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für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die Zerspaltene Raumzeiie 20Rpfg., die 4gespaltene Zeile.der amtlichen Bekonnimachun-en^)Reichs- Pfennig, die 3gespaltene Reklamezrile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgeirühr LV Reichspfenrnge. Dor- geschrredeneErsrbeinuugs- tage und Platzvoeschrrste» . „ . . . . . , . werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt, triaerund Geschafrsstriieu ' — — ' nehmen zu jeder Keil Be- Vi r f annadme bis oorm.lvUbr. —— ' — ' ' —— Für die Richtigkeit der steuun gen entgegen. ^mFailc voyerer Gewalt, Krieg oder sonstiger Detrrebsstörungeil bestehr kein Anspruch auf Lieferung durch FernrufübermiueltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. IederRadatianspruch erlischt, wenn derBetragdnrch ber Zeitung oderKürzung des sezugsprelses. — Rücksendung eingefandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto deiliegt. Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeige« nehmen alleDcrmittlungssteilene»tGeaeu. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 166 — 88 Jahrgang Teleg».-Adr.: „Amtsblatt« Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 19 Juli 1929 Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, der Zustellung durch die Bots,, 2,3v RM., der Postdestellung 2 RM. zuzüglich Abtrag- gebühr. Einzelnummern ISRpfg.Alle^ostanstaUen Woc^eNvlatt sUV Wl tt BostbvtenundnniereAus. Svmmerarbeit für Diplomaten. Eine Abnormität wäre es ja, wenn an den Grenzen der Balkanstaaten es einmal für längere Zeit nicht nach P u l v e r riechen, man keine Gewehrschüsse, kein Bomben- krachen Horen wurde. Die in Versailles erfolgte Grenz ziehung sorgt ja automatisch dafür, daß die Flammen des gegenseitigen Völker- und Nationalitätenhasses nicht er löschen. Auf Menschenleben ist's in diesem südöstlichen Europa niemals viel angekommen, kommt jetzt womöglich noch weniger an, nachdem die Kriegswelle über den Balkan hinwegschlug. Auf Menschenleben kommt's ebensowenig an wie auf — Grenzverletzungen, die ohne weiteres statt finden, wenn die Grenze nicht genügend mit bewaffneter Macht geschützt ist. Die offiziellen Noten der Regierungen in Belgrad, Sofia, Athen und Bukarest werden ja nirgends sehr ernst genommen und wenn man die Attentate, Morde, Grenzverletzungen usw. gegenseitig aufrechnet, so wird man einander nicht allzuviel mehr vorzuwerfen haben. Jetzt hat es wieder einmal sehr erheblich gekracht, hat man darob zwischen Sofia und Belgrad Noten gewechselt, — ein etwas ungleiches Spiel angesichts der Tatsache, daß Bulgarien völlig wehrlos, ausgeplündert-und eines großen Teils jenes Gebietes beraubt ist, dessen Bewohner Bul garen sind. Jetzt wenigstens noch sind. Denn Serbien und Griechenland pflegen ihre Nationakksierungspolitik dort mit etwas drastischeren Mitteln zu betreiben, als das in dem etwas menschlicheren Mittel- und Westeuropa ge schieht. Das beste Entnationalisierungsmittel ist dort unten offenbar die Gewehrkugel, die jeder Widerspenstig keit Herr wird. Namentlich dann, wenn der Gegner, der Bulgare also, sich nicht einmal wehren kann. * Und damit die Diplomaten sogenannte Arbeit haben, sind von England, Frankreich, Italien wegen der bul garisch-serbischen Grenzzwischenfälle „Schritte unternom men" worden. In Belgrad und in Sofia. Und der bul garische Außenminister ist deswegen noch extra nach Paris gefahren. Wodurch sich sicherlich nicht ein einziger Komi- tatschi hüben wie drüben an der Grenze wird bewegen lassen, die Kugel im Gewehrlauf zu behalten. Der Beweis ist gerade jetzt wieder durch Einfälle bulgarischer und albanischer Banden in serbisches Gebiet geliefert worden — wobei man allerdings nicht beurteilen kann, wieweit die Meldungen richtig sind. Denn hinter Meldungen über Grenzzwischenfälle auf dem Balkan muß man erfahrungs- gemäß immer gleich ein paar Fragezeichen setzen. Schuld ist nämlich immer — der andere. * , Aber man braucht gar nicht bis zum Balkan hinüber zusehen, um ähnliches festzustellen. Auch an derpolnis ch- litauischen Grenze krachen öfters die Gewehre. Und der polnische Attentäter auf den litauischen Diktator Woldemaras ist auch rasch über die Grenze geflüchtet, an der man sich durchaus nicht immer mit Gewehr nur bei Fuß gegenübersteht. Jetzt hat sich Woldemaras über die Polnische Agitation in Litauen beim Völkerbund beschwert, über Morde, die polnische Beauftragte auf litauischem Ge- met verübt hätten, über die Besetzung einer zu Litauen U^nben Insel im Memelfluß durch polnisches Militär, wird bei der neuen Behandlung des lttauisch- Mn Gegensatzes durch den Völkerbund genau so leuien r^kommen wie bisher: nämlich gar nichts, denn M ja der Völkerbund selbst an diesen Gegen- U Wa er es gebilligt hat, daß sich Polen t Waffengewalt in den Besitz Wilnas setzte. din^'.»^^-^"bund! Nun hat Rußland die Beziehungen zu China ° ° M und die Grenze gegen die Mandschurei gesperrt. Man hat hüben wie drüben Truppen aufmar- Ichieren lassen — aber deswegen werden die europäischen, amerikanischen und japanischen Diplomaten ihre Sommer- serien kaum unterbrechen. Vielleicht werden sie in den Stunden ihrer Muße den auch von Rußland und China unterschriebenen Kellogg-Pakt wieder einmal durchlesen, der die „Ächtung" des Krieges ausspricht, — woraus sich der alte Kriegsgott Mars allerdings überraschend wenig gemacht hat. Weil er weiß, daß trotz dieser Ächtung sehr leicht wieder einmal er es ist, der „die Stunde regiert". Sie Zusammenstöße in Stuttgart. Neichstagsabgeordneter Vogt sestgenommen. Bei der von der Kommunistischen Partei auf dem Marktplatz in Su veranstalteten Kundgebung wurde ein in der Uniform des Rotzrontkämpferbundes er schienener Mann festgenommen Der kommunistische Reichstagsabgeordnete Vog t versuchte, die Vorführung des Notfrontkämpfers zu verhindern. Er wurde darauf hin von den Beamten wegen Widerstandes festqenommen und zusammen mit dem Rotfrontkampfer zur Wache ge bracht, wo beide nach Feststellung des Sachverhaltes und der Personalien wieder entlassen wurden. Als die Polizei die Lärmenden, die sich vor der Polizeiwache angesammelt hatten, zum Auseinandergehen aufforderte, fchoß ein Mann aus der Menge auf die Polizeibeamtcn. Er traf jedoch einen der Demonstranten. Als ein weiterer Schuß versagte, schlug er nach einem Be amten mit dem Revolver und brachte ihm eine Verletzung über dem linken Auge bei. ' MstmMM der MdkWertWt Rußland bricht die Beziehungen zu China ab. Es wird fieberhaft gerüstet. Das Außenkommiffariat der Sowjetunion hat dem chinesischen Geschäftsträger in Moskau eine Note zugestellt, die erklärt, die Sowjetregierung halte die Antwort der chinesischen Regierung, die die Forderungen Rußlands ablehnt, ihrem Inhalt nach für gänzlich unbe friedigend und ihrem Ton nach für heuchlerisch. Die Sowjetregierung stellt fest, daß bereits alle Mittel zur Regelung der von den chinesischen Behörden hervor gerufenen und durch die Note der chinesischen Reaierung Karachan, Wang, der das russische Ultimatum der Leiter der Außenpolitik an China unterzeichnete der Nankingregierung. vom 17. Juli verschärften Streitfragen und Konflikte wegen der Ostchinabahn auf dem Wege der Verständigung erschöpft seien. Deshalb sehe sich die Sowjetregieruug gezwungen, folgende Maßnahmen zu treffen, wobei sie die gesamte Verantwortung für die Folgen der chinesischen Regierung auferlege: 1. Sämtliche diplomatischen, Konsular- undHandelsvertreterder Sowjetunion in China abzuberusen; 2. sämtliche von der Sowjetregierung an der Ost- chinabahn ernannten Personen abzuberusen; 3. jegliche Eisenbahnverbindung zwischen China und der Sowjetunion einzustellen; 4. die diplomatischen und konsularischen Vertreter Chinas aufzufordern, die Sowjetunion unverzüglich zu verlassen. Gleichzeitig erklärt die Sowjetregieruug, daß sie sich sämtliche aus dem Pekinger und Mukdener Vertrag von 1924 hervorgehenden Rechte vorbehält. Der Aufmarsch im Osten. Nach einem Telegramm aus Charbin treffen die Chinesen unablässig militärische Vorbereitungen. Truppenzüge sind nach der Grenze abgegangen. Es wird angenommen, daß der Verkehr nach Europa gesperrt werden wird. Das Mukdener Arsenal arbeitet-fieberhaft anderHerstellungvonMunition. In der Sitzung des japanischen Kabinetts erklärte der Kriegsminister, daß nach amtlichen Mitteilungen des japa nischen Außenministeriums die Sowjetregierung an der russisch-chinesischen Grenze 80 000 Mann gutbewaff neter Truppen zur Verfügung habe. Die chinesische Regierung besitze gegenwärtig an der Ostbahn 150 000 Mann kampfbereiter Truppen. Der Kriegsminister schil derte die Lage in der Nordmandschurei als sehr bedrohlich und betonte, daß Japan nunmehr vor die Notwendigkeit ge stellt sei, zum russisch-chinesischen Streit Stellung zu nehme n. Demonstration vor der chinesischen diplomatischen Vertretung in Moskau. Oie ersten Schüsse? In Peking wird von chinesischer Seite ein Bericht ver breitet, wonach Sowjettruppen den Versuch machten, den Amurfluß in der nördlichen Mandschurei zu überqueren. Die Russen seien zurückgeschlagen worden. Von japanischer Seite in Peking verlautet, daß die russischen Truppen mit beträchtlichen Mengen von Flug zeugen und chemischen Kriegsmitteln ausgerüstet wurden. Die Truppenbewegungen in der Mongolei umfassen vor allem Kavallerie. Rein zahlenmäßig sind die an der Grenze zusammengezogenen chinesischen Truppen weit stärker, doch ist ihre Ausrüstung nicht annähernd so gut als die der russischen Truppen. Die Eisenbahnverbindung zwischen der Mandschurei und Sibirien ist nach Charbiner Meldungen unterbrochen worden. * Kurz vor Inkrafttreten des Kellogg-Paktes scheint es so, als ob seine Wirksamkeit gleich zu Beginn auf eine ernste Probe gestellt werden sollte. Rußland hat die diplomatischen Beziehungen zu China abge brochen, seine Vertretungen aus China abberufen und dem chinesischen Geschäftsträger in Moskau die Pässe zu- gestellt. Auf Grund des Kellogg-Paktes, den Rußland und China unterzeichnet haben, wären die Großmächte ge zwungen, einen vermittelnden Schritt in dem Konflikt zu unternehmen. Die zweite Möglichkeit zu einer friedlichen Beilegung des Streites wäre durch ein Ein schreiten des Völkerbundes gegeben. Hierzu muß aber von irgendeinem Mitgliedsstaate ein Ersuchen an den Völkerbund gerichtet werden. Jedenfalls stehen jetzt sowohl Kellogg-Pakt wie Völkerbund vor einer unmittel baren großen Verantwortung, der sie sich nicht entziehen können. In politischen Kreisen besteht allgemein der Ein druck, daß man nunmehr im Fernen Osten vor außer ordentlich weittragenden Ereianissen steht. St Kriegszustand längs der chinesischen Ostbahn Peking, 18. Juli. Tschangshueliang hat einen Befehl er lassen, nach dem jeder Streik auf der chinesischen Ostbahn aufs schärfste versolgt werden würde. — Die Militärbehörden haben längs der Bahnlinie den Kriegszustand verhängt. MilMW Vorbereitungen Berlin, 18. Juli. Die Meldungen aus Rußland und China lausen in Berlin außerordentlich spärlich ein. Zudem sind sowohl die Moskauer als auch die Pekinger Nachrichten außer ordentlich tendenziös. Nach Moskauer Meldungen dauert der Aufmarsch der russischen Truppen an der mandschurischen Grenze noch immer an. Fünf Divisionen Kavallerie oder rund 100 000 Mann haben sich nach Sibirien begeben. Die Chinesen ver fügen über etwa die dreifache Truppenzahl. Die russischen Trup pen sind gut eingekleidet und verfügen über moderne Kriegsgeräte, wie zahlreiche Bombengeschwader, Giftgase, schwere Geschütze und zahlreiche Motorlastkraftwagen zum Truppentransport. Auf An ordnung des Kriegsrates sind die Sowjetgenerale Budjenny und Uborewitsch in den Fernen Osten gesandt worden, um die dorti gen Truppenkräfte zu inspizieren und möglicherweise auch die Kriegsvperationen zu leiten. Zum obersten politischen Kommissar des Fernen Ostens ist der Zivilbeamte Eiche ernannt worden. Die stärksten Stellungen der Russen befinden sich in der Nähe von Pogranichtny, wo gegebenenfalls auch der Einmarsch in die Mandschurei erfolgen könnte. General Budjenny ist von seinem Urlaub zurückgerusen und von der Sowjetregierung beauftragt worden: 1. ein starkes Lustgeschwader an der mandschurischen Grenze zusammenzuziehen; 2. die Infanterie-, Kavallerie- und Tankabteilungen in. den Grenzgebieten zu verstärken. Für diesen Zweck ist alles verfügbare Eisenbahnmaterial beschlagnahmt worden; 3. die Garnisonen in Leningrad und Moskau bedeutend zu verstärken. Trotz dieser Maßnahmen wird jedoch der Sowjetregieruug der Wunsch zugeschrieben, die Feindseligkeiten unter allen Umständen zu vermeiden. In Moskau rechnet man gegenwärtig noch mit dem Eingang einer weiteren, mehr ausgleichenden chinesischen Note. * Deutschland übernimmt die Wahrung der I »Greffen der feindlichen Parteien B eNi n, 18. Juli. Wie die Telegraphen-Union erfährt, ist das Moskauer Außenamt am Donnerstag bei dem deutschen Botschafter von Dirksen vorstellig geworden und hat die Bitte ausgesprochen, daß Deuschland angesichts des Abbruches der Be-