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83. Jahrgang Mittwoch den 14. Februar 1917 abends Nr. 37 Um die mit der Durchführung Ler Bekanntmachung vom 5. dieses Monats sür die betroffenen Betriebe verbundenen wirtschaftlichen Nachteile noch Möglichkeit abzu- schwächen, wird, nachdem nunmehr mildere Witterung eingetreten ift, die zur Ersparnis von Brennstoffen und Beleuchtungsmitteln verfügte. Schließung der Theater, Licht spielhäuser, Säle und Raume im Einverständnisse mit den stellvertretenden General kommandos Xll. und XIX. vom 14. diese» Monats ab wieder ausgehoben. Die Belriebsräume dürfen jedoch bis auf weiteres nur an Fro'ttagen und auch dann nur insoweit gehetzt werden, als dies zur Abwendung von Schäden für die Be triebs-Einrichtungen und Gegenstände (Heizungsanlagen, Maschinen) unbedingt erforder lich ist. Die sür die Gast-, Speise- und Säankwirtschasten, Kasseehäuser, Vereins- und Ge- fellschaftsräume und öffentlichen Vergnügungsstätten auf 10 Uhr abends festgesetzte all gemeine Polizeistunde bleibt bis auf weitere» bestehen. Nur für den Fall eines vorliegenden zwingenden öffentlichen Interesses werden Aokivnmaniesn gelangen Freitag am I6.d M. vormittags 8-9 Uhr im Rathaus Zimm« Nr. 8 zur Ausgabe. Es werden diesmal nur diejenigen berücksichtigt, die bei der letzten Ausgabe keine Marken erhalten haben. Dippoldiswalde, den 13. Februar ^917^ Die /tvelheritz. Zeitung* erscheint täglich mi. Aus nahme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausge geben. PreisvierteljShr- Itch 1 M. 80 Pf., zwei- Monatlich 1 M. 20 Pf^ einmonatlichKOPf. Ein» von Behörden) die zwei, gespaltene Zeile 40 dez. ZK Pf. - Tabellarisch, undkomplizierteJnserat, mit entsprechendemÄuf- schlaa. — Eingesandt,im redaktionellen Teile/ di« Spaltenzeile KO Pf. zelne Nummern 10 Pf. Alle Postanstalten,Post boten, sowie unsere Aus träger nehmen Bestel lungen an. Wßmh-MlMg «o MM U WMM 2 Amtsblatt für di« ÄSnigliche AmtshMptmannschast, das ASnlgliche Amtsgencht und Mit UN» -bernommen. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tag .. ... Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne m Dipp , I«s«»at« werden mit 20 Pf., solche aus unsere« Amtshmlptmannschast mit 15 Pf. d,e Spaltzeil« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur dN jk-i-hEpIm-Mw-Hm -IM-E »I- P-N-'Wnd- Im -In,.»n-ft-n. b" 'L'LL'"i2 Lisi'. Vorübergehend wird di- Belieferung der Lierkarte mit je l Ei nachgelassen. ÄoSales «»b Sächsische». Dippoldiswalde. Da infolge de» noch fortdauernden Schulschlusses ein geeignetes Zimmer nicht zur Verfügung steht, hat die Anmeldung der Osterllnge, wie aus der Be kanntmachung de» Herrn Schuldirektor Ebert in unserer letzten Nummer hervorgeht, bks auf weiteres verschoben werden müssen. Der Tag der Anmeldung wird nach Wiederkehr besserer Verhältnisse rechtzeitig bekannt gemacht werden. — Verwundet gemeldet ist der Unteroffizier Erwin Heine, Sohn des ebenfalls die Uniform tragenden Land- sturmmannrs Artur Heine. — Unsere Feldpost-Abonnenten seien nochmals darauf aufmerksam gemacht, daß vom 15. Februar ab unbedingt die neuen gekürzten Feldadressen für die täglichen Zusen dungen der „Weißeritz-Zritung" anzuwenden sind. Wer diese neue Anschrift uns noch nicht gemeldet hat, wolle dies schleunigst noch bewirken, damit keine Pausen im Bezug rlntreten, denn, wie wir erfuhren, wird sich die Post streng auf die erhaltenen Weisungen legen und alte ungeänderte Adressierungen zurückweisen. Glashütte. Freunden edler geistlicher Muslk steht am nächsten Sonntag den 18. d. M. nachmittag» 5 Uhr in der Kirche zu Glashütte ein Kunstgenuß bevor, da es gelungen ist, da» berühmte, unter Leitung de» Professors Röthig stehende Soloquartett für Kirchengesang-Leipzig zu einer Aufführung zu gewinnen. Da» Quartett steht einzig in seiner Art da und gelten seine Vorträge als das Vollendetste, was zur Zelt aus dem Gebiete des deutsch- evangelischen Kirchengesange» geleistet wird. Altenberg. Wieder ist einem unserer tapferen Alten berger Vaterlandsverteidiger «in« hohe Kriegsauszeichnung zuteil geworden. Dem Gefreiten Hermann Straßberger, Sohn des Herrn Fleilchermeister und Gastwirt Karl Straß- berger, der in einem Infanterie. Regiment Dienst tut, wurde «für hervorragende Ordonnanzdienste während der Kämpfe an der Somme das Eifern« Kreuz I. «lass« vrr- llihen und ihm von seinem Komponiefühnr am 12. Januar feierlich überreicht. Dresden. Die sozialdemokratischeBrzirksversammlung hat beschlossen, jede weitere gemeinsame Arbeit mit denen abzulehnen, die aus dem Boden der Beschlüsse der Reichs- sonderkonferenz vom 7. Februar 1917 stehen. Der 6 säch sische Wahlkreis hat daher für da, bisherige Bezirkvor- standsmitglted, Abgeordneter Fleißner, einen anderen G«. nofsen zu delegieren. Hierfür wurde Hermann Kahmann gewählt. Pfaffeudorf. Während eine hiesige Bäckerfrau eine kleine Weile vom Laden abwesend war, um Ware aus einem angrenzenden Raume zu holen, benutzte ein Käufer die Gelegenheit, einen kühnen Griff nach den unverschlossenen I Brotmarken zu wagen. Es gelang ihm auch; doch wmde er von einem Kinde durch eine Glastür dabei beobachtet und konnte somit leicht überführt werden. Der Täter ist ein auswärtiger Knabe. Chemnitz. Eine aufsehenerregende Tatsache wurde durch eine Verhandlung wegen Milchwuchrr» vor dem hi«lkgen Landgericht bekannt. Die in den städtischen Brr- kauf»stellen an die Bevölkerung zum Verkauf gebrachte sterilisierte Milch geht z. T. erst durch di« Hände von drei Chemnitzer Großhändlern! Jeder hat natürlich seinen Nutzen daran. Dabei ist die War« nicht einmal immer einwandfrei. In einem Falle hatte dieStadt 90000 Dosen abgenommen. Schon bet der Anlieferung roch die Milch teilweise. Der Lieferant Hail« für die Haltbarkeit der Ware 8 bi» 10 Monate Garantie übernommen; er hat die Hälfte der Lieferung wieder zurücknehmen müssen. Zwickau. Auf ministerielle Anordnung findet beim hiesigen Lehrerseminar «in Sonderlehrgang für kriegsbe schädigte Seminaristen aller sächsischer Seminare statt. Oberfrohna. In der letzten Gemeinderatssitzung wurde die Aufnahme eines Darlehen» von 300000 M. zur Erwerbung der Gasanstalt brschlossen. Das hiesige Gaswerk war bisher in den Händen einer Aktiengesellschaft, die ihren Aktionären durchschnittlich eine Dividende von 100 Prozent zahlte. Klingenthal. Ein Feldgrauer hatte ein Paketchen nach Hause gesandt. Der älteste 13jährige Sohn wollte den die Hülle umschließenden Bindfaden mit einer Gabel lösen. Unvorsichtigerweise hielt er diese nach sich zu, da bei sprang die Gabel aus dem Knoten und fuhr dem Knaben ins Auge. Die schmerzende Stelle wurde fleißig gekühlt. Da sich aber nach einigen Tagen peinigende Schmerzen einstellten, wurde die Hilse «ine» Plauener Augenarztes in Anspruch genommen. Dieser stellte einen Eiterherd hinter der Augenhaut fest, der das Augenlicht gefährdete. Ein sofortiger Eingriff brachte Hilfe. Plauen i. Bogtl. Der Dogtländische Touristenverein hat beschlossen, in Plauen eine Schülerherberge einzu- rlchten. Bischofswerda. Trotz Kohlenmangel» wurde hier der Unleiricht nicht eingestellt, vielmehr der verkürzte Unterricht eingeführt, um die Kinder nicht ganz außerhalb der Schul zucht zu stellen und ihnen eine warme Untrrkunf1»st«Ile zu bieten. vstritz. Ein Vermächtnis von 100000 M. hat, wie jetzt bekannt geworden ist, der vor drei Jahren verstorbene Kommerzienrat Heymann seiner Arbeiterschaft hinterlassen. Die Beträge sollen den Arbeitern in Zeiten der schweren Not überwiesen werden. Reichenbach O.-L. Die Ehefrau eines Steinarbeiters im benachbarten Bissig erhielt jetzt von ihrem seit 1914 vermißten Mann die Nachricht, er befinde sich seit jener Zeit in russischer Gefangenschaft. " A«S Feldpostbriefen. <»> L, IS. I. 17. Meine Lieben in der Heimat! Endlich komme ich dazu, Euch etwas zu schreiben. Heute sind wir nun schon 14 Tage unterweg« und noch nicht an Ort und Stelle. Heute liegen wir hier 2 oder 3 Tage in Ruhe, da wir 5 Tage und 5 Nächte in Güter wagen transportiert wurden. Ich bin gesund und munter. Wir haben sehr gute Vorgesetzte, die die größte Rücksicht auf da» Alter nehmen. Wir haben ungefähr noch zwei Tagesmärsche. Wenn ich dann am festen Platze bin, schreibe Ich mehr ... Schnee kenne ich noch nicht. Wir waschen uns auf dem Hqs«. Pie Unterjacke ist zu warm. Die Bewohner laufen fast alle barfuß. Ein heimisches Gefühl kam uns beim Einzug in di«fr, Dorf: Alle Be- wohner sprechen deutsch. Ueberhaupt sind mehrere Dörfer der Umgegend deutsch. Wir fassen die EßwarM und kochen ft« uns selbst. Gestern, am Sonntag, habe ich weiße Bohnen und «üchsensleisch für «inen Unteroffizier und 8 Mann gekocht und Lob geerntet. Lier und Speck habe ich mir gekauft, ebenso in Bulgarien «tue Wurst für 4M.... An ein Urlaubfahren wird wohl kaum zu denken sein, denn 12 Tage sind wir gefahren und vMden bi» ans Ziel im ganzen 75 Kilometer Fußmarsch haken. Mem Zug kommt direkt an» Meer. Da die Schenke hier zer- stört ist, hqben wir abend» im Quartier Beisammensein Wir hätten hier den Himmel auf der Welt, wenn die Russen nicht alle» fortgetrieben hätten. Unlerweg» haben wir schon 3 Gänse gekauft, je 5 M. Die Leut« sind rein wild auf deutsches Papiergeld. Hier reitet all«» auf kleinen Pferden. Schweine, Fohlen, Schafe sind immer noch massenhaft da ... Sende Euch «inen Blumenstrauß von hier, selbst im Garten gepflückt... X., 19. 1. 17. Soeben bin ich von einer Promenade am Schwarzen Meer entlang zurück. Morgen komme ich auf Wach« nach Lap N. Da habe ich mir mit Heger und Böhme von Reinberg Wache und Patrouillengänge angesehen.— Gestern (Donnerstag) sind wir nach 47 Kilometer Marsch mit Sturmgepäck hier angeksmmen. Di« letzten 12 Kilo meter mußte ich mit dem Leutnankburschen vorau,gehen (früh 7 Uhr) al« Quartiermacher. AK wir in» Dmf kamen, lief alle«, hauptsächlich die Männer (wahre Hünen- gestatten mit Dollbärten) zusammen. Den ersten besftM nahm ich mit, der mußte mich zum Poire führen. IM habe nur zwei Quartiere zu je 3 Mann gebraucht. Di«^ anderen sind in der rumänischen Fischerei- Administration untergebracht Dort habe ich Schlassaal und vier WoHn- ? räum« einrichten lassen. Da solltet Ihr mal sehen, Me die Bauern Ofen, Kessel, Stroh anschlepplrn, der PHK« (Vorstand) selber mit. Heute brachten die Einwohner ein Schwein, 12 Hühner und Gänse, 2 Schock Eier und einen Eimer Fett für uns .... Vielfach wollen die Leute gar nichts dafür haben. Gekochte Lier und Eier in Schmeer- fett sind jetzt unsere Nahrung. Morg«n wird die Küche eröffnet. Da kommt erst das Schwein dran, dann Huhn mit Reis. Die Leute sind überaus zuvorkommend; jeder wollte einen Germansky ins Quartier haben ... Die Fischerei wird nun auch eröffnet. Da werde ich mit meinem graubärtigen Wirt Hechte fangen. Zeit da zu wird, denn nach einer Woche sind zwei Tage frei.... Hier ist er sehr warm. Nächsten Monat wollen di« Leute säen. Wein, Schnaps, Zigarren sind nicht zu haben. Mein Kamerad rennt raus und rein. Er hat Wasser ge- getrunken. Es ist sehr salzig. Ich genieße es nur als Kaffee oder Tee. Wir liegen direkt am Meer .... Für heute gute Nacht... T. 22. 1. 17 Gestern erhielt ich gleich vier Postsachen ... Die schöne Zeit scheint auf einmal vorüber zu sein. Wir haben mächtigen Sturm, 9 Grad Kälte und Schneetreiben. Die vorgestrige Wache auf dem Lap ist mir gut bekommen. In einer Hütte au» Eichenstämmen mit Schilfdach haben wir 30 Stunden kampiert, halb in der Erde. Di- Bauern bringen jeden Tag Hol, und Wasser. Die Posten hoben Pelze an, können sich aber vor Sturm kaum erhalten. Dabei braust das Meer an die Felsen, daß man kaum ein Wort versteht. In der Ferne erkennen wir Torpedo boote und Schleppdampfer... Tagsüber habe ich nur in der Bude gesessen. Abend» um 7 Uhr hatte ich die erste Patrouille. Da waren wir rregegangen insolge de» Sturme», anstatt eine Stund« Uten wir 33/4 Stunden umher, ohne di« Wachbftd« wieder,ufinden. Schließlich stießen wir, durch Weinberg« gehend, auf eine andere Patrouille und kamen in unser Dorf. Früh 3/46 Uhr ging» wieder nach dem Lap. Heute war ich mit meinem Spazierstock ak Ordonnanz in P. L» ist interessant, wie man sich ohne Eprachkenntnk seiner Aufgabe entledigt. Wa» Esserei anbelangt, weiß ich Be» cheid. Hatte gestern 21 Eier gekauft und bekam I Brot und '/2 Pfund Fett geschenkt. Ich kenne «Inen Bauer,