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Amts- und Anzeigeblatt für den -MZ- SM des Amtsgerichts Libentiock sertionSprei«: die k'leinsp. . ^n, sowie bei allen ReichS- ZeilelOPf und deffen Amgevung. Pomnstalten Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. > 41. Jahrgang. LVV Dienstag, den 11. September L8S4 Die Rede Sr. Maj. des Kaisers in Königsberg, welche derselbe am 6. d. bei der Galatafel im Schlosse der ostpreußischen Hauptstadt gehalten hat, wird in und außerhalb des Reiches einen bemerkenSwerthen Eindruck machen und lassen wir dieselbe hier in ihrem vollen Wortlaute nachstehend folgen: .Ich begrüße Sie, Meine Herren, in diesem alt ehrwürdigen Schlosse als die Vertreter dieser Mir so theuercn Provinz und heiße Sie von Herzen will kommen. Der Empfang in der alten Krönungsstadt Königsberg, den Ihre Bevölkerung Uns bereitet hat, ist Ihrer Majestät und Mir zu Herzen gegangen und danken Wir Ihnen aufs Innigste dafür. ES sind nunmehr vier Jahre verflossen, seitdem Ich mit Ihnen bei dem Mir von der Provinz gebotenen Mahle ver eint war. Ich betonte damals, raß die Provinz Ost preußen als eine hauptsächlich Landwirthschast trei bende vor allen Dingen einen leistungsfähigen Bauern stand erhalten und behalten müsse und daß sie als solche die Säule und Stütze Meiner Monarchie sei. ES wird daher Mein stetes Bestreben sein, für das Wohl und die wirthschaftliche Hebung Ostpreußens angelegentlich zu sorgen. In vier verflossenen Jahren haben schwere Sorgen den Landwirkh bedrückt und eS will Mir scheinen, als ob unter diesem Einfluß Zweifel aufgestiegen seien an Meinen Versprechungen, ob sie auch wohl gehalten werden könnten. Ja, Ich habe sogar tief bekümnierten Herzens bemerken müssen, daß aus den Mir nahestehenden Kreisen des Adels Meine besten Absichten mißverstanden, zum Theil be kämpft worden sind, ja, sogar das Wort Opposition Hai man Mich vernehmen lassen. Meine Herren! ' eine Opposition preußischer Adeliger gegen ihren König ist ein Unding; sie hat nur dann eine Berechtigung, wenn sie den König an ihrer Spitze weiß, das lehrt schon die Geschichte Unseres Hanfes. Wie ost haben Meine Vorfahre» Irregeleiteten eines einzelnen Stan de» zum Wohle des Ganzen gegenübertreten müssen! Der Nachfolger dessen, der aus eigenem Recht sou veräner Herzog in Preußen wurde, wird dieselben Bahnen sandeln wie sein großer Ahne; und wie einst der erste König „ex nie ms«, uutu eoronu" sagte und sein großer Sohn seine Autorität als einen roeiior cie broure stabilirte, so vertrete auch Ich gleich Meinem Kaiserlichen Großvater das Königthum aus Gottes Gnaden. Meine Herren! Was Sie be drückt, da» empfinde auch Ich; denn Ich bin der größte Grundbesitzer in unserem Staate und Ich weiß sehr wohl, daß Wir durch schwere Zeiten gehen. Täglich ist Mein Sinnen darauf gerichtet. Ihnen zu Helsen; aber sie müssen mich dabei unterstützen, nicht durch Lärm, nicht durch Mittel der von Ihnen mit Recht so oft bekämpften gewerbsmäßigen Oppositions parteien, nein in vertrauensvoller Aussprache zu Ihrem Souverän. Meine Thür ist allezeit einem jeden Meiner Unterthanen offen und willig leihe Ich ihm Gehör. Da« sei fortan Ihr Weg und als ausgelöscht betrachte Ich Alles, was geschehen! Um Mich aber zu vergewissern, ob wirklich Ich Meinen Versprech ungen nachgekommen sei und die Fürsorge, die Ich der Provinz einst versprach, in der Weise ausgeführt worden ist, wie Ich e« wünschte, habe Ich zusammen stellen lassen, was für die Provinz unter Meiner Re gierung bisher geschehen. Es sind seit der Zeit, als Ich zu Ihnen sprach, für Eisenbahnen, zum Erlaß von Darlehen an Deich- und Meliorationsverbände, für Weichselregulirung und Seekanal für Ostpreußen 85 Millionen Mk.und für Westpreußen 24'/, Millionen Mk. auS allgemeinen Staatsmitteln aufgewendet worden, zusammen NO Millionen. Mein Wort habe Ich ge halten. Aber noch mehr. Ich Werve fortfahren, in stetem Bemühen für dieses Land zu sorgen, und der nächstjährige Etat wird bereits neue Beweise Meiner lande-väterlichen Fürsorge bringen. Meine Herren! Sehen Wir doch den Druck, der auf Un« lastet, und die Zeiten, durch die Wir schreiten müssen, von dem christlichen Standpunkt an, in dem Wir erzogen und ausgewachsen sind, al- eine Un- von Gott auferlegte Prüfung! Halten Wir still, ertragen Wir sie in christlicher Duldung, in fester Entschlossenheit und in der Hoffnung aut bessere Zeiten nach Unserem alten Grundsätze: Xobiessk ublizo! Eine erhebende Feier hat sich vorgestern vor Unseren Augen abgespielt; vor UnS steht die Statue Kaiser Wilhelms I., das Reichsschwert erhoben in der Rechten, das Symbol von Recht und Ordnung. ES mahnt UnS Alle an andere Pflichten, an den ernsten Kampf wider die Bestrebungen, welche sich gegen die Grundlage Unseres staatlichen und gesellschaftlichen Lebens richten. Nun, Meine Herren, an Sie ergeht jetzt Mein Ruf: .Auf zum Kampfe für Religion, für Sitte und Ordnung, gegen die Parteien des Umsturzes. Wie der Epheu sich um den knorrigen Eichstamm legt, ihn schmückt mit seinem Laub und ihn schützt, wenn Stürme seine Krone durchbrausen, so schließt sich der preußische Adel um Mein Hau». Möge er und mit ihm der gesammte Adel deutscher Nation ein leuchten des Vorbild für die noch zögernden Thcile des Volke« werden. Wohlan denn, lassen Sie Uns zusammen in diesen Kampf hineingehen! Vorwärts mit Golt, und ehrlos, wer seinen König im Stiche läßt! In der Hoffnung, daß Ostpreußen als erste Provinz in der Linie dieses Gefechtes stehen wird, erhebe Ich Mein GlaS und trinke eS auf da» Gedeihen Ost preußens und seiner Bewohner. Die Provinz lebe hoch, hoch, hoch!" Die ausländische Presse läßt sich über die Kaiser rede folgendermaßen aus: Berlin, 8. September. Der „Voss. Ztg. wird aus Wien gemeldet: Die Blätter besprechen die Königsberger Rede Kaiser Wilhelms zustimmend. Die „N. Fr. Pr." nennt die Rede eine wohlverdiente Strafpredigt. „Der Kaiser sprach so klar und deut lich, daß jeder Versuch, seine Worte künstlich auSzu- legen, vergebliches Bemühen wäre. Die ostpreußischen Kavaliere haben aus königlichem Munde noch keine solche zürnenden Mahnungen vernommen. Die Kaiser worte haben sie schwer getroffen. Sie werden an sie noch lange mit der Empfindung zurückdenken, mit der man sich an einen Schlag erinnert, von dem man unerwartet niedergestreckt worden ist." — Die.Neue Fr. Presse" bemerkt schließlich, für Caprivi bedeute der Trinkspruch Kaiser Wilhelm« einen Triumph.— Das .Neue Wiener Tgbl." sagt, die Aeußerung, daß die Opposition preußischer Adeliger gegen ihren König ein Unding sei, werde nicht widerspruchslos bleiben, wobei das Blatt an Bismarck erinnert. — DaS „Wien. Tgbl." schreibt: „Man kennt auch bei uns die von Kaiser Wilhelm gebrandmarkte „gewerbs mäßige Opposition mit all' ihrer Unverfrorenheit, Verwegenheit und Leidenschaftlichkeit. Vor solchen Bundesgenossen graut eS dem Kaiser. Aber es konnte nicht anders kommen, nachdem man die Ahlwardt» sogar unterstützte." — Das „Fremdenbl." schreibt: Kaiser Wilhelni nehme den altpreußischen partiarch- alischen Standpunkt ein, der aber nicht veraltet sei, solange der preußische Adel seinen Rang und seine altererbte Stellung nicht aufgeben wolle. — Die „Presse" legt dar, die Strafpredigt sei ein deutlicher Beweis, wie nahe dem Herzen Kaiser Wilhelms der Adel stehe. Die Sozialdemokratie werde diese Rede al« neuen Kriegsruf ansehe», die Werthschätzung de« Kaiser« für den Adel ausbeulen und wohl nicht er folglos noch in bürgerlichen Kreisen Verstimmung hierüber zu wecken suchen. Berlin, 8. Septbr. Der .Voss. Ztg." berichtet man au« London: Die .Time«" ausgenommen, widmen alle Morgenblätter der Rede de« Kaiser lange Besprechungen. Die konservativen Organe wie .Morningpost", »Daily Telegraph", „Standard" äußern sich beifällig. Der „Standard" schreibt, er sei gezwungen, zu gestehen, daß die Rolle, die der Kaiser sich vorgeschrieben, keineswegs im Mißklange mit dem Geiste und dem Bedürfnisse der Zeit stehe. Die öffentliche Meinung in Deutschland werde eher angenehm berührt al« beleidigt werden durch diesen Beweis de- gründlichen Wunsche» deS Kaiser«, dem ganzen Gemeinwesen gegenüber seine Schuldigkeit zu thun und sich außerhalb der Parteien zu stellen, selbst wenn letztere au« seinen, eigenen Adel zusam mengesetzt seien. Die Rede könne nicht ermangeln, einen tiefen praktischen Eindruck zu machen auf Jene, an die sie besonders gerichtet ist. Sie sei feierlich ernst, entschlossen und geradezu. „Daily New«" ergeht sich in sarkastischen Bemerkungen über verschiedene Punkte der Kaiserreve. Hagesgeschichte. — Berlin. DaS Ergebniß der diesjährigen Berliner Herbst-Messe war durchaus kein un günstige», wenn eS auch hinter den gehegten Erwart ungen der in Frage kommenden Geschäftswelt zurück blieb. Und daran ist in der Hauptsache der längst beklagte Mangel eines großen ausreichenden Meßge- bäudeS schuld. Dieser Mangel macht sich in einer Weise fühlbar, die dem ganzen Meßuntcrnehmen ge fahrvoll zu werden droht. Die zeitraubende Unbequem lichkeit zwischen drei an verschiedenen Orten gelegenen Meßmusterlagern hin und her zu wandern ist nament lich den ausländischen Meßbesuchern äußerst lästig ge worden und mancher unterbliebene Geschäftsabschluß ist darauf zurückzuführen. Von den in Frage kommen den Branchen ist diesmal die Lampenindustrie relativ am schlechtesten weggekommen, während die Papier branche und die Spielwaarenfabrikation das günstigste Resultat aufzuweisen haben; die Neuheiten der Letzteren für den Weihnachtsbedarf wurden allerdings noch mehr bewundert als gekauft und zwar lag das an dem un geeigneten Platze, der den meisten Mustcrlagern zu gewiesen war. Es hat sich deshalb eine Mißstimmung in dieser Branche geltend gemacht, die nur dadurch zu beseitigen sein wird, daß nunmehr die Baufrage deS MeßpalasteS die schleunigste Lösung findet. — Berlin. DaS Auftreten der asiatischen Cholera in Charlottenburg ist seit Donnerstag amtlich konstatirt. Es ist indessen nur ein Fall zu verzeichnen gewesen, und zwar betrifft er einen vor übergehend in Charlottenburg anwesenden Schiffer von außerhalb, der sich die todtbringende Krankheit durch einen überaus groben Diätfehler zugezogen hat. Grund zur Beunruhigung liegt um so weniger vor, als die Charlottenburger Polizeibehörde die umfassend sten Maßregeln zur Verhütung der Weiterverbreitung dieser tückischen Krankheit getroffen hat. — Vom ostasiatischen Kriegsschauplatz. Aller Voraussicht nach werden die Nachrichten über die Vorgänge in Korea in der Folge noch spär licher fließen, als eS bisher schon der Fall war. In der Behinderung der Oeffentlichkeit scheinen die krieg führenden Mächte es einander gleich zu thun. Ein Dekret des Mikado lautet also: „Alle Angelegenheiten, welche sich auf auswärtigen Verkehr und Kriegsan gelegenheiten beziehen und bestimmt sind, von Zeitungen, Magazinen und anderen Veröffentlichungen bekannt gemacht zu werden, sind den öffentlichen Behörden vorerst zu unterbreiten. Wer zuwiderhandelt, hat Zuchthausstrafe zu gewärtigen." So sind die japan ischen Blätter naturgemäß an ihrer Aufgabe fast voll kommen gehindert. Freilich dürften die klimatischen Verhältnisse den Kriegsoperationen schneller Einhalt gebieten, al» bisher erwartet wurde. In Korea ist in letzter Zeit so starker Regen gefallen, daß krieger ische Operationen fast unmöglich sind. Alle Flüsse sind über ihre Ufer getreten und die erwartete Schlacht dürfte daher noch auf sich warten lassen. Auf Korea stehen jetzt 30,000 Mann japanischer Truppen. 10,000 stehen um und in Söul und bewachen die Etappen straßen. Der Rest von 20,000 Mann bildet die ver wendbare Feldarmee Die chinesische Armee auf Korea ist auch nicht stärker. Locale rrnd sächsische Siachrichten. — Eibenstock, 10. September. DaS gestrige Stiftungsfest ve» hiesigen Radfahrer-Club«, zu welchem sich Sportgenossen au» Auerbach, Falkenstein, Zwickau, Schneeberg, Johanngeorgenstadt und CarlS- feld eingefunden hatten, war vom Wetter leider wenig begünstigt, so daß die Lorsofahrt durch die Stadt nicht zur vorgesehenen Zeit beginnen konnte.