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WnMMWMM Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich HeM-MM für Löhndorf, MW, Zernsdorf Morf St Wim, Leinrichsorl, Kariem und Mlsm. Aurtsblutt für den Stadtrat zn Lichtenstein. Nr. 286 Kernsprech-Ans chlutz - — »3. Jahrgang. ——-— Freitag, den 11. Dezember Lelegrammadreffe: T a g e b l a 1t. 1903. Diese« «latt «rsHettit täglich (cutzer Lar,»- und ^dsnd» «ür den folgenden Log. S-r.rteljavrlicher B-iugsprei« l Mk. 2b Pfg., ourch di- Post bezogen 1 Mk 50 Pf. — Unzelnk Nun.-er 10 Pfennige — PejLeUuns«, ueqme« -ruß« der L^peditlon n Lichtenstein, Zwickauerstraße SS7, »ür llmsilt. Vostvnstnlien, Postboten, sonn- die Auönager entgegen. Ins ;r ot» «erden le t.n'g-'pe',, -,e<l- oder der,»! Roum l Pfennigr». ber-änc' - »nnvdme der In,era,e iSotich bi« Ip^testens vormittag IN Uhr. — Im „Amtlichen Teil" , 'ird die zweispaltige Zeile oder deren Raum mit 30 Pfennigen berechnet. Für auswärtigen Inserenten kostet die Sgesvaltene Zeile 15 Pfennige. — Bekanntmachung, die diesjährige Stadtvecordneten-Wahl betreffend. Das Ergebnis der am 8. d. M. erfolgten Stadlverordneten-Ergänzungs- rvahl wird nachstehend bekannt gemacht. Die Wahlliste zählte 382 ansässige und 358 unansässige 740 stimmberechtigte Bürger. Von diesen haben 230 Ansässige, 271 Unansässige 501 ihr Stimmrecht ausgeübt. Wieder- bezw. neugewählt wurden Herr vr. meä. Ernst Zürn mit 299 Stimmen, „ Kaufmann August Niehus ,, 243 ,, „ Fabrikant Eduard Vorsprechec „ 213 „ ass Ansässige, Herr Rentier Theodor Arnold mit 263 Stimmen als Unansässiger. Die nächstmeisten Stimmen erhielten von den Ansässigen Herr Schankwirt Hermann Körbs (210), „ Bauunternehmer Carl Köcher (198), „ Schuhmachermstr. Joh. Chr. Friedrich Dürr (100), ,, Fleischerobermeister Schubert (89), „ Weber Hofmann (83), und von den Unansässigen Herr Wirker Fritz Junghänel (103), ,, Webermeister Eduard Kultscher (90). L i ch t e n st e i n, am 10. Dezember 1903. Der Ltadtrat. Steckner, Bürgermeister. Schbr. ZlMN-M im liki-siM. Von unsern- Berliner parlamentarischen Berichterstatter, nh. Berlin, 8. Dezember 1903. Nach guter alter Sitte hat der Reichstag nach seiner Konstituierung heute als ersten Gegenstand seiner gesetzgeberischen Tätigkeit die wichtigste und umsaugreichste, alljährlich wiederkehrende Arbeit in Angriff genommen: Die Beratung des Reichshaushalts etats. Wieder zeigte sich das bei der ersten Lesung des Etats übliche Bild : Der Sitzungssaal nur mäßig besetzt; die Parleisührer und kommenden Etatsredner fest gebannt auf ihren Sitzen; die übrigen Abg größtenteils unruhig hin und her laufend zwischen dem Saale und denRestaurationsräumen ; und auf der Bundesratsestrade die gewaltige Fülle derer, die, teils in Zivil, teils in Uniform steckend, das deutsche Volk regieren, obwohl hier der frühere Erlaß des Reichs kanzlers o. Bülow, daß diejenigen Regierungs- kommissare, die an den Etatsmoeiten nicht beteiligt sind, fern bleiben oder sich einen anderen Platz aus suchen möchten, einigermaßen Lust geschaffen hat. Obwohl der Reichskanzler in Person und fast alle Minister und Staatssekretäre anwesend waren, konzentrierte sich das allgemeine Interesse naturge mäß auf den neuen Leiter des Reichrsinanzwesens, den früheren bayerischen Bundesratsbeoollmächtigten Freiherrn v. Stengel. Allerdings war er im Reichs hause kein Neuling mehr, denn er gehört zu den jenigen Vertretern der Einzelstaaten, die man öfter im Reichstage sehen konnte, und er hat auch hier zuweilen schon das Wort genommen. Immerhin gab sich doch bei seinem ersten Auftreten in seiner neuen Stellung allgemeines Interesse kund. Natür lich drängt sich zunächst ein Vergleich mit seinem Vorgänger, dem Freiherrn v. Thielmann auf und man kann als das Resultat dieses Vergleichs kurz sagen, daß der Reichstag mit dem Wechsel ziemlich zufrieden sein wird. Herr v. Stengel ist kern glänzender Redner, er spricht nüchtern und schmucklos; aber man kann ihn wenigstens verstehen, was bei Herrn v. Thielmann bekanntlich mit erheblichen Schwierig keiten verknüpft war. Der Etat, den Herr v. Stengel dem Reichstage vorlegen mußte, sieht nicht gerade glänzend aus, und sein Verfertiger machte daraus auch kein Hehl. Er betonte, daß bei allen Verwaltungszweigen alle Bedürfnisse auf das äußerste eingeschränkt worden seien und daß dennoch die Matrikularbeiträge bis an die äußerste zulässige Grenze angespannt werden müßten und dann noch die neue Aufnahme einer Zuschußanleihe von 59 Millionen Mark nötig werde. An Mehlforderungen sind als wesentlich nur zu nennen die Gehaltserhöhungen der Infanterie-Oberst leutnants, der Unteroffiziere und der untersten Be amten, namentlich der Landbriesträger, deren Gehalt, entsprechend mehrfacher früherer Beschlüsse des Reichstages von 700 auf 800 M. erhöht werden soll. Erklärlicherweise gab sich Herr v. Stengel besondere Mühe, seinen Finanzreformvorschlag dem Reichstage und namentlich seinen ausschlaggebenden bayrischen Freunden schmackhaft zu machen. Dieses inbrünstige Bemühen ging lo weit, der ersogardie Manendes Vaters der clausula Frankenstein anricf und es geradezu als eine Pflicht der Pietät gegen jenen großen Lands mann, Glaubensgenossen und Zentrumsstreiter be zeichnete, der Klausel durch seinen Entwurf neues Leben einzuhauchen. Aberderlebende bayrische Lands mann. Glaubensgenosse und Zentrumsstreiter, der heute als eister und einziger Redner aus dem Hause und als Wortführer der ausschlaggebenden Partei sprach, zeigte sich diesen Lockungen gegenüber ziemlich zurückhaltend, wenn nicht gar ablehnend. Zwar war sein landsmäunisches Gefühl stark genug, um Herrn v. Stengel zu bezeugen, daß er den Etat vorsichtig und im allgemeinen ohne übertriebene Forderungen aufgestellt habe, aber manche Position, wie namentlich die schon einmal abgelehnte Forde rung für die Oberstleutnants, würde nicht bestehen können. Vor allem aber konnte Herr Schädler der Finanzreformvarlage die angepriesenen guten Seiten durchaus nicht abgewinnen, sodaß ihr Schicksal durchaus problematisch erscheint. In seiner ge messenen, etwas selbstgefälligen Art berührte Herr Schädler mit kritischer Sonde noch alles mögliche, was in letzter Zeit Gegenstand der öffentlichen Er örterung gewesen ist, namentlich den Forvacher Pro zeß, die Soldatenmißhandlungen, das Verhalten des Staatsanwalts Müller im Prozeß der Gräfin Kwilecki, schob alles der materialistischen Weltanschauung in die Schuhe und schloß unter höhnischen Zurufen der Sozialdemokraten mit der Versicherung, daß das Christentum auch die Grundlage des 20. Jahrhunderts bilden werde. Damit schloß der „bayrische" Tag. Morgen Forts. Politische St Hvvfcha« Deutsches Reich * Für die Audienz des Reichstagspräsi diums beim Kaiser läßt sich Blättermeldungen zufolge der endgültige Termin noch nicht festsetzen, weil augenblicklich der Oberhof- und Hausmarschall Graf Eulenburg verreist ist. Daß das Präsidium noch vor den Weihnachtsserien empfangen wird, kann als sicher angesehen werden. * Im 3. Vierteljahr 1903 wurden vondeutschenArbeitgebernStiftungen für Angestellte, Arbeiter und Volkswohlfahrt in Höhe von 7 178 896 Mark gemacht. * „Opfer einer kleinen Garnison". Die Prozefsierung des früheren Leutnants Bilse vom Trainbataillon Nr. 16 in Forbach hat wiederum die Maßiegclung eines Offiziers des erwühnlen Truppenteils zur Folge gehabt. Wie westdeutsche Blätter melden, erhielt der Adjutant des Bataillons, Schmidt, in dem Roman „Aus einer kleinen Garni son" dec schwer zu sätugende Müller genannt, schlichten Abschied. — Bilse oefindet sich zur Zelt noch immer im Lazarett des Metzer Militärgefäng- nisses. Er wird in nächster Zeit einen I4tägigen Urlaub untreren, um seine Privatverhälluisse zu regeln. Nach Ablauf des Urlaubs wird er den Rest seiner Strafe zu verbüßen haben; fein gegenwärtiger Aufenthalt in der Metzer Krankenanstalt wird ihm auf die Strafe in Anrechnung gebracht. Italien * In den Ausstand getreten sind, wie aus Mailand gedrahtet wird, in Brescia in folge Weigerung der Firmen Coppollotti, eine Lohn erhöhung zu bewilligen, sämtliche Leder arbeiter. Frankreich. * Zweitau send ArbeiterderLyoner Seidenfabriken sind in den Aus st and ge - teelen. Sie verlangen Lohnerhöhung und Rege lung der Arbeitszeit. Im Laufe des Vormittags kam es zu einigen Kundgebungen, ohne daß sich ein Zwischenfall ereignet. Lerbien. * Die Schwüle vor dem Sturm ist es, die über Serbien lagert. Daran kann nach den neuesten Meldungen kein Zweifel sein. Viele Wochen hin durch Hal der interessante Balkanstaat nicht von sich reden gemacht. Tauchte einmal eine ungünstige Nachricht auf, dann setzte sofort der serbische Demen lierapparat ei». Die Ableugnung ist jedoch zu Unrecht erfolgt: die Verhältnisse in Serbien find derart, daß zu jeder Stunde mit einer Kathastrophe gerechnet werden muß, die nicht unblutig verlausen dürfte. Die „Falken des serbischen Volkes", wie König Peter bei seinem Regierungsantritt die serbischen Offiziere schmeichelhafter Weise nannte, sind die Herren der Situation. Der König selbst ist machtlos und sozusagen der Gefangene der Mörder seines Vorgängers. Das Land steht völlig unter der Sübelherrschaft der Königs mörder, gegen die aber die Opposition der der Untat fernstehenden Offiziere je länger je mehr wächst. Die Demission des Ministeriums Gruitfch, das den Wünschen der Mörder im Offiziersrock nicht Folge leisten will, würde die Erbitterung verschärfen und die Gefahr eines Zusammenstoßes zwischen den sich feindlich gegegenüber- stehenden Offizieren, der natürlich aus die Armee zurück wirken würde, in bedrohliche Nähe rücken. Wie die Zukunft Serbiens sich gestalten wird, entzieht sich jeder Berechnung. Man empfindet nur das eine, daß es so nicht weiter gehen kann. So wenig fest wie die Dynastie Karageorgewitsch hat die der Obrenowitfch denn doch nicht gestanden: ein gewisses Maß von Autorität verkörperte selbst der schwache König Alexander. Peter I. dagegen würde, auch wenn ec aboankte, seinem Hause den Thron nicht sichern können. Denn cs käme dann eine Regentschaft in Frage, bei der wiederum die Königsmörder das entscheidende Wort sprechen würden. Gefahr und Unheil auf allen Seiten — so sieht es m Serbien aus ein halbes Jahr nach der als „erlösende Tal" gepriesenen Ver nichtung des letzten Obrenownsch. Aus Studt und Laud Lichtenstein, 10. Dezember. *— Gültigkeit ver Rundreisefahrkarten nnd gewisser Rückfahrkarten zu Weihnachten Die für das Bereich der Sächsischen Slaalsbahnen be- fiehcnden zehntägigen Ruudrenekarten, die am 18. Dez.