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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.12.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189012124
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901212
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-12
- Tag 1890-12-12
-
Monat
1890-12
-
Jahr
1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.12.1890
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Erscheint tSglich früh «»/, Uhr. Nk-ertroir und Lrvrditioa Iohannrsgaff« 8. LprrchstunLnl drr tirdaction: Bonnittag» 10—12 Ubr. Nachmittag» 5—6 Uhr. »I, I» kN>,k1»»dtkr M»imicrtr«e «ach« sich tu »i«t »rrdmtli». Annahme «er für Ute nächst>«l,endc Nummer bestimmte» Inserate an Sschcntagrn bi« S lldr Nachiutttaa«. an La»»- »»« -eftlagen früh »iS' ,9 Uhr. Zu -rn /ilialkn siir 3ns.-^nnalimr: cn» Klemm'« Gartim. (Nlfre» Hahn». Untversitätssrraß« I, Laut» Lösche, «otharineastt. 14 Port, »»d König-Platz 7, nur bi» '/»8 Uhr. rimMrIGtbllilt Anzeiger. Organ für Nolitik. LocalaeMibte. Landels- und GcschLftsverM vierteljährlich 4»/, Mk. incl. Bringerlohn S Mt, durch die Post bezogen Ü Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren lür Extrabeilagen lin Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbeförderung 60 Mk. mit Postbeförderung 70 Mk. Inserate sigespaltme Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Prei-verzeichniß. Tabellarijcheru. Zissernsatz nach höherm Tarif.. Nectamkii unter demRedaction»strich die 4aespalt. Zeile SO Pf., vor den Familien na chrrchten die 6gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Expedition;a senden. — Rabatt wird nicht gegeben., Zahlung prnenuinoranäo oder durch Post» Nachnahme. Freitag den 12. Dcccmber 1890. 81. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lrkannlmachung. Da» 33. Stück de» diesjährigen ReichSgesetz- blatteS ist bei nnS eingeganaen und wird bis zu« il. Januar k. I. auf dem RathhauSsaale zur Einsicht nahme öffentlich aushängen. Dasselbe enthält: Nr. 1922. Verordnung, betreffend da» Verfahren vor den auf Grund des Invalidität-- und AlterSver- sicherung-aesetzeS errichteten Schiedsgerichten. Vom l. December 1890. Leipzig, den 6. December 1890. Der Rath der Ltadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegcl. Tie Inhaber der abhanden gekommenen Sparbücher Cer I Nr. 67647, Ser. H Nr. 59514 160254 und die von unseren Annahmestellen gleichfalls als verloren angezeiglen OuiltungSscheine über die Sparbücher Ser. II Nr. 141308 157945 werden hierdurch aufgcfordcrt, sich daniit binnen 3 Monaten und längstens am 13. März 1891 zur Nachweisung idrcr Rechte, bcz. zum Zweck der Rückgabe gegen Belohnung, bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, widrigenfalls der Spar- cassenordnung gemäß, den angcmcldeten Berlustträgern nach erfolgter Beeidigung ihrer Anzeige an Stelle der abhanden gekommenen Bücher, welche alsdann für ungiltig zu erklären sind, neue Bücher ausgestellt, bez. die eingcliefertcn Bücher, auch ohne Rückgabe der alsdann ebenfalls für ungiltig zu erklärenden OuiltungSscheine au-gehändigt werden. Leipzig, den 10. December 1890. Die Verwalt«» ade- Leihhauses und der «parcafse. i 35 ^ i — . 40 55 25 Lekanntmachnng. Der Preis für den in den städtischen Gasanstalten er zeugten Kok« beträgt loco Ga-anstalt I und loco Ga- anstalt II: für den Hektoliter Steinkohlen-GroßkokS. - - » Kleinkok-. » « » rerkleinertcn Steinkohlen kokS, sogenannten Mei dinger KokS .... » » » Braunkoblen-Kok-. . , » » - Steinkohlenkoks-Gru« PreiS bei Abnahme größerer Posten nach Vereinbarung. Die Marken zur Koks- und GruS-Entnahme sind gegen Baarzahlung, soweit die Borräthe an KokS rc. reichen, in den VureanS der Gasanstalten zu erhalten. Zur größeren Bequemlichkeit deS Publicum- liefert die Gasanstalt den KokS auch frei ins HauS Leipzig. Die Kosten hierfür betragen bei jeder Sorte l5 für den Hektoliter. Tie Lieferung geschieht dann in ptombirten Säcken. Etwaige Bestellungen wolle man entweder mündlich oder durch die Post in den Bureaus der Gasanstalten oder in der NechnungS- nnd Cassenvcrwaltung der Gasanstalten, Nitterstraße Nr. 6, matben. Kerner haben wir bei Herrn Fr. -tohr, Sidonienstraße 5, Herren Beruh. Franz L To., Südplatz 8, Herrn 2. G. Tteinbor», Zeitzer Straße 17, Herr,, Ä. Damm, PeterSstcinweg 21, Herrn Fr. Günther, Sternwartenstraße 71, ' Herrn Marl Rä'ppel, Ranstädter Steinweg Herrn L8. Helbtst, Davidstraße 3, Herrn Albert Lbieme, Eutritzschcr Straße IS, Herrn F. A. Günther, Tavidstraße 8, '.errn Ferd. Grabau, Tauchaer Straße 25, '>rr» Stöbert Rö-ner, Gustav Adolphstraße 45, Herrn Fritz Varwols, Pl^wiy-Leipzig, ein Lager der sämmtlichen Kokssorten errichten lassen und kann die Entnahme zu den obcnbrzeichneten Preisen auch an diesen Stellen geschehen, an welchen der Kok« ebenfalls in plombirten Säcken gehalten wird. Leipzig, am 11. December 18S0. De- Stath» Deputation zu deu Ga-anstalten 25. Gewölbe-Vermiethuna. Das im städtischen Hausgrundstück Maaazlugaffe Nr.27 gelegene Berkaus«gewölbe ist vom I. April k. )-. an gegen halbjabr,ge Küusttguug oder fest bis zum «II. December anderweit zu vermtethen. Mielharsuche werden auf dem Rathbause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, rntgegengenommen, wo über die Ver- uiietbung-bedingungcn und auch sonst Auskunft ertheilt wird. Leipzig, am 6. December 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Krumbi la. 694 l. Vr. Georgi. »biegel. Sparcalse in -er parochie Achönefeld zu Letpzin-Reutziiil,. «trenzftraße Nr. 2. Wegen Zinjenbcrechnuna werden Gparbücher ln der Zeit 15. bl» 31. Deeember 1890 nickt erpedirt. und ist für von i». dis :«i reeemver imm nicn» erpevi«, und ist für Ein- und Rückzahlungen der 13 December der letzte Erpeditionsiag in diesem Javre. Die für den 17. December d. I. gekündigten Spor- beträgt sind jedoch an diesem Lage Vormittag- zwischen 8 und 12 Uhr zu erheben. Vom 2. Januar 18-l Uh werden wieder täglich früh »an 8 bi« 12 Uhr Spareinlagen angenommen und Rückzahlungen geleistet. Hypathekenzinfen bitten wir möglichst nur Rach«ttt«g von 3 bi» 6 Uhr zu bezahlen. Leipzig-Reudnitz, am 22. November 18S0. ködert Liedert, Direktor. Die italienische Thronrede. König Humbert bat am 10. December die italienischen Kammern rröffnet und bei diesem Anlaß sein Vertrauen auf die Erhaltung de» Frieden« in sehr bestimmter Weise aus gesprochen Jede Gefahr internationaler Verwickelungen sei beseitigt, und in ganz Europa verbrtiteien und befestigten sich beruhigende Aussichten. Dies« Auffassung der inter nationalen Lage wird erfreulicher Weise auf allen Seiten getheilt, besonder« stark sind dft FriedroSau«stchten von Rußland betont worden. Die „Nowosti* haben sich zum Organ der Pflege engster freundschaftlicher Beziehungen zwischen Rußland und Deutschland gemacht. Mag lmwerhin die ausdrückliche Hervorkebrung de- sreundnachbarlichen Ver hältnisses Rußlands zu Deutschland eine vielleicht nicht unbeabsichtigte Einseitigkeit der russischen Anschauung ver- ralhen, so darf man dabei nicht vergessen, daß der treuliche Besuch de- russischen Thronfolgers in Wien mindestens gute Beziehungen zwischen dem russischen und österreichischen Herrscherhause bekundet hat. Wäre Rußland rin Ber- fassungSstaat, so würde daS nicht viel zu bedeuten haben, da aber alle Antriebe der auswärtigen Politik Ruß lands vom Kaiser persönlich auSgchen, so haben auch persön liche Beziehungen des russischen Kaisers zu andern Souverainen eine ganz andere Bedeutung at« die der Beherrscher anderer europäischer Staaten. Es ist unzweifelhaft, daß Rußland gegenwärtig nickt aus Krieg sinnt, sondern seine EroberungS- ptane auf unbestimmte Ze»t vertagt hat. Da- drückt der gesammten internationalen Lage da« Gepräge auf, und daher rührt der friedliche Lustzug, der heute in Europa weht. Ma in St. Petersburg für die auswärtige Politik als maßgebend gilt, wird auch von Frankreich bereitwillig zur Richtschnur erwählt; wenn die russische Schwesterarmee, wie sie General Ferron nennt, da- Schwert in der Scheide ruhen läßt, findet auch Frankreich keine Veranlassung, das KriegSfruer zu schüren; die beiden Hauptinteressenten des Krieges der Zu kunft gehen immer zusammen, also ist auch Frankreich ruhig, wenn man in St. Petersburg eine friedliche Politik für die bessere hält. Noch vor zwei Monaten glaubte Frankreich noch einen dritten Factor für die Gestaltung der auswärtigen Politik nicht unberücksichtigt lassen zu dürfen. Die thörichte und herausfordernde Haltung der italienischen Irrrdentisten hatte eine Bedeutung gewonnen, welche die Hoffnungen der ver wandten Parteien in Frankreich, Italien für chre Absichten zu gewinnen, sehr gesteigert hatte; er fand ein Verkehr zwischen italienischen und französischen Abgeordnete» statt, welcher nur durch die zuversichtliche Erwartung erklärt werden konnte, ein Bündniß Zwischen Frankreich und Italien z« Stande zu bringen. Eine solche Verkennung tbatsächlichrr Verhältnisse ist nur bei so sanguinischen Politikern möglich, wie es Franzosen und Italiener zum großen Theil sind. In der Bankrtstimmung werden in beiden Ländern Beschlüsse gefaßt und Hoffnungen erweckt, welche mit den bestehenden Verträgen gänzlich unvereinbar sind. Eine Begrüßung der französischen Flotte durch die ttalirnische, em herzliche« Schreiben de- König« von Italien an den Präsidenten der französischen Republik werden in einem Sini.e aufaefaßt und gedeutrt, al» ob bereits die Axt an die Wurzeln de- Dreibundes gelegt wäre. Französische Abgeordnete batten es für ein Leichtes, Italien mit Ocsterrcich-Ungarmau entzweien, Italien an den Triumphwagen Frankreich- zu spannen, und zu dem Ende errichtet man ein Denkmal Garibaldi'«, um den italienischen Frcischaarenfllhrer zu feiern, welcher es auf eigene Hand unternahm, Frankrcich in seiner Bedrängniß im Iabrc 187 l Hilfe zu bringen. Wenn man diese Tollheiten nickt erlebt hätte, man würde sic in das Reich der Fabel verweisen. Frankreich gab sich wirklich eine Zeit lang der Hoffnung hin, daß Italien bereit sei, die Entwickelung der letzten 25 Iabre zu verleugnen und sich rein aus angeborener Sympathie für Fankreich mit dieser Großmacht gegen seine angeblichen Feinde zu verbinden. DaS Wablergebniß vom 23. November hat in dieser Be ziebung einen vollständigen Umschlag in der öffentlichen Meinung Frankreichs bervorgebrackt: man fleht dort beute ein, daß die Dinge doch ganz anders liegen, als man voraus gesetzt hat, und aiißerdein ist die französische Negierung so vorsichtig gewesen, sich nicht voreilig auf den Weg zu begeben, der ihr von einer Anzahl heißblütiger Volksvertreter als gang bar aneinpsoblcn wurde. Italien ist trotz der Mißbelliakeitcn, welche seine Beziehungen zu Oesterrcick-Ungarn zeitweise ver dunkelten, wieder vollgiltigeS und vollberechtigtes Mitglied des Dreibünde- und legt, wie die Thronrede beweist, großen Werth darauf, cS auch in Zukunft zu bleiben. Ein Gefühl der Be schämung kann de» Kreisen nicht erspart bleiben, welchen der Abgeordnete Rivet al- Vermittler ihrer Empfindungen in Italien gedient hat. Auf der Grenze zwischen auswärtiger und innerer Politik steht Das, was König Humbert über das Verhältniß des Königreich« Italien zum Papstthum in der Thronrede gesagt hat. Er verweist auf den grundlegenden Unterschied zwischen der Religion seiner Väter und dem Mißbrauch dieser Religion zu politischen Zwecken, und kommt zu dem Schluffe, daß er Angriffe» welche unter dem Deckmantel der Religion gegen seine Souverainität als staatliche« Oberhaupt Italiens gerichtet würden, niemals dulden werde. Die Dop^clnatur de- PapstthumS al- eine zugleich kirch liche und päpstliche Macht wird nirgend- schwerer und schlimmer empfunden al« in Italien, wo der Papst in der Hauptstadt de- Lande« selbst den Anspruch auf Wiederher stellung seiner weltlichen Macht erhebt. DaS ist der eigent liche Kernpunkt der Lage in Italien; die königliche Macht fühlt sich auf Schritt und Tritt beengt und gehemmt durch da- Oberhaupt der katholischen Kirche, welches sich nicht begnügt, seinen geistlichen BerufSpflichten zu genügen, sondern durch die gesammte Entwickelung der Kirche aenötbigt wird, der Bevölkerung Italien- auch seine politische Macht fühl bar zu machen DaS ist rin Zustand, welcher auf die Dauer für Italien unerträglich ist, weil dadurch dir Vorbedingungen zur staatlichen Befestigung in einem ohnehin noch sehr unfertigen Staat-wesen vernichtet werden. DaS Papsttbum sucht als Grundlage für seine geistliche Weltherrschaft die weltliche Herrschaft in Italien zu gewinnen und macht zu dem Ende Anstrengungen, welche den Frieden fortdauernd gefährden §S darf al-feststehende Thatsache angesehen werden, daß der Papst alle Kräfte angestrengt bat. um Oesterreich-Ungarn von Italien zn trennen. Daß diese Anstrengungen vergebliche waren, tbut dem Ernst ihrer Bedeutung keinen Eintrag, denn da« Papst- Ihum ist eine politische Macht, welche in der günstigen Lage ist, jede Veränderung der internationalen Beziehungen zu seinem Bortbcil auSzubeuten Der IrredcntiSmuS wäre ohne da- Papsttbum eine lächerliche Bewegung, über die man mit Stillschweigen himveggehen könnte; die Bestrebungen, welche der Aufrichtung der Republik in Italien gelten, waren ohne da» Papsttbum ebenso bedeutungslos aber da« Papst tbum benutzt jede staat«- und fritdenSfeindllchc Strömung in Italien für ihre Zwecke und schiebt dadurch die Möglich keit der Befestigung de» Königreichs Italien von einem ein, Termin zum werden, daS schwach dazu. - Leipzig, 12. December. * Am Mittwoch traten die vereinigten Ausschüsse deS B-.?.",".»?,?- L°°' "" MMWMZW Entwickcluna desselben in hohem Grade befördert, uno >a> Bildung, sondern auch das Mittel, die politische „ mehrew'Jch ...ach- Sie ausmerk,am darauf "b n.ch e n sicher »in Grober der in dieser Versammlung sitzt, mit einer größeren Ausmerstamkeil den SlaalshaushaliskMt bewachten und pru'cn wird, wenn er weiß, daß er in direct.r Weise em.n gr°be-'. du ch se'ne eigene Declaration festges.ellten Beitrag zu liefern "at. °>S wen» er nur auf indtrectem Wege von rdm erhoben wird. Ta« Gefübl der Pflicht stark» da» Gefühl de« Rechts, und wir überall dem Rechte aegenübersteht. so ist auch die schärfere «ussassuog de» Rechts eine Folge der schärferen Auffassung der Pflicht * Die Ernennung de- MilitairpfarrerS vr. v. Miecz. kowSki zum Erzbischof von Posen und deS Gymnastal- Studieurector« Fritzen zum Bischof von Straßburg scheint nach übereinstimmenden Nachrichten von mehreren Seiten jetzt gesichert zu sein. Die „Kreuneitung" meint, daß nach ihren Informationen die Wahl in beiden Fällen eine glückliche ge nannt werden kann. Der neue Erzbischof von Pofcn wird als ein sehr versöhnlich, loyal und patriotisch gesinnter Herr geschildert vr. Fritzen würde der erste Altdeutsche sein, der m den Reichslanden zum Bischof ernannt wird; er stammt au« Eleve * Aus Altenburg wird vom 9. Drcembe, geschrieben: Auf Einladung der Herren Kaufmann R. Burkdardt. Iustizrath Große und Lomrnerzienrath Edm. Scbmidt hatte sich am gestrigen Abend im Preußischen Hose eine größere Anzahl von Männern versammelt, um durch Gründung eines nationallioeralen Vereins eine regere politische Thätigkeit in unserem Herzogtum ins Leben zu rufen. Herr Iustizrath Große gab zunächst einen historischen Rückblick über die frühere Thäligkeit der national, liberalen Partei in unserem Lande und theilte mit, daß man jetzt in Thüringen gleichfalls bestrebt fei. für diese Partei Vereine zu gründen. In Gotha und Weimar ist dies bereits geschehen und bestehe der Plan, diese Vereine eng zusammen zu schließen und mit dem Berliner »ationalliberalen Verein Hand m Hand zu gehen. Herr R. Burkhardt bemerkte, daß der geplante nalioiialliberale Verein durchaus nicht in Concurrenz mit dem Reichsverein treten würde, sondern gleiche Ziele wie dieser verfolge. Der Reichs- verein tritt nur aller 5 Jahre zur Zeit der ReichStagSwahlen zu sammen, in der Zwischenzeit aber treten ebenfalls wichtige Fragen, als da sind Wahlen zum Landtag, zu Stadtverordneten, a» uns heran die den neuen Verein mehrfach beschäftigen werden. Herr Lommcrzie». rath Schmidt berichtete, daß er kürzlich einer Versammlung in Weimar beigewohnt, welche die gleichen Ziele verfolgt, wie wir, eS wurde dort ausgesprochen, daß man beabsichtige, in allen Provinzen nationalliberale Vereine zu gründen, weiche mit dem Hauptvereme in Berlin in Berbtndung treten solle». Bon den Herren Geheimen Ober.Finanzrath Find eisen, Jufltzrath Hase und Zimniermeister Dörstewitz aus Meuselwitz wurde die Frage aufgeworfen, ob eS nicht zweckmäßig sei, de» Verein zu erweitern und ihn durch die Bezeichnung „nationalliberal" nicht zu einem politische» Parteiverein zu stempeln, um dadurch auch Männern den Zutritt zu dein Verein zu gewähren, welche nicht streng zur nationalliberale» Partei ge- hören. ES entspann sich bierüver ein« interessante Debatte, in welcher mit Recht betont wurde, daß man in der Treue zu Kaiser und Reich das Hauptgewicht zu suchen habe, nicht aber in kleinen Parteischattierungen, wie sic in den Mitgliedern der Deutsch, und Freiconservativen bestehen, die ja alle von nationalem Weist erfüllt stad. E« wurde beschlossen, dem gewählten Borstand: den Herren Burkhardt, Große, Hase und Edm. Schmidt die Prüfung dieser letzteren Frage zur Erwägung zu geben. Als Mitglieder de- neu zu begründenden Vereins zeichneten sich in die aufgelegten Listen 69 Herren ein. * Die Bewegung gegen Rückbcrufung der Jesuiten zieht in Württemberg immer weitere Kreise. Nachdem zuerst der Evangelische Bund ins Zeug gegangen war, ver einigen sich jetzt Männer aller Parteien zum Protest. Eine zahlreiche Versammlung in Ulm erklärte die Forderung nach Zulassung der Jesuiten als Hinderniß für den von dem dortigen Katholikentag angeregten Zusammenschluß der Eon- fcssionen zum Kampf gegen die gemeinsamen Feinde; in Stutt gart ist eine große Protestversammlung geplant; schon jetzt sind viele Eingaben an den Reichstag in gleichem Sinne ab- gegangen. * * » * Der Ministerpräsident Graf Taaffe hat dem öfter re.chischen Abgeordnetcnhause da« neu revidirtc Thier seuchcn-Uebereinkommen mit der Schwei, vorgelegt. Da« Abgeordnetenhaus hat die Vorlagen, betreffend die Eonsnlar- aerichtsbarkeil m Egypten und den Staat-Vertrag mit Italien über den gegenseitigen Schutz de« Autorrecht-, ebne Debatte angenommen. * In immer steigendem Maße macht sich im südlichen Krain, im Gebiete de« bewaldeten Karstes, die Au«. Wanderung nach Nord-Amerika bemerklick. seit von den ersten Auswanderern meist gute Kunde in die verlassene e,matd gelangt ,st. Durch diese Auswanderung leidet be- onder- d,e Sprachinsel Goltschee. die an und für sich nicht 27Nlu?U"llert ^ ^ Geviertmeilen wvbnen nur und eher einen Zuwachs al« einen Menschen- vrrlult vertragen konnte. Infolge de« wenig fruchtbaren Gottscheer schon seit vier Iahrhunkerten ^ gesehen, nebenbei Hausirhandel zu treiben der anierr Gesetzgebung immer mehr ringe- schrankt worden ist. Die Erwerb-fähigkcit durch Einsübruna boch'^w,'^"^^" ist mi, Erfolg ver,„cht worden^ doch wird naturgemäß ein längerer Zeitraum vergeben b,s r>n größerer Theil der Gottscheer davon Nutzen ziehen wird Der Grundbesitz ist mehr oder weniger verschuldet. So sind in den letzten drei Jahren gegen 2000 Bewohner der Sprach insel Gottschee, meist jüngere Leute, in die Vereinigten Staaten gegangen, theilS um dauernd dort zu bleiben, theils aber wenigstens so lange daselbst zu verweilen, bis sie von dem er sparten Geld ihre Schulden in der Heimatb bezahlen und dann -urückkehren können. In Brooklyn ist eine ganze Straße fast aus schließlich von Gottschecrn bewohnt; aber auch in den anderen zrvßcren Städten, in New-Aork, Boston, Chicago, trifft man ie in kleineren Colonicn an. Auch ans der Nachbarschaft GoltsckceS, aus den Bezirken Tschcrnembl, Möttling, Adcls- bcrg, sink Tausende von Slowenen auSgewandert; der Hobe Verdienst in Nord-Amerika lockt die Leute an. Die Versuche der Behörden, der Auswanderungen steuern, sind mißglückt. Während in Kram Deutsche und Slowenen die Heimatb ver lassen, sind eS im südlichen Tirol besonder- die Italiener, die zur Auswanderung neigen. In den letzten Jahren haben in den Gemeinden Lcifcrs, Branzoll, Pfattcn allein einige Hundert Personen der Heimatb den Rücken gekehrt, um sich theils in Nord Amerika, theils in Brasilien niederzulassen. Aus dem südlichsten deutschen Dorfe Saturn sind vor Kurzem 40 Personen, meist Italiener, über Genua nach Brasilien gegangen. Für diese sprachlich gemischten Gemeinden ist die Aiiöwankcrnna Wohl wirtbschaftlick, nicht aber in nationaler insicht ein Nachtheil. Denn wenn das welsche Element die ^>rte verläßt, so wird das Gebiet zwischen Bozen und Salurn niit der Zeit wieder rein oder nahezu rein deutsch werden, da die Stelle der auSgcwandcrten Italiener vielfach Deutsche einnehmen. * Der serbischen Skupschtina ist eine Vorlage der Regierung zugegangen, welche die Deckung des Bedarfes des Staates und der Gemeinden durch die inländffche Boten- Production und Industrie bezweckt. — Köni^ Milan bat mittelst Telegramms aus London die in Betreff der Königin Natalie getroffenen Vereinbarungen in Erinnerung gebracht. * Die Vereidigung der Königin Emma aus die niederländische Verfassung, die am 8. December vor sich ging, fand nach demselben Ccrcmoniell statt, welches auch ihrer erstmaligen Beeidigung drei Tage vor dem Tode des Königs angewandt worden war. Auch dieses Mal waren die Zu schauerräume dicht besetzt, aber fast durchweg mit den höchsten Beamten und ihren Damen, so daß für das Publicum gar keine Einlaßkarten zur Bertheilung gelangten. Die Damen waren sämmtlich in tiefer Trauer erschienen, die Königin mit ihren Hofdamen trugen lange, daS Gesicht vollständig ver hüllende Schleier und nachdem erstere auf dem Sessel neben dem Throne Platz genommen, ersuchte der Vorsitzende, van Naamen van Eemnes, nach einer kurzen Anrede dieselbe, den Eid auf die Verfassung abzulegcn, dessen Wortlaut derselbe war, wie vor drei Wochen. Darauf legte die Königin noch einen besonderen Eid als Vormund ihrer Tochter ab, und zwar mit den Worten: „Ich schwöre der Königin Treue, ich schwöre, alle die Pflichten, welche die Vor mundschaft mir auslegt, heilig zu halten und zu erfüllen und mir es besonders angelegen sein zu lassen, der Königin An hänglichkeit an die Verfassung und Liebe für ibr Volk cinzu- flößen." Hierauf folgte noch eine kurze Rede des Vorsitzenden: „Möge der allmächtige Gott Ew. Majestät Gesundheit, Kraft und Weisheit verleihen, um die dankbare, aber schwierige Rolle einer Regenlin und eines Vormunds zum Glück unserer geliebten Königin Wilhelminc und zum Heil des Vaterlandes zu erfüllen." Auch dieses Mal sprach die Königin mit deut licher, klarer Stimme, aber mit stark deutschem Accent Nach dem sich dieselbe entfernt hatte, wurden die Mitglieder des VormundschaflSratbeS, deren Namen kürzlich veröffent licht wurden, in Eid und Pflicht genommen. Und damit ist die Reihe der StaatSacte, die sich an die Krankheit und den Tod Wilhelm'« III. knüpften, abgelaufcn und die Arbeit der Volksvertretung und Regierung kann jetzt in ungestörter Weise vor sich geben. * Aus Paris, 9. December, wird der »Kölnischen Zei tung" geschrieben: Tie Rede Kaiser Wilhelm'- zur Schulfrage wird von allen ernsteren französischen Blättern eingehend erwogen und der ' ' " d ' ' .... Gesammtcindruck ist durchaus günstig, ja, sogar günstig im höchsten Grade. Zwar sind die Kriegsbesürchtungcn, die man hier an den Regierungsantritt des Kaisers knüpfte, schon längst hinsällia ge- worden, seit der Kaiser aus mehr als einem Gebiet eine solche fried lich« Resormthätigkett entfaltet hat, daß selbst der Voreingenommenste den Argwohn znrilckwetsen mußte, als ob er tm Endzweck doch nur kriegerische Ziele verfolge. Wilhelm H. hat sich in den letzten Jahren ganz anders herausgebildct, als die Franzosen ihn sich vorgestellt hatten. Mit dem lebhaften Ersaßen eines individuell scharf ausgeprägten EharakterS, wie man es immer bei den Fran zosen findet, hatten diese sehr rasch seine persönliche Eigenart, sein unabhängiges Denken, das kühne Ueberschreiten gewohnter Bahnen erkannt und, was noch bemcrkenswerlhcr ist, auch anerkannt. Die letzte Rede kann nur dazu beitragen, das persönliche Ansehen, das sich der Kaiser bei den widerwilligcn Franzosen errungen bat, zu stärke» und zu befestigen. „Die interesiantestc Persönlichkeit Europas" und „e'ost quvlqu'iin", in der Unischrcibung dieser zwei Rede wendungen bewegt sich das französische Urlhcil. Es kommt nun noch Hinz», daß die Cchnlsragc zur Zeit Frankreich ebenso bewegt wie Tculschland, und daß die große Mehrheit der Franzosen den vom Kaiser angenommene» Clandpunct Iheilt. I» Frankreich erscheint die Sacke des Classicisniuö schon sehr bedroht, i«, wie Biele glauben, bereits unrettbar verloren. Gehalten wird sie nur noch von den eigentlichen Philologen, die aber Predigern in der Wüste gleichen und namenilich bei de» Eltern gar keine» Bcisall finden; begreiflicher- weise auch nicht bei den Jungen. Von de» Vertretern der anti- claisischen Richtung wird die Hoffnung ausgesprochen, daß da» Ein greifen de« Kaisers auch aus Frankreich eine Rückwirkung üben möge. Man babe von Deutschland so Vieles übernommen, weshalb nickt auch die Schulreform, wenn sie den Anschauungen des Kaisers entsprechend zur Austiilirung gelange? Wenn Deutschland das elastische Land der Schulen — oder das Land der elastischen Schulen — sich nicht melir der Ueberzcngung verschließen könne, daß es in der bisherigen Weise nicht mehr sortgche, so werde der moralische Eindruck so stark sei», daß auch Frankrcich sein ver altetes Unterrichisweien den moderne» Lcdensansorderunacn enl- sprechend werde ändern müssen. „Wir würden dadurch", sagt der „GouloiS", „die Fabrikation der Teclassirten, der unnützen Abitu rienten, vermindern, die aus so üble Lahne» kommen, da sie oft Journalisten, Depullrte und Minister werden." * Ueber die Eröffnung der italienischen Kammern liegen folgende nähere Mittheilunge» vor: ''Rom, 10. December. Die Kammern wurden heut« er» öftne». In der Thronrede begrüßt der König mit Freude und Vertrauen die neue Kammer, welche die Nation erwählt und damit ibr Vertrauen in die freie» Institutionen des Landes be- thütigt habe. Indem sich die Nation, im Innern einig, entschlossen, von ihren Pflichten und Rechten durchdrungen, in ihren Ueber- zeugungen fest und in ihrem Willen klar und entschieden zeige, gewinne Italien nach außen stets wachsende- Ansehen und mehr
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