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Dresdner Journal : 08.04.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189104081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18910408
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18910408
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-04
- Tag 1891-04-08
-
Monat
1891-04
-
Jahr
1891
- Titel
- Dresdner Journal : 08.04.1891
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.H» 7b. Mittwoch, den 8. April, abends. 1891 veraxrprel»: Or«»a«a »i«ift«IsLür6cti* 1 II. dv kt-, b»i <eo L»i»«r1. ävutickev ko»t»a»t»ltv» viorvol- jkKrlieb 3 IL; »u««k»Id ck«, ösoisc^o Lerct»« tritt koit- aoä 8t»nlpvblU»vll»^ üiiuL. Lü»»«!«« Xuwwosr»; !0 Lk. L t « » 6 i x n o x » x « d N N r e » r Mär äv» k»uw »Iver e««p»itvQev 2«il« ktoi»«r Nc stritt »0 kk. votor „I^Q^siLockt" äie 2«ilv bv ?k. öoi D»b«Ile»- uock 2iM»r»«»tL «otipr. Xukickl»^. Lrselielll«« r kt^tick mit Auriutstiiw der 8ooa - u. keiert«^» »stsoä». Morviprsest-Auicstlu»»:' Xr. 1L8K. dres-nerImlmal. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor der (itteratur- und Kunstgeschichte. ro« L»Uvnaixui»xea »o««»rt»r r»ip»U: ^rax^^ttrr, XommimivvLr 6e» vre«toer ävurn»!,; n»»dvr» L»rUv Vi«» L»»«l >r—I«o KiALsttvrr ». >.: //aa,r«»t<in <e ^09/^7 >«rlt» V>«» U,md»rU kr»U L»>pr>>-^r»vLri»rr ». N. Hiücd«»: L/o««,- r»n, Lo»ao» Usrlw rr»L^rl ». I» »tutt^Arl: DauL« «e t'o , L»rU»: /niakickc«cka»,t, >r«,i»o: Lmit Aaöatst,- klmm»r«r: t?. Lc/iü«i/rr, K»Ue ». 3. . 9 LarcL ck e?o. Xerkusxederr Lövixl. Lrpeckitlvv 6k» vr«6oer 1ourv»1». Oreiäeo, 2«>o^er»tr. 20. kern-preet»-^o»edlu»»: Xr. 1L8b. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben den Hilfsarbeiter bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen, Assessor Hans Maximilian von Mücke zum Finanz-Assessor zu ernennen Allergnädigst geruht. Se Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der in Sachsen staatsangehörige Maler Papperitz in München den ihm von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzregenten von Bayern verliehenen Verdienstorden vom heiligen Michael IV. Elasse annehme und trage. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Belgrad, 7 April. (W. T. B.) Die Skup- tschina hat das Preßgesetz mit 89 gegen 4 Stim men endgiltig angenommen. — Der Kriegöminister verfügte die Zuteilung von 25 Offizieren aller drei Waffengattungen und eines Auditeurs an die russische Armee. Lie Betreffenden werden alsbald an ihren Bestimmungsort abgehen. Sofia, 7. April. (W. T. B.) Ein Kawasse drS russischen Agenten, welcher beschuldigt ist, Drohbriefe an den Prinzen Ferdinand, dessen Mutter Prinzessin Clementine und den Minister deS Äußern Grecow gerichtet zu haben, ist aus gewiesen, von Gkndarmtn bis zur türkischen Grenze geleitet und dort freigelasscn worden. Dresden, 8. Apr l. Die Auswanderung nach Brasilien und den Bereinigten Staaten von Nordamerika. Schon mehrfach wurde an dieser Stelle auf das traurige Schicksal hingewiesen, welches die deutschen Auswanderer in Brasilien erwartet. Unter gleißne- rischen Vorspiegelungen werden die Leute von gewissen losen Agenten über das Meer gelockt, um dort einem ebenso gewissenlosen Unternehmertum auf Gnade und Ungnade überliefert zu werden und damit zu einem Lose verdammt zu sein, welches womöglich noch bemit leidenswerter ist, als das der in die Sklaverei ver kauften Neger. Um dem verwerflichen Treiben der AuSwandcrungsagenten entgegenzuwnken, ist von seilen der deutschen Regierungen schon wiederholt die ernste Warnung an die auswanderungslustige Bevölkerung gerichtet worden, sich durch die Versprechungen der im Solde der brasilianischen Regierung stehenden ,.Händ ler mit weißem Menschenfleisch'' nicht zur Auswande rung nach Brasilien verleiten zu lassen. Auch ist es diesen letzteren bei schwerer Strafe untersagt worven, in Deutschland Auswandcrungsverträge abzuschließen. Trotzdem aber werden alljährlich noch eine große Menge von Personen von den Agenten „unentgeltlich" aus Deutschland nach Brasilien geschafft, welche in ihrer Hilflosigkeit und Unkenntnis der Verhältnisse dann der rücksichtslosesten Ausbeutung unterliegen Es können darum alle, die es angrht, gar nicht oft und eindringlich ge ring davor gewarnt werden, den Verlockungen gewissenloser Auswanderungsagenten zu folgen und in der Fremde einem ungewissen Glücke nachzujagen, statt in der Hei mat ein ehrliches Auskommen zu suchen. Vor allem ist es Pflicht der Presse, mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln in diesem Sinne thätig zn sein und durch Belehrung auf die Beteiligten einzuwirken Nur danu wird es möglich sein, einem Unfuge ein Ende zu machen, welcher nicht bloß Brasilien zum Ans- gangspunkt und Ziele hat, der vielmehr, wie »euer- ülmst und Wissenschaft. Dresden, 7. April. Der König!. Sächsische Altertumsverein hielt am gestrigen Tage unter Vorsitz des Präsidenten v. Schönberg seine letzte Wintcrsitzung ab, in welcher nach Vortrag des Proto kolls 11 neue Mitglieder ausgenommen wurden Dem Vereinskassierer wurde auf Grund des Berichts der Rechnungsrevisoren Entlastung für die Jahresrechnung 189<>,9l erteilt. Präsident v. Schönberg berichtete, daß die Kirchenvorstände zu Glauchau und St. Egidien die Abgabe einiger älterer Holzschnitzwerke aus den dortigen Kirchen an das Museum des Altertumsvereins beschlossen hätten, daß aber die Aufnahme der in der vorigen Sitzung erwähnten Holzdecke aus Batzdorf bei Meißen sich nach einem Gutachten des Prof. Or. Steche nicht empfehle. Im Laufe des Juni beschloß der Verein, einen Ausflug nach Notschönberg, dessen Kirche interessante Grabsteine enthält, Neukirchen bei Deutschenbora, wo der Altertumsverein die neuerdings entdeckten älteren Wandgemälde demnächst Herstellen lassen wird, und Altenzellc zu unternehmen, letzteres hauptsächlich, um festzustellen, ob und welche Maß nahmen zum Schutze der Klostcrruinen zu ergreife« seien; eventuell wird eine bezügliche Petition an die Stände zu richten sein. Vorgelegt wurden n a. die vom Königl Justizministerium gefälligst dem Verein überlassenen photographischen Ausnahmen der Matthias Corvinus-Denkmals an der Ortenburg bei Bautzen, welche die ungarische historische Gesellschaft zu Buda« Pest veranlaßt hat, sowie unter Anwendung von Magnefiamlicht anfgenommkne Photographien des liche Berichte aus Amerika darthun, auch in anderen Ländern des transatlantischen Kontinents heimisch ist. Es gilt dies insbesondere von denjenigen Ländern, welche vor wenigen Jahrzehnte» noch der Hauptsitz der Sklaverei waren: von den Südstaaten der nord amerikanischen Union. Auch hier erwartet den fremd ländischen Einwanderer sehr oft ein Schicksal, welches um kein Haar besser ist als das der „weißen Sklaven" in Brasilien. In der nordamcrikanischen Presse wurde vor kurzem anläßlich der einer größeren Anzahl von tschechischen Arbeitern in dem Pflanzerstaat Virginia widerfahrenen Behandlung die öffentliche Aufmerksam keit auf dieses Unwesen hingelenkt und es wurden von den in Amerika lebenden Deutschen Massenversamm lungen veranstaltet, um dagegen zu protestieren. Der Wiener „Presse" zufolge war der diesen Entrüstungs kundgebungen zu Grunde liegende Thatbestand der folgende: „Vor etwa vierzchn Tagen trafen in New-Zjork Nachrichten von Mißhandlungen ein, welche die bei einem Eisenbahnbau in Virginien beschäftigten tschechi schen Arbeiter zu erdulden hätten. Um die Wahrheit deS. Gei üchts zu ergründe», wagte es ein New Yorker Zettnngsberichterstatter, allen Gefahren zu trotzen, welche ihm die Bauunternehmer entgegenstellten und die Arbeiter in ihrem eigenen Lager aufzusuchen, die ihn» in Gegenwart einer Magistrats Person ihr Leid klagten. Sie waren unter günstigen Versprechungen — trotz des Verbotes, Arbeiter unter Kontrakt nach Amerika zu bringen — verlockt worden, auSzuwandcrn und waren dann unter falschen Vorspiegelungen gün stiger Arbeit-- und Lohnverhältnisse förmlich an die Bauunternehmer verkauft worden Unter der strengsten Aufsicht stehend, wurden sie zu langen und beschwer lichen Fußmärschen gezwungen, erhielten schlechte Kost und erbärmlichste Unterkunft und mußten für den niedrigsten Lohn die schwersten Arbeiten verrichten. Der Freiheit beraubt und der Mittel entblößt, sich auch nur das Notwendigste selbst zu verschaffen, waren sie in einer wüsten Gegend ganz der Willkür derjenigen preisaegeben, denen sie für 3 Dollars pro Mann zugeführt waren und sie befanden sich, als der Berichterstatter des New Korker Blattes sie aufsuchte, in der bemitleidenswertesten Lage. Als der Bericht über diese „weißen Sklaven" veröffentlicht worden war, erregte die den Einwan derern widerfahrene Behandlung allgemeinen Un willen und die Bahnverwaltung beeilte sich, ihre Schuld abzuleugnen. Da aber die berichteten Thatsachen selbst nicht in Abrede gestellt werden konnten, nahmen sich die in Virginien lebenden Landsleute der Arbeiter ihrer Heimatsgenossen an und am 29 März d. Js. fand in New-Kork ein von Tausenden von Deutsch- Oesterreichern besuchtes Massenmeeting statt, in welchem das Verfahren der Bannnternehmcr aufs schärfste ver urteilt und die Hilfe der Regierung angerufen wurde. Von den Reduern wurde insbesondere hervorgehoben, daß das in Amerika geübte System der Beaufsichtigung der Einwanderung durchaus verfehlt sei. Durch das selbe werde es den Unternehmern sogar noch er leichtert, die Arbeiter ganz in ihre Gewalt zu bekom men; denn diejenige Bestimmung deS amerikanischen Gesetzes über die Einwanderung, welche es verbiete, Arbeiter unter vorher vereinbarten! Kontrakt nach Amerika zu bringen, habe lediglich die Folge, daß die Einwanderer nach ihrer Ankunft auf amerikanischem Boden sich jeder Bedingung der Unternehmer fügen müßten, und von diesen dann in der schändlichsten Weise ausgebeutet würden Zum Schluß nahm die Versammlung kine Resolution an, in der sie zuerst die Bauunternehmer für den Unfug verantwortlich machte und sodann den Staatsanwalt sowie den Gouverneur von Virginien aufforderte, gegen die Agenten wegen Mißbrauchs der Unkenntnis der Einwanderer und Grabmals Wiprechts v. Groitzsch zu Pegau Frhr. v. Mansbcrg hielt hierauf den angekündigten Vortrag: „Die Grafschaften Groitzsch und Rochlitz im Gau Ehutizi". Schon früh zerfiel dieser Gau, der sich wie ein Keil zwischen die Gebiete von Meißen und Zeitz hineinscho'i, iu zwei durch die Mulde getrennte Ge biete, Ost- und Westchutizi, die denn auch in der Folge stets eine verschiedene Entwickelung gehabt haben. Aus der älteren Geschichte des Gaues hob der Vortragende namentlich die hochinteressante Figur des Grafen Wip- recht v. Groitzsch, des Gründers des Pegauer Klosters, hervor. Als das Geschlecht dieses slawischen Empor kömmlings schon mit seinem Sohne Heinrich 1195 ausgestorben war, fiel, feine Herrschaft dem Rabodo von Abenberg zu, der sie 1157 an Kaiser Friedrich I. verkaufte Die Absicht desselben, in diesen Gegenden eine staufische Hausmacht zu gründen, hatte zwar keinen dauernden Erfolg, da Ende des l2. Jahrhunderts die Wettiner wieder in den Besitz der Lande gelangten; die Erinnerung an die Königl. Herrschaft erhielt sich aber in dem Bestehen der Burggrafschaft Leisnig; die ursprünglich zur Vertretung der königlichen Rechte ein gesetzten Burggrafen waren auch in der Folgezeit der Entwickelung der landesherrlichen Macht sehr hinder lich. Co bildete sich hier eine Reihe von Herrschaf ten, die den Landesherren lange Zeit ziemlich selbst ständig gegcnüberstanden; im 14. Jahrhundert suchten sie sich durch die Anlehnung an Böhmen diese Selbst ständigkeit zu erhalten. Die Wettiner hatten im Gau Ehutizi viel später, als in der Mark Meißen, Fuß gefaßt; Markgraf Konrad hatte erst 1136 das Grasen- amt in diesem Gan und 1143 die prc.vmeia Rochelez erworben. Tie Grafschaften Groitzsch und Rochlitz, wegen unmenschlicher Behandlung der armen Opfer einzuschreiten." Soweit der Bericht des Wiener Blattes. Der selbe dürfte sehr geeignet sein, den auswanderungS- lustigen deutschen Arbeitern ein Licht aufzustecken über das Los, welches ihrer, wenn sie den Lockungen der Agenten folgen, in dcr vielgerühmten transatlantischen Republik harrt. In einem Falle, wie der von dem New Yorker Berichterstatter in Virginien aufgedeckte, ist zwar anzunehmen, daß, nachdem die Cache so allge mein kund geworden, den Arbeitern geholfen werden wird Im allgemeinen aber dürfte eine solche Wen dung zu den Seltenheiten gehören. In der über wiegenden Mehrheit der Fälle wird cs den Arbeitern schwerlich möglich werden, sich aus der Sklaverei, in die sie verkauft worden, zn befreien. Das erbar mungswürdigste Dasein dürfte als sicheres Geschick bei nahe allen denen bevorstehcn, welche sich durch das Versprechen freier Überfahrt von bezahlten Agenten bethören lassen, Brasilien oder die Sükstaaten der nordamerikanischen Union zum Auswandernngsziele zu tvählen. Tagesgeschichte. DrrSdcn, 8. April. Se. königliche Hoheit der Großherzog von Oldenburg, Höchstwelcher hier ein- getroffen und im Hotel Bellevue abgetreten ist, speiste gestern bei Ihren königlichen Majestäten in der Königl. Villa zu Strehle». Se. königliche Hoheit der Prinz Georg, Herzog zu Sachse», und Ihre königlichen Hoheiten die Prin zen Johann Georg, Max, Albert und die Prin zessin Mathilde sind gestern abend von dem am 4. d. Mts. nach Norddeutschland unternommenen Aus fluge wieder hierher zurückgekehrt * Berlin, 7. April. Se. Majestät der Kaiser wird mit den Herren Seiner Begleitung morgen nach mittag Kiel verlassen und mittelst Scnderzuges am Abend wieder in Berlin eintresfen. — Die „Nordd. Alla. Ztg." schreibt an leiten der Stelle ihrer heutigen Abendausgabe: Wenn mit d.n Frühlings'.üftcii im Schoße der Natur ein geheimes Regen erwacht uno die Ahnung eines erneuten, fri- stheren Dasein', so pfleg' auch die Menschen eine verwandte Stimmung zu cigreisen, die sich in der Sehnsucht kundgiebt »nack einem raschen, kräftigeren PulSjchlag d«S Lebens. LS soll etwas geschehen, - irgend etwas, wodurch jener Sehnsucht Bc- srirdigung wird Und wenn nun nichts Besonderes geschieht, wenn alle» oder saft alles im geordneten Gang dcr Dmgc weiter geht, so liegt für die berufsmäßigen Reuigkeitsbringer die Ver suchung nahe, zweifelhafte Gerüchte als beglaubigte Thatsachen in Kurs zu setzen, unbedeutende Vorfälle zu Ereignissen aufzu bau chen oder phantafievollen Konjekturen Raum zu geben über die geheimen Absichten, die möglichen Folgen dieser oder jener an sich gan^ unaufsälligen Handlung Es ist bereits in diesem Blatte Anlaß genommen worden, den vielfachen Deutungen, welche die Verleihung des russischen Audreasordcns an den Präsidenten der französischen Republik zur Folge hatte, mit dem schlichten Hinweis zu begegnen, daß nach dem gastfreundlichen Empfang des Zarewitsch aus französischem Boden in Asien eine derartige Dankeserwiderung in den herkömmlichen Gepflogenheiten inter nationaler Höflichkeit lag. Was die Meldung von russischen Truppenverschieb- ungen an dcr südwestlichen Grenze betrifft, so dars dieselbe nac» zuverlässig stcr Information als völlig grundlos bezeichnet werden Das ganze Kapitel aber von rujsi chen Rüstungen und russischen Drohungen erscheint in wesentlich anderen, Lich e, >e nachdem man den gan,en Umfang und Zusammenhang der in Betracht kommenden Thatsachen ins Ange saßt oder durch die vereinzel e Meldung dieses oder jenes Vorgangs sich irr,führen läßt Rußland steht mitten in dcr Aucführung des in den achtziger Jahren angenommenen Rrilsvertcidigungsplancs. Auch die Umänderung des Jnsantcr egewehrs ist beschlossen, — eine Maßnahme, deern Durchführung nicht begonnen zu werden pflegt, wenn irgendwelche Befürchtung vorhanden, daß man von ernsten Lrcignisscn überrascht werden könnte Bisweilen mag es im russischen Bedürsnis liegen, im Hinblick aus die orien talischen Völkerschaften, nnt w.lchen das Zarcnreich bis zur Grenze des Amur hin sich berührt, eine drohende oder w nigstens deren Bestandteile nnd Grenzen der Vortragende eingehend besprach, blieb seitdem in der Haupt sache beim Hause Wettin; aber beide stan den meist unter verschiedenen Herrschern: Groitzsch unter den Markgrafen der Ostmark, Rochlitz unter denen der Mark Meißen Erst bei dcr Landesteilung von 1382 schwindet der alte Unterschied, indem der Begriff der Grafschaft Rochlitz ganz in dem der Mark Meißen oufging und die alte Grafschaft Groitzsch aus- einandergerissen wurde. Der Vortragende stellte nun mehr eingehend die Ausbildung der Landeshoheit in den beiden Grafschaften dar. Markgraf Konrad besaß thatsächlich nur einen kleinen Teil von Ostchutizi, die Burgen nnd Städte Geithain, Rochlitz und Mittweida Der größte Teil war Mitte des 12. Jahrhunderts noch wüst und wurde erst in der Folge durch die Thätigkeit der Klöster und srcmden Zuzügler der Kultur gewonnen. Von den Herrschaften, die sich «ach und nach bildeten und die anfangs nur dcr Amts hoheit der Grafen unterworfen waren, gelangte, namentlich seit der Mitte des 14. Jahr hunderts , eine nach der anderen an die Markgrafen, teils dadurch, daß ihre Besitzer sich der Lchnshoheit derselben unterwarfen, teils durch Erb gang, Kauf u. s. w Dcr Vortragende wies dies an der Geschichte der zahlreichen einzelnen Herrschaften, unter denen Eolditz und Leisnig die interessantesten sind, eingehend nach. Schließlich kam der Vortragende nochmals auf W'precht von Groitzsch zurück und be sprach das in Pegau befindliche Grabmal desselben, eines der interessantesten gescl chtlichen Denkmäler unsere« Lande-, dessen gegenwärtige Aufstellung leider zu wünschen übrig läßt. imponicrende Micnc anzunehmcn, inan braucht sich in Europa, fo lange hier die ausschlaggebenden inlernationalrn Beziehungen ihren festen Bestand behaupten, durch d.rgl ichrn die Ruhe des Gemütes nicht stören zu lassen. Wohin wir aber in unserem Weltteil die Blicke wenden, sehen wir die internationalen Verhältnisse so beruhigt und jo befriedigend, wie nur irgend erwartet werden kann Wo Kon fliktc vorhanden, wie sie nie ganz auSlleiben können in einer Welt, in welcher Hunderte und Tausende widerstreitender Inter essen einander berühren, herrscht doch die volle Zuversicht, daß die friedlitben Mittel der Diplomatie genügen werden, die be stehenden Differenzen schließlich auszugleichen. Der Streit um die Fischereirechte aus und bei Neufund- land zieht sich nun schon jahrelang hin. Aber cs ist nicht sowohl die Verständigung zwischen den beiden Großmächten Frankreich und Großbritannien, welche Schwierigkeiten bereitet, als vielmehr das Widerstreben der Kolonie, sich in die durch völkerrechtliche Abmachungen, die sreilich teilweise sehr alten Datums sind und einen ganz verschiedenen Kulturstand zur Voraussetzung halten, ihnen bereitete Lage zu schicken. Rach ter Wendung welche der Streit seit einiger Zeit genommen, charakterisiert sich derselbe jedenfalls überwiegend als One in terne Angelegenheit der britischen Reichspolitik. Transatlantische Beziehung'» sind cS ebcnsalls gewesen, welche in jüngster Zeit dem Königreich Italien Veranlaffung gegeben haben, in ernster Weise zu remonstrieren gegen ein Ver halten nortamerikanischrr Behörden, wodurch den Rechten und Ansprüchen italienischer Staatsangehöriger Abbruch zu geschehe» schien. Übrigens ist nach dem ersten Ausbruch leidenschaftlicher Erregtheit hüben und drüben von seiten der Unionsregierung bereits eine Äußerung ersolgt, welche eine Übrrleitunß des gan zen Handel- aus die Bahn des RechtsverfahrcnS in Autsicht stellt. Unter allen Umständen greift die Angelegenheit in keiner Weise über die Interessensphäre dcr nächstbclriligtcn, räumlich weit von einander entfernten Staaten hinaus Ein Rundblick aus die allgemeine Weltlage, äußerte dieser Tage in einer zu Manchester gehaltenen Rede der britische Untrr- staatsjekretSr Fergusson, berechtigt unS zu der Zuversicht, daß der Friede unter len Kulturnationen dauernd gesichert sei. Die obige Betrachtung dürfte diese Auffassung bestätigen Dann aber ergicbt sich auch sür uns wie für den Redner von Manchester die Folgerung, daß die Zeilumpände ausfordern, mit ganzer Kraft uns den wirtschaftlichen und Kulturarbeiten zuzutvenden, welche die Wohlfahrt und Größe unserer Nation bedingen. Wenn ernste und segensreiche Arbeit die geistigen und leibliche« Kräfte unseres Volkes i, Spannung hält, so wird man viellc cht kein allzugroßcs Bedauern daiüber empfinden, daß dem Auf- rcgungsbedürsnis der ZeilungSleser in bescheidenerem Maße Be- sricdigung zu teil wird. Die „Times" Ultd der „Daily Telegraph" vom 6. April d. Js. enthalten folgenve Reutcrdepesche <1. cl Berlin, 5. April: „Es verlautet aus glaubwür diger Quelle, daß der Reichskanzler General v. Caprivi an Lord Salisbury eine Depesche gerichtet habe des Inhalts, daß das deutsche südwestafrikanische Schutzgebiet ausgegcben werden wird, wenn es dem deutsch-englischeil Syndikat nicht gelingt, das in Aus sicht genommene Kapital aufzubringen. Die deutsche Regierung hat sich verpflichtet, dem Syndikat genügende Zeit zu lassen und in dem vorgedachten Gebiet keine Konzession anzuerkennen, bis die Gesellschaft zu stände gekommen ist. Die Depesche beschreibt das Gebiet als Sandwüste, und es ist klar, daß hier die Befürch tung besteht, das englisch-deutsche Syndikat möchte das Kapital von England nicht bekommen, da es in Deutschland seinen Sitz hat und von deutschen Direk toren geleitet wird. Wenn die Deutschen nicht unter nehmend genug sind, das Geld aufzubringen, so wird die Kolonie wahrscheinlich an die englische Regierung abgetreten werden.' Diese Angaben sind, dem „Reichs Anzeiger" zufolge, insgesamt von Anfang bis zu Ende aus der Luft gegriffen. — Das preußische Abgeordnetenhaus hielt heute nach den Osterferien seine erste (63.) Sitzung. Die Bänke des Hauses waren schwach besetzt. Nach dem das Andenken des verstorbenen Mitgliedes Mel deck in üblicher Weise geehrt war, trat das Haus in die Beratung von Petitionen ein. — Die Kommission für die Vorbereitung einer einheitlichen Regelung des Verkehrs mit Gif ten, welche am Montag in Berlin znsammengetreten ist, besteht nach dcr „Apothekcr-Zeitung", aus den Herren Geh. Nat Dr. Köhler, Direktor dcs Reick s- - >»»» ! In letzter Stunde. Rovcllc von W. Höffer. 10 (Fortsetzung.) III. Die Ncubautcn erhoben sich in stattlicher Vollen dung; aller Schutt, die Gerüste und übrig geblielenen Materialien waren entfernt worden und täglich trafen aus der Stadt ganze Wagenladungcn voll von Ma schinenteilen, Kesseln und sonstigem Zubehör ein, während ein Transport von Arbeitern mit ihren Familien demnächst erwartet wnrde. „Mortzen kommt der Ingenieur, meine Damen," hatte Halling den beiden jungen Mädchen gesagt. „Wir erhalten für die nächste Zukunft rinen sehr interessanten jungen Hausgenossen." Nora wandte fragend dcn Blick „Ter Ingenieur?" wiederholte sie. „Und bei uns soll er wohnen?" Halling lächelte. „Gnade, Fräulein Nora!' sagte er scherzend. „Ich kann doch den jungen Herrn nicht im Dorswirtshaus einguartieren " „Kommt er denn aus der Stadt hierher?" „Zunächst, ja. Er ist ein Teutsch Amerikaner." „So! So!" Es klang seltsamerweise, als habe Nora in dieser letzteren Thatsache eine Beruhigung gefunden, sie antwortete, daß man, wenn eS nun einmal nicht anders sein könne, wohl dem Gaste die beiden Fremden zimmer einräume» müsse und damit schien die Ange legenheit für den Augenblick erledigt, nur Rose be schäftigte sich mit derselben heimlich immerfort. Gestern hatte sie in der Begleitung dcS Gutsbesitzers einen frcmden jungen Mann gesehen und war auch von
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