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UnabhänglgeZeitung für cAe Stände in Stadt «nd Land. DichtesteVerdreikmg inÄllenVolksschLchten Beüog«: Smmtags-Unterhattmr-sbkatt und LtzsibiotchchaftVche Bella-» GeschSftrsteve Bischofswerda, AkvnwLt LL. — LmL »nd Beüug der Buchdruckerei Friedrich MayG. rn.b.H. i»Bffchof«oerda. Fernst» Rr. 22 D-rS-HMLizMkr MMHofswerüaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen d« Amtshaupt- Mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamt» zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadlrats zu Bischofswerda. breite Neklamezeilr oder zum Kurs vom Tagender Aechnnu» — «chatt uaö elfes. Tammelaryeigen tattsm. AuMhkag» — ErsültunASvtt »r! . Bezugspr«. . Hans halbmonatlich ML1.W, beim Äbholen in der Geschäftsstelle wöchentlich 50 Psg. Einzelnummer IS Psg. — Alle Vostlmstalten, sowie unsere Zeitungsausträger und die Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. sch rinungsweise: Jeden Werktag abend, für den folgend. Tag. Paftfchmtt-Ksato r «mt D»«»«» Sl». ILLI, «amett»»«- tzugspreis für die Zeit eines halben Monats: Frei ins verbautzsgiralursie Btschofoiv«!»« «»«Io Re. »4. us halbmonatlich M«. 1.20, beim Abholen in der Geschäftsstelle Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstig« irgend welch« Postanstalten, Störung de« Betriebes der Zeitung oder der BefSrderirngseinrich- ' tungen — hat der Bezieh« keinen Anspruch aus Lieferung i_... Nachlieferung d« Zeitung »d« auf Rüriqahiung de» Bezugspreise». Dienstag, den 23. Juni 1S25. Nr. 143 Erstes Sächsisches Sängerbundesfest. r treu zu- send Kehlen gesungen, die hehren Klänge de« Deutschland- Chöre hegten, mußten anerkennen, daß der Musttausschuß e Sänger- Liedes durch die .nächtige Halle. doch seine Sachsensimger und deren tüchtige Thormeister erhabenen Daraus begrüßte Volksbildungsminister Dr. Kaiser durchaus richtig eingeschätzt hatte. In NtcodSes .Da« ist die Sängerschaft namens der Staatsregierung und betonte sdas Meer* mochteaftch. «GnaftgxktaimSntonotw die Notwendigkeit des Zusammenschluss« der Sängerv«- eine, der zu einer Einheit de« deutschen WAen» Mr« werde; denn nur wenn die Deutschen zu einem fest« gemein samen Willen kämen, wstrdv unser deutsch« Vaterland wie der emporblühen und viel könne der Männerfang dazu bei tragen, diesen einheitlichen BolksnMen zu stärken. Oberbürgermeister Dr. Blüher degrichte die Sänger namens der Stadt und der Bürgerschaft, und zwar befand«« herzlich die Vertreter aus dem Saargebiet und den besetzten Gebieten, wobei er den Wert des sächsischen Sängerbund«- festes in seiner Bedeutung für da« Vaterland hervorhob und daran erinnerte, daß es «ine Parallele zu der Tausendfahr feier der Rheinländer darsteve, die er «bmr in Düfseldors rmd Köln miterlebt habe. Mit Heilrufen auf den sächsischen Sän gerbund schloß er feine Rede. Anstelle des erkrankten ersten Vorsitzenden der Sängerbund« dankte der stellvertretende Bo Rechtsanwalt Brecht-Leipzig, de» staatlichen und schen Behörden, dem Festausschuß und allen anderen Hei sern für die vielseitige und bereitwillige Unterstützung bei Ausrichtung des Festes und erbat und erhielt unter braten den Kundgebnngen die Erlaubnis, folgend« Telegramm au den Leichaprisiideat« »- Hindenburg abzufenden: .Heber 25000 sächsische Sänger aller Stände, M» 1. Sächsischen Sängerbnndesfest in Dresden versammelt, huldigen dem Herrn Reichspräsidenten mit dem Treuege- löbnis für Reich und Volk." Die Dresdner Sängerschaft hatte den musikalischen Teil des Abends übernommen. Der große Chor Drädsk« mit Orchester „Deutscher Sand" leitete die Reihe der gesanglichen Darbietungen ein. Kirchenmusikdirektor Borrmann und die gesamte Dresdner Sängerschaft leisteten Erheblicher. Im weiteren Verlauf des Abends brachte der Massenchor unter Leitung des Kapellmeisters Pembaur „Andrea« Hofer" von Karl Pembaur, unter Borrmanns Leitung di« Geisterschlacht von Edmund Kretschmer und unter Kantor Robert Nötzold die „Deutsche Hymne von Schvnebaum zum Vortrag. Ganz prächtig sang auch der Sängerbund Dresden, der Julius-Otto-Bund und der Elbgausängerhund, der sich blonder« mit dem „Deutschen Mahnruf" von Herold einen glänzenden Abgang schaffte. D« Smmtas brachte die erste Hauptaufführung, die sich zu einem musika lischen Ereignis gestaltete, wie « Dresden noch nie und dl« deutsche Sängerschaft kaum je erlebt hat. Dos faszinierende war der wunderbare Sstnonkkang des Riesenchorer — und zwar in einer Halle, wie sie akustisch bester nicht verlangt werden kann. Das Haus war vollständig ausverkauft und das Sängerpodium voll besetzt. Schlag 11 Uhr betritt Prof. Wohlgemuth den Dirigententurm, die Zuhörerschaft bewahrt musterhafte Ruhe. Aus 12000 Kehlen erbraust der Sach- senfpruch „Treu schlägt das Herz". Ein melodischer Trom petenruf, der den Ton angibt, dann intoniert der erste Tenor weich und doch satt den Eingangschor aus Richard Wagners „Liebesmahl der Apostel", „Gegrüßt seid, BrAwrk". Eine weihevolle gottesdiercktlrche Stinmnmg liegt über dem weiten Raum. Es folgt „Die Vätergruft" von Heinrich Zöllner. Schlicht beginnt der Chor „Es ging wohl über die Heide", der Mittelteil bringt die Sphärenklänge auf „Ein wunder- barer Sang", und das Ganze beschließen in gewaltigem harmonischen Aufbau die Worte „Hell mir, ich bin « wert". Das von Musikdirektor Schönberg Mßonmengestellte, ISO Musiker starke Orchester tut sek« Schusiligkeit in über raschend guter Weise. Nach dem Verwogen des letzten Ak kordes herrscht eine beklemmende Skille der Ergriffenheit. Aber dann bricht ein Beifallssturm der Tausende aus, viel mehr ein Orkan, in dem auch die Sänger auf dem Podium hiüeinge wirbelt werden, Heilruse und Tücherschwenken. Und da« waren die sonst so kühlen Dresdner, die noch beim Einzug der Sänger durch die Proaerftraße kau« einen Hell ruf über ihre Lippen brachten- Schon diese «sie» Masten chöre zeigten die Sängerschaft Sachsens auf einer beachtlichen Höhe der Leistungsfähigkeit. SeWst diejenigen, di« vorerst Bedenken wegen der Schwierigkeiten der ausgewählten Chöre hegten, mußten anerkennen, daß der Musitausschuß «sä. Dresden. 21. Juni. Dresden im Festschmuck. lieber Nacht gleichsam hat Dresden sein schönstes Fest kleid angezogen, um die Sänger würdig empfangen zu kön- nen. Hatten sich am Freitag nur schüchtern einige Fahnen hervorgewagt — der Regen mahnte mit Recht noch etwas zur Zurückhaltung — so ließen sich die Dresdner aber am Sonnabend nicht mehr durch das drohende Gewölk am Him mel beeinflussen, sondern machten an Fahnen, Girlanden. Tannenkränzen mobil, was zu hoben war. Es schien, als ob der Tannenwald über Nacht plötzlich in dH Stadt gekom men war: von den meisten Häusern grüßten die Laubkränze herab, spannten sich über die Straße in mächtigen Bogen die Ketten aus Tannengezweig. . . . Ein besonders festliches Gepräge trügt der Wiener Platz, auf dem schlanke Masten mit Grün umwunden, kn die Lüfte ragen. Am Eingang zur Prager Straße hat die Stadtverwaltung zwei schlanke Phramiden errichtet, die als Krönung eine goldene Leier tragen. Das Neue Rathaus präsentiert sich ebenfalls in festlich-feierlicher Weise: Blu menschmuck, Girlanden, Teppiche, Lorbeerhaine und herr liche Pflanzenarrangements wetteifern nnteinander, die Festesfreude zu erhöhen. Dresden ist bereit, seine Gäste zu empfangen. Ankunft und, Begeisterung -er Sänger. Kurz vor 10 Uhr traf der erste Extrazug strit dem Erz- gebirgischen Sängerbund und den Chemnitzer Sängern auf dem Hauptbahnhvf ein, stellte sich auf dem Wiener Platz zum Zuge und unter Vorantritt eines Musikkorps ging es durch die Prager Straße und die Ringstraße — überall von dem tausendköpfigen Publikum aufs herzlichste begrüßt — nach dem Rathaus, wo als Vertreter der Stadt Bürger meister Dr. Külz, Bürgermeister a. D. Dr. Kretzschmar, Ab ordnungen der beiden städtischen Kollegien, die Vorsitzenden der Dresdner Sängerbünde und der Festausschuß sich einge funden hatten. Die Begrüßungsansprache hielt Bürger meister a. D. Dr. Kretzschmar, in der er u. a. sagte: Die Zeiten, in denen wir leben, sind immer noch ernst u. schwer. Umso mehr ist es anzuerkennen, daß Sie sich in so stattlicher Zahl hier eingesunden haben. Mit ganz besonderer Freude begrüße ich die Sänger aus Saarbrücken. Wir erleben aufs neue die lebendige Kraft, die im Männergesang und im deutschen Lied lebt, wie vor jenen 60 Jahren, in denen IN unserer Stadt das 1. Deutsche Sängerbundesfest gefeiert wurde. Damals ging die Sehnsucht noch der Gründung und Vereinigung des deutschen Vaterland«, heute sind wir durchströmt von dem Bestreben, uns im deutschen Liede zu verbinden und uns gegenseitig stark unh fest und un überwindlich zu machen in der Liebe zu unserem sächsischen und deutschen Vaterland«. Gelingt es unter Ihrer bewähr- tcn Mitwirkung, zu diesem Erfolg beizutrogen durch unser 1. Sächsisches Sängerbundesfest, so ist di« Ausgabe erfüllt, die wir uns damit gestellt haben. Den Vogtländischen Sängerbund begrüßte für den Fest ausschuß Prof. Dr. Funcke. Im deutschen Männernefong, so führte der Redner aus, spiegeln sich alle großen Fragen wider, die das Leben und das Schicksal unser« Volk« be einflussen. Als 1868 die Sänger Alldeutschlands in Dresden «inzagcn, da waren sie alle auf einen vaterländischen Ton gestimmt. Denn neben den Harmonien der Töne erklangen diejenigen der Seele. Die Sehnsucht nach Einheit erfiillte olle Herzen. Ein Gedanke hatte sie nach Dresden geführt, «in allmächtiges Gefühl durchzitterte die Brust eine» jeden Sangesbruders, dem gemeinsamen Vaterlande galt ihr Sehnen und Singen. Und wenn wir heute auch nicht von solchen hochmallenden brausenden Wogen vaterländischer Begeisterung getragen werden, so kommt Ihr doch hochge- stimmt zu uns. Euch rief das deutsche Lied. E« ist gleichsam di« Militärmulik des Friedens, denn sein« Aufgabe ist «, in uns das Bewußtsein unserer Pflichten um Vaterland und Freiheit, um Muttersprache und Heimatglück immer wach zu halten, denn über dem Kampfe, der auf der großen staubigen Landstraße des öffentliä)en Leben» geführt wÄ>, in freier, Iputcrcr Himmelsluft steht die Tonkunst, eine hehre Göttin, und wo sic In die Saiten greift, da ruhen miten Nie Gegen sätze. Nachdem der Redner dann noch der großen toten Mei ster der Töne Franz Curtt, Hermann Langer, Rietz, Hugo Jüngst, Reinhold Becker und Sttllns Otto gedocht, schloß er mit der Mahnung, der Watt M »eigen, daß mir sammcnstchen, daß der «engearünL^e Sächssiche bunü eine gewaltige Stütze 6«L« t» dem < Der Abend brachte, das große Begrüßungskonzert in der Festhalle. Das Orchester von 150 Musikern, unter Leitung des Musikdirektrs Sch önberg, leitete die Feier weihevoll ein durch Wagners Vorspiel zur Oper „Die Mei stersinger". Der Vorsitzende des Festausschusses, Reichs bahnrat Prof. Dr. Bloß, hielt unter wiederholten begei sterten Beifallskundgebungen die erste Begrüßungs ansprache. Er begrüßte zunächst die Vertreter der Staatsregierung, an deren Spitze Volksbildungsminister Dr. Kaiser, Justizminister Bünger, sowie Kreishauptmann Buck erschienen waren, ferner die Vertreter der Stadt mit Oberbürgermeister Blüher und Bürgermeister Dr. Külz an der Spitze, die Sangesbrüder aus dem Reiche, aus Wien, Sudetendeutschland, Ungarn und aus dem Saargebiete. Redner fuhr fort: Schließlich gilt mein Gruß Euch, liebe Sangesbrüder, die Ihr herbeigeeilt seid, Euch selbst ein Fest zu bereiten. Als wir Euch heute vormittag am Rathaufe be grüßten, da schwoll der Heimatgedanke mächtig empor und unsere Herzen schlugen Euch in Liebe entgegen. Redner gedachte dann des 1. Deutschen Sängerbundesfestes vor 60 Jahren in Dresden. Kurz danach wurde die deutsche Einheit zusammengeschmiedet aus Blut und Eisen. Jetzt ist ein grausamer Rückschlag gekommen. Mit heißem Herzen hoffen wir mit jeder ausgehenden Morgenröte, daß unser Schicksal sich wieder wenden möge. Herr, mach uns frei! Das ist unsere tägliche Bitte. Mache uns frei nach außen, auf daß wir die Hände wieder regen können, gib uns aber auch die Freiheit in den deutschen Herzen, denn nur ein Geschlecht, das innerlich frei ist, hat die wahre Freiheit. Und da gilt es, alle guten Geister des Volk« zu Hilfe zu rufen. Sie alle haben einen mächtigen Bundesgenossen im deutschen Liede. Ich höre klingen in weiter Ferne ein Lied stark und gewaltig, das alle Herzen fvrtreißen wird in hoher Begeisterung. Wir wissen nicht, ob es uns aufrusen wird zum Kampfe mit den Waffen oder nur zum Kampfe der Geister. Aber es soll die Herzen läutern und den Willen stählen, und dann muß es ausklingen in dem einen Rufe: Seid einig, einig, einig! Denn wieder ist jetzt die deutsche Rot gekommen, und der Kaiser Barbarossa in seinem Märchenschlosse sitzt mit gesenk tem Haupte und bangt um des deutschen Volkes Schicksal. Aber ebenso wie heute die Sonne siegreich aus dem Gewölk« brach, so hoffen wir, daß auch am deutschen Himmel wieder die Sonne der Freiheit lachen wird, der Freiheit, die wir uns selber bereiten, die wir uns selbst erkämpften. Darum möge es hinausklingen in unser Sachsenland und weiterhin in das ganze Deutsche Reich, soweit die deutsche Zunge klingt, unser Ruf, der ein Gelöbnis fein soll und em Treuschwur: Heil dem deutschen Liede! Heil der deutschen Sängerschaft! Heil dem deutschen Volke! Nachdem sich der ungeheuere Beifall gelegt hatte, den die markigen Worte auslösten» erbrausten, au« fielen tau« Den Oberlaufiher Säugern entbot Bürgermeister Dr. Kü lz den Willkommenaruß und betonte, daß in unseren Tagen kein Fest berechtigt sei, wenn ihm nicht ein großer sittlicher Gedanke zu Grunde Kege. Der im deutschen Lied verklärte und vertiefte Heimatge danke ströme aus diesem Fest« hinein in den großen deut schen Gedanken. Heute sei der deutsche Gedanke die verkör perte Sehnsucht nach Freiheit und nach der inneren Einheit des deutschen Volk«. Nichts aber habe stärkere einigende Kraft als das deutsche Lied. Möge das Fest zu einem säch sischen Heimatfest und zu einem einzigen großen Hymnus auf das deutsche Volkstum werden. Ein Deuttchland kann nicht sterben, so lang ein Sänger singt, Deutschland kann nicht verderben, so lang fein Lied noch klingt! Im weiteren Verlauf des Tages kamen dann die Sän ger von Aue und Umgebung, aus Adorf, die Obererzgebir- gischen Sänger, die Leipziger, aus dem Meißner Land usw., alle am Rarhaus von der Stadtverwaltung und dem Fest ausschuß begrüßt. Die einzelnen Fahnenabordnungen zogen dann nach der Festhalle, wo alsbald ein dichter Fahnenwold emporwuchs. Zu erwähnen ist, daß auch eine Sängerschor aus Budapest, aus Lobositz, Teplitz und Aussig eintraf, die erzählten, daß die Mitncchme von Dereinsfahnen ihnen von den tschechischen Behörden verboten worden war.