Suche löschen...
Dresdner Journal : 27.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189909275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990927
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990927
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-27
-
Monat
1899-09
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 27.09.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
vezusS-rct«: Für Dresden vierteljährlich: 2 Marl 50 Ps, bei den Kaiser lich deutschen Postanstatten vierteljährlich 3 Mark; außer halb des Deutschen Reiche» Post- und Steinpelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Ps. Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Kann- und Feiertage abend». Fernspr.-«nschlub:Nr.1SSS. Dresdner W Journal. Ankündigung-gebühre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift LV Ps Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Ps. Bei Tabellen- und Zisscrnsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal» Dresden, Zwingerstr. 20. Fernspr -Anschluß: Nr. ir-S. ^225 18W Mittwoch, den 27. September abends. Amtlicher Teil. Dresden, 27. September. Da« Königliche Hoflager ist heute von Schloß Moritzburg nach Villa Strehlen verlegt worden. Dresden, 26. September. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Rechtsanwalt und Notar Justizrath Or. Otto Schill in Leipzig den Titel und Rang als Oberjustizrath zu verleihen. Erneunangen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche drS Ministeriums «es Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die zweite Lehrer stelle in Rothenbach bei Glauchau. Kollator: die oberste Schulbehörde. Gehalt: 12OV M, überdem 15V M Wohnungs- geld und 36 M. sür Turnunterricht. Bewerbungsgesuche mit sämtlichen Zeugnissen bi» in die neueste Zeit sind bis zum 25 Oktober bei dem Königl. BezirkSschuUnspiktor Schulrat LSHsch in Glauchau einzureichen. — Zu besetzen: die zweite ständige Lehrerstelle in Mittelsrohna. Kollator: die oberste Schulbehörde DaS Einkommen beträgt bei freier Wohnung im neuen Schulhause nebst Gartengenuß 1200 M. Gehalt und 100 M persönliche Zulage BewerbungSgesuche nebst den er- sorderlichen Beilagen sind bis zum 16. Oktober an den Königl. BezirkSschulinspcktor Schulrat Richter in Chemnitz einzureichen; — die Kirchschulstelle in Sehma. Kollator: die oberste Schul behörde. Einkommen: außer freier Wohnung im Schulhause oder einem WohnungSgelde von 250 M ein JahreSgchalt von 1300 M., 100 M persönliche Zulage, 72 M für Fortbildungs- fchuluntcrricht und 540 M. vom Kirchendienste Außerdem werden eventl. an die Frau des Lehrer» t50 M für den Unterricht in weiblichen Handarbeiten gezahlt. Vorschrifts mäßige Bewerbungen sind bis zum 10. Oktober an den Königl. Bezirksschulinspektor Schulrat Schreyer in Annaberg einzu- reichen; — die »weite und dritte Lehrerstelle in Altstadt- Waldenburg. Kollator: die oberste Schulbehörde. Für jede Stelle wird ein Gehalt von 12vv M neben freier Wohnung gezahlt. Mit der zweiten Stelle ist Turnunterricht, mit der dritten Stelle Fortbildungsschulunterricht gegen Gewährung von je 72 M. Honorar verbunden. Gesuche mit sämtlichen Zeug nissen bis in die neueste Zeit sind bei dem Königl. Bezirk»- schulinspektor Schulrat Lötzsch in Glauchau bis zum 25. Oktober einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Eine Statistik über Streikvergche«. Wie bekannt, ist im Reichstage seinerzeit von den Gegnern des Gesetzentwurfes zum Schutze des gewerb lichen ArbeitsverhältnisseS über die angeblich höchst mang'lhafte Begründung der Vorlage viel gesprochen worden, und wenn man insbesondere die sozialdemo kratischen Blätter nachlaS, so konnte man erfahren, daß die regierungsseitig gemachten Aufstellungen von den Rednern verschiedener Parteien „schonungslos zer pflückt" worden seien. Zugleich stellte damals die Gegnerschaft rin anderes Material in Aussicht, das für den Gesetzentwurf schlechtweg vernichtend sein würde. Dieses Material liegt jetzt in einer von der „Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands" aufgemachien Statistik über die Streikvergehen im Jahre l898 vor. Durch selbige soll daS sachliche Bedürfnis sür neue strafrechtliche Bestimmungen gegen diese Art Vergehen verneint, der beregte Gesetzentwurf als ein Klassengesetz zu Gunsten des Unternehmer tums zurückgewiesen werden. Angesichts eines solchen Zweckes empfindet man natürlich doppelt das Fehlen einer amtlichen Streikstatistik, die ja erst für daS laufende Jahr in Angriff genommen worden ist. Sieht man sich in dessen die Zahlen der Statistik der Gewerkschafts- Kommission an, so ergiebt sich, daß im Jahre 1898 an Streiks 60162 Personen beteiligt gewesen sind, von denen 321 auf Grund des tz 153 der Gewerbe ordnung oder des Strafgesetzbuches wegen Streik- Vergehen bestraft worden sind. DaS macht also auf 1000 Streikende 5,4 Bestrafte. Der „Vorwärts" findet diese Ziffer überaus gering Wenn man die natürliche Erbitterung der Streikenden gegenüber den „Streikbrechern" erwäge und dann bedenke, daß nach der amtlichen Kriminalstatistik von 1897 im Deutschen Reiche auf 1000 Strafmündige 12,48 Bestrafte kommen, so sei damit „den Streikenden ein Zeugnis für ihr musterhaftes Verhalten ausgestellt, das durch verleumderische Verdächtigungen nicht beseitigt werden kann". Diese Vergleichung wird aber von den „Berl. N. N." mit recht als ein Taschenspielerstückchen be zeichnet. 1000 Personen, die alle möglichen im Deutschen Reiche verbotenen Handlungen begehen können, und 1000 Personen, die auf eine einzige Art von De likten beschränkt sind, das sind überhaupt unvergleichbare Größen, der Bewers sür das „musterhafte Verhalten "der Streikenden ist demnach hinfällig. Aber damit nicht genug Um die Streikkalamität auf einem so niedrigen Niveau erscheinen lassen zu können, läßt der „Vor wärts" die Fälle, in denen Streckende wegen groben Unfugs oder wegen Uebertretungen von Polizei verordnungen bestraft worden sind, einfach außer Rechnung. Es handelt sich da, meint er, um eine „rechtlich nicht anzuerkennende willkürliche Anwendung des 8 360 Nr. 1l des Strafgesetzbuches." Die Streikenden würden wegen Handlurgen, z. B. wegen Postenstehens, bestraft, welche alle anderen Staats bürger als ihr gutes Recht ansähcn und auSübten. Die Polizeivorschriften würden oft während eines Streikes erlassen und somit ein Ausnahmezustand sür ie Streikenden geschaffen. Das ist die Anschauung des „Vorwärts". „Damit ist aber die Thatsache nicht aus der Welt geschafft", schreiben die „N. N", „daß die betreffenden Bestrafungen erfolgt sind, und eine gewissenhafte Statistik der zur Ahndung ge langten Streikvergehen wird sie mit aufnehmcn müssen. Nun sind, nach den Feststellungen der „General kommission", wegen groben Unfugs 234 und wegen Uebertretungen von Polizeiverordnungen 68 Streikende bestraft worden, und die Gesamtzahl der Bestraften stellt sich auf 623 bei 60162 Streikenden überhaupt, also auf 10,3 von 1000. DaS ist denn freilich so ziemlich das Doppelte der vom „Vorwärts" aus gerechneten Zahl, und es ist sehr fraglich, ob die nichtsozialdemokratische Welt in dieser Ziffer den Beweis einer „musterhaften Verhaltens" der Streikenden zu erblicken geneigt sein wird. Vielmehr könnte die Zahl manchem hoch genug erscheinen, um die Wirk samkeit der bisherigen Strafandrohungen einer erneuten Prüfung bedürftig zu halten. „Vernichtend" ist das Ergebnis der Generalkommissionsstatistik jedenfalls nicht für die Begründung der Arbeitswilligen vorlage. Die daran geknüpften Bemerkungen des „Vorwärts" aber enthalten sogar eine durch schlagende Rechtfertigung derselben. Wir teilen bis zu einem gewissen Grade die Bedenken des „Vorwärts" gegen die Anwendung des Paragraphen vom groben Unfug und des Polizeiverordnungsrechts bei Streik- Vergehen. Aber was folgt daraus? Doch nicht, daß die betreffenden Vergehen nicht strafwürdig sind, son dern nur, daß die bestehende Gesetzgebung für Streik vergehen nicht ausreicht. Wegen groben Unfugs sind nicht weniger als 234 Streikende bestraft worden, auf Grund des §153 der Gewerbeordnung dagegen nur 56, und auf Grund dieses Paragraphen in Verbind ung mit Bestimmungen des Strafgesetzbuches 49, zu sammen also nur 105. Leider sagt unS die Statistik nicht, wieviel Streikexcedenten freigesprochen sind, weil der Richter den Paragraphen vom groben Unfug nicht anwenden zu können glaubte, und ebensowenig, in wieviel Fällen aus eben diesem Grunde eine Anklage überhaupt nicht erst erhoben wurde. Aber die ver hältnismäßig sehr große Anzahl der Fälle, in denen nachgewiesenermaßen zu dem AuskunstSmittel des groben Unfugs und der Polizeiverordnung gegriffen wurde, beweist für jeden Unbefangenen zur Genüge die Unzulänglichkeit der bestehenden Gesetzgebung und die Notwendigkeit ihrer Ergänzung." Eine Kraftprobe der französischen Sozialdemokratie bedeutet die jetz'ge Ausstandsbewegung im Creuzot. Nachdem die Zwietracht der bürgerlichen Parteien das republikanische Regime derart beeinflußt hat, daß eS, um sich gegen die Bewegung der Orleanisten be haupten zu können, den Anschluß an die linksextremsten Elemente suchen mußte, ist der Uebermut der Genossen inS ungemessene gestiegen. Sie leisten der Republik Heeresfolge gegen die orleanistisch - klerikal-general- stäblerische Verbindung, aber um einen von ihnen selbst zu bestimmenden Preis. Und diesen Preis sollen in erster Linie die industriellen Arbeitgeber bezahlen. Die französische Industrie soll Hinfort eine sozial demokratisch organisierte, sozialdemokratisch geleitete und sozialvemokratisch fruktifizierte sein, oder sie soll überhaupt nicht sein — so lautet die von JauröS und Genossen ausgegebene und von den Regisseuren des Streiks im Creuzot zu verwirklichen gesuchte Losung. Seit Donnerstag früh ist in genanntem Industrie zentrum der Generalstreik verkündet. Tie Streikteiter machen auch gar kein Hehl daraus, daß es ihnen weit weniger um Erzielung von Lohnerhöhungen und sonstigen Berufsvorteilen für die Arbeiter zu thun ist, als vielmehr um die Unterwerfung des groß- industriellen Arbeitgebers Hrn. Schneider unter die Diktatur deS Proletariats. In den Rahmen dieser Bestrebungen gehört insbesondere auch das Verlangen, die Vereinbarung vom 2. Juni, auf die das seitherige Einvernehmen des Hrn. Schneider mit seinem Arbeiterpersonal gegründet war, unter die Bürgschaft der Gesamtheit des sozialdemokratischen Proletariats zu stellen. Dadurch würde letzteres zu nächst absoluter Herr der Industrie des Creuzot, als erste Etappe auf dem Wege zur Begründung der proletarischen Diktatur über die Industrie von ganz Frankreich. Hr. Schneider hat denn auch, in richtiger Beurteilung der Lage, es schlankweg abgelehnt, mit irgend anderen Personen als mit seinen Arbeitern zu verhandeln, insbesondere hat er sich geweigert, den Generalsekretär deS Streiksyndikats, den Citoyen Adam, zu empfangen, und dies in einem offenen Briefe an den Unterpräfekten des Creuzot mit allem Nachdruck betont. Dieser Brief hat den Zorn der Hetzer auf den Gipfel gebracht; ganze Schwärme von Emissären wurden aus Paris auf den Streikschauplatz entsandt, um die Streikenden, die noch nicht mit sich inS reine gekommen waren, weshalb sie eigentlich die Arbeit niedergelegt hatten, darüber zu „belehren". Der sozialdemokratische Streikfeldzug im Creuzot gilt hier nach nicht der Person des Hrn. Schneider, sondern dem Arbeitgebertum, dem Kapital als solchem, und von der Regierung wird erwartet, daß sie nicht nur nichts thue, um die Schärfe der Gegensätze zu lindern und einem gewaltsamen Aufeinanderplatzen derselben vorzubeugen, sondern daß sie sogar zu Gunsten der sozialdemokratischen Bestrebungen Partei ergreife, wie eS einem Ministerium zukomme, in dem zwei leib haftige Genossen, Millerand und Baudin, sitzen. Die Hetzer übersehen dabei nur, daß die Aufgabe der Regierung nicht nur in dem Schutze der Republik gegen die „reaktionären", sondern auch gegen die revolutionären Umstürzler besteht. Tagesgeschichte. TreS-e«, 27. September. Ihre Majestät die Königin besuchten heute vormittag, begleitet von Ihrer Excellenz der Frau Oberhofmeisterin v. Pflugk, die Blindenvorschule in Moritzburg. Allerhöchst- dieselbe verließen sodann Moritzburg und trafen mittags in Villa Strehlen ein. DreSde«, 27. September. Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich August hat Sich, von Seinem persönlichen Adjutanten Rittmeister v Tümpling be gleitet, heute nachmittag nach Wildenthal bei Eiben stock begeben, um einige Tage auf dem dortigen Reviere zu jagen. Die Rückkehr nach Dresden dürfte voraussichtlich Sonnabend abend erfolgen. Deutsches Reich. Berlin Bei Ihrer Majestät der Kaiserin fand vorgestern zu Ehren Ihrer Majestät der Königin von Württemberg eine kleinere Abendtafel statt, zu der auch der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe geladen war Heute früh gedachten Ihre Majestät die Reise nach Rominten anzutreten und mit Sr. Majestät dem Kaiser in Dirschau zusammenzutreffen. — Zu der Rede, die Hr Ob. Lieber auf der General versammlung hessischer Katholiken in Mainz gehalten hat, führt die „Post" u. a folgendes aus: Hr. Or Lieber hat in den wesentlichen Punkten durch seine Rede nur bestätigt, was die Sprache der Zentrumsblätter längst vermuten ließ In dem Sturmlaufe gegen Hrn v. Miquel waren Zentrum und Nationalliberale in letzter Zeit rührend einig. Or. Lieber glaubt die Absicht zu wittern, das Zentrum solle aus seiner führenden Stellung ver drängt werden, und will nun auf dem Posten bleiben, zum Kampfe gerüstet, denn er fürchtet, in seiner Ab wesenheit möchten zu viel Töpfe zerschlagen werden Hr. Or. Lieber ist von der hohen Bedeutung seiner Persön lichkeit sehr überzeugt. Weil die Lage bedrohlicher weiden will, ist er unentbehilich. Nur er kann eS verhindern, daß Töpfe zerschlagen werden; den anderen Führern traut er das, wie es scheint, nicht zu, wenn er ihnen auch durch Vergleiche mit ehemaligen Parteigrößen die schmeichelhaftesten Komplimente macht, lieber seine an geblichen Reisepläne hat sich Or Lieber natürlich auch geäußert, und zwar dahin, daß er die Ente so lange habe flattern lasten, um einmal offen die Absichten der Gegner recht« und link« zu erkennen DaS sei völlig gelungen. Weniger Herzenswärme al» Wärme eigener Interessen habe sich da gezeigt. Ja, zeigt sich denn beim Zentrum jemals Herzenswärme und nicht Wärme eigener Interessen, wenn eü sich um einen politischen Kuhhandel dreht? Im übrigen wüßten wir nicht, was die Gegner verraten hätten, es gab nichts zu verraten. Merkwürdig ist da« außerordentlich warme Lob, welche« den Nationalliberalen von dem ZentrumSführer gespendet wird Diese rühmende Anerkennung ihrer Treue und Zuverlässigkeit in einer ganzen Reihe von Wahlkreisen, in denen sie Zentrums- leute gegen Sozialdemokraten unterstützten, fällt umsomehr in die Augen, al« demgegenüber gesagt wird, von den Konservativen ließe sich nicht Ähnliches rühmen War diese« Lob lediglich auf eine bevorstehende hessische Land tagsersatzwahl gemünzt, bei der da« Zentrum auf die nationalliberale Wahlhilfe angewiesen ist, oder hat Or. Lieber weiterschauende Pläne im Sinne? Angesichts der Wahlbündnisse mit Demokraten und Sozialdemokraten, die fortwährend von den Ultramontanen offiziell oder un offiziell geschlossen werden, scheint freilich ein Kooperieren mit Natronalliberalen ziemlich auSgeschlostcn, sei e» auch nur, um gemeinsam erstrebte Augenblickszwecke zu er- reichen, zumal da die erste gemeinsame parlamentarische Aktion bei der Wahlreform so Übel ablief. Die Aus lastungen Or. Lieber« über da« Arbeitswilligengesetz waren sehr diplomatisch und mehrdeutig, wenigsten« nach den vorliegenden Berichten. Die Bereitwilligkeit, positive Vor schläge zum Schutze der Arbeitswilligen zu finden, aber unter Wahrung der Koalitionsfreiheit, kündigt Or. Lieber an, zugleich aber hebt er hervor, daß die Stellung de« Zentrum« so sein würde, wie er e« in der ersten Lesung ankündigte Sehr viel kommt freilich darauf an, wie das Bündel der Vorschläge beschaffen ist, die da« Zentrum Kunst und Wissenschaft. Königl. Opernhaus. — Am 26. d Mt«.: „Fidelio". Oper in zwei Akten. Nach dem Französischen bearbeitet von Treitschke. Musik von Ludwig van Beethoven. Die gestrige Aufführung von „Fidelio" war gut be sucht und bereitete dem Publikum in vielen Stücken einen Genuß. Frau Wittich sang die Leonore und erzielte namentlich mit der Wiedergabe der großen Arie einen bedeutenden Erfolg. In dieser Arie wurde übrigens die schwierige Hrcnerpartie mit vollendeter Sicherheit ungemein tonschön ausgeführt Sehr zu statten kommt den Vor stellungen der Beethovenschen Oper, daß die Rollen de« Kerkermeister«, seiner Tochter und de« jungen Pförtner« neu und vorteilhaft besetzt sind. Frl. Nast, deren Fleiß und Elastizität durch ihr ungewöhnlich häufige« und immer mit ansprechenden Leistungen verbundene« Auf treten bewiesen wird, sang die Marcelline sehr befriedigend, nur behandelte sie den gesprochenen Dialog noch ziemlich steif. Ihre klare, frische Stimme verlieh im Verein mit dem angenehmen Tenor de« Hrn. Jäger (Jacquino) und mit dem Baß de« Hrn Nebuschka den mehrstimmigen Sätzen in „Fidelio" ein Maß von Wohlklang, da« man eine zeitlang hatte entbehren müssen Gleich da« Quartett im ersten Akte ward in bezug auf Tonwirkuna zu einer Freude für die Hörer. Für die vielen Musikfreunde, die man unter den Besuchern einer „Fidelio"-Aufführung vermuten darf, würde e« ein besondere« Geschenk sein, wenn, wie da» an einigen Operntheatern üblich ist, auch hierort» de» öfteren zwischen den ersten und zweiten Akt die große Leonoren - Ouvertüre eingelegt würde Die Keine Ouvertüre, die der Oper vorausgeht, erweckt geradezu Sehnsucht nach jenem größeren und bedeutenderen Musikstücke. — Die Witterung des Sommers 1899. Ein Rückblick auf den diesjährigen Sommer und dessen Vergleich mit dem au» einem fünfzigjährigen Zeit räume sich ergebenden Urbilde lasten ihn in allen Stücken, die sich durch die Zahl bezeichnen lasten, als einen ganz normalen Sommer bezeichnen Unter den wichtigsten meteorologischen Elementen tritt zunächst die Wärme hervor, die sich in dem Mittelwerte der ganzen Jahreszeit von 17.07°* von dem normalen von 17.57° nur um 0 5° entfernt. Obgleich in dieser Zahl die dem ganzen vom 1. Juni bis 31 August sich erstreckenden Zeiträume zu teil gewordene Wärmemenge ausgedrückt ist, giebt sie doch noch kein Bild von der Verteilung und den Aus schreitungen der Temperatur, die innerhalb desselben auf getreten und sich in auffallender Weise bemerkbar gemacht haben können, da sie doch der Mittelwert von unendlich vielen und verschiedenen Werten sein kann. Bezeichnender werden dagegen schon die Mitteltemperaturen kleinerer Zeit räume, der zugehörigen Monate. Von diesen war der Juni mit 15.6° um 1 ° zu kalt, der Juli mit 18.4° nahezu normal und der August mit 184° nur um 0.3° zu kalt. Noch bezeichnender tritt die Uebereinstimmung in den Schwankungen der Temperatur hervor Diese, die durchschnittlich im Sommer 7 0" (im Juni) und 30.8° al» höchste Wärme im Juli erreichen läßt, sand auch diesmal in 29 6 ° (Juli) und 301° (August) sowie in 66° ihre Begrenzung. Zu den wärmsten Sommern mit einer Mittcltemperatur von 19.0° und noch mehr gehören die der Jahre 1834, 1852, 1859, 1861, 1868 und 1897, unter denen der wärmste mit 21 0° der de« Jahre« 1834 war, zu den kältesten dagegen, mit 165° und noch tieferer Tempe ratur, die von 1867, 1871, 1882, 1884, 1888, 1890 und 1891, deren niedrigste — 16 1" auf 1882 fiel Au» diesen Angaben ist zugleich ersichtlich, daß die kälteren * Lrade nach Eelfiu». 5'0 — 4« k. Sommer oorwiegeno ver letzten Hätfte der fünfzig Jahre angehören. Diese Abnahme der Temperatur giebt auch die folgende Uebersicht, die die Mittel au« je fünf Jahren enthält, zu erkennen. Die Temperaturen betrugen sür die .iahre von 1828 bi» 1832--- 18.6° 1866 bis 1870-- 17.8° 1833 - 1837---19.2° 1851 - 1855----18.3° 1856 - 1860-°-18.1° 1861 . 1865---17.9° 1871 - 1875-- 17 5" 1876 . 1880- 17.6° 1881 - 1885-- 16.8° 1886 - 1890-° 16.8« 1891 bis 1895 -- 17.2°. Die äußersten Temperaturen, die sich für die Sommer dieses Zeiträume« ausgezeichnet finden, sind: 0 5° am 1. Zftmi l873 und 37 5° den 20 Juli 1865. Gleich der Temperatur entspricht auch die Menge der Niederschläge fast genau den normalen Verhältnisten. Dem Mittel aus den letzten fünfzig Jahren zufolge er reicht die Regenmenge de» Sommer» eine Höhe von 226 mm oder eine Menge von 226 I auf den Geviert meter. Sie betrug also diesmal in 227.5 I nur ein Geringe» mehr Die Verteilung auf die einzelnen Monate war derart, daß dem Juni 14 I, dem Juli 19 l zu viel und dem August 31.1 l zu wenig zukamen. Starke Regengüsse, an denen der Sommer gewöhnlich sehr reich ist und die zuweilen, wie im Juli 1886, bis zu 102 1 im Verlauf von 24 Stunden betragen können, waren nicht zu verzeichnen. Die größte Tagesmenge er reichte (am 3. Juli) nur 37.4 I. Die sehr wechselnden Regenmengen de» Sommer«, die von 89 3 I (1864) bis 405 2 l (1891) sich erstrecken, zeigen ihre Veränderlich keit auch in der folgenden, die fünfjährigen Mittelsummen darstellenden Uebersicht. Darnach fielen auf den Geviert meter in den Sommern von 1851 bi» 1856 - 1861 . 1866 - 1855 - 242 I 1860 - 242 I 1865 -- 189 I 1870 --- 197 l 1891 bi» 1895 1871 bi» 1876 - 1881 - 1886 . - 250 I. 1875 - 184 I 1880 - 222 I 1885 --- 261 l 1890 - 252 l Entsprechend der Regenmenge erhielt sich auch die Zahl der Regentage in den normalen Grenzen. Von den 92 Sommertagen waren 46 oder die Hälfte Regentage. Durchschnittlich sind deren 47.5 zu erwarten, sie schwankten jedoch zwischen 28 im Sommer 1868 und 63 im Sommer 1879. Im Vergleich mit den Sommern der letzten Jahre war der diesjährige verhältnismäßig reich an Gewitter tagen. Die« ist um so ausfallender, als sich seit 1880, wie die folgenden Zahlen zeigen, eine stetige Abnahme der Gewitter zu erkennen giebt. Denn e« kamen auf die Jahre von 1881 bis 1885 -- 89 Gewittcrtage 1886 - 1890 --- 40 . 1891 - 1895 -- 21 und im Vorjahre sogar nur drei Gewittertage vor, während sich in diesem Jahre die Zahl wieder auf elf erhöhte. Der normalen Zahl der Regentage entsprechend, ent fernten sich auch die Bewölkungsverhältnisse nur wenig von dem DurchschnittSstande. In der Gesamtheit würde die Bedeckung de« Himmels von 63 statt 61 Proz., sowie die geringere Zahl von 7 statt 11 heiteren Tagen auf einen trüberen Charakter schließen lasten, wenn nicht der Hauptanteil davon nur dem Juli zuzuschreiben wäre. Die Luftströmungen gehörten mit 71 Proz. vor wiegend der Westseite der Windrose an. Am zahlreichsten waren die 1iV-Winde, die 57 Proz, und die O-Wmde, die 12 Proz der Gesamtzahl bildeten, vertreten Die durchgängig fast gleichmäßig herrschende Stärke entsprach 2 7 Grad der Beaufortskala (lO — Sturm), d. h die Winde vermochten noch die Zweige zu bewegen und Wimpel zu strecken Dem vorstehenden Berichte liegen die Beobachtungen der meteorologischen Station am BiSmarckplatz (Technische Hochschule) nach den Wochenberichten de» städtischen statistischen Amte» zu Grunde
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite