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Das Wahlergebnis in Deutsch-Sestmeich Der mtiMWMKe Kurs ist gMrr» Wien» IN. Nov. Nach den bisher vorliegenden Tcilcrgeb- niffc» aus ganz Oesterreich haben die Sozialdemokraten <-'»8 868 gegen 1420 »SO Stimme» im Jahre 1S27 und die bürgerliche» Parteien 1007 848 gegen 1 707 117 Stimmen im Jahre 1827 erhalten. Im Wahlkreis Ober st eier mark konnten die Heimwehren im ersten Wahlgang ein Mandat er ringen. Bisher war es noch unbestimmt» ob die Heimwehren das Mandat erhalten würden, da es als Grundmandat sür die Stimmenzählung sämtlicher übrige» Neststimmen im ganzen Bundesgebiet notwendig ist. Die 105 Mandate des Nationalratcs waren im aufgelösten Sause wie folgt beseht: 71 Sozialdemokraten, 78 Christlich Soziale, 12 Groftdeutschc, 9 Landbündler. Nach einer von christlich-sozialer Seite ausgestellten Berechnung ergibt sich „ach den dnrchgefnhrtc» Wahlen folgende Mandatsoerleilnng sür den neuen Nattonalrat: Christlich-Soziale 68, Sozialdemo kraten 72, Schoberblock 18, Heimatblock 8 Mandate, wobei 2 Mandate noch sehlen. Cs stehen also - die 2 fehlende» Mandate nicht gerechnet — den 72 sozialdemokratischen Abgeordneten !>1 Abgeordnete der Bürgerlichen gegenüber. Diese Ziffer dürste aber noch eine Verschiebung erfahren. Die absolute Mehrheit des Nntionalrates wlisbe 88 Stimmen betragen. Unter den Kandidaten, welche im ersten Ermittlungsver fahren vorläufig kein Mandat errungen haben, befinden sich: Der bisherige Grvstdcntsche dritte Präsident des Nationalrats, Dr. Waber, der steiermärkische Landeshauptmann Dr. Ninte len, die Heimwehrsührcr Starhemberg, Dr. Lteidlc, Pfriemer und Major Fey, ferner der groß- deulsche Abgeordnete Dr. Hampel-Steiermark und der in .harnten vom Heimatblock als Kandidat ausgestellte ehemalige '?andeskonimandant von Kärnten während der Frcihcitö- kampfe, General Hitlgerth. Wenn auch die Neststimmen bereits in dem Gesamtergebnis der Wahlen eingerechnet sind, erfolgt die Verteilung der Nestmandate erst nach Verhand lungen innerhalb der einzelnen Parteien im Laufe der nächsten Woche. Innenminister Fürst Starhemberg dürste sicher ein Nestmandat erhalten, desgleichen Iiistizminister Huber, Ser ebenfalls noch ohne Mandat ist. Die Nationalsozialisten, die keinen Sitz im Nationalrat errangen, erhielten in ganz Oesterreich über 100 00g Stimmen. * Diejenigen, die der Ansicht waren, dast die österreichischen politischen Verhältnisse trotz des erbitterten Wahlkampscs und des Lärms, der wegen der Wahlen geschlagen wurde, von einer größeren Stabilität als in anderen europäischen Staa ten sind, haben recht behalten. Schien es, als ob durch die deutschen Wahlen und durch die amerikanische» mit ihren grundstürzenden Acnderungcn im Verhältnis der Parteien. M80 ein Jahr der Wahlüberraschungen sein werde, so kann man jedenfalls von Oesterreich sagen, dast hier im großen undganzcn alles beim alten geblieben ist. Nach wie vor stehen sich die großen Heerlager des Austromarxis mus und der nichtmarxistischen Parteien in unverminderter Stärke gegenüber. Der Angriff der österreichische» Sozial demokraten. die wesentlich radikaler als ihre Gesinnungs- genossen im Reiche sind, ist trotz der Vorteile ihrer Opposi- ilunsstcllung abermals abgewehrt worden. Allerdings die Wafsensunde bei den tozialistischen Schutzabteilungen, die dem energischen Eingreifen des jungen Innenministers Fürst Starhemberg zu verdanken sind und die die gesamte Wassen- ansriistung sür ungefähr zwei kriegsstarke Regimenter zu tage gefördert haben, bewiesen dein Bürgertum zwar hin reichend die Putschvvrbereitungcn der Marxisten, haben aber dein Marxismus nur geringen Abbruch getan. Er kann aller Wahrscheinlichkeit nach seine Mandatszisfer sogar durch be sondere Glücksumstände bet der Rcststtmmcnvcrtetlung um einen, allerdings für den politischen Kurs des Landes be deutungslosen Sitz vermehren. Die Nationalsozialisten konnten, Im Gegensatz nun Reich, trotz regster Propaganda und zahlreicher gut be suchter Versammlungen nicht die notwendige Stimmenzahl !ür ein Grundmandat erzielen. Sie gehen deshalb leer aus. Das dürfte znm Teil dem zum ersten Male erfolgten Auf- lrclen der Heimwehren als selbständiger Partei zuznschreiben lei». Denn die politisch aktive nationale Jugend ist in Oester reich beinahe ausschließlich von den Heimwehren absorbiert. Die Heimwehren haben acht Mandate errungen. Ein ver hältnismäßig bescheidenes Ergebnis. Dabet ist aber zu be achten. daß die Heimwehren nur in einem Teile der Wahl kreise selbständig aufgetreten sind: in den übrigen Wahlkreisen haben sie sich den Chrtstlichsoziälen angcschlossen, die ihnen da für ans ihrer Liste Vertreter etnräumtcn. Deshalb gibt das ziffernmäßige Ergebnis des Heimatblocks kein Bild über die tatsächliche Größe der Heimwehrbewcgung. Ueberraschend ist, daß die Heimwehren ihre Mandate größtenteils anfKosten der Chrtstlichsoziälen errungen haben. Der Schoberblock, bestehend ans Großdeutschcn und Landbund, hat nur wenige Mandate abgegeben. Ursprünglich hatte man da- mit gerechnet, daß das Auftreten der Heimwehren als selb- ständige Partei säst ganz auf Kosten des Schvberblockcs gehen würde. Trotz des klaren bürgerlichen Erfolges werden sich bei der Regierungsbildung vermutlich sehr große Schwierigkeiten er heben. Das Kabinett Vangoin. Seipel, Fürst Starhemberg war Bn MtnberheitSkabinett, bas in scharfem Gegensatz zu den Parteien des Schoberblockes stand. Aus diesem Gegen- fatz heran- blieb schließlich ket» anderer Ausweg für dt« Regierung, als die Auslösung des Parlaments. Die Neu wahlen haben nun gezeigt, daß die Negierung über keine Mehrheit verfügt. Sie ist also auf eine Ver ständigung mit dem Schoberblock angewiesen, von dem sie bis- her heftig bekämpft wurde. De» Gerüchte», die Negierung beabsichtige, mit Hilfe der Heimwehren eine Diktatur aufzu richten. ist jedensalls mit größter Vorsicht zu begegnen. Wahr scheinlich wird man aus der alten Basis der bisherigen bürgerlichen Koalitionsregierungen zu einer Verständi gung mit d c m S ch o be r b l o ck kommen müssen. Um diese Frage wird sich jedensalls das politische Leben Oesterreichs in der nächsten Zeit drehen. Der neue steierische Landtag Graz, 10. Nov. Zugleich mit den Nationalratswahlen wurde gestern der steierische Landtag gewählt. In dem ersten Ermittlungsverfahren erhielten die Christlichsozialen 10 Mandate, die Sozialdemokraten 18, Nationaler Wirtschafts- block und Landbund iSchoberblocki 0, Heimatblvck 4 Mandate. Sieben Ncststimmen. Vorbehaltlich der endgültigen Uebcrprü- sung des Wahlergebnisses für den Landtag wird sich unter Berücksichtigung des zweiten Wahlermittlungsversghrens der steierische Landtag folgendermaßen znsammcnsetzcn: 17 Christ- lichsvziale <1027: 171, 17 Sozialdemokraten <211, 8 Nationaler WirtschastSblock und Landbund ISchoberblocki, <1027: Land bund 0), 0 Heimatblvck. Der neue Kartner Landtag ttlagenfurt, 10. Nov. Der Kärntner Landtag setzt sich nach den gestrigen Neuwahlen wie folgt zusammen: Sozialdemo kraten 15 <1027: 10> Mandate, Nationaler WirtschastSblock und Landbund lSchoberblockl 8 tgegen 12 Mandate des Lanübun- des und 4 der Großdeutschcn im Jahre 10271, Christlich nationale 0 <0>, Heimatblock 3, Nationalsozialisten 2, <11. Par tei der Kärntner Slowenen 2 <21, Kommunisten 0 <0s. Die Wahlen im Durgenland Wien, 10. Nov. Im Vurgenland erhielten die Christ lich-Sozialen 80 447 Stimmen <8 Mandatei. die Sozialdemo kraten 50 300 <81, der Schober-Block 24 828 <11, der Heimat block 8078 <01, die Nationalsozialisten 850 <01 und die Kommu nisten 804 <0). Das Wiener Wahlergebnis Wien, 10. Nov. Nach Berechnungen der Hairptwahlbchörde verteilen sich unter Einrechnung der Reststimmen die Man- datc im Wahlkreisvcrband Wien folgendermaßen: Sozial demokraten 80 <plus 1), Christlichsoziale 11 sminus 31, Natio naler WirtschastSblock und Landbund 4 <plus 21. Scharfer Rechtsruck bet »en Semetndewahlea in Slbenbiirs Oldenburg, 10. Nov. Am Sonntag fanden in Oldenburg die G c m e i n d e r a t s w a h l e n statt. Nach den bisher vor liegenden Meldungen sind die Wahlen ruhig verlausen. In Oldenburg-Stadt, Delmenhorst und Rüstringeu hatten die Wahlen folgendes Ergebnis <Anmcrkung: Die Zahlen in Klammern bedeuten die bei den R e i ch s t a g s w a h l e n ab gegebenen Stimmen bzw. die in der letzten Gemeindever tretung inne gehabten Sitzes: Stadt Oldenburg Sozialdemokraten 4820 <67761 7 Sitze <10>, National sozialisten 10 086 <8822s 18 Sitze <11, Kommunisten 1672 <28881 2 Sitze <2>, DNVP. 2105 <17471 8 Sitze <41, Arbeitsgemein schaft 2613 <—1 4 Sitze <1Is, Wirtschastsgruppe 1521 <—1, 3 Sitze <3>, Demokraten 1703 <—1 3 Sive <8> —. Die Deutsch- nationalen waren bei der vorigen Gemeinderatswahl mit anderen Parteien zusammcngegaiige». Delmenhorst Sozialdemokraten 4480 <53321 10 Sitze <16s. National- svzialisten 2556 <28681 6 Sitze <—1, Kommunisten 1397 <17341 3 Sitze <1>, Bürgerliche Einheitsliste 4013 <—1 11 Sitze <181. — Die Bürgerliche Einheitsliste umfaßt alle Mittelparteien, die bei der Reichstagsmahl mit eigenen Listen ausgetreten waren. Rüstringcn Sozialdemokraten 10762 <135101 13 Sitze <101, National sozialisten 0300 <83001 8 Sitze <1s, Kommnnisten 1730 <21041 2 Litze <>>, Bürgerliche Front 2703 <3203) 3 Sitze <01. Zentrum 803 <502> 0 Sitze <0>. « Hierbei ist zu beachten, daß Rüstringen und Delmenhorst ausgesprochene Industriestädte sind und die Industrie auch in der Stadt Oldenburg nicht bedeutungslos sst. Obgleich die Meld"-" keine Angaben über die Wahlbeteiligung enthält, lassen sich aus ihr doch wichtige Schlüsse ziehen. Den im Ver hältnis zu den Neichstagswahlen erheblichen Verlusten der Sozialdemokraten und Kommunisten stehen beträchtliche Ge winne der Nationalsozialisten und, soweit sie selbständig auf traten, der Dentschnationalen gegenüber. In Stadt Olden burg besitzen die beiden letzten Parteien mit 22 Sitzen für sich allein eine Mehrheit von drei Stimmen: Delmenhorst hat die rote Mehrheit entscheidend gebrochen, nur in Rüstringen war dies nicht möglich. Soweit man aus solchen Einzelwahlen ver allgemeinernd auf die Gesamtstimmung in Deutschland schließen darf, eröffnen sie einen erfreulichen Ausblick auf eine weitere Zurttckdrängung des Marxismus und das Borwärts- schreiten des nationalen Gedankens. Monatssitzunv -es Berwaltungsrals -er VA§. Basel, 10. Non. Der Verwaltungsrat der Bank für Inter nationalen Zahlungsausgleich trat heute um 11 Uhr unter dem Vorsitz seines Präsidenten Gates W. Mc. Garrah zu der üblichen Monatssitzung zusammen. An ihr nahmen deut scherseits Neichsbankpräsident Dr. Luther und Bankier Melchior teil. Aufruf M IMchkimrfolgung in Wen Dir Deutschen sitichtrn in dir Stiidir Kattowitz, 10. Nov. Wie aus zahllose» Plakaten, die der Aufständischcnvcrband in der Nacht zum Sonntag in der ganzen Woiwodschaft öffentlich anschlagen ließ, hervorgeht, sind sämtliche Aufständischen für die Zeit vom 0. bis 23. No vember, also für die nächsten 14 Tage, in die die Wahlen zum Warschauer Senat sowie zum Warschauer und schlesischen Sejm fallen, mobilisiert. Es ist eine Anfständtschenwoche organisiert worden, hie lediglich der Bekämpfung des Dentschtnms dienen soll. In dieser Zeit haben sich dem Wortlaut des Plakates znfolgc alle Aufständischen in höchster Alarmbereitschaft zn halten und überall den Kamps gegen das Dentschtum anszunehmen. Die Tätigkeit -es Deutschen Volksbundes und der Deutschen Wahlgemeinschaft, vornehmlich ihrer Vertrauensleute, soll tu schärfster Weise überwacht werden. Ebenso sollen diejenigen Polen, die mit den Deutschen sympa thisieren, überwacht werden. Ferner fordert der Aufruf zum vollständigen Boykott der deutschen Presse sowie zur Be hinderung der deutschen ZeitungSträger auf. Polen, die deutsche Zeitungen lesen, sollen öffentlich gcbranbmarkt wer den. Der Ausruf, der »on prominenten Persönlichkeiten mit- unterzeichne« ist, fordert zum Schluß, daß sämtliche Ober- schlesier die Regierungsliste wählen. Infolge dieses Aufrufs sind in deutschen Kreisen Ostober schlesiens Besitrchtnnge« entstanden, um so mehr, als auch der Minister Swiatkowski, der heute in mehreren Versammlungen in Ostoberschlesien sprach, dazu aufgesordert hat» der deutschen Gefahr mit allen Mitteln zu Leibe zu rücken. Heute sind bereits zahlreiche Deutschgesinntc aus den Land kreisen in die Städte geflüchtet, da sie sich an ihren Wohnorten nicht mehr sicher fühlen. Die SonntagSauSgabe der »Kattowitz er Zeibung" wurde wegen des Leitartikels beschlagnahmt. Damit verftelen von den letzten sieben Ausgaben des genannten Blattes nicht weniger als vier der Beschlagnahme. Jetzt wurde, wie verlautet, auch die Liste des deutschen Wahlblockes im Teschener Schlesien wegen angeblicher Formfehler für ungültig erklärt. Dadurch verliert die deutsche Minderheit drei sichere Mandate. Der deutsche Einspruch ist deswegen aussichtslos, da er bis znm nächsten Sonntag nicht erledigt wird. Straßenkampf mit Kommunisten Hilden» 10. Nov. Am Freitagabend hatte sich in Hil» den bei einer nationalsozialistischen Ncrsammlung eine schwere Messerstecherei mit Kommnnisten zugetragcn, bei der cS fünf Verletzte gab. Trotz Polizciverbotcs versammelte« sich die Kommunisten am Sonntag zu einer Protestkunds gcbung. Die Aufforderung der Polizei, auseinanderzugehen, wurde nicht befolgt. Die Beamten wurden von der Menge angegriffen und sahen sich gezwungen, von der Schußwaffe Gebrauch zu machen. Zwei Männer und eine Frau wurben schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliesert. Polizeikom» misfar Butz erhielt einen Stich in de« Leib und mußte inS Krankenhaus geschafft werden. Zwei weitere Beamte wnr^ den ebenfalls erheblich verletzt. AlS die Hilbener Polizei beä fürchten mnßte, den Demonstranten nicht gewachsen zu sei«, wurde das Düsseldorfer Überfallkommando alarmiert. Eine Reihe von Kommunisten wurde verhaftet. Bon den Schwerverletzten sind am Montag früh zwei ge storben. Der Zustand des Polizeikommisfars Butz und eines völlig unbeteiligten Mädchens, -aS schwere Kopfwunden da» vongetragen hat, hat sich etwas gebessert. Man hofft, deidck am Lebe« erhalte» z« könne». >