbarungen haben zum Ziel, den deutsch-französischen Warenverkehr im Rahmen des zur Zeit Möglichen besser aus zu g l e i ch e n. Noch 43 Tage bis zur Eaarabstimmung!