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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.03.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110303015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911030301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911030301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-03
-
Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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Amtsvlatt des Aales und des Nokizeiamtes der Ltadt Leipzig. 2^n;:.^cn-^rciS tür Iirleraie au» b'ewvg nn) ..mgediia» kn, üge>v«Uene St) mm breite Pentz«,l« 2S di« 74 mm vreue SieNamezeU« I van auswäre» 00 »teNamea t.L) Inierat» von Beddrden >m amtlich«« T«! di« 74 mm breite Petitteil» 40 Geichäitlaii,einen mit P atzvorichriiten und in der Abendausgabe im Prene erdoyr. tnadatl nach Larsi. Peilagrgebüdr S ». Tauten» rxN. Postgebühr. siefterieilt« Auftrag« können nicht zurück- gezogen werden, siür da« arfcheinen an vettlmmreii Lagen un» Plätzen w,r» kein« Garantie udernommen. Anzeigen. Annahme: Auguttulplatz d«> »amrüchen Ailialen u. allen Annoncen» utpeditionen de» .In- und Ausland««. Pauvt-Siltalr Uertta: Carl Duncker. Herzog!. Bavr. Hofbuch, danblung Lützowstrane It). lTel vhon Vl. l»r. 4E). Haupt Silial» Dresden: Eeestratze 4,1 (Lelephon 4Ü^t>. Nr. S2 Frettay, üen 3. Msrz lSll. Dss Dlchtlglte. * Die bekannte Verlagsfirma B. E. Teubner «n Leipzig begeht heute die Feier ihres hun dertjährigen Bestehens. ( S. Leipz. Ang.) * Der Reichstag erledigte am Donnerstag bei der fortgesetzten zweiten Lesung des Mili. täretat» einige kleiner« Kapitel. (S. Reichs- tagsber.) * Der Einigungsvorschlag der Schiedskommission im Weißenfelser Echuhfabrikarbeiter- streik ist von beiden Seiten angenommen worden, so daß der Streik beendet ist. (S. Letzte Dep.) * Admiral Sir Assheton Curzon-Howe, Chef der Marinestation Portsmouth, ist dort plötzlich ge storben. * Unter den Scher«dastämm«n in der Näh« von Fez ist «in A u fsta nd gegen den Sultan M u - ley Hafid ausgebrochen. (S. AuSl.) * Das neue französische Kabinett ist nun mehr endgültig gebildet. (S. Letzte Dep.) * Di« Lauch st ädter Fe st spiele werden im Juni unter Leitung Paul Schlenthers statt- finden. (2. Feuill.) Delrslle. Wie Herr Monis das Fell des erlegten Löwen Briand — an den Dutzendleuten des neuen .Kabinetts gemessen, reckt er sich in der Tat ins Löwenmaß — im einzelnen verteilt hat, kann in Deutschland mit der Gleichgültig keit ausgenommen werden, mit der es ausge nommen wird. Nicht einmal die Person des neuen Ministers des Auswärtigen vermag sonderlich zu interessieren. Herr Cruppi gilt als guter Rechtsanwalt. Seine Frau ist sehr fortschrittlich gesinnt. Als Deputierter ist er nie ausgefallen, auch nicht, als er gegen Briand in der Eisenbahnerfrage zu Felde zog. Noch weniger als Minister, was er schon einmal war. Anfang 1908 wurde er, als der Tod des Justiz ministers Guyot Desseigne ein Revirement nötig machte, von Clemenceau ins Kabinett genommen und zum Handelsminister gemacht. Mit Cle menceau ist er denn am 20. Juli 1909 gestürzt. Diese Daten bieten wenig Aufregendes und ge statten, die Amtsführung des neuen Herrn am Quai d'Orsay in der allergrößten Gemütsruhe abzuwarten. Wir würden es auch nicht nötig gehabt haben, uns auszuregen, wenn an seiner Stelle Herr Delcassä erneut in die 1905 verlassenen Amtsstuben eingezogen wäre. Es scheint eine Zeitlang während der Ministerkrise in der Tat ernstlicher, als man sich offiziell den Anschein gab, erwogen worden zu sein, Delcassä wieder das Portefeuille desAuswürtigen anzuvertrauen. Darauf weist der ungemein heftige Angriff hin, den der „Figaro" gegen Delcassä in diesen Tagen unternahm: ein Angriff, der fast so und fast so persönlich feindselig argu mentierte wie jene Schwanenrede des Minister präsidenten Clemenceau vom Juli 1909, die nicht nur der äußere Anlaß, sondern auch der unmittelbare Grund zu seinem Sturze wurde. Leicht wird es Delcassä auch als Marineminister nicht haben. Noch viel weniger leicht würde er es als Minister des Auswärtigen gehabt haben, obwohl das Deutsche Reich, an dem einst die Ministerlaufbahn Delcassäs zerschellte, einer neuen Betrauung des Mannes mit dem Porte feuille des Auswärtigen kühl bis ans Herz hinan gegenübergestanden hätte. Denn wenn sein Name schon für die auswärtige Politik Frankreichs ein Programm bedeutet, so bedeutet es ein veraltetes, ein heute nicht mehr mög liches Programm. Delcassä hat es freilich, 1905, fast bis zum Kriege zwischenFrankreich nndDeutsch- land getrieben. (Dieser Satz ist aber nur bedingt richtig.) Delcassäs Politik in jenen schlimmen Tagen, deren für Deutschland wenig rühmlichen Abschluß die Algeciras-Konserenz bildete, ging nicht auf Krieg, sondern darauf, Deutschland durch kriegerische Mienen zu bluffen. Die hunderttausend Mann englischer Truppen, die in Holstein zu landen für den Kriegsfall Versprechungen vorlagen, hätte wohl Delcassä ebenso als „poor doz^s" betrachtet wie das Randmarginale eines sehr hohen Herrn zu einer darüber berichtenden Zeitungsnotiz. Seine Hoffnung stand nicht darauf. Noch konnte sic stehn auf Heer und Flotte Frankreichs, die damals zwar nicht, wie der .Higaro" haben will, durch Delcassäs Mitarbeiter Andrs und Pelletan „ungefähr zerstört" waren, die aber, von allen Machthabern seit langem vernachlässigt und nur zu Revanche reden genutzt und zu Paraden geputzt, nicht zu Revanchehandlungen auf der Höhe der mili tärischen Technik gehalten worden waren. Das Heer mußte erst durch die in jenen Tagen be- willigten Dutzendmillionenkredite wieder flott gemacht werden: die Marine harrt dessen noch heute. Heer wie Flotte waren jedenfalls da mals beides keine Kräfte, die auch ein leicht sinnigerer Spieler in seine Rechnung ernsthaft einstellen konnte. Nein, Delcassä rechnete mit anderem. Er rechnete damit, daß wir uns wieder, wie so oft, durch gewaltige Gebärden ins Bockshorn jagen lassen würden. Daß er sich verrechnete, war das Verdienst Fritzens von Holstein, der den Bluffversuch durchschaute, seinen Chef schließlich von der Richtigkeit seiner Auffassung überzeugte und, da damals die Marokkopolitik des Kaisers noch mit der des Reichskanzlers konform lief, durchsetzte, daß wir fest blieben. Damit war das Geschick Delcassäs entschieden. Er mußte fallen. Wir hatten seit langer Zeit den ersten diplomatischen Erfolg und hätten in ihm ein Sprungbrett zu weiteren gehabt, wenn nicht stärkere Einflüsse sich geltend gemacht und Frankreich seinen Willen zum Nachgeben un mittelbar persönlich kundgegeben hätte. So kam es zur Algeciraskonferenz, wo uns nur der „brillante Sekundant" Goluchowski zur Seite stand und all die Faktoren, auf die man in Berlin gerechnet hatte, Italien, die Union, gegen uns operierten. „Für Deutschland wäre es besser gewesen, die Konferenz von Algeciras hätte nicht statt gefunden. Ohne die Konferenz wäre die glückliche Aenderung der europäischen Lage nicht so klar in die Erscheinung ge treten." Als die Zeitungen mit der Rede Delcassäs eintrafen, in der er, am 24. Januar 1908, die so kecken und doch richtigen Sätze gesprochen hatte, war der alte entamtcte Herr von Holstein wie gebrochen. Die Rede — die im übrigen mancherlei falsche, ruhmredige Sätze enthielt — traf in diesem Punkte ins Schwarze. In der Tat, zu keinem ruhmvollen Ende hatte die deutsche Marokkopvlitik geführt. Aber es war nicht die Politik Holsteins gewesen, der damals fast allein für sie verantwortlich gemacht wurde, wie er anderseits, in Frankreich und in den deutschen Zeitungen, die ihre Stellungnahme zur auswärtigen Politik aus Paris beziehen, als der schwarze Mann, der Eallophobe, der kriegslüsterne Chauvinist ausgeschrieen wurde. Verklungene Zeiten. Die bosnische Krise kam. Gut, daß sie kam. „Ohne die Krise wäre die glückliche Aenderung der europäischen Lage nicht so klar hervorgetreten", so können wir nun sagen. Und darum können wir in aller Ruhe mit ansehen, wie Herr Delcassä die französische Marine reformieren wird. Und wenn auch Herr Cruppi wirklich Delcassäs Rat oft einholen sollte, wird er anders ausfallen müssen als einst seine Ministertaten von 1905. Oie Weltteile -es -euMen Kronprinzen. Don Dr. Oscar Bongard. (Nachdruck verboten.) XI. (Schluß). Was die deutsche Rührigkeit für Erfolge erzielt, zeigt sich auch darin, daß die deutsche Einfuhr nach Indien von 47 Millionen Mark im Jahre 1897 auf 119 Millionen Mark im Jahre 1907/8 gewachsen ist. Wie schon erwähnt, komme ich auf die Deutsch land interessierenden wirtschaftlichen Verhält».sie in einem besonderen Artikel ausführlich zurück Der Handelssachverständige des deutschen General konsulats mußte den Kronprinzen vor dem Be such der Ausstellung eingehend über die deutsch-indi schen Handelsbeziehungen unterrichten und dann ver wendete der Kronprinz einen Bormittag dazu, die deutschen Abteilungen zu besichtigen und sich von den Ausstellern ihre Erzeugnisse erklären zu lasten. Interessant war es auch, daß die Hauptgebäude der Ausstellung von einem deutschen Bau meister, Herrn B. Bassel, der seit elf Jahren in Indien ansässig ist, gebaut sind. Nach anstrengen dem Reisen und Arbeiten war es eine Erholung für mich, in seinem gastlichen Hause zulammen mit den Ausstellern bei Kartoffelpuffer und Rheinwein einen gemütlichen deutschen Abend zu verbringen uad den heimatlichen Liedern zu lauschen, di« Frau Wiemann, die Gattin des Vertreters von Siemens-Schuckett immer wieder vortragen mußte. Der wichtigste Teil der indischen Ausstellung war wohl der die Bewässerung un.sastende, denn ohne Master wird auch der fruchtbare Boden unter der indischen Sonne zu einer steinharter. Wüste. Dar Ausbleiben des Monsunregens hat bis in unsre Tage hinein immer wieder grofie Hungersnöte zur Folge gehabt, die Millionen von Menschen dahlnrafft.m. Die indische Regierung ist daher bemüht, Bewässe rungsanlagen im großen durch ein ausgedehntrs Retz von Flußkanälen zu schaffen, wo Strome dies er möglichen. Das bedeutendste Bewässesungss ist.m 'st das des Ganges, welches Master für unge.ähr 800 000 Acres liefert. Die Kosten für den Bau belaufen sich auf ungefähr dreißig Millionen Nuplls und ver zinsen sich mit 7 v. H. Große Stauweiher, wie ui Südafrika, bilden die zweite Bewäsje-ungsarr, und dann folgen die mannigfachsten Brunnen zum Be triebe durch Menschen, Ochsen oder Maschinen. Die Ausstellung gab nicht nur durch Modelle einen voll kommenen Ueberblick über die verschiedensten Systeme, sondern zeigte auch eine große Anzahl von Pumpen anlagen im Betrieb« und gab den Landwirten vor zügliche Anleitung. Es freute mich ,chr, unter den Pumpen einen guten Prozentsatz deutschen Fabrikats zu finden. In einer langen Flucht von offenen Räumen im ersten Gebäudeblock wurden die Erzeugnisse des indi schen Kun st Handwerks vor den Augen der Be sucher hergestellt. Da saßen Gold- uns 2ilöer>chmreoe. die Armbänder, Ringe, Halsketten und Stl:nsc.;muck fertigten, daneben waren Künstler aus Binares emsig daber, in große, bronzene Servierbreuer und Blumen vasen indische Götzen zu gravieren und zu zftetieren. Bildhauer aus Agra schufen aus Alabaster kleine, feine Nachbildungen der Tadsch Mahal, Holzschnitzer meißelten aus steinhartem Ebenholz kunstvolle Schränke und Tische und schnitzten aus weichem, duftendem Sandelholz Bilderrahmen und Ofenschirme. Dann kamen die Weoer.nnen, die mit großer Geschick lichkeit das Schiffchen hin und her werfend die wundervollen, zarten, indischen Musselinstosf« web ten. Stickerinnen und Tucker versahen lan^e S.ücke Rohseide mit hübschen Stickereien, wurden aber an Geschicklichkeit weit übertroffen durch ihre Nachbarn aus Delhi, die sorgsam echte Gold- und Silberfäden durch kostbare Seidenstoffe und Samt zogen. (9e- wänder schaffend, meine Damen, die Ihnen vor Ent zücken eine schlaflose Nacht bereiten würden. Schlaf los ist wohl auch der Mann, der dem Schmeicheln der teuren Gattin nachgebeud eine solche Toilette er stehen muß, denn die Preise gehen bis in die Tau sende hinein. Manches schone Muster und zarte Farbenzusammenstellungen wiesen die Tepp'che auf, di« in den nächsten Werkstätten aus Wolle und auch aus Baumwolle geknüpft wurden. Mit großer Ge schwindigkeit fügten flinke Händi. Faden an Fa^en. während der Aufseher mit klangvoller Stimme die Farben vorsang, die der Knüpfer nehmen muß, damit das Muster eingehalten wird. ' ' An den Tagen mit ermäßigtem Eintrittspreis war die Zahl der eingeborenen Besucher ungeheuer. Besonders in den Hallen, die die feineren Kunstgcgen- stände enthielten, staute sich die Menge vor den wunderbaren wertvollen allen Sammlungen der Maharadschas und Nabobs. Ganz wie auf einer europäischen Ausstellung war für Zerstreuungen aller Art gesorgt. Es fehlte weder an einem F l i e g e r, der vor den staunenden Indern seine Kreise durch die Lüfte zog, noch an einem Ver gnügungsplatz im Stil des Berliner Lunaparks, mit Wackeltopf, Rutschbahn, Karussell und Hippo drom, wo australische wilde Pferde keinen Reiter auf sich duldeten und die jüngeren englischen militäri schen Begleiter des Kronprinzen zu seinem nicht ge ringen Vergnügen in hohem Bogen in den Sand flogen. Ein historisches Festspiel aus dem Leben Akbars des Großen, zu dem indische Fürsten ihre eigenen echten Gewänder. Elefanten und Reiter gestellt hatten, gab Gelegenheit, allen nur denkbaren Prunk zu entfalten. Ort und Zeit der Ausstellung waren gut gewählt, denn im Dezember und Januar strömen alljährlich in Allahabad 200 000 bis 200 000 Hindupilger zu sammen. Die Stadt liegt auf einer Landzunge, die durch den heiligen Ganges und die heilige Dschumna gebildet wird, die sich beide hier vereinen. Am Zusammenfluß der beiden Ströme ist das Wasser besonders heilig und hier baden die frommen Wallfahrer. Schon vor Sonnenaufgang bis zu Sonnenunter gang fluten unausgesetzt auf der Scraße zu den Bade platzen Tausende von Menschen hm und her. Mas sich da abspielt, ist so interessant, daß zwei Berichte von der Länge des heutigen dazu erforderlich wären, um es ausführlicher zu schildern. Groß war die Zahl der Pogins (gewöhnlich irrtümlich Fakire genannt), die sich als heilige Män ner von der Menge ehrfurchtsvoll bewundern und mit Geldspenden versehen lassen. Mit Asche be streut, das verfilzte zottige Haar in langen Strähnen bis auf die Schultern herabhängend, saßen, standen und lagen sie in allen Stellungen umher. Vom hohen Elefanten herab, der mich durch die Masse der Pilger trug, entdeckte ich einen, der bis zum Halse in die Erd« eingegraben unaufhörlich in die Sonne starrte; «in anderer, dem die Hände fehlten, streckte die Armstummeln gen Himmel und soll dies, um ein den Göttern gefälliges Werk zu vollbringen, Tag und Nacht ohne Unterbrechung tun: ein dritter und vierter hockten auf je einem mit Nägeln beschlagenen Brett, deren Spitzen dem Sitzenden zugekehrt waren. Dann wieder kamen andere, die akrobatische Kunststücke voll führten, die ich als vielgereister Mann nie gesehen, und schließlich drei Pogins inmitten eines wirren Knäuels von einem halben hundert Giftschlangen aller Arten und Größen. Schlangen in der Freiheit bin ich auf dieser Reise außer in Ceylon nicht be gegnet, da auf dem indischen Festlande jetzt Winter herrscht, in dem das kriechende Gewürm in den Erd löchern seinen Schlaf hält, um erst in der heißen Zett, dann aber als wahre Landplage, wieder her vorzukommen. Nicht weniger als 20 000 bis 25 000 Menschen finden in Indien alljährlich durch den Biß giftiger Schlangen und durch reißende Tiere ihren Tod. In den Aufenthalt zu Allahabad fiel Kaisers Geburtstag: er wurde auf Wunsch des Kron prinzen in einfacher aber würdiger Meise durch einen Feftaottesdienst gefeiert, den der deutsche Missionar Lorbeer abhielt. Di« in Allahabad anwesenden 105. Jahrgang. Deutschen und ein großer Teil der Engländer wohnten ihm bei. Am gleichen Abend noch ging es weiter nach Benares, das wir im letzten Bericht geschildert haben. Lacknau (Luknow), das nächste Reiseziel, ist wie Delhi für die Engländer ein Ort von geschicht lich größtem Interesse. Zweitausend Engländer fanden in der Aufstands zeit 1857 hier ihren Tod und erbarmungslos wurden Frauen und Kinder hier von den Meuterern auf das grausamste ermordet. Einer der Veteranen jener schreckensoollen Zeit war der Führer des Kronprinzen über die denkwür digen Stellen heldenmütiger Verteidigung. Die Enthüllung einer Gedächtnistafel in der Garnisonkirche für die gefallenen Mannschaften und Offiziere der Royal Dragoons, deren Chef der Kaiser ist, und bei dem der Kronprinz eine Woche in Muttra verbracht hat, gaben dem Kronprinzen Ge legenheit, dem kameradschaftlichen Gefühl für die gefallenen Helden jener für die Engländer und die Zukunft Indiens großen Zeit Ausdruck zu verleihen. Oer Feuerdeltsttungsentwurk ist, wie gemeldet, dem preußischen Abgeordnetenhaus« zugegangen. Die hauptsächlichen Bestimmungen des Entwurfes sind folgende: Die Feuerbestattung darf nur in landespolizeiiich genehmigten Anlagen erfolgen. Die Geneh migung wird Gemeinden oder Gemeindeverbändeu erteilt, sie kann auch anderen Körperschaften des öffentlichen Rechts, denen die Sorge für die Be schaffung der öffentlichen Begräbnisplätze obliegt, er teilt werden, sofern die nach Len bestehenden Staats oder Kirchengesetzen erforderliche Zustimmung der für die Körperschaft zuständigen Aufsichtsbehörde vor liegt. Die Genehmigung ist zu versagen, wenn die Einrichtungen den technischen Anforderungen nicht entsprechen, wenn die äußere oder innere Ausgestal tung der dem Zwecke entsprechenden Würde er mangelt, wenn sich bei der Anlage geeignete Räume und Einrichtungen zur Unterbringung von Leichen, zur Vornahme von Leichenöffnungen, ucr Abhaltung von Trauerfeierlichkeiten und zur Beisetzung der Aschenreste nicht befinden oder wenn das Grundstück einer angemessenen Einfriedigung entbehrt, wenn Bedenken in polizeilicher, insbesondere baufeuer oder gesundheitspolizeilicher Hinsicht entgegenstehen, wenn Tatsachen vorliegen, die die Annahme recht fertigen, daß durch die örtliche Lage oder Beschaffen heit der Anlage für das Publikum oder für die Be sitzer oder B-'wobner der benachbarten Grundstücke er hebliche Nachteile oder Belästigungen entstehen. Die Benutzung der Anlage darf nur nach Maß gabe einer von d«r staatlichen Aufsichtsbehörde ter Körperschaft genehmigten Kebrauchsordnung erfolgen. Die Gebraulysordnung muß den Gebührentarif ent halten. Die Aschenreste von verbrannten Leichen müssen entweder in der llrnenhalle oder in einer anderen behördlich genehmigten Bestattungs anlage beigesetzt werden. Von jeder beabsichtigten Feuerbestattung ist wenigstens 24 Stunden vorher der Ortspolizeibehörde des Vcrbrennungsortes Anzeige zu erstatten. Die Verbrennung darf nur statlsinden, wenn beigebrachl sind die Ster beurkunde, der Toren schein, der Nachweis, daß der Verstorben« oie Feuer bestattung seiner Leiche angeordnet hat, die Beschei nigung der Ortspolizeibehörde des Stcrbeortes oder des letzten Wohnortes des Verstorbenen, daß keine Bedenken gegen die Feuerbestattung bestehen, daß insbesondere ein Verdacht, der Tod sei durch eine strafbar« Handlung herbeigenihrt worden, nicht vorliegt. Die amtsärztliche Bescheinigung über die Todesursache ist auf Grund der Leichenschau auszu stellen und muß die Erklärung enthalten, daß ein Ver dachr, der Tod sei durch eine strafbar« Handlung her beigeführt worden, sich nicht ergeben hat. Der den Verstorbenen vor dem Tode behandelnde Arzt ist der Leichenschau hinzuzuziehen. Der Nachweis, daß der V e r st o r b e n e die Feuer bestattung angeordnet hat, kann erbracht werden, durch eine letztwillige Verfügung des Verstorbenen, durch eine mündliche Erklärung des Verstorbenen, die von einer zur Führung eines öffentlichen Siegels b« rechtigten Person als in ihrer Gegenwart abgegeben beurkundet ist. durch das von einer öffentlichen Be bördc beglaubigte Zeugnis zweier glaubwürdiger Perioncn. Die Anordnung ist nur wirksam, wenn der Verstorbene sie nach vollendetem 16. Lebensjahr ge troffen harte, sie kann nicht durch einen Vertreter ge troffen werden: stand iedoch der Verstorbene unter elterlicher Gewalt und hatte er nicht das 16. Lebens jahr vollendet, so tritt der Antrag des Inhabers der elterlichen Gewalt an die Stell« der Anordnung. Zu Widerhandlungen gegen diese Bestimmungen werden mit 150 .X Geldstrafe oder mit Haft bestraft. In der Bearündung wirb darauf hingewiesen, daß ein Feuerbestattungsgesetz bisher nicht voraelegt worden sei, weil der preußische Landtag in seiner Mehrheit gegen diese Art der BZtattung gewesen sei und auch Bedenken kriminalistischer Art sich gegen diese Bestattungsart erhoben hatten. In neuerer Zeit habe aber die Zahl der Freunde der Feuerbestat tung zugenommen, und auch erne Reihe außerdeutscher Staaten und 16 deutsche Bundesstaaten hätten die Feuerbestattung zugelassen. Auch die frühere ab lehnende «tellungnahme der evangelischen Kirche gegen die amtliche Beteiligung der Geist lichen bei den Feuerbestattungsakten hat in letzter Zeit eine merkliche Milderung erfahren. Auch die strafrechtlichen Bedenken hätten eine wesentliche Abschwächung erfahren und könnten eine ausschlag gebende Bedeutung nicht mehr beanspruchen. Auch bei Leichen, die «rdbestatt«1 worden sind, lallen sich nach längerer Zeit Verbrechen nicht mehr feststellen. Die Begründung geht sodann auf die Klage des Der- eins für Feuerbestattung in Haaen ein, in deren Ver lauf das Oberverwaltungsgericht di« Feu«rbestattung in Preußen al» rechtlich zulässig betrachtet have. Aus diesen Gründen habe man versucht, in dem vorliegen den Gesetzentwurf eine brauchbare Grundlage für di« Feuerbestattung zu finden.
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