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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.05.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120516018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912051601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912051601
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-05
- Tag 1912-05-16
-
Monat
1912-05
-
Jahr
1912
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1912. g-. er Mi t. en Landtag n Szene, sich schwere >n Recht unter dem wobei der nicn zuricf: > tspara - Wien. einer Mei re mit gro rfter in Ernennung erfolgen. sterunz Hai r Dumain: rzufchlagcn. -nnung Du »lis. in öOO hier u f ist hier Aufruf, der stvilisation" ichner ihren ihr pcrsön- ndes wahr einem Tele r o sind die i, die dos »eda nertei 26. und 27 :den. Die .chnet. Der merkten Ver sippi. ffurch einen ördlich von itmeilen bc vetterwartc ai. eraturände- rrter- und hwindendcr lelsfärbung rrot. ai. Erd- Müdost :n kordwest 9! : West 19; »«» di« V»tz: I»n«rhald Deutschland» >»d de» dentschen Kolonien oierteltährl. d.« Ml., monatl. I.ru «r. auofchi. Poftbeftellaeld. genier in Belgien Dänemark, den Donanftaaten, Italien, Luiemdura, Niederlande, Rar wegen, Oenrrretch. Ungarn, Rußland. Schweden und Schwei». In allen übrigen Staaten nur direkt durch die Geschäfte stell« de» Blatt«» erhältlich. Da» Leipziger Tageblatt «rschetnt r»ai täglich. Sonn» ». Feiettag» nur morgen». 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Druck und Verlag o,u Fische» L Dürste» Inhaber: Paul Dürsten. Redaktion und Seschäft»st«ll«: Iodannirgasse ft. Haupt »Fillal« De«»d«»: Eerstratze i. I (Telephon Eli. Nr. 248. Vminersts-, aen lS.Msi >sl2. 106. AshrgSNY. 34 Seiten IE- Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt 10 Seiten, die vorliegende Morgennummer 24 Seiten, zusammen Dss Wichtigste. * Der Reichstag hat in seiner gestrigen Sitzung die zweite Lesung des Marineetats begonnen. (Siche Bericht S. 9.) * Die Sächsische Erste Kammer hat sich in ihrer gestrigen Sitzung mit Petitionen und Etatkapiteln beschäftigt. (Siehe Be richt S. 9.) * Staatssekretär a. D- Wermuth wurde in der gestrigen Sitzung der Berliner Stadtverordneten zum Oberbürgermeister von Berlin ge wählt. * Bürgermeister Dr. Schwander lässt durch das Wolffsche Telegraphenbureau eine Erklärung zum Ausspruch des Kaisers veröffentlichen. (S. Letzte Dep) * Der belgische Gesandte in Berlin Baron Greiudl ist zurückgetrcten. (Siehe Letzte Dep. S. 3.) * Theateranzeigen siehe Seite 23 und 24. Das Schmerzenskinü. —n. Wenn man Elsaß-Loth ringen das Schmerzenskind nennt, soll man sofort hinzu fügen, daß, die Kinder der Schmerzen die Kinder der heißesten Liebe zu sein pflegen. Dos Wort enthält also keine Unfreundlichkeit gegen das schöne Neichsland und seine Bewohner. Die Teil nahme für die elsahk-lothringischen Dinge ist in letzter Zeit zweifellos gestiegen. Die reichslän dische Bcrfassungsreform hat Nltdeutschland ver anlaßt, die politischen Einrichtungen des Reichs landes zu studieren und sich eine Ansicht über ihre Weiterbildung zu verschaffen. Altdeutsche Po litiker, wie der württembergische Nationalliberale Prof. Hiebcr und der damals gleichfalls einen württcmbergischen Wahlkreis im Reichstage ver tretende Fortschrittler Naumann sind in das Land gereist und haben sich an Ort und Stelle ein Bild davon zu verschaffen gesucht, wie es in den Köpfen aussieht. Wir nennen zwei liberale Abgeordnete, weil ihre Reisen zufällig zur Kennt nis gelangt sind, sind aber überzeugt, daß auch konservative und Zentrums-Politiker die Fahrt über den Rhein gemacht haben. Für alle Par teien kam es, außer dem nationalen Interesse, darauf an, enge Beziehungen zu den ihnen am nächsten stehenden politischen Kreisen und Or ganisationen des zu stärkerem politischen Eigen leben berufenen Landes anzuknüpfen. Soeben erst hat die elsässische Fortschrittspartei auf ihrer konstituierenden Vertreterversammlung zu Straß burg in erfreulicher Weise den politischen und parteipolitischen Anschluß an das Reich bekräf tigt; der ehemalige Demokrat Rechtsanwalt Kunz hat dabei die aufrichtige, ehrliche Zustimmung zum Anschluß an das Reich betont, der Partei vorsitzende, Landtagsabg. Georg Wolf den Reichs gedanken als selbstverständliche Grundlage der Partei bezeichnet. Manchmal haut der Altdeutsche bei Beurtei lung politischer Vorgänge des Reichslandes er heblich daneben. Selbst von dem Sinn der Ver handlungen und Beschlüsse des neuen, in zwei Kammern gegliederten Parlaments, gewinnt er nicht immer ein richtiges Bild. Wenn dem Alt deutschen die ZorneSoder schwillt, so sagt der Kenner der Verhältnisse, auch vielleicht der elsaß- lothringische RegierungSvertreter, daß diese und jene Handlung anders zu verstehen fei. Die obersten Beamten der elsaß-lothringischen Re gierung, so der Staatssekretär Zorn von Bulach und der soeben durch die Verleihung des höchsten Titels ausgezeichnete UnterstaatSsekretär Mandel sind manchmal wegen all zugroher Milde und Nachgiebigkeit gegen populäre Strömungen oder Parteien angegriffen worden. Das gibt eine er höhte Bürgschaft dafür, daß, wenn jetzt die elsaß- lothringische Regierung einen energische« Ton für angebracht hält, vollwichtige Gründe vorhanden sind. Es ist nicht nötig, die einzelnen Vorgänge, die der jüngsten Vergangen heit angehören, nochmals ausführlich zu er örtern ; wir erwähnen nur: den Vorstoß gegen die Kaiserjagd in Haslach, der durch den Verzicht des Kaisers gegenstandslos wurde, gegen den kaiserlichen Gnadensvnds, gegen die Repräsen tationsvergütung des Statthalter» und gegen den Polizeifonds, endlich den Beschluß de» Landtags zugunsten der deutschfeindlichen Treibereien in der Grafenstader Mk^chiMustchr« b«« Jo I wirkte der Protest des Landtags gegen die Re gierung. Zum Teil fanden die Vorgänge ein gc- unsses, manchmal sehr erfreuliches Gegengewicht durch Stimmen, die in der zweiten oder ersten Kammer des Landes selbst ertönten, zum Teil konnte man sich bemühen, es mit einer milderen Auslegung zu versuchen; gegenüber dem letzten Falle mit Grafenstaden schienen aber solche Ver suche zu versagen. Jedenfalls mußte der Wunsch entstehen, daß nun endlich einmal diese Wege verlassen würden. Der Kaiser selbst war es, der in Hlesprächen wahrend des Mahles beim Staatssekretär Zorn von Bulach das Halt! geboten hat. Der genaue Text seiner Worte ist unbekannt; daß sie energisch und bestimmt waren, ist ausgemacht. Gegenüber dem Einwande, daß die angedrohte Aufhebung der elsaß-lothringischen Verfassung der Zustim mung des Bundesrats und des Reichstags be dürfe, verdient darauf hingewiesen zu werden, daß in dem verhältnismäßig glaubhaftesten Be richte dem Kaiser von vornherein zugeschriebeu war, er hätte im Plural, also mit „wir", ge sprochen. Ist es so, so bedeutete das kaum den sogenannten Pluralis majestaticus, den der Kaiser gesprächsweise nicht anzuwcnden Pflegt, sondern die Zusammenfassung derjenigen Faktoren, die Grund haben, über die elsaß-lothringischen Vor gänge Unmut zu empfinden; wenigstens hätte diese Auslegung psychologisch nichts gegen sich. Zu den angedeutetcn Faktoren gehört ein gut Teil der öffentlichen Meinung Altdeutschlands, und, soweit die Gesetzgebung in Betracht kommt, Bundesrat und Reichstag. Alle diese Faktoren — im Reichstage jedenfalls ein großer Teil — sind der Ansicht, daß es so nicht weiter gehen darf. Um die Sachlage ganz zu verstehen, muß Man sich vergegenwärtigen, daß der Kaiser zum Besuch im Lande tveilte, also trotz der vor hergehenden Ereignisse auf diese Reise nicht ver zichtet hatte. Ein solcher Besuch pflegt sich in fest lichen, freudigen Formen zu vollziehen, und es konnte der Eindruck entstehen, gewisse elsaß- lothringische Politiker könnten sich benehmen, wie sie wollten, nach einer gegenseitigen freundlichen Begrüßung wäre alles wieder in Ordnung. Die oppositionellen Elemente hätten sich geradezu darauf berufen können, daß der Kaiser offenbar nicht übelnähme, was die elsaß- lothringische Regierung verwerfe und bekämpfe. Dem ist ein Riegel vorgeschoben worden. Es ist der elsaß-lothringischen Bevölkerung offen gesagt tvvrden, daß die oppositionellen Politiker ihre Bahnen verlassen und künftig, in Sein und Schein, nicht in Gegensatz zu den Erforder nissen treten dürfen, die man an eine Bevölke rung stellen muß, die unauflöslich mit dem Deut schen Reiche verknüpft ist. Man war dazu in Gegensatz getreten. Besonders unvereinbar aber war das Verhalten, mit dem Wunsche, ein voll berechtigtes Glied in dem auf deutscher und mon archischer Grundlage beruhenden deutschen Bun desstaate zu werden. Es ist zu wünschen, daß nun die Selbstbesinnung nicht lange auf sich warten läßt! * Dsm Reichstag ist folgende kurze An frage des Abg. Colshorn (Welfe) zuaogangen: Ist dem Herrn Reichskanzler der mrtchentisthe Wortlaut der Kundgebung des Kaisers vom 13. Mai an den Bürgermeister von Straßburg, Dr. Schwander, be kannt, welche die eventuelle Aufhebung der elsaß- lothringischen Verfassung und di« eventuelle Ein verleibung Elsaß-Lothringens in Preußen zum Gegenstände gehabt haben soll? Ist der Herr Reichs kanzler in der Lage, dem Reichstage den authenti schen Wortlaut der kaiserlichen Kundgebung bekannt zu geben, und übernimmt der Herr Reichskanzler die verfassungsmäßig« Verantwortung dafür? Mttenlwrlsge orr üem Reichstage. Von Generalleutnant z. D. E. v. Siebert, M. d. R. Ebenso wie die Heeres Vorlage, so hat aucb „die Novelle zu den Gesetzen betr. die deutsche Flotte vom 14. Amt 1900 und ö. Juni 1906" den Reichs tag in der Gebelaune angetroffen. Hatte die Budget- konnnrssion bei jener nur einig« Landwehrinspekteur stellen gestrichen und di« geforderten Oberstleutnants tu Major- umgetoandelt- so hat die Flottenvorlage die Kommtsston ganz unbeanstandet passiert. Allerdings war hier auch bet« besten Dillen «SchtS zu streichen; oeun die Forderungen find so bescheiden, so notwendig und so langfristig, daß jeder den Wunsch haben wird, lieber htnzuzufügeu als etwa» abzunehmen. Der bedenkliche Mangel, daß von 58 großen Schiffen (38 Linieiq chiffeu und 20 großen Kreuzern) nur 21 zur Verfügung sichen, wenn die Reserveflotte nicht rechtzeitig bereit gestellt werden kann- und der zweite llebelstand, daß nn Herbst jeden Jahres die Reservisten- d. h. «in Drittel der Besatzung, entlassen und die Rekruten erst ausgebildet wecken müssen, nötigen dringend rum Bereitstellen von mehr Schiffen. Die» soll du«b sofortige Kriegsbereitschaft eine» Leiv der Rrfeüufhrtte- de» dritte» 2eWchaderO^ prcheffgrt Es sollen nunmehr umfassen: die aktive S chl a ch t fl o t t e: sämtlich in Dienst die Ncscrveschlachtflotte: 2 Linienschisfgeschwadcr -- 16 Schiffe, j davon h« 4 große Kreuzer, in Dienst 12 kleine Kreuzer, j gestellt endlich die Auslandflotte: 8 große Kreuzer, 10 kleine Kreuzer. Um das dritte aktive Geschwader zu bilden, sollen ein bisheriges Rescrve-Flottenflaggjckstff und vier bisher als Materialrescroe geführte Linienschiffe hcrangczogen und drei neu gebaut werden, leider mit den Jahren 1913, 1916 und 19?? für die Stapellegung. Das nennt man Zukunftsmusik! Selbstverständlich muß entsprechend der stärkeren Indienststellung die Zahl des Personals in allen Dienstgraden verstärkt werden. Es werden deshalb in Jahresraten angefordert bis zum Jahr 1920 insgesamt: 433 Seeoffiziere, 116 Ingenieure, 17ö Sanitätsoffiziere und Personal, 119 Zahlmeister usw. und 14 3l0 Mannschaften. Abgesehen von der Hinausschiebung der Endfristen dieser Verstärkung auf das Jahr 1920 könnte man sich dieser Maßnahmen durchaus erfreuen, wenn nicht ein Teil der Flotte dabei gar keine Erwähnung fände, nämlich die Panzerkreuzer. In dieser Schiffskategorie aber liegt die Schwäche, ja, man muß sagen, die Misere des deutschen Flottcnbaucs. Die Flotte soll haben: 20 große Kreuzer; sie besitzt aber nur 14 (einschl. der im Bau befindlichen), nämlich: die 4 der Prinzenklasse zwischen 8900 und 10 700 Tonnen, die 5 von „Roon" bis „Blücher" zwisci>en 9500 und 15 800 Tonnen, 5 neue (v. d. Tann, Moltke, Goeben, Seydlitz und K.) zwischen 19 000 und 23 000 Tonnen. Von diesen sind'2 noch im Bau bzw. Ausrüstung, also nur 12 zur Verwendung bereit, die älteren 6 überhaupt gar nicht mehr zu rechnen. Da nun nach dem eingangs angeführten Programm 20 große Kreuzer für Schlacht- und AuSlandflotte unbedingt erforderlich sind, so klafft hier eine gewaltige Lücke, und es ist begreiflich, wenn der Deutsche Flotten verein mit iminer vermehrter Sorge auf dies sclpvcrc Manko hinweist. Wir werden uns an den Gedanken gewöhnen müssen, daß über kurtz oder lang auf diesem Gebiet neue Forderungen an den Reichstag l>crantrcten werden. Der Bauplan für die Kreuzer ist unverändert geblieben, von 1912 bis 1917 wird jedes Jahr nur e-n großer Kreuzer auf Stapel ge legt, d. h. die normale Zahl kann erst 1920 erreicht werden. Die großen Kreuzer bleiben somit das Sorgenkind des deutschen Volkes. Den Unterseebooten wird große Aufmerksamkeit geschenkt; es werden nur solcl-e für lange Seedauer hergestellt, und die Zahl vermehrt sich in erfreulicher Weise. Endlich ist noch das Luftschiff zu den Auf- Gärungsmitteln der Marine getreten und Wick in diesem Jahre noch zur See erprobt werden. Das Ausland wird sich baß wundern iiber die Bescheidenheit dieser Vorlage. Selbst der miß günstigste Brite muß anerkennen, daß die deutsche Flotte bei solch langsamem Wachstum keine Angriffs absichten in sich zu hegen vermag, nnd das; Albion ruhig schlafen kann. Am Dienstag stand die Flottcnvorlagc im Plenum zur Beratung. ES war der dringende Wunsch aller bürgerlichen Parteien, das; die Vorlage ohne jede Debatte angenommen würde. Tie Sozialdemokratie schloß sich selbstverständlich diesem Wunsche nicht an, sondern entsandte Herrn Bernstein und Vogtherr auf die Tribüne, um die Vorlage zu bekämpfen. Tllleckings spracl>en sic über ganz andere Tinge, aber sie hielten das Haus und seine Verhandlungen stundenlang hin, und das ist ja der Zweck der Sache! Kaum war der letzte Ton dieser langweiligen Reden verhallt, so wurde die ganz« Vorlage gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und der Polen an- genommen. Hoffentlich wird das Ausland diese Sprache des Deutschen Reichstags verstehen. 1 Flaggschiff, 3 Linicnschiffgesclstvader — 24 Schiffe, 8 große Kreuzer, 18 lleine Kreuzer, DeuW-englMe Beziehungen lvnlt unü jetzt. Der „Dailv Telegraph" bringt über vergangene deutsch-englische Annäherungsversuch« Mitteilungen, welche nicht bloß durch ihre genaue Quellenangabe (Briefe o. Holsteins) Vertrauen erwecken, son dern auch durch ihr Zusammenstimmen mit dem über die Zeitumstände ihrer Datierung Bekannten. Es handelt sich um drei solche Phasen, bei denen von deutscher Seit« Anregungen zu einem näheren Ver ständnisse ausgegangen sern sollen. Die beiden ersten fallen in di« Regierungszeit Kaiser Wilhelms I. und die Kanzlerschaft Bismarcks. Indessen möchten wir an der Genauigkeit des ersten Datums einen kleinen Zweifel äußern. Fürst Bismarck soll also während des Berliner Kongresses im Jahre 1878 in einer Unterredung mit Lock Beaconsfteld diesem einen deutsch-öster- reichisch-englischen Zusammenschluß gegen Rußlands Bestrebungen im nahen Oriente vorgeschlagen haben, der englische Premier aber sich eine einjährige Be denkzeit ausbedungen haben, um die öffentliche Mei nung seines Landes erst vorzubereitrn. Im Ver laufe dieses Jahres sei er dann durch den Ausfall der Neuwahlen zu Fall gekommen, und oei der deutsch feindlichen Richtung feines Nachfolgers Gladstone der Plan damit ins Wasser gefallen. Hier stimmt schon nicht, daß Disraeli tatsächlich noch IN Jahr nach dem Kongresse im Amte blieb. Aber auch innere Gründe machen solch« deutsche Anerbietungen wäh rend der Kougreßwochen unwahrscheinlich: auf deutscher Seit« war di« scharfe Zuspitzung des Gegensatzes zu Rußland damals noch nicht einaetreten; aber England hätte mit beiden Händen nach der russenfeindlichcn Verbindung zugegriffen, -ch» « ZM und wahrend des Kriegsjahre« 1877 ver ¬ geblich erstrebt hatte. Alle Unebenheiten der Er zählung lieben sich aber mit einem Schlage, sobald inan ihren Inhalt in das folgende Jahr 1879 setzt, an dessen 15. Oktober das feste deutsch-öster reichische Bündnis unterzeichnet wurde, dessen Zustandekommen Lord Salisbury schon am nächsten Tage mit solcher Wärme im Oberhausc begrüßte. Noch tlarcr ist der Znsammcnhang bei dem zwei- t e n Anträge Bismarcks i in Jahre 1887. Aus dein Zarcnthrone saß nunmehr der dritte Alexander, dessen Gesinnungen gegen Deutschland niemals ein Geheim nis gewesen sind und noch mehr als durch russische durch dänische Interessen ungünstig beein flußt wurden. Inzwischen war der Drei bund zu stande gekommen, und Bismarck forderte jetzt, wie der „D. T." bcrick'let. in einem Privatbriefe Lord Salisbury zum Eintritte in diesen auf. England aber, sich selbstgefällig spiegelnd im Strahle seiner berühmten „Splendid isoiatlon", lehnte jetzt ab, „um nicht in kontinentale Berwicklungen hineingezogen zu werden". Der dritte Fall spielt endlich unter der Negierung des jetzigen Kaisers und der Neichskanzlerschaft des Fürsten Bülow, im Jahr« 1901. Damals will Herr v. Holstein selber der Schreiber des wie der an Lord Salisbury gerichteten Privatbriefes gewesen sein, in dem abermals an England die Auf forderung zum Anschlüsse an den Dreibund ge richtet wurde. Ja, er sott sogar angeregt haben, Japan, das zu jenem Zeitpunkte noch nicht mit England in Allianz stand, als fünfte Macht an diese Koalition anzugliedern. Aber Holstein weist selber aus gewisse Bedenklichkeiten hin, die von Oesterreichs auswärtigem Minister Grafen Goluchowski zu erwarten seien: waren es doch die Jahre der Politik von Mürzstcg, die ein österreichisch-russi sches Einvernehmen in den Balkanfragen zum Leit motiv gemacht hatte! Man kam aber gar nicht da zu, diese Klippe erst umschiffen zu müßen, da angeb lich das ganze Vorhaben an dem Einsprüche des Fürsten Bülow gescheitert ist, der, nach dem Be- rickfte, gerade einen vollständigen Frontwechsel voll zogen habe. Wahrscheinlich liegt hier die Sache wesentlich anders. Vermutlich hat sich diese Episode im Jahre 1901 zwischen der Kaiserfahrt ans Sterbe lager seiner Großmutter im Januar, die starke Sympathieäußerunacn des englischen Volkes zutage brachte, und dem Todestage der Kaiserin Friedrich, dem 5. August, abgespielt und ist von vornherein ohne rechten Ernst, um äußerlich Wünschen der schwer kranken Kaisersmutter entgegenzukommen, einge leitet gewesen. Inzwischen haben sich nun aber die Beziehungen der Mächte so wesentlich gewandelt, daß die gegen wärtigen Verständigungsbestrebungen mit jenen älte ren Bemühungen, England in das mitteleuropäische Bündnissystem hineinzuziehen, gar keine Aehnlich- keit mehr besitzen. Ist auch nicht anzunehmen, daß Bismarck in der Absicht England hat gewinnen wol len. um den defensiven Charakter des Dreibundes in einen offensiven umzugestalten, so hat sich doch England durch seine Entente mit Frankreich jetzt so stark in einer den Fricdenszwecken des Drei bundes zuwiderlaufcnden Richtung festgeliegt, daß an dieser Stelle erst ein außerhalb des unmittel baren englischen Willens liegendes Hindernis hin weggeräumt werden müßte, welches vordem nicht bestand. Man braucht nur flüchtige Blicke in die französischen Zeitungen zu werfen, um die schweren Besorgnisse zu erkennen, welche dortzulande sich in stinktiv an jedes Zeichen einer deutsch-englischen An näherung knüpfen. Jede Zeile verrät, wie wenig aufrichtig in Paris alle Phrasen vom friedlichen Charakter der Entente gemeint gewesen sind. Daß aber England sich, wenn die Unmöglichkeit eines Nebeneinandcrbestehens seiner deutschen und seiner französischen Freundschaft Herausstellen sollte, sich zur Abschiittlung dieser Fessel entschließen sollte, dafür fehlt zurzeit noch jedes Anzeichen. Und was die Vergangenheit betrifft, so mag es bei zahlreichen Gelegenheiten Ursache empfangen haben, seine frühe ren Staatsmänner versäumter Gelegenheiten anzu klagen. Wir erinnern nur an die dem Jahre 1887 nahe vorangegangene afghanische Krisis, in der ein im Jahre 1879 zustandegekommencs enges Einvernehmen mit Deutschland gewiß gute Dienste geleistet haben würde. c. o. Mittellmnüskrsgen. Am 11. Mai tagte in Dresden der Landes vorstand der Mittelstands-Vereinigung im Königreich Sachsen. In der Sitzung wurden folgende Ent schließungen angenommen: Ueber die Errichtung einer Zentral abrechnungsstelle für das Königreich Sachsen: „Der Landesvorstand der Mittelstands-Vereinigung stimmt ohne Einschränkung allen Schritten zu, die bis her in der Frage der Bekämpfung des Borgunwesens unternommen wurden. Der König!. Staatsregierung und den Ordnungsparteien des Landtages sowie der Konferenz der sächsischen Gewerbekammern spricht er Dank und Anerkennung aus für das groß« Wohl wollen, mit dem sie diese für den gewerblicl;«» und kaufmännischen Mittelstand so wichtige Angelegenheit gefördert haben." Näheres über den Plan wird in einer demnächst erscheinenden Denkschrift bekanntgegebcn. Zur Gemeindesteuer-Reform wurde fol gende Entschließung einstimmig gefaßt: „In der Frage der Reform der sächsischen Ge meindesteuern schließt sich di« Mittelstands-Ber-' einigung im Königreich Sachsen ohne Einschränkung den hierauf bezüglichen Beschlüssen der Sächsischen Gewerbekammerkonferenz an, die durch eine Eingabe des derzeitigen Vorortes der sächsischen Gewerbe kammern am 17. Februar der Zweiten Kammer zur Kenntnis gebracht worden find. Ferner richtet die Mittelstands Vereinigung an die hohe Ständcoersammlung die dringende Bitte, den von einer Zufallsmehrheit der Gesetzgebungs deputation der Zweiten Kammer angenommenen An trag, nach dem eine Umsatzsteuer auf Großbetriebe im Kleinbandel nicht erhoben werden darf, unter allen Umständen äl^ulehnen, da der selbständige
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