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' - - - Frankenberger Tageblatt Dal ToarblLtt lrstüaint an Ikdem Werktag r AronatA-UeAUgAPrelA . I NO Mk. Bil «bhölutt» In den Ausa-b-st-llen des Landg-bi-teS Io Pfg. mehr, bei ZuIragunft^iMdKmdt^ebtet IS Pfg., im Landgebiet «-«enkarten 8« Pia.. Einzelnummer 1«Pfg.. Tonnadendnummer so Pfg. «oM<ve<N»n«o: Leipzig 2S20I. (Semeindeglrolonlo: Frank-nberg. Ammsprech« 8b. — Lelegramme: Tageblatt grankcnbergsachfen. Anzaigenprri»: l Millimeter Höhe einspaltig 22 mm breit) L Pfennig, im Redaktionsteil (--- 72 mm breit) »0 Pfennig. Kleine Anzeigen find bei Aufgabe zu bezahlen. Für Nachweis und Vermittlung «s Pfennig Sondergeblihr. — Für schwierige Satzarten, bei Ankün. digungen mehrerer Anftraggeber in einer Anzeige und bei Platzvorfchriften Ausschlag. Bei größeren Aufträgen und im MedcrholungSabdrmk Er. Mäßigung nach feststehender Staffel. Dar FranlenberM Tageblatt ist dar W Verössenttlchung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast zis-a md des Stadtrats zu zranlenderg behSrdllcherselts bestimmte Blatt zrettag- den 2S. November lM nachmittags Rk. 27» «3. Jahrgang Gudstatvien» Rote tiberreitht Ueberraschend scharfer Ton gegen Ungarn — Sofortige Verwahrung Ungarns Deutlich l Der südslawische Außenminister Jeftitsch hat im Vülkerbundssekretariat die angekündigte Note überreichen lassen, in der die Unter suchung der politischen Verantwortlichkeit des Marseiller Attentats verlangt wird. Die Note, die drei Schreibmaschinenseiten umfaßt und alsbald veröffentlicht werden soll, richtet sich, wie verlautet, ausdrücklich gegen Ungarn und wird später durch eine ausführliche Mate- rialfammlung ergänzt werden. Die südslawische Note beginnt mit folgender Einleitung: „Das fluchwürdige Verbrechen von Marseille, das das Bewußtsein aller Kul turvölker in Erregung versetzt hat, zwingt die südslawische Regierung, auf Grund der poli zeilichen Untersuchung in verschiedenen Län dern, den Völkerbundsrat mit gewissen beson deren ernsten Seiten dieser Angelegenheit zu befassen, weil sie dazu angetan sind, das gute Einvernehmen und den Frieden zwischen Süd- slawien und dem benachbarten Ungarn zu stören." Die Note erinnert dann an die Verhand lungen vor dem Völkerbundsrat im Juni. Damals bereits habe die südslawische Regie rung auf die verbrecherischen Umtriebe ge wisser terroristischer Elemente in Ungarn und deren Unterstützung durch gewisse ungarische Behörden bingewiesen. Sie habe damals er wartet, daß die ungarische Regierung die not wendigen Maßnahmen treffen würde, um der Unterstützung, der sich die terroristischen Ele mente in Ungarn erfreuten, ein Ende zu machen. Nur in diesem Geist sei»» Verhand lungen mit der ungarischen Regierung aus genommen worden, die am 21. Juli zu eiuem Abkommen in Belgrad geführt hätten. „Die Ergebnisse der Untersuchung des Mor des an König Alexander und an Barthou", so behauptet die Denkschrift, „haben bewiesen, daß dieses Verbrechen unter der Teilnahme derjenigen nach Ungarn geflüchteten terrori stischen Elemente organisiert und ausgeführt worden ist, die in diesem Lande nach wie vor die gleiche Hilfe genossen haben wie vorher, und daß diese Verbrechen nur dank dieser Hilfe ausgeführt werden konnten. Des weiteren wird in der südslawischen An klageschrift dann noch ausgeführt, die Ergeb nisse der Untersuchung beleuchteten in beson ders ernster und eindrucksvoller Art die Ver antwortlichkeit der ungarischen Regierung für die Hilfe und Unterstützung, die der terroristi schen Aktion gewisser emigrierter südslawischer Untertanen gewährt worden sei. Aus Sorge für die Aufrechterhaltung des Friedens und im Vertrauen auf die Autorität des Völkerbundes sehe sich die südslawische Re gierung gezwungen, unter Berufung auf Ar tikel 11 Absatz 2 des Völkerbundspaktes den Völkerbundsrat mit dieser Lage zu befassen, die in ernster Weise die Beziehungen zwischen Südslawien und Ungarn bedrohe und den Frieden und bas gute Einvernehmen zwischen den Nationen zu stören drohe. Tschechoslowakei und Rumänien schließen sich an Der tschechoslowakische Außenminister Dr. Benesch hat an das Völkerbnndssekrtariat eine Note gerichtet, in der er auf den südslawischen Schrit bezug nimmt und sodann erklärt, daß sich die tschechoslowakische Negierung als Mit glied des Völkerbundes vollinhaltlich der Ein gabe Ser südslawischen Negierung anschließt. Den gleichen Schritt hat Rumänien unter nommen. Ministerpräsident Gömdös erläutert den Standpunkt Ungarns zur südslawischen Note Budapest, 23. 11. Ministerpräsident Gömbös hat einem Mitarbeiter des Un garischen Telegrapheu-Korrespondenz-Büros auf dessen Anfrage hin den Standpunkt der ungarischen Regierung zu der südslawischen Note an den Völkerbund folgendermaßen bar- gelegt: Tie ungarisch- Negierung wurde durch die -im Zusammenhang mit der Marseiller Ange legenheit in Genf unterbreitete südslawische Note nicht überrascht. Sie sicht in dieser Note nichts anderes als die Fortsetzung des seit einem Monat im Gange befindlichen und auf die Untergrabung der Stellung Ungarns ge richteten Pressefeldzuges. Sie sicht mit Be fremden, daß der Ton der Note der gleiche ist wie der der gegen Ungarn hetzenden Presse. Diese Presse hat nämlich sofort nach der Ver übung des Mordes, somit zu einer Zeit, als noch! keinerlei Anhaltspunkte dafür vorhanden sein konnten, wer die Organisatoren und die Ausführenden des Anschlages waren, zur Bloß stellung Ungarns eine politisch!« Hetze einge leitet, die von vornherein geeignet war, den europäischen Frieden zu gefährden. Tie ungarische Regierung hat vom ersten Ein setzen des Berlenmdungsfeldzuges die Tendenz klar erkannt. Es steht nämlich außer Zweifel, daß das Ziel der Leiter des Feldzuges neben der Diskreditierung der ungarischen Sache auch die Einschüchterung Ungarns war, um unsere friedliche Arbeit für unsere nationale Existenz Zu lähmen. Die ungarische Regierung lenkt dis Aufmerksamkeit der öffentlichen Meinung der Welt auf die politische Tendenz der südsla wischen Note, besonders unter Hinweis darauf, daß sie ihre Beschuldigungen gegen Ungarn ohne ins einzelne gehende Kenntnis der Sache und unter Berufung auf die angeblich zur Verfügung stehenden bisber nicht nachprüfbaren Beweise stützen will. Die Haltung der süd slawischen Regierung ist umso unberechtigter, weil sie es bisher nicht einmal für notwendig hielt, sämtliche «Vs Grundlage der Beschuldi- digung dienenden Schriftstücke der ungarischen Negierung mützuteilen. Die ungarische Negie rung hätte diese ebenso Lügen gestraft wie jene Behauptungen, daß der Mörder vor Be gehung des Anschlages sich in Ungarn aufge halten babe. Die ungarische Regierung als Vertreterin einer tausendjährigen Nation, deren Geschichte den politischen Mord niemals als Mittel zur Geltendmachung der Wahrheit der Nation an erkannt hat, protestiert feierlich gegen das Vor gehen der süds'awiscken Regierung und weist di« Beschuldigung der Teilnahme am Mord zurück. Da die ungarische Regierung durch das Vorgehe» der süd slawischen Regierung den euro päischen Frieden als gefährdet a »sieht, hält sie es auch ihrerseits für wünschenswert, daß der Völkerbund behufs dringender und objektiver Klärung der Sache jeden Schritt unverzüglich unternehme. Sie wünscht dies um so mehr — und lenkt die Aufmerk ¬ samkeit der europäische» öffentlichen Meinung besonders hieraus —, weil es den Anschein hat, daß Südslawien und seine Freunde im Bewußt sein ihrer inr Sinne der Friedens«ertrüge ihnen einseitig zugestandenen überlegenen mili tärischen Kraft den heiligen Gedanken des europäischen Friedens gefährden. Zustimmung der französischen Presse Paris, 23. 11. (Fnnksprulch.) Die Ueber- reichung der südslawischen Note im General- sekrekariai des Völkerbundes wird von der Pariser Presse eingehend besprochen. Dis Mütter, die lang« Auszüge aus dem Schriftstück bringen, bezeichnen die Noto in der Form gemäßigt, aber im Ton energisch und entschlossen. Ganz allgemein stimmt man dem südslawischen Schritt zu, wenn man sich auch nicht verhehlt, daß er im Januar zu ernsten Schwierigkeiten Anlaß geben könnte. Tie Erklärungen des Vertreters Ungarns wer den von den einen als Manöver, von den anderen als Verlegenheitshandkung anoeVen. Nur „Echo de Paris" gibt der Auffassung «Ausdruck, Ungarn fordere absichtlich die so fortig« Beratung der Sachle, da es wisse, daß es, gestützt auf Italien, nichts zu befürchten habe. Auf alle Fäll« müsse man damit rech nen, daß Ungarn und di« Kk«im« Entente sich in den nächsten Monaten schärfer denn je ge genüberstehen würden. Der „ Matm" schreibt, die südslawische Note bringe trotz aller anerkennenswerten Mäßi gung die berechtigte Entrüstung des südslawi schen Volkes noch mit größerem Nachdruck zum Ausdruck. Ter „Petit Parisien" ist der Ansicht, daß das Generalsekretariat des Völkerbundes sel ten in den Besitz eines so klaren, in der Form edlen und im Ton gerechten Schriftstückes ge langt sei. Die Londoner Presse von der Schürfe überrascht London, 23. 11. 23. 11. (Funkspruch!.) Die südslawische Note wird in allen Blättern ausführlich veröffentlicht. Allgemein ist diel Ueberraschung über dis Schärf« ihres Tones und ihre Anschuldigungen gegen Ungarn. Die sofortige Verwahrung des ungarischen Ver treters in Genf findet ebenfallks große Be achtung. „News Chronicle" will wissen, daß ein Satz, m dem Ungarn der Krieg angedroht worden setz im letzten Augenblick aus der Kontrolle statt Abrüstung Eine mit dem Tode ringende Konferenz So selten die Sitzungen der Abrüstungs konferenz ini Verlaufe des letzten Jahres in Genf geworden sind, so kurz sind sie auch. Ja, man kann sagen, daß sie desto kürzer werden, je seltener sie vorkommen. Während im Juni die Konferenz nach monatelanger Pause im merhin zehn Tage lang einen Ausweg aus der verfahrenen Sache suchte, in welche sie durch die Weigerung der Rüstimgsmächte, auf der Grundlage der Gleichberechtigung zu ver handeln, geraten war, dauerte die letzte Ta gung des Büros der Abrüstungskonferenz nur noch einen kurzen Vormittag. Das Ergebnis dieser Beratungen bietet an und für sich nichts Ueberraschendes. Die beiden Gegensätze, die sich in der Hal tung einmal der angelsächsischen Mächte, der Ncntralen «nd des Konferenzpräfidcnten Hen derson, sodann in der Auffassung des russischen Außenministers Litwinow gcgenüberstanden, sind der Form nach überbrückt, aber in keiner Weise wirklich beigclcgt worben. Henderson und die Angelsachsen wollen das Scheitern der Konferenz nicht öffentlich ein- gestchen, sondern das Dasein dieses mit dem Tode ringenden Organismus immer wieder künstlich durch allerlei Ausschußarüeiten, und seien es auch nur solche von untergeordneter Bedeutung, verlängern. Deshalb haben sie jetzt entdeckt, daß Sonderausschüsse der Kon- ferenz die Fragen der Kontrolle des Waffen- handels und der Waffenherstellung, der Oeffentlichketzt der Rüstungshaushalte und der j L-cyassung eines vesonoere» Abrüstungsaus schusses beraten und in der Form von Sonder abmachungen lösen könnten. Der russische Außenminister Litwinow will dagegen ein für allemal mit der Fiktion einer Abrüstungskon ferenz Schluß mache», und an ihre Stelle etwas, das er selbst die ständige Friedenskon ferenz nennt, setzen, in Wirklichkeit also eine Zentrale für die Ausarbeitung von Sicher heitsbündnissen einrichtcn. Diesen Gegensatz hat Henderson dadurch formal überbrückt, daß er den Litwinowschen Vorschlag der Bestellung einer ständigen Friedenskonferenz dem gleichen Ausschuß zur Behandlung überwies, der auch die Frage der Einrichtung eines ständigen Ab rüstungsausschusses zu prüfen haben soll. Nach Hendersons Wunsch werben also nun- Mehr drei Ausschüsse, allcröings erst im Ja nuar, die Tätigkeit der Abrüstungskonferenz fortsetzen, von denen der eine die Frage der Massenherstellung, der zweite diejenige der Rüstungshaushalte und der dritte gleichzeitig die Fragen: Ständiger Abrüstungsausschuß und ständige „Friedenskonferenz" behandeln wird. Was für ein kümmerliches Gebilde fristet da also unter dem stolzen Namen Abrüstungs konferenz sein Dasein? Von den beiden offi ziellen Bezeichnungen der Konferenz, welche die Begrenzung und die Herabsetzung der Rüstungen bringen sollte, ist keine einzige mehr übrig geblieben. Von Abrüstung wa.r «mzer Tagesspiegel Der Führer und Reichskanzler Adolf Hiller empfing am Donnerstag di« Führerschaft der Hitlerjugend. Nachdem Bal dur von Schsrach seine Mitarbeiter dem Füh rer vorgestellt hatte, unterhielt sich dieser ini zwangloser Aussprache über verschiedene Iw» gendfragen. Jin Anschluß daran waren di« Hitlerjugendführer Gäste des Führers. Der südslawisch« Außenminister Je ft lisch -hat im DölkerbuNvssekretariat di« angekündigt« Not« überreichen lassen, in der die Untersuchung der politischen Verantwort lichkeiten des Marseiller Attentates verlangt > wird. Die Note richtet sich ausdrückW gegen Ungarn. Die französische Regierung hat der Kammer ein« Vorlage über -Ergänzungs kredite zum Heereshaushaltplan in Höhe von 800 Millionen Franken unterbreitet. Es han delt sich um die von Marschall Petam cmg«- kündigte Vorlage für die Modernisierung des Heeresmaterials. Die Vereinigten Staaten haben an die Vertretung von 12 Ländern die Auf forderung gerichtet, die am 15. Dezember dieses Jahres fällige Schuldenrate zu zahlen. Im Süden von West-Virginia (USA) wüten mehrere Hochwald-brände, die ungeheuren Schaden amichteten. Zwei Ort schaften sind völlig vom Feuer umzingelt. l ' Sl Note weggelassen worden sek. „Daily He- vald" dagegen berichtet, daß die Note trotz Lavals Bemühungen nicht geändert worden sei. „Daily Telegraph" sagt, das Schriftstück habe im Genf das größt« Aufsehen erregii. Der Genfer Bertreter der „"Times" ist dec einzige, der sich -ausführlicher äußert. Er sagt: D er Ton der Note wird hier als viel schärfer angesehen, als erwartet worden war. Dies wird auf die aufgeregte Stimmung der süd slawischen Oeffentlichkert Zurückgeführt. In ungarischen Kreisen hat das Vorgehen Süd- siawiens, der Tschechoslowakei und Rumäniens große Empörung verursacht. Bei den ver schiedenen Abordnungen scheint der erste Ein druck der zu sein, daß die Note beträchtlich weiter gehe, als für politisch klug gehalten^ werde und daß ihr Ton und Wortlaut der Würde etwas Abbruch tue, die Südslawien bisher unter sehr schwierigen Umständen ge zeigt habe. Die Anschuldigungen und der Ton der Note sind derartig, daß es für sehr wenig wünschenswert gehalten wird, sie bis zum Ja nuar unbeantwortet zu lassen und dadupchl die politische Umwelt zu vergiften. ja in Genf schon lange nicht mehr die Rede, jetzt aber will man hier auch von der Begren zung der Rüstungen nichts mehr wissen. Denn wenn man sich die Vorschläge und Aufgaben dieser drei Ausschüsse näher besteht, stellt man fest, daß in Zukunft nur noch von der Offenlegung der Rüstungen, der Veröffent- lichung von Zahlen und Vorgängen, die Rede kein könne. --x>i Ausschuß für die Rüsttmgsbudgets soll sich mit der Frage der Veröffentlichung der Wehrhaushalte beschäftigen, der Ausschuß für Waffenhandel mit der Kontrolle des Waffen handels und der Wnffcnhcrstellnng. Nehmen wir einmal an, daß die Arbeiten dieser bei den Ansschlisse zu einem Ergebnis und zum Abschluß von Konventionen führen, was ja auch heute noch nicht einmal festzustehcn braucht — so wäre damit nur erreicht, daß man in Zukunft genau wüßte, wieviel Geld jeder Staat für seine Rüstungen anfwendet, wieviel Waffen nnd Munition in der privaten oder staatlichen Industrie eines jeden Landes hcrgestcllt, oder welche Waffen aus- und ein- gefnhrt werden. Das wäre zwar immerhin schon mehr, als man bisher ereicht hat, aber es stände natürlich in gar keinem Verhältnis zn dem, was die Siegcrstaatcn im Versailler Diktat selbst versprochen haben, und was in den unzähligen Entschließungen des Völker bundes über die Abrüstungsfrage seither nichi nur die Versailler Sieger, sondern alle Mit glieder des Völkerbundes gelobten. Wäre die Welt Wohl ruhiger, wenn sie ge- na» wüßte, welche Unsummen die einzelnen Länder für ihre Rüstungen aufwenöen, unb wenn klar ersichtlich wäre, wieviele Waffen fabriziert und wohin sie geschickt werden? . Dieser, .ganze Kontrollmechanismus hätte