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Donnerstag den 2. August 1917 BezuaSpret», So-a»de ^ mit iilttslr. Beilage vierteljährlich ji.st» An Dreehen und ganz Deutsch. land srci 5.88 X. ganz in Leuerreich Die LLchsl Andgnbe » vierteliäbrlich S. IU An Dresden und ganz Deutschland frei HauS jk.5i< ^ i» Oesierreich 4.0» X. Einzel,Nummer 10 q. BolkLzeitung erscheint an allen echentage» nachmillags. Einzige katholische Tageszeitung ini Königreich Sachsen. Organ der Jentrumspartei. Ausgabe ^ mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilagc. Erlaß des Kaisers An das deutsche Heer, die Marine und die Schutztruppcn. s dritte .Kriegsjahr ist zu Ende. Tie Zahl unserer Gegner ist gestiegen, nicht riber ihre Aussicht ans den Endersoig. Rumänien habt Ihr im Vorjahre niedergeworfen. DaS russische Reich erbebt jetzt von neuem unter Eueren Schlä- Staaten haben ihre Haut für fremde Inter essen zu Markte getragen und sind am Verbluten. In Maze donien habt Ihr den feindlichen Anstürmen machtvoll ge trotzt. In gewaltigen Schlachten im Westen seid Ihr die Herren der Lage geblieben. Fest stehen Eure Linien, welche die teure Heimat vor den Schrecken und den Verwüstungen des Krieges bewahren. Auch meine Marine hat große Erfolge errungen; sie hat den Feinden die Herrschaft zur Sec streitig gemacht und bedroht ihren Lebensnerv. Fern der Heimat hält eine kleine deutsche Truppe deutsches .Kolonialland gegen vielfache Uebermacht. Auf Eilerer und unserer treuen Bundesgenossen Seite werden auch im nächsten .Kriegsjahre die Erfolge sein. Unser wird der Endsieg bleiben. Bewegten Herzens danke ich Euch in meinem und des Vaterlandes Namen für das, was Ihr auch in dem letzten Kriegsjahr geleistet habt. In Ehrfurcht gedenken wir dabei der tapferen Gefallenen nnd Verstorbenen, die für des Vaterlandes Größe lind Sicherheit dahingegangen sind. Ter st l ieg geht weiter, er bleibt uns anfgezwungen. Wir tämpfen für unser Dasein und unsere Zukunft mit stahlharter Entschlossenheit und nie wankendem Mut. Mit wachsender Aufgabe wächst unsere straft. Wir sind nicht zu besiegen: wir wollen siegen! Gott der Herr wird mit uns sein. Im Felde, den l. August 1!)17. W ilhel m. Die Kriegsziele unserer Feinde Tic Enthüllungen des Reichskanzlers über die striegS- ziele unserer Gegner haben begreiflichenveise überall dort. Uwhin die Nachricht darüber gedrungen ist, großes Aussehen und ein starkes Echo geweckt. Aus Rußland liegt noch keine Meldung vor, die darauf schließen ließe, daß die Russen bereits wissen, weshalb und wofür sie noch länger leiden und bluten sollen — bei dem Wind, der gegenwärtig wieder in Rußland weht, ist -es allerdings wahrscheinlich, daß die Regierung unter sterenski die Veröffentlichung der jüngsten Rede des deutschen Kanzlers über die Geheimverträge der Entem. ebenso verhindern wird, wie Frankreich nnd Eng land cs bereits getan lwben. Durch diese Manöver, die nur zu deutlich das schlechte Gewissen der feindlichen Macht haber kennzeichnen, werden sie es aber doch auf die Diner nicht . crbindern können, daß die betrogenen Völker Ruß lands nnd FrankreickrS endlich doch zu der Erkenntnis ge- langen, daß sie nur einer kleinen Eligue croberungS- lüsterner Mrnkstfanatikcr zuliebe auf die Schlachtbank ge führt werden, und daß es wirklich keine Rechte des Volkes, der Freiheit, .Kultur und Menschlichkeit sind, um die sie sich jetzt noch tot und zu Krüppeln schießen lassen. In der ge samten neutralen Presse aber haben die Ausführungen des delitsch n Kanzlers eine fast einmütige Aufnahme gefunden: allgemein wird der Machthunger der französisckx'n Ehauvi- nisten verurteilt und bekannt, daß bei der Anfrecbterhaltung solcher wriegsziele die Herbeiführung des Friedens vor erst nur ein unerfüllbarer Wunsch ist. Bei dieser der Entente offenbar nicht freundlichen Stellungnahme der neu tralen Welt zu der Entschleierung ihrer Kriegsziele werden die feindlichen Staatsmänner doch nickst umhin können, übel- kurz oder lang ans die Fragen des Reichskanzlers Tr. Michaelis eine Antwort zu geben. Eine Antwort, die aber auch wieder keine ist, da sie auf die Rede des Reichskanzlers keinerlei Bezug nimmt, hat bereits der britische Außen minister Balsour im Unterbaust' gegeben. Es ist bezeichnend, daß die feindlichen Staatsmänner es bisher sorgfältig ver miede',» haben, in der Frage ihrer striegsziele eine ebenso klare und feste Erklärung abzngebcn, wie Tentsckstand und auch das neue Rußland cs des öfteren getan haben. Ter englische Minister des Aeußeren hingegen vermeidet jede bestimmte Stellungnahme und spricht von der Befriedigung der „berechtigten nationalen Bestrebungen". Darunter versteht er einmal, daß die Nationen Testerreich-Ungarns „auf eigene Füße" gestellt werden und zum anderen, daß Elsaß-Lothringen an Frankreich zurückgegeben wird. Im übrigen nennt er die russische Friedensformel: keine Annexionen, keine Entschädigungen! eine Phrase — was immerhin für uns deutlich genug ist. um uns davon abzu halten, an eine Verständigungsmöglichkeit mit England im . -»»»»»>»» Das Neueste vom Tage j Ist MW MW WMW Y»«» (Amtlich. W. T.-B.) Großes Hauptquartier, den 2. August 1917. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Nupprecht: Auf dem Schlachtfelds in Flandern kam es erst nach- mittags wieder zu heftigen Arlilleiiekämpsen. Von Langemarck bis zur Lys lag mehrstündiges Trom melfeuer auf unseren Linien, ehe der Feind gegen Abend zu neuen starken Angriffen auf unsere Front ansetzte. Es entspannen sich wieder schwere Kämpfe, in denen die vom Gegner ins Feuer geführten Divisionen überall znrückgeschlagen, mehrfach auch unsere Kampslinien bei er. solgreichen Gegenstößen vorverlegt wurden. An keiner Stelle gewann der Feind Vorteile; dagegen büßte er in unserem ungeschwächten Abwehrfeuer viel Blut, durch unsere Gegenangriffs an Einbruchsstellen auch mehrere hundert Gefangene ein. .Nach unruhiger Nacht frühmorgens östlich von Wytschaete erneut vorbrechende englische Angriffe sind gleich falls verlustreich gescheitert. Heeresgruppe deutscher Kronprinz: Am Chemin des Dames wiederholten die Franzosen ihre erfolglosen Anläufe gegen die von uns südlich von Filain und südöstlich von Cernh gewonnenen Höhenstellungen. Während des Tages und in der Nacht stießen sie bis zu fünfmal gegen unsere Linien vor; stets wurden sie von unseren bewährten Kampftruppen abgewiesen. Auch auf dem Westufer der Maas führte der Feind abends einen vergeblichen Gegenstoß zur Wiedererobernng der ihm entrissenen Stellungen. Die Gefangenenzahl aus den gestrigen erfolgreichen Kämpfen, an denen außer badischen auch hannoversche und oldenburgische Truppen ruhmreichen Anteil haben, hat sich auf 75Ü Mann erhöht. Oestlicher Kriegsschauplatz Front des GencralfeldmarschallS Prinz Leopold von Bayern: Heeresgruppe des G eneraloberst v. Vöhm-Ermolli: Im Winkel zwischen Zbrucz und Dnjesir wurden russische Nachhuten bei Wigoda an der Straße nach E hotin geworfen. Nördlich von Czernowitz nähern sich unsere Divisionen mich südlich des Dnjestr der russischen Grenze. „Front des Generalobersten Erzherzog Joseph: Die russische starpathcufrout ist jetzt zwischen Pruth und den Südofthäugcn des Kelemen-Gebirges im Weichen- Deutsche und österreichisch-ungarische Divisionen drängen dem Feinde, der vielfach hartnäckig Widerstand leistet, nach. Wir stehen vor Kimpolung. Zwischen Ojtoz- und Casinu-Tal setzte der Feind auch gestern starke Kräfte ein. um den Mgr. Casinnlui zu ge- ivinnen. Mehrere nach heftigem Feuer erfolgende Angriffe scheiterten an der Standhaftigkeit der Verteidiger, Der erste Generalquartiermeister: Ludendorff. gegenwärtige» Festpunkt zn glauben. Balsour lwt aber überdies erneut wieder die Demokratisierung Teutscblands als vornehmster' .Kriegsziel der Entente ausgestellt. Divan war schon länger die Rede, aber nachdem Deutschland nun wirilicki allerding-:' nickst an-:- Liebedienerei unseren Fein den gegenüber — begonnen hat, nach eigenem Gutdünken sein innerslaatück es Leben sreibeitlicbcr z» gestalten, verlangt Balsour jetzt schon als Mindestforderung, daß Tentsckstand in dieser Hinsicht das Niveau der Vereinigten Staaten und Großbritanniens erreichen müsse. Wir danken verbindlichst, Herr Balsour, denn wir verspüren wirklich nickst das min deste Verlange» danach, und wenn Sie den Krieg svrkfübren wollen, bis Tentsckstand „entweder machtlos oder frei" ge worden ist, versichern wir Sie, daß wir unsere Freiheit mit einer starken Mackst zn verbinden gedenken, der auch Sie und Ihre Landsleute den nötigen Respekt nickst werden ver- sagen können. Friedenc'debalte im en§l. Unterhau Bern, stl. Juli. In der llnterhansdebatte am 2li. Juli führte der pazifistische Abgeordnete Snowden ans, nach der Rede Vonar LawS habe es den Anickx-in, als vb die britische N cgiern n g mehr als jede andere -einem baldigen Friede n s s ch l n sse i m Wege siebe. Tie Regierung bebanpte, daß er und seine pazifistischen Freunde in einer Welt der Unwirklichkeit lebten, aber das treffe ans die Regierung zn. Tie wisse nichts von den An sichten Tausender von Briten nnd nichts von dem Weckstel in den Ansickstcn der Soldaten. Wenn die Negierung irgend etwas über du französische A r m e e wüßte, so wnrd-' sbr bekannt sein, daß die Soldaten praktisch die Heeres- lestung in die Hand genommen hätten. Sie lehnten es ab, den Befehlen zu gehorchen. Jeder einsichtsvolle Franzose werde ihr sagen, daß, wenn der Krieg noch viel länger dauere, Frankreich dasselbe haben werde, wie Rußland, nämlich di e R evol u t i o n. Es bestehe keine Hckfnnng, daß in 12 Monaten die militärische Lage Hesse'- sein werde, als jetzt. Nur werde eine weitere Million Menschenleben dahin geopfert und die Staatsschuld nur weitere zwei cder drei Milliarden Pfund Sterling ver größert sein. Iw Naiven der Menschheit fordere er, daß der .Krieg jetzt beendet werde. Tc- Liberale Lecs Smitb drückte sein Bedauern darüber aus, daß Asqnitb keine der vom Reichstag gestellten Frngen beantwortet habe. Redner fragte, ob der Leiter der liberalen Partei den Grundsatz ...Keine Annexionen" ans di? deutschen .Kolonien anznwenden bereit sei, nnd be tonte, es würde eine Schande sein, wenn das Land, das. an gab, um der Gerechtigkeit willen in den Krieg einzutreken. mit einer Gebietserweiterung von einer Million Onadrat- meile i ans dem Krieg bcranSkomme. Nichts lmbe das dent'che Volk w geeint und den deutschen Militarismus sq. gestärkt, wie die Ankündigung des H a n d e l s b o y k o t t s nnd d>'S Wnt'chvsiskriegeS. Wenn die Regierung bei dieser Politik beharre, so treibe sie direkt in einen neuest K rieg hinein. Kein Volk werde den Handelsboykott über sich ei gehen lassen. Wenn es wünschenswert sei, daß in Tentsckstand die Teniokratie anfgerickstet werde, io könne es nur durch einen Frieden geschehen, der dem deutschen Volke zeige, daß der Militarismus für seine Sicherheit und seine iii'anll.stbarcn Rcckste unnötig sei. »««»»» »,»»»» Neue U-Boots-Erfolgr Berlin, I. August. Neue N-Boots-Ersolgr aus dem nördlichen Kriegsschauplätze: 24 000 Brnttorcgistertonnen. Unter den versenkten Schiffen befanden sich die englischen Tampfer „Valetta" (5871 Tost, wohlbeladrn aus dem Wege nach England, „Lean Choon" (5807.To.), mit Stückgut von Australien für die englische Regierung, „Castle Ton" (2205 Tonnen), mit Eisenerz von Frankreich nach England, und rin großer vollbcladcncr, durch Zerstörer gesicherter Dampfer auf dem Wege nach England. Der Chef des Admiralstabs der Marine. Der Weltkrieg Zur Kriegslage Berlin, 1. August. Ter große Angriff der West mächte in Flander » erstreckt sich von Noordschow bis an die Lns. Den Nordslngel batten die Franzosen über nommen, die liier kürzlich die Belgier ablösten, lieber die Trichterfelder der Abwebrzone vordringend, gelangten die Franzosen über die Straße Lizerne—Dirmuiden bis an daS Torf Birsck, oke, das im Gegenangriff wieder genom men wurde. Erst starke französische Kräfte, die am Abend des lll. Juli erneut gegen das Dorf vorgingen, vermochten Bikschoote wieder in französische Hände zn bringen. Tie deutsche Linie umklammert den Ort im Osten und Norden. Ten Hauptstoß hatten die Engländer übernommen, die auS dem Räume von Bpern heraus und südlich in nordöstlicher Richtnna vorzustoßen versucksten. Die Engländer vermochten zivar, die eingetrommelten vordersten Stellungen zn iiber- renncn: allein in der Kampfzone des deutschen Verteidi- aungssystems traf sie mit voller Wucht der dentichc Gegen stoß. Tie Engländer wnrden ans Langemarck nnd St. Julien wieder hinanSgeworfen »nd bis hinter den Steenbach znriickgedrängt. Weiter stidlicki vermochten die Engländer nur unbedeutenden Raumgewinn z» erzielen. Ter West rand des Hdrenthage-Waldcs wurde behauptet. Von da - 1! kJ'