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Tageblatt firAiscßtzßwerda Aleukirch und Zknyegmd Einzige Tageszeitung im .Amtsgerichtsbezirk Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadtünd Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Der Sächsisch« EqShler ist dar zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt» Beilagen: Illustrierte« Sonntagsblatt / Heimatkundlich« Beilage / Frau «achuugen der Amtshauptmarmschaft, de« Arbeitsgerichts und des Haupt» > /8b* und Heim / Landwirtschaftliche Beilage / Iugendpost. Druck und Verlag pl Barche^ de« Amtsgerichts, de« Finanzamts» der Tchultnspektion von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Md de« M Bischofswerda bchördlicherseits .bestimmte Blatt Dresden Nr. 1521. Gemeindeveckandsgirokaffe Bischofswerda Konto Nr. öl pwttfe: SW« Wetttag abend» für den s für di« Zeit ttm» halben Monats: ich Mt. IDE beim Abholer» in der » «Vkmnnwer 10 «a. (S Sowckiwwmnner 1ö Pfg.) folgenden Lag. Frei in» Hau» Geschäfttst-lle onnabend- und Ferasvrecher «aU Vlschostwerda Rr. 44« «ad 44». Im Fall« höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störung des Betriebe» der Zeitung oder der Brförderungreinrich» tunaen — hat der Bezicher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de» Bezugspreises. Aazeigenprei» (in Reichsmark): Di« 44 nun breit« «infpaltia» Millimrterz.il« 10 Pfg., örtliche Anzeigen 8 Pfg», Sm Teftttlldl« vü mm breit« MillimeterzeUe Sü Pfg. Für da» Erschein«» von «nzeigrn in bestimmten Nummern und an bestimmte« Plätzen kein« Gewähr. — ErMung»ott Bischofswerda. Rr. ISS Sonnabend, den 14. Zutt 1V28. 83. Jahrgang Tagesschau. * Dem rnfflschen Eisbrecher ^t«Ma" gelang es, die Malmgreea- und «ch die vtgliett^vrupp« zu retten. Malmgreen ist berett« am IS. Ium gestoben. * Im Reichst« wurde die Lobnfteuerseakuaa in na mentlicher Schlußabstimmung mit 210 gegen 188 Sttmmen beschlossen. * Die deutsche Regierung stimmte der Sttlogguole über die Lerfemung des Krieges zu. Die Versuche mit dem Flugzeug des Laukier» Löwen- Ma ergaben, daß ein reiner Unglücksfall ausgeschlossen ist. Au den «tt * bezttchneten Meldungen finden di« Les« AU»> fübruche» an mW«« Stelle. Orientalische Bündnisse. Bon Dr. Artasches Abeghian. «erden unter irische Kommission vsisxnden^des Ge° Schulwesen reorganisieren soll. »MM, bestand sch« seit 22. Die einzigen unabhängigen Staaten des nahen und mitt leren Orients: die Türkei, Persien und Afghanistan betäti gen sich in letzter Zeit außenpolitisch sehr lebhaft. Vor kur zem haben sie miteinander politische Abkommen getroffen, die wett über den Rahmen der in den letzten Jahren üb lichen Freundschafts- und Sicherheitsverträge hinausgehen und in vieler Beziehung an die Militärbündnisse der Vor kriegszeit erinnern. Ms solche gewinnen die letzten türkisck- versisch-afgharüschen Abmachungen an internattonaler Be deutung. Sie sind berufen, in den nächsten Jahren auch in der «nopüifthen Politik ganz bestimmte Auswirkungen zu zeitigen. Man vergesse hierbei nicht, daß die genannten vorderasiatischen Staaten Nachbarländer einerseits Ruß lands und anderseits des Britischen Reiches sind. Beide Großmächte werden mittelbar oder unmittelbar von der ge samten Orientpolitik beeinflußt, und sie wirken noch mehr ihrerseits auf diese ein. Der Besuch des afghanischen Königs Amanullah in An gora war der äußer« Anlaß zum Abschluß des türkisch, afghanischen Vertrages. Während die Londoner und die Moskauer Diplomatie sich vergebens und lange bemühten, den Afghanenkönig zum Abschluß eines politischen Paktes zu bewegen, gelang dies Mustafa Kemal während der weni gen Tage des Angora-Aufenthaltes Amanullah«. Der tür kisch-afghanische Vertrag wurde am 25. Mai unterzeichnet. Cs bestand zwar schon seit 1921 ein Abkommen zwischen An gora und Kabul, und noch früher, 1919, hatten Enver und Dschemal Pascha mit Turkestan und Afghanistan politisch militärische Verbindungen angeknüpft, aber erst jetzt wer den die Beziehungen zwischen diesen beiden Ländern durch einen höchst wichtigen Pakt festgelegt. Der neue türkisch afghanische Vertrag besteht aus neun Artikeln und einem Protokoll und sieht eine zehnjährige Dauer vor. Er stellt sich di« Aufgabe, die politische und wirtschaftliche, aber auch di« militärische Zusammenarbeit beider Länder auf das engste zu gestalten und ein ewiges Freundschaftsverhältnis herzustellen. Der Hauptinhalt des Vertrages ist im Ar- titel 3 zusammengefaßt. Es heißt dort, daß sich die Ver tragschließenden gegenseitig verpflichten, nickt an irgend einer politischen, wirtschaftlichen und militärischen Grupvie- rung teilzunehmen, die sich gegen den anderen richtet. Noch wichtiger ist: sollte einer von ihnen fettens eines Dritten, oder von mehreren Feinden überfallen werden, so müßte der andere mit dem Angegriffenen sofort in Verbindung treten, um mit zu prüfen, welche gemeinsamen Maß- nahmen als geeignet und notwendig erscheinen. Mit ande ren Dorten: die Türkei ud Afghanistan übernehmen die gegenseitige Verpflichtung, im Kriegsfall« einan der militärische Hilfe zu leisten. Ander« Bestim mungen sind besonders für die außenpolitische Stellung der Türkei von Wichtigkeit. Artikel S „verpflichtet" nämlich die Türke«, der afghanischen Regierung stir' " schastlich« und militärische Fachleute zur Vers len. Sn Erfüllung dieser „Verpflichtungen" andern nach Kabul entsandt: eine Militarist unter Führung des Stelloertretenden Vorsitzenden des De- neralltabes Kjasim Pascha, ferner ein türkischer Bildung— wurde am 15. Juni 1928 men mrvltlständtgt. Da M ein untrennbarer L wirb» besteht aus zwei A dem M-ttkrl 3 des türkis« „Sollte «in« b» Vertra, van einer oderHi kdjellgkEMMW !N Die Malmgreen- und Biglierigruppe durch den ruUchen Eisbrecher „Krassin" gerettet. da» Erreichen de» Festlandes unmöglich machte. Leide er- klärten wetter, daß sie dem Wahnsinne nahe gewesen seien, und daß sie höchsten, noch drei Tage ausgehaltea hätte«, während ihre» Marsches hätten sie nicht weniger am acht Flugzeuge bemerkt, die ihnen jedoch nicht so nahe gekommen seien, daß sie von ihnen bemerkt werden konnten. Sie seien überglücklich gewesen, al» endlich Tschuchaowsky durch das Umkreisen angedeutet hätte, daß er sie gesehen habe. Dann seien sie von der Zuversicht erfüllt gewesen, daß sie gerettet würden. Der „Krafstn" nnr noch 8 Km. von der Uiglieri-Gruppe entfernt. Moskau, 12. Juli. Der Eisbrecher „Krassin" bestück sich heute nachmittag 3 Uhr nur noch 5 Kilometer von der Vtzlie- rigruppe entfernt. Am Stranduagsork der „Italia" sichtet« der „Krassin" Menschen und erwiderte auf deren Lignale, daß er sie auf de« Rückwege aufuehmea werde. Samoi- lowitsch glaubt, daß dies uHensäger sind, die die vigtterl- gruWe suchen. Auch die Gruppe DigLirri gerettet. Rom, IS. Juli. Rach «ine« Funkspruch der „Eitta di Milano" hat der russische Eisbrecher „krchfiu" die Gruppe Mallett am Doauersmaabend n« S Uhr « Lord ae- Malmgreen selbst fett 18. Auni tot. Moskau, 12. Juli, wie ein Fuakspruch de« russischen Eisbrechers „Krassin" meldet, ist es ihm gelungen, die Malmgreeagruppe, die gestern von dem russischen Flieger Tschuchaowsky entdeckt worden war, zu retten. Die „Krassin ' bat sich gestern glelch nach Eingang der Fsiegermttdung an die bezeichnete Stelle begeben, die sie trotz schwierigen Vor dringens durch die Eisberge erreichte. Für de« Führer der Gruppe, den schwedischen Forscher Malmgreen, kam die Ret- tung jedoch zu spät. Er ist vor einem Monat gestorben. Seine beiden italienischen Begleiter wurden an Lord des Dampfers genommen, wo sie aach den furchtbaren Strapa zen ihrer Wanderung über da« Eis und der wache btt der Leiche ihre» toten Gefährten schwer daruiederllegen. Dem ttneu der beiden Italiener, Marino, ist ein Vein «froren, der andere. Zappi, leidet au Wundbrand. „Krassin" setzt die Fahrt zur VigÜeri^öruppe in höch ster Elle fort. Die Auffindung der Derrkistten. kiugbay, 11. Jul«. Rach einer vom Eisbrecher „Kras- sin" eingelaufenen Meldung hat der dem Eisbrecher „Kras. sin" zugeteilte Flieger Tschuchmowsky di« Malmgreengrupp« 35 Kilometer östlich vom Starck dm Msbrecher» auf dem Eise entdeckt. Zwei von den drei Leuten standen auf einem Eisblock und winkten mit «in« Fahne, der dritte lag auf dem Ess«. D«r Flieger ging so tt«f wi« möglich hinunter und umkreiste die Gruppe dreimal, um ihnen zu zeigen, daß er sie bemerkt habe. Er flog dann zur „Krassin* zurück, da eine Landung nicht möglich war. Furchtbarer «ob Malmgrerus. gegenüber. Ja, das sowjetoffittöse Blatt schreibt di« Initia tive all dieser Abmachungen asiatischer Lander der Sowjet regierung zu, da diese schon 1921 mit ihnen politische Vere' barungen getroffen und sie später durch neue ergänzt ha „Der ganze Osten ist paktiert worden! »ruft da» erwähl Blatt entzückt aus und bezeichnet die neuen orientalisck Bündnisse als „die wichtigsten Werkzeuge d Friedens". Selbstverständlich denkt und handelt man in London anders. Es ist eine große Frage, ob die Bündnisse nicht viel- mehr dem innersten Wunsch der britischen Diplomatie ent sprechen. Sollten sie heute mit ihren bttden Spitzen gegen das Britische Reich gerichtet sein, so kann es diesem doch ae- singen, sie schon morgen argen Moskau zu wenden. Dies scheint uns mehr al» wahrscheinlich zu sein. Auch ein Blick auf die Karte Asiens zeigt, daß die erwähnten Lander alle mit Rußland gemeinsame Grenzen haben und auch mehr in dieser Richtung gemeinsame politische Ziele verfolgen können als etwa gegenüber dem Britischen Reiche; abgesehen schon davon, daß sie letzten Ende« alle mehr von Rußland als von England bedroht sind. Ferner: schon heute versucht das Foreign Office» die russischen Pläne zu durchkreuzen. E« war ja ein offenes Geheimnis, daß hinter dem türkisch-italie nischen Abkommen vom 30. Mai diese» Jahre» die enasiscke Diplomatie stand. Das gleiche gilt in viel höherem Maße von dem bevorstehenden türkssch-ägyptischen Abkommen. Bekannt ist ferner, daß sich England bemüht, auch Griechen land zur Verständigung mit der Türkei zu bewegen. Noch mehr: entgegen allen Ableugnungen der brit. Regierung un ternimmt diese selber gegenwärtig Schritte zwecks Abschluß eines dem italienisch-türkischen vertrage ähnkchen Paktes. Die türkischen Blätter sprechen offen von d«r Lorb«rttttmg eines solchen. Auch wird aus London berichtet, daß der tür kische Botschafter Ferid Bey von seiner Regieruna Anwei sung erhalten habe, zu diesem Zwecke mit der britischen Re gierung in Verbindung zu treten. Schließlich ist davon die Rede» daß Ruschdi Bey sich demnächst nach London begibt. Kurz, es sieht so aus, als ob im nahen und im mittleren Orient wichtige Ereignisse bevorstehen. uowmea. O Moskau, 18. Susi. Rach einer Mitteiüma d«, „Italia"- Hilfskomitees wird d«r Eisbrecher „Krassin*, na«>«m di« Rettung Marianos und Zappi», sowie d«r Mglieri-Drupp« geglückt ist, nunmehr Nachforschungen nach Amundsen und der Lleffandtt-Druppe vornehmen. mühungen ein Krieg ausbricht, so müssen sie gemeinsam und freundschaftlich die Lage untersuchen, wie sie zwecks Vertei digung ihrer heiligen Rechte eine Äsung finden können." Artikel 2 berührt wirtschaftliche und Transitfragen. Es heißt fern«, daß demnächst auch die schwebenden Grenzsragen geregelt werden sollen. Auch dieser Abkommen trägt also einen militärischen Charakter und stellt ein weiteres Glied in der Kette der entstehend«« orientalischen Bündnisse dar. Wie die neue türkisch-afghanische ist auch die türkisch-per sische Abmachung vor allem «in außenpolitischer Erfolg An gora». Auch hat das türkische offiziöse Blatt „Milliet" recht, wenn es btt der Besprechung des türkisch-persischen Abkom mens diesen Umstand ganz besonders unterstreicht. Die perstsch-afghamschen Beziehungen sind schon durch den Pakt vom 28. November 1927 geregelt worden. Höchst- wahrscheinlich wird ihm «in neuer, dem türkisch-perflschen und dem türkisch-afghanischen ähnlicher, folgen. Aber auch ein gemeinsamer türkisch-persisch-afghanischer Vertrag als Krönung der bisherigen Abmachungen wird wahrscheinlich nicht sehr lange auf sich warten lassen. In diesem Zusam menhang sei schließlich ftstgestellt, daß nach Meldungen ägyptischer Blätter auch ein türkisch-ägyvtischer Freund schaftsvertrag bevorsteht. Der ägyptische Gesandte in Angora soll vor kurzem dem türkischen Außenminister Ruschdi Bey einen diesbezüglichen Vorschlag unterbreitet haben. Natürlich können sich England und Rußland diesen orientalischen Bündnissen gegenüb« nicht gleichgültig ver halten. Daß sie nun ibrerseit» bemüht sind, sie in ihren eigenen Bannkreis zu bringen und gegen den anderen zu tickten, ist selbstverständlich; ob mit Erfmg, mag dahingestellt sein. Die sowjetruff. Presse, die „Jswestja" an der Spitze, versucht, die in Angora u. in Teheran abgeschlossenen Bünd nisse Nicht zuletzt als einen Erfolg der Sowjetdiplomatie und gleichzeitig als einen Mißerfolg der britischen hinMftellen. Die „Jswestja" nennen sie „senkrechte", also unter Mitwir kung de» nördlichen Nachbars, Rußland», herbeigeführte Vereinbarungen und stellen sie den .Horizontalen", also den unter Mitwirkung Britanniens, de« west-östlichen Nachbar- reiches erwähnter Länder, zustande gekommenen Betträgen