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MjsW Mbseilmfi. Amts- und Anzetgedlatt für das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeittderath zu Hohnstein. Die „Sächsische (klb°Zcit,ii,g" erschcl», Mittwoch und Soiiiiabcnd und Ist durch alle Pofiaufiallcm sowie durch die Srdcdiiiou dieses Dloiw« sährllch zu beziehen. — Inserate kür das MlttwochSblatt weiden bis Dienstag früh 1) Uhr, für das SonnabcubSblatt spaiestenS bis Freitast , bete»; später tl,.gehende Inserate können erst in der daraus folgende» Nummer Aufnahme findet,. - Auswär,« werde» J»fera,e für die Elbzeckiwg augeiwmmc^ steil» bei Hrn. Hesse, in Dresden in den Annonctu-Bureaur der Herren W. Saalbach und M. Nuschpler, und Ha äsen stein Vogler u. H. l,n g pz st» 56. Schandau, Sonnabend, den t5. Juli 1871. Der Einzug in die Residenz. Ja, daü waren Stunden, wie sie zu sehen nichi jeder Generation beschieden ist. Das grüne staub der dcuischen Eicht, daü dunkle Mooü dcü Waibeö, die Zweige der Tanne, Guirlanden, Kränze, Blumen schmücklrn die Häuser; Fahnen, Standarten, Banner und Flaggen wehten auf Thürmc» und Dächer», an Fenstern und Wänden; Ehrenpforten hier, Triumph, bogen dort; Embleme, Transparente, Teppiche, Dra perien — lnrz. wohin daü Äuge schaute, überall ein wunderbares Meer von Waldcügrün und bunten Farben. Vor Allein prangte in strahlendem Glanze die via triumiffmlm, die gewaltige Siegeüstraßc vom Großen Garten bi» zum Batistener Plaste. Vom Eingänge der Prager Straße marlirten roih gefärbte Masten in halber Höhe mit Schilbern und Fahnen geschmückt und durch Guirlanden verbunden den Weg, welchen die Truppen zu nehmen halten. Zwei mach- tigc Floggenbäumc mit dem eisernen Kreuz im Wi pfel, riefen ihnen das erste „Seid gegrüßt" zu. An der Sidonienstraßc prangte eine gewaltige Ehren- Pforte, in Form eines Baldachin errichtet. Auf dem 50 Fuß hohen Gestmü des Mittelbaues erhob sich der deutsche Reichsadler, von Fahnen und Emblemen umgeben; darunter die Inschrift: „Willkommen!" auf der einen und „Victoria" auf der andern Seite. Recht» und links schloffen reizende Blumenvascn den Millelbau ab. Die 30 Fuß hohen Seitenflügel, da» Trottoir überwölbend, trugen im oberen Theile daü sächsische Wappen, in der Milte Schilber mit den Inschriften: „Den siegreichen Kriegern" — „Dao dankbare Dresden." Mit Draperien von roch und gelben Stoffen ausgcsührt, schwebte im Innern des Mittelbaues ein großes vvalförmigeü Nest und Blumen, daü eiserne Kreuz bedeckend, während die Seitenflügel kreisförmige Blumenncstc enthielten. Weiterhin ziehen sich dreifache Guirlanden bogen förmig über die Straße, die deutsche Kaiserkrone tragend, an welcher unten daü eiserne Kreuz befestigt ist. Nu» folgt quer über die Straße ei» Prachl- tableau Germania, daü Haupt mit einem Eichen- kranz geschmückt, in der Rechten daü Schwert mit der Spitze zu Boden gesenkt und die Saronia zur Seite; in der Linke,i daü deutsche Wappenschild über Elsaß und Lothringen in allegorischen Figuren dar- gestellt, haltend. Darunter die Inschrift: Mil gold'neii Zügen strahlt in der Geschichte, Waü Ihr gelhan für'ü deutsche Vaterland. Die Landhausstraße glich einem Wald von Krän zen und Guirlanden. Der Neumarlt war, so weit ihn nicht Tribünen bedeckten, mit einer Menge schlan ken Masten versehen, von denen Fahnen in allen deutschen Landeofarben Herabwehlen. Vor Allem aber fesselten hier die Aufmerksamkeit die Coloffal- Büstcu dcü Kaisers Wilhelm, rechts davon Moltke, Kronprinz Albert, Kronprinz von Preußen, links Fürst Bismarck, Prinz Georg, Prinz Friedrich Earl und gegenüber dem Kaiser die Büste beü Königs Johann. Abermals durch einen Triumphbogen hin durch führte der SiegeSweg, durch die sehr reich mit Guirlanden überdachte Angnstuüstraßc dem Schloß plaste zu, auf welchem vor dem Finanzgebäude ein reizend decorirter Festbau aufgeführt war. Den Glanzpunkt der viu tnumplmlis bildete aber unstrei tig die Augustuübrücke mit ihrem reichen Fahnen- und Guirlandcnschmuck. Jeder Pfeiler trug einen hohen Mast mit Fahnen, dazwischen flatterten Bänder in allen dculschen Farben von kleineren Kandelabern herab, die mil Kränzen verziert und durch Guirlaw den verknüpft waren. Innerhalb der Pfeiler wiesen bekränzle mit kriegerischen Emblemen gezierte Obelis ken die Schlachten und Gefechte dcS ruhmreich be- endeten Krieges auf. Auf dem höchsten Pfeiler schwebten, gleichsam als idealer Triumphbogen die beiden von N. Henze modrllirlen Victorien. Die eine der beiden Siegesgöttinnen reicht den Einziehen- den zwei goldene Lorbeerkränze, die Andere widmet den Gefallenen einen Lorbeerkranz und Palmcnzweig. Neustadt ließ sich von Altstadt den Rang nicht strci- lig machen; auch hier waren die Deeorationcn über aus reichlich, sinnig und schön. Den Eingang zur Hauptstraße eröffneten zwei prachtvolle 52 Fuß hohe Siegessäulen, deren obere Gesimse durch ein golde nes Blumcnnrst verbunden wurden. Auf dem obe ren Theil der schlanken Säulen umflalterlen Fahnen allerlei kriegerische Embleme, in GypS auSgeführl; weiter unten prangten Schilder von getriebener Kkcmpncrarbcil mit entsprechenden Inschriften, und daü ganze Kunstwerk ruhte auf einer Basis von nur 2 Ellen Breite, welches dem schlanken Bau etwa« Kühnes JmponirendcS verlieh. Von hier auS reihen sich nun der Hauplstraße entlang abermals Masten an Masten, mit Guirlanden verbunden und von flat ternden Fahnen umweht. Zwischen ihnen paradiren als SicgcSlrophäen auf beiden Seiten 08 franzö sische Geschüste: Kanonen, Mitraillcusen und Kugel- lpristen. Die Heimkehrenden finden nochmals die Mündungen auf sich gerichtet, aber statt Kugeln ra- gen Blumensträuße auü ihnen hervor. Der Bautz, ner Plast ist mit zahlreichen, sehr geschmackvoll auü- staffirten Tribünen bedeckt, unter denen sich daü über aus prächtige Zelt Sr. Mas. des Königs Johann hervorhebt. Den Schluß der viu. triumphal,'» bck- bel eine große Ehrenpforte am Ende dcü Baustner Platzes. Sr. Majestät der König erschien Vormit tags lt Uhr an der Spitze der Truppenausstellung und beauftragte den General Mombec, den Truppen bekannt zu mache», daß Se. Majestät Kaiser Wil helm den Kronprinzen Albert von Sachsen zum Feld marschall ernannt habe, und überreichte zugleich Letz terem den Marschallostab. Ein unbeschreiblicher Hur- rahfubel seilens der Truppen und der ungeheuren Zuschauermengc erfüllte die Lnst. Vor Eröffnung des Zugeü fand unmittelbar am Großen Garten die Bekränzung der Fahnen und Kanonen durch Ehren- jungfrauen stack und Herr Hofrath Ackermann hielt eine Ansprache. Nachdem die Ausstellung deü Mili tärs programmmäßig beendet und Se. Mas. König Johann die Fronten abgeriitcn, begann nach 1l Uhr Vormittags der Einmarsch. Voran ein impo santer Nciterzug auü Stabt und Landschaft, geführt von Herrn Nerhoff von Holderberg; hinter ihnen eine Anzahl nicht eingrthrilter Generäle, an deren Spitze Generalleutnant Fehr, von Hausen rill; dann Se. lönigl. Hoheit der Kronprinz Albert, geschmückt mit dem Feldmarschallüstab und umgeben vom Ober- commandv der Maas-Armee. Hierauf folgte ein Feldgendarmcric-Detachement incl. Eiappcngcndar- merie, die Cavaleriestabswache, Sc. königliche Hoh. der commandirendc General Prinz Georg, die Offi ziere des GcneralcommankoS und dann die Truppen in folgender Ordnung: Die erste Infanterie-Division Nr. 23, die Cavalcric-Division, die CorpSarlillcrie, die Deputation der Colonnenabtheilung, der Stab des Trainbataillons, die Deputation des TrainS, Vic Deputation der Fcldlazareihe, welcher sich Geistliche und freiwillige Krankenpfleger angefchlvffen batten, die Deputation der Provianicvlonnc und die Depu tation der Feldpost. ES war ein imposanter Sic. geozug! Alle Musikcvrpü spielten, die Fahnen weh ten, alle Häupter entblößten sich, tausend und aber lausend Hule und Tücher wurden geschwenkt und mit brausendem Hurrah- und Jubelruf begrüßte daü unübcrsrhbarc Publikum die einziehenben Sieger. Sic alle kamcu im fclbmäßigcn Anzuge, Tausende von ihnen hauen grüne Lorbecrkränzc in der Hand, um den Hel,u, auf Gewehr, am Säbel und Sattel, in hohen Fcldsticfcln, bestaubt, markige Gestalte» mit wct- lcrgebräuntc» Gesichtern in zwanglosem Marsch, jedes Regiment, jedeü Bataillon aus'ü Neue umsubcll! Die Krieger erwiderten die lauten Grüße, die Sä bel senkten sich, die Gewehre werden geschwungen, unaufhörlicher Jubelton erfüllt die Luft und macht die brennende Sonncnglnth des wolkenlosen Himmels vergessend. So ging es vom südlichen Ende der Pragcrstraße über die Watsenhauüstraße, den Dohna- Plast, die Johannisstraße, die Landhauüstraßc bis zum Neumarll, woselbst die Begrüßung durch den Bürgermeister Pfotenhauer Seitens der Stadt cr- folg". Ta.qes.qcschichte. Tocjijcn. Schandau. Die am 13. Juli auügegcbcnc 12. Nummer der hiesigen Babclistc weist 230 Parteien mit 666 Personen nach. — Am 12. d. M. ertrank beim Baden in der Elbe der 12sährige Sohn der Willwc Müller auS Rathmannsdorf. Wenn dergleichen Unglück m jung- ster Zeit recht oft vorgekomme», so ist eü namentlich auch der Dreistigkeit znznschreiben, mil welcher Kin der diesem Element sich anvcrtraucn, oder in dessen Nähe spielen. Fast täglich ist wahrzunehmen, daß Kinder aus dem hier befindliche» Flvßwcrk herum- Ihringen oder von da auü weit vergeb,'ickt angeln, wobei durch den Wellenschlag der Dampiswiffe ein Abgleitcn leicht möglich ist; eine Rettung ist dann deshalb unmöglich, weck der Strom sein Opfer so fort unter daü Floßwerk zieht, worauü auch der beste Schwimmer sich dann nicht immer reiten kann. Al len Aeltern ist daher anzurathe», ihre Kinder vor solchen Wagspielen zu warnen, um dadurch großem Unglück vorzubeugcn. Die oderwähmc arme della- gcnüwerthc Mutter-tröste Goll! — Dao Programm zu der viel besprochenen Ertrafahrt nach Wien ic. (s- Jascral) bringt alles WlsscnSwerthe über diese schöne und billige Reise, die anch ad Wien jedem Touristen mancherlei Vor- theilc dielet. Wir machen hier noch bcsondcrü da rauf aufmerksam. Dresden, 12. Juli. Durch eine Deputation der meißnischen Krcioständc ist vorgestern, dem Tage vor dem Einzüge unsrer Truppen, unter einer An sprache dcü lrciSvorsitzcndctt Standes Sr. lönigl. Hoheit dem Prinzen Georg der demselben als Eh rengabe seilen der allgemeinen Stände beü meißner Kreise» grwibmclc kostbare Säbel überreicht worden. Se. kömgl. Hoheit geruhte denselben huldvoll anzu nehmen und hat ihn auch bereit» auf dem Ballfcstc bei Sr. Erccllcnz dem Herrn Kricgüministcr getragen. — Da» „Dr. I." dringt folgenden „Tagesbefehl" am 11. Juli 1871. Soldaten! Nach siegreich voll- brachten! Kampfe heiße Ich Euch herzlich willkommen im Vaterlanbc. In mancher heißen Schlacht unter vielfachen Beschwerden und Mühsalcn habt Ihr Euch auf'S Ncuc als treffliche Krieger bewährt und im Verein mit allen beulschcu Slämmcn wcsenllich dazu beigclragen, daß da» gemeinsame Vaterland gegen eine» ungerechten Angriff geschützt und ein ruhmvol ler Friede errungen worden ist. Die umsichtige und lriegSkundigc Leitung Euerer Führer, die treue Pflicht erfüllung in allen Graden, die Tapferkeit und Aus dauer der sächsischen Truppen hat da» Anerkenntnis) aller Euerer Kampfgenossen und de» höchste» Füh rers des deutschen Hccrcü erlangt, lind auch in Fein desland habt Ihr den Ruf der Mannüzuchl und Menschlichkeit zurückgclaffeu. Empfangt dafür Mei- ncn Dank. Zwar haben wir manchen herben Verlust zu beklagen, aber der Gedanke erhebt un», daß die aiif dem Felde der Ehre Gebliebenen für eine gc. rechte und heilige Sache gefallen sind. Ihr aber die Heimgckehrtcn genießt die wohlverdiente Ruhe und die errungene,, Lorbeeren in der Mcklc der Eurigen. Johan n.