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Wi EsiMall und AnMgcr Druck und Verlag von Langer L Winterlich m Riesa. — Für die Redaciion verantwortlich : T. Langer in Riesa. » 148 42. Jahrs Sonntag, den 24. November 1889. O. 1. in -lz. i 3. 4. I» t- rte 3'' !ch- >lle 13. ser >ng rn er» iS. rrn ser, Pen cth. >rn. Der Bergarbeiter-Ausstand wird in der nächsten Woche im Reichstage anläßlich des Antrags der frei sinnigen Partei über die Abschaffung der „Arbeits bücher" für Bergarbeiter in eingehender Weise zur Sprache gebracht werden. Zur Frage Les Wahltermins schreibt die „Köln. Ztg.", welche über solche Absichten der Regierung gut unterrichtet zu sein pflegt: „Gelingt, es den Etat bis zum 18. oder 19. Dezember fertig zu stellen, so dürfte« die Neuwahlen allerdings bereits in die erste Hälfte des Januar fallen, da es wünschenSwerth erscheint, sie vor dem Zusammentritt des preußischen Landtages, der verfasiungsgemäß spätestens bis zum 15. Januar erfolgen muß, vollzogen zu sehen." Der „Reichsanz." veröffentlichte am Mittwoch Abend in einer Extra-Ausgabe ein Telegramm des Reichs kommissars Wißmann, demzufolge Stanley, Emin Pascha und noch neun andere Europäer am 10. d. in Mpuapua, auf deutschem Gebiete, eingetroffen sind. Ein schwerwiegendes Zeugniß für die Trefflichkeit der deutschen Heeresverwaltung legt das englische Fach blatt „Army and Navy Gazette" ab, indem es die aufmerksame Fürsorge der höchsten HeereSautoritäten in Deutschland für geistige und körperliche Ausbildung der Wehrpflichtigen den competenten englischen Instanzen zum Vorbilde und behufs Nacheiferung hingestellt. „In Deutschland — schreibt die „Army and Navy Gazette" — ist die Einrichtung so getroffen, daß das Heer unter jedem Gesichtspunkte eine Pflanz- und Fortbildungsschule ist. Schwer, wie die Wehrpflicht zur Zeit aus der Jugend des „Fatherlandes" lastet, verliert die deutsche Regierung eS niemals aus dem Auge, daß der Soldat Rechte gegen den Staat hat, und trifft seine Maßregeln so, daß die zur Fahne ein gezogenen Mannschaften thunlichst in den Stand gesetzt werden, den Kampf umS Dasein, so lange sie noch in irgend einer Form wehrpflichtig sind, siegreich führen zu können. Wir dagegen scheeren alle unsere Soldaten über einen Kamm. Sobald der junge Deutsche in die Uniform gesteckt und in seinem Kasernenzimmer heimisch geworden ist, wird er der Gegenstand umfassendster sittlicher, militärischer und industrieller Erziehung. Um seine eigene Meinung wird er hierbei nicht befragt. Wenn der Staat ihn ausgiebigst für seine eigenen Zwecke heranzicht, so hat er gleichzeitig doch einen sehr hohen Begriff von seinen Pflichte« und zugleich seinen eigensten Interessen dem Rekruten gegenüber. Dieser wird einem alten und bewährten Soldaten übergeben, welcher für das Betragen des Rekruten verantwortlich ist. Nur in der Gesellschaft und unter Führung dieses älteren Kameraden darf der Rekrut auSgehen. Er muß tüchtig arbeiten und hat keine Zeit zu müssigen Träumereien. Sein durchschnittlicher Tagesdienst beträgt Amtsblatt der MM. AmtshaiHtmlinschast Großenhain, des MM Amtsgerichts und des StndttathS zu Ms«. Tagesgeschichte. Die Kommission für die Borberathung des Sozia- listengesftz-s hat nunmehr ihren Spruch abgegeben. Wie es vorauszusehen war, haben die Nationalliberalen und mit ihnen zugleich auch die grundsätzlichen Gegner des Gesetzes die Bestimmungen über die Ausweisungen abgelehnt. Es bleibt indessen abzuwarten, ob nicht bis zur 2. Lesung der Vorlage noch eine Form gefunden wird, die eine Verständigung über diesen Punkt mit der Regierung ermöglicht, denn daß das Gesetz an demselben scheitern sollte, wird nicht angenommen. Ein von dem Vertreter der Freikonservativen angedeuteter Aus weg, die übrigen Paragraphen aus unbestimmte Zeitdauer, den über die Ausweisungen dagegen auf begrenzte Zeit zu bewilligen, hat auf vielen Seiten Beifall gefunden und würde von den Nationalliberalen aber aller Wahrschein lichkeit nach gewählt werden, wenn die Regierungen sich mit dieser Abschlagszahlung begnügen wollten. Ueber die Stellung derselben fehlt es aber auch jetzt noch an hinreichender Klarheit, obschon der Minister Hmfurth der Ansicht Ausdruck gab, daß die Regierungen hoch mit genügender Deutlichkeit durch ihn betont hätten, haß daS Gesetz, so wie eS da vorliege, von ihnen für unentbehrlich gehalten werde und daß auf die Annahme desselben gedrungen werden müsse. Aus diesem Grunde könne auch von der Ausweisungsbefugniß nicht abge sehen werden, wenngleich dieselbe nicht höheren Werth für die Regierungen habe, als die andern Bestimmungen. Soll diese Erklärung — wenn anders die Berichte sie richtig wiedergeben — bedeuten, daß die Regierungen überhaupt keine Abschwächungen zulassen könnten, oder aber soll sic eine verblümte Form dafür sein, daß man auch in Betreff des ß 24 mit sich reden lassen werde? Beide Deutungen sind zulässig. Beiden widerspricht aber die Haltung, welche der Bundesrathsvertreter bei der ersten Ldsung im Plenum angenommen hatte, eine Haltung, die sehr deutlich erkennbar zwischen den wichtigen und unentbehrlichen und den weniger wichtigen Bestimmungen des Entwurfs unterschied. Wie dem auch sei — thatsächlich besteht die Unklarheit über die parlamentarische Lage des Entwurfs auch gegenwärtig noch und wird wohl nicht eher weichen, als bis die zweite Lesung beginnt. Daß übrigens auch die Frei konservativen der Ausweisung widersprechen würden, wie von manchen Seiten auf Grund der Stellung nahme Les Prinzen von Carolath angenommen worden ist, hat sich nicht als zutreffend erwiesen. Denn wie der Vertreter dieser Gruppe erklärte, wird dieselbe für die Ausweisungen stimmen. Von manchen Seiten machen sich aus dem Kreise der Wählerschaft der nationalliberalen Partei Wünsche vernehmbar, das Gesetz nicht an diesem Punkte scheitern zu lassen, sondern Nach giebigkeit zu üben. Der „H. Korr." macht sich zum Vermittler derselben. Wenn man eine sogenannte Volksabstimmung veranstalten könnte, so würde sich wahrscheinlich, soweit sich die Stimmung der Oeffent- lichkeit überhaupt abschätzen läßt, eine überwiegende Mehrheit für die Bewilligung Herausstellen. Aehnlich lagen die Verhältnisse im Jahre 1872, als zum ersten Male die Septennatsfrage und das Pauschquantum für den Militäretat in Frage stand. Auch damals übte die öffentliche Stimmung den ausschlaggebenden Einfluß auf die widerstrebenden Mitglieder der nationalliberalen Partei. Deutsches Reich. Die Kaiserin Friedrich be ging am Donnerstag ihren fünfzigsten Geburtstag. Wie das „Deutsche Tgbl." aus guter Quelle er fahren haben will, soll die Vorlage für eine subven- tionirte Dampferlinie nach Ostafrika ins Stocken ge- rathen sein. Es soll sogar unsicher sein, ob die Vor lage diesen Reichstag überhaupt noch beschäftigen wird. — Die „Berl. Börs.-Ztg." kann hinzusügen, daß dem gegenwärtigen Reichstag Vorlagen weittragender Art überhaupt kaum mehr zugehen werden. Ein Gesetz betr. die Trunksucht soll laut der Meldung verschiedener Blätter dem Reichstage in nächster Zeit zugehen. Die BalM-EMditi-m -rweint m Riesa wöchentlich viermal: Dienstag, Donnrrstap, Sonnabend und Sonntag. — «bonncmcnrpreis vierteljährlich I Mark 2s Pfa. — Bestellungen nehmen alle Saiserl. 'Prstanstatte-, Voftbvtcii. die Hcpeditioncn in Riesa und Strehla (S. Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserat«, welche bei dem auSgcbrettetcn Leserkreise eine wirksame vrrvftent» ichung finden, erbitten wir uns bis Montag, resp. Mittwoch, Freitag oder Sonnabend Vormittag» 8 Ubr. Jnsertivnspreis die dreigelvaltene EorvuSzeile oder deren Raum 10 Psg. Bekanntmachung. Mit Genehmigung des Königlichen Ministeriums des Innen» ist die Vertretung des nnterzeichneten AmtShanptmannS während seiner Beurlaubung voin 25. November bis 7. Decew.ver dieses Jahres dem Herrn Bezirksafsessor Freiherr vo»» Gruben übertragen worden. Großenhain, am 19. November 1889. Die Königliche Amtshanptmannschaft. 402 H.. vr. Waentig. mit Heizungs- und Beleuchtungsmaterial) den ganzen Tag über geschlossen gehalten werden müssen. Riesa, den 21. November 1889. Der Stadtrath. Klötzer. Bekanntmachung. Zur Vermeidung von Bestrafungen wird hierdurch in Erinnerung gebracht, daß am Todtenfestsonntag (24. November dieses Jahres) gemäß der Bestimmung in 8 3, Absatz 3 und 5 des Gesetzes vom 10. September 1870 sämmtliche Geschäftsläden mit Ausnahme derer, in welchen der Verkauf durch das Ge setz selbst gestattet ist (Bäcker, Eß- und Materialwaarenhändler, Kleinhändler — Ortskrankenkasse Riesa. Die s. diesjährige ordentliche Generalversammlung findet Sonntag, den 1. Deeember, Nachmittags Punkt S Uhr im Gast- Hause zum Kronprinz statt. Die gewählten Vertreter werden hierzu ein geladen und um pünktliches Erscheinen ersucht. Tagesordnung: 1. Bcrathung über einen Antrag des Vorstandes, das Sterbegeld betreffend. 2. Vornahme von Neuwahlen für den Vorstand an Stelle der statutengemäß ausscheidendcn Herren A. Zäncker, W. Geißler und F. Schmidt. Wahl der Revisoren zur Prüfung der Jahresrechnung. Berathung etwa eingehender Anträge. Riesa, den 21. November 1889. Der Vorstand. Frz. Heinrich, Vorsitzender. Bestellungen auf das „Clbeblatt und Anzeiger" — wöchentlich 4 mal erscheinend — für Dezember werden von sämmtliche« kaiserl. Post, anstalter», den Landbriefträgern, nnsern Expeditionen in Riesa und Strehla, unser« Ausgabestellen bei Herren A. B. Hen nicke (am Albertsplatz), Paul Holz (Schützenstraße), Paul Koschel (Bahnhofstraße) und Hermann Seidel (Stadt Leipzig), sowie unseren Boten zum Preise von 45 Pf. angenommen. finden durch das „Elbe- blatt und Anzeiger", da dasselbe in seinem Amtsbezirk die bei Weitem verbreitetste und gelesenste Zeitung, anerkanntermaßen die beste und zweckentsprechendste Verbreitung. Das „Elbeblatt und Anzeiger" hatte in der letzten Zeit wieder einen ganz bedeutenden Abonnenlen- Zmvachs zu verzeichnen und rangirt bez. der Auf lage unter den in Sacksen erscheinenden Wochen blättern überhaupt mir an erster Stelle.