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T « «etla t t. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. GerichtsLmter u. der StahtrLthe zu Freiberg u. Bxand. 288. Erscheint i.Kretberg jed. Wochen«. Ab. 6U. für den an». Tag. Jnser. «erden bi« V. 11 U. für nächste Nr. -ngen. Donnerstag, 12. December. Prei« oierleljahrl. ZV Ngr. Inserate «erden die gespaltene geil» oder deren Raum mit 1 Ngr. berechnet. 1872. Tag esge schichte. Berlin» 10. Decbr. Die „Kreuzztg." hört aus guter Quelle, datz der Kriegsminister v. Roon bei dem Kaiser um seine Dienst entlassung nachgesucht hat. Das Blatt schließt ferner aus der Nicht- theilnahme des Landwirthschaftsministers an den letzten Ministerial- berathungen gleichfalls auf die Einreichung seines Entlassungs gesuches und meldet, daß der seitherige Gesandte in Brasilien, Graf Solms, in das auswärtige Amt eintritt. — Die Gesammt-Ausprägung der Reichsgoldmünzen stellt sich bis 23. November d. I. auf 390,293,890 Mark, wovon 337,634,380 Mark in Zwanzig- und 52,659,510 Mark in Zehnmarkstücken be stehen. — Dem deutschen Hilfsverein sind bereits 68,693 Thlr. zu geflossen. Der Vorstand verwendet die Gaben genau nach Bestim mung der Geber, sofern dieselben besondere Wünsche geäußert ha ben. Fürst Bismarck hat für die Ueberschwemmten 1000 Thlr. beigesteuert. Von der Sammlung in Nürnberg für die Ueber schwemmten an der Ostsee sind durch den Reichstagsabgeordneten Herz 3000 Thlr. an das Berliner Centralcomitö eingesandt worden. — Aus Saargemünd (Lothringen), 6. Decbr., wird berich tet : Die Collecte für die Opfer der unerhörten Sturmsluth an der Ostsee lieferte bisher im Kreise Saargemünd sehr' erfreuliche Re sultate. Namentlich bethätigten die Bewohner der Landgemeinden, welche noch kaum die inneren Lasten des letzten Krieges verwund«! haben, ein lebhaftes Mitgefühl. Abgesehen von einzelnen Gaben sind aus nicht weniger denn 17 Gemeinden verhältnißmäßig recht ansehnliche Beträge eingegangen. Es ist dies ein ehrendes Zeug- niß für den opferwilligen, mildthätigen Sinn der betreffenden Ein wohner. Danzig. Die Zahl der Cholerafälle in der Stadt Berent ist bis auf 60 gestiegen, von denen bis jetzt 28 tödtlich verlausen sind. — 7. December. Der Kaplan Ernst v. Felstow hatte am 21. Januar d. I. in der hiesigen St. Nicolaikirche von der Kanzel herunter eine Predigt gehalten, worin er Angelegenheiten des Staa tes in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise zum Gegen stände einer Erörterung gemacht haben sollte. Das Stadt- und Kriegsgericht fand ihn für schuldig und verurtheilte ihn nach dem ß. 130» des deutschen Strafgesetzbuches zu 1 Monat Festungshaft, v, Felstow appellirte gegen dieses Erkenntniß, dasselbe ist indessen, der „D. Z " zufolge, von dem Appellationsgericht zu Marienwerber bestätigt worden. Posen, 9. December. Die k. Staatsregierung hat gestern alle vom Staate reffortirenden katholischen Kirchen hier und in der Provinz geschloffen, um den bekannten Aufregungsgottesdienst, welcher Posen dem „süßesten Herzen Jesu ' weiht, zu verhindem. Die katholischen Religionslehrer und Directoren von katholischen Lehranstalten wurden vom Provinzialschulcollegium wegen Vor lesung des Hirtenbriefes des Erzbischofs Ledochowski verantwort lich vernommen. Gegen den katholischen Religionslehrer Schröter am Posener Seminar ist die Disciplinaruntersuchung wegen eigen mächtigen Vorgehens bei Verlesung des Hirtenbriefes eingeleitet worden. In polnischen Kreisen herrscht große Bestürzung und Auf regung über das energische Vorgehen der königl. Regierung. Der unterm 17. September erlassene Hirtenbrief des Erzbischofs, durch welchen ein Weihgottesdienst am 8. December angeordnet wurde, um die Erzdiöcese Posen-Gnesen unter dem Schutze des „süßesten Herzens Jesu" zu stellen, behauptete u. A., „daß die Kirche Christi überall verfolgt und ihr Ansehen mißachtet sei." Und nachdem das ganze CuUurleben der heutigen Gesellschaft als Sünde, Ver irrung und Bosheit gebrandmarkt wird, fagt der geistliche Ober- - hirt : „Mit Schmerzen sehen Wirdje sich mit Mm . Ta-e mehren den Schwierigkeiten, unsern katholischen Kindern eine katholische Erziehung zu geben, mit Schmerzen sehen wir die Vertreibung der frommen und erleuchteten Klostergeistlichkeiten, deren gewissenhafte und hingehende Thätigkeit so viele wohlthätige Früchte gebracht 6 hat." Gleicht Maßregeln find in den Archidiöcesen Posen und Gnesen, soweit es sich um der Regierung gehörige katholische Kir chen handelt, erfolgt, nachdem bereits mehrfache Vernehmungen wegen Verlesung des Hirtenbriefes des E^bischofS LedychowSki stattgefunden hatten. Offenbach, 9. December. Die Wahlbeweaung in Offenbach hat einen selbst hier noch selten dagewesenen Tiefgang erreicht und mit größter Spannung sieht man dem am DienStag stattfindenden Wahlgang entgegen, wo sich die durch Versammlungen, Reden und Flugblätter aufs Aeußerste gegeneinander erbitterten Gegenparteien messen werden ; auf der einen Seite das vereinte freisinnige Bürger- tbum der Stadt, auf der anderen die Eocialdemokratte und die Ultramontanen. Beide Lager werden mit Aufgebot ihrer ganze« Kraft um den Sieg, und im Verfolge desselben um die fernere Herr schaft in unserer Stadt ringen, und leider müssen wir hinzufüge«: der Ausgang ist noch zweifelhaft! Morgen Abend finden Massen versammlungen der beiden Parteien statt; zu der der liberalen Partei wurden heute über tausend nur persönlich gültige Eintrittskarte« durch die Stadtpost versandt. — In dem nahen Jse«burg herrscht infolge der bevorstehenden Wahlen eine große Aufregung. Bet einer vorgestern abgehaltenen Wahlversammlung geriethen die Par teien von dem Wort- zum Handgefecht; die WrthschaftSlocalitLten wurden verwüstet ; es fielen Schüsse, wobei ein Soldat, der blank gezogen haben foll, einen Streifschuß erhielt. Zur Wiederherstellung der Ordnung wurde Hilfe aus Offenbach requirirt. Karlsruhe, l0. December. Di« Genesung des Kronprinzen des deutschen Reiches ist so weit vorgeschritten, daß derselbe gestern eine Ausfahrt mit sehr gutem Erfolge unternehmen könnt». Wien, 10. December. Der „Oesterr. Corr." zufolge wird die niederösterreichische Statthalterei nach gepflogenen umfassenden Er hebungen, welche die frappantesten Daten lieferten, gegen die Börsen comptoirs und Consortien für Börsengeschäfte energisch einschretten. Graz, 9. Decbr. Gestern Mitternacht fand eine großartige Prügelei unter slavischen Studenten statt. Die Polizei mußte von den Waffen Gebrauch machen; 31 Studenten wurden verhaftet. Aus Paris liegen Neuigkeiten von Belang nicht vor. Der Ausgleich zwischen der Majorität der Nationalversammlung und Thiers ist im Gange und die verschiedenen Parteien geben sich den Anschein, als ob die Lösung der Krisis erfolgt oder jedenfalls zu erwarten sei ; eine jede von ihnen aber mit dem Hintergedanken, bei erster Gelegenheit den Streit von Neuem anzufangen. Viel leicht giebt die nachfolgend« Mittheilung einen Aufschluß darüber, weshalb alle Parteien gegenwärtig sich darin begegnen, die Krisis zu vertuschen und nicht zur gewaltsamen Lösung zu bringen. Von einem ,Mten Beobachter" wird der Z." ein Privatdrief aus Paris mitgetheilt, in welchem es heißt: „Der Geist und Stand der Armee ist, was Schlagfertigkeit nach außen betrifft, wirklich noch recht schlecht. Gerade die intelligentesten Offiziere sind sehr besorgt darüber, sie blicke» mit Angst auf die Möglichkeit eines neuen Krieges, besonders mit Deutschland, und meinen, daß, wie die Armee sich jetzt mache, sie eine Niederlage, schlimmer wie 1870, erleiden könnte. Diese Stimmung herrscht aber mehr in den mitt leren Rangstufen; die „großen Mützen" nach oben und die Trou- pierS nach unten, sie sind nach wie vor überzeugt, daß sie überall Sieger bleiben würden, wofern sie nicht — verrathen würden. In^e inneren Händel sich nicht mischen zu müssen, 'da- ist da gegen in der ganzen Armee frommer HlM. Mmzy wird in