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Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, ErltxM Rüsdorf, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. " " ! - >->> ' —— Der.Hohenstein-ErnsUhaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn» und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.60, bei Abholung in den Geschäfts, stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen n-hmen die Geschäfts« und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstaltcn und die Landbriefträger entgegen. M- Silage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das »Illustrierte Eonntagsblatt'. — Anzetgengebühr für die ögespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Dir ^gespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Eine Entscheidung in dem gewaltigen Ringen an der Marne und vor Paris ist nach den Er- klärungen militärischer Sachverständiger vielleicht erst in einigen Tagen zu erwarten. Die Kriegs geschichte hat zahlreiche Beispiele für tage- und wochenlanges Ringen in großen Entscheidungs schlachten. So groß wie die auf französischem Boden ausgefochtene Schlacht war noch keine, sowohl was die Ausdehnung des Schlachtfeldes wie die Stärke der kämpfenden Armeen angeht. Daher heißt es Geduld und Nerven behalten. Aus obiger amtlicher Kundgebung des deut schen Hauptquartiers von gestern abend geht hervor, daß an einzelnen Stellen des Schlacht feldes Angriffe bezw. Durchbruchsversuche fran zösischer Truppen in der Nacht vom 15. zum 16. und im Laufe des gestrigen Tages siegreich zurückgeschlagen worden sind. Die siegreiche Vereitelung der Durchbruchsversuche ist, wie von militärischer Seite hervorgehoben wird, für die deutsche Heeresleitung außerordentlich wichtig, da die Franzosen nun voraussichtlich über keine fri schen Kräfte mehr verfügen. Die deutsche Taktik bevorzugt im Gegensatz zu den französischen den umfassenden Flügelangriff. Wird dieser jetzt an- gesetzt, so wird es den Franzosen an genügenden Kräften fehlen, um ihm entgegentreten zu können. Deshalb kann die Abweisung der Durchbruchsver suche als Vorstufe für den schließlichen siegreichen Ausgang der ganzen Schlacht betrachtet werd en. Daß auch die Unserigen mit äußerster Kraftanspannung zu ringen haben, ist nach ihrem bisherigen schnel len Vordringen selbstverständlich. Unsere schnelle und tief in das Innere Frankreichs ausgeführte Offensive hat einem gewissen Kcäfteausgleich hcr- beigeführt, da die Franzosen beim Zurückgehcn sich verstärkt haben. Jedes siegreiche Heer schwächt sich durch die unvermeidlichen Abgaben zur Dek- kung der Verbindungslinie, Belagerung der Festun gen, Flankensicherungen usw., während der zurück gegangene Gegner alle Hilfskräfte des Landes heranziehen kann. Dafür sind aber bei den bis her stets siegreich gewesenen deutschen Arnjeen die moralischen Kräfte viel höher einzusetzen. Und diese sind am Schluß diejenigen, die die Ent scheidung bringen. Die Franzosen werden bis aufs Blut kämpfen; denn sie wissen genau, daß ihre Feldarmee ihr letzter Schutz ist; bricht er zusammen, dann ist ein Zusammenbruch da, gegen den der von 1870 verblaßt. Höchstes wird von uns verlangt. Aber wir dürfen die unbedingte Zuversicht haben, daß wir auch die schärfste Probe bestehen werden. Unsere hohen militärischen Stellen, deren beson nene und bescheidene Selbstkritik wir alle in diesen Wochen dankbar achten gelernt haben, sind von unbedingter Zuversicht für das Endergebnis erfüllt. Das bedeutet noch nicht, den endgülti gen Sieg zu verkünden, aber es bedeutet, ihn als unbedingt sicher anzukünden. Und das kann ohne Ueberhebung sechs Wochen nach dem Kricgs- beginn gesagt werden. * * * RotterKa«, 16. Sept. Die amtlichen franzö sischen Mitteilungen über den Stand der Schlacht an der Marne sind allmählich weniger zuversicht lich. Auch die Kommentare der Pariser Blätter sind nicht mehr optimistisch. Die „Libertee" besonders spricht sich sehr skeptisch aus. Genf. Die heute vormittag hier eingetroffe nen Pariser Depeschen lauten für die deutschen Armeen günstig. * * * Erkrankung der GenerMersten «m Hansen. Berlin, 16. Sept. Personaloeränderungen in Führerstellen: Fstr den erkrankten Generaloberst von Hausen General der Kavallerie von Einem Armeeführer; für diesen General der Infanterie von Claer, kommandierender General deS 7. Armeekorps, General der Artillerie von Schu bert, bisher kommandierender General des 14. Reservekorps, zu anderweitiger Verwendung; für ihn der Generalquarticrmeister von Stein zum kommandierenden General deS 14. Reseroekorps ernannt; General der Infanterie Graf Kirchbach, kommandierender General des 10. Reseroekorps, verwundet, dafür General der Infanterie von Eben, kommandierender General des 10. Neserve- korps. » * » Sächsische Truppe« gegea Nanktirears. Am 3. September stand, wie der Berliner „Lokal-Anzeiger" berichtet, eine sächsische Brigade bei Bergnicourt an der Retourne, 12 Kilometer südwestlich Rethel auf dem rechten Flügel einer Division im Gefecht gegen marokkanische Kolo- nialtruppen. Der Flügel war sehr gefährdet. Besonders eine hier in nicht günstiger Stellung liegende Batterie stand unter heftigem feindlichen Artilleriefeuer, während die feindliche Infanterie einen energischen Angriff in der Front machte. Trotzdem wurde die Stellung nicht nur behauptet, sondern das Dorf Bergnicourt im Sturm ge nommen. Aber auch mit der abschreckenden Seite des Krieges, mit dem fanatischen Frank- tireurkrieg, hatten die Sachsen sich zu befassen. Auf dem Marsche in der Richtung Dinant hatte sächsische Infanterie und Kavallerie im Dorfe Spontin zu übernachten. Sie biwakierten zum Teil außerhalb des Dorfes, zum Teil lagen sie in Quartieren. Das Dorf selbst liegt an einem kleinen Wasserlauf, der sich, durch andere Zu flüsse verstärkt, in die Maas ergießt. Die weiter über Dormne nach Dinant führende Straße ist ein enger Hohlweg. Die Bewohner nahmen die müden Mannschaften scheinbar freundlich und gastlich auf und begaben sich zur Ruhe. Der Ort liegt an einem tiefen Punkte. AIS man nun annehmen konnte, daß die totmüden Mann schaften im tiefen Schlaf liegen konnten, wurde mit einem Schlage das elektrische Licht im ganzen Orte angezündet und überall begann jetzt das Schießen. Infanterie und Artillerie nahmen je doch den Ort sofort unter Feuer. Nach Wieder herstellung der Ruhe wurde eine Untersuchung eingeleitet, die ergab, daß den schlafenden Mann schaften teilweise die Gewehre und die Munition entwendet worden waren. Ein Patronenwagen — wahrscheinlich nach Ermordung des Hostens — war geplündert und so daS niederträchtige Blut bad vorbereitet worden. Die Bevölkerung war zu dem Ueberfall angeregt worden durch die Mitteilung, daß sich dw Deutschen auf der Flucht vor den Russen befänden. Der Ort wurde zu sammengeschossen und dreißig Leute, darunter der Anstifter, standrechtlich hingertchtet. * * * Ei« Keuscher Semral über kie KäWfe gegelt Kie Russe«. Generalleutnant von Morgen, bis zum Aus bruch des Krieges Kommandeur der 81. Infan terie-Brigade Lübeck, hat einen Lübecker Herrn einen Brief gesandt, dessen Veröffentlichung vom Lübecker Garnisonkommando genehmigt worden ist. Es heißt darin u. a.: „Sie sehen aus meiner Proklamation, daß wir im guten Fortschreiten sind. Die Schlachten am 27., 28. und 29. August waren heiß. Ich kämpfte mit meiner Division gegen eine dreifache Uebermacht, schlug am 28. August das 15. russische Armeekorps und griff das 13. russische Korps erfolgreich an. Beide kommandierende Generale fielen in unsere Hände. Am 29. verfolgte ich bis zur totalen Erschöpfung meiner Leute den Feind. Die Russen gewannen daS Rennen. Aber das nützte ihnen nichts, sie wurden einge keilt und total vernichtet. Ich kann mich aus der Kriegsgeschichte nicht erinnern, daß auf freiem Felde jemals eine Armee derart aufgerieben wurde. Bis gestern, den 3. September, wurden 92000 Gefangene gemacht und etwa 300 Ge schütze gewonnen. Meine Verluste waren aber auch schwer. DaS Armeeoberkommando hat unsere Leistungen besonders anerkannt. Am 28. August kostete mich der Sturm auf Gröbnitz die meisten Opfer. Meine Leute schlugen sich wie die Löwen. Ich bin stolz und glücklich und in meinem Element. G. von Morgen." Die in diesem Schreiben erwähnte Proklama tion lautet folgendermaßen: „Einwohner des Gouvernements Lomza und Warschau! Die russische Narewarmee ist ver nichtet. Ueber 100000 Mann und zwei kom mandierende Generale, die des 13. und 15. Ar meekorps, sind gefangen, 300 Geschütze genommen worden. Die russische Wilnaarmee des Generals Rennenkampf befindet sich im Rückzüge in östlicher Richtung. Die österreichischen Armeen sind im siegreichen Vorrücken von Galizien her. Die Franzosen und Engländer sind in Frankreich ver nichtend geschlagen worden. Belgien ist unter deutsche Verwaltung getreten. Ich komme mit meinem Korps als Vorhut weiterer deutscher Ar meen und sind Freunde zu Euch. Ergebt Euch und vertreibt mir die russischen Barbaren, die Euch geknechtet, aus Eurem Lande, das seine politische und religiöse Freiheit wieder erhalten soll. Das ist der Wille meines mächtigen und gnädigen Kaisers. Meine Truppen sind ange wiesen, Euch als Freunde zu behandeln. Wir bezahlen, waS Ihr uns liefert. Von Euch und Eurer bekannten ritterlichen Gesinnung erwarte ich, daß Ihr uns in wohlwollender Gastfreund schaft aufnehmt. Gegeben: Königreich Polen, September 1914- Generalleutnant von Morgen. * Die Kämpfe in Ostpreußen vom 9. und 10. September sind von den deutschen Truppen mit einer Erbitterung ohnegleichen geführt worden, denn auf Schritt und Tritt zeigte sich den braven Landwehrmännern die entsetzlichen Spuren der Zerstörungswut der Rennenkampfschen Armee. Wenn unsere Soldaten, fast durchweg selbst Familienväter, an den zerstörten Anwesen vor- üderkamen, wo die Gruppen ländlicher Frauen, Männer und Kinder stumm und starr vor den rauchenden Trümmern ihrer Häuser standen, packle sie jedesmal eine heillose Wut. Nicht mal unsere Trauringe haben sie uns gelassen, erzählte ein weißhaariger Greis, zwanzig Jahre haben wir sie getragen, aber als die Russen sie bei mir und meiner Frau entdeckten, machten sie eine Be- .wegung, als wollten sie uns die Hand abhacken, i zogen die Säbel, da — Gott sei Dank — be- I kamen wir sie noch schnell von den Fingern! Das gibt Wut bei den Soldaten und mit zu- sammengebistenen Zähnen wird weiter marschiert, Infanterie, Kavallerie, Artillerie in lanaer Reihe. Drei Batteri! n haben endlich den Feind ge faßt. Ununterbrochen sausen die Granaten, die Kanoniere stehen mit den Granaten enthaltenden Flechtkörben zum neuen Schuß bereit. Da rast der Hauptmann heran: „Da stehen die Halunken! Front nach rechts mit geladenen Geschützen!" Im Galopp preschen die Pferde mit den Protzen heran, im Augenblick sind die Geschütze befestigt, wird eingeschwenkt. Dem Feldwebel geht es immer noch nicht schnell genug: „Rascher, zum Himmeldonnerwetter! Wollt Ihr denn die Schufte entwischen lasten?!" Und mit wiehernden schnau benden Pferden jagte die Batterie über den Sturzacker, wo es stockt, greifen Hände in die Räderspeichen, heben und tragen beinahe das schwere Geschütz. Die Erbitterung der Leute schafft alles! * O * Ei« offizieller Bericht Wer die Schlacht Kei Lemberg. Wie», 15. Sept. Aus dem Kriegsprestequartier wird amtlich gemeldet: Der Sieg an der Huczwa hatte eine Kriegslage geschaffen, die es ermög lichte, zu einem Angriff gegen die in Ostgalizien eingebrochenen sehr starken russischen Kräfte vor zugehen. In Erkenntnis der Notwendigkeit, unsere nach den Gefechten östlich von Lemberg zurückgegangene Armee zu unterstützen, erhielt die in der Schlacht bei Komarow siegreich ge wesene Armee den Befehl, gegen den geschlagenen Feind nach kurzer Verfolgung nur untergeordnete Kräfte zurückzulaffen, ihr Gros aber im Raume Narol-Uhnow zur Vorrückung in der ihrer bis herigen Angriffsrichtung fast entgegengesetzten Direktion Lemberg zu gruppieren, was schon an: 4. September durchgeführt war. Die Russen schienen nach dem Einzuge in die ihnen kampflos überlassene Hauptstadt Galiziens einen Flanken stoß in der Richtung auf Lublin vorzuhaben, wobei sie unsere hinter die Grodeker-Tcichlinie zurückgeführte Armee wohl vernachlässigen zu können glaubten. Indessen stand diese Armee bereit, in die zu erwartende Schlacht unserer nun von Norden gegen Lemberg anrückenden Armeen einzugreifen. Am 5. September war die letztere Heeresgruppe bereits über die Bahn strecke Rawaruska-Horyniec hinaus gelangt. Sich weiterhin mit dem linken Flügel in dem Raume von Rawaruska behauptend, schwenkte sie mit dem rechten, am 6. September bis Kur nicki ein und trat am 7. September in einen ernsten Kampf gegen starke nordwärts vorge schobene feindliche Kräfte. Mit Tagesanbruch des 8. September begann auf der 70 Kilometer breiten Front Komarow-Rawaruska unser allge meiner Angriff, der bis zum 11. September durchaus erfolgreich war und namentlich am südlichen Flügel bis nahe Lemberg hcrangetragen wurde. Trotz dieser Erfolge wurde es notwendig,