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SS. Jahrgang, ^lr 152. Dienstag, 4. Juni 1912. «»U«.rJutt^un,<»i, -1 Lom>. un. M«»»aen «r »imn« ».»o M.. durch »u.oiirti« «»in. «IlLnIr.hi.rHoM. «.« eimnali^r Zu. iirllun, durch dt« Post »M.<»»n,«.I»«lI,eId>. DI. ..» Lesern ,»n Dre»drn u. Um,e»ung »m To». «rher pi- >rft.M.n «Hrnd-Au«. 1«d«i «rhuilen di. au«- «rpia.» «.zilchrr mit »«r Mor,.n.»u,gad. o>1<nnin.n tuarp.M. Nochdruck nur mit d.ut- Ilcher Ouellenan»ad> (,Vr«»d. Nachr.-j zu- W,. — Un«rl»n,t. Manustripte «rdra nicht aufd«wahrt. Telegram,»-Adresse: Nachrichten Dresden. Fernsprecher: 1t » 2006 « 3601. 18SH Druck und Verlag von Liepsch öc Reichardt in Dresden. Dstürmer« »Inrt von t>.rvvrr»,.n<t.r yu.Itth« un<t »u.o.r.t pr.i.ur.rt. V»riesu«.-zz»,»rln: »In». «»Iliiiinus ir. Anzeigen-rartf. dinnayni« von Nnltin. di,ungen di» „a<d»t. 8 Uhr. Lonnia«. nur Mnrtknjtrah» :id von I I dt« >,» Uhr. Di« einspaili,« Gründen« <-». « Liiden» un Pj.. Familten-Nachrichieu a». Dr-»d»n St, Ps - dt« zweiipoilige ,j«>>« »uflerljeii« 7IIPI.. d>. zweilpalltg« Rektum«. Zeile I,»o M - In Nummern nachSon». und Feiertagen di- «inspalltge Grundzeile !>ü Pt. Familien. Nachrltlnen au. Dre». den die Grundzeile nu Ps. — Auswärtige Auslräge nur gegen > Vorausbezahlung. Jedes Velegblail iolin III Ps. Hauptgeschäftsstelle: Marirnstrnße 38 40. kelnlem ».HiMglllllllclil I.aoips» oliiknolmtsi' >rt bis ru den Pelidut«,» Ig>ind,thr«v«lrdl. ^o»rü1»Di»i»xeu :: In Ironlcurroiirlosvr Xusvvstil. Julius SotiLctltok, -hm ««» »«. »2«. - «Illll.klUl.ItUtl»,»»», i SUber. öüH liüül' mit Qolckmunäslück .... 2'/2 Urlliifli'lllr iilklldelm iriunL s-2 unä >o ptz i.i»dling.-2Ir»r.N» Sr. U»t.»ri. u. XSnissi. diotioit 0s, Kronprinrsn. kltkXpllan eixrkii'Stt« Oompsnzc, Sei-Iln kH>V. 7 Kairo — örü.»ei — London L. L.— prnntdurt »./IN., Uabulwisplau- w. üklllü?kll vreltdusrtellunx St. IUUI. <A1a8v^ai»bn ssder Lrl sus eien kodsulviidston Olssbüttvn riss tu- und :: ^uslsnde-s oiiipkvlilea in rojetiimlcigsr Lusvvalil VUd. Lid! L Soda, ,gi> Qexriindet 1848. H4 «Ii,enIZl»>i>«»«tr. 18. Sletulrck SU-l. becnspr. 4277. wird mit dlschdruclc kelcäniokt durch .L»tl»ax«ntln, 8peria>- mittel rur innerliche» und äusserlicken ^nwendunZ. I'reis 1,50 und 2 lAarlc. HIasal-Ootubus, sowie alle sonstigen I Ieu- scknupkenmntel stets trisck aut l-nxer. Versand nscti auswärts. 5alomoniz--ipoweke WM IZDVi.«!.»-ch., IV. uinaDlst 8. MW srLigo Leser. Mutmaßliche Witterung: Südliche Winde, aus- heiternd, etwas warmer, meist trocken. Unter Teilnahme der höchsten Kreise feierte gestern Professor Bracht seinen 70. Geburtstag: in der Galerie Arnold wurde ihm zu Ehren die Ausstellung ehe maliger Bracht-Schüler eröffnet. Pastor Droese von der Vukaskirchc wurde zum Pfarrer der neuen Z i o n S g c m e i n d c gewählt. Dem deutschen Besuchsgeschwader in Amerika wurden von der amerikanischen Flotte unge wöhnliche Höflichkeiten erwiesen. Der R e i ch s f l n g v c r e i n schreibt einen Fcrn- slug Berlin Wien aus militärischer Grund lage aus: es werde» nur die Leistungen des Wcitfluges und der Geschwindigkeit gewertet. Der ungarische Ministerpräsident lehnte den Borschlag der Opposition ab, an Stelle der end gültigen Heer csresorm ein Provisorium mit erhöhtem Nekrutcnkvntingent zu bewilligen. Das von General Liauther, entsandte Detachement Gourand hat vor den Toren von Fez den Berbern eine Niederlage belgebracht. Die belgischen K a m m e r w a h l c n werden eine Regierungsmehrheit ergeben. Lloyd George soll erklärt haben, das, England lein Bündnis mit Frankreich abgeschlossen habe. Bei Dcrna fanden neue Kämpfe zwischen Türken und Italienern stall. Tie Revolutionäre ans Euba haben die Stadt Samaya eingenommen und niedergebrannt. Der Spruch des Papstes. „Nach den Wahlen wird der Vatikan sprechen." So verkündete bereits ausgangs des Jahres 1910 Dr. Kauf mann, der bekannte Wortführer der „Berliner Richtung" im Bcntrnm. als er in Rom die Stimmung der leitenden Kreise kennen gelernt hatte. Diese Prophezeiung ist cin- gctrofsen, und heute herrscht große Bestürzung in der offi ziellen Bentrumspartei. in der die „Kölner Richtung" be reits obgcsiegt hatte. Den» das Oberhaupt der römisch- katholischen Kirche hat den Streit zwischen den beiden Rich tungen im Bcntrum zugunsten der starr konfessionellen Berliner Richtung entschieden. Die Kölner unter der Leitung Bachems haben be kanntlich das Bestrebe», de» konfessionellen Charakter des Zentrums abzuschwächen. Das Zentrum sollte eine rein politische Partei sein, der auch Nichtkathvlike» angehören könnten. Hinter den Kölnern standen die christlichen Ge werkschaften, die in der Tat interkonfessionell sind und sich ,zweifellos sehr bewährt haben. Ihnen gegenüber stehen die Berliner mit der „Germania" und dem Kardinal Kopp, die in den christlichen Gewerkschaften eine Gefahr sür den .Katk.vli.itSmirS erblicken „na infolgedessen rein katholische Aröeiterorgovi'ationen gegründet haben. Zwischen beiden Richtungen tobt bereits seit Jahren ein erbitterter Kampf, beide Richtungen suchten den Vatikan sür sich zu gewinnen, und in der Tat gelang es dem Kardinal Fischer von der Kölner Richtung vor wenigen Jahren, vom Papst die Er klärung zu erhalte», daß er beide Arten der Arbeiterorgani sation billige. Bachem gelang es inzwischen, die Anhänger der Ber liner Richtung aus der Partei herauszudrängen. Roercn mußte zurücktrctcn, und Gras Oppersdorf wurde nicht wieder in die Fraktion ausgenommen. Tic Kölner schiene» gesiegt zu haben, tkm so schwerer ist seht ihre Niederlage. Der Verband katholischer Arbeitervereine <Sih Berlins ist vom Papst mit folgenden Worten bedacht worden: „Euch lobe ich, euch billige ich und euch erkenne ich an... die anderen billige ich nicht: ihre Grundsähe, welche falsch sind, kann ich nicht anerkennen." Dagegen hat der .Kartell verband katholischer Arbeitervereine West-, Süd- und Ost deutschlands, der der Kölner Richtung angehört, nur die ernste Mahnung erhalten, „nicht nur im Privatleben, son dern auch in der össentlichen und sozialen Tätigkeit de» Lehre» des Heilige» Stuhles auf das treueste zu folgen". Selbst das führende Blatt der Kölner Richtung muß den Unterschied in beiden päpstlichen Aeuße- rnngcn zugeben, es gibt die Schuld „irrigen Informa tionen". und damit dürste es allerdings recht haben. , Das Bestreben Bachems, den konfessionellen Charakter der ZcntrumSpartei abzuschwächen, entsprang zunächst zwcisellos rein taktischen Gründen. Eine Partei mit streng katholischer Tendenz mußte an Bündnissähigkeit verlieren, wie ja auch im Kamps gegen das Zentrum der konfessionelle Charakter dieser Partei am meisten aus- gcnuht ivvrden ist. Trotz aller dieser Bemühungen blieb natürlich das Zentrum eine katholische Partei, wenn cs sich and, noch so sehr gegen diese Bezeichnung sträubte. Der Unterschied zwischen den Kölnern und den Berlinern bestand nur darin, daß diese ossen unter katholischer Flagge segeln wollten, jene aber heimlich. Der Charakter deS Zentrums an sich wird also im wesentlichen derselbe bleiben, ganz gleich, ob Bachem oder Roeren führt. Und doch hat die päpstliche Entscheidung eine eminente Bedeutung für das deutsche Volk. Bachem und seine An hänger suchten nach einem modus vivendi, mit den Evangelischen Deutschlands zusammen- arbeiten zu können. Das soll man doch nicht unterschätzen. Tie unglückselige konfessionelle Spaltung des deutschen Volkes, die wir nicht der Reforma tion verdanken, wie von römischer Seite behauptet wird, sondern der Gegenreformation, ist jahrhunderte lang der schwerste Hemmschuh der Entwicklung des deutschen Volkes gewesen. Auch nach der gegen den Willen Noms erfolgten Einigung -er deutschen Stämme hat der konfessionelle Gegensatz schwer anf dem deutschen Volk gelastet. Lange Jahre standen fast zwei Fünftel der Reichsdeutschen dem Reiche ablehnend gegenüber, und erst ganz allmählich begann sich eine Aenderung anzubahnen. Das Zentrum begann aus seiner starren Opposition herauszntretcn und positive Arbeit zu leisten. Es hat seit der Zeit, als cs Bismarcks Schutzzollpolitik ermög lichte, große Aufgabe» gelöst, es hat den Ausbau unseres Heeres und unserer Flotte wenigstens in der letzten Zeit kräftig unterstützt, cs hat durch die Reichsstnanzreform die Finanzen unseres Reiches wieder saniert, kurzum, cs hat nationale Arbeit geleistet. So sehr das alles anzucrkenncn ist, so darf man doch nicht darüber im Zweifel sein, daß diese nationale Arbeit des Zentrums sofort aufhören würde, wenn ein neuer Konflikt zwischen Staat und Kirche entstünde. Aus der heutigen Regierungspartei, wenn man sich so ausdrücken darf, würde sofort wieder die alte Oppositionspartei wer den. DaS Heil der römischen Kirche steht dem Zentrum heute »och turmhoch über dem -Heil des Deutschen Reiches. Der .Klerikalismus ist genau so international wie die Sozialdemokratie, und diese beiden Strömungen haben heute im deutschen Reichstag die Mehrheit. Das Lavieren der Reichsrcgierung, die das Zentrum mit aller Gewalt bei der nationalen Sache zu halten sucht, ist daher sehr wohl begreiflich. Nirgends zeigt sich der alte Erbfehler der Deutschen, die mangelnde nationale Gesinnung, deut licher als bei dem katholischen Bolkstcil der Deutschen, ab gesehen von der sozialistischen Arbeiterschaft. Darum ist die Existenz des Zentrums eine tief bedauerliche Er scheinung, aber eine Erscheinung, mit der jeder Poli tiker rechnen muß. Es wird oft die Frage diskutiert, welche Gefahr die größere sei, die schwarze oder die rote. Wer die Entwick lung des deutschen Volkes seit der Neichsgründung beob achtet, wird die Feststellung machen können, daß vor allem in dem letzten Jahrzehnt das deutsche Bürgertum eine ausgesprochen nationale Färbung bekommen hat. Die einmütige Annahme der Wehrvorlagen durch alle bürgerlichen Parteien wäre noch vor einem halben Mcnschcnalter kaum denkbar gewesen. Diese Ent wicklung hat auch vor dem katholischen Volks teil nicht Halt gemacht. Lie wurde wesentlich ge fördert durch die Richtung Bachems, der das Wörtchen „national" nicht bloß eine klingende Schelle war. Dazu k,pmmt. daß der bodenständige Deutsche mit dem Wohl und Wehe seines Landes verwachsen ist und sich schließlich den Interessen seines Vaterlandes nicht aus die Tauer verschließen kann. Der heimatlose sozialistische Arbeiter aber wird stets international gesinnt sein. Darum wird die Ucbcrwindling der Sozialdemokratie erst dann möglich sein, wenn es gelingt, die Arbeiter wieder bodenständig z» madien. Das Gros der Zcntrumswnhlcr aber besteht ans Bauer» und .Kleinstädter», also bodenständigen Deut schen. Die wachsende nationale Gesinnung wird diese Kreise schließlich zweifellos zu deutsch, völkischer Gesinnung bringen, immer imransacsctzt, daß die führenden Männer des katholischen Bolksteiles in diese Entwicklung nicht störend und zerstörend cin- greisen. Hier ist auch die Bedeutung der Kölner Richtung zu suchen. Bachem und seine Richtung sind strenge Katholiken: in der Polensragc, in Elsaß-Lothringen und in der Welscn- srage stehen sic aus tvnfessionellcn oder parteitaktischen Gründen im rcichSseindlichen Lager, trotzalledcm aber bahnten sic die Wege, die zu einer politischen Ver ständigung der beiden Vvlkstcilc führen sollten. Im Lause der Zeit wäre diese Verständigung auch zweifellos zu stande gekommen. Jetzt hat nun der Papst, der, selbst Italiener, von romanisdien Elementen völlig beherrscht wird, durch seine Parteinahme die von Köln gesäte Saat gründlich zerstört. Das Volk Luthers ist den Römlingen noch immer das verhaßteste auf der Erde, das protestantische Kaisertum der Hvhcnzollcrn der Inbegriff aller Ketzerei. Tics Volk soll keinen Frieden haben, die Kluft »wischen den Konfessio nen soll unüberbrückbar werden, damit der Siegeslauf des deutschen Volkes durch den inneren Zwist gehemmt wird. Und was werden nun die Kölner tun? Wir fürchten, die Richtung Bachems wird sich löblich unterwerfen unter den Machtspruch Roms, zum Schaden des Deutschen Reiches. Drahtmeldungen voni 0. 2uni. Zum Besudic des bulgarischen Königopaarcs in Berti«. Berlin. tPriv.-Tel.j Für den Besuch des bul garischen Königspaares am Berliner Hose ist folgendes ungeordnet worden: Die königlichen Gäste treffen am 7. Juni vormittags 1t lllir ans Station Wild park ein und nehmen im Neuen Palais zu Potsdam Woh ilung. Für den Ankunftstag ist am Abend eine Galatafcl vorgesehen. Am Sonnabend wird sich voraussichtlich der Kaiser mit dem König nach Döberitz zu einer Hebung be geben. Die Abreise erfolgt am Abend des 9. Juni. Ein Tagebuch des deutschen Kronprinzen. Berlin. tPriv.-Tel.j Ein Buch des Kronprin- zcn erscheint dieser Tage im Verlag der Deutschen Vcr- lagüanstalt Stuttgart-Berlin unter dem Titel: „Aus meinem Iagdtagebnche". Der .Kronprinz erzählt in diesem Buche Interessantes von seinen Jagden auf Elefanten. Tiger, Steinböckc, Gemsen nsw. Von dem reiche» Schmuck der Illustrationen, der dem auf das sorgfältigste aus gestatteten Buche bcigcgeben ist. sind die meisten Bilder vom Kronprinzen selber, einige von der Kronprinzessin ausgenommen und werden hier zum ersten Riale ver öffentlicht. Vom deutschen Flottcnbesuch. Fort Monroe. Tic dritte Division der Atlantieslotte hat sich mit Tagesanbruch nach der Lynhavenbai be geben und das deutsche Geschwader in Begleitung von Torpedobooten nach Hampionroad geleitet. Verrat militärischer Geheimnisse. Berlin. sPriv.-Tcl.j Im Artillcricdcpot zu Spandau wurden etwa hundert Zeichnungen, allerdings nicht allzu wichtige, der Konstruktion eines jetzt gebräuchlichen Geschützteilcs entwendet. Der Dieb muß die Räumlichkeiten genau gekannt haben. Er ge langte durch Einbruch in das Haus und dann in das Zim mer, in dem die Zeichnungen aufbeivnhrt wurden und er brach den Schrank. Vaterländischer Francnvcrci«. Berlin. tPriv.-Tel.j In Anwesenheit der Gemahlin nen des Reichskanzler und des Kultusministers von Trott zu Solz trat heute im Sitzungssaale des Abgeordneten hauses der Vaterländische Frauen verein zu seiner 40. Mitgliederversammlung zusammen. In Ver tretung der Kaiserin wohnten den Verhandlungen die Obcrhvsmeisterin der Kaiserin, Gräfin von Brocldorss, sowie Gräfin von Keller und Frl. von Gcrsdorss bet. Saal und Tribünen des Abgeordnetenhauses waren über füllt. Außer den prenßsschen Provinzialvcrbündc» waren vertreten die vaterländischen Francnvercine von Bayern. Sachsen, Württemberg, Baden, Hesse», Sachsen Weimar und Mecklenburg-Schwerin. Den Vorsitz führte die erste Vorsitzende Gräfin v v n I tzenpli tz. Daraus eröfsnetc Staatsminister von Mocller als Wortführer der Vcr sammlung die Tagung. Er teilte mit. daß die Kaiserin ihr Bedauern darüber ausgesprochen habe, daß sic den Vcr Handlungen nicht beiwohnen könne. Morgen wird als Vertreterin der Kaiserin die Kronprinzessin an den Verhandlungen teilnehmen. An die Kaiserin wurde ein Huldigungstclegramm gesandt. Daraus widmete Ober- rcgierungsrat Dr. Kühne dem im vorigen Jahre vcrstorbe neu Vizcobcrzcrcmonicnmeister Botho von Knesebeck, der -1 Ialwe Mitglied des Vereins war. einen warmen Nach ruf. Sodann erstattete der Geschäftsführer Oberstabsarzt Dr. Fricdheim den Rechcnschastsbcrichl.