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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.09.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910908018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891090801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891090801
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-09
- Tag 1891-09-08
-
Monat
1891-09
-
Jahr
1891
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AbormemestSpreiS >» der Hauptexpedttiou oder den im Städte bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen obgeholt: vierteljährlich ^44.ü0, bet zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« » L.bO. Durch die Post bezogen sür Deutschland und Oesterreich: vierleftährtich 6.—. Direct» täglich« Krenzbandseadung int Ausland: monatlich äili 9.—. Morgen-Ausgabe. Die Morgen-AuSgobe erscheint täglich 6 Uhr, die Abend-Antgab« Wochentag« b Uhr. Ledsctioa und Lrpe-ition: A«hanne»«affe 8. Die Expedition ist ununterbrochen ge- tssnet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: vtt« Me»«'s Lartt«. (Alfred Hatz»), llniversitätSslrabr 1« L«ut« Lösche, Aathariueustr. 1«, pari, und Lönigtplatz 7. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. UchMrIilgebM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- vnd Geschäftsverkehr. JnsertionSpreiS Morgen-Ausgabe: die 6 gespaltene Petit» »eite 20/4, Reclamen unter dem Redactions strich («gespalten) SO^, vor de» Familien- Nachrichten (6 gespalten) 40-L. Abend-AuSgabe: die Sgespaltene Petitzeile 40/>^Reclamen unter dem RedactionSstrich >4 geipalten) 1 >l, Familiennachrichtea und Anzeigen verlorener Gegenstände (Vgespalten) 20-4. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichnib- Tabellarischer und Zissernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.-. mit " Postbesörderuug 70.—. Aunahmeschluß für Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Inserate find stets an die Expedition zu richten. 258. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die Räume der Geschäftsstelle der Verwaltung unseres Wasser werkes in Leipzig-Plagwitz bleiben wegen Reinigung derselben Montag, den LI. lfd. Mon., geschlossen. Leipzig, den ü. September 1891. Ter Math der Stadt Leipzig. Io. 4651. vr. Georgi. Trinckler. Wohnungsvermiethung. Im städtischen Hausgrundstück Talzgätzchen dir. 2 ist die in der 1. Etage gelegene, aus 7 Stuben, 3 Kammern, Küche, Boden kammern und Kellerabtheilungcn bestehende Wohnung vom L. Oktober da. ArS. ab gegen einhalbjährigc Kündigung anderweit zu »ermtethen. Miethgesuche werden auf dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, entgegengenommen, woselbst auch sonst etwa gewünschte Aus kunft ertheilt wird. Leipzig, den 4. September 189 l. Ter Math der Stadt Leipzig. In. 3334. Ilr. Georgi. Wagner. Dienstag den 8. September 1891. Wegen Reinigung der Räume bleiben die Geschäfte des Leih hauses und der Sparraffe am Dienstag» den 8. September 18V1, ausarsetzt. Leipzig, den 31. August 1891. LeS Raths Tepntation für Leihhaus und Sparkasse. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) 200 Mark in einer 100-Marknote und 2 bO-Markscheinen, am 31. v. M.; 2) ein schwarzledernes Portemonnaie mit Bügel und sogenanntem Vexirschloß mit 6 Knüpfchen, darin ca. 1V5 Mark in 5 Doppel- kronen rc., am 2. d. M.; 3) eine goldene Damen-Remontoiruhr mit Secunde und gravirter Rückseite, sowie anhängender kurzer goldener, geflochtener Kette mit Quaste und 2 Kugeln, am 30. v. Nt.; 4) 4 Stück runde Nachbildungen von PreiSmrdaillen, ca. 80 cm im Durchmesser, aus vergoldetem Zinkguß hergestellt (die Präinilrung von Bier betr.), am 29. ». M.; b) ea. SV Ltzd verschied Strümpfe nnd Socken, 6 Tntzd. Normal- und 1 Dtzd. varchenttzemden. S Ttzd. graue Unter hosen, Lv. Dtzd. verschiedenfarbige Taschentücher und 1 Ttzd. EamisolS, am 1. d. M.; 6) 2 Wring-Maschinen, mit auf den Anschraube^Lisen ein- chlaaenen Buchstaben „11. L", vom 19. Juli bis 20. August; 7) 2 lebende Truthennen, weiß-, bez. schwarzgraugefiedert, vom 29. bis 30. V. M.; 8) rin Sommerüberzieher» ziemlich neu, von veilchenblauem Kammgarn, mit gleichfarbigem Futter, sowie rin Taschentuch, „0. L? gezeichnet, am 1. d. M. Nachts. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Criminal-Abtheilung zur Anzeige zu bnngen. Leipzig, den 4. September 1891. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschurider. W. Jur politischen Lage. Seit eimaer'Zeit greift bei Beurthcilung politischer Fragen eine Nervosität um sich, welche gefährlicher ist, als wirkliche unleugbare Thatsachcn. Hat man es jemals erlebt, daß ein türkischer Ministerwcchsel eine solche allgemeine Beunruhigung erzeugt hätte, wie bei dem vor einigen Tagen vollzogenen geschehen? Die Schuld liegt daran, daß man den Russen nnd Franzosen seit den Tagen von Kronstadt nicht mehr über den Weg traut und daß man sich durch die Alarm rufe, welche von England her ertönen, bat aus der Fassung bringen lasten. Eine Eorrespondenz der „Neuen Freien Presse" aus Konstantinopel, welche zu dem Schlüsse kommt, daß der Ministerwechsel am Goldnen Horn einen Erfolg des russisch französischen Einvernehmens bedeute, erregt weit über Ge bühr Aufsehen und wird nach allen Windrichtungen tele- graphirt, obwohl sie nichts als Vermuthungen enthält. Man lese nur diese Eorrespondenz, und man wird sich über zeugen, daß der Verfasser über die Ursache des türkischen Ministerwechsels ebenso wenig unterrichtet ist, wie der Re- dacteur irgend eines obscuren Winkelblattes. Weil die Aufwerfung und Neuregelung der Dardanellen- fraae zufällig mit dem türkischen Ministerwechsel zusammen- triffl, Wird rin innerer Zusammenhang zwischen beiden Ereignissen angenommen, der vollständig in der Luft schwebt. Wer bat denn überbaupt die gegenwärtige Lage der Darda nellenfrage zu der Bedeutung aufgebauscht, die sie heute zu haben scheint? Doch nur die Telegramme des „Standard" stimmen, nicht die größere oder geringere Geschicklichkeit der Vertreter Deutschlands, Englands und Rußlands in Kvn- stantinopel. Was der Sultan Rußland zugesteht, thut er nothgedrungcn, niemals in Folge von einen, auf ihn ausgeübtcn Druck, dessen ist seine ganrc RegierungSzeit Zeuge, das Abkommen in der DardaneUensrage und wegen des Streites in Bethlehem zwischen den Griechen und Lateinern ändert daran nichts. England gegenüber hat der Sultan nur ein Streben, und das ist, die Befreiung Egyptens von der englischen Besatzung durchzusetzc», also kann von einem englischen Einfluß am Goldenen Horn gar nicht gesprochen werden. Man führt die Bulgarische Frage dafür an. WaS hat denn England aetban, um diese Frage zur Zufriedenheit der Türkei zu er ledigen? Nichts, den» alles befindet sich in Bulgarien nach wie vor in der Schwebe. Weder regiert in Bulgarien ein von den Bürgen des Berliner Friedens anerkannter Fürst, noch ist die Zukunft OstruiiieticnS entschieden. England scheidet also völlig aus der Zahl der Mächte auS, welche Einfluß in Konstantinopel ausüben, im Gegentheil wäre der Sultan froh, wenn er mit England überhaupt nichts zu thun hätte. Die Lage der Verhältnisse weist den Sultan mit Nothwendigkeit auf Deutschland hin, nicht auf ein Bündniß mit dieser Macht, welches sich zum Beitritt zum Dreibund gestalten würde, sondern aus einen Freund, der ihm mit Rath und Thal zur Seite steht. Wie der Sultan in dieser Beziehung gesonnen ist, das hat sich beim Tode Ristow Paschas gezeigt, eines Generals, welcher aus Wunsch des Sultans auö der preußischen Armee nach der Türkei commandirt worden war, um dort als Organisator und Lehrer zu dienen. Ter Sulla» hat sich mit der Bitte an de» deutschen Kaiser gewandt, ihm doch einen Ersatz für den verstorbenen werthvollen Mitarbeiter zu gewäbreii. Solche Gesinnung, die auf einer langjährigen erprobten Ucberzeugung berubt, läßt sich doch nicht durch eine russisch-französische Intrigue beseitigen. Abgesehen von alle» anderen Erwä gungen käme doch zunächst in Betracht, daß die neue Verein barung der Türkei mit Rußland über den deutschen Bot schafter hinweg abgeschlossen sein müßte, und das müssen wir bezweifeln, so lange nicht der Gegenbeweis geführt ist. Dis gegenwärtige politische Lage leidet unter d Wirkung, welche die Kronstädier Feste auf die öffentliche Meinung Europas geübt haben, und wir stehen nicht an, zu behaupten, daß diese Wirkung nicht so groß ist, als sic scheint. Eine thatsächliche Veränderung in den inter nationalen Beziehungen der europäischen Mächte ist über haupt nicht eingetretcn, sondern eine rein formelle. Daß Ruß land und Frankreich im Falle eines europäischen Krieges zusammensteben werden, ist keine Neuigkeit, die erst durch den Besuch des französischen Geschwaders in Kronstadt zur That- sache geworden wäre, das ist ein Berhältniß, das seit mehr als zehn Jahren offenkundig ist. Ter einzige Unter schied besteht darin, daß früher ein getrenntes Vorgehen Frankreichs als möglick betrachtet wurde, während jetzt die Gemeinsamkeit der russischen und französischen Interessen als Grundsatz gilt. Bismarck sagte einst im deutschen Reichstage: „Wenn Rußland den Krieg gegen eine andere europäische Macht erklärt, dann gehen die französischen Gewehre von selber loS, das Umgekehrte ist nicht nothwcndig der Fall." Jetzt ist der Bund der Löbel- und Berdan-Gewehre nicht mehr zu bezweifeln, Rußland und Frankreich werden unter allen Umständen gemeinsam handeln, oder die Initiative liegt bei Rußland. Das ist der Unterschied zwiscken Sonst und Jetzt. „Kleine Ursachen, große Wirkungen" ist ein Satz, der in der Politik stets seine Geltung gehabt hat, aber aus dem türkischen Ministerwechsel wird sich gewiß kein europäischer Krieg entwickeln, nickt einmal als Kennzeichen kommt diese Veränderung in Betracht. Die Unerheblichkeit des ganzen Vorganges kommt am klarsten zum Bewußtsein, wenn man sich vergegenwärtigt, daß in der Türkei der Sultan alles ist und die Minister nichts. Nur der Wille deS Großbcrrn entscheidet, und wenn darin eine Aenderung eintreten soll, so ist sie nur möglich durch eine Katastrophe wie zur Zeit dcS Sturzes von Abdul Aziz. Dieser Sultan batte die Geduld seines Volkes bis aus die äußerste Spitze versucht und schließ lich verschwor sich alles gegen ihn. Es folgte die lächerliche Periode eines türkischen Verfassungsstaats, der aber alsbald wieder verschwand, als Abdul Hamid die Zügel der Regie rung kräftig ergriffen hatte. Abdul Hamid mag nervös und in mancher Beziehung unberechenbar sein, aber cS ist kein schwankender Charakter, der heute lobt, was er gestern tadelte. Bisher hat er sich als ein wohlwollender und con- sequenter Herrscher erwiesen. * daS dortige Schloß fahrt nach Kloster Oliva "nd.besichl'^e -- - » . und die Abteikircke. T°r Prmz b-S'-bt, ,'ck ^ ^ über Maricnburg nach -rchorn, XVII. ArmeecorpS sortzusctzen. -m-elnen der Forderungen der cm,eine,. . Die Aufstellungen der. 'geschlossen. sich -»-»>-«- «. «»»--»»Mw--«- B, wacklcn lassen. Sckvn a»S diesem Gnmde desteyi a« m di-s-' -mm-l -W-SaL» NL-'m ALdi-«,tztzW kW LUMSK'»« d-- K««-. dÄ S»»!MW-» * Man bestätigt der „Boss. Ztg. , daß es ch de d^ Unterredung deS Reichskanzlers v-Lapr'v' " v. Bleichröder um Jnsor.nat.onen über d e ' ^ der italienischen Rente gehandelt hat. Mit u ne.ye zwecken stand die Unterredung nicht im Zusammenhänge. * Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt Widerlegung der Combinatione», die jüngst an L.eP-rsondc^ Nachrichten, welche an die Reise des Botschafters MSL -m. P.».«L« dort geknüpft worden, zerfallest »Heilung, daß Mohrenheim lediglich um einem russischen Schwindler, nachzuspürcn." * Ein ostpreußisches Blatt, die „Jnstcrburger Ze.tung tbcilt Näheres über die auf Grund der Beschlüsse Deccmber-Confcrenz zur Bcrathimg von Fragen höheren Unterricht« im preußische» Ministerium geistlichen, Unterrichts- und McL>cinalangelege»heiten ausge arbeiteten neuen Lekrpläne mit, die eine wesentliche B e r des Lernstoffes bezwecken. Darnach 'mrt - wissenschaftlichen nach Petersburg ging, dessen Opfer er geworden, der deS der ringerung leidet unter der bezüglich der Lehrziele in den einzelnen w.ssenscha,tl,chcn auf die öffentliche ffa-bern durch eine Verfügung deS Provinz,al-Schulcollegmms Tragweite der DardaneUensrage ernster betrachte, als an fänglich angenommen wurde, und daß von einer an die Pforte zu richtenden gemeinsamen Note der Großmächte die Rede sei. Diese Note ist ein englisches Hirngespinst, daS niemals Gestalt gewinnen wird. ES ist immer von einem Kampfe der Interessen de« Dreibundes und Englands gegen die Ruß lands und Frankreichs am Goldenen Horn die Rede. Bald soll der deutsche, bald der englische, bald der russische Einfluß überwiegen, und jetzt heißt rS, daß Rußland seine Mit bewerber um die Gunst dcS Sultan» geschlagen habe. DaS heißt denn doch, der Türkei eine zu große Beoeutung bei- meflen. Der Sultan hat während seiner fünfzehnjährigen Regierung hinreichend zu erkennen Gelegenheit gehabt, auf welcher Seite er seine Freunde und aus welcher er seine Feinde zu suchen hat. Er ist auf Schritt und Tritt auf den Widerstand Rußland« gestoßen, wenn er irgend eine die Balkanhalbinsel betreffende Angelegenheit vom türkischen Standpuncte aus zu regeln unternahm, er hat außerdem mit Sicherheit darauf rechnen können, daß ihm von England au» Schwierigkeiten bereitet werden, sobald in irgend narr Gcgenv seine» Gebiete« ein Aufstand au-bricht, wie da- in Armenien beobachtet werden konnte. England hält seit dem Jahre 1882 den türkischen Vasallenstaat Egypten besetzt und ist durch keine Vorstellungen und Be schwerden de» Sultan« bewogen worden, Egypten srrizuaeben. Da« fiud di« Thatsache«, welche di« türkisch« Politik be Leipzig, 8. September. katholische aS Rath- Stadt und besichtigte die evangelische und die Hauptkirche, das Zeughaus, das LandeShauS, das hauS, die Börse, da« Stadtmuscum und mehrere Privatkunst sammlungen. Der Prinz gab darauf den Spitzen der Be Hörden ein Festmahl, worauf bei prächtigem Weiter eine Fest fahrt auf der Rhede folgte. Er bestieg in Neusahrwasscr den Aviso „Grille", wo der commandirende Admiral Frei herr v. d. Goltz denselben empfing. Vierzehn reich geschmückte und dicht besetzte Dampfer folgten in langer Kiellinie. Unter donnerndem Salut aller Schiffe durchfuhr die „Grille" zwei Mal die Geschwaderlinie, wobei 2l Torpedo boote sich derselben anschlossen. Nach der Rückkehr von der Rundfahrt fand bei dem Ober-Präsidenten vr. von Go hier ein Festmahl statt, worauf der Danziger Mannergesangverein eine Serenade darbrachte. Abends waren die Hasenstraße und die Hauptstraßen der Stadt glänzend erleuchtet., auf dem RatbStburm und dem Weichselmünder FrstungSthurm vrannt enmächtige Magnesium fackeln, welche weithin sichtbar ihre Strahlen warfen. Heute Vormittag unternahm der Prinz Albrecht eine Wageo- * AuS Danzig wird vom 7. September gemeldet: Zu Ehren des Prinzen Albrecht war die Stadt gestern glänzend geschmückt. Die gesammte Manöverflotte war aus der Rhede eingrlrosfen und batte in zwei langgestreckten Treffen vor dem Hafen Aufstellung genommen. Gestern Vor mittag wohnte Prinz Alvrccht dem Gottesdienst in der gackern u. A. Folgende« angeordnct: . . . Der evängelisch. Religionsunterricht der höheren Lehr. anslaltcii verfolgt, unterstützt von der gesammten Tnangtcit der Sckule, das Ziel, die Jugend in Gottes Wort zu erziehen und " ' zu zu befähigen, daß sie dereinst durch lebendige Betheiligung am kirchlichen Gcnicindelebei, ein hcrvorleuchtendcS Beilpict ncbe. Aus dieser Zielbesliinmung lassen sich bei Beachtung der Allerhöchsten Weisungen voin 30. August 1889 die für die fernere Beschränkung der Lehrausgabcn bcmcrkcnsweriheslen Gesichts- puncte hcrleitcn. — Bezüglich dcS katholischen Religionsuntcmchts bleiben weitere Bestimmungen Vorbehalten. — Im Deutschen bleibt das Lehrziel im Wesentlichen das bisherige, nur wird daran» noch mehr zu achten sein, daß gerade in diesem Unterricht die Fäden aus allen anderen Lehrgegenständc», insbesondere Religion, Sprachen und Geschichte, -usainiiieiischießcn und ,nr d,c Kräftigung und Erhöhung vaterländische» Sinnes verwendet werden müssen. Ein correcter schriftlicher und mündlicher Ausdruck und eine verständnißvolle Aneignung unserer hervorragendsten Literatur schätze ist das Gesammtzicl. — Indem das Gymnasium im Lateinischen fernerhin auf die Erreichung stilistischer Fertigkeit in bisherigem Umfange verzichtet und Verstündniß der bedeutendsten Schriftileller und eine intensive sprachlich-logische Schulung als Ziel hinstellt, wird cs auch den grammatischen und sprachlichen Stoff lediglich nach diesen beiden Gesichtspunkten auszuwählen habe». Damit aber entfallen sowohl für die Formenlehre und Syntax, als auch sür den Wort- und Phrasenschatz viele Einzelheiten von selbst. In welchem Umsang hier gekürzt werden kann, beweisen bereits vorhandene Leitfaden und die übereinstimmenden Gutachten von Fachmännern. Die Realgymnasien werden bei Reduction der Wochenslundcn auf die vor 1882 angesetzte Zahl im Lateinischen ihr Lehrziel auf Verstündniß von Cäsar und leichtere Stellen des Livius beschränken. Im Griechische» ist auch ferner Verständnis; der wichtigsten klassischen Schriftwerke das einzige Ziel, Grammatik, Wortschau und elementare Schreibungen haben lediglich diesem Ziel zu dienen. Das griechische Scriptum für die Versetzung nach Prima ist bereits weggesalle». Als Lehrziel im Französischen und Englischen ist die Hebung im mündlichen Gebrauch der Sprache, und zwar möglichst in den Formen, welche der gesell schaftliche Verkehr unter Menschen erfordert, in den Vordergrund zu stellen. Daneben ist einige Geübtheit in dem schriftlichen Ausdruck anzustrebcn. Der Beginn des französischen Unter- richls soll in den Gymnasien und Realgymnasien nach Quarta gelegt werden. In der Geschichte ist das Lehrziel Kciintniß der epochemachenden Begebenheiten der Weltgeschichte mit Ursachen und Wirkungen und Entwickelung des geschichtlichen Sinus zu erachten. Ta überdies nach der Allerhöchsten Bestimmung vom 10. August 1889 der Geschichtsunterricht bis aus Las Jahr 1888 sortzusührea, die neuere Geschichte vor der älteren und mittleren zu bevorzugen, nach Unter-Secunda ein bestimmter Abschluß hierin wie in allen Fächern zu fordern ist, so wird alles Sagen- haste und Nebensächliche mit einer Fülle von Talen und Thatsachcn entweder ganz ausscheiden müssen oder nur im Vorbeigehen zu behandeln sein. Dagegen ist den bedeuiungS- vollen Abschnitten, insbesondere der neueren und neuesten Geschichte um große Persönlichkeiten gruvptrt, eine eingehendere Behandlung »ü widmen Was die Bertheilung des Lehrstoffes betrisst, so fft für Quarta eine Uebersicht über die griechische Geschichte von Trakvn bis zum Tode Alexander s und über die 85. Jahrgang. in Aussicht genommen. In Unter-Tertiä würde dann „ach einem kurzen Ueberblick über die weströmische Kaiseraeschichte deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Milletaliers in deutsche Geschichte bis zum Regierungsantritt Friedrich's d" ^oben. insbesondere brandenburgisch. preußische Geschichte, und in UnteEecunda deutsche und preußische Geschichte bis rur Gegenwart zu behandeln sein. In Ober-Secunda soll dann viede! Neuzeit von, dreißig,ührig'en''Kriege bis^ür N^uzA^tm' hange ihrer Ursachen und Wirkungen durchgenommen we?den die Erdkunde und Mathematik und in den Nat,,eniici»n>»„^ blecken tm Wesentlichen die bisherigen Lehrziele ^ ^ ^ übernommen^" »ud bereu Interessen in EHU- * In einem Artikel der „Rbeio-West» 2. a" da» in Amsterdam nach der Besichtigung'deS herrftchcn Grabmale«, welche« dem ruhmgekrönten äeehelden Michael de Ruyter von seinen dankbaren Landsleuten errichtet worden, gesprochene Wort des Kaiser« Wilhelm II. er innert, daß „ein Volk, welches seine großen Männer derart ehrt, nimmermehr ein kleines ist", ist u. A. Folgendes gesagt: Für das unqualificirbare Verhalten eines großen Theils der deutschen Presse gegenüber dem Fürsten Bismarck, gegenüber den. Manne also, dessen Verdienste um Deutschlands Wiedergeburt nicht hoch genug geschätzt werden können und vor dessen gewaltiger Persönlichkeit wohl oder übel auch das Ausland bewundernd sich beugte, wird man dagegen nach mildernden oder erklärenden Momente» — von Rechtfertigungs-Versuchen ganz abgesehen — vergebens Umschau halte». Schmerzliches Befremden, ja ernste Be sorgnisse hinsichtlich unserer nationalen Zukunft müßte cs Hervorrufen, weil» man in diesem Falle in den Auslassungen zahlreicher sogenannter Organe der öffentlichen Meinung in der Thal ein Spiegelbild dieser letzteren erblicken sollte. Hätte der Vorgang nicht seine hvchcrnsl« Seite, so wäre cS geradezu zum Lache», die gesammte demokratische Presse im Verein mit einer ganzen Anzahl fragwürdiger Alliirter unter pseudo-monarchischem Banner mit einem wahren Fanatismus gegen denjenigen Mann ankämpsen zu sehen, der während seiner amtlichen und politische» Wirksamkeit vier Decennien hindurch di« Fahnedes Königthums hochgehatten und wie kein zweiter dazu bcigelragen hat, Lein durch die revolutionäre Bewegung ui» die Mitte unseres Jahr- Hunderts und durch die in Folge derselben hervorgcrufene» anti- autorilärcn Tendenzen stark erschütterten monarchischen Gedanken nicht in Preußen und Deutschland allein, sondern i» ganz Europa wiederum festen Boden und allgemeine Anerkennung zu schaffen. Staunen mußte die fremden Nationen wohl ergreifen, als sie den Namen des Staatsmannes, um dessen Besitz sie zwei Jahrzehnte lang uns beneidet halten, von einer Schaar literarischer Freibeuter Tag sür Tag geschmäht und verunglimpft sahen, nicht nur ungestraft, sondern auch ungehindert. Ter Schein der Undankbarkeit — aber, Gott sei Dank auch nur der Schein — spricht gegen unser deutsches Volk. Wer dasselbe näher kennt, vor Allem aber wer unter ihm und mit ihm lebt, weiß sehr wohl, daß es in seincr weit überwiegende» Mehrheit die glänzenden Verdienste des eisernen Kanzlers um unsere nationale Wiedergeburt und Größe ebensowenig vergessen hat, wie die seines kaiserlichen Herrn Withetm's I., oder wie die eines Moltke, des Schlachtendenkcrs, der das scharsgeschliffene Schwert so meisterlich zu handhaben wußte. So lange und so weit die deutsch« Zange klingt, wird Dem, der die Germania i» den Sattel zu hebe» und sie wieder bügetfest zu machen wußte, der Dank der deutschen Patrioten nicht fehlen. Davon zeuge» die zahllosen Kundgebungen, die »ach seinem Rücktritt in die Stille des Privatlebens in allen vaterländischen Gauen, insbesondere im Westen und im Süden des Reichs, also da, wo man die Folgen der früheren Uneinigkeit und Machtlosigkeit am schmerzlichsten empfunden Halle, ihm dargebracht worden sind und fort und fort dargebracht werden. Typisch war in dieser Hinsicht vor Allem die begeisterte Ovation, welche die Vertreter der gesammten akademischen Jugend, die Repräsentanten derjenigen »reise, aus denen die künftigen Leiter des Volkes, die Beamten, Staatsmänner und Parlamentarier in erster Linie hcrvorgehen sollen, unlängst in Kijsingen dem Hochbetagten bereiteten. Bon der Bedeutung dieser Huldigungen vermag weder der Ingrimm, noch der Hohn, mit dem die Preyorgane demokratischer und klerikaler Richtung dieselben cvmmentirt, irgend etwas hinwegzunehmen. Je mehr die durch den Wechsel in der Leitung der Reichspolitik erzeugten Wellen und Meise sich glätten, desto entschiedener werden icherlich die wohlgesinnten Elemente ohne Unterschied der Partei leitung Diejenige» zur Ordnung zurückrusen, die in ihrem unersättlichen Bismarck-Hasse unsercin Volke die Freude am Vater lande und an seinen großen Männern zu verderben suchen und damit am letzte» Ende — wenn auch unwissentlich — nur die Ge schäfte des Auslandes besorgen. Ihr dreistes Beginnen, dabei unter der Maske einer besondere» Loyalität obenan als Vorkämpfer für die Interessen der Krone und ihres erlauchten Trägers aufzutreten, hat durch das Kaiserwort in Amsterdam am Grabmale de Ruyter's die rechte Beleuchtung und wohlverdiente Bcrurtheiluug erfahre». In dieser Hinsicht werden sie Nieuiaiide» mehr zn täuschen vermögen, der nicht selbst getäuscht sein will. * Aus Paderborn erstatt die „Kreuzzeituim" nachstehende Zuschrift: Paderborn, 4. September. Ter Sedan tag — ein evangelischer Festtag! — Wer's nicht glaubt, hätte Paderborn am Sedantage besuchen sollen und er wäre uni diese überraschende Kenntniß reicher geworden. Vormittags evangelischer Fcstgottesdienst, Nachmittags festlicher Auszug der evangelischen Schulen und Vereine in ein Garten- local, in welchem die evangelische Festfeier stattfand, und Abends Rückmarsch des FestzugeS in die Stadt unter reger Betheiligung der evangelischen Gtmeindemitgliedcr. Und wie verhielten sich die katholischen Bewohner, wie die städtischen Behörden und wie die katholischen Schulen Paderborns diesem unserem Ehrentage gegenüber? Bei Proccssionen, an denFesten deö heiligen Liborius, Aloysius u.s.w. hängen auS fast allen Häusern der braven Padersladt Fabncn in allen Farbe» des RegenbogenS heraus. Wenn am Ge denktage der Schlacht von Sedan in jeder der Straßen, welche der Festzug passirte, auch nur eine Fahne gezählt worden ist, so hat schon eine sehr günstige Zählung Platz greifen müssen. Und daS Rathhaus, welches bei kirchlichen — daö beißt katho lischen Festlichkeiten stets in reichem Farbcnsckmucke prangt, zeigte keine einzige Fahne, und in der Straße, welche vom Wcsl- thecle der Stadt her zur evangelischen Kirche führt, wurde munter gepflastert, so daß die evangelischen Kirchgänger zu ihrem Golteshause nur mühsam sich hindurchwinden konnten, und auf den Nachmittag des Sedantagcs hatte der Magistrat Termin zur Berpachtung von Obst augesetzt. — Seitens der katholischen Schulen ist der Scdautag gleichfalls mit Still schweigen übergangen worden. DaS dürfte genügen! Ein Eomincntar scheint überflüssig. * DaS „Thüringer Tageblatt" batte vor einigen Tagen initgcthcitt, der außerordentliche Bezirkstag deS Krieger- verbandcS Sachsen-Weimar-Eisenach habe in Apolda einstimmig beschlossen, von einer ofsiciellen Betheiligung an der diesjährigen Kaiserparade deS 4. und 1l. Ärmee- corps abznschen. Die „Nordd. Allg. Ztg." bemüht sich, an leitender Stelle, um, wie sic sagt, Mißdeutungen zu begegnen, den Sachverhalt darzustellen. Es sei den Kriegervereinen bisher bei den Kaiserparaden eine Sonderstellung ein- geräunit worden, indem ihnen in der Regel auf dem Paradesclde selbst ein Plan zur Aufstellung angewiesen wurde. Unbeschadet der Neuerungen, durch die unsere jetzige Zeit durch die Hervorkehrung der socialresorma- torischen Bestrebungen auch den öffentlichen Huldigungen bei dem Erscheinen dcS Kaisers in den Provinzen ein anderes Gepräge verliehen hat, habe doch auch Kaiser Wilhelm II. es bei dieser bevorzugten Stellung seiner alten Soldaten belassen. In Thüringen liegen nun die Verhält nisse eigenartig. Die Organisation der zu Verbänden ge einten Vereine sei eine vielverrweigte und theilweise nicht durchsichtig klar geregelte. Es schiede sich hier Manches i«
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