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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das „Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags S Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. srei Haus, bei Postdestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle PostanstalteM und Post boten, unsere Austräger u. . Geschäftsstelle, nehmen zu jederZeitBcst-llungen-nt- Wochenblatt für Wllsdrufs u. Umaeaend gegen. Im Fall- höherer Gewalt, Krieg od. sonstiger > " > Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis : die 8 gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs-- pfennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige, ^orge- schriebene Eischeinungs- tage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wllsdrufs Nr. 6 berucksrcht^t. Anzeigen annahme bisvorm.tOUHr. — - ' Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch) Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 183 — 92. Jahrgang Telepr.-Adr.: „Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden Äi4v Dienstag, den 8. August 1933 Strukturwandel. Sogar in den uns Deutschen keineswegs besonders freundlich gesinnten Schweizer Zeitungen ist ein außer ordentlich anerkennendes Urteil über die energischen Be mühungen und den sichtbaren Erfolg gefällt worden, mit dem in Deutschland gegen die Arbeitslosigkeit vorgegangen wurde und vorgegangen wird. Der Erfolg liegt ja auch auf der Hand. Soeben sind d-ie Zahlen ver öffentlicht worden, die auf Grund der Kranken kasfenstatistik genau sagen, wie groß die Ziffer der wirklich im Wirtschaftsleben stehenden Versicherten ist. Allerdings konnte bisher nur die Zahl für den 30. Juni angegeben werden, — aber auch sie schon beweist, daß die Arbeitslosigkeit in Deutschland von ihrem höchsten Stande Ende Januar bis zu jenem Termin um fast zwei Mil lionen heruntergegangen ist. Man weiß außerdem, daß die Ziffer der 13,378 Millionen Beschäftigten seit Ende Juni noch um ein Be trächtliches gestiegen ist, ferner läßt sich für jene Zahl die erfreuliche Feststellung machen, daß sie seit dem 30. Juni sogar ein recht beträchtliches Stück in die Höhe geklettert ist. „Die Reichsregierung mache alle Anstrengungen, um die Arbeitsnot niederzuzwingen, die in ihrer Totalität dem Volk stärker an die Nieren gehe als alles andere; hierbei zeichne sich eine Umwandlung der wirt schaftlichen Struktur Deutschlands ab, eine Um schichtung seiner Bevölkerung, die soweit als möglich aus dem übersteigerten Industriestaat wieder einen mehr bäuerlich fundierten Staat machen werde", kann man in einem Züricher Organ lesen, das sonst alles mög liche an Deutschland herumzukritteln hat! Der Erfolg im Kampf gegen die Arbeitsnot ist also zweifellos sehr stark, und mit unvermindertem Nachdruck wird dieser Feldzug auch fortgesetzt werden. Nur darf man sich dabei nicht verhehlen, daß er auf besonders große Schwierigkeiten stößt, wenn er sich nun vor allem gegen die Arbeiisnot in den überindu st rialisierten Gegenden Deutschlands, also namentlich im Rhein land und in Westfalen, wendet. Auch hier wurde schon manches erreicht, aber ein wirklich durch schlagender Erfolg kann hier nur sehr viel schwerer und sehr viel langsamer erreicht werden als im Osten Deutschlands mit seinem stärkeren agrarischen Charakter. Wie es im Rheinland und in Westfalen aussieht, wird viel leicht durch eine einzige Zahl drastisch illustriert; durch die Zahl der Bergarbeiter, also einer wirtschaftlich besonders wichtigen Gruppe der deutschen Arbeitnehmer schaft. Dort ist die Gesamtbelegschaft seit 1929 genau um die Hälfte zurückgegangen, — und damals waren im deut schen Bergbau fast 400 000 Arbeiter und Angestellte tätig! Alle Erfolgsmöglichkeiten im Kampf gegen die Arbeitsnot müssen hier natürlich bis ins letzte ausgenutzt werden, und zwar wesentlich unter sozialen Gesichts punkten. Eine wirtschaftliche Belebung konjunktureller Art, also über das Saisonübliche hinaus, ist überall zu spüren, aber noch reicht sie nicht aus, um, wie es irü Osten geschah, die Arbeitslosen gleich zu mehreren Hundert tausend wieder in den Arbeitsprozeß einzuschalten. Wie hier nun vorgegangen werden soll, zeigt sich gerade beim Bergbau recht deutlich: Der gesteigerte Ab satz und die Belebung in der Kohlenwirtschaft soll nicht dadurch ausgenutzt werden, daß im Bergbau die Zahl der Feierschichten heruntergedrückt wird, sondern unter Beibehaltung der bisherigen Beschästigungslage und Arbeitszeit sollen Neu ein stell ungen von Arbeits kräften erfolgen, vor allem natürlich von Familienvätern. Das ist in einem gewissen Umfange auch schon gelungen, endlich ist die Zahl der beschäftigten Bergarbeiter um einige Zehntausend gestiegen und damit über die 200 00s) wieder hinausgegangen. Auch das Landesarbeitsamt Rheinland vermochte für den Monat Juli 13 000 Neueinstellungen für sein Gebiet zu melden. Gemessen an den Schwierigkeiten, die hier dem Kamps entgegenstehen, ein recht beachtlicher Erfolg! Der Geist, von dem dieser Feldzug gegen die Arbeits losigkeit eingeleitel und getragen worden ist, darf und wird nicht erlahmen. In ihm ist Deutschland restlos auf die eigenen Kräfte angewesen. Aber auch hier muß das stolze Wort Hitlers sich schließlich erfüllen lassen: „Wo ein Wille, da ist auch ein Weg!" Empfange bei Hitler. Reichskanzler Adolf Hitler empfing auf dem Ober falzberg den Generalinspektor für den Straßenbau, Dr. Todt, zum Vortrag. Dem Führer wurden dabei einige Pläne vorgelegt, die im Zuge des großen Straßen bauprojekts fertiggestellt wurden. Am Nachmittag empfing der Reichskanzler Botschafter Nadolny zur Be sprechung außenpolitischerFragen, ferner u. a. preußischen Kultusminister Rust, den Staatssekretär im Reichspostministerium Ohnesorge und Staats sekretär Dr. Lammer s. Keine deutschen Vertragsverletzungen groben Bruch diplomatischer Gepflogenheiten darstellt, sondern hat die Bedeutung der Angelegenheit auch von der Gegenseite weit übertrieben. Entgegen den Ankün digungen der sranzösischen Presse sind sich die Mächte in der Angelegenheit durchaus nicht einig geworden. Es ist bezeichnend, daß der italienische Botschafter am Montag sich dem Schritt nicht angeschlossen hat, und daß lediglich eine Aktion der französischen Regierung zeitlich mit einem gleichen Schritt der englischen Regierung zusammenfiel. Der wahre Grund der ganzen Aktion dürfte auch nicht, wie vorgegeben wird, sein, daß hier die Unabhängigkeit eines dritten Staates angetastet wird, sondern der Schrill diente vielmehr lediglich dem Ziel, die österreichische Re gierung in den Augen der Außenwelt und damit auch ihrer eigenen Landsleute zu stärken. Ob das für die Stel lung der österreichischen Regierung vorteilhaft ist, ist aber wohl zu bezweifeln. Schließlich ist sachlich zu bemerken, daß der Vrermachte- pakt keine Möglichkeit bietet, die Angelegenheit eines Partners mit einer fünften Macht zur Sprache zu bringen Der Viermächtepakt foll der Befriedung der Welt dienen, ist aber nicht dazu geschaffen worden, damit Klagen gegen einen der Unterzeichner des Vertrages von den anderen Unterzeichnern erhoben werden. Amerikas Frontwechsel. Keine Hoffnung mehr auf London In Hydepark, dem Sommersitz RoosevelkK, fand eine Konferenz zwischen Präsident Roosevelt und Staats sekretär Hull statt. Sie hinterließ den Eindruck, daß die amerikanische Regierung eine Fortführung der Lon doner Konferenz als hoffnungslos ansieht und, falls die Konferenz noch einmal zusammentreten sollte, die Teilnahme ablehnen wird. Präsident Roosevelt legt jetzt den Vorbereitungen für die panamerika nische Konferenz, die im Dezember in Montevideo stattfinden wird, das größte Gewicht bei. Durch diese Jnteressenverschiebung von Europa nach Süd amerika erhofft Roosevelt die Eröffnung neuer Märkte für die Vereinigten Staaten. Das Staatsdepartement hat zu diesem Zweck bereits eine Sonderabteilung ein gerichtet und Verhandlungen mit Argentinien, Brasilien und Kolumbien ausgenommen. Oer französische Schritt in Berlin. Einmischung in deutsch-österreichischen K o nflik 1 nich t z u l ässi g. Amtlich wird mitgeteilt: Der französische Botschafter hat im Aus wärtigen Amt unter Bezugnahme auf den Viermächtepall zur Sprache gebracht, daß nach Auffassung der französischen Regierung die deutsche Propaganda mit Bezug auf Österreich in gewissen in der letzten Zeit vorgekomme- ncn Fällen mit den bestehenden vertraglichen Bin - dungennichtvereinbar sei. Dem Botschafter wurde erwidert, daß der Reichsregierung eine Anwendung des Viermächtepaktes in dieser Form nicht angebracht erscheine, daß aus deutscher Seite Vertragsverletzungen irgendwelche, Art nicht vorlägen und daß Deutschland daher diese Einmischung in die deutsch-österreichische Auseinander setzung nicht für zulässig halte. — Der englische Geschäfts träger, der nachmittags in der gleichen Angelegenheit vor sprach, erhielt denselben Bescheid. * Die deutsche Auffassung. Zu dem Schritt des englischen und des französischen Botschafters in Berlin wird von unterrichteter Seite be merkt: Die Vorstellungen der beiden Botschafter richten sich gegen die überfliegung österreichischen Gebietes durch Flugzeuge und gegen die Rundsunkübertragungen an das deutsche Volk. Dazu ist zu bemerken, daß nicht sestgestelli worden ist, um was für Flugzeuge es sich handelt. Selbst in den amtlichen Verlautbarungen des Quai d'Orsey ist lediglich erklärt worden, es handele sich um Flugzeuge schlecht erkennbarer Namnalität. Daß man es der deut schen Negierung verwehren will, in Nundfunkvorträgen das deutsche Volk über die Lage in Österreich zu unterrichten, ist völlig unverständlich. Wenn jemand hier Grund zur Klage hätte, so wäre es Deutschland. Man braucht bloß an die Vorträge zu erinnern, die in, Straßburger Sender in deutscher Sprache gehalten werden Weiter ist festzustellen, daß die ganze Aktion von de: Gegenseite mit wenig Verständnis durchgeführt worden ist. Man hat es nicht nur für richtig befunden, die ganzen Sckritte durch die Prelle ankündiaen.zu lallen, was einen Das Recht, deutscher Staatsbürger zu sein Au dem Gesetz über Widerruf der Einbürgerung. Ministerialdirigent Geh. Regierungsrat Hering veröffentlicht im Reichsverwaltungsblatt eine ausführliche Abhandlung zu dem Reichsgesetz über den Widerrus von Einbürgerungen und über die Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit. In dem Artikel wird im wesentlichen folgendes ausgeführt: Der Neubau des Reiches im Sinne der Regierung der nationalen Erhebung erfordert auch einen neuen Auf bau des Reichsvolks. Zu diesem Zweck ist not wendig eine Bereinigung des Reichsvolks von zwei Per sonengruppen, deren eine bei ordnungsmäßigem Verlaus der Dinge nie der Zugehörigkeit zum Reichsvolk hätte teilhaftig werden sollen, deren andere diese Zugehörigkeit durch schweren Verstoß gegen die Pflicht der Treue zu Volk und Reich moralisch verwirkt hat. Die Allgemeinheit hat daher ein Recht darauf, tunlichst bald zu wissen, in wieweit die Einbürgerungen des verflossenen 14jährigen Zeitraums widerrufen oder aufrechterhalten werden. Das Gesetz sieht vor, daß Reichsangehörige, die sich in, Ausland aufhalten, der deutschen Staatsangehörigkeit für verlustig erklärt werden können, sofern sie durch ein Verhalten, das gegen die Pflicht zur Treue gegen Reich und Voll verstößt, die deutschen Belange geschädigt haben. Ein der Treupflicht gegen Reich und Volk wider- sprechendesVerhaltenist nach den Ausführungs vorschriften insbesondere dann gegeben, wenn ein Deut scher derfeindlichenPropaganda gegen Deutsch land Vorschub geleistet oder das deutsche Ansehen oder die Maßnahmen der nationalen Regierung herab zuwürdigen versucht hat. Daß diese Handlungen im Aus land begangen worden sind, ist nicht Voraussetzung für die Anwendung der Vorschrift. Auch wer sie im Inland begangen und sich demnächst ins Ausland verflüchtigt hat, unterliegt der Bestimmung. Indem das Gesetz vom 14. Juli 1933 die Pflicht zur Treue gegen Reich und Volk als gegeben voraussetzt, legt es sie als eine allgemeine staatsbürgerliche Pflicht aus drücklich fest. Es bringt damit in einem entscheidenden Punkt den sittlichenGehaltdes Begriffs „Reich s- angehörigkeit" klar und gemeinverständlich so zum Ausdruck, wie es dem gesunden staatsbürgerlichen Emp finden entspricht. Mitärausstand in Kuba ausgebrochen. Bisher 12 Tote, 150 Verwundete. In Kuba ist ein Militäraufstand aus gebrochen, der wenigstens die Hälfte des Heeres erfaßt hat. Alle Garnisonen wurden alarmiert. Die Erklärung des Belagerungszustandes wird erwartet. Als Opfer der bisherigen Zusammenstöße werden 12 Tote und 150 Verwundete gemeldet. Das bei Havanna gelegene Fort Cabana griff in die Kämpfe ein und feuerte eine halbe Stunde lang aus 7,5-Zentimeter-Geschützen aufdieStadt. * Zu den Unruhen auf Kuba Havanna, 8. August. Der amerikanische Botschafter Welles berief nach seiner Konserenz mit der kubanischen Re gierung und den Vertretern der Opposition die Pressevertreter zu sich und erklärte ihnen, daß die amerikanische Regierung das größte Interesse daran habe, daß die kubanischen Parteien ihre Schwierigkeiten selber lösten. Die amerikanischen Inter essen würden jedoch durch die Ereignisse auf Kuba auf das stärkste betroffen, und die amerikanische Regierung werde nicht untätig Zusehen. Der Botschafter lehnte es ab, Einzelheiten über seine, den kubanischen Parlamentariern gemachten Vor schläge mitzuteilen. Es verlautet jedoch, daß diese Vorschläge drei Punkte enthalten: 30tägiger Belagerungszustand oder sechsmonatige Beurlaubung Machados oder Abdankung Ma chados. * Amerika will auf Kuba Truppen lan-eu. Washington, 8. August. Die Vorgänge auf Kuba beschäftigen nach wie vor das Weiße Haus aufs Lebhafteste. Wie aus hohen Regierungskreisen verlautet, hat Rooesevelt dem amerikanischen Botschafter in Havanna, Welles, völlig freie Hand gegeben. Es wird mit der Möglichkeit gerechnet, daß die Vereinigten Staaten, falls Welles dies für notwendig halten wird, Truppen aus Kuba zur Wiederherstellung der Ord nung landen wird. — Wie aus Havanna gemeldet wird, foll Präsident Machado sich gegenüber Welles geweigert haben, zu rückzutreten. Die Lage hat hierdurch eine wesentliche Verschal- fung erfahren. Nach Auffassung der Washingtoner Regierung bildet Machado das Haupthindernis der Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung auf Kuba.