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Dresdner Journal : 30.01.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189601304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-01
- Tag 1896-01-30
-
Monat
1896-01
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 30.01.1896
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W» Dresden virrttMhrltch 1 Mark «VPf, dri den kaiser lich brunch", Postanstalten v,rr«rl,äh,llch »Mark, außer- bald det Deutschen Reiche« Post. und Srrmpelznschl«« Ein-eln« Rnmmern: tv Pf Urschet«-»: Läglich mit An«naha»e der Sonn - nad Feiertage abend«. Fernspr.-AuschlußH»»^ «»»»»tOR^Retktzr-« Für den Aaum einer gespal tenen Zeile kleiner Schnft rv Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile üv Pl. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschla- Her« »««etzer: Königliche Expedition de« Dre«dn»r Journal« Dre«den, Zwingerstr. rv Gernspr«nschlub:Rrir»k ^24. Donnerstag, den 30. Januar, abends. 1896. Ämtlicher Teil. Dresden, 30. Januar. Ihre Majestäten der König und die Königin von Württemberg sind gestern Nachmittag 5, Uhr 30 Minuten nach Stuttgart ab gereist. HLekannLrncrchung. Die diesjährigen Wollmärkte betreffend. Die diesjährigen Wollmärkte fallen in Kamenz auf Montag, den 15. Juni und in Leipzig auf Dienstag und Mittwoch, den 16. und 17. Juni. Dresden, am 25. Januar 1806. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Bodtl. Gersdorf. Nichtamtlicher Teil. Die Notlage der deutschen Landwirtschaft ist gestern im preußischen Abgeordnetenhaus nochmals eingehend behandelt worden; die berühmten „kleinen Mittel" haben ebenso, wie der Antrag Kanitz noch einmal Revue passiert. Auf die Reden der die Inter essen der Landwirtschaft vertretenden Abgeordneten der Rechten eingehender zurückzukommen, als es in dem an anderer Stelle ersichtlichen Auszuge aus dem Sitzungs berichte geschieht, verbieten uns leider die Raumver hältnisse unseres Blattes. Da die Angelegenheit aber von größter Wichtigkeit für das ganze Reich ist, teilen wir wenigstens im Nachstehenden die Rede des König!. Preußischen Landwirtschastsministers mit. Man wird aus dieser Rede ersehen, daß der Minister — wenn auch selbstverständlich unter Aufrechterhaltung seines bekannten, den Antrag Kanitz unbedingt ablehnenden Standpunktes — offenbar ans das Ernstlichste bestrebt gewesen ist, der konser vativen Partei die Hand zum Frieden zu bieten, und nochmals die weitgehendste Bereitwilligkeit der Regierung ausgesprochen hat, der Landwirtschaft mit allen zulässigen Mitteln in ihrer gegenwärtigen schweren Krisis beizustehen. Wenn auch die Kon servativcn die Rede ohne jede Beifallsbezeugung ausgenommen haben, so ist dennoch zu hoffen, daß die Worte des Ministers nicht wirkungslos verhallen und die Vertreter der Landwirte sich veranlaßt sehen werden, mit größerer Freudigkeit als bisher ans die von der Regierung gebotene Hilfe einzugehen. Die Rede des Hrn. v. Hammerstein hatte folgenden Wortlaut: Hr. v. Puttkamcr fragte, ob die Regierung mit der Rechten — und ich füge hinzu: mit den Mittelpartcien — den Versuch machen wollte, den landwirtfchaftlichen Rotstand zu heilen oder ob sie gewillt sei, in einen Kamps, namentlich niit den rechts stehenden Parteiencinzutreten. (Widerspruchrechts; Ruse: Falsch verstanden.) Ich kann hier die ganz bestimmte Erklärung ab geben, daß der Regierung nichts ferner liegt, als mit denjenigen Parteien, mit denen wir bisher fort während in den agrarischen Dingen einig gewesen sind, in einen Kamps cinzutreten. Ich gebe der Hoffnung und dem Wunsch Ausdruck, daß ich bei allen positiven Bor schlägen die Unterstützung der Rechten und der Mittelpartei Kunst und Wissenschaft. Konzert. Der dritte von Hrn Ricode veranstaltete Orchestcrabend hat als Hauptwerk die Faust-Sympho- nie von Liszt gebracht Nachdem dieselbe in Dresden schon mehrere Riale, zuletzt im Jahre 1892 von der König!. Kapelle vorgeführt und entsprechend ost kritisch abgeschätzt worden ist, dürfen wir uns der wenig angenehmen Auf gabe entziehen, den in der Symphonie vorhandenen Zwie spalt zwischen der Bedeutung geist^er Impulse und An strengungen und der Unzulänglichkeit musikalisch schöpfe rischer Kraft im einzelnen wiederholt nachzuweisen. Für Musiker von gemüßigt konservativer Richtung und für die jenigen Kunstfreunde, an deren eigenem Urteilsvermögen so liebedienerisch gemachte Erläuterungen des Werkes wie die von Rich Pohl ohnmächtig abgleiten, crgiebt sich immer von neuem der Eindruck, daß die Symphonie allen falls nur mit dem langsamen Satze („Gretchen") einen absoluten Musikgcnuß bietet, mährend der musikalische Aus druck der Fausi.dee, wohl überhaupt ein von der Tonkunst nicht zu lösendes Problem, in dem ersten Satze vielfach mit primitiven, durchaus nicht symphonisch echten Mitteln vergebens zu erreichen gesucht ist und die Figur deS Mephisto- pheles im dritten Teile, der mit seinen Verdrehungen und Verrenkungen der früheren Themen einen an sich geist reichen, aber für einen vollen Symphoniesatz unzureichen den Einfall klein münzt, lediglich in einem materiellen Bilde erscheint. Reben der Symphonie kamen Ricod. « Symphonische Variationen (0-moN, op. 27), wohl zwölf Stück an der Zahl, und Rob Volkmanns Violoncell-Konzert (F-mnII) zu Gehör. Erstere Komposition ist in dem Thema und in den Hleränderungen fein erfunden und äußerst mannig faltig in vortrefflich behandeltem Satze und mit vielen geist vollen und schön wirkenden Kombinationen des instrumen talen Ausdruck» ausgeführt. Scheint auch dem Ganzen ein fester poetischer Plan zu Grunde zu liegen, woraus die große bi« zur Unkenntlichmachung de» Themas gehende Freiheit der Variationen hinweist, so waltet doch in den ein finde Mit den link- stehenden Parteien bin ich, so viel ich weiß, nur dann einig gewesen, wenn es sich um die Negation von Vorschlägen der Rechten handelte. Eine solche Negation hat stattgesunden beim Antrag Kanitz. Wenn es sich um posi tive Vorschläge hantelte, ist, so viel ich weiß, Hr. Rickert, den ich zu meinem Bedauern nicht hier sehe, nie aus meiner Seite gewesen (Widerspruch links.) Ich werde abwarten, ob beiden Vorschlägen der Regierung bezüglich de« Bvrsengrsetzet, de« Margarinegrsttze-, der Zuckerstcuer, gegen dir Verfälschung de« Kunstdüngers u. s w. Hr. Rickert aus meiner Seite sein wird. Hr. Rickert hat, nachdem ich meine Stellung gegenüber dem An träge Kanitz ausgesprochen hatte, die Bemerkung gemacht, er »volle mich der konservativen Partei überantworten. Ich habe die feste Ueberzeugung, daß ich sowohl bei den Mittelpattcic», wie bei der Rechten für alle positiven Maßnahmen zur Abhilfe der Notlage wie bisher auch ferner die Unterstützung finden werde (Beifall) Dann hat der Abg. v Puttkamer die Frage gestellt, ob die Regierung wisse, wie weit der Notstand gediehen sei. Es ist mir unverständlich, wie man der Regierung fort während diese Frage vorlegen kann. Bei jeder Gelegenheit, bei Eröffnung des Reichstages und des Landtages hat eS die Staatsregierung an Allerhöchster Stelle ausgesprochen, sie er kenne im weitesten Umsange an, daß sowohl in den östlichen wie in den westlichen Teilen der Monarchie ein sehr beträcht licher kritischer Notstand eingctreten sei, und daß sie gewillt sei, nach alle» Richtungen den Versuch zu machen, diesem Notstand abzuhelsen. Wie weit der Notstand vorgeschritten ist, jawohl, darüber finden allerdings sehr eingehende Untersuchungen und Ermittelungen statt: über den Umsang der Verschuldung, über die stattfindcnden Verkäufe u. s. w., um daran Vorschläge wegen Änderung des Agrarrechts zu knüpfen. Aber diese Ermittelungen sind noch nicht abgeschlossen. Ich kann Ihnen ganz bestimmt versichern, ich bin vollständig klar, daß in weiten Kreisen unserer preußischen Monarchie ein in jeder Beziehung gefahrdrohender Notstand vorhanden ist (Hört! hört! rechts», und ich weiß wirklich nicht, weshalb man jeden Anlaß benutzt, diese Sache immer von neuem zum Gegenstände von Anfragen an die Regierung zu machen, wenn ich bei jeder Ge legenheit ausgespiochen habe, daß nach meiner Überzeugung ein Notstand vorhanden sei Hr. v Puttkamer hat den Beweis sür diese Notlage aus den Nachrichten über die Domänenver- waltung entnehmen zu können geglaubt. Ich behalte mir vor, daraus bei Beratung des DomSnenctatS eingehend zurückzu- kommcn. Ein definitiver Nachweis sür die vorhandene Notlage ist jedenfalls daraus nicht zu entnehmen. Tann ist die Frage gestellt, ob bei der Regierung eine vollständige Würdigung der Folgen der jetzigen Notlage stattfindc Darauf erkläre ich fol gendes: Daran, glaube ich, kann bei der gegenwärtigen Regier ung nicht gezweifelt werden, daß sie ernstlich gewillt ist, mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln, soweit sie sie verant worten kann und sie sür durchführbar hält, den Versuch zu machen, der Notlage abzuhelfen. (Beifall ) Ich erkläre ganz bestimmt, daß die gegenwärtige Regierung jeden falls nicht glaubt, die preußische Monarchie sei ein Industriestaat und müsse es werden (Beifall rechts); im Gegenteil, das innerste Wesen des preußischen Militärstaates — will ich einmal sagen, ich meine das aber im guten Sinne des Wortes — ersordcrt es, daß die Landwirtschast möglichst gesund und intakt erhalten wird (Hört! hört! rechts), denn daraus beruh» die ganze Militärverwaltung, die Militäraus hebung, die Rekrutierung des Beamrcnstandes, kurzum, das innerste Wesen des preußischen Staates beruht aus der Gesunderhaltung der Landwirtschast. .Beifall recht-.) Und ein Landwirtschastsministcr, der diesen Gc sichtspunkt nicht anerkennt, den würde ich sür einen Mann halten, der an einer ganz verkehrten Stelle steht (Bei fall rechts) Mich im übrigen aus die Expektorationen des Hrn. v. Puttkamcr cinzulasscn, der behauptete, die preußische Regier ung lege viel zu großen Wert darauf, die Ausfuhr zu fördern, dazu sehe ich keinen Grund. Aber einen Borwurf mi ß ich zurückweisen. Tie Staatsregieruug ist nicht dazu berufen, den einen produktiven Stand im Auge zu behalten (Sehr richtig! links); bei ihr allein liegt die volle Verantwortlichkeit, daß in allen ihren Maßnahmen auch wirklich aus die übrigen produktive» Gewerbe Rücksicht genommen wird, und die Erwägung, wie weit das dem Einen nützt, was dem Andern schadet. (Sehr gut! links.) Und da mag man denn noch jo uuzusricdcn sein, diese Verantwortung kann ein pflichttreuer Slaatsminister nicht von sich abwcijen, denn er ist nicht nur sür einen produktiven Stand Minister, er soll das Wohl der Gesamtheit stets im Auge behalten und die verschie denen Stände gleichmäßig vertreten. (Beisall links.) Abg v. Hcydcbrand meinte, nachdem der Antrag Kanitz und die Resorm der Währung abgelehnt sei, müsse die Regier ung ihrerseits die Mittel zur Hebung der Not der Landwirtschaft Vorschlägen. Ich habe eigentlich keine Veranlassung, einer Mit teilung vorzugreisen, die der Reichskanzler in den nächsten Tagen im Reichstage in Bezug aus die Währungssragc machen zelnen Abschnitten ein rcincr musikalischer Zug, welcher unser Interesse an der vornchmcn Tonsprache lebendig erhält Volkmanns Konzert, daö die planmäßige Wahl der ein fähigen Form durch seine einheitliche Stimmung darthut, ist bei nicht gerade starker Originalität der Themen und bei schwachen Hebungen des Inhalts eine gute solide Ar beit, welche für ihre solisiischc Vertretung aus einen tüchtigen Musiker rechnet Ein solcher ist Hr. Friedrich Grütz macher znn. (Köln), der in der Wiedergabe des Konzerts eine vielseitig entwickelte Technik und vor allein eine ge sunde, von virtuosen Blendern völlig absehende Vortrags weise zeigte Die klare und warme Empfindung in seinem Spiel, deren Ausdruck durch den etwas trockenen Ton keineswegs leicht gefördert wird, fand die lebhafteste An erkennung des Publikums Die Chemnitzer Städtische Kapelle erfüllte auch in der schwierigsten Aufgabe des Abends, in der Fauslsymphonie alle Erwartungen Jeder begeistigtcn Intention de» Leiters gehorchend, spielte sie das Werk mit vollendeter Klarheit, mit gleichmäßiger Beherrschung dcr weichen wie der starken, der zarten wie dcr schwungvollen Stellen, sodaß kaum einer der charakteristischen und schönen Klangeffekte, an denen die Symphonie reich ist, seine Wirkung versagte Selbst im dritten Satze, der an rhythmische Präzision große Ansprüche erhebt, gelang in dieser Hinsicht alles aufs beste. Wenn man sagt, daß da« Orchester seinem Führer Ehre gemacht habe, so ist dcr hcrvorragende Anteil des Letzteren an der prächtigen Vorführung damit wohl ver ständlich genug bezeichnet Den die Symphonie bcschlicßen- drn Chsrsay (die Aufstellung der Sänger war nicht die vom Komponisten geforderte, verdeckte) führte die Dresdner „Liedertafel" mit Sicherheit au«, das Tenorsolo sang Hr. Stritt mit hinreißendem poetischen Ausdruck Er erschöpfte die Wirkung dieser kleinen Partie H. P. Wilhelm Junker. (Schluß) Dcr elementare Drang, der alle Forscher seines Schlages zu erfüllen scheint, beseelte auch Wilhelm Junker. Im Herbst 1879 war er zum zweitenmale von Triest nach wird. Ich nehme aber keinen Anstand, schon jetzt zu erklären, daß der Versuch gemacht ist, eine Hebung des SilberpreiseS hcrbeizuführen, daß aber gerade bei denjenigen Staaten Schwierigkeiten, und zwar Schwierigkeiten unüber windlicher Art, hervorgetreten find, deren Beteilig ung die Herren von der Doppelwährungspartei als absolutes Erfordernis für die Einführung der Doppelwährung hingestellt haben (Lebhaftes Hört! hört! links) Die Reichsregierung hat ehrlich das Ihrige gc- than, was zu versuchen sie in der Lage war. DaS Nähere wird im Reichstag mitgeteilt werden. Was den Antrag Kanitz anlangt, so habe ich gar keine Veranlassung, eingehend daraus einzugehen (Sehr richtig! link« ) Der Gesichtspunkt, von dem die Regierung geleitet war, gipfelt darin, daß der Antrag mit den Handelsverträgen un vereinbar ist, daß er das Ziel, das er verfolgt, nicht sichert, und daß er endlich undurchführbar ist. WaS die Staatsregierung auszusühren beschlossen hat und durchsühren will, das habe ich im vorigen Jahre in meiner Programmrcde dargelegt. Ter größte Teil dieser Maßnahmen ist in der Durchführung be griffen, andere sind bereits durchgesührt. Und wenn Sie an die Regierung die positive Forderung stellen, sie solle ein Mittel erfinden, um die Weltmarktspreise sür Getreide von heute auf morgen zu ändern, dann verlangen Sie jedenfalls von mir etwa- Unmögliches (Sehr richtig! links ) Ich bin nicht in der Lage, ei» Mittel zu siuden und Ihnen vorzuschlagen, das diesen Erfolg haben wird, halte mich dazu auch nicht für verpflichtet; denn ich habe nur das zu ergreifen und virzuschlagen, was ich ver- antwor.en zu können glaube, und worin die übrigen Mitglieder der Staats- oder Reichsregierung hinter mir stehen. Es ist ja außerordentlich bequem, daß die Herren von der Rechten sagen: wir haben zwei große Mittel vorgeschlagcn; nachdem die aber von der Regierung abgelehnt sind, soll sie jetzt ihrerseits von heule aus morgen die Übej heilen. (Sehr gut! und Heiterkeit links) TaS läßt sich außerordentlich leicht sagen Wissen Sie jemand, der da- vermag, so trete ich mit Freuden zurück, und ich würde, weil ich selbst an der Notlage der Landwirtschaft be teiligt bin, diesem Herrn dann außerordentlich dankbar jein. (Beisall links) Ich sürchte aber, daß weder Sic noch je mand sonst in der Lage sein wird, bei dcr kritischen Lage, in der wir uns aus dem Weltmärkte befinden, die nöligen Mittel zur Abhilfe zu finde». Tan» meinte Hr. v. Heydebrand, die Regierung habe für die Notlage der Landwirtschaft kein volles Verständnis. Ich glaube daraus kann ich nichts anderes erwidern, als was ich schon zehnmal gesagt habe und was ich vielleicht noch öfter jagen muß, daß wir ein volles Ber- ständnis sür diese Notlage haben, und daß wir mit allen Mitteln helfen wollen, die uns möglich sind, aber daß wir keine andere» Mittel Vorschläge» können, ais wir gethan haben. Hr. v. Heydebrand hat daraus hingewiejcn, daß die Regierung anscheinend annchme, die kritische Lage der Landwirtschast beschränke sich in» wesentlichen auf den Großgrundbesitz. Ich erkenne in vollstem Umsange au, daß sowohl der Großgrundbesitz, wie auch der mittlere und in gewissem Umfange auch der kleine Grundbesitz an der schlimmen Lage beteiligt ist Er sagte weiter, von den kleinen Mitteln verspreche er sich keine Hilse. Ehrlich gejagt ist der Ausdruck „kleine Mittel" mir geradezu allmählich widerwärtig geworden. "Große Heiterkeit.) Ich glaube, daß tV'Klbe absolut nicht zutrifft. Wenn man letzt Maßnahmen rn die Hand genommen hat, wie Branntweinsteuer-, Zucker steuer-, Margarinegcsctz, wenn man scrncr die Verbilligung der Eijenbahntarise, die Meliorationen und was sonst noch alles dahin gehört, sich angelegen sein läßt — dann würde man vor Jahr und Tag gejagt haben: Mein Gott, die Regierung betreibt viel z>» große Mittel auf einmal. Sehr richtig! links.) Alles das ist nun in die Hand genommen und wird, so Gott will, auch bei dem Tuaüsmus, den wir in Preußen haben - weil ein Teil dcr Zuständigkeit aus dem Gebiete des Reiches, ein anderer in Preußen liegt — zur Verabschiedung kommen. Nun erkenne ich in vollstem Umfange an, daß es abjolut notwendig ist, zu versuchen, eine Hebung der Getreidepreise hcrbeizuführen, zumal in Tcutschland dcr bei weitem größte Teil des Grundbesitzes aus den Getreidebau angewiesen ist. Aber werden denn nicht auch alle Maßnahmen versucht, um direkt oder indirekt auf die Hebung dcr Gctreideprcise hinzuwirkcn? Ich erinnere an die Aufhebung des Identitätsnachweises, die Verbilligung dcr Transporte und anderes, alles Mittel, die den Zweck verfolgten, den Getreidebau lohnend zu machen, indirekt durch eine Ver minderung dcr Produktionskosten, und direkt dadurch, daß man d-e Gesamtproduktion steigert, und endlich möchte ich auch noch einmal daraus Hinweisen: Ich habe neulich im Reichstag gc sagt: Ist denn dcr Bcwcis erbracht, daß wir nun absolut auf Jahre hinaus znrückgchen, die Panik anhaltcn wird ? Beifall links.) Tas ist nach meiner Meinung durchaus nicht der Fall. (Unruhe rechts.) Im Gegenteil, ich habe im Reichstag An- Alcxandricn unterwegs. „Er hatte auch jetzt kein festes Reiscprogramm in der Tafchc, sondern war mehr allge mein für die ncuerworbcncn ägyptischen Negcrländcr aus gerüstet. Aber er gedachte jede Gunst der Umstände zu nützen, wie bisher Keine Abenteuerlust, sondern echt wissenschaftlicher Forschersinn trieb ihn in die Ferne." Im Sommer 1880 gelangte er nach Chartum, im März nach dem Soliman, wo er bei Gessi Pascha verweilte und dann nach den Ländern dcr Niam Niam aufbrach. Am Flüßchen Uerrc erbaute er sich eine Station, die den Namen Lacrima erhielt und als Mittelpunkt ausgedehnter Wanderungen im Gebiete dcr Niam "Niam dienen sollte. Daß diese Wanderungen neben bescheidenen kartogr-phi- schen Resultaten tiefe Einblicke in Sitten, Lebensweise und das ganze Treiben dcr inncrafrikanischen Völker ge währten, daß sie aber auch Prüfungen dcr härtesten Art brachten, hatte Junker wohl in» allgemeinen, aber nicht im besonderen vorausgeschen Besonders reich an düstern Erfahrungen war das Jahr 1881 Am 10. Februar hatte der Forscher wiederum den Fluß Uclle erreicht — und „es begann eine gar böse Zeit. Die Flußanwohner, Embata, waren das ärgste Diebsgesindcl, die A Barmbo jcnseitS dcS Flusses nicht besser. E» folgten unheimliche Nächte, die er, als Wachtposten auf einem Termitenhügel sitzend, durch wachte, zirvi Gewehre bei der Hand und dabei die Mundhar monika blirS oder heimatliche Lieder sang, uni sich wach zu erhalten Drei Tage und Nächte saß er überhaupt ob dachlos am Ille, bei seinem Gepäck, von Gewitterregen umtobt. Die "Nachrichten, die er empfing, waren Hiobs- posten über sein weiteres Gepäck" Mit Aufgebot aller sittlichen Kraft mußte dcr Reisende die naheliegende Ver suchung abwchren, die weitreichenden Pläne aufzugeben und umzukehrcn Abcr er schwankte höchstens in Augen blicken äußerster Erschöpfung; sobald er sich einigermaßen erholt hatte, siegte immer wieder der Drang, sein Forsch ungsgebiet zu erweitern und gründlicher kcnnen zu lernen. „Er fühlte sich wieder gesund und rcich . . . und Afrika war noch so groß und unbekannt " Währenddem aber Junker bi« zum AuSganq des Jahre« 188.9 im Stromgebiet de» Ille-Makua Entdeckungen aus Entdeckungen machte, griff hinter ihm im Norden, das hallspunkte dafür gegeben, daß nach meiner Überzeugung wir sehr bald wieder steigende Preise habcn werden (Beisall links, Lachcn rechts.) Hr. v. Hcydrbrand hat als einziges Mittel zur Hebung der Getrerdepreise die Abwehr der auswärtigen Konkurrenz hinge stellt. Das läßt sich außerordentlich leicht und glatt aussprechen, wie es Hr v Heydebrand auch bewiesen hat (Heiterkeit) Aber wir sind durch die Handelsverträge gebunden. (Sehr richtig! links) Und wer hat sür die Handelsverträge gestimmt - Sie selbst aus der Rechten des Hauses haben im Reichstag ein nicht unerhebliche- Kontingent für dieselben gestellt Wider spruch rechlS), und jetzt Iversen Sie dem gegenwärtigen Minister für Landwirlschaft vor, daß er die auswärtige Konkurrenz nicht abwehrt, während ich an allen Stellen, wo ich früher amtlich gestanden habe, bevor ich Minister wurde, mit Händen und Füßen mich gegen die Handelsverträge gewehrt habe. Ich wandle mit gcbundcncr Marschroute, und da läßt sich außerordentlich leicht jagen: Tu, Landwirtschastsminister, beschränke die Han delsverträge! Wer hat denn die Verträge abgeschlossen- Die Reichsregierung allein konnte das gar nicht; das konnte sie nur, wenn sie die Zustimmung des Reichstages hatte (Lachen recht-), und ich behaupte nochmal-: Bei dem Kontingent, das sür die Handelsverträge gestimmt hat, sind alle Parteien deS Hauses beteiligt. (Sehr richtig! links ) Gras Strachwitz meinte, das Land höre mit der größten Aufmerksamkeit aus das, was die Staatsregieruug bei der Behandlung der Agrarfrage heute er klären werde. Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß die ehr liche Erklärung, die ich nun schon jo und so viele Male namens der Staatsregierung abgegeben habe, daß sie Helsen will, so weit sie helfen kann, auch im Lande einen gewissen Eindruck Hervor rusen und nicht ungehört an aller rühren vorübergehen wird, und daß die Herren, weiche wünschen, daß wir Ruhe und Frieden im Lande bekommen, auch ihrerseits dazu helfen, denn eine Staatsregierung, welcher der Boden des Vertrauens unter den Füßen weggezogen wird, kann außerordentlich wenig ausrichten Ich bin also ganz damit einverstanden, daß die heutigen Verhandlungen, aber auch die Eiklärung der Regierung, daß sie sehr wohl den Umfang der Notlage erkennt und so weit wie möglich helfend eingreisen will, in den weitesten Kreisen verbreitet werden, und sämtliche Herren mögen dazu beitrage», daß man dieser Ver sicherung auch Glauben schenkt. Beisall rechts i Tann hat Graf Strachwitz — und dafür bin ich ihm dankbar — mir ein Vertrauensvotum gegeben, abcr ich muß zu meinein Be dauern sagen, daß er es in einem Atem wieder zurückgenommei» hat. Heiterkeit) Er hat nämlich hinzugesügt: Gestern in der Budgctkommijsion hätte er allerdings nicht d'.e Überzeugung gc Wonnen, daß ich die Notlage dcr Landwirtschast schon voll ständig kenne und ihr abhelscn wolle Über solche Punkte mich noch weiter zu verbreiten, habe ich nach den» vorher Aus- gesührlen keine Veranlassung Ich thuc meine Pflicht so gilt wie ich es kann. Übrigens trage ich ein schweres Amt, eine schwere Verantwortung, und in der gegenwärtigen Zeit ist cs mir ganz außerordentlich ange nehm, wenn die Herren mir ihr Vertraue» ichenkcn. Wenn Sie cs nicht thun, muß ich mich auch damit zurecht finde» (Heiterkeit), das muß icder, dcr an dieser Stelle steht Gott sei Tank hat mir der liebe Herrgott einen breiten Rücken ge geben. Heiterkeit.) In der Presse wird gejagt, ich wäre außerordentlich nervös, ich wäre auch meiner Stellung nicht gewachsen. So lange Sr Majestät Vertrauen mich hierher stellt, werde ich trotz meiner Ncrvcsität, obwobl icb auch viel leicht durch einen viel besseren Landwirtschastsminister zu cr setzc» wäre, meine Pflicht thun, und mchr kann man nicht verlangen ^Lebhafter Beisall links) Bezüglich des Bundes der Landwirte kann ich nur wiederholen, was ich nculich im Reichstage gesagt habe. Ich spreche hier nochmals mit der größten Bestimmtheit aus, daß ich kein Gcgner der Begründ ung des Bundes der Landwirte gewesen bin und auch gegen wärtig noch nicht bin Heiterkeit rechts; im Gegenteil, ich bade cs für durchaus berechtigt und erwünscht gehalten, daß, wäh rend alle übrigen produltivcn Stände eine loyale Vertretung bereits besaßen, auch die Landwirtschaft in der kritischen Zeit, die ich schon seit Iahrcn voransgesehcn habe, sich organisierte, um durch eine sogenannte Vertretung einen Einfluß sowohl auf die Verwaltung als auch aus die Gesetzgebung zu erlangen. Ich habe bei der Gründung des Bundes dcr Landwirte gchol- fcn, bi» abcr dem Bunde selbst nicht bcigctrcten, weil ich dazu durch meine Stellung als Landesdirektor und Vorsitzender dcS deutschen Landwinschaflsrais nach meiner Meinung nicht im stände war Ich glaube, daß ich damit jede weitere Erörterung über den Bund dcr Landwirte abschließcn kann. Man sagt, ich sei empört darüber, dag man den Antrag Kanitz eingebracht habe. Tas bestrcite ich ganz entfchicdcn; ich bcstrrite auch, daß die Regierung irgend eine Unbequemlichkeit dadurch erfahren hat Im Gegenteil, der Antrag Kanitz hat zur Klär ung dcr Lage beigetragen und von meinem Stand punkt als Landwirtschastsminister könnte mir nichts heißt im Herzen des Sudans, dcr große Ausstand um sich, der die ägyptischen Südprovinzcn in die Hände des Mahdi brachte „Riegel auf Riegel schob sich ungesehen vor seine wohlverdiente Heimreise." Junker entschloß sich, zu Emin Pascha nach Lado zu gehen Er sand dort die herzlichste Ausnahme, für den Augenblick.ungewohnten Luxus und langentbchrte Behaglichkeit Aber die Vorgänge ini Sudan äußerten bereits ihre Rückwirkung aus Emin Paschas tief- gelegene Provinz Täglich kamen neue Hiobsposten. Im Norden ging eine Station nach der anderen verloren Am 16. März (1884) wurde es ein Jahr, daß dcr letzte Dampfer von Chartum cingelroffcn war „Was geht da oben im "Norden vor?" fragte Hoch und Nieder, abcr es gab keine Antwort — In der That befand sich Emin Pascha in einer wohl selten dagewescncn Lage, denn wo in aller Welt ist cs gehört worden, daß Provinzen von solcher Ausdehnung jahrelang von dem Mutterland und jeder Hilfe abgcschnitten waren und man sogar im Zweifel sein mußte, ob ein Mutterland überhaupt noch existiere - Schon jetzt sprach Junker den Gedanken aus, der allein Rettung bringen konnte: einen Rückzug nach Süden Mit Aufopferung seiner Sammlungen wollte er wenigstcnS seine Tagebücher retten. Aber es zeigte sich, daß die Mahdisten vorderhand Emins Provinz in Ruhe ließen Emin Pascha hatte endlich Kunde von dem Fall Chartums und den» Heldentod Gordons erhalten und verlegte seinen Sitz nach der Station Wadelai. Dorthin kam im Dezember 1885» auch Junker wicdcr, nachdem er aus schauerlicher Irrfahrt nach Nachrichten und Verbindungen ein furchtbares Jahr durchlebt hatte Gedrückt von der Armut — alle seine Ausrüstungsmittel waren verbraucht — in der Gewalt unzuverlässiger Häuptlinge, Tag und Nacht in Sorge um seine Schriften, die einzigen Resultate so ungeheurer An strengungen, brachte ihm erst der Weihnachtsmonat von 1885 wieder einige Erholung. Sie durfte nur kyrz sein. Wahrend sich Emin Pascha an dic Behauptung seiner Provinz klammerte, erklärte Junker, daß er sich cndgiltig nach dem Süden zurückzichcn muffe „Am 2. Januar 1886 begann er jene langwierige und merkwürdige AnabasiS, durch eine Reihe schwieriger Länder, von noch schwierigcrn
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