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lliü> VLanabrüd. — iS vierteljährlich 1 M. Einzelne Nummern z. — Alle Postan- , Postboten, sowie Mten nehmen Be- tellunzen an. MW Nr. 132 Sonnabmd, dm 10. November 1894. 60. Jahrgang. ML Tagesgeschichte. Berlin. Von verschiedenen Seiten ist bereits daraus aufmerksam gemacht, daß in dtzc kurzen Zeit zwischen der Eröffnung de»Reich»tag«» und der Weih» nachtSpause nur elf Arbeitstage liegen und in diesem so äußerst knappen Eesstonsabschnitte nicht vielerlei berathen werden kann. Daß die Vorlage zur Stärkung der Regierungen gegen die Umsturzbestrebungen dem Reichstage alsbald nach seinem Zusammentritte zu» gehen wird, gilt als selbstverständlich. Ebenso wird als sicher angenommen, daß außerdem wohl nur der Etat für die Vorlegung ernstlich in Frage kommt. Mit Recht aber ist schon in der Presse darauf hin gewiesen worden, daß Zweckmäßigkeitsgründe von Ge sicht dafür sprechen, auch den Etat erst nach Neujahr vorzulegen. Abgesehen davon, daß die Generaldebatte über den Etat nur allzu leicht Gelegenheit bietet, da- , mit garnicht zusammenhängenden Vorlagen Steine in v den Weg zu werfen, ist eS sicher unzweckmäßig, wenn die Generaldebatte über den Etat und die Steuer- und Finanzdebatte zeitlich weit von einander getrennt staltfinden, weil in beiden die Finanzlage des Reichs nothwendig den Mittelpunkt bilden wird, eine zeitliche Trennung der Verhandlungen daher gleichbedeutend mit der Wiederholung dieser naturgemäß weitschichtigen Erörterungen in ihrem ganzen Umfange sein würde. Wird aber de: Reichsetat erst nach der Weihnacht-« pause vorgelegt, so erreicht man dabei voraussichtlich den weiteren Vortheil, daß bei der Berathung auch schon der preußische Staatshaushalts-Etat für 1895/96 bekannt ist und daher die Verhandlung nach einer der wichtigsten Setten hin auf ungleich sicherer Grundlage geführt werden kann als dies sonst der Fall wäre; denn für die Frage, ob die Bedürfnisse des ReichS durch eigene Einnahmen oder durch Matrikularumlagen zu decken sind, sowie wie sonst das finanzielle Ber- hällniß des Reichs zu den Bundesstaaten zu gestalten ist, ist natürlich die volle Kenntniß von der Finanz lage deS größten und auch wegen seiner finanziellen Verhältnisse vor anderen interesstrten Bundesstaaten von erheblicher Bedeutung. Der preußische Etat für 1895/96 dürfte bei aller Sparsamkeit, wie bereit» ge legentlich angedeutet, wiederum mit einem beträchtlichen Defizit, wohl von 40 Millionen Mark, abschlteßen. Ob es möglich sein wird, den preußischen Etat so frühzeitig herzustellen, daß er schon mit dem Ende der WeihnachlSpause dem Reichstage bekannt sein köm.., steht dahin. Das dringende Interesse der Eisenbahn verwaltung an der rechtzeitigen Feststellung desselben weist jedenfalls auf eine möglichst zeitige Einbringung des Staatshaushaltsetats hin. Wird aber der Reichs- haushaltSetat unmittelbar nach der Weihnachtspause vor- Verantwortlicher Redacteur: Psul Ithne in Dippoldiswalde. Vttt achtsettlgem »Hllrrftrirten UuterhaltungSblatt". Mit land- «nd hrmSwirthschastlicher MouatSbeilage. thümlichen Bauart unserer Stadt, die sich größtentheils nach Nordosten und Südwesten hin ausbrettet, un zureichend geworden. Es ist daher versucht worden, Nebelhörner die von Jedem ohne vorherige Uebung in Betrieb gesetzt werden können, zu diesem Zwecke zu verwenden. Während die im diesjährigen Sommer erprobten sich als zu schwach im Tone erwiesen, haben sich die in einer der letzten Nächte zum Zwecke der Alamirung verwendeten Apparate allgemein bewährt, so daß der Anschaffung wohl nichts mehr im Wege steht. Klingenthal. Im „Klingenthaler Wochenblatt" veröffentlicht Theaterdirektor Fritz Unger folgenden Aufruf, der zu Nutz und Frommen der Theaterwelt weitere Verbreitung verdient: „Hochverehrte Einwohner schaft! Seit beinahe 14 Tagen bin ich hier, gebe Vorstellungen, welche sich der allgemeinen Beliebtheit erfreuen, aber der pekuniäre Erfolg ist derart, daß er jeder Beschreibung spottet, denn mit meinem Ensemble (17 Personen) habe ich während der ganzen Zeit — 3 M. 40 Pf. verdient — kommt demnach auf die Person 20 Pf. (!). — Wenn man bedenkt, welche Kosten zu bestreiten sind, so glaube ich, daß es Nie mand unbillig finden wird, wenn ich an den Kunstsinn der geehrten Honoratioren und Bürgerschaft appellire, auf daß die wenigen Vorstellungen, welche ich gebe, wenigste«» einigermaßen besser besucht werden, damit ich, wenn ich später das Buch der Erinnerungen durch blättere — bei dem Namen Klingenthal nicht zu schmerzlich berührt werde!" Aut dem Bogtlande. Ein wirksames Gegen gewicht der hohen Fleischpreiss bildet der Wildreich- thum deS VogtlandeS in diesem Jahre. Es wird gegenwärtig ein 7 bis 8 Pfund wiegender Hase mit 3 M. verkauft — ein Preis, der es auch dem weniger Wohlhabenden gestattet, sich einen Hasenbraten zu leisten. Auch Reh- und Hirschwildpret hat jetzt einen sehr niedrigen Preis und eS haben größere Jagd besitzer im oberen Vogtland« die Erlegung von Wild einstweilen vollständig eingestellt, da erwartet wird, daß die Wtldpreise nach dem Eintritt kalter Witterung in die Höhe gehen. AuSgeschlachtete Gänse werden bei un» mit 60 bis 6b Pf. pro Pfund bezahlt. Zittau. Hochbetagt starb dieser Tage in Rieder- oderwitz ein armer Weber Namens Wilhelm Wau er, der in der ganzen Gegend die größte Achtung genoß in Folge einer Heldenthat, die er während der furcht baren Hochsluth am 14. Juni 1880 vollbrachte. Raum berechnet. — Ta bellarische und cmnplicirt» Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. —«n«. sandt, im rüavionea« Aelle, die Spaltmzeil? «0PfS- Amtsblatt die Königliche Umtshaupimannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Lokales «nd SSchftsche». Dippoldiswalde. Dem für gewöhnlich recht stür misch und rauh auftretenden November ist eS Heuer beschteden, uns endlich freundliche Herbsttage zu be- scheeren. Dank dieser seit zehn Tagen herrschenden günstigen Witterung, ist eS möglich geworden, die Kar toffelernte noch gut zu beenden, auch die Saat de» Wintergetreide» hinauSzubringen und die sonstigen nöthigen Herbstarbeiten auf dem Acker vorzunehmen. — Trotzdem Frl. Susanne Apitz, die Sonn abend, den 10. d. M., hier concertiren wird, und die sich bei verschiedenen Gelegenheiten bei uns bereits aufs Beste eingeführt hat, eigentlich keiner besonderen Empfehlung mehr bedarf, wollen wir doch nicht unter lassen, unser musikliebendes Publikum darauf aufmerk sam zu machen, daß durch das erwähnte Concert ein Genuß geboten werden wird, der bei uns zu den sel tenen gehört. DaS Programm ist reichhaltig und all seitig. ES bietet klassische ebensowohl als auch Volks- thümliche Gesänge — auch einige Müllerlieder von Schumann und Curschmann — und eS dürfte durch alle» das die Garantie dafür gegeben sein, daß der Concertabend genußreich für alle Besucher sich gestalten wird. In jedem Falle ist der Besuch dieses Concertes warm zu empfehlen, zumal auch der mitconcertirende Violinenvirtuos, Herr Hildebrand, seinerzeit zu den besten Schülern deS berühmten Dre-dnerKonservatorium- gehört hat. Dippoldiswalde. Die diesjährige Diöcesanver- sammlung der Ephorie Dippoldiswalde, für welche Herr Amtsrichter Ficker, Mitglied deS Kirchenvorstandes zu Lauenstein, den Vortrag über „Die SonntagS- heiligung nach Religion und Gesetz" zugesagt hat, findet nächsten Dienstag, den 13. d. M., Vormittag 10 Uhr, im Rathhaussaale hier statt. Die Berathungen dieser Versammlung sind öffentlich und die evangelischen Gemeindeglieber hierzu herzlich «ingeladen. Dresden. Da» Königspaar wird am heutigen Sonnabend Abend von Sibyllenort wieder in Dresden eintreffen. — Einen schauerlich schönen Anblick bot in der Nacht zum Donnerstag der Brand eines mit Petro leum beladenen großen KahneS, der sich behufs Löschung seiner gefährlichen Fracht am rechten Elbufer unter halb deS Pieschener Hafen» vor Anker gelegt hatte. Au» bi» jetzt noch nicht aufgeklärter Ursache brach da» Feuer >/,7 Uhr Abend» in der Cajüte au» und griff so schnell um sich, daß schon eine Viertelstunde später die rothgelben, mit schwarzen Rauchwolken unter mischten Flammen thurmhoch zum Nachthimmel empor lohten. Die Schiffsleute vermochten sich bis auf zwei Mann, von denen der eine durch Brandwunden schwer, der andere aber leichter verletzt ist, zu retten. Nach dem da» Petroleum — man spricht von 1600 Fässern — in der Hauptsache ausgebrannt war, sank da» Schiff früh >/*4 Uhr, doch ragte der rauchende Kiel desselben noch über den Stromspiegel heraus. Ein Glück für die Anwohner war e», daß der ziemlich heftige Wind, der die Nacht hindurch wehte, aus Osten kam und die stärkste Gluth nicht nach dem Ufer, sondern stromab trieb. Rosse«. Am Montag feierte die Gemeinde Ditt mannsdorf da» 300jährige Bestehen ihrer Kirche. Die»- selbe ist 1594 erbaut, später aber mehrmals erneuert worden, zuletzt im Jahre 1887, in welchem Jahre sie auch eine neue Orgel erhielt. Wtttteu. In dem HauSgrundstücke de» Schmiede meister» Ville am Jakobsplatz find mehrere Typhus erkrankungen vorgekommen. Di« Medtzinalpolizei- behörde hat alle Vorkehrungen getroffen, um einem weiteren Umsichgreifen der Krankheit vorzubeugen. Ohne Zweifel ist die Ursache der Typhuserkrankungen in dem Genuß de» Wasser» aus dem im Hofe befind lichen, jetzt polizeilich verschlossenen Brunnen zu suchen. Chemnitz. Der vor Kurzem verstorbene Kauf mann Karl Bernh. Leonhard hier hat das Hospital Et. Georg testamentarisch al» Universalerben eingesetzt. Nach Abzug der von ihm seinen Verwandten vermachten Legate im Gesammtbetrage von etwa 72500 Mk. wird, wie das „Chemnitzer Tgbl." erfährt, die dem Hospitale zugefallen« Erbschaft die Summe von min destens 150000 Mk. betragen. Der Verstorbene war unverheirathet; er hat durch diese edle Thal sich ein bleibendes Denkmal gesetzt. Chemnitz. Hier stehen demnächst die Stadt verordnetenwahlen bevor. Man sieht denselben diesmal mit besonderer Spannung entgegen. Die Stimmen der Sozialdemokraten sind auch dort in den letzten Jahren rapid gewachsen. Bei den letzten Stadt- verordneteuwahlen blieben sie nur mit wenig hundert Stimmen hinter der Mehrheitsliste zurück. Inzwischen ist Alt-Chemnitz einverleibt worden, und dieser Ort allein hat der Stadt 900 neue Wähler zugesührt, von denen wohl mindestens zwei Drittel Anhänger der Sozialdemokratie sein dürften. Dennoch rechnen die Ordnungsparteien, die diesmal geeint vorgehen werden, während sie da» letzte Mal noch mit einer Mehrzahl von Listen auf dem Kampfplatz erschienen, mit ziem licher, Bestimmtheit noch einmal auf den Sieg. Waner, der damals bereits ein 60jähriger Greis war, reitete an jenem Schreckenstage elf Menschenleben aus einem von den Wogen bereit» hochumflutheten und dem Einsturz nahen Hause. Kaum war ihm diese edle RettungSthat gelungen, al» sich Wauer wieder opfermuthig in die Gefahr stürzte, um die ge ringen, sauer erworbenen Ersparnisse einer armen alten Frau, die ihn flehentlich bat, au» der bereit» in allen Fugen krachenden Wohnung zu holen. Wauer, dessen Thal um so mehr zu bewundern ist, al» er selbst von schwächlichem Körper war, erhielt damals die silberne RettungSmünze und ein Ehrendiplom al- äußere Anerkennung für sein todeSmuthigeS Eingreifen. Nie in seinem Leben hat Wauer indessen die Rettungs münze getragen; sein schlichter Sinn war zufrieden damit, daß ihm sein Rettungswert gelungen und daß seine Mitbürger ihn, der Aermsten einen, achteten und ehrten. Auf seinen Sarg aber hatte man ihm jetzt den wohlverdienten Ehrenschmuck gelegt, als wan ihn zur ewigen Ruhe bettete. Manche Thräne aufrichtiger Trauer ist ihm nachgeweint worden. (Fortsetzung de» SLchstschm in der Beilage.) Blatte» «m« sam« Verbreit»