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Erzgebirgischer Volksfreund : 03.06.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192006037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19200603
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19200603
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-06
- Tag 1920-06-03
-
Monat
1920-06
-
Jahr
1920
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 03.06.1920
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KMÄWUWWW Donnerstag, den 3. Juni 1920 73. Jahrg Nr. 12S 4 daß und Sammelstelle. Es ist leider ein« betrübende Tatsache, daß viele Deutsche au» wirtschaftlichen und sozialen Gründen sich für fremd« Armeen anwerben lassen. irgendwelche Leute ein erhebliches Interesse an dem schnellen endgültigen Abschluß dieses Geschäftes gehabt haben müssen. O ; Nus « t « « R«er»«rt IsrsrMchwÄtzl Zum Streik der Bankangestellten. Berlin, I. Juni. Der Ncichsverbanü der Bankleitungen hat den Vermittlungsvorschlag desReichsarbeitsministeriums inSachen Ler Tarifbewegung der Bankangestllten abgelehnt. Landarbeiterstreiks. Königsberg, I. Juni. In Teilen des Kreises Preußisch-Eylau sind di« Landarbeiter in den Ausstand getreten. Sie fordern Ab setzung des Landrates und des Kreisrates, Entwaffnung der Ein- wohnerwehren und Zurückziehung der Sicherheitspolizei. Sie dro hen bei Verweigerung der Wasfenabgabe, die Güter anzustecken. Bewaffnete Arbeiter durchstreifen in Rotten die Gegend. Magdeburg, 1. Juni. Die Landarbeiter des Kreises Galbe sind in Len Ausstand getreten. Sie verlangen eine 100 prozentige Lohn- erhöhung. D«r .»r,,»dlr«lsch« 4>«I»N«»nd» »rftdUal Ift,U» mU Ausxadm« «er Tage nach Son», und gelllagen. wr»»g»pk«l»> monalUch Mord 4.00 durch dl» AuiUSan üa ln» Kaus: durch dl» Poft bezogen vierteljährlich Mark >2.SU, monalllch War» 4L0. 4>»»elg«»vr«l» > lm Amloblatlbezlr» der Baum der Ilp. L->°n«lzelIe S0 Plg., auewdrlo 90 Psg., «lnlchlledilch An. zelgenfteuer, lm amlllche» Teil dl» halbe Jelle 4.00 Mb., im Äeblamelell ble geile L.00 Mt. P»Mchra-S»«»' Leipzig Nr. IS22S. Gicherheitspofizei im Ruhrgebiet. Düsseldorf, 1. Juni. Di« grüne Sicherheitspolizei ist in sehr beträchtlicher Stärke in sämtlichen, den Unruhen ausgesetzt gew«. senen rheinisch-westfälischen Städten eingerückt und ständig statio niert worden. In Remscheid sind L000 Mann ringerückt. In Dortmund werden noch 800 Mann erwartet. Bedeutende Teile der staatlichen Polizei liegen in Düsseldorf, Essen, Duisburg und Mülheim. Der Tuchskandal der Sicherheitspolizei. Am»t»»»-al»»ahm» für dl» am Nachmittag «rschrlntnb« Nummer bl» vormittags 9 Uhr ln dm Sauplaitchllfto. stellen. Sin« Gewähr lür di» Aulnahm» dir Anzetam am vorgeichrieben»» Tan» owi« an beslimmier SI«ll» mrd nichl gegeben, auch »ich« für bi« Äichllgdktt der durch gem- sorecher ausgegeben,u Anzeigen. — FürRückgabs unonlmegl «lngesandler Schriftstücke Lbemimmi die Schristieilmig »eine Veranboortung. — Unlerbrechungm dm Geschäft», brlriede» begründe» »«In» Ansprüche. Bei Zahlungsverzug und Konkurs aellm Rabatt« als nichl »«reinvaN. Ha»v»-»schü!I«ftclI«a la Au«, Löbnitz, Schn«»b«rg mid Schwarzmberg. Die deutschen Vertreter für Spa. Berlin, 1. Juni. Die deutsche Regierung hat dem belgischen Minister Les Aeußern mitgeteilt, Laß sie auf der Konferenz in Spa Lurch den Reichskanzler und den Außenminister Dr. Köster, beglei tet von Ministerialdirektoren, 13 höheren u. 17 niederenBeamten vertreten sein wird. . bcstimmungen zum Reichsnotopfcrgcfetz sind soeben worden. Di« Steuererklärung mutz in der Zeit vom 2 8. di» SS, August -n tz« Finanzamt «ingereicht «ertzeq, Berlin, 1. Juni. Zu der Angelegenheit des Tucheinkaufs für die Sicherheitspolizei bei Ler englischen Firma Clellind teilt die „Voss. Ztg.* mit: Am 27. Mai fand im Handelsministerium eine Sitzung statt, an Ler fast sämtliche Staatssekretäre teilnahmen und in der vom Reichswirtschaftsministerium Lie Zurückziehung der seinerzeit erteilten Einfuhrbewilligung gefordert wurde. Dabei stellte sich heraus, daß diese Einfuhrbewilligung gar nicht mehr zu rückgezogen werden konnte, weil Las Geschäft inzwischen perfekt ge- worden war. Die Stoffe befinden sich zum Teil schon hier. Der Rest lagert im besetzten Gebiet und — Ler ganze Posten ist bereits bezahlt. (!) Diese voreilige Bezahlung bei dem jetzigen Stand der Valuta logt, Ler „Doss. Ztg.* zufolge, den Gedanken nahe, London, 1. Juni. Lloyd Georg« hat den bolschewistischen De logierten Krassin empfangen. Di» amtlich« englisch« Meldung br- sckriinkt sich darauf, zu erklären* daß «ine Vorbesprechung Über die Wiederaufnahme der Handel-bi-KÄstM -Vischen Rußland und Müsuropa stattgesundeu hab«, Tageblatt - Amtsblatt und Städtischen Behörden in Aue, Grünhain, Kartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Neustädtel, Schneeberg, Schwarzenberg bzw. Wildenfels. Verlag von C. M. Gürtner» Aue, Erzgeb. Femsprech - Anschlüsse: Aue Sl, Löhnih (Amt Aue) 440, Schneeberg 10, Schwarzenberg lS. Drahtanschrift: Dolkssreund Aueerzgedirge. Aufhebung der Zwangswirtschaft? Hamburg, 1. Juni. Reichsjustizminister Blunck äußerte sich in einer Wahlversammlung dahin, Laß die Aufhebung der Zwangs- Wirtschaft für den Oktober in Aussicht genommen sei. Bafel, 1. Juni. Der „Baseler Anz." meldet, daß die deutsche Regierung in den letzten Tagen eine Anzahl Eetreideankäufc in der Schweiz abgeschlossen habe. Die unbequeme deutsche Konkurrenz. Mannheim, 1. Juni. Die „Neue Badische Landeszeitung* meldet, daß Mannheimer Kaufleute, die aus der Schweiz eintrafen, die Nachricht mitbrachten, daß Amerika auf Lem spanischen Markt soeben für 4 Milliarden deutsche Mark aufkausen ließ. Aehnliche Mitteilungen kommen auch von anderen Auslandsmärkten. In- folgedessen gewinnt es immer mehr an Wahrscheinlichkeit, daß England und Amerika unseren Wettbewerb auf dem Weltmarkt in der Weise lahmlegen wollen, daß sie durch Auflauf großer Mengen deutscher Marknoten ein allzu rasches Ansteigen der Markvaluta im Ausland herbcisiihren. Nachdem die deutsche Geschäftswelt sich mit Mühe und Not einige Rohstoffe zu teuren Preisen besorgt hat, macht man ihr auf diese Weise die Ausfuhr unmöglich. Nechlspulsch? General Graf v. d. Goltz, der bekannte Finnlandbe- freier und Baltenkämpfer, schreibt: Täglich schreiben der „Vorwärts* und ähnliche Blätter von einem bevorstehenden Rechtsputsch, nicht weil sie an ihn glauben, sondern weil er ein brauchbares Wahlmanöver ist, und der vor- bereitete rote Aufstand verschleiert und al» Abwehrmaßnahme hingestellt werden soll. Das Bestreben der Bauern und Gutsbesitzer, anständige Sol daten als zuverlässige Arbeiter und Beschützer auf das Land zu bekommen, und die Ermahnung, ehemalige Offiziere möchten sich Lei einem roten Aufstand als Kämpfer zur Verfügung stellen, ^per- Len vom „Vorwärts* als staatsfeindlicher Akt und als Rechts putsch dargestellt, obwohl kein einziges Wort dazu umgedeutet wer den kann. Aber es ist dem Radikalen unangenehm, daß bei der zweiten Revolution das Bürgertum sich wehren will. Unblutige Revolutionen, wie die vom November 1918, bei denen alles sich willenlos in sein Schicksal ergibt, sind ihnen lieber. Selbst das Recht der Notwehr will das Regierungsorgan des „Neuen deutschen Rechtsstaates* dem Bürgertum verwehren. Hand in Hand mit der Presse der Regierung und der äußersten Linken arbeitet wie immer das feindliche Ausland. Don mehreren Seiten wird mir berichtet, in Ententekreisen verbreite man neben abenteuerlichen anderen Plänen das Gerücht, ich be reitete einen Rechtsputsch vor, ja, die Entente wünsche einen solchen, und gewänne dafür deutsche Abenteurer, damit bei dieser Gelegen heit Lie sogenannte Militärpartei endlich Fiasko macht. Natür lich spielt der berüchtigte Entente-Agent Trebitsch-Linkoln dabei eine Rolle. Ich erkläre hiermit jeden, der in Zukunft noch von mir er zählt, ich bereite einen Nechtsputsch vor, für einen bewußten Verleumder. Das gleiche gilt für alle rechtsstehenden Poli tiker, dir ich kenne. Ehrlich gestanden, unterschätzt man uns doch, wenn man annimmt, wir fürchteten das Volksurteil. Die unver meidliche Verelendung Deutschlands bringt die Einsicht. Die Zeit arbeitet besser für uns als ein Putsch. Wir überlassen diese Kampfesart den Bolschewiken^, die in Rußland und Finnland das Volksurteil mit der bolsche wistischen Revolution beantwortet haben. Da das geistig so Hoch stehende Deutschland bisher die Entwicklung in Osteuropa wie ein Affe nachgeahmt hat, so ist auch bei unsern Wahlen das gleiche zu erwarten, ganz abgesehen davon, daß die nicht verhinderten Uebungen der roten Truppen in mehreren Gegenden Deutschlands und alle anderen Nachrichten dafür sprechen, daß wir unmittel bar vor dem roten Auf stände stehen. Rechtsstaat oder Pöbelherrschaft ist di« Frage des Augenblicks. Wer den ersten im eigensten Interesse will, darf nur dem Kandidaten seine Stimme geben, der unzweideutig erklärt, er würde nie in ein Koalitionsministerium mit den Unab hängigen eintreten, welche die einseitige Räteherrschaft der in- dustriellen roten Gewerkschaften und die Umbildung der Reichs wehr zur roten Garde herbeiführen wollen. Die Erfahrung lehrt, daß im Bolschewikenstaat in den roten Gewerkschaften nicht die ehrlichen Arbeiter, sondern der sadistische Pöbel das Heft in die Hand bekommt. Die Zeit des „Einerseits* — „Andererseits* ist vorüber. „Entweder* — „Oder" ist die Losung des 8. Juni. Ohne Usbertreibung kann man sagen: Am Mut und Zu sammenhalt des deutschen Bürgertums hängt zurzeit das Schicksal der Welt. Dt« polnlsch-rufftschen Kämpfe. Berlin, 1. Juni. Nach Meldungen, di« Ler polnischen Gesandt«, schäft zugegangen sind, ist der bolschewistische Vorstoß an der gan« zen Front zum Stillstand gekommen. Die Stadt Berditschew ist erneut von Len Polen besetzt. Die polnische Funkenstation j» Minsk arbeitet wieder. Endergebnis der Gothaer Landtagswahlen. Gotha, 1. Juni. Die Deutsche Volkspartei erlangte mft 12 686 Stimmen drei Mandate, die DeutschnationaleDolkspartei mit 4317 Stimmen «in Mandat, der Bauernbund mit 21412 Stimmen fünf, di« Demokraten mit 7675 Stimmen ein unü die Unabhängigen mit 37 899 Stimmen neun Mandate. Die Mehrheitssozialisten, die nur 3925 Stimmen aufbrachten, gehen leer aus. Noch nicht genug de» Elend«? V Luch voch RLrediktatvr «Nb Z.v S I t i g , » U»t»r-»»g? Neue Unstimmigkeit«« lm Reichswehrministerium. Berlin, 1. Juni. Der Referent im Rcichswehrministerium (Mehrheitssozialist) Rausch, ist von seinem Posten zurückge treten, und hat diesen Schritt mit der sich innerhalb der Reichs wehr angeblich immer mehr ausbreitenden Reaktion begründet, wofür er als Sozialdemokrat nicht länger die Mitverantwortlich keit tragen könne. Die allgemein« Wehrpflicht ist beseitigt. Berlin, 1. Juni. Das Molffbnreau schreibt: Nach Artikel 173 des Friedensvertrages ist die allgemeine Wehrpflicht abzuschaffen. Die Nationalversammlung hat den Vertrag angenommen. Damit ist die Beseitigung der allgemeinen Wehrpflicht rechtlich durchge führt und sind die ihr «ntgegenstehenden Bestimmungen aus frü herer Zeit außer Kraft gefetzt. Wiedereinsetzung der Marineoffiziere. Uuzkaven, 1. Juni. Am 1. Juni wurden in Euxhaven die Marineoffiziere der Nordseestation durch den neuen Stationschef wieder eingesetzt. Die Geschäfte der Festungskommandantur Eur» Haven lagen seit dem Kapp-Putsch in den Händen des Feldwebels Grub«, al» erster Adjutant fungierte der Obermaschinist Möller. Werbung«« für da» amerikanisch« -«er. In Deutschland dürfte es wenig bekannt sein, daß nicht nur di« Franzosen sich aus Deutschland Rekrutierungsmaterial holen, sondern es ist auch eine Tatsache, daß für da» amerikanisch« -««« t» Deutschland Kattfin-eu. Hierfür ist KM»» dt« SewerbWe un- trausmSmlWe MilleWn-spoMik. Don Dr. Otto Hugo, Mitglied der Nationalversammlung,^. Wenn der Wert einer politischen Arbeit mit Ellen gemessen! werden könnte, so müßte man der Nationalversammlung das Zeug» nis ausstellen, daß sie sehr viel geleistet hat. Prüft man de«! großen Umfang der gesetzgeberischen Maßnahmen daraufhin, wa» denn für oen sehr bedrängten gewerblichen und kaufmännischen! Mittelstand geschehen ist, so zeigt sich hier eine völlige Einöde. Di« erste gesetzgeberische Epoche oer Nationalversammlung scheidet ohne irgendwelche nennenswerte Erfolge der Mittelstandspolitik. Schon der allgemeine sozialistische Kurs der Regierungspolitik lag völlig im Gegensatz zu den Lebensinteressen, die ein selbst« ständiger wirtschaftlich tätiger Mittelstand in Deutschland zu er» heben hat. Wir haben in der Nationalversammlung monatelang! uns herumschlagen müssen mit Sozialisterungs- und Gemeinwirt« schastsideen. Ein gewaltiger Aufwand von politischer Energie war? notwendig, um das Schlimmste in der Richtung der Sozialt« sicrungsbestreb ungen zu verhüten. Der Sozialisierungsgedank« steht aber im innersten im schärfsten Gegensatz zur wirtschaftlichen Eigenbetätigung des Mittelstandes. Gemeinwirtschaft tötet di« mittleren selbständigen Existenzen. Die Planwirtschaft zog ihre geistige Nahrung geradezu aus dem Gedankengang, daß man Tausende von kleineren Unternehmungen entbehren könne durch eine einzige zentrale Arbeitsstätte, die rentabler für die Allgemeinheit arbeite. Kommunalisierung der Bäckereien und Schlächtereien^ Kommunalisierung der Lebensmittelversorgung, wie sie sa von de« Gemeindevertretung der Stadt Schöneberg, dessen Oberbürgermeister, demokratischer Kandidat ist, auch über die Zwangswirtschgst hin« aus gefördert und verlangt wurde. Die Kommunalisierung der Kleiderbeschaffung, Reichsschuhversorgung und ähnliche Ding« mehr. Alles steht im schroffsten Gegensatz zum Wirtschaftsinteress« des gewerblichen und kaufmännischen Mittelstandes. Der Sozia« lismus behauptet, darin «inen Vorteil für di« Allgemeinheit seheH zu müssen, der Liberalismus steht auf Lem entgegengesetzten Stand« punkt. Gerade die Tüchtigkeit der Leitung, das lebendige Interess« am eigenen Betriebe, das obwaltende Risiko, bas Interesse an de» Vervollkommnung der Betriebe gibt der Einzelwirtschaft eine «in« schneidende Ueberlegenheit über die bürokratische Betriebsweise de« gentralwirtschast. Oder will jemand behaupten^ daß es mit des Brotversorgung besser stände, wenn das deutsche Volk nur au» zentralen Brotfabriken gespeist würde, anstatt daß die Konkurrenz! Ler Bäcker für möglichst gutes Gebäck sorgt. , Neben dieser allgemeinen Richtungsfrage der Wirtschaftspolitik haben Einzelhandel und Handwerk eine Reihe besonderer Forde« rungen zu erheben, die aber recht wenig Berücksichtigung bei der Regierung gefunden haben. Wenn das Handwerk Lie volle Gleichberechtigung verlangt, so ist dieselbe immer noch nicht durch« geführt, solange dem Handwerk die selbständige Abteilung für da« Handwerk im Reichswirtschaftsministerium vorenthalten wird. Al« der Wirtschaftsrat beim Neichswirtschaftsministerium gebildet war, mußte das Handwerk fcststellen, daß zwar alle übrigen Wirt« schaftsgruppen ohne weiteres ihre Vertretung gefunden hatten, nur das Handwerk war vergessen worden und es bedurfte einer beson« deren Aktion, um nachträglich auch eine Vertretung des Handwerk« im Wirtschastsrat durchzusetzen. Wenn das möglich war, so kann! man von der Selbstverständlichkeit der Anerkennung der Gleich« berechtigung des Handwerks bei der Regierung wohl kaum sprechen. Es war auch Aufgabe der Parteien, mit Nachdruck dafür zu sorgen/ daß im vorläufigen Reichswirtschaftsrat die Zahl der Handwerker« Vertreter erheblich vermehrt wurde, da diese zunächst völlig unzu« reichend im Regierungsentwurf vertreten war. ! Ich habe noch vor wenigen Tagen eine Anfrage an die Reich»« regierung gerichtet, ob auf Grund eines besonderen Falles auch dem freien Handel die völlige Gleichberechtigung mit den Konsum-Genossenschaften zugebilligt werden soll. In die Ge fahr geriet die Regierung nie, die Interessen der Konsumgenossen« schäften gegenüber dem Einzelhandel und Handwerk jemals zu ver« nachlässigen. Mit Recht wird man von jeder Regierung fordern müssen, daß sie die völlige Gleichberechtigung in gewerblicher Be« ziehung zwischen den Konsumgenossenschaften, dem Einzelhandel und dem Handwerk anerkennt. j Den großen Gedanken der Reorganisation der Handwerkers«« setzgcbung hat man in der Kürze der Zeit nicht durchführen können/ Es wird die Aufgabe zukünftiger Gesetzgebung sein, die besondere«! Lebensfragen des gewerblichen und kaufmännischen Mittelstände» stärker in den Vordergrund zu rücken, nachdem jetzt eine Zeit Hinte« uns liegt, die ihr Hauptinteresse dem Ausbau der Arbeiterrecht« zugewandt hat, ohne hier bislang die auch von der Arbeiterschaft anerkannte Derständigungsgrundlage ausreichend zu finden. Handels und Handwerk fordern mit Recht die völlige Gleichberechtigung miß Industrie und Landwirtschaft, die Einräumung von Sclbstvcrwal« tungskörpcrn, die Mitwirkung des Handwerks bei allen Beratungen über die Gestaltung der Wirtschaftspolitik wie der berufliche« Sonderinteressen. Hier gibt der Reichswirtschaftsrat den Bode^ ab, auf dem nun zunächst einmal die Fragen vorberaten werden können. Das Handwerk bekennt sich hinsichtlich der Ausgestaltung! des Reichswirtschastsrates erfreulicherweise zu dem auch von miq und meiner Partei ausgestellten Grundsatz, diesen Reick-wirtschafts« rat zu einem vollwertigen berufsständigen Varlament mit gesetzt geberischen Machtbefugnissen auszubauen und ihn nicht nur al» beratende und vorberatende Instanz wirken zu lassen. OerMche Angelegenheiten. H * Da» Wirtschaftsministerium bringt in der „Sachs. Staats/ zeitung* eine Verordnung der Rcichostelle für Textilwirtschaft übe» . die Erhebung von Gebühren für die Erteilung . voM Gin- und „ Ausfuhr-Bewilligungen für textile Rohstoff» u«H Erzeugnisse vom 5. Mai 1VS0 zur allgemeinen Kenntni». Aerzte und Krankenkassen.' Berlin, 1. Juni. Vertreter der großen Krankenkaffenverbände und der Aerzte sind gestern zu einer Einigungsverhandlung zu sammengetreten. Die Verhandlungen drehten sich fast ausschließ lich um Lie Frage Ler freien Arztwahl, für die zum Schluß eine vorläufige Einigungsformel gefunden wurde. Der schwierigere Teil der Verhandlungen über Lie Honorarfrage steht noch bevor. Die teure» Ueberwachungskommiffionen. Berlin, 1. Juni. Der Lok.-Anz* bringt «ine Zusammenstel lung darüber, was uns die Ententekommiffionen kosten. Danach bezog der Generalpräsident bisher 228000 Mk. jährlich, jetzt in folge Erhöhung Ler Iahresentschäüigung 342 000 Mk. jährlich, ein Präsident der Unterkommiffion bisher 168 000 Mk., jetzt 252000 Mk., ein Ententegeneral bisher 108000 Mk., jetzt 252 000 Mk., ein fremder Oberst oder Oberstleutnant bisher 90000 Mk., jetzt 180000 Mk., «in fremder Bataillonschef und Major bisher 84 000 Mk., jetzt 162 000 Mk., ein fremder Subalternoffizier bisher 78000 Mk., jetzt 152000 Mk., «in fremder Unteroffizier bisher 39 000 Mk., jetzt 69300 Mk. und ein fremder Soldat schließlich bisher 24000 Mk., jetzt 42 000 Mk. Ein französischer Soldat in Berlin bezieht also auf deutsche Kosten mehr Geld, als «in deutscher General oder Staatssekretär. (!) Aber damit nicht genug: Di« Iahresbezüge der Kommiffionsmitglieder stellen lediglich Perpflegungsgelder dar, und diese Herren empfangen außerdem noch Quartier und Ge halt. Das Quartier z. B. für General Rollet, allein kostet uns jährlich etwa 144000 Mk. So hoch beziffert sich die Zimmerrech nung de» Generals im Hotel Kaiserhof. Mr müssen lediglich für Hotelunterkünfte der Berliner Kommiffionsmitglieder jährlich etwa 14)4 Millionen Mark bezahlen.
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